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MMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Dar »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an alle,: Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 NM. im Monat, b«, Zustellung durch die Boten 2,3o NM., bet PoftbefteUung 2 AM. zuzüglich Abtrag- . gebühr. Einzelnummerll lSRpsg. Aue P off anstalten luV U. Postboten und unsereAus- tragerund Geschäftsstellen —— nehmen zu jeder Zen Be ¬ stellungen entgegen. ImFalle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die »gespaltene Raumzeile 20Npfg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. 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Ehe er sich noch ordentlich zurechtsetzen konnte im Lessel des französischen Ministerpräsidenten, hat sich Chautemps schon wieder daraus erheben müssen. Mit ihm sein Kabinett. Mit ihm also auch Briand, der sich heute wohl als der am häufigsten gestürzte Minister Frankreichs betrachten darf. Was ihn freilich an der Fort setzung seiner Ministertätigkeit kaum hindern wird; denn er ist — und bleibt vorläufig — sozusagen der ruhende P o l in der Regierungserscheinungen Flucht. Sieger ist der Besiegte vom letztenmal: Tardieu. Zieger ist die Rechte, der sich Abgeordnete selbst aus der angeblich hinter Chautemps stehenden linken Mitte hinzugesellten. Denn sein Kabinett war ja eins der Linken, nicht gerade so ausgesprochen wie einst jenes, das den Ramen Herriots trägt, sondern es wollte sich stützen auf eine Art „Linkskartell", dem auch die Sozial demokraten zum mindesten eine „Hilfsstellung" gaben. Bergeblich war es, daß der jetzt Gestürzte in seiner Programmerklärung auch die politische Weisheit des Spruches befolgte: Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen. Er wollte sogar allen Parteien, von den Rechtsradikalen bis fast zu den Kommunisten hin, recht viel bringen, streute nach allen Seiten hin die Gaben der Versprechungen aus, die er aus dem wohl- gefüllte »Topf der deutschen Reparations zahlungen entnahm, — vergeblich. Er verhieß der Rechten Aufbesserung der Beamtengehälter, Veteranen pensionen und Steuernachlässe, sicherte der Linken die Einführung der Sozialversicherung zu, erklärte emphatisch an der bisherigen Außenpolitik Frankreichs ebenso fest halten zu wollen wie am Rüstungsprogramm zu Wasser, zu Lande und in der Luft, hat auch — wieder zur Linken gewandt — Amnestie angekündigt und eine beschränkte Autonomie für Elsaß - Lothringen, arbeitete heftig mit Völkerbund und Völkerfrieden, — vergeblich. Die Rechte raste unv wollte ihr Opfer haben. Und fand dabei Unter stützung bis tief zu der linken Mitte hinüber: das Links kartell unterlag. Mit mehr Stimmen noch, als es über Tardieu gesiegt hatte. Wobei allerdings nicht vergessen werden darf, daß jedesmal die zehn kommunistischen Stimmen gestern gegen Tardieu, heute gegen Chautemps abgegeben wurden und morgen gegen jede neue Regie rung eingesetzt würden. Zum Fall Tardieus also ebenso entscheidend beitrugen wie zum Sturze Chautemps'. Man hat diesmal nicht viel Federlesens gemacht, debattierte nicht allzulange, sondern benutzte schon Geschäftsordnungsanträge dazu, um die Regierung zu beseitigen. Weil nämlich, wie ein siegessicherer Redner der Rechten aphoristisch äußerte, „die Minuten für die Kammer kostbar, die der Regierung aber ohnehin gezählt seien". Dieses Bonmot wurde durch den Abstimmungs beschluß der Kammer bestätigt. Binnen acht Tagen ein mehr der Rechten und ein mehr der Linken zuneigendes Kabinett gestürzt — jedesmal nur mit geringer Mehrheit, jetzt mit nur wenig mehr als einem Dutzend Stimmen; dazu die hin-und herschwankende Mitte, auf die sich weder ein Ministerium der Linken noch eins der Rechten mit einiger Sicherheit stützen kann, selbst nicht mit Hilfe einer reichlichen Versorgung dadurch, daß aus dieser Gruppe eine ganze Reihe von Ministern und Unterstaatssekretären entnommen wird. — all das zeigt die großen Schwierigkeiten, die jeder auf den bisherigen Wegen erfolgenden Kabinettsneubildung auch künftig entgegenstehen. Die letzten Kammerwahlen haben eben ganz unklare und unsichere Mehrheits- Verhältnisse geschaffen. Die Sorgen von einst, die es einem Poincarö ermöglichten, sich mit ihrer Hilfe sogar gegen die unsprünglich eine klare Linksmehrheit auf weisende Kammer durchzusetzen, also die Finanz- und Währungsnöte, sind aus der Welt geräumt und außen politisch sind Differenzen überhaupt nicht vorhanden. Nur i u n c n p o l i t i s ch e Gegensätze wirken als Spreng pulver. Und wegen dieser hat man sich in der Kammer nun sehr scharf auseinandergeredet und auseinander gestimmt, so daß es zu sehr lebhaften Temperamentsaus brüchen gekommen ist. Sogar die Pultdeckel im Sitzungs saal der Kammer wurden aus Ungeduld über die lang same Feststellung des Abstimmungsresultats heftig in Bewegung gesetzt. Am unangenehmsten für Deutschland, aber auch z. B. für die Verhandlungspartner der Londoner Seeab rüstungskonferenz ist es, daß diese französischen Minister krisen nun schon zum drittenmal wichtigste politische Ent scheidungen aufhalten. Die zweite Haager Konferenz wurde um Wochen hinausgeschoben, die Saarverhand lungen stockten ebensolange, jetzt wieder ist die Londoner Konferenz bedroht und nicht zuletzt auch die Ratifizierung des Neuen Plans zu rechter Zeit, fo daß dadurch auch die angekündigte Rheinlandräumung von neuem verzögert werden kann. * Lösung der französischen Regierungskrise. Tardieu mit der Kabinettsbildung beauftragt. Die französische Regierungskrise, die schon wieder die dvliiischen Gemüter in Bewegung setzt, nachdem erst vor Der 11-MMarden Reichsetat 400 Millionen Mark neue Steuern Millionen Millionen Millionen Millionen 240 60 35 50 60 Erhöhung der Biersteuer auf 75 A Kaffee, Tee . . . . Mineralwasser ........ Benzin Moldenhauers Gieuerpläne. Wie der Reichshaushalt balancieren soll. Die Gerüchte über eine Krisenstimmung im Reichs tag verstärken sich immer mehr. Die Nachrichten, daß innerhalb der Regierungskoalition im Reichstag starke Meinungsverschiedenheiten vorhanden sind, werden er neut durch einen Beschluß des Ältestenausschusses des Reichstages bestätigt, nach dem die Beratung des Republikschutzgesetzes zunächst zurückgestellt werden soll. Die Reichsregierung hatte gewünscht, dieses Gesetz möglichst bald zu verabschieden, ist aber mit ihrem Wunsche, wie mau steht, nicht durchgedrungen. Wie be kannt wird, haben im Ältestenrat, in dem die großen Fraktionen durch ihre Führer vertreten sind, von den Regierungsparteien lediglich die Sozial demokraten und die Demokraten für die baldige Beratung des Republikschntzgesetzes gestimmt, während das Zentrum und dre Deutsche Volkspartei sich im Verein mit der Opposition gegen die sofortige Beratung des Republikschutzgesetzes ausgesprochen haben sollen. Der Vorwärts meint, daß der Gegensatz zwischen den Wün schen der Regierung und der Haltung von Zentrum und Volkspartei immer größer werde, ja daß er bereits so stark sei, daß man im Reichstag von einer „Obstruktion der Regierungsparteien gegen die Regierung" zu sprechen beginne. Von den sonstigen Beschlüssen des Ältestenrats ist erwähnenswert, daß der Reichstag am Sonnabend dieser Woche seine Beratungen bis zum nächsten Donners tag ausfetzen, also doch eine kleine Faschings- pause machen wirv. Am Donnerstag soll dann die zweite Lesung des Uonng-Planes beginnen, an die sich die dritte Lesung sofort anschließen soll. Für die Be ratung des Aonng-Planes sind etwa drei bis vier Tage in Aussicht genommen. Man hofft, daß man die Be ratung so beschleunigen kann, daß spätestens am Montag der übernächsten Woche die Schlußabstimmung stattfinden kann. Inzwischen geht das Rätselraten um die Sanierung der Finanzen weiter. Als neuester Lückenbüßer soll das Benzin herangeholt werden. Es sind bereits umfang reiche Vorbereitungen für die Einführung einer Benzin steuer getroffen worden, mit der man in Amerika fehr gute Erfahrungen gemach: haben will. Bei Einführung der Benzinsteüer sollen dann die Steuersätze für die einzelnen Kraftwagen herabgesetzt werden. Die neuen Steuern, die Reichsfinanzminister Dr. Moldenhauer dem Kabinett zur Beschlußfassung am Donnerstag vorlegen wird, sehen, wie die Vossische Zeitung zu melden weiß, folgendermaßen aus: Im übrigen weiß das Blatt mitzuteilen, daß der Gesamthaushalt des Jahres 1930/31 mit mehr als 11 Mil- iarden Mark balanciert, gegenüber 20,211 Milliarden im Vorjahre. Einer der meistumstrittenen Etats ist der des Reichs arbeitsministeriums, dem die Arbeitslosenunterstützmrg untersteht und für das 1249 Millionen angesordert werden. Die wichtigsten anderen Ministerien beanspruchen fol gende Ausgaben: Reichswehr 700 Millionen (gegen 697 Millionen im Voriahre), Auswärtiges Amt 64,4 Mil lionen (gegen 69 Millionen im Vorjahre), Neichsinnen- ministerium 46 Millionen (wie im Vorjahre), Reichs- Ministerium für die besetzten Gebiete 20 3 Millionen (gegen 20,7 Millionen), Reichswirtschaftsministerium 20,8 Mil lionen (gegen 24,7 Millionen), Reichsverkehrsministerium >72,4 Millionen (gegen 185 Millionen), Etat der Pensionen und Ruhegehälter 1770 Millionen (gegen 1744 Millionen), Kriegslastenetat 1463 Millionen (gegen 1792 Millionen), Finanzministerium 529 Millionen (gegen 517 Millionen), Etat der Reichsschuld 982 Millionen (gegen 436,5 Mil lionen). Gelingt es nun nicht bald, eine Einigung über den Etat herbeizuführen, so dürften die Tage des Kabinetts Müller tatsächlich gezählt sein. Erkrankung -es Reichsaußenministers. Reichsaußenminister Dr. Curtius leidet an einer Er kältung, die ihn am Mittwoch an das Bett fesselte und von den Ausschußverhandlungen über den Boung-Plan fcrnhielt. Der Minister hofst, am Donnerstag den Be ratungen wieder beiwohnen zu können. Oie deutsche Ostgrenze. Die Denkschrift des Innenministeriums. Die im Dezember bei der Beratung über die Auf stellung eines Ostprogramms von Ministerialdirektor Damman angekündigte wissenschaftliche Denk- schrist des Neichsinnenministcriums über den deutschen Osten ist jetzt erschienen. Sie ist nur in wenigen Exem- plaren gedruckt und soll bei der Beratung des Ostprogramms und bei der Verteilung der für den Osten bewilligten Mittel als Unrerlagenmoierial dienen. Sie ist deshalb nur den Behörden zugegangen. Ihr Inhalt ist in großen Zügen bereits bekannt. Die Denkschrift stellt eine spezifizierte Erweiterung der Ostdenkschrift der ostdeutschen Landeshauptleute dar und enthält wirtschaftswissenschaft liches Handmaterial für jeden Wirtschaftler und Verwal tungsfachmann im deutschen Osten. Die Denkschrift trägt den Titel „Tie deutsche Ostgrenze — Unterlagen zur Er fassung der Grenzzerreißungsschäven". kurzem durch die Bildung des Kabinetts Chautemps rine gewisse innenpolitische Beruhigung eingetreien zu sein schien, stellt den bedauernswerten Präsidenten der Republik, Doumergue, bereits wieder vor die wenig an genehme Aufgabe, auf die Suche zu gehen nach einem ge eigneten Mann, der das Wagnis einer Regierungsbildung unternimmt. Die Parteiverhältnisse in der Französischen Kammer sind mit ihren beiden sich ziemlich gleich stark gegenüberstehenden Blocks wenig geeignet, die Negie rungsübernahme zu erleichtern. Zwei große Kanonen, Tardieu und Poincarö, haben bereits dankend rbgelehnt. Der erstere mit Rücksicht auf die Verschärfung der Gegensätze zwischen rechts und links, der zweite unter Berufung auf seinen geschwächten Gesundheitszustand. Gerade Poincarö hatte man in französischen politischen Kreisen sehr empfohlen, angesichts der vier großen inter nationalen Aufgaben, die zu lösen sind: die Londoner Jeeabrüstungskonferenz, die Inkraftsetzung des Noung-Planes, die Genfer Aollwaffen- stillstandsverhandlungen und die deutsch-fran zösischen Saarverhandlungen. Bei dem großen Rätselraten um den „kommenden Mann" wurde natürlich auch Briand genannt. Auch er gewährleistet Stetigkeit in der Fortführung der französi schen Außenpolitik. Allerdings waren die Angriffe gegen ihn in der Rechtspresse außerordentlich heftig. Tardieu hat auf Grund erneuter Besprechungen mit dem Präsidenten der Republik, Doumergue, schließlich den Auftrag zur Kabinettsbildung angenommen. Er wird im Laufe des Donnerstags Donmcrgne über das Ergebnis seiner Bemühungen unterrichten. Poincarö ist inzwischen bestrebt, gewisse Mißverständnisse zu beseitigen, die zu dem Sturz Tardieus geführt hatten. » Fördert die Ortspresse » Zur Regierungsbildung in Sachsen. Für und wider die Große Koalition. Außer der Deutschen Volkspartei hat sich auch die deutschnationale Landtagsfraktion bereit erklärt, dem Vorschläge der Wirtschaftspartei hinsichtlich der Wahl des Präsidenten Schieck zum Ministerpräsiden ten zuzustimmen. Dieser Erklärung hat sich nun auch die Landvolkfraktton angeschlossen. Auch auf seilen der Nationalsozialisten sollen keine erheblichen Be denken gegen die Person des Präsidenten Schieck bestehen. Mittlerweile gehen die Verhandlungen über die Bildung der Großen Koalition, für die besonders die Sozialdemokraten und die Demokraten eintreten, weiter. Am Donnerstag tritt der Landesarbeitsausschuß der S. P. D. mit dem sozialdemokratischen Fraktionsvorstand zusammen, um ein endgültiges Programm zur Frage der Regierungsbildung zu verabschieden. Wie verlautet, ist die V o l k s r e ch t s p a r 1 e i bereit, der Kandidatur Dr. Schecks unter der Voraus setzung zuzustimmen, daß sämtliche Minister Beamte sind und so der Partei vor Ernennung der Minister Gelegen heit gegeben wird, die betreffenden Persönlichkeiten kenneuzulernen, um prüfen zu können, ob nicht etwa unter dem Deckmantel eines Beamten ein Parteimann in das Kabinett eingeschoben wird. Die Demokraten lehnen jede Regierung ab, die sich auf die Nationalsozialisten oder auch nur auf deren wohlwollende Duldung des Kabinetts stützt. Die Fraktion der Rattonalsozialistischen Arbeiter Partei hat an die Neichspartei des Deutschen Mittelstandes in Deutschland ein Schreiben ge richtet, in dem es heißt: „Die N. S. A. P. legt keinen Wert darauf, daß in Sachsen, das im Mai 1929 anti marxistisch gewählt hat. eine Große Koalition unter Einschluß der Marxisten gebildet wird. Mit der Person des Präsidenten des Staatsrechnungshofes,