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Bor- geschriebeueErscheinuugs» tage Pratzv-rschriften werden nach Möglichkeit kN sv Vb M SV I AMt Wilsdruff Nl*. 6 berüt^sichligl. Anzeige«, annakme bis orm.lOUHr. — — - Für die Richtigkeit der durch Fernrus übermitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. Zeder Rabatiansprn ch erlischt, wenn der Betrag durch Klag e eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen ne hmen alle Dermittluu gsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstremamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Ar. 277 — 88 Jahrgang Telegr Adr .Amtsblatt^ Wilsdtuff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 29 Rooemvex 1929 „Vesrieimg des DMen Ledens" Rußland als Gieger. Die Sache da hinten in der Mandschurei fing doch an einigermaßen brenzlig zu werden. In China, wo es si viele Generale wie anderswo Brombeeren gibt, ist Wieds einmal eine der dort so beliebten Revolutionen aus gebrochen und die Nankingregierung brauchte ihre bessere» Truppen — und Geld —, um die aufständischen General zu bekämpfen. Da sind denn hoch oben im Norden ds Mandschurei längs der Ostchinesischen Bahn, die ja da, Streitobjekt bildet, die russischen Truppen kräftig vor g e stoßen, unterstützt mit allen Mitteln moderner Krieg führung und zweifellos nicht gerade unter Beobachtung übermäßig humaner Kriegsmethoden. Die sich auf de Photographie und im Film recht gut ausnehmender chinesischen Truppen haben es vorgezogen, dem Kampf all dem Wege zu gehen, besonders, da die Russen es ver standen, die mongolischen Tungusen — ein überaus un sympathisches Räubervolk, das aus seinen Gefangene» eine Art Hackfleisch zu machen pflegt und daher de Schrecken der nordwestlichen Mandschurei ist — gegen di Chinesen in Bewegung zu setzen. Infolgedessen risse» nicht nur die Truppen aus, sondern auch die Bevölkerun, wurde von der in solchen Fällen üblichen, diesmal abs besonders berechtigten Panik ergriffen und floh naä Süden. Die Politik der chinesischen Zentralregierung ist ei» bißchen unverständlich. Man mußte in Nanking, als ent gegen dem 1924 mit Moskau abgeschlossenen Vertrag di russische Verwaltung der über chinesisches Gebiet vo» Mandschurin — der letzten sibirischen Station — übe: Chardin nach dem einzigen russischen Hafen im Stille» Ozean, Wladiwostok, gehenden Bahn teils verjagt, teil« gefangengesetzt wurde, das eine vor allem doch wissen, das die Moskauer Regierung sich diesen Vertragsbruch nich gefallen lassen würde. Es ist ja ein paar Monate mr Hilfe Deutschlands hin und her verhandelt worden, bis du Sowjetregierung die Gelegenheit gekommen sah, dv Chinesen anstatt mit Noten erfolgreicher mit Kanonen uni Flugzeuggeschwadern zu bombardieren. Die an der Ent Wicklung der Dinge im Fernen Osten besonders inter essierten drei Mächte England, Amerika und Japan be gnügien sich aber, nur zuzusehen; heimlich mögen sie all« der Nankinger Regierung, die ja Chinas Selbständigkerk zu verteidigen und durchzusetzen als ihre Hauptaufgab« betrachtet, diese Niederlage Wohl gönnen. Zwar hat nun China sich an den Völkerbund uni vor allem nach Washington — wegen des Kellogg-Pakte! — um Unterstützung gewandt, aber das Zutrauen z» einem wirklichen, vor allem aber sehr baldigen Erfolc dieses Schrittes scheint in Nanking nicht übermäßig gros gewesen zu sein. Man hat es vielmehr vorgezogen, dii Russen von Mukden aus direkt um Waffen still, stand zu bitten. Und es ist den Russen zuzugestehen daß sie durchaus keine harten Bedingungen gestellt haben sie verlangen einfach die Wiederherstellung de« Zustandes, wie er vor dem Ausbruch des Konfliktes vorlag. Also: Rückführung der russischen Eisenbahn verwaltung und Freilassung aller Angehörigen Sowjet rußlands, die von den Chinesen gefangengesetzt waren Zwischen Moskau und Mukden, der Hauptstadt der Man dschurei, ist man schon in direkte Verbindung getreten während die Haltung der Regierung in Nanking vor läufig natürlich noch unbekannt ist, man dort aber wohl auch kaum etwas anderes wird tun können als der Ge neral Tschanghuseliang. der in der Mandschurei komman diert, nämlich die russischen Bedingungen anzunehmen In London, Washington und Tokio wird man auf atmen, denn es ist wohl allen drei Regierungen nichi gerade angenehm, das heiße Eisen der mandschurischer Frage anzufassen. Im englischen Parlament ist deswegen die Regierung interpelliert worden. Es wurde festgesteltt -- was ja objektiv richtig ist —, daß Sowjetrußland entgegen den Bestimmungen des Kellogg- Paktes, den es unterschrieben hat, zur Durchsetzung lvirklicher oder vermeintlicher Rechtsansprüche gegenüber einer andern Macht zu unverhüllt kriegerischen Mitteln gegriffen hat. Der Außenminister Henderson erwiderte zwar, daß England bereit sei, irgendwelche Schritt» diplomatischer Ari — mitzumachen, mußte aber Mstellen, daß der Kellogg-Pakt keinerlei Vorschriften darüber enthalte, was nun eigentlich geschehen solle, wenn Ane Bestimmungen wirklich oder anscheinend verletz- werden; nur das eine, daß ein derart vergehender Staat Mer Vorteile des Vertrages verlustig gehe" — woraus U> Sowjetrußland vermutlich recht wenig machen wird! Völkerbund allerdings, so äußerte Henderson, - ?ile man bei dem Versuche, die Lage in Ostasien zu be iden, denn lieber doch nicht bemühen. dyn Der Konflikt im Ferne,» Osten scheint also mit einem Erfolg der Moskauer Regierung zu und der Versuch der Nankingregierung, aus de» d^dschurei den russischen Fremdkörper der Eisenbahn- zu entfernen, muß als mißglückt bezeichne- w Auch die erste größere Probe aufs Erempel, auf KeM^aogg-Pakt nämlich, kann auch nicht unbedingt als angesehen werden. Eher — das Gegenteil! Der Reichsrai genehmigt das Republikschußgeseß. Keine Zuständigkeit des Reichsinnenministers. Das seinerzeit vom Reichsminister Severing ange kündigte neue Republikschutzgesetz, das an die Stelle des früheren, im Reichstage nicht mehr verlängerten treten soll, ist vom Reichsrat in der Ausschutzfassung mit 50 gegen lk Stimmen angenommen worden Es wird nun mehr sofort dem Reichstage zugehen Der Ausschutz hat in dem Entwurf eine Anzahl Veränderungen vor genommen. An dem Grundgedanken, verfassungsän dernde Bestimrnungen zu vermeiden, ist festgehalten wor den. Deshalb wird zur Annahme im Reichstage kein Zweidrittelmehrheit notwendig sein, an der die Verlänge rung des alten Gesetzes bekanntlich scheiterte. Die Über schrift des Gesetzes wurde in den Ausschüssen in „Gesetz zum Schutz der Republik und zur Befriedung des poli tischen Lebens" umformuliert. Gegen das Gesetz stimmten im Reichsrat nur Bayern, Mecklenburg-Schwerin und einige kleinere preußische Provinzen. Der Kreis der Personen, der durch das Gesetz ge schützt werden soll, ist in der Ausschußberatung wesentlich erweitert worden. Erhöhtes Strafmaß für Gewalttätig keiten gegen Reichspräsidenten und Minister ist vor gesehen. Politische Beschimpfung verstorbener Reichs präsidenten und Reichsminister ist strafbar. Die Vor schriften über den Fortfall des Gehalts republikfeindlicher Beamter sind gestrichen worden. Der frühere Kaiser paragraph ist im Gesetz nicht mehr enthalten. Zuständigkeit der Landesregierungen. Die wichtigste Änderung gegenüber dem Regierungs- entwurf erstreckt -sich auf die Zuständigkeit des Reichs- Hinvenburg an Sen Papst. Das Geschenk der Leichsregierung. Donnerstag mittag überreichte der deutsche Bot schafter von Bergen in Rom dem Papst ein Schreiben des Reichspräsidenten mit den persönlichen Wünschen des Reichspräsidenten und denen der Rcichsregierung zu dem goldenen Priesterjubiläum des Papstes. Daran schloß sich die Übergabe des Geschenkes der Neichsregierung an den Papst. Das Geschenk ist ein Duplikat des sogenannten roten Prunktafelservices Friedrichs des Großen. Botschafter von Bergen hatte sich in Begleitung des Personals der Botschaft sowie des Vatikanreferenten des Auswärtigen Amtes, Gesandt schaftsrats Klee, in den Vatikan begeben. Nach der Audienz fand die Besichtigung des Geschenks der Reichs regierung durch die Presse statt. Die Saarverhandlungen. Die Vorverhandlungen über das Arbeitsprogramm der deutsch-französischen Saarkonferenz haben dahin ge führt, daß der erste Unterausschuß (Gruben) und der zweite Unterausschuß (Handels- und Zollfragen) am Sonnabend ihre Arbeiten aufnehmen werden. Den Vorsitz auf deutscher Seite im ersten Unterausschuß führt Geheimer Regierungsrat Ministerialrat Claussen vom Reichswirtschaftsministerium und im zweiter» Unteraus schuß Ministerialrat Weymann vom Neichsfinanzmini- sterium. China sollte „eine Lektion erhalten!" Proklamation des Oberbefehlshabers der Towietarmee. Der Oberbefehlshaber der Sowjetarniee im Fernen Osten hat eine Proklamation erlassen, in der es u. a. heißt: Wir haben die Chinesen aus zwei Fronten geschlagen. Wir hätten den Feind bis Charbin verfolgen können, begnügen uns aber damit, China eine Lektion gegeben zu haben. Die Lage wird nur durch vollständige Ausführung der Verträge von Moskau und Mukden geändert werden können. Wenn China eine neue Lektion vermeiden will, so wird es ohne Verzug die früher bei der Chinesischen Ost bahn bestehende Lage wiederher stellen, die russischen Gefangenen befreien, die Kon zentrationslager öffnen, die Weißgardisten ent waffnen und die chinesischen Truppen von den Grenzen zurückziehen müssen. * Nach einer Meldung aus Charbin haben dreizehn russische Flugzeuge die Stadt Buchalu überflogen und das Haupt quartier der chinesischen Armee mit Bomben beworfen. Die Stadt wurde später von weiteren acht Flugzeugen über- flogen, jedoch nicht mehr bombardiert. Man nimmt an, daß die Sowjetregierung die Chiinesen mit verstärkter Gewalt zur Annahme ihrer Bedingungen veranlassen möchten. innenmlntpers sur vas Bervot von Veretnen uns Zei tungen. Die Zuständigkeit des Rcichsinnenministers ist auf die Landesbehörden übertragen worden. Für Mei nungsverschiedenheiten ist als entscheidende Instanz das Reichsverwaltungsgericht eingesetzt worden. In der Debatte wandte sich Staatssekretär Zwei gert gegen die Einschränkung der Zuständigkeit des Reichsinnenministers. Er bezeichnete sie als unzweck mäßig, namentlich wegen der in solchen Fällen gebotenen Eile. Der bayerische Gesandte v. Preger kündigte Ablehnung dieses Antrages an. Der Antrag der Reichs regierung, die Zuständigkeit des Reichsinnenministers wiederherzustellen, wurde mit 38 gegen 25 Stimmen bei drei Enthaltungen abgelehnt. Unter den ablehnenden Stimmen waren diejenigen Bayerns und Sachsens. * Ale Pensionen der Reich-Minister. Der Reichsrat beschäftigte sich ebenfalls mit dem Ministerpensionsgesetz. Die wichtigste Bestimmung geht dahin, daß Reichsminister künftig nur noch Ü be r g a ngs- geld erhalten, dessen Höhe sich nach der Amtsdauer richtet. In den Ausschüssen ist die Bestimmung über die Ruherente, die der Reichspräsident gewähren kann, inso fern eingeschränkt worden, daß sie sich nur auf den Fall gesundheitlicher Schädigung bezieht. Ein preußischer Antrag, die Ministerpension nach vierjähriger Dienstzeit beizubehalten, wurde mit 34 gegen 32 Stimmen abgelehnt. Der Gesetzentwurf wurde ein stimmig angenommen. Ferner verabschiedete der Reichs rat eine Verordnung über den Luftverkehr, die dem starken Ansteigen dieses Verkehrs gerecht werden soll. Auch wurde die Mitteilung der Reichsregierung entgegen genommen, daß der vom Volksbegehren geforderte Gesetzentwurf dem Reichstage zugega-ngen ist. Hoovers Aushauprogramm. Konferenzen mit. Wirtschastsführern. Präsident Hoover setzte in Washington seine Besprechun gen mit Führern der Wirtschaft wegen seines Per- besserungs- und Aufbauprogramms fort. Für das nächste Jahr sind für den Ausbau von elektrischen Kraftwerken, Gas werken und Straßenbahnunternehmungen nahezu zwei Mil lionen Dollar Ausgaben vorgesehen, eine Mehrausgabe von über 100 Millionen Dollar für dieselben Zwecke gegenüber diesem Jahre. Das Kriegsministerium hat zur Unterstützung des neuen Wirtschafisprogrammes alle Armeekorps angewiesen, die in ihren Bezirken geplanten Bauarbeiten, sofern Geldmittel zu» Verfügung stünden, sofort in Angriff zu nehmen. KommMrVyrd am ImersW zum MM gestattet Neuyork, 29. November. Nach einer Meldung der Neuyorker Dail ist Kvmmander Byrd am Donnerstag 22.29 Uhr amerikanischer Zeit (4.29 mitteleuropäischer Zeit) zum Fluge nach dem Südpol gestartet. Oßbank — Dresdner Bank. Schwierigkeiten bei der Ost bank. Sehr bestimmt auftretcnde Mitteilungen sprechen davon, daß die Ostbank für Handel und Gewerbe (Berlin und Königsberg) irr Schwierigkeiten insofern geraten ist, als ihre Liquidität durch allzu weitgehende Festlegung der Kapitalien in schwer realisierbaren Geschäften be droht ist. Diesen Schwierigkeiten soll nun dadurch begegnet werden, daß die Dresdner Bank einzuspringen willens ist und zwar in der Art, daß das vier Millionen nominell betragende Kapital auf eine Million zusammengelegt wird und die Aktionäre für diese Summe eine Million Aktien der Dresdner Bank erhalten. Las wäre natürlich nichts anderes als ein vollständiges Aufgehen der Ostbank in die Dresdner Bank. Freilich soll angeblich noch eine Bedingung dabei sein: die Dresdner Bank, so erzählt man, verlange eine Bürgschaft der preu ßischen Regierung ii» Höhe von einer Million. Bürg schaften in gleicher Höhe will man auch von anderen Seiten verlangen. Näheres über den finanziellen Status der Ostbank ist aber noch nicht bekannt. Als Ursach efür die Schwierigkeiten wird — wie auch vielfach sonst bei den bekannten Vorkomm nissen der letzter» Zeit — die Nervosität der Depot- und Konteninhaber angegeben, die jetzt in erheblichem Um fang ihre Einlagen zurückzogen. Noch in der letzten Bilanz erschienen sie mit 40 Millionen Mark, also dem Zehnfachen des Aktienkapitals. Ferner sollen sehr erheb liche Kredite „eingefroren" sein, namentlich für die