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Der beste Coup des „Marquis von Down" Der König der Unterwelt. — In der Rolle des Marquis, Von Edwin Wood hall, ehem. Mitglied von Scotland Aard. Unter allen den Herren der Unterwelt, mit denen ich in Berührung gekommen bin, nimmt Georges Douglas, jetzt ein sehr alter Mann, der eine Strafe auf Lebenszeit verbüßt, einen besonderen Platz ein. Georges Spezialität lag darin, sich vertrauensseligen Geschäftsleuten gegenüber als ein Mann von Rang und Ansehen auszugeben, sich dadurch Kredit zu ver schaffen und dann zu verschwinden. Seitdem ich den offiziellen Dienst verlassen habe und mich privat betätige, werde ich häusig von großen Juwelieren be auftragt, schnell Erkundigungen über gewisse Kunden einzu ziehen, die gerade aufgetaucht sind. Einmal ließ mich ein Juwelier rufen und sagte: „Der Marquis von Down war am vergangenen Donnerstag bei mir und hat ein Halsband für 2000 Pfund bestellt. Ich sandte zwei zur Auswahl in sein Haus, und er kaufte eines davon. Das andere sandte er mit dem Assistenten zurück und versprach, mir am nächsten Tage den Scheck zu geben. Der Scheck kam zwar am nächsten Tage nicht, dafür aber erschien der Marquis Persönlich und verlangte ein goldenes Zigarren etuis sowie Uhren zugestellt zu erhalten, auch einige Ringe, da er und die Marquise einige Geschenke zu machen hätten und er sich alles in Ruhe ansehen wolle. Wir schickten ihm das Gewünschte zu, und er kaufte alles. Heute hat er nun wieder angerufen und nach einer diamantenbesetzten Tiara gefragt. Wenn ich das hinschicke, wird er es Wohl kaufen, aber von dem Scheck sagte er heute nichts. Ist die Sache in Ordnung, kann er meinetwegen ein Jahr Kredit haben. Aber ich fange an zu zweifeln, — die Sache sieht mir doch recht sonderbar aus. " Die Sache kam auch mir sonderbar vor. Ich entdeckte, daß die angegebene Adresse die Stadtwohnung des Marquis von Down war, und natürlich konnte ein Geschäftsmann mit dem Marquis nicht nach Belieben Verfahren. Ich beschloß, mit dem Assistenten zusammenen hinzugehen. Als wir ankamen, führte uns ein Diener in der Livree des Marquis von Down in einen Empfangsraum. Kurz darauf erschien der Marquis. Er war von mittlerer Statur, mit einer leichten Glatze, grauem Haar und einem kurz ge schnittenen Bart. Er war unauffällig gekleidet, trug Weiße Ueberschuhe, und um seinen Hals hing an sehr breitem Bande ein altmodischer Kneifer. „Ah, guten Tag", begrüßte er uns. „Nehmen Sie Platz!" Wir setzten uns, und mein Begleiter überreichte ihm das Paket mit der Tiara. In diesem Augenblick warf der Mar quis mir einen Blick zu, an dem ich sofort erkannte, daß wir es mit einem Verbrecher zu tun hatten, und zwar mit einem der gerissensten. Der Blick war nicht „abschätzend" und nicht der eines Aristokraten, der an stelle des gewohnten Begleiters einen anderen Fremden eintreten sieht. Es war der ab wägende Blick eines Verbrechers, der im Zweifel ist, ob er es mit einem Detektiv zu tun hat oder nicht. „Schön", sagte er, auf die Tiara weisend, „lassen Sie das Stück hier." „Ich bedauere, Ew. Gnaden nm einen Scheck bitten zu müssen", entgegnete ich. „Wir haben Ihnen Bargeld-Preise für die verschiedenen Einkäufe quittiert, und ich bin ange wiesen. die Angelegenheit zu regeln." „Sehr Wohl", erwiderte der Marquis, ohne sich aus der Ruhe bringen zn lassen. Er klingelte und befahl dem ein tretenden Diener, eine Schreibmappe aus der Bibliothek zu holen. Man brachte das Gewünschte, er schloß die Mappe auf, nahm ein Scheckbuch heraus und schrieb einen Scheck aus. Ich war verblüfft. Der Scheck konnte ebenso gut sein wie die Bank, auf die er gezogen war, er konnte aber ebenso gut wertlos sein. Immerhin war im Augenblick nichts zu machen. Wir verließen das Haus, und ich blieb zurück, um es zu beobachten und mir einen Plan auszudenken. Mein Begleiter ging ins Geschäft zurück. Ich begab mich zu einem in der Nähe befindlichen Telephon, ließ einen Mann kommen, der mir gelegentlich bei Nachforschungsarbeiten hilft, und trug ihm auf, den Marquis zu beobachten, ihn, wohin er auch gehe, zu verfolgen und mir Bescheid zu geben. Dann besuchte ich verschiedene Leute, die den Marquis von Down kannten. Sie alle bestätigten mir, daß der Marquis in der Stadt sei und Ende der kommenden Woche verreisen wolle. Das klang durchaus plausibel, und doch war ich nicht zufrieden. Erst wollte mir nichts einfallen, wie ich eine Positive Identifizie rung erreichen könnte, bis ich schließlich doch auf einen Ge danken kam. Ich telephonierte an einen Pfarrer, der als großer „Bettler" für wohltätige Zwecke bekannt war, und sagte ihm, der Marquis von Down beabsichtige, ihn sofort zu sprechen, da er ihm eine Stiftung zukommen lassen wolle. Dann eilte ich zu meinem Assistenten zurück, der mir mit teilte, niemand habe das Haus inzwischen verlassen. Nicht lange darauf traf der Pfarrer ein, und ich sah ihn das Haus betreten. Nach einer halben Stunde kam er Heraus, ich sprach ihn an und fragte, ob der Marquis zu Hause sei, denn ich kannte diesen Pfarrer sehr gut. „Nein", sagte er, „er ist nicht zu Hause. Sonderbare Sache. Man hat mich holen lasten, um eine Stiftung in Empfang zu nehmen, und als ich dort hinkam und nach dem Marquis fragte, trat mir ein grauhaariger älterer Herr gegenüber, der sehr freundlich war." „Aber nicht der Marquis?" unterbrach ich. „Nein, nicht der Marquis." Ich hatte genug gehört. Ich telephonierte an Scotland Mrd, legte sofort in aller Kürze die Lage dar und kehrte zum Hause zurück. Mein Helfer war verschwunden und dem Marquis auf der Spur. Der Verfolgte hatte in Victoria Station einen Zug nach Brighton bestiegen, wo er verhaftet werden konnte. Man machte ihm den Prozeß, und auf die Dauer von vier Jahren verschwand er von der Bildfläche. Nicht wenig war ich überrascht, als ich erfuhr, wie er sich in das Stadthaus des Marquis von Down einzu schmuggeln verstand. Er hatte eine Anzeige in der „Morning Post" beantwortet und die Marquise, die für die Vermietung ihres Hauses keine Agenten anstellte, gesprochen. Sie beab sichtigte ursprünglich, erst in einer Woche auszuziehen, aber da er sofort das Haus wünschte, willigte sie ein. schon jetzt zu verreisen. Dann erhob sich die Frage der Empfehlungen und Einführungen, da er den Namen „Herr Simonds" führte. „O", sagte er, „ich werde Ihnen heute nachmittag Refe renzen zukommen lassen." Und nun vollbrachte er ein Meister stück der Geschicklichkeit. Er fuhr nach Lambeth Palace und bat, dem Erzbischof von Canterbury vorgestellt zu werden. Er konnte diesen zwar nicht sprechen, Wohl aber Hochwürden Mr. Candole, und wurde an den Kanoniker Patridge ver wiesen. Dem Geistlichen erzählte er, er sei der Testaments vollstrecker eines australischen Millionärs, welcher der angli kanischen Kirche eine halbe Million Pfund hinterlassen habe, die nach Gutdünken des Erzbischofs zu verwenden seien. Der Kanoniker war erfreut und verabredete mit Herrn Simonds, daß dieser am nächsten Tage den Erzbischof sprechen könne. Inzwischen rief der Schwindler Lady Down an und gab den Erzbischof als Referenz auf. Als sie daraufhin Lambeth Palace antelephonierte, kannte man dort Herrn Simonds sehr gut, und alles war „in Ordnung". Es vergingen einige Jahre, ehe ich wieder mit Douglas in Verbindung kam, obwohl ich wußte, daß er bereits von neuem sein Unwesen trieb. Diesmal erhielt er für ein ähn liches Betrugsmanöver zehn Jahre Zuchtshaus. Ein Abenteurer Skizze von Franz Pohl. Dort, wo „Graben" und Wenzelsplatz, die eleganten Boulevards von Prag, Zusammentreffen, stand Baron von B. und musterte die bunte, internationale Menge, die sich hier ein Stelldichein gab. Gewählt gekleidet, mit feingeschnittenem Gesicht und sportmännischer Haltung, bot er ganz das Bild eines sorglosen Lebemannes. Niemand bemerkte, wie scharf und mißtrauisch er die Vorübergehenden nmsterte und auf die Bruchstücke ihrer Gespräche achtete, die an sein Ohr klangen. Jetzt hörte er in seiner Nähe eine weibliche Stimme in deut scher Sprache nach dem Rathausplatz fragen und erkannte in der Auskunftheischenden ein junges Mädchen, dessen zart« Schönheit ihm in seinem Hotel schon ausgefallen und das hier anscheinend an einen der wenigen nicht deutsch sprechenden Tschechen geraten war. Schnell trat der Baron hinzu und er bot sich, der jungen Deutschen den Weg zu zeigen, die, wie er lächelnd meinte, ja nicht nur seine Landsmännin, sondern ge wissermaßen auch Hausgenossin wäre. Durch das weltmännische, gewinnende Wesen des Barons entwaffnet, ließ sich das junge Mädchen den unerwarteten Be gleiter gefallen, der nicht nur, wie sich bald zeigte, ein aus gezeichneter Gesellschafter war, sondern auch über reiches Wissen und künstlerisches Empfinden verfügte. Er wies auf malerische Winkel hin, erklärte die Schönheiten der Gebäude und berichtete viel Interessantes über die Zeit ihrer Ent stehung. Das junge Mädchen, das mit der Mutter und einer Gesellschafterin reiste und selten allein ausging, hing andächtig an seinen Lippen und äußerte naiv sein Entzücken, wenn ihm etwas besonderes gefiel. Sie hatten jetzt die Altstadt durch schritten und standen auf der Karlsbrücke mit ihren barocken Heiligenstatuen und dem herrlichen goldenen Kruzifix. Unter ihnen floß rauschend die Moldau, und vor ihnen baute sich der Hradschin auf, gekrönt von der Burg und dem St. Veitsdom. Der Baron kannte dies schöne Bild, aber an der Seite seiner ganz dem herrlichen Anblick hingegebenen jungen Gefährtin gewann alles für ihn stärkere Bedeutung. Längst schon ent wurzelt, dunklen Abenteuern preisgegeben, hatte er leicht sinnig die Bekanntschaft angeknüpft, auch hier gewohnheits mäßig irgend welche Möglichkeiten ahnend. Unerwartet spielte er nur eine Führerrolle, die ihn erst amüsierte, aber seltsamer weise immer mehr sich selbst vergessen ließ. „Kommen Sie jetzt weiter, gnädiges Fräulein", sagte er eifrig, „wir haben noch viel zu sehen." Sie stiegen alte Gassen hinauf, kamen über kleine stille Plätze, vorbei an Kirchen und an Palästen von ungeheurer Ausdehnung. Wie reich und Prachtliebeno mußten sie gewesen sein, die Czernin, Schwarzenberg, Kinsky Lobkovic und so viele andere, die es den Königen von Frankreich nachgemacht und sich jeder sein Versailles mit Schloß und Garten, Prunk zimmern, Götterstatuen und Springbrunnen geschaffen hatten! — Nun waren die Schlösser von ihren Herren verlassen und Kasernen geworden oder Büros, in denen die Schreibmaschinen klapperten; in den Gärten schwatzten die Kindermädchen und spielten die Kinder. Baron v. B. war schweigsamer geworden, er hatte seiner Begleiterin erzählt, daß auch er aus solch' einem alten öster reichischen Adelsgeschlecht stammte, daß er in Schloß und Park ausgewachsen wäre. Aber er verschwieg, wie es dann mit ihm bergab ging und er von Stufe zu Stufe sank. Und daß er sich jetzt auf der Flucht befand und den Häschern nur mit Muh' und Not entrann. Düstere Bilder zogen vor ihm auf, und seine Augen wanderten wieder scheu umher. Da hörte er die junge, Helle Stimme bitten: „Ach, Herr Baron, erzählen Sie mir doch etwas aus Ihrer Jugend!" Und die unschuldigen Augen sah er vertrauensvoll auf sich gerichtet. So fing er wieder an zu erzählen, erst stockend ohne Zusammenhang, "dann immer mehr sich in die Vergangenheit versenkend, von der süßschmerzlichen Erinnerung überwältigt. Er schilderte seine erste Jugend zwischen Geschwistern, Dienst boten, Pferden und Hunden, beschrieb das uralte Schloß mit den dicken Mauern und dem sumpfigen Graben, dem mächti gen Park. Ohne auf den Weg zu achten, waren die beiden in das Waldstein-Palais geraten, das in seiner Größe noch heute von der Macht des Feldherrn des Dreißigjährigen Krieges zeugt. Sie hatten das Tor durchschritten und befanden sich mit ande ren Besuchern in den Gemächern des Palastes. Nur flüchtig achtete Baron v. B. auf die Sehenswürdigkeiten, immer wie der fand er sich au seine Jugend erinnert, mußte erzählen. Er trat an das Fenster des Zimmers, in dem sie sich gerade aufhielten, und zeigte hinaus. „Wenn ich morgens geweckt wurde", sagte er, „dann zog ich die Vorhänge zurück und blickte in den Park. In den Bos ketts blühten die Rosen, der Tau schimmerte im Grase, und die Amseln hüpften über die Wege. Ein Stückchen weiter glänzte der See zwischen den Blutbuchen, und der Fischmeister war dabei, den Kahn los zu machen. Da sprang ich schnell in die Kleider ..." Lachend drehte sich der Baron zu seiner Begleiterin um — und erstarrte! Nicht weit vom Fenster stand ein Herr und sah ihn an, ein wenig lächelnd, als ob er einen guten Bekann ten getroffen hätte. Oh, der Baron kannte dieses Gesicht, so lächelte es auch, als inan ihn damals gefangen hatte, als alles zn Ende schien. Eiskalt stieg es ihm in die Schläfen. Er suhlte, wie seine Hände zitterten und nach einem Halt suchten. So mutzte es kommen: Langsam würden seine Begleiterin und er das Schloß verlassen, sich von einander verabschieden, dann ein paar Herren auf ihn zutreten, ihn wie einen Bekannten be grüßen und ihn in ihre Mitte nehmen. Mechanisch ging der Baron ein paar Schritte, sprach cm paar Worte mit "seiner ahnungslosen Begleiterin — und un auffällig folgte ein schlanker, diskret gekleideter Besucher dem Paar. „Nein!" Der Baron hätte es herausschreien mögen: Ä leicht ergab er sich nicht! Während er ruhig im Gespräch nur - em jungen Mädchen weiter schritt, prüfte er die Höhe der 'Fenster, suchte die Ausgänge. Sie durchschritten jetzt eine Galerie, von deren mit Gobelins geschmückten Wänden zwei <Türen sich kaum merklich abhoben. Der Baron erklärte d'^ Ornamente der Decke, lehnte sich dabei leicht an eine Tür uns tastete mit klopfendem Herzen nach der Klinke. Eine Sekunde lang sah er tief und schmerzlich in die Augen des Mädchens, seine Hand erhob sich suchend — und dann tönte ein Schrei durch die feierliche Stille des Palasites. Schnell herbei geeilte Besucher fanden eine junge Dame fassungslos vor einer ge öffneten Tür stehen, hinter der sich aus tiefem Dunkel eine Wendeltreppe abhob. - Kurz darauf saß Baron von B., durch einen Bart un kenntlich gemacht, in dem Expreßzug, der Prag in der Richtung nach Budapest verließ. Er blickte zum Fenster hinaus, sah die Häuser der Stadt allmählich zurücktreten, hörte die Wagen ^iber eine Brücke donnern, und dann hob sich dunkel vom feuri- gen Abendhimmel der Hradschin ab, auf seiner Spitze wie eine Gralsburg der tausendjährige Dom. pariser Nestauranis. Die Mehrzahl der berühmten Pariser Restaurants, soweit es sich um solche der feineren und feinsten Küche handelt, ist auf merkwürdige Weise entstanden. Während der großen Französischen Revolution starb ein Teil des Adels auf dem Schafott oder mußte ins Ausland flüchten. Jeder dieser Herren hatte einen oder mehrere Köche be schäftigt, die fast sämtlich Meister in der Speisenherstellung waren, weil die französischen Adligen bedeutende Fein schmecker zu sein pflegten. Die brotlos gewordenen Köche standen zu Hunderten auf der Straße und wußten nicht, wie sie ihre Kunst anwenden sollten, da es keine Reichen mehr gab, welche sich ihren eigenen Koch halten konnten. Einer nach dem anderen von ihnen machte eine zurrst meist kleine, bescheidene Eßwirtschaft auf, und da er vor züglich zu kochen gewöhnt war, stellte er dis Speisen der artig gut her, daß der Zulauf sich von Tag zu Tag ver größerte. Dies war der Grundstock zu der Bedeutung, den die Nestaurationsbetriebe in Paris mit der Zeit nahmen. Gewohnt, f8r die gewählteste Gesellschaft zu kochen^ mußten sie sich zuerst als Kundschaft mit einem gewöhn lichen, sogenannten „dritten Stand" begnügen, und erst, als die Bourbonen wieder ihren Einzug in Frankreichs Residenz gehalten hatten, begannen das zahlungsfähigere Publikum und die Fremden, diese Restaurants zu be suchen, die sich dann infolge der Vorzüglichkeit des Ge botenen schnell entwickelten und es nach und nach zu Weltruhm brachten. Innerlich blieben diese Köche des früheren Adels immer monarchisch gesinnt. Als im Jahre 1814 das Haus Bourbon wieder nach Paris zu rückgekommen war, zeigte der damals hochberühmte Restaurateur Beauvilliers öffentlich seine Vorliebe für die französische Aristokratie, indem er mit seinem früheren Hofkleide und mit dem Degen an der Seite, den er ehemals als Hofkoch hatte tragen dürfen, stolz durch seine Restaurationsräume schritt. Bis aus den heutigen Tag ist Paris diejenige Stadt Europas geblieben, welche die meisten Restaurants hat. Im Jahre 1750 eröffnete Boulanger in Paris in der Rue des Poulies ein Restaurant, über dessen Tür er folgende Inschrift an brachte: „Kommt alle her, die ihr kranken Magens seid, ich werde euch wiederherstellen." Das Wort Restaurant kann man ja auch in gewisser Beziehung mit Wiederher stellung des Magens übersetzen und die Kochkünstler be haupten bis auf den heutigen Tag, daß der Stammgast eines wirklich gut geführten Restaurants nie magenkrank wird. Man war in damaliger Zeit hauptsächlich auf den Mittagstisch der Gasthöfe angewiesen, die aber nur aus Bedienung fremder Reisender zugeschnittcn waren. Die Einrichtung von öffentlichen Restaurants in Paris fand so schnell Beifall, daß es nur verhältnismäßig kurze Zeit dauerte, bis sich diese Sitte über sämtliche anderen Kultur länder verbreitete; der beste Beweis dafür, welches Bedürfnis das öffentliche Restaurant darstellte. Man kannte zwar schon früher sogenannte „Garköche", welche aber nur ganze Kalbskeulen oder ganze Rinder- oder Hammelkeulen fix und fertig lieferten, also nur bei Ver anstaltungen von Gesellschaften in Frage kamen, für den einzelnen aber bedeutungslos waren. Die Möglichkeit, sich eine einzelne Portion oder ein znsammengestelltes Menü vorsetzen zu lassen, war im allgemeinen aus geschlossen, bis der Pariser Bonlanger feinen Restaura tionsgedanken in die Tat umsetzte. W. S. Serie re Llmschau Schmugglerlist. Der Matrose Hein nähert sich dem Jol! beamten, der an der Freihafenbrücke postier: ist und flüster: ihm zu: „Ich will morgen etwas Rum von Deck herunter- bringen, Sie sollen es nicht zu bereuen haben, wenn Sie mied durchlassen!" Als Hetn am nächsten Tage wieder an tue Brück: kommt, wird er von Zollbeamten umringt und streng unter sucht. Die Beamten finden keinen Tropfen Rum bei ihm. Au! Befragung meint Hein: „Ja, da hätten Sie mich gestern unter suchen müssen, als ich mit dem Beamten sprach, da hätten Sie vielleicht was gefunden!"