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- Erscheinungsdatum
- 1930-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193011227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19301122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19301122
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-11
- Tag 1930-11-22
-
Monat
1930-11
-
Jahr
1930
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Für OezsSWan- darf nicht rüsten Di ^Verschleppung der Weltabrüstung. Der Genfer Abrüstungsausschuß nahm bei dem Kapitel „Heeresausgaben" einen französischen Antrag an, nach dem die vertragschließenden Mächte Übereinkommen, ihre Ausgaben für Land-, See- und Luftrüstungen zu be grenzen und „falls mögli ch" hcrabsetzen. Graf Bernstorff erklärte, eine Beschränkung der Heeresausgaben könne lediglich eine ergänzende Maßnahme neben der direkten Erfassung der Rüstungen sein, die ja für die Landrüstnngen vom Ausschuß bereits abgclchnt worden sei. Die deutsche Abordnung enthalte sich daher wiederum der Stimme. Die Behandlung des kapitels „C hemischer Krie g", zu dem ein deutscher Antrag auf Verbot der schärfsten Anqriffswaffen (Tanks, schwere Geschütze, Mörser usw.) sowie eine umfangreiche englische Denkschrift vorliegen, wurde vertagt. Der Ausschuß trat alsdann in die Behandlung des utscheidenden Kapitels „Organisation" ein. Der vor liegende Abkommensentwurf enthält die Bestimmung, daß die vertragschließenden Staaten eine neue Aufrüstung über die Grenzen des Abkommens hinaus vornehmen dürfen, wenn ein Krieg ausbricht, an dem sie beteiligt sind, oder die Gefahr eines Aufstandes droht, oder der Völkerbundrat die Aufrüstung einstimmig genehmigt. Für Deutschland würde die Möglichkeit der Aufrüstung im Kriegsfälle jedoch durch eine Bestimmung ausgeschlossen sein, nach der das Abrüstungsabkommen vorhergehende vertragliche Bindungen nicht berührt. Zur Verhandlung gelangte zunächst die Frage der Schaffung eines Kontrollausschusses. Es wurde ein Unterausschuß eingesetzt, der einen zusammenfassenden Bericht über diese bedeutungsvolle Frage vorlegen soll. Die deutsche Abordnung lehnte die Beteiligung an diesem Unterausschuß ab. Die uniragbQrsn Reparationen« Dr. Schacht pflichtet dem Außenminister bei. Bei seinem Eintreffen in Cincinnati wurde Dr. Schacht um seine Stellungnahme zur letzten Rede des Außenministers Dr. Curtius gefragt. Er erklärte, ein Moratorium sei von lebenswichtiger Bedeu tung für Denischland, das die Reparationen in ihrer jetzigen Höhe unmöglich weiter leisten kann. Ohne ein Moratorium bestände die dringende Gefahr, daß Deutsch land angesichts seiner drei Millionen Arbeitslosen in eine Revolution hineintreibe. Furchtbares Eisenbahn unglück in Frankreich. P 6 rio , 22. November. Ein schweres Eisenbahnunglück er- eigrete sich kurz nach Mitternacht französischer Zeit zwischen An- cems und Nantes unweit des Bahnhofes Oudon. Der Schnell zug Paris—Saint Nazaire, der die französische Hauptstadt gegen 16 Uhr verläßt, entgleiste. Die Maschine, zwei Packwagen und ein Personenwagen stürzten in die Loire, die zurzeit starkes Hoch wasser führt. Von Nantes eilte sofort ein Hilfszug an die Un glücksstelle. Bis zu den frühen Morgenstunden liegen noch keine genauen Einzelheiten vor, da die telephonischen Verbindungen zwischen der Ungliicksstelle und Nantes unterbrochen sind. Man weiß jedoch, daß der Zug in voller Fahrt aus den Schienen sprang. Die Lokomotive fuhr noch einige Meter neben den Glei sen her, stürzte sodann um und rollte den Eisenbahndamm hin unter in die Loire, einen Personenwagen und zwei Packwagen zog sie hinter sich her. Sämtliche in den Fluß gefallenen Wagen sind vom Wasser, das in der jetzigen Zeit einen äußerst hohen Stand Hot, vollkommen bedeckt. Die Rctlungsarbcttrn, die schon wegen der herrschenden Dunkelheit sehr schwer sind, werden be sonders dadurch behindert, daß die Wagen einige Meter tief un ter dem Wasserspiegel liegen. Man nimmt daher mit Bestimmt heit an, das; sämtliche Insassen der ins Wasser gerollten Wagen ertrunken sind. Mache des Unglückes ist eine infolge der andauernden Regrnfälle hervorgerufene Schienensenkung. Ein Angestellter des Bahnhofes Ondon, der diese Tatsache sestgestellt hatte, eilte dem Schnellzug einige hundert Meter mit einer Lampe entgegen und mochte verzweifelte Anstrengungen, den Lokomotivführer durch Lichtsianale ruf die drohende Gefahr aufmerksam zu machen. Der Unglückliche wurde jedoch vom Zuge erfaßt und zermalmt. Paris, 22. November. Bei der Art des Eisenbahnun glückes bei Nantes und angesichts des Umstandes, daß die Loire Hochwasser führt und die schweren Regrnfälle noch immer anhal ten, ist es verständlich, daß noch keine genauen Nachrichten über das Ausmaß des Unglückes vorliegen. Aus diesem Grunde kön nen auch noch keine Angaben über die Zahl der Opfer gemacht werden. Wilsdruff., am 22. November 1930. Merkblatt für den 23. und 24. November. Sonnenaufgang 7°° 7" s Mondaufgang 11'" 11"" Sonnenuntergang 16"" 16°° s Monduntergang 17"" 18"° 23. November. 1845: Der Bildhauer Karl Begas geb 24. November. 1632: Der Philosoph Baruch Spinozo geboren. Neue Wetterverschlechterung zu erwarten. Nach vorübergehender Aufheiterung trat zu Beginn der dritten Novemberwoche eine neue rasche Bewölkungs zunahme ein. Gleichzeitig kam es zu verbreiteten Negen- und Graupelschauern. Die nächsten Tage brachten uns dann die ersten Vorboten des Winters: es schneite, und zwar nicht nur in den Mittelgebirgen, sondern auch in Mitteldeutschland, Pommern und Ostpreußen, von wo sogar eine Schneehöhe von 20 Zentimetern gemeldet wurde. Schon am Donnerstag trat jedoch eine neue all gemeine Erwärmung ein, die zunächst in Süd- und Süd westdeutschland die Quecksilbersäule bis aus über zehn Grad Celsius klettern ließ. Es war dies die Folge neuer ozeanischer Tiefdruckwirbel, die ziemlich warme ozeanische Luftmassen in unsere Gegend führten. In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag und am Freitag früh kam es auch in Mitteldeutschland bei zunächst nur geringem Temperaturanstieg zu neuen starken Regenfällen. Da wir zunächst in ein Zwischenhoch kommen, ist anfangs Auf heiterung, dann aber eine sehr rasche neue Wetterver schlechterung zu erwarten. Sie Mgerstem m sei StMvemiMten erM MeleW. Eine öffentliche Sitzung der Stadtverordneten fand gestern abend 7 Uhr statt. Anwesend waren sämtliche Mitglieder des Kol legiums, ferner die Stadträte Ruppert, Gerhardt und Zschoke, sowie eine große Anzahl Zuhörer. Zunächst gab Bürgermeister Dr. Kronfeld bekannt, daß Tischlerobermeister Geißler gebeten hatte, von seinem Ltadtver- ordnetenmandat entbunden zu werden. Der Wunsch hatte die ein stimmige Genehmigung des Kollegiums gefunden und nun war an die Stelle des Ausgeschiedenen der Nächste auf der bürgerlichen Liste, Gutsbesitzer Oskar Bink ins Kollegium eingetretcn. Er wurde vom Vorsitzenden begrüßt und mit dem Wunsche ersprieß licher Mitarbeit in sein Amt eingewiesen. Am 28. November findet eine außerordentliche Verbands versammlung der Kreditanstalt Sächsischer Gemeinden statt, der ein neuer Nachtrag zu den Satzungen vorliegt. Er betrifft die Er weiterung des Beleihungsgeschäftes. Das Kollegium war für An nahme desselben. Kenntnis wurde weiter davon genommen, daß der Stadtrat in seiner letzten Sitzung beschlossen hat, verschiedene Straßen an ders bzw. neu zu benennen. So gilt die Bezeichnung „Freiberger Straße" von Kaufmann Pietzsch bis zu Buchhändler Klemm, /.Bahnhofstraße" von Bäckermeister Schirmer bis zum Bahnhof einschl. des Grundstückes der Fa. Earl Fleischer und „Tharandter Straße" von da ab bis zur Stadtgrenze. Der von der Tharandter Straße abzweigende, an der alten Ziegelei vorüberführende Weg nach Niedergrumbach soll in Zukunft „Grumbacher Weg", der bis herige Feldweg nunmehr „Landbergweg" und die neue Straße im Gesinge „An der Schule" heißen. Anstelle von Tischlermeister Geißler wurde in den Kredit ausschuß Stadtv. Kruft, in den Verwaltungsausschuß Stadto. 'Link, als Stellvertreter in den Sparkassenausschuß Stadtv. Zimmermann und in den Wohnungsa-usschuß Stadtv. Bink Totenfountug „Die Stunde kommt, die Stunde kommt, wo Du an Grä bern stehst und klagst —" heißt es in einem ergreifenden Ge dicht. Der letzte Sonntag des evangelischen Kirchenjahres gilt dem Gedächtnis der Toten. Wenn wir ihrer auch öfters gedenken, dieser Tag ist ihr Feiertag. Da legen wir auf ihre Gräber das Letzte, was noch hie herbstliche Natur an Blumen hergibt. Wie der ists, wie am sonnenstrahlenden Johannistag, eine Wall fahrt nach den Friedhöfen und Urnenhainen. Da bricht noch ein mal der gewaltige Schmerz aus, der unser Herz durchzitterte, als sich die Augen eines treuen Familienmitgliedes für immer schlos sen. Mars ein junges Menschenkind, das erst kaum ein paar Worte zu stammeln vermochte^ und doch' der Sonnenschein des Hauses? Wars der Bruder oder die Schwester, schon längst ein gereiht in die Schar der Erwachsenen? Oder war es die nimmer müde stiebe Mutter oder der treue für die Seinen sorgende Va ter, unendliches Weh ergreift uns an ihren letzten Ruhestätten. Die letzten Tage der Heimgegangenen stehen noch einmal in allen ihren schmerzdurchlebten Einzelheiten vor uns, jener bange Augenblick, als der Herzschlag aussetzte, die vielen aufregenden Momente, bis sich der Sarg schloß und dann die letzten Ehrun gen „Jesus, meine Zuversicht —" das alte unvergängliche Sterbe- und Trostlied erklang und die Segensworte des Geistlichen wirk ten wie lindernder Balsam. Ja, es ist doch noch ewas um ein christliches Begängnis, ganz gleich, ob man den Entschlafenen in den Mutterschoß der Erde zurückgibt oder seine sterbliche Hülle von heiligen Flammen zu Asche verzehren läßt. Totensonntag! Sollte an ihm der Lärm des Alltags nicht einmal völlig schweigen? Ungestört müßte man sich ganz dem Erinnern, ganz der Zwiesprache mit den Verewigten hingeben können. Das Brausen der Großstadt geht rasch über Sterben und Gestorbene hinweg, aber draußen auf dem Lande ist ein Todes fall und eine Bestattung noch ein Ereignis. Hier hält man noch an alter Sitte und altem Brauch fest. Da werden am Totensonn tag im Hauptgottesdienst nach der Predigt noch einmal die Na men derer verlesen, die innerhalb des abgelaufenen Kirchen jahres zum ewigen Frieden eingingen. Und steht nicht schon der Sensenmann, das Stundenglas in der knöchernen Hand, bereit, einen neuen Zug zu formen, der ihm durch das dunkle Tor fol gen muß? Neue Gräber werden sich auftun. Geschlechter kommen und vergehen. Die Grabstätten auf unseren Friedhöfen lassen Unterschiede erkennen. Wer es vermag, schmückt die letzte Ruhestätte eines lieben Heimgegangenen, je nach Vermögen, mit einem kostbaren oder einfachen Denkmal. Es besteht eine Friedhofskunst mit zum Teil wundervollen und ergreifenden Schöpfungen. Wie ideal aber, und doch die Herzen packend, der Friedhof zu Herrnhut in der sächsischen Lausitz. Ob arm, ob reich gewesen, im Tode ist hier einer dem andern gleich. Es gibt hier nur eine Form der Gvabanlage. Aber auf den Steinen liest man zuweilen natus d. h. geb. am . . ., renatus d. h. neugeboren am . , . Diese Art der Angabe des Geburts- und Todestages ist der Ausdruck an ein ewig fortbestehendes Leben. Es ist der rechte Christenglaube, der aus diesen Worten spricht, der aber leider so Vielen in unse rer Zeit fehlt und sie eines aufrichtenden Trostes verlustig gehen läßt. Im Sinne dieses Christenglaubens leben auch noch jene Hunderttaufende, die einst zu unseres Vaterlandes Verteidigung hinausgezogen und denen in fremder Erde, fern der geliebten Heimat, ein frühes Grab bereitet ward. Kreuz an Kreuz reiht sich in unabsehbaren Reihen auf landfremden Friedhöfen und jedes einzelne mahnt: Vergeßt uns nicht! Wollen wir den Toten sonntag recht begehen, dann mögen die Gedanken aller Volks genossen auch bei denen weilen, die draußen für Deutschland bluteten und starben und in fremder Erde ruhen. * Kann durch Verkürzung der Arbeitszeit die Arbeitslosigkeit gemildert werden? Diese jetzt im Vordergründe der Verhand lungen stehende Frage war Gegenstand eines Vortrages, den gestern abend Dr. Silbe vom Verband Sächsischer Industrieller in einer Versammlung im „Adler" hielt. Fabrikbesitzer Sine- mus als Vorsitzender des Arbeitgeberschutzverbandes der Wils druffer Industriellen begrüßte die zahlreich Erschienenen und lei tete zu dem Vortrag von Dr. Silbe über. Der Gedanke der Verkürzung der Arbeitszeit, um die Arbeitslosigkeit zu vermindern, ist, so führte der Vortragende aus, gleichzeitig in verschiedenen Hirnen aufgetaucht. Zuerst wurde er von den Gewerkschaften auf gegriffen, die durch ihre verfehlte Lohnpolitik viel zur Arbeits losigkeit mit beigelragen haben. Sie möchten nun wenigstens einen Teil der Arbeitslosen wieder in die Betriebe unterbringen und propagieren die Arbeitszeitverkürzung, die aber mit einem sog. Lohnausgleich verbunden sein müsse, d. h. der Lohn müsse auch bei verkürzter Arbeitszeit möglichst noch die gleiche Höhe behalten. Das sei für die Industrie überhaupt nicht diskutabel, denn die Folge davon sei die vollständige Ruinierung der Betriebe. Die Gewerkschaften schnitten sich damit ins eigene Fleisch. Aus mensch gewählt. Bei der Gelegenheit nahm man noch Kenntnis davon, daß Stadtrat Ruppert als Mitglied des Sparkassenausschusses ausgeschieden ist, weil er in den Aufsichtsrat der Wilsdruffer Bank gewählt wurde. In den Sparkassenausschuß trat an seine Stelle Stadtrat Gerhardt und als Stellvertreter wurde Stadtrat Zschoke gewählt. — Dann stand die Einführung der Bürgersteuer wieder zur Behandlung, die vom Kollegium bereits in der letzten Sitzung einstimmig abgelehnt worden war. Der Stadtrat hatte sich erneut damit befaßt und war in seiner Mehrheit zu dem Ent schluß gekommen, Einspruch gegen die Ablehnung zu erheben. Bür germeister Dr. Kronfeld betonte, daß die außerordentlich schwierige Finanzlage der Stadt, die auch in Zukunft keine Besse rung erhoffen lasse, unbedingt die Einführung der Bürgersteuer erfordere. Am schwere Nachteile für die Stadt abzuwenden, glaube der Rat auf die Einführung nicht verzichten zu können, zumal be reits die Amtshauptmannschaft als Aufsichtsbehörde die Stadt zur Einführung noch in diesem Jahre angewiesen habe. Falls seitens der Stadtverordneten die Zustimmung wieder nicht ge geben werde, werde die Steuer bestimmt zwangsweise erhoben. Dagegen sei zwar eine Beschwerde ans Ministerium möglich, aber vollständig zwecklos, nachdem die Amtshauptmannschaften ja erst oom Ministerium zur zwangsweisen Einführung ermächtigt wur den. In Erwägung aller dieser Gründe bitte er das Kollegium nochmals, seinen letzthin gefaßten Beschluß aufzuheben und der Einführung der Bürgersteuer zuzustimmen. Nachdem Stadtv. Jähne nochmals die Gründe der Sozialdemokraten für die Ab lehnung dargelegt hatte, wurde einstimmig die Bürgersteuer abermals abgelehnt. Nun kommt zweifelsohne die zwangsweise Einführung. Mit der Abstimmung war die vorliegende Tagesordnung erschöpft. lichen Gefühlen heraus hegten auch eine Reihe Industrieller selbst den Gedanken der Arbeitszeitverkürzung, desgleichen auch die Be hörden. Hier versuche man den Lohnausgleich mit Hilfe des Er- lasies der Erwerbslosenbeiträge oder des Zuschusses aus der Arbeitslosenversicherung usw. Aber auch diesen Vorschlägen müsse man skeptisch gegenüberstehen. Denn man sage weiter, daß die vollbeschäftigten Arbeiter für die über der verkürzten Arbeitszeit liegenden Stunden ganz immense Summen abführen müßten. Das sei ungerecht und auch ausgeschlossen, daß ein kleiner Teil den Ausfall für die anderen mit aufbringen könne. Wenn schon der Abbau der Sozialabgaben eintreten solle, so müßten alle daran teilnehmen. Nun komme aber dazu, daß ein großer Teil der deutschen Arbeiter bereits kurz arbeite, und daß in diesen Be trieben ja gar keine neuen Arbeiter mehr untergebracht werden könnten. Das Institut für Konjunkturforschung habe zwar rein rechnerisch und schematisch festgestellt, daß bei Einführung der 44- Stunden-Arbeitswoche rund 700000 und bei der 40-Stunden- woche 1,5 Millionen Arbeitslose unterzubringen wären, aber,da sprächen noch so viel andere Umstände mit, daß das kaum mög lich sei. Zunächst schieden die Betriebe aus, die eine Verringerung der Arbeitszeit nicht durchführen könnten, dann stiegen die Be triebskosten durch erhöhte Regie, erhöhte Sozialabgaben und Schaffung neuer Arbeitsstellen, so daß viele Betriebe daran schließlich zugrunde gehen müßten. Dazu komme noch, daß eine Lohnsenkung um etwa ein Viertel und die dafür bewerkstelligte Einreihung einer größeren Jnhl m den Produktions ¬ prozeß verschiedene Industrien insofern schwer schädige, indem das ganze Gros der Arbeiter nur noch das Lebensnotwendigste kau fen und an etwas anderes gar nicht mehr denken könne. Der Bin nenmarkt werde so noch mehr lahmgelegt. Eine allgemeine Ar beitszeitverkürzung sei aus all den erörterten Gründen mit größte: Vorsicht aufzunehmen, denn sie könne leicht ins Gegenteil dessen umschlagen, was man von ihr erwartet: eine von allen gewünschte Verminderung der Arbeitslosigkeit. Die könne nach seiner Mei nung eher durch Erhöhung der Arbeitszeit und Lohnsenkung erreicht werden, denn dann könne durch Senkung der Gestehungs kosten der Wettbewerb mit dem Auslande erfolgreich eingegangen und der Export ganz bedeutend gesteigert werden. — Den Aus führungen wurde Beifall der Hörer und Dank des Vorsitzenden zuteil. In angeregter Aussprache wurden noch verschiedene Fra gen erörtert. Nunbfunkstörungen. Der hiesige Funk verein hielt gestern abend in „Stadt Dresden" eine Versammlung ab. Herr Hart- m a n n begrüßte die Erschienenen u. erteilte Herrn Berger von der Telefunken-Gcscllschaft das Wort zu seinem Vortrage über Rundfunkstörungen. In außerordentlich interessanter Weise er läuterte der Redner atmosphärische und lokale Störungen, für die ein Mittel zur vollständigen Beseitigung noch nicht gefunden sei. Im Winter sei es besonders nötig, die Leitung zu erden, da Schnee und Kälte große Störungen hervorriefen. An Hand von Vor führungen demonstrierte öer Vortragende dann die lokalen Stö rungen durch Heilapparate, Klingelanlagen, Motoren und andere elektrische Geräte. Den Ausführungen wurde größte Aufmerk samkeit und reicher Beifall zuteil. Einstimmig wurde sodann be schlossen, den Stadtrat um Erlaß eines Ortsgesetzes zu ersuchen, das die mutwillige Störung öer Rundfunkdarbietungen einfüralle- mal unterbindet. Zugesiimmt wurde auch der von Postmeister Rö misch beantragten Anschaffung eines Suchgerätes Weiter wurde betont, daß die Oberpostdirektion den Rundfunk in jeder Weise begünstige und gegen alle Störer sofort vorgehe. Unter Ver schiedenem kamen verschiedene technische Fragen zur Behandlung' die der Vortragende vom fachmännischen Standpunkte aus er läuterte. Bekanntgegeben wurde noch, daß für die den Runsunk störenden Heilgeräte neue Störungsverhüter geschaffen worden seien, die bei der Firma Hennig Sc Co. zum Preise von 6,10 Md erhältlich seien. Aerztlicher Sonntagsdienst (nur dringende Fälle) Sonntag, den 22. November: Dr. Roch-Grumbach und Dr. Gehse- Burkhardswalde. Ihren 80. Geburtstag kann morgen Sonntag in verhältnis mäßig großer Rüstigkeit Frau Auguste verw. Thiemig be gehen. Wir wünschen ihr einen freundlichen Lebensabend. Der Bund Deutscher Friseure veranstaltet vom 24. bis zu"' 30. November eine Reichswer bewache, veranlaßt dur« die wirtschaftliche Notlage auch dieses Berufsstandes. Er wird i" der Hauptsache durch das Pfuscherwesen und das Ueberhand nehmen des Selbstrasierens schwer geschädigt. Allerorts breit"" sich sogenannte Hausfriseusen, Gelegenheitsrasierer und Haa^ schneider aus, welche nicht nur keinerlei Steuern zahlen, sonder" auch soundsoviele Berufsangehörige arbeitslos machen. Es ist her höchste Zeit, den Kampf gegen diese Elemente zu führen. D" hiesigen Friseurgeschäfte richten daher im Anzeigenteile dies"' Nummer die Bitte an das Publikum, das oben Gesagte zu b" herzigen und die Berufsfriseure zu unterstützen. In der öffentlichen Versammlung, die morgen nachmist^ zwei Uhr das Reichsbanner Schwarz-Roi-Gold im Schützenha'^
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