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Und vor dreißig Jahren, beim Boxer aufstand, lag das Chinesische Riesenreich hilf- und wehrlos zu den Füßen der europäischen Großmächte, der Union, Japans. Jeder fast riß sich einen mehr oder weniger großen Fetzen vom Leib der Beute. Und jetzt? Zwar mutz die chinesische Nationalregierung in Nanking es immer noch dulden, daß England in Schanghai, in Hongkong, andererseits Japan in Korea und in der Mandschurei sitzen —, aber sie hat doch jetzt mitgeteilt, daß sie einseitig die Ausnahmerechte von Angehörigen jener Mächte auf chinesischem Boden mit dem 1. Januar aufhebt, die sich bisher noch nicht mit der Beseitigung dieser „Kapitula tionen" einverstanden erklärt haben. Einige, z. B. Deutschland, haben dies nämlich bereits getan, weil Nanking es als eine unbedingte Voraussetzung für den Abschluß eines Handelsvertrages forderte, daß der Ver tragspartner auf alle Sonderrechte dieser Art verzichtete. Ob die chinesische Regierung mit ihrer Erklärung z. B. gegenüber England und Japan aber auch durchdringt, ist eine reine Machtfrage —, wobei daran erinnert werden soll, daß der erste asiatische Staat, der diese „Kapitula tionen" mit einem Federstrich beseitigte, die Türkei ge wesen ist. Damals nämlich, als sie mit den griechischen Truppen jeden „Einfluß" einer europäischen Macht aus dem Lande hinausgefegt hatte und nun die Macht dazu besaß, auch die Fesseln der „Kapitulationen" mit dem siegreichen Schwert einfach zu durchhauen. Man wird in London und Tokio sich Wohl kaum ruhig verhalten, wird protestieren, wird drohen, besonders, da die Schwierigkeiten der Nankingregierung bei den wirren Zuständen im Innern Chinas sehr groß sind. Und die von der Erklärung der chinesischen Negierung betroffenen Mächte haben Mittel und Wege genug, jene Schwierig keiten hinten herum noch beträchtlich zu vergrößern —, aber ob sich diese Bewegung des „erwachenden Asiens" jetzt noch wird aufhalten lassen, nachdem sie schon so viele Siege errungen hat, erscheint doch recht zweifelhaft. Auch China ist längst nicht mehr der Kolotz auf tönernen Füßen wie einst. Dafür aber wankt der Boden in Indien. Auch diese „größte Perle in der Krone des englischen Königs" ist gefährdet. Nach langem Sträuben hat das Mutterland dieser Kolonie ziemlich weitgehende Selbstverwaltungs- rechte einräumen müssen, als mit und nach dem Weltkrieg ein Erwachen durch Indien ging, die Freiheitsbewegung immer höhere, gefahrdrohende Wellen schlug. Schon gibt es ein indisches Parlament — nur hat es nicht viel zu sagen. Und seit Jahren ist eine Kommission, die sich aus Engländern und Indiern zusammensetzt, in langwieriger Arbeit damit beschäftigt, die Voraussetzungen für eine Verfassungsreform in freiheitlicherem Sinne zu prüfen. Da aber hat vor kurzem der indische Teil dieser „Simons"- Kommission, ohne die andern zu fragen, einen Bericht ver öffentlicht, an den sich eine Reihe verfassungsreformerischer Forderungen schloß. Was verlangt wurde, war, aus eine kurze, knappe Formel gebracht: Indien erhält die Stellung, die Rechte eines englischen Dominions, soll nicht mehr Kolonie bleiben. Also: Selbstverwaltung, eigenes Heer, eigene Gesandten. zum Beispiel beim Völkerbund, und so weiter, geradeso wie Kanada, Australien, Neuseeland, Südafrikanische Union, Irland. Diese Veröffentlichung erfolgte, kurz bevor der All indische Kongreß unter der Leitung des bekannten nationalistischen Vorkämpfers der Inder, Ghandi, zu- sammengetreten ist. Er hat jene Forderungen ausgenom men und er mag daran denken, daß die jetzige englische Arbeiterregierung unter Macdonald ja auch in Ägypten die dort einst usurpierten englischen Rechte sehr weit abgebaut hat. Darüber hinaus verlangte auf diesem Kongreß ein Antrag sogar die völlige Unabhängig keit Indiens von England. Und so zugespitzt ist die Situation, daß die indischen Führer mit dem Vizekönig in Delhi nicht einmal mehr verhandeln wollen; auch hier stößt Macht auf Macht, denn die Indier wollen als Kampfmittel eine nicht unwirksame Waffe, den passiven Widerstand und den Boykott gegen englische Waren, ge brauchen. Mit schwerer Sorge blickt man von London aus hinüber. Es gärt in Asien. Der Selbständigkeitsgedanke ist in diesen Völkern nicht bloß erwacht, sondern zu starkem Leben gediehen; und er rüttelt an den KMen, die ihm Europas Macht angelegt hat. Deutsch-amerikanisches Abkommen Die deutschen Zahlungen Die Verhandlungen über das Sonderabkommeu zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten sind durch Ministerialrat Dr. Ritter und Herrn Wilson in Ber lin erfolgreich abgeschlossen worden. Nach dem am 28. Dezember vereinbarten deutsch amerikanischen Abkommen zahlt Deutschland die nach dem Sachverständigenplan vom 7. Juni 1929 den Vereinigten Staaten von Amerika zustehenden Annuitäten nickt an IeuWM Vertreter im HW SieSchlußkonferenz zumNoung-ptan Reichsbankpräsident Dr. Schacht bleibt sein. In einer Kaüinettssitzung der Reichsregierung wurde die Liste der deutschen Abgeordneten für die am 3. Januar beginnende zweite Haager Konferenz, die den Abschlutz- strich unter die Abmachungen der ersten und unter die endgültigen Vereinbarungen über den Young-Plan ziehen soll, aufgestellt. Die deutsche Delegation besteht aus dem Reichsautzenminister Dr. Curtius, dem Reichsminister für die besetzten Gebiete, Dr. Wirth, dem Reichssinanz- ministcr Dr. Moldenhauer und dem Ncichswirt- schastsminister Robert Schmidt. Diesen Hauptver tretern ist eine Anzahl von Sachverständigen beigeordnet, deren Führung der Sachverständige während der Pariser Verhandlungen, Melchior, übernimmt. Reichsbantpräsident Dr. Schacht gehört der Delegation ,elbst nicht an. Auf seinen Vorschlag wird das Mitglied des Vor standes der Reichsbank Geheimer Finanzrat Dr. Vocke die Delegation begleiten. Nur falls Fragen der Inter nationalen Reparationsbank besonderer Bearbeitung im Haag unterliegen sollten, soll Dr. Schacht sich ebenfalls nach dem Haag begeben. Des weiteren gehören der Rvr.mmntner Lvirio Reichsautzcnminiftcr Curtius. deutschen Abordnung an: vom Auswärtigen Amt Staats sekretär von Schubert und die Ministerialdirektoren Gaus und Ritter, vom Neichsfinanzministerium Staatssekretär Schäffer und Ministerialdirektor Dorn, vom Ministerium für die besetzten Gebiete Mini sterialdirektor Miller, von der Reichskanzlei Staats sekretär Pünder und von der Presseabteilung der Reichsregierung Ministerialdirektor Zechlin. Das auffälligste an dieser Veröffentlichung ist Wohl der Umstand, daß Dr. Schacht selbst offiziell der deutschen Delegation ntcyt angeyort. Cs sollen bet dem Beschluß des Kabinetts die Meinungen in den Vordergrund getreten sein, bei Abwicklung des Gesamtproblems des Young- Planes handele es sich um eine rein politische Frage und diese könne verantwortlich nur von ocn politischen Instanzen entschieden werden. Der Reichsbankpräsident gehöre nicht zu den Trägern der politischen Verantwor tung. Wie in politischen Berliner Kreisen verlautet, habe Neichsbankpräsident Dr. Schacht die Teilnahme an den Haager Verhandlungen von der Festlegung auf seine be kannte Denkschrift abhängig gemacht und somit für die deutsche Delegation eine gebundene Marschlinie verlangt, die das Reichskabinett nicht zu akzeptieren gewillt gewesen sei. Bei dieser Konstellation habe Dr. Schacht sich anderer seits nicht entschließen können, sich mit der Verantwortung für das Haager Ergebnis zu belasten. Das ArbeiiSprogramm im Haag umfaßt insgesamt 13 Punkte, die vorher offen geblieben sind und jetzt abschließend behandelt werden sollen. In erster Linie stehen darunter die Zahlungs termine und ihre Verbindung mit der Zinsberechnung für die deutschen Zahlungen, "ferner die Sachlieferungen, die Frage der Ostreparationen, die Befugnisse der Re parationskommission. Da die Konferenz vermutlich längere Dauer in Anspruch nehmen wird als bis zum 13. Januar, an welchem Datum die Völke r b u n d r a 1 s- tagung in Genf beginnt, werden gegebenenfalls andere Persönlichkeiten mit der Vertretung der Mächte in Genf betraut werden. * Schäffer SLaMelretär im Reichssinanzministermm. Der Reichspräsident hat den Ministerialdirektor im Neichswirtschaftsnunistcrium, Schäffer, als Nach folger des ausgeschiedenen Staatssekretärs Popitz zu-n Staatssekretär im Neichsfinanzministerium ernannt. Schäffer steht im 41. Lebensjahre und soll ohne Parteibindung der politischen Linken angehörcn. Er war zunächst im Reichswirtschaftsministerium tätig, leitete von 1922 ab, besonders während des Ruhrkampfes, die Industrie-, seit Ende 1923 die volkswirtschaftliche Ab teilung. In dieser hat er sich vor allem mit Geld-, Vank- und Börsenfragen, mit Kartell- und Versicherungs problemen'beschäftigt und schließlich auf dem Gebiete der Kohle und der Elektrizitätsversorgung gearbeitet. * Grotze Ueberraschung in Paris über das Fernbleiben Dr. Schachts Paris, 29. Dezember. Die Nachricht, daß Dr. Schacht nicht als Mitglied der deutschen Abordnung nach dem Haag gehen wird, hat in Pariser Kreisen sehr große Ueberraschung hervorge- rufen und findet in der Pariser Presse ein lebhaftes Echo. Man unterstreicht mit Nachdruck, daß die deutsche Regierung vergebens versucht habe, Dr. Schacht zu veranlaßen, zusammen mit den deutschen Unterhändlern die Verantwortung zu übernehmen. Schacht habe es vorgezogen, seine ganze Handlungsfreiheit zu be wahren. Der „Excelsior" schreibt hierzu: die deutsche Regierung habe zwischen zwei Möglichkeiten zu wählen, entweder sie folge den im August von Dr. Stresemann vorgezeichneten Spuren und man werde recht schnell zu den Abkommen gelangen, die von den technischen und Finanzsachverständigen auf das genaueste vorbe reitet seien, oder aber die deutsche Regierung gebe der politisch finanziellen Diktatur des Reichsbankpräsidenten Schacht nach, mache sich die Forderungen der Schachtschen Denkschrift zu eigen und die ganze Konserenzarbeit werde in Frage gestellt. Mehr als je, so führt das Blatt dann aus, werde die Einigkeit der Gläubiger Deutschlands erforderlich sein, wenn man im Haag und auf der Londoner Konferenz zu einem Erfolg kommen wolle. die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, sondern unmittelbar an die amerikanische Regierung. Aus den deutschen Zahlungen werden zwei Arten amerikanischer Ansprüche befriedigt: diejenigen Ansprüche die durch die Deutsch-Amerikanische Gemischte Kommission fest gesetzt werden, und die amerikanische Forderung für rückständige Besatzungskosten. Das Abkommen schließt sich eng an die Form der zwischen den Vereinigten Staaten und anderen Mächten bestehenden Schuldenab kommen an. Die Priorität für die Dawes-Anleihe von 1924 bleibt gewahrt. Da Deutschland nach dem Young-Plan nicht Schuld nerland der einzelnen Mächte, sondern der Gesamtheit der Gläubigermächte ist, muß bei den bevorstehenden Ver handlungen im Haag berücksichtigt werden, daß die ameri kanische Annuität ausscheidct. Die deutsche Negierung wird deshalb das Abkommen zur Kenntnis der übrigen Gläubigermächte bringen. Die formelle Unterzeichnung erfolgt erst, nachdem der Reichstag und der Ameri kanische Kongreß ihre Zustimmung erteilt haben. Das Abkommen wird gleichzeitig mit den Abmachungen mit den anderen Glüubigermächten über den Young-Plan in Kraft treten. Befriedigung über das Sonderabkommeu mit Deutschland in Amerika Neuyork, 29. Dezember. Das deutsch-amerikanische Re parationsabkommen findet in den Vereinigten Staaten durchweg eine wohlwollende Aufnahme. In einer amtlichen Erklärung des Schatzamtes wird unterstrichen, daß die Vereinbarung im wesent lichen dem am 19. Mai bei einer Konferenz im Weißen Hause von den parlamentarischen Führern gebilligten Programm entspreche. Die Durchführung des Zahlungsplans sei natürlich abhängig von der Inkraftsetzung des Hvungplans. Amerika behalte sich bis da hin seine Rechte ausnahmslos vor. Skt« Wer WGMWW Klrchenueubaueinsturz iu Dortmund Dortmund, 29. Dezember. In Dortmund hat ein orkan artiger Sturm, der am Sonntag über Westdeutschland hinweg- braustv, schweren Schaden angerichtet. Gegen Mittag stürzte die im Bau begriffene Kirche der Petri-Nicolai-Gemeinde infolge des Sturmes ein. Ter Kirchenneubau, der aus Eisenbeton ausge-