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ilsdrufferTageblatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Wilsdruff-Dresden Stürrencke Nartenhäuler New- > gekommen sind, der mutz von tiefster die Zukunft unseres Volkes ergriffen irrt ausmachen. Die Börse tobt. len. SA * Fördert die Ortsprefse » - Gc- c Ab' dcw wer" ir'n nen zier auf Hut einer solche Reak- ihlt ner in kt." kett icker ini" md. ftes oeg. -ge- :rie. zer- mir reo >rif! srck im!: ein. den was die erkel egen zum ent- Der den chtct, ) de ichen veite krisenhaften Gestaltung des Wirtschaftslebens sind Zusammenbrüche zu werten, sondern meist als tionen auf übertriebene Spekulationsmachenschaftcn. Daß durch die Auswüchse der Spekulation an der Die beispiellose Lebhaftigkeit der Newyorker Fonds börse lockte derartige Menschenmengen an, daß ein beson deres Polizeiaufgebot notwendig war, um den Straßen verkehr in der Umgebung der Börse frei zu halten. Die Zuschauer galerien der Börse waren gedrängt voll; um möglichst vielen Eintritt zu gewähren, durften die Be sucher nur zehn Minuten auf den Galerien verweilen Der aus dem Börsensaal d r ö h nende Lärm hallte in Sorge um b.« - - Werdest. Das fressende Übel der Korruption, man sieht es an tausend Erfahrungen, die feder Lag fast schon immer aufs neue liefert, ist mit bloßen Entrüstungskund gebungen, sie mögen noch so ehrlich gemeint sein, nicht auszubrennen, es sucht sich höchstens verstecktere und un verfänglichere Wege, ohne dadurch an Gemeingefährlich keit einzubüßen. Vielleicht hat Herr Böß seine große Rundfahrt durch Nordmerika auch dazu benutzt, lehrreiche Informationen darüber einzuholen, ob und wie man etwa m der Neuen Welt mit der Zeit der Hydra der gelernt hat. Dann wäre diese kostspielige Reise nicht ganz umsonst gemachl worden. Der durch den Sklarek-Skandal und andere Bloß stellungen ihrer öffentlichen Einrichtungen einigermaßen bedrängten, zurzeit immer noch oberbürgermeisterlosen Reichshauptstadt ist, mit einer Art unfreiwilliger Ent lastungsoffensive, die schlesische Provinzialhauptstadt zu Hilfe gekommen. Während sich in Berlin die Diszipli narverfahren gegen hochgestellte kommunale Beamte förmlich jagen, hat der Magistratsches von Breslau sich genötigt gesehen, gleich mit einem Schlage gegen rund vierzig Mitglieder der städtischen Verwaltung die vor gesetzten Amtsstellen anzurufen, weil auch hier schlimmer Verdacht gegen die Lauterkeit und Unbestechlichkeit zahl reicher Beamten im Verkehr mit der Geschäftswelt ent standen ist. Eine förmliche Flut von Unrat scheint sich zurzeit durch die deutschen Lande zu wälzen, und auch wer von naheliegenden Vergleichen mit ven Vorkriegs- luständen absicht, weil damals alle die Versuchungen noch 8ar nicht wirksam waren, die in der Zwischenzeit wie die und wn en." Yorker Börse über kurz oder lang eine Katastrophe drohte, darüber war man sich schon seit langem klar und die Be mühungen der leitenden amerikanischen Bankenkonzerne gingen bereits feit einiger Zeit dahin, den Übertreibungen einen Riegel vorzuschieben. Aber alle angewandten Mittel blieben wirkungslos. Das Kartenhaus der Börsen kurse war zu hoch getürmt worden. Was kommen mußte, kam: es stürzte zusammen! Seit dem Oktober 1907 war ein ähnlicher Schwarzer Tag an der Newyorker Börse nicht mehr zu verzeichnen, und selbst die Ereignisse zu Beginn des Krieges waren gegenüber den letzten Vorgängen fast belanglos. Man schätzt, daß wenigstens 50 000 kleinere Speku lanten so gut wie ruiniert sind und die Gcsamtverlustc viele Milliarden betragen. Die Zahlenangaben schwanken allerdings beträchtlich, und zwar zwischen 5 und 100 Mil liarden Mark. Betroffen ist, wie verlautet, auch der Vorsitzende der First National Bank, der 22 000 Aktien der Bank in seinem Besitz hält. Da die Aktien um 500 Dollar das Stück fielen, würde sein Verlust nahezu 45 Millionen Marl Das Zündholzmonopol. Sonderstellung der Konsumgenossenschaften? Der in Saarbrücken versammelte Vorstand des Neichsverbandes der Deutschen Industrie nahm eine Entschließung an, in der es heißt: „Nach verbürgten Nachrichten ist bei der Einrichtung eines Zündholzmonopols beabsichtigt, den im Eigentum der beiden Zentralkonsumgenossenschaf ten stehenden Zündholzfabriken eine Sonderstellung zu geben, die deren Sonderentwicklung stcherstcllen soll. Der Reichsverband erhebt ernsten und grundsätzlichen Widerspruch dagegen, daß diese genossenschaftlichen Fabriken eine Sonderstellung gegenüber den privatwirt- schaftlichen Fabriken erhallen sollen. Diese Absichten widersprechen der Neichsverfassung und den Grundsätzen einer loyalen Wirtschaftsführung, die allen Berufs ständen gleiche Entwicklung zu gewährleisten hat." Frankreichs Regierungskrise. Daladier mit der Kabinettsbildung beauftragt. Der Vorsitzende der Radikalen Partei, Daladier, hatte mit dem Präsidenten der Republik, Doumergue, eine Unterredung. Daladier erklärte nach Schluß der Unterredung: „Der Staatschef hat mich beauftragt, das neue Kabinett zu bilden. Ich habe ihn gebeten, mich mit meinen politischen Freunden beraten zu dürfen. Ich werde ihm Sonnabend die Antwort überbringen." — Daladier teilte weiter mit, daß er nach Reims, wo zurzeit der Radikalen-Partcitaa taat. zurückreisen werde. Sie Vörsenvamk in Aewyork. Spekulanten in Verzweiflung. Die Newyorker Börse hatte wieder einmal den Seitenstraßen wider und übertönte zeitweilig das Glockenspiel der benachbarten Trinitykirche. Jeder Börsenposten im Börsensaal war der Mittel punkt einer sich wild bewegenden schreienden Menschen mässe. Zeitweise ermattete das Geschrei der Tausende vor Stimmen, um dann nur noch mächtiger wiederanzu schwellen, wenn Gerüchte oder Kursstürze in diesem odci jenem Papier sich im Börsensaal blitzschnell verbreiteten In der allgemeinen Aufregung brachen sechs Makler zu sammen und mutzten ins Krankenhaus gebrach! werden. Abgesehen von den spekulativen Verlusten in den Ver einigten Staaten dürften die Kursstürze für die übri gen Börsen von geringerer Bedeutung sein. Ja, man glaubt sogar, daß durch die Erschütterung der amerikani schen Börsenhausse eine Abwanderung von anlagesuchen den Kapitalien nach London und Berlin erfolgen und damit eine notwendige Belebung, besonders des Ber liner Platzes, eintreten könnte. 20 Millionen Passiven in Kopenhagen? Zur Untersuchung der Betrügereien in Kopenhagen die zum Volksbankkrach führten, hat die Regierunc einen Ausschutz eingesetzt, der auch festzustellen hat, ol Direktor Plum, der bekanntlich Selbstmord verübt hat Mitschuldige gehabt hat. Inzwischen haben auch mehrer! Plum-Gesellschaften ihre Liquidation beschlossen. Die Generalversammlung der Crown Butter Exporl Comp. wird voraussichtlich ebenfalls die Liquidation Vorschlägen. Auch in der Aktiengesellschaft der Ver einigten Milch Compagnie wurden Verluste festgestellt. Man hofft jedoch, daß die Gesellschaft ihre Geschäfte wird fortsetzen können. Private Schätzungen gehen darauf hinaus, daß die Gesamtverluste der Bolks- bank, mehrerer anderer Banken sowie der Plum-Gesell- schaftcn 10 bis 14 Millionen Kronen bet Passiven von ins gesamt 20 Millionen Kronen betragen. Verhaftungen bei der Kieler Bank. Der Zusammenbruch der K i e l e r B a n k dürfte aller Voraussicht nach ein Strafverfahren zur Folge haben Die beiden Direktoren der Kieler Bank Glahn und Jacobsen sind auf Anordnung des Staatsanwalts festgenommen worden, da der dringende Verdacht der Bilanzverschleierung besteht. Auch wird be hauptet, daß sie Scheckfälschungen vorgenommen haben. Rationale Tageszeitung für die Fandwirtschast, Das «Wilsdruffer Tageblatt« erscheint an allen WerhtagG» nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 NM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,3o NM., bei Postbestellung 2 NM. zuzüglich Abtrag- gebühr. Einzelnummern ISNpfg.AlleBostansta ten W0WeNbla1t für Wilsdruff u. Amgestend Postboten und unsrreAus. träger und Geschäftsstellen - -—— nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. ihren „Schwarzen Tag", wie er in fast perioden mäßiger Wiederkehr sich von Zeit zu Zeit an allen großen Börsen einzustellen pflegt. Nicht als Ausdruck cn- tor >en mg vid ade Zie ide er- hein- froh, Geteiltes Leid. Entlastungsoffensive." — Verheerende Wirtschafts katastrophen. — Schwarze Tage. ichaffen werde, die ihm allein zur Verfügung stehe. Wenn nicht die Demokratie das neue Europa schaffe, dann werde es die internationale Finanz tun. Ein europäischer Staatenbund lasse sich nicht denken ohne eine gewisse Soli darität der Finanzen der verschiedenen Länder. Die Internationale Zahlungsbank lasse sich nur denken, wenn ihre Neutralität und Überparteilichkeit durch eine Völker- bundkonlrolle garantiert werde. Daladiers erste Sorge dürfte es sein, die Sozia- listen zur Mitbeteiligung an der von ihm zu bildenden Negierung heranzuziehen. Der sozialistische Führer Leon Blum gab bereits bekannt, daß, wenn eine direkte Be teiligung der Sozialisten nicht in Frage komme, die Radikale Partei doch auf Grund eines Reform- und Friedensprogramms der Unterstützung der Sozialistischen Partei sicher sein könne. Ob Briand, falls Daladier ihm das Außenministerium anbietet, dieses Angebot an nehmen würde, steht dahin. Das Volksbegehren. Neue Erklärung des Reichspräsidenten. Friedrich August von Sachsen. Nach amtlicher Mitteilung erklärte Reichspräsident von Hindenburg in einer Unterredung, die »r mit dem deutsch nationalen Rcichstagöabgeordneten S ch m idt - H an nover hatte: „Er stehe nach wie vor dem Volksbegehren als solchem in voller Neutralität und Unparteilichkeit gegenüber. An dieser seiner grundsätzlichen Haltung, wie er sie m sein«» Schretven an den Reichskanzler vom 16. d. M. dargclcgt habe, ändere Kaun es für unsere so schwer heimqesuchten Stadt verwaltungen ein Trost sein, daß jetzt auch in der Privatwirtschaft vieles drunter und drüber geht? Daß plötzlich ein angesehenes Kieler Baukin st itut, Träger eines nicht unwesentlichen Teiles des mit der Ostsee verbundenen Wirtschaftslebens, zusammenbricht, weil der Vorstand seine Pflichten gröblichst verletzt hat, o grohsich daß die zunächst dazu berufene Berliner Groß bank icdx .hjlfx w der Not abgelehm hat? Der „ehr- ? Kaufmann», auf dessen unerschütterliche Red- einst im wahren Sinne des Wortes Häuser gebaut ""An, die den Wohlstand ganzer Generationen aus- . Wien, scheint allmählich in Deutschland zur Bedeutung Ausnahmeerscheinung zusammenzuschrumpfen, und "ü ger,ng muß er vor dem übermächtigen Druck der von Seiten gegen ihn anstürmenden geschäftlichen Schwierigkeiten die Segel streichen, um „moderneren" Persönlichkeiten Platz zu machen, die es mit den über- üeferten Begriffen von Ehrenhaftigkeit und Solidität "lcht mehr so genau nehmen. Aber hier haben wir es Mit einer Entwicklung zu tun, die ganz bestimmt keine deutsche Eigentümlichkeit darstellt. An demselben Tage, an dem die Kieler Bank ihre Zahlungen einstellen mußte, ist in Kopenhagen wieder einmal ein großer Bankenkonzern zusammengebrochen, dessen geschäftlicher Leiter sich kurzerhand eine Kugel durch den Kopf schoß und damit wohl also deutlich genug die Verantwortung für das Unglück, das mit dieser Katastrophe über viele Menschen gebracht worden ist, persönlich auf sich, ge nommen hat. An seinem Grabe jammern die Leute wieder über die Unsinnigkeit eines Unternehmens, das Butter-, Eisen- und Grundstücksgesellschaften in einer Hand ver- einigte, und natürlich bleiben auch die Klagen über hangelnde Aufsicht und Kontrolle nicht aus, die ja auch bei uns eben erst, beim Zusammenbruch der großen?>rank- mrter Lebensversicherungsgesellschaften, von allen Seiten but höchster Eindringlichkeit erhoben wurden. * Bis jetzt sind wirksame Rezepte zur Verhütung so verheerender Wirtschaftskatastrophen noch nicht erfunden worden, ebensowenig wie man die Börse vor den berüch tigten schwarzen Tagen zu bewahren gelernt hat, von denen in der vorigen Woche die Berliner Burgstratze, in dieser Woche die Newyorker Wallstreet schwer genug betroffen wurde. Auch hier können wir vielleicht eine ge wiße Beruhigung aus der Tatsache schöpfen, daß diese viele Millionen verschlingenden Kurseinbußcn eine müh sam um ihre Existenz ringende Wirtschaft wie die deutsche ebensowenig verschonen wie die von beispielloser Pro sperität strotzende amerikanische Industrie, und mögen »Iso nach dem bekannten Sprichwort geteiltes Leid als halbes Leid empfinden. Nur können wir damit die harte Tatsache leider nicht aus der Welt schaffen, daß der un gleich robustere Körper der amerikanischen Volkswirtschaft eine ganze Reihe von solchen schwarzen Tagen zu ertragen vermag, ohne dauernden Schaden zu nehmen; wahrend das unter dem Druck der Reparationen zu eigener Kapital- bildung nahezu unfähig gewordene Deutschland einem r-chwindsüchtigen gleicht, den bald auch der leisoste Stoß wm Umkippen bringen muß. Dr. Sh. Laiavikl. der voraussichtliche Nachfolger BriandL. Daladier hatte vor" seiner "Berufung nach Paris vor dem Radikalen-Parteitag in Reims zu dem Plan der Vereinigten Staaten von Europa erklärt, ehe dieses Ziel erreicht werden könne, müsse Europa erst einmal abrüsten. Es scheine jedoch jetzt ein Wettrüsten zu Lande und eine Bestätigung der angelsächsischen Vorherr schaft auf dem Meere bevorzustehen. Es müsse schon jetzt eine internationale Kontrolle aller Rüstungen «ingeführt werden, bis in einer fernen, aber sicher einmal kommenden Zeit der Völkerbund eine aemeinsame Militärmacht Anzrigrnprrir! die 8 ,-spalten« Raumzeile M Rpfg., di- «gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4g Reich». nItü,'""u"mÄ^E"«v!-kl-mezeile im teztlichen Teile I Reichsmarli. Rachw-ichngsgebiihr 20 Reichspsennige. Vor. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 annavme bis vorm.10Uhr. — - - —— — Nichtigkeit der du, chFernrus übermittelten Anzeigen übernehmen wir deine Garantie. S-derRabatiansprucherlischt, wenn d-rBetraa Lurch «'»gezogen werden mutz aderderAustraggedcrin Konkurs gerat. Anzeigen nehmen alte Dermit,tun gastillrn entgegen. Das Wl sdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der AmtshauptmannschafL Meißen, des Amts- gerlchts und des Stadtrats zu Wllsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr 251 — 88. Jahrgang Telear Adr: „Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 26 Oki ober 1929 , «««»«SM ! !! ! — ^-7NM^1NU-1^^N-r'