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- Erscheinungsdatum
- 1930-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193012050
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19301205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19301205
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-12
- Tag 1930-12-05
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Monat
1930-12
-
Jahr
1930
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Ser Mtrilt Bredts filher. Mitztrauensautrag der Wirtschastspartei Berlin, 4. Dezember. Im Laufe des Donnerstagnach mittag wurde im Reichstag bekannt, daß aus den Reihen der Wirtjchaftspartei heraus ein förmliches Mißtrauensvotum gegen die Regierung Brüning eingebracht werden soll. Unterzeichnet war dieser Mifztrauensantrag von 18 Mitgliedern der wirtschafts parteilichen Reichstagssraktion, so daß 5 Namen fehlten, unter denen sich die des Neichsjustizministers Dr. Bredt und des Abg. Lolosser befanden. Als dem Reichskanzler Mitteilung von dem bevorstehenden Mißtrauensvotum der Wirtschastspartei gemacht wurde, berief er im Reichstag eine Ministerbesprechung ein, in der Einvernehmen darüber bestand, daß angesichts dieser Tat sache ein längeres Verbleiben Dr. Bredts im Kabinett ausge schlossen sei. Der Reichskanzler wird deshalb bei der ersten Ge legenheit dem Reichspräsidenten die Annahme des Demissivns- gesuches des Reichsjustizministers empfehlen. In parlamenta rischen Kreisen rechnet man damit, daß die Bewilligung des Ge suches im Laufe des Sonnabend erfolgen wird. Obwohl durch den Uebergang der Wirtschaftspakte! in die Opposition die Basis für das Kabinett sehr schmal geworden ist, zumal auch die Landvolkpartej für die Aushebungsanträge stim men dürfte, rechnet man in Regierungskreisen doch mit einer knappen aber sicheren Mehrheit von etwa 15 Stimmen. Die So zialdemokraten werden vollzählig zur Stelle sein und auch bei der Deuschen Volkspartei werden nur die Mitglieder fehlen, die, wie von Kardorff und Dr. Scholz, durch Krankheit am Erscheinen verhindert sind. Die Schwierigkeiten, die mit der Bayerischen Volkspartei wegen der Aufnahme des vom Reichsrat noch nicht verabschiedeten Steuervereinheitlichungsgesetzes entstanden sind, waren im Laufe des Donnnerstagnachmittag Gegenstand einer längeren Aussprache zwischen den Vertretern der Bayrischen Volkspartei und dem Reichskanzler. Von der Fortsetzung dieser Erörterungen erwartet man in Regierungskreisen eine völlige Bereinigung der Differenzen noch vor den entscheidenden Ab stimmungen, so daß auch von dieser Seite her Ueberraschungen nicht befürchtet werden. ReiWandblln- und Notverordnung. Das Präsidium des Neichslandbundes wurde beim Neichs- ernährungsminister über die Notverordnung der Reichsregie- rung vorstellig. Die bittere Enttäuschung des Land volkes über die unzureichenden A g r a r m a ß n a hmen, besonders ihre Unvollständigkeit siir die gesamte Vieh- und Veredelungswirlschafl, die steuerliche Auslieferung und Ent rechtung der Landwirtschaft unter der irreführenden Parole der Steuervereiufachung, das völlige Fehlen des Ausbaues und der Umgestaltung der Osthiljc wurden hierbei nachdrücklich zum Ausdruck gebr a ch t. Ein entsprechender persönlicher Schritt des Präsidiums beim Reichsfinanzminister erfolgt dieser Tage. Der Bundes vorstand des Reichslandbundes ist zu einer außerordentlichen Tagung Ende nächster Woche einberufen worden. Gegen den Abbau des Mieterschutzes. Sonntag Beratungen im ganzen Reich. Der Reichsbund Deutscher Mieter hat sämtlichen Neichstagsfraktionen seine Einsprüche gegen die Notver ordnung bezüglich des Abbaues des Mieterschutzes zur Kenntnis gebracht. Der Bundesbeirat des Neichsbundes und die Vertreter der großen Vereine aus dem ganzen Reich werden am Sonntag dem 7. d. M. eingehend zur Notverordnung Stellung nehmen und im Anschluß daran ihre Forderungen nochmals den Reichstagsfraktionen unterbreiten. keine deutsch-tschechoslowakische Einigung Um den Kohlenaustausch. Die am 2. und 3. Dezember in Prag geführten Verhand lungen über Erneuerung des deutsch - tschechoslowakischen Kohlenauslauschabtom mens sind ergebnis los verlaufen. Die Forderung aus Abänderung des Umrech nungsverhältnisses zwischen deutscher Steinkohle und böh mischer Braunkohle, das bisher dem tatsächlichen Preis- und Heizwert nicht entsprach, wurde abgelehnt. Ein tschechischer Antrag auf ein kurzfristiges Provisorium über den 1. Januar 193t hinaus wurde von den deutschen Vertretern abgelehnt, jedoch erklärten sie sich zu weiteren Verhandlungen in Berlin bereit. Das neue polnische Kabinett« Ein gefügiges Werkzeug Pilsudskis. Der polnische Staatspräsident hat das neue Kabinett Slawek bestätigt. Dem Kabinett gehören an: Minister präsident: Oberst Slawek; Stellvertretender Minister präsident: Oberst Pieracki; Krieg: Marschall Pilsudski: Äußeres: Zaleski; Stellvertretender Außenminister: Obers- Beck; Finanz: Oberst Matnszewski; Inneres: General Skladkowski; Justiz: Staatsanwalt Michalowski; Agrar: Janta-Polczynski; Kultus: Czerwinski; Verkehr: Kühn: Handel: Oberst Prystor; Öffentliche Fürsorge: Genera! Hubicki; Post: Oberst Boerner; Öffentliche Arbeiten: Ge neral Norwid-Neugebauer; Agrarreform: Prof. Kozlow- ski-Lemberg. Oberst Slawek wird auch weiterhin die vollste Ge fügigkeit des neuen Kabinetts den Forderungen Pilsud skis gegenüber restlos garantieren. Sozialdemokrat wurde Präsident des Rationakrakes. Abgeordneter Elders ch gewählt. Die neue österreichische Regierung hat die Geschäfte übernommen. Im Nationalrat wurde auch der neue Präsident gewählt. Mit Hilfe der großdeutschen Stimmen erreichte der sozialdemokratische Kandidat Eldersch zu sammen 80 Stimmen, gegenüber dem christlichsozialen Kandidaten Ramek, der nur 73 Stimmen erhielt. Es waren insgesamt drei Wahlgänge nötig, immer ging aus ihnen Eldersch mit 80 Stimmen siegreich hervor. Vize präsidenten wurden Ramek (christlichsozial) und Dr. Straffner (Großdcutscher). Sr. Eckener über das Unglück des R. 101 Bei seiner Vernehmung vor dem Untersuchungs gerichtshof über das Unglück des R. 101 erklärte Dr. Eckener, die erste Senkung des Vorschiffes sei durch ver tikale Bewegungen eingeleitet worden, als bei dem Wachwechsel der neue Steuerer sich erst an die damaligen -Steuereigenschaften des Schiffes habe gewöhnen müssen Hinzu käme, daß das Schiff etwa drei bis vier Tonnen Untertrieb gehabt Hütte und daß infolge von Gasver lusten in den vorderen Gaszellen das Vorderschiff schwerer als das Hinterschiff war. Tardieu gestürzt. Niederlage der französischen Regierung im Senat und in der Kammer. Rücktritt des Gesamtlabinetts. Die Aktion gegen den französischen Ministerpräsiden ten Tardieu war von Erfolg begleitet. Tie Regierung isi in der Kamer bei der Beratung der nationalen Auf rüstungspläne, wozu der ehemalige Arbeitsminister Lou- cheur einen Zusatzantrag gestellt hatte, mit 291 gegen 294 Stimmen in die Minderheit gesetzt worden. Im Senat kam es ebenso zu einer Niederlage der Regierung im Zusammenhang mit einer Interpellation, die die Demokratische Linke — die größte Fraktion des Senats — durch ihren Vertreter Hory einbringen ließ. Er forderte von der Regierung eine klare und unzwei deutige Stellungnahme zu dem Problem, das in Frage stehe. Diese sei um so dringlicher, als man sich in der Umgebung des Kriegsministers bereits mit dem Gedan ken der Mederabschaffung der einjährigen Dienstzeit zu tragen scheine. Die Demokratische Linke lehnte einen An trag, einfach „zur Tagesordnung überzugehen", den di: Regierung durchsetzen wollte, ab. Tardieu wollte dies erzwingen und stellte die Ver trauensfrage in aller Form. Bei der Abstimmung im Senat blieb die Regierung mit acht Stimmen in der Minderheit. Das Gcsamtkabinett Tardieu hat hierauf dem Prä sidentcn der Republik sein Rücktrittsgesuch eingereicht. Der Rücktritt wurde genehmigt. Die Verhandlungen über du Regierungsbildung sollen bereits am Freitag vormittag ausgenommen werden. § UN^ Wilsdruff, am 5. Dezember 1930. Merkblatt für den 6 Dezember Sonnenaufgang 7" I Mondaufgang 15" Sonnenuntergang 15" I Monduntergang 8" 1849: Generalfeldmarschall von Mackensen geboren. Nikolaustag. Mit dem heiligen Nikolaus ist das eine besondere Sache Er ist einer der Hauptheiligen der griechischen, besonders de: russischen Kirche, weshalb in Rußland drüben so viele Manne: Nikolaus heißen; aber auch wir haben ihn uns im Lause de, Heiken so zu eigen gemacht, daß man in einem groyen Tech Deutschlands, in der Schweiz und in den Niederlanden sew Fest, das auf den 6. Dezember fallt, in schöner Weist feiert. Die Kinder werden beschenkt und es ist eine Art vor weggenommene Weihnachtsfeier, so daß der Dezember sm viele, die das Schenken am Nikolaustage mitmachen, em wenig kostspielig werden kann. „Ja, aber warum wird denn au Nikolaustage geschenkt?" werden sich viele fragen. Da muf nun wieder die Legende heran. Der heilige Nikolaus, der eui Wundertäter war — richtig bedeutet sein Name „Votts- sieger" —, soll einmal einem verarmten Edelmanne nacht, Geld zur Aussteuerung seiner Töchter ins Haus geworfer haben. Das hat man denn zum Anlaß genommen, um Leuten denen man eine Freude bereiten möchte, am Nikolaustag, auch etwas ins Haus zu werfen, was ln vielen Fallen wort lich zu nehmen ist: die Geschenke werden nämlich gut verpack und in geheimnisvoller Weise gegen die Tür geworfen, en Brauch, den man wohl vom nordischen Julsest ubernomme, hat So spielt in den Nikolaustag auch etwas altheidmsch Sitte hinein. Wie sehr das alles durchetnandergemlscht ist erkennt man auch daraus, daß für viele der Nikolaus um der „brummige" Knecht Ruprecht, der aber im Grunde scuwc Herzens sehr gutmütig ist, ein und dieselbe Person sind S> komm, es. daß der Knecht Ruprecht hier und da auch Knech Nikolas, wofür man auch „Afchenklas oder „Butterklas sagt genannt wird. Er trägt - die Kinder wissen das ja - eit zottiges Gewand, hat eine Rute und einen Sack und droh den ungehorsamen Kindern mit Rutenstreichen, während e: für die artigen Kinder Nüsse und Äpfel bereit hat. Nikolam ist am 6. Dezember 345 «nach andern erst 352) gestorben. Das Morgenland hat ihn schon ziemlich früh verehrt, das Abend land aber erst seit dem Mai 1087, wo seine Leiche nach Bav in Italien gebracht wurde. Nach diesen Feststellungen bleib! uns nur noch übrig, den Kindern und den Großen em froh liches Nikolaussest zu wünschen. * Blühende Aeste. In einer sehr verbreiteten Wochenzeitung war kürzlich ein Verfahren beschrieben, wie man zur Winterszeit die Zimmer mit blühenden Aesten schmücken könne. Das Ver fahren setzt voraus, daß man die Bäume und Sträucher erst der knospenreichen Zweige beraubt. Wenn jemand die Ziersträucher oder Obstbäume seines Gartens in dieser Weise plündern will, so läßt sich dagegen nichts einwenden, dem mit seinem Eigen tum kann der Mensch ja umgehen, wie er will. Ob er wirklich so herrlich blühende Zweige erzielt, ist ja trotzdem noch die große Frage. Die Erfahrung lehrt nun aber, daß durch solche Notizen, die von Hmderttausenden gelesen werden, eine -insofern recht un heilvolle Wirkung ausgehl, als nicht die Gärten, sondern die freie Natur geplündert wird. In allen Gauen des deutschen Vater landes kennt man die ernsthaften Bestrebungen aller wahren Naturfreunde, die Heimat vor Raub und Plünderung zu schützen. Was -nützt aber alle Aufklärung, wenn sonst vortrefflich geleitete Zeitungen durch solche „Anzeige" alle Schutzbemühungen durch brechen? Bei den Versuchen, „Barbara-Zweige" zu gewinnen, kommt, wie wir schon einmal betont haben, nie etwas Gescheites heraus und deshalb lasse man die Finger davon und schone Baum und Strauch der Heimatfluren, anstatt daran herum zuschneiden. Rauhreif. Prächtige Winterbilder hatte vergangene Nacht der große Zauberer Natur hervorgebracht. Alle Bäume hatte er dick überzuckert und die Telegraphendrähte erschienen wie finger starke Stricke. Der starke Nebel hatte sich in Rauhreif verwandelt und die wunderbarsten Gebilde geschasfen. Das Quecksilber war einige Grade unter den Nullpunkt gefunken und es scheint, daß der Winter nun doch allmählich kommen will. Zeit wirds ja! DHV.-Ortsgruppe Wilsdruff. Die gestrige Monatsversamm lung in „Stadt Dresden" erledigte eine sehr reichhaltige Tages ordnung. Der Vorsitzende Schnabel wies eingangs auf den 5-älhr-Lädenschluß am Heiligabend hin und machte auf die Deutsche Hausbücherei und auf den Deutschen Ring als ein Un ternehmen des DHV. als Mittel zur Bekämpfung der Berliner Asphaltliteratur aufmerksam. Besonderer Anteilnahme begegnet^ die Dvppelverdienerfrage und das Vorgehen des DHV., das be reits allerhand Erfolg erzielt hat. Man hofft, daß es auch in Wilsdruff gelingt, mit den Firmen, die -noch Doppelverdiener be schäftigen, zu einer Einigung zu gelangen. Mit dem Liede deut- fcher Kaufmannstreue fürs Vaterland schloß der erste Teil der Versammlung. Im zweiten lief ein interessanter Film über die Gewinnung und Veredelung des Eisens, der durch die Erklärun gen eines Kollegen-aus der Eisenbranche allgemeinverständlich wurde. Wie der Beschluß, den stellungslosen Mitgliedern eine Weihnachtsfreude zu bereiten, so zeugte auch das der Versamm lung folgende gesellige Beisammensein von dem Zusammenge hörigkeitsgefühl der Deutschnationalen Kaufmannsgehilfen. Eg. „Kleinstadtzauber", das Festspiel von Franciscus Nagler, bringt unsere Schule Sonnabend und Sonntag im „Löwen" zur Aufführung. Wer sich wieder einmal an des Leisniger Kantors köstlichem Humor, an seinen mit viel Liebe gezeichneten Kleinstadt typen erfreuen will, der besuche eine der Vorstellungen. Aber auch dem, der weniger das Beschauliche liebt, wird viel geboten. Der Wochenmarkt, der Zirkus, das Schützenfest sorgen für Abwechs lung. Verständnisinniges Schmunzeln bei den Damen erweckt das Damenkränzchen. Die meisten Lacher hat natürlicherweise das Katzenquartett auf seiner Seite. Der Andrang zu den Vorstel lungen wird sicher sehr stark. Da die Sonnabendvorstellung be reits ausverkauft ist, hat man noch eine dritte Aufführung am Sonntag abend vorgesehen. Aber auch da ist die Sache wie sie ist. Jedenfalls empfiehlt sich die vorherige Besorgung der Ein trittskarten. Eine nochmalige spätere Wiederholung kann wegen der Beschaffung der Kostüme nicht stattfinden. Zur Kirchenmusik am Sonntag, den zweiten Advent (7. De zember), sei mitgeteilt, daß Frl. Herbst-Helbigsdorf das Advents lied „Siehe, siehe, ich flehe vor der Türe und klopfe an" aus der Sammlung zwölf geistlicher Lieder von Ewald Röder singen wird. Dieser Komponist wurde am 29. Januar 1863 zu Waldau in Schlesien geboren. Er war Schüler des König!. Instituts für Kirchenmusik, seit 1891 Kantor und Organist zu Lauban, seit 1898 König!. Musikdirektor, Komponist von Orgelkompositionen, Cho ral- und Festmotetten, Schöpfer des Oratoriums „Der Jüngling zu Nain" un-d Schriftsteller. — Der Name Röder hat überhaupt in Musiklexikons einen guten Klang. Es sind noch sechs Musiker, große Orgelbauer, Komponisten gleichen Namens bekannt. Wegen Reinigung geschlossen sind Montag und Dienstag die Geschäftsräume des Verwaltungsgebäudes. Der Homöopathische Verein ladet seine Mitglieder für näch sten Dienstag abends 8 Uhr nach der „Tonhalle" ein, wo Heil kundiger Schubert einen Vortrag über „Nerven, Nerven krankheiten, Nervosität" hält. Auch Gäste sind willkommen. Tierseuchen im Bezirk der Amtshauptmannschaft Meißen. Nach dem amtlichen Bericht des Landesgesundheitsamtes über den Stand der Tierseuchen in Sachsen am 30. November dieses Jah res waren in der Amtshauptmannschaft Meißen zu verzeichnen: Maul- und Klauenseuche in 19 Gem., 40 Geh.; Schweineseuche in 1 Gem., 1 Geh.; ansteckende Blutarmut der Einhufer in 2 Gem., 3 Geh.; Bienenseuchen in 1 Gem., 1 Geh. Die abgeänderte Börgersteuer. Der Reichsminister der Finanzen regelt in einem Runderlaß die Erhebung der Bürger steuer durch Abzug vom Arbeitslohn. Soweit die Bürgersteuer durch Abzug vom Arbeitslohn erhoben wird, beschränkt sich die Verpflichtung des Arbeitgebers zur Einbehaltung der Bürger steuerraten vom 10. Iannuar und 10. März auf die Fälle, in denen der steuerpflichtige Arbeitnehmer am Fälligkeitstage der betreffenden Bürgersteuerraten in seinen Diensten gestanden hat. Ist für den Arbeitnehmer bei der auf den 10. März folgenden Lohnzahlung wegen Nichtüberschreitens der Einkommensteuerfrc-i- grenze ein Steuerabzug vom Arbeitslohn (Lohnsteuer) nicht vor- zunchmen, so ist auch die am 10. März fällig gewordene Bürger steuerrate von dem Arbeitgeber nicht einzübehalten. Zu beachten ist, daß für die Nichteinbehaltung nur die Bürgersteuerrate vom 10. März in Betracht kommt. Legt der Arbeitnehmer dem Arbeit geber rechtzeitig vor der auf den 10. März folgenden Lohnzah lung eine Bescheinigung der Gemeinde vor, wonach er von der Bürgersteuer vom 10. März befreit worden ist, so hat der Arbeit geber von der Einbehaltung der Bürgersteuerrate vom 10. März ebenfalls abzusehen. Durch die neue Notverordnung hat die Bür gersteuer eine Milderung erfahren; die ursprüngliche Fassung ist dahin geändert worden, daß die Bürgersteuer nur erhoben wer den darf von über 20 Jahre alten Personen, die selbständig aus eigene Rechnung leben. Aeltere Familienangehörige, die kein selbständiges Einkommen haben und die bei Verwandten wohnen, sind also steuerfrei. Auch Angehörige der Reichswehr sind steuer frei, ebenso alle Personen, die Arbeitslosen- oder Krisenunter stützung, Kliegsbeschädigtenrente oder Fürforgeunterstützung be ziehen sowie Sozialrentner mit einem Einkommen nicht über 900 Mark im Jahre. Die Bürgersteuer wird gestaffelt: Bis 1200 Mark — 3 Mark, 1200 bis 4500 Mark — 6 Mark, 4500 bis 6500 Mark — 9 Mark, 65-00 bis 8000 Mark — 12 Mark, dann stufenweise steigend 100 000 bis 250000 Mark — 500 Mark, 250060 bis 500 000 Mark 1000 Mark. Weihnachtsheiligabend ohne Tanz! Mehrfache Anfragen geben Veranlassung, darauf hinzuweisen, daß nach der Verord nung über geschlossene Zeiten am Weihnachtsheiligabcnd keine Tanzveranstaltungen abgehalten werden dürfen, und zwar weder an öffentlichen Orten, noch in Privathäusem -oder in Räumen geschlossener Gesellschaften. An diesem Tage dürfen auch keine Ausnahmebewilligungen von diesem Verbote erteilt werden. Lehrlingsschutz bei Arbeitsmangel. Eine Entscheidung der sächsischen Gewerbekammer. Die Frage, ob in wirtschaftlich schwieriger Zeit die Möglicheit besteht, die Lehrlinge ohne weite res a u s s e tz e n zu lassen, ist soeben durch eine Entscheidung der sächsischen Gewerbekammer rechtlich geklärt worden. Danach kann das Lehrverhältnis nicht einem Arbeitsverhältnis gleichgestellt werden; es hat vielmehr in erster Linie als Erziehungs- und Ausbildungsverhältnis zu gelten. In Fällen, in denen sich wäh rend der stillen Zeit die eigentliche berufliche Beschäftigung nicht durchführen läßt, ist ein entsprechender theoretischer Werkstatt unterricht einzurichten. Wenn auch dies nicht durchführbar ist, muß versucht werden, die Lehrlinge -in einem möglichst gleicharti gen Betriebe zur Fortsetzung der Lehre unterzubringen. Erst nach Erschöpfung dieser Möglichkeiten wird eine Erörterung zwischen den Parteien darüber zu erfolgen haben, ob und unter welchen Voraussetzungen der Lehrvertrag aufrecht erhalten werden soll, bezw. ob eine spätere Fortsetzung der Lehre eintreten kann. In der Entscheidung wird noch darauf hingewiesen, daß die Auf nahme einer Vereinbarung im Lehrvertrag, die weitere Auf lösungsgründe über den Rahmen des 8 127b der Gewerbeord nung hinaus ansührt, den Wegfall der Versicherungsfreiheit der Lehrlinge in der Arbeitslosenversicherung bewirkt. Keine Erhöhung der Standesamtsgebühren. Das Re-ichs- justizministerium hat eine Erhöhung der Standesamtsgebühren, die der Sächsische Gemeindetag angeregt hat, mit Rücksicht aus die Preissenkungsaktion und auf die schwere wirtschaftliche De pression ab-gelehnt. Das Reichsjüstizministerium hebt in seiner Antwort hervor, daß, wenn auch die Gebühren ziemlich niedrig bemessen seien, heute doch verschiedene Handlungen mit Gebüh ren belegt seien, die vor dem Kriege kostenfrei waren.
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