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MMufferTageblati Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. für Bürgertum/ Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Naumzeile 2VRpf-., die 4 gespaltene Feile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs- Pfennig, di« 3gespaltene Aeklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. NachweijunbSbcbühr 20 Reichspsennige. Dor- geschricdeueLrscheinnngs- —. - -7 tage und P!atz»»rschristen werden »ach WS,Uchk«1 Kerusprecher: Amt Wilsdruss Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis pari».1VUbr. " — Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabat-ansprrch eriicht, wenn der Betrag durch Klage eingezo«e» »er deu muß oderderAuftraggeberin Konkurs gerat. Anzeigen nehmen alleBermitttungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das -WiladrnEer Tageblatt" erscheint »n «Len Werktag«» nachmittags 5 Uhr. Bezu,spreiz; Bei Abhalung in der GeschLftastele »nd den AusgadesteLen 2 NM. i» M»»at, »ei Austeilung dnrch di« Boten 2,30 AM., bei Pastbestellung 2 NM. ,u,»glich Abtrag- . < ,. gebühr. Einzelnummern Lü«pfg.«leV»sta»jdaUon W0cheNvlRtt für Wrls^ruff «. Umaeaend Postboten und unsereAus- trägerund Geschäft»st«»«? - - neh»en zu jeder Feit Be- steL»»go»o»tg«ge«. I» Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitn», oder Kürzung des Bezugspreise». — Nückfendung eingefandter Schriftstücke erfolgt nnr, wenn Port» beiliegt. Dienstag, den 8 Oktober 1929 Rr. 235 — 88. Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Im Kleinen groß. Etwas von deutschen Mittel- und Kleinstädten. Der selige Kotzebue Hai sich einmal — vor mehr als hundert Jahren war das — über'die .deutschen Kleinstädter" lustig gemacht, und das Wort „Krähwinkelei' für jede kletn- jtädtische Gesinnung und jeden daraus entspringenden törich ten Streich ist seither „geflügelt' geworden. Aber warum erst mehr als hundert Jahre zurückgehen und zurücksehen? Ist es nicht auch heule noch vielfach so, daß man in der Großstadl mit einer gewissen Verächtlichkeit und Geringschätzung von der .Provinz" spricht und die Kleinstadt durch dle Hechel zu ziehen sucht? Jeder Vernünftige weiß zwar, daß solche Urteile fast durchweg Fehlurteile sind, aber wieviel Vernünftige gibt es eigentlich? Daß die Vertreter der Provinz, der Mittel, und Kleinstädte, für ihre schwere Arbeit auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet nicht Spott, sondern besondere Anerken nung verdienten, weil sie nicht nur für sich selbst zu sorgen, sondern als wirtschaftlicher und kulturpolitischer Mittelpunkt auch das die Kleinstadt umgebende flache Land zu betreuen haben, sollte nachgerade allgemeines Wissensgul geworden sein. Da es das aber leider nicht zu sein scheint, ist es sehr dankens wert, daß der Reichs st ädtebund jetzt in einem Sammelwerk auf die Bedeutung der deutschen Mittel und Kleinstädte für Volk und Staat hinzuweisen und die ge samten kommunalen Probleme vom Standpunkt dieser Städte aus zu beleuchten sucht. Von allem und noch einigem ist hier die Rede: von den Interessen der Mittel- und Kleinstädte an Ver waltungsreformen, von der Eingemeindungssrage, vom Finanzausgleich und den Steuern, von der Fürsorgearbeit, dem Schul- und Bildungswesen, den Sparkassen, der Orts- presse, der allgemeinen Bildungs- und Kulturpflege ufw. * Man vergleiche einmal Großstädter und Kleinstädter in ihren Beziehungen zu den wichtigsten kommunalen Fragen ihrer Stadt. Was weiß denn der Großstadlmensch von der Art, wie von Magistrat und Stadtverordneten regiert wird? Er führt große Worte wie „Selbstverwaltung" und ähnliche im Munde, kümmert sich aber iw übrigen sehr wenig um die Ver waltungsmaßnahmen und zeigt sich nur dann interessiert, wenn es ihm persönlich an den Kragen gehl oder wenn irgend ein städtischer Skandal füllig wird. Der Bürger in der Mittel- und Klein st adt aberistam öffentlichen Leben n o ch w i r k l i ch beteiligt. Da die Anzahl von Burgern, die durch einen Stadtverordneten vertreten werden, Kleinstadt nur gering ist, hat der einzelne noch das er werde bei der Verwaltung auch wirklich vertreten. Hai hier noch ein beachtliches Gewicht. Hier- kicktli^U der einzelne Bürger infolge der größeren Über- bältnttl. '"eist weniger verwickelten kleinstädtischen Ver- aeleaenb->i.? Sichler ein Urteil in kommunalpolitischen An- einzelnen vermag. Persönliche Bekanntschaft mit ordnet des Magistrats und der Stadtver- - wie der ermöglichen überdies dem Kleinstädter Veröffentlichung'!!^ Univcrsitätsprofessor Dr. Peters in der eine Orientierung Reichsstädtebundes richtig ausführt - r!nd er ag Aufklärung von Mund zu Mund, wäh- wird eigene Anreann eine passende Gelegenheit finden k Beachy und sein eigenes Urteil mit Aussicht auf Beachtung, z. B. im Heimatblatt, abzugeben. - g?""de entsteht in der Kleinstadt beim einzelnen das , hl desVerwachsensetns mit seiner Stadt und daraus wieder ergibt sich ein H e im a t g es "dl'wie es gerade in unserer Zeit als Wert ftir die Persönlichkeit.-büd^ besonders hochgeschätzt wird, ^.rotz aller mannigsachei Bildungsmöglichkeiten der Großstadt erlauben es Arbeitstempo, Entfernungen und eine Fülle anderer wi dem Wesen der Großstadt eng zusammenhängender Nach- te. e doch nur wenigen Grobstadtmenschen, aus dem Vielerlei des Gebotenen eine innere Einbei, ... Kleinstädter aber vermag trotz der '" L Einflüsse in größerer innerer Rube g" g festigen und zu vervollkommnen cz;/B'^ling üb^gngdgwäre"^^ und das kulturell- Leben in der Kleinstadt Ware mancherlei zu sagen, aber es ist hier nicht der Ort, Einzelheiten in breitester Aussührlichkeit darzu legen. Auf einiges nm werden. Ein stän ¬ diges Theater kann sich die Kleinstadt natürlich „ich, leisten, aber ein gutes Llebhabertheater kann auch seinen Zweck erfüllen und über die langen Winterabende hinweg- täuschcn- wertlose Aufführungen sollten jedoch unter allen Uni- w--d^ Wert der Lichtspieltheater als Bildung^,aktor nicht unter schätzen. Ein Kino ist schneller A Stelle als em^heater, und niemand kann bestreiten, daß — ebensoweni-/»""^ und Zerstreuung suchen '"'d ^^ell namentlich auch nawr"- bestrttten werden daß im Kino liliiuc , WWnw-Mch und 'M d'k" Smn- «Und Filme geboten werden können. Hier ronn „ wo es irgend möglich ist, einjetzen und «M ihre Burger r zieherisch wirken. Auf einer ähnlichen Lime liegt d bl rung heimatkundlicher Bestrebungen. Nichts fördert die Liebe zur Heimat mehr als die Vertrautheu ml ihrer Geschichte, und die Gründung von Heimatmuseen ist heute AMkMchrenz M U. Imar in London Die Abrüstung zur Gee. Britisch-amerikanisches Einverständnis. Der englische Ministerpräsident Macdonald weilte als Wochenendgast bei dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika in dessen Haus, das fern von Washington und Newyork in den Bergen Virginias liegt. Ohne weitere Zeugen unterhielten sich die beiden Staats männer über die gegenseitigen Pläne zu einem Über einkommen betr. die Herabminderung der Rüstungen zur See. Im Laufe des Sonntags gab Präsident Hoover seinem Privatsekretär in Washington die telegraphische Nachricht, das britische Außenministerium werde bereits am Montag Einladungen zu einer Seeabrüstungskonse- renz nach Paris, Rom, Tokio und Washington gehen lassen. Am Mittwoch soll der Wortlaut der Einladung in London und in Washington bekanntgegeben werden. Die Konferenz der fünf Mächte würde aller Wahrscheinlichkeit nach am 20. Januar 1930 in London beginnen. Da man für Montag die Rückkehr Hoovers nach Washington und eine Rede des Präsidenten vor dem Kongreß er wartete, sah man weiteren Aufklärungen über die Konfe renz in Newyork mit größtem Interesse entgegen. Die Einladung für die Füaf-MSchte-Kon- fereuz ausgegeden London, 7. Oktober. Die englische Regierung hat am Montag die Einladungen für die Einberufung der Fünf-Mächte- Konferenz nach London ausgegeben. Die Vereinigten Staaten, Frankreich, Japan und Italien werden darin ersucht, für eine Flvttenkonserenz Vertreter nach London zu entsenden. Als wahr scheinlicher Zeitpunkt des Konferenzbeginnes wird die dritte Woche des Januar angesehen. Die Einladungen sind den Botschaftern in London übergeben. Die Einladung an Amerika war von einem langen Schreiben begleitet. Im Zusammenhang mit der Veröffent lichung des Wortlautes der Einladungen wird für Mittwoch auch eine amtliche Erklärung über den Verlauf der Besprechungen zwi schen Macdonald und Hoover erwartet. Oie Freiheit der Meere. Der sehr maßgebende Senator Borah soll am Mitt woch eine längere Unterhaltung mit Macdonald haben. Borah steht in einem ziemlich starken Gegensatz in der vorliegenden Frage zu dem Präsidenten Hoover. Hoover vertritt die Meinung, die sogenannte „Freiheit der Meere" sei eine zu schwierige Frage; man werde mit Eng land darüber kaum zu einer Einigung kommen können, wenn man sich nicht auf die Herbeiführung einer gleichen Stärke zur See beschränke und dafür eine mit dem Jahre 1936 beginnende Herabsetzung der beiderseitigen Seestreit kräfte herbeiführe. Borah dagegen glaubt ohne Rege lung der Freiheit der Meere nicht an irgendwelches er sprießliches Flottenabkommen. Er will sich jedenfalls in keiner Weise dafür ohne Inangriffnahme der Hauptfrage einsetzen. Am Mittwoch will Borah dem englischen Ministerpräsidenten seine Ansichten darüber und über das internationale Seerecht vortragen. Eine Erklärung Hoovers nnd Macdonalds London, 7. Oktober. Präsident Hoover und Minister präsident Macdonold veröffentlichen heute eine amtliche Erklärung, die folgenden Wortlaut hat: Wir haben alle Fragen, die zu einer Spannung zwischen den beiden Völkern Anlaß geben könnnten, in offener Weise erörtert. Es wurden zufriedenstellende Fortschritte erzielt. Die Verhand lungen werden fortgesetzt. auch für die Mittel- und Kleinstädte nichts Phantastisches mehr. Wie viele mittlere und kleine Orte haben in dieser Hinsicht Wertvolles, ja Vorbildliches geleistet! Wenn wir zum Schluß noch aus die Gründung von öffentlichen Büchereien — das Büchereiwesen hat in den letzten Jahrzehnten auch in kleineren Städten einen erfreulichen Aufschwung erlebt — und aus die Förderung der Gesangvereine und der Musik überhaupt Hin weisen, so glauben wir gezeigt zu haben, daß die Mittel- und die Kleinstadt in kultureller Hinsicht durchaus nicht tm Hinter gründe zu stehen braucht: sie kann zwar, was die Bildungs mittel betrifft, mit der Großstadt nicht in Wettbewerb treten, aber sie kann mit verhältnismäßig bescheidenen Mitteln Wert volles schaffen, und es ist sehr zu rühmen, daß dieser Weg jetzt in überraschend vielen kleineren StÄdten gegangen wird! ZkMliustM Mmls W 24 Stunden verschoben Friedrichshafen, 8. Oktober. Kapitän Lehmann er klärte um 24 Uhr nach Eintreffen des Wetterberichtes, daß der Start des Luftschiffes wegen der überaus schlechten Wetterlage über ganz Europa um etwa 24 Stunden verschoben werden müsse. Unter diesen Umständen wolle er die Verantwortung siir Schiff und Fahrgäste nicht übernehmen. Er wolle zunächst weitere Wetter meldungen abwarten und erst dann einen neuen Zeitpunkt für den Abflug bestimmen. Die Fahrgäste begaben sich hierauf wieder ins Hotel zurück. Diebstahl in -er französischen Sotschaff in Serlin. Ein wertvoller Schmuck gestohlen. Im französischen Botschaftsgebäude in Berlin haben, während der Botschafter auf Urlaub war, Diebe, die bis- Das französische Botschaftsgebäude in Berlin. Im Kreis die vor einiger Zeit verstorbene Gattin des Botschafters. her noch nicht ermittelt werden konnten, einen großen Juwelendiebstahl verübt. Sie haben aus dem Schreib tische des Botschafters den Schmuck seiner verstorbenen Gattin, vier mit Edelsteinen besetzte Ringe und eine große Perlenkette mit Brillantschloß, und andere Sachen im Gesamtwerte von 80 000 Mark gestohlen. Einiragungsverfahren für das Volksbegehren. Amtlicher Run der! aß. Der preußische Minister des Innern veröffentlicht einen Nuttderlaß in dem er das Eintragungsverfahren für das unter dem Stichwort „Freiheitsgesetz" eingebrachte Volksbegehren gegen den Uoung-Plan im einzelnen regelt. Der Erlaß enthält mehrere Anlagen, in denen die Stel lung der Reichsregieruna zu dem Volksbegehren bekannt gegeben wird. Der Schlußabsatz daraus rautet: „Die Reichsregierung weiß sich mit der erdrückenden Mehr heit des deutschen Volkes in der Auffassung einig, daß die Besserung der außenpolitischen Lage nicht durch ein wie immer geartetes deutsches „Gesetz" zu erzwingen ist, sondern allein durch zähes Ringen im Verhandlungswege mit den Vertrags gegnern schrittweise erreicht werden kann. Die Reichsregierung wird der Durchführung des Volksbegehrens die verfas sungsmäßigen Garantien selbstverständlich nicht vor- enthalten. In der Sache selbst wird sie dem Beginnen, das von Anfang an als Versuch "mit völlig untauglichen Mitteln erscheint und in der Wirkung nur geeignet ist, den innen politischen Zwist zu vertiefen, allen gebotenen Widerstand ent gegensetzen." Aus den nun folgenden weiteren Darlegungen ist hervor zuheben: Eine förmliche Überwachung des Eintragungsver- sahrens durch Beauftragte der Antragsteller wäre mit den Be stimmungen der Reichsstimmordnung nicht vereinbar, auch mit der hoheitlichen Stellung der Gemeindebehörden bei dem Ein tragungsverfahren nicht verträglich. Eine dauernde Besetzung der Eintragungsräume mit Obleuten von Parteien kommt hiernach nicht in Frage Es bestehen aber keine Bedenken, wenn Beauftragten der Parteien auf Wunsch allgemeine Aus künfte'über den Fortgang der Eintragungen gegeben werden. Der Reichstagsstimmkreis umfaßt den Stimmkreis. Für jeden Stimmkreis ist ein Abstimmungsleiter und ein Stellvertreter zu ernennen und ein Abstimmungsausschuß zu bilden. Die Ausrüstung der Gemeinden mit den für die Ein tragung nötigen Eintragungslisten, unter Umständen auch mit Anhänge -oder Einlagebogen, ist Sache ver Antragsteller. Die Gemeindebehörden dürfen die Annahme der Eintragungs listen nicht verweigern, sie sind vielmehr verpflichtet, die Listen in Empfang zu nehmen, aus Verlangen den Empfang zu be stätigen und die Listen in der Zeil vom 16. Oktober bis 29. Oktober 1929 zur Einzcichnung auszulegen. Die Gemeindebehörden haben unverzüglich nach Ein gang der Vordrucke in ortsüblicher Weise bekanntzumachen, wo, an welchen Tagen und zu welchen Tagesstunden die Unterschriften in die Listen" eingetragen werden können. Reichs- und Staatsregicrung legen großes Gewicht auf äußerlich glatten und reibungslosen Verlaus des Volksbe gehrens. Niemand darf Anlaß zu berechtigter Klage haben, daß ihm die Ausübung des verfassungsmäßigen Eintragungs rechls durch mangelhafte Maßnahmen unmöglich gemacht oder unbillig erschwert worden sei, anderenfalls muß aber jeder mittelbarer oder unmittelbarer Zwang, sich am Eintragung^- verfahren zu beteiligen, unterbleiben.