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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Telegr.-Adr.: „Amtsblatt' Postscheck: Dresden 2640 ««I Politische VeWchNW der Innenminister rung erklärt, daß weder das Reichsbanner noch trgeno- eine andere Organisation eine Geländeübung ähnlichen Stils veranstaltet haben, derentwegen die Auflösung der Stahlhelmvcrbände erfolgte. Die Maßnahme der preu ßischen Regierung richte sich lediglich gegen die Form, Anlage und Durchführung der betreffenden Geländespiels; gegen Geländespiele an sich könnten keine Einwendungen erhoben werden SiaMelm und preußeMgierung. Beratungen über das Volksbegehren. Unter dem Vorsitz des Neichsinnenministers Severing fand in Berlin eine Aussprache der Innenminister der Länder statt, die sich mit aktuellen innenpolitischen Fragen beschäftigte. U. a. standen die Bombenanschläge, das Volksbegehren und das Ncpublikschutzgcsetz im Mittelpunkt der Erörterungen. Wie es heißt, wurde insbesondere die Frage braten, inwieweit die Reichsregierung und die Länderrcgierungen eine Gegenpropaganda gegen das Volksbegehren einleiten könnten. Auch das Reichskabinett wird sich mit der innenpolitischen Lage beschäftigen. Für Donnerstag war eine Beratung des neuen Republikfchutz- gesetzes vorgesehen, in das, wie von zuständiger Stelle mitgeteilt wird, keine Bestimmungen über Aufenthalts beschränkungen ausgenommen werden sollen, wie sie sich in dem vor kurzem abgelaufenen Gesetz befanden. Von den zuständigen Stellen wird übrigens darauf hin gewiesen daß, nach den gesetzlichen Bestimmungen für das Volksbegehren 4127 889 Stimmen erforderlich sind. Der Reichsausschuß für das Volksbegehren hofft, diese Stimmenanzahl aufbringen zu können. Bei der Auflösung der Stahlhclmgruppen in Rhein land-Westfalen ist auch Material für das Volksbegehren von der Polizei beschlagnahmt worden. Gegen diese Beschlagnahme hat der Reichsausschuß sofort eine Be schwerde an den Reichsinnenminister, an die Reichs regierung und an andere hohe Verwaltungsstellen ge richtet. Diese Beschlagnahme scheint aber auf ein Ver sehen polizeilicher Behörden zurückzuführen zu sein. Das Material, das in den Stahlhelmbureaus beschlagnahmt worden ist, soll, soweit es das Volks begehren betrifft, nach polizeilicher Mitteilung post wendend an die Eigentümer wieder zurückgeschickt werden. Auch das Bundesamt des Stahlhelms nimmt in einer Erklärung Stellung zur Auflösung und betont, daß es sich bei dem Vorgehen des preußischen Innenministers um nichts anderes als einen brutalen Gewaltakt handele. Die Bundesführung des S>-hl- helms werde durch die dem Reichstag angehörenden Stahlhelmmitglieder die Forderung erheben, daß die gesetzlichen Bestimmungen, die einen Rechtsweg gegen die Auflösung ausschließen, sofort aufgehoben werden. Weiter wird vom Landesverband Rheinland-Industriegebiet des Stahlhelms darauf hingewiesen, daß sowohl das Reichs banner wie der Jungdeutsche Orden denselben Wehrsport ungehindert betreiben, wegen dessen Ausübung jetzt der Stahlhelm in Rheinland-Westfalen verboten worden sei. Demaeaenüber wird von seiten der preußischen.Regie- Kranken- und Kinderfürsorge, soziale Hebung. Zum Schluß prägte Herriot die Devise: „Europa vereinige sich, wer könnte ihm sonst ein Weiterleben sichern?" Dem sympathisch bürgerlich wirkenden Redner wurde überaus großer Beifall zuteil. Herriot begibt sich von Berlin nach Prag, wo er schon Freitag über den glei chen Gegenstand spricht. Herriot in Berlin. Darlegungen zur Paneuropa-Jdee. Der frühere französische Ministerpräsident und jetzige Bürgermeister von Lvon traf Donnerstaa in Berlin Die Zündholzpläne. Verhandlungen über eine Reichsanleihe. In den Räumen der Berliner Börse erschien am Donnerstag der Präsident der Schwedischen Reichsbank. Die Annahme soll sich bestätigen, daß dieser Besuch mit den kürzlich bckanntgcwordenen Verhandlungen über eure Anleihe des Zündholzt, ustes für das Deutsche Reich m Zusammenhang steht. Ivar Kreuger, der Leiter des schwedischen Zündholztrustes, soll sich ebenfalls wieder rn Berlin aufhalten, um bei den betreffenden Beratungen Mltzirwirkcn und die Schaffung eines deutschen Zündholz monopols zu fordern. Die Anleihe soll 125 Millionen Dollar, also rund 599 Millionen Mark betragen und eine Laufzeit von 59 Jahren haben. Mit Rcichsbank und Relchsftnanzmlnisterium wird verhandelt. Bisher ist ein Zinsfuß von etwa 6 Prozent in Aussicht genommen. Das etwaige Reichsmonopol soll sich lediglich auf den Zundholzverkaus erstrecken. Die Fabriken bleiben Privateigentum der bisherigen Inhaber. Aber die Fabriken dürfen ihre Erzeugnisse ausschließlich an das Monopol verkaufen, und das Monopol allein hat das Recht, in Deutschland Zündhölzer zu verkaufen, sowie die Preise für die Lieferungen des Fabrikanten, für den Groß handel und für den Detailverkauf, festzusetzen. Wie man hört, sind die Preise, die zunächst in Aussicht genommen smd, in einem schon fertig vorliegenden Gesetzentwurf fest- gelegt. Sie werden vom Reichstag und von der Reichs regierung bestimmt und dürfen nur mit deren Zustimmung geändert werden. Von 25 ans 35 Pfennige! Berlin, 19. Oktober. Dem „B. T." zufolge soll der Preis der Konsumhölzer von 25 auf etwa 35 Pfennig für zehn Schachteln erhöht werden, wodurch die Zündholz- sabriken rentabel gemacht, woran aber auch das Reich selbst (zunächst zum Ausgleich entfallender Zolleinnahmen, dann aber auch in Form von Uebergewinnen) beteiligt werden soll. Die Schlesiensahrt des „Gras Zeppelin" um acht Tage verschoben. Die Passagiere fahren nach Hause. Da eine Besserung der Wetterlage augenblicklich nicht abzusehcn ist, wurde die Schlesiensahrt des „Graf Zeppe lin" zunächst um eine Woche verschoben. Die Fluggäste .sind von Friedrichshafen abgereift und sollen, sobald der Aufsticgstermin festgesetzt werden kann, telegraphisch be nachrichtigt werden. , Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Hollandfahrt vor der Schlesienfahrt zur Durchführung kommt. In Fried richshafen herrschten am Donnerstag heftige Sturme. Das Kampfgetöse schwillt an und die Waffen klirren gegeneinander. Tas deutsche Volk dabei — als Zuhörer und Zuschauer. Bis es vom 16. Oktober ab, dem Tage, an dem die Einzeichnung in die Liften des Volksbegehrens über den Noung-Plan beginnt, nun auch selbst in die Er scheinung und in die Entscheidung tritt. Jenen Kreisen, die das Volksbegehren veranlaßt haben und die zugleich die politische Opposition darstellen, tritt als Gegner die Reichsregierung und jene Länderregierungen entgegen, die sich in ihren Parlamenten auf ähnliche politische Koalitionen stützen, wie die es ist, die jetzt im Reich hinter dem gegenwärtigen Kabinett steht. Im Kampf gegen das Volksbegehren setzen sie den gesamten Verwaltungs apparat ein; bei einer Zusammenkunft der preußischen Oberpräsidenten verlangte der Innenminister eine scharfe Stellungnahme gegen jene „Feinde des gegenwärtigen Staates", kündigte in diesem Zusammenhang übrigens die baldige Durchdringung des neuen Republikschutz gesetzes an. Ebenso hat der Reichsinnenminister aus einer Konferenz die Innenminister der Länder gegen das Volksbegehren mobilgemacht und angekündigt, die Reichs regierung werde „täglich je nach Bedarf" den gesamten deutschen Rundfunk zum Kampf gegen die das Volks begehren unterstützende Presse benutzen. Das hat inso fern schon begonnen, als der Reichsinnenminister Severing eine scharfe Rundfunkrede gegen das Volksbeghren ge halten hat. Die Regierung fühlt sich in diesem Kampf aber so durchaus als der eigentliche Verteidiger des Uoung-Plans, daß sie unbedingt das Recht ausübt, das ihr übrigens vertragsmäßig zusteht, nämlich „amtliche Vorträge und Nachrichten nach eigenem Ermessen durch den Rundfunk zu verbreiten". Den Kampf gegen das Volksbegehren betrachtet sie aber als amtliche An gelegenheit. Eine derartige Übermittlung von Rundfunk reden der Minister usw. steht außerdem außerhalb der politischen Verantwortlichkeit der Sendegesellschaften und ihrer Überwachungsausschüsse; nur die Regierungen tragen dafür die Verantwortung. Praktisch hat die Re gierung aber einen noch viel weitergehenden Einfluß: sie vermag es zu verhindern, daß „parteipolitische" Vor träge überhaupt vor dem Mikrophon gehalten werden. Der Gegner hat dann nicht die Möglichkeit, auf dem gleichen „Wellen"weg zu antworten. Das geschah aber einmal auch im politischen Kampf, vor der Reichs- Präsidentenwahl nämlich. Da hörte man rm Rundfunk nacheinander Hindenburg und Marx. Und vor Reichstagswahlen 1928 standen der Reihe nach alle prominenten Parteiführer vor dem Mikrophon. Will also der Rundfunk, jenen beiden Vorgängen folgend, auch diesmal seine politische Neutrali- t a t beweisen, so müßte er nun auch paritätisch die Befür wortung des Volksbegehrs — natürlich nicht in einer per sönlich oder sonstwie verletzenden Form — vor dem Mikro phon zulassen. Sonst besteht solch' eine Neutralität, ein Kamps mit gleichen Waffen nicht. Bestimmt wird die Haltung der"Regierung durch ihre Ansicht, wie auch der Neichsinncnminister im Rundfunk erklärte, daß das Volks begehren durch innenpolitische, „republikfeindliche" Gründe verursacht sei; sie nutzt ihren Einfluß auf den Rundfunk vor allem dazu aus, um den Gegner von der Benutzung dieses Mittels der Jdeenpropaganda fernzu halten. Und natürlich, um die eigenen Ansichten zugleich mit der aktiven Bekämpfung der Gegner zu propagieren. Das geschieht, obwohl der Regierung andere, neu tralere Mittel zur Verfüguug ständen in ihrem Kampf ftogen das Volksbegehren, Mittel, die einen weniger amt- ua,en Charakter — nach Ansicht vieler Deutscher gehört die ttberparteilichkeit — besitzen. Bei den Knutzen ja die Parteien z. B. mit besonderer einen. ^"."Anzeigenteil der Zeitungen, um dort, in -u vrovaoie^.^W- " o u t r a l e n Raum, ihre Ansichten nnd da^Wti^i, es die Regierung, so würde sie — vlatz aufsuchen empfehlenswert — einen Kampf- Waffen" ^ch dann die Gegner „mit gleichen o wurden. Es fragt sich aller- Anzeigen im Sinne des Volks- begchrs m Zeitungen dulden wird, auf die sie irgend- sich eine Zwischenbemerkung Nicht ganz verkneifen kann: In Amerika durch die Un^ einer ganzen Reihe von Firmen festgestellt worden, day ihnen Zeitungs annoncen einen U"^elch größeren geschäftlichen Erfolg gebracht haben als die RoNanle durch den Rundfunk. Daher mag man auch m den massenpsychologischen Erfolg dieser politischen Ruudfunkpropaganda der Regierung o^wftd denn — ^ch die Gegner der Reichsregierung sind m nilül -— der üuf deiden Seiten nni überaus scharfen Mitteln geführt, drüben im Angriff, hüben mit einer nicht minder Gilgen Oegenoffenstve; es geht im politischen Leben Deutschlands wieder einmal hart auf hart. ein, ebenso der Präsident der Paneuropäischen Union, Graf R. N. Coudenhove nebst Gemahlin. Herriot wurde von dem französischen Botschafter in Berlin, dr Märgerte, empfangen, begab sich sofort zum Grabe Dr. Stresemanns, um dort einen Kranz niederzu- legen und nahm dann an einem Frühstück bei dem preu ßischen Unterrichtsminister Dr. Becker teil. Nachmittags versammelte Herriot die Vertreter der Presse um sich, um sich mit ihnen in zwangloser Weise über die Paneuropa frage zu unterhalten. Er betonte dabei besonders, die Presse aller Länder müsse in wirklich humanitärem Geists und in Hintenansetzung engherziger Sonderinteressen die Vereinigung der Staaten zu einem Paneuropa auf kul tureller und sozial-wirtschaftlicher Basis fördern. Von einer Vorherrschaft einer einzelnen Nation, antwortete Herriot auf eine Frage, dürfe natürlich keine Rede fein, nur absolute Gleichberechtigung aller Beteiligten ver spreche Erfolg. Im Kroll'schen Saale entwickelte der prominente französische Gast vor einer zahlreichen Versammlung seine Meinung in breiterer Weise. Bereits vor dem Weltkriege sei der Plan zur Vereinigung Europas lebendig gewesen und 1923 das Programm schließlich niedergelegt, nach dem heute ge arbeitet werde. Der jetzige französische Ministerpräsident Briand betonte am 5. September dieses Jahres vor dem Völkerbund in Genf die Notwendigkeit, unter den Völkern Europas eine Vereinigung herzustellen. Der leider so plötzlich verstorbene Dr. Stresemann habe den Worten Briands zugestimmt. Jetzt müsse man weiter gehen, für die Völkerbundversammlung von 1930 müsse ein regelrechter Plan sertiggestellt werden. Die Geschichte des deutschen Zollvereins biete Aufschlüsse, aber auch Warnungen zur Vorsicht. Herriot widerlegte dann von seinem Standpunkte aus die hauptsächlichsten lautgewordenen Einwürfe, den amerikanischen, den russischen, den englischen. Ein Vor bild biete die fortschreitende Kartellierung der Industrie ohne Rücksicht auf die Landesgrenzen, dann die im Wer den begriffene internationale Reparationsbank. Die Souveränität jeder Union müsse erhalten bleiben, eine europäische Organisation habe außerdem Ziele genuP, so das Arbeitslosenproblem, die Wissenschaft. die Hygiene, Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werkta.g«r nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 NM. im Monat. Sei Zustellung durch die Bote» 2,30 RM., bei Postbeftellung Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Poliböttnnnd'n^ tra,rrund «kschüftsst-llrn 0 nehmen zu jrder Zeit Dc. stell»»,-n ent,e,r». Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteh, kein Anspruch aus Lieferung Das Problem des Gerstenzolles. Die Frage der Erhöhung der Futtermittelzölle. Im Handelspolitischen Ausschuß wurde beschlossen, die Frage derErhöhungderFuttermittelzölle vorerst zurückzustellen, bis der Reichstag wieder zufammengetreten ist »der die Regierungsvorlage über die gesamte Neuordnung der Zölle vorliegt. Ein Teil der Presse benutzte diese Tatsache zu einem Angriff gegen den R e i ch s e r n ä h r u n g s m l n i st e r Dietrich, den die volle Verantwortung für die aus dem Reichstagsbeschluß sich ergebenden Folgen tresse. Von zu ständiger Seite wird dazu folgendes mitgeteilt: Bekanntlich steht Futlergerste auf den Futtermittel- märklen nichi nur mit Roggen im Wettbewerb, sondern m vielleicht noch stärkerem Maße mit M a i s. Aus den Erfahrun gen der früheren Jahre ergibt sich, daß zwischen Gerste um M a i s eine Verschiebung bis zu zu einer Million Tonnen mög lich ist. Wird daher lediglich die Ger st-ne in fuhr er schwert, ohne daß gleichzeitig auf dem Gebiete des Mais- zolles eine Änderung eintritt, so besteht die Gefahr, daf die Erhöhung des Gerltenwlles in erster Linie dem Mai- für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Fernsprecher: Ami Wilsdruff Nr, 6 b°°«L?°L^ der g-it»n, oder Ktrza», des Bt^gsp-e,j-s. - Rücksendung eingejandter Schriftstücke frsoig, nur, wenf^ono b-iMgN Än^n«czo-en'^ keine «ar autle, IrderAabatiansprrch crfftam w^enn ^crBefrag durch Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaup m^ g-nchi- und des S.adtra.s zu WN-dn-ff, des Forstremamts Tharandt und des Finanzamts Noffeu W Rr. 238 — 88. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2E Freitag, den 11 Oktober 1929 LWMÄWWWWMWWtMIDMIIMWMK