Volltext Seite (XML)
Opfer des Eises. Furchibares Unglück auf dem Dorfteich. Acht Kinder auf dem Eise eingebrocheu Geschwisterpaar und eine Frau ertrunken In Ptakowitz (Kr. Beuthen), einer kleinen Ortschast des oberschlesischen Bergbaugebiets unweit der polnischer Grenze, ereignete sich am Neujahrstage, wie erst jetzt be könnt wird, ein furchtbares Unglück. Beim Spiel auj dem zugefrorenen Gutsteich des Dorfes brachen ach! Kinder im Alter von vier bis sieben Jahren ein. Zwei von ihnen konnten nur als Leichen geborgen werden, unt eine alte Frau, die ihr Enkelkind rettete, mutzte ihr« mutige Tat ebenfalls mit dem Leben bezahlen. Auf den etwa 1000 Quadratmeter großen Teich, aus dem sich eine dünne Eisdecke gebildet hatte, war morgens die ganze Dorfjugend mit Schlittschuhen und Rodel schlitten hinausgezogen. Unter der fröhlichen Schar be fanden sich auch die Kinder des Grubenarbeiters Pro- fuß, die fünfjährige Adelheid und ihr vierjähriger Bruder Franz. Ohne sich der Gefahr bewußt zu werden, zogen die Kleinen quer über den Dorfteich. Mitten auf dem Gewässer, wo wegen einer Quell st römung die Eisdecke kaum ein Zentimeter stark war, geschah dann das Unglück. Sämtliche Kinder brachen mit ihren Schlitten ein, und ihre gellenden Hilferufe alarmierten die Spielkame raden, die am Ufer verblieben waren, und die Bewohner der umliegenden Bauernhäuser. Von allen Seiten eilten Männer und Frauen zur Rettung der Kinder herbei. Die 67 Jahre alte Frau Köhler sah ihr Enkelkind, einen kleinen Jungen, dem sie am Tage vorher den Schlitten geschenkt hatte, in den Fluten versinken und rannte auf das Eis hinaus. Es gelang ihr im letzten Augenblick, den Kleinen heraus zuziehen, doch dann gab die Eisdecke nach und sie selbst ertrank. Der Bergmann Keintoch und der 15 Jahre alte Hitler- Junge Kremer setzten das Nettungswerk fort. Unter eigener Lebensgefahr vermochten sie sechs der Kin der, die halb erstarrt waren, unversehrt ans Ufer zu bringen. Frau Köhler und die Kinder des Bergarbeiters Prosuß waren jedoch bereilstot. Die anderen Kinder konnten nach stundenlangen Bemühungen wieder ins Leben zurückgerufen werden. Dampferuniergang bei New tzork. Passagiere und Besatzung im letzten Augenblick aus den eisigen Fluten gerettet. Mitten auf dem East River in N e w Dort, der den Stadtteil Manhattan von Brooklyn trennt, ereignete sich in den frühen Abendstunden ein dramatisches Schiffs- Unglück. Der amerikanische 1200 Tonnen große Küsten dampfer „Lexington" stieß auf der Ausfahrt nach Rhode Island mit dem ihm entgegenkommenden schwe dischen 5000 Tonnen großen Frachtdampfer „Jane Christenson" zusammen. Die „Lexington" sank innerhalb von 10 Minuten, nachdem es ge lungen war, sämtliche 130 Passagiere und 50 Mann der Besatzung zu bergen. 20 der Geretteten trugen bei dem Unglück Verletzungen davon, fünf Besatzungs- angchörige werden noch vermißt. Der Zusammenstoß ereignete sich in dem Augenblick, als sich die meisten Passagiere in ihren Kabinen für das Abendessen umzogen. Ein furchtbarer Stotz erschütterte die „Lexington" und rief eine unbeschreibliche Verwir rung an Bord hervor. Aber dank des ruhigen und tatkräftigen Verhaltens der Besatzung konnte eine Panik vermieden werden. Die Bordkapelle spielte geistesgegenwärtig einen Tanzschlager, der die Schreckensrufe der Fahrgäste über tönte. Um das allzn schnelle Eindringen des Wassers zu verhindern, preßte die „Jane Christenson" ihren Bug solangegegendasLeckder „Lexington", bis zahl reiche kleinere Hafenfahrzeuge heraneilten. Tausende vonNew-Borkern sahen von den Ufern aus der un heimlichen Schiffskatastrophe zu. Die meisten Passagiere stürzten an Bord und sprangen in das eisige Wasser des Stromes, aus dem sie von den herbeirascnden Fahrzeugen aller Art geborgen werden konnten. Bald darauf sank die „Lexington" sehr schnell; nur ihre Schornsteine ragten noch aus dem Wasser heraus. Von den Fahrgästen konnten scheinbar alle gerettet werden. Die Nachforschungen nach den Vermißten sind infolge des Umstandes, daß die Schiffsliste mit unter gegangen ist, sehr erschwert. Taucher werden das ver sunkene Wrack der „Lexington" na^ vielleicht noch darin eingeschlossenen Leichen absuchen. Des Rsichsforsimeisisrs Dank. An die Pfleger deutschen Waldes. Reichsforstmeister Göring hat an die deutschen Waldbesitzcr, Waldarbeiter und Forstbeamten folgenden Aufruf erlassen: „Große und vielseitige Anforderungen: Arbeitsbeschaffung, gesteigerter Bedarf der Verbraucher, veränderte Wirtschaftsgrundsätze, brachte das Jahr 1931 für jeden Pfleger deutschen Waldes. Für Pflichterfüllung und Mitarbeit meinen Weidmannsdank und Weidmannsheil für die gesteigerten Aufgaben des Jahres 1935 in unerschütterlicher Treue zu unserem geliebten Führer. Heil Hiller!" Mim Nachrichten. Dtaatsschauspielcr Hartmann kommt nach Berlin. Wien. Wie amtlich mitgeteilt wird, hat die Verwaltung des Burgtheaters den Vertrag mit dem Burgschauspieler Paul Hartmann in beiderseitigem Einverständnis gelöst. Hart mann, der, wie erinnerlich, vor einiger Zeit vom Minister präsidenten Göring zum Staatsschauspieler ernannt worden ist, geht nach Berlin. Starkes Erdbeben im südlichen Tibet. Kalkutta. In der Erdbebenwarte von Alipur wurde ein starkes Erdbeben ausgezeichnet, dessen Mittelpunkt sich voraus sichtlich im südlichen Tibet ungefähr 30V Kilometer nördlich vom Mount Everest befindet. ms aller Well. Entgleisung eines Gütcrzuges. Die Reichsbahn direktion Kassel teilt mit: Nachts entgleiste bei der Durch fahrt in Lippstadt ein Durchgangsgüterzug durch Streifen eines im Nachbargleis entgleisten Wagens. Etwa 20 leere Wagen sprangen aus den Schienen und einige fielen um. Beide Hauptgleise sind voraussichtlich bis gegen Nach mittag gesperrt. Der Eilzug- und der Personenzugverkehr wird durch Umsteigen aufrechterhalten. Außerdem ist Omnibusverkehr zwischen Lippstadt und der Nachbar station Benninghausen eingerichtet worden. Die Güter züge werden ebenfalls zum Teil umgeleitet. Personen sind nicht zu Schaden gekommen. Eine Untersuchung ist eingcleitet. 13 Sprachcnkellner haben mit „gut" bestanden. An dein ersten Lehrgang der Kellncrsprachenschule in Wernige rode, der dieser Tage abgeschlossen wurde, haben 13 Kellner teilgenommen, die das Schlußexamen sämtlich mit „gut" bestanden haben. Für den demnächst be ginnenden Lehrgang haben sich bereits 24 Teilnehmer gemeldet. Todesopfer einer Messerstecherei. In einem Lokal' am Kolberger Hafen kam es in der Nacht zwischen Mit gliedern der Besatzungen des Kieler Dampfers „Käte" und des Stettiner Dampfers „Doris" zu Streitigkeiten, in deren Verlauf der 24jährige Matrose Schneider von der „Käte" den 35 Jahre alten Seemann Buch von der „Doris" erstach und den seinem Kameraden zu Hilfe eilenden Koch von der „Doris" durch einen Messerstich ebenfalls schwer verletzte. Der Mörder wurde verhafte:. ? 20 Zentimeter Neuschnee in den schlesischen Bergen. Im Laufe der Nacht sind arktische Kaltluftmassen in Schlesien eingedrungen. Auch im Flachland sind die Niederschläge in Schnee übergegangen und die Tempe raturen unter den Gefrierpunkt gesunken. Aus den schlesischen Bergen werden bis zu 20 Zentimeter Neuschnee und Gcsamtschneehöhen bis zn 40 Zentimeter gemelder. Die Schneckoppe meldet elf Grad Kälte. Es ist mit Weiteren Schneefällen zu rechnen. Beim Skilauf tödlich verunglückt. Der 30jährige Willi Fink von der Skiabteilung des Gloganer Ruderklubs stürzte auf der Skifahrt von der Petersbaude im Riesen- gebirge nach der Zinnecker Baude und brach sich dabei einen Halswirbel. Auf dem Abtransport ist er verstorben. Fink war ein ausgezeichneter Skiläufer und hat schon er folgreich an Wettkämpfen teilgenommen. Vor der Fahrt soll er sich über seltsame Todesahmmgen Kameraden gegenüber geäußert haben. - Feuerwehrleute in brennendem Gebäude verunglückt. In einem von sieben Negersamilien und einer Weißen Familie bewohnten vierstöckigen Hause in New Dort ent stand ans unbekannter Ursache Großfeuer. Alle Be wohner konnten jedoch gerettet werden. Nachdem die Feuerwehrleute das Feuer eingekreist hatten, betraten sie das noch brennende Gebäude, um eine Untersuchung vor- znnehmen. In diesem Augenblick stürzte das Haus ein. Zwei Feuerwehrleute wurden getötet und vierzehn, zum Teil schwer, verletzt. Landmanns ArbeitMender im Härtung. Im ewigen Umlaus des Bauernjahres gibt es keine« Stillstand, aber Einschnitte, die dem Rückblick und Aus blick, der Besinnung und Planung Vorbehalten sind. Mehl als es sonst der Aeginn des KalenderjLhres vermag nötigt er uns diesmal zu genauem Vorausschauen. Den« mit dem Reichsbauerntag in Goslar hat die Erzeu- gungsschlacht begonnen, und ihr Plan ist gena« festgelegt. Jeder einzelne von uns hat sich an seinem Platz bereitzuhalten und seine ganze Kraft im Dienste der Volksgesamtheit einzusetzen. Bis in das letzte Bauern haus im weilen Reiche sind die Richtlinien gelangt, di« zu befolgen höchste Pflicht ist. Wir haben also beim Bestellungsplan Wi das Frühjahr gewissenhaft alle uns in unserer Wirt schaft gegebenen Möglichkeiten für den vermehrten Anbau von Futterpflanzen, Sl- und Gespinstpflanzen zu er wägen. Ebenso die stärkere und vor allem auch di« richtige Düngung, die den Ertrag unserer Scholle steigern kann, wobei der in letzter Zeit erfreulich ge steigerte Düngerbezug weiter anhalten mutz. Bei Fort dauer des offenen Wetters werden Mist und Kompost ausgcsahren, die Gräben werden geräumt, auf Wiesen und Weiden unebene Stellen planiert, es wird gemergelt. Die Fuhrwerke werden mit Holzfahren und dem Einholen von Wald- und anderer Streu beschäftigt; eine dauernde sorgfältige Überwachung erfordern die Mieten. Im Hof wird der Scheunendrusch fortgesetzt, dabei Werden die Garbenbändcr gesammelt. Es beginnt die Vorbereitung des Sommersaatgutes. Die Säcke werden ausgedesserl. Im Stall wird zur Einsparung von Streustroh dieses geschnitten, was seine Aufsaugsäbigkeit erhöht. Gut geputzt ist halb gefüttert. Das gilt besonders sür den Winter, und warme Ställe sparen Futter; das spürt man am Milchertrag. Um Frühjahrsferkel zu haben, läßt man die Sauen belegen; im Schafstall beginnt die Winter lammung. Die Auswahl des Zuchtgeslügels mutz ge troffen werden. Im Garten werden die ersten Mistbeete angelegt, die Schädlingskontrolle wird fortgesetzt und die Reini gung der alten Obstbäume ist zn beenden. Vorsicht vor Wildverbiß ist geboten. Am Bienenstände hat vollkommenste Ruhe zu herrschen, abgesehen von etwa notwendiger Fütterung hungriger Völker, wobei aber jetzt keine flüssige Nahrung zu verabreichen ist. s37 Das Licht im Treppenhaus des Kavalierhäuschens war schon längst erloschen, da stand Robby Herman immer noch da, an den Wagenschlag gelehnt, und schaute sehn süchtig hinauf, wo ein einziges Licht in die Nacht leuchtete. Und hinter der kleinen weißen Mnllgardine verborgen stand Edelgard — ihr Herz war unten bei dem Manne dor: in der Dunkelheit * * Am nächsten Tage trat Herman seine Reise an. Er hatte kurz zuvor noch eine Besprechung mit Studczynski, der die Lizenzabteilung für die Oststaaten bearbeitete. Studczynski sollte ihn anch jetzt während der kurzen Abwesenheit vertreten. Studczynskis erster Blick fiel auf die geöffnete Tür und auf den Arbeitsplatz Edelgards. Er war leer. „Fräulein von Dönitz ist für heute beurlaubt", sagte Robby Herman, der Studczynskis Blick gefolgt war. „Sie hat diese Tage sehr scharf arbeiten müssen, mehr als man gerechterweise verantworten kann. Darum habe ich sie be urlaubt und wäre dafür, daß sie erst wiederkommt, wenn ich zurück bin. Sie haben ja Ihre eigene Sekretärin, Studczynski." „Gern, wenn Sie es wünschen!" Studczynski machte eine kleine Pause; dann fuhr er etwas ironisch fort: „Sind Sie immer so rücksichtsvoll gegen Ihr Personal, lieber Herman — oder mir in diesem besonderen Falle?" „Was meinen Sie damit?", wollte Nobby gerade schars fragen; aber als er den leichten Spott um die Lippen Studczynskis sah. schwieg er. Es lag etwas Verstecktes in den Mienen des Polen; aber es war besser, es nicht zu beachten. Schließlich hätte er sich noch verraten — und es hätte Klatschereien im Werk gegeben. Die aber mußten um Edelgards willen vermieden werden. So ging er über diese versteckte Anspielung hinweg und gleich zum Geschäftlichen über. Studczynski war ein glänzender Mitarbeiter und fand sich in den verschiedenen Akten Hermans sogleich zurecht. „Seien Sie ohne Sorge. Es wird während Ihrer Ab wesenheit alles klappen." Damit begab sich Studczynski in sein Arbeitszimmer zurück. Nobby Herman hätte gar zu gern Edelgard angerufen. Er mochte gar nicht fortfahren, ohne ihre liebe Stimme gehört zu haben. Aber vielleicht schlief sie noch. Er mochte sie nicht stören, und so mußte er darauf verzichten. Außer dem waren die zwei Stunden bis zu seiner Abreise noch mit Geschäften aller Art angefüllt. Auch der Architekt, der sein Haus einrichtete, hatte noch tausend Fragen. Robby nahm ihn im Auto mit zur Bahn, um noch alles mit ihm zu besprechen. „Die Einrichtung für den Fremdenflügel des Schlosses haben Sie immer noch nicht bestimmt, Herr Direktor. Ich muß nun genaue Weisungen haben, um die Arbeiten be endigen zu können." Direktor Herman lächelte. „Wir wollen es mit diesen Zimmern vorläufig noch lassen; ich bin noch nicht ganz entschlossen. Und mit dem Durchbruch der Wände in den leeren Zimmern neben meinem Schlafzimmer wollen wir auch noch warten. Ich habe keine Eile." Der Architekt schüttelte unmerklich den Kopf. Erst hatte der Direktor so zur Eile getrieben, und nun auf einmal hatte die Fertigstellung noch Zeit. Was wollte er denn eigentlich? Diese Bauherren wußten auch nie genaue Dispositionen zu treffen. Aber ihm konnte es nur lieb sein. Je länger man zu tun hatte, um so größer der Verdienst. Der erste Schnee siel weich vom Himmel, als Robby Herman aus dem Anhalter Bahnhof herausfuhr. Solange er noch im Weichbild der Stadt war, sah er den Schnee zu einer grauen, schmutzigen Masse tauen. Der Himmel, in d?n die Schornsteine und Häuser der Riesen stadt ragten, war voll von Rauch und Schmutz. Aber je weiter er kam, um so reiner wurde es. Draußen auf dem freien Lande legte sich der Schnee wie eine reine, kühle Decke über die Welt. Als der Zug sich den Thüringer Bergen näherte, kam die Sonne Herans. Der Himmel wurde klar. Die Hänge und Berge, vom ersten Weiß um kleidet, waren wie unberührt. Robby Herman faß in dem behaglichen Abteil erster Klasse. Die Aktenmappe mit seinen Papieren lag neben ihm. Er hatte eigentlich hier im Zuge noch arbeiten wollen. Aber das schien er vollständig vergeßen zu haben. Er saß da und schaute in die schöne Landschaft hinaus. Und seine Gedanken zauberten Edelgard hierher. Wenn sie sein würde, oh, dann würde er mit ihr hinausfahren in die schöne Natur. Sie kannte noch nicht viel von der Welt da draußen. Mit wenigen und schlichten Worten hatte sie den Inhalt ihres Lebens vor ihm ausgebreitet. Er wußte, wie anders es geworden, als ihre Eltern es für sie geplant. Aber an seiner Seite würde sie entschädigt werden für Armut und Not dieser Jahre. Er sah sie plötzlich neben sich dahingleiten auf den schnellen Skiern, schlank und geschmeidig. Er sah sie in Gedanken neben sich wandern durch sonneflimmernden Wald. Und er sah sie in seinem Heim, das er für sie zu einem Märchenschlotz schaffen wollte. Darnm hatte er dem Architekten ein langsameres Tempo in der Fertigstellung anempfohlen. Es konnte ja sein, daß Edelgard andere Wünsche hätte. Ach, alles — alles wollte er ihr erfüllen, was in seiner Kraft stände Wenn sie ihn nur lieben würde I Wenn er nur bei ihr ver gcssen würde, was eine andere ihm angetan! * * * Fortsetzung folgt.)