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MOmfferTageblatt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Noffen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ D«» «Wilsdruffer Tageblatt* erscheint an allen Werktal en nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abkoluna in de, Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 AM. im Monat, de: Zustellung durch die Bote, 2.3. AM., der Boftdeite..^.. o r«W. z..ztigi.cd Adtrag. - »edüdr. Einzelnummern ^Rpss.All^ot.anst^ Wochenblatt für Wjisdruff u. Umqeaend Postb^enunduni.rtA.-s. und Reichas,siiellen — nehmen zu feder ?;et-B- Fallt höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betrieösltörungen besteh' str'n Ansvruch aus Lieferung d«r Zeitung ober Kürzung des Bezugspreise». — Stücksendung eingesaudter Schriftstücke erfolgt nur, w'cnu Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. 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Überall in deutschen Landen flattern die Fahnen im Wind und man achtet nicht darauf, ob es die offiziellen Reichsfarben sind, die sie zeigen, oder ob das Schwarz- Weiß-Rot am Flaggenstock hochgezogen, zum Fenster her- ausgehängt worden ist. „Denn er ist unser . . .", um das Dichterwort ein wenig zu variieren. Unser aller. Ohne Unterschied der politischen „Bekenntnisse", ohne den sonstigen offen oder versteckten Hader der Meinungen. Ganz Deutschland ist von Stolz und Freude erfüllt an diesem Tage, da der „Graf Zeppelin" nach der Heimat zurückgekehrt ist, zurück von der Fahrt, die ihn rings um den Erdball trug. Und von der er eins vor allem mitbrachte: die Achtung der Welt vor der deutschen Lei st ung. In unserer von Redefluten überschwemmten Gegen wart ist eine solche Leistung von noch stärkerer Wirkung. Sie hebt sich von vielen „Errungenschaften" ab, die heute hoch gepriesen werden, morgen aber schon als kurzlebiges Strohfeuer erkennbar sind, übermorgen in den Schoß wohlverdienter Vergessenheit versinken. Gegen age Ele mente kämpften jene Männer, die das Erbe des Grafen Zeppelin verwalteten und ausbauten. Stcn^A harter, un- beirrter als diese Elemente waren das Wollen die Kraft, das Wissen und Können jener Manner. Gegen dre Menschen hatten sie sich durchzusetzen, gegen das Ausland, das Jahre hindurch das Wirken und die Arbeit lener Männer zu hemmen suchte und hemmen durfte; auch gegen einzelne Kreise in Deutschland, bei denen man wenig oder aar keine Unterstützung, bisweilen sogar Ablehnung fand. Sie alle wurden besiegt durch die Leistung, durch den Erfolg, der den Männern der Zeppelinwerft und am Steuer des Luftschiffes wahrlich nicht unverdient in den Schoß fiel, sondern nur eine Folge zielbewußten Wollens und genialen Könnens war. Eine Folge der Leistung und nur der Leistung. Gewiß war diese Weltfahrt auch vom Glück be günstigt, aber nur dem Mutigen steht diese launische Göttin zur Seite. Oft genug in der Geschichte der Zeppelinlufifahrt hat ein nicht vorauszusehendes Miß geschick schwerste Hindernisse auf den Weg zum Ziel ge worfen. Aber immer haben die Väter und Träger dieser Idee, die Luft zu erobern, all die Hemmnisse mit zu sammengebissenen Zähnen, mit Erobererwillen über wunden. Jetzt sind sie am Ziel. Mag man in England oder Amerika Luftschiffe noch größeren Formats bauen, die vielleicht bald die Leistung des jetzt heimgekehrten Luftschiffes „Graf Zeppelin" über trumpfen - das kann ja nur geschehen, weil auch sie sich nur aufbaucn auf dem Grund, den Graf Zeppelin in Mühen gelegt hat. Darum können wir Deutsche mit stolzer Freude auch dann sagen: „Und er blerbt unser ..." ' " " -lnterfuchungsausschuß für Palästina. Die Lage noch immer unsicher. Das Londoner Kvlonialministerium veröffentlicht eine Bekanntmachung in der die Einsetzung eines Unter- suchungsausschusfes zur Prüfung der Ursachen der gegen wärtigen Vorgänge in Palästina mitgeteitt wird. Als Vorsitzender dieses Untersuchungsausschusses wird S i r Walter Shaw, ein früherer Oberrichter, fungieren. Die übrigen Mitglieder werden den drei politischen Par teien des Parlaments entnommen. Wenn auch in den letzten Tagen nur noch von kleineren Zusammenstößen in Palästina berichtet werden mußte, so trifft das englische Kriegs doch alle Anstalten, um m verstärkter Bereitschaft zu sein. Das Schlachtschiff „Royal Sovereign , das Flugzeugmutterschiff „Eagle" und mehrere Zerstörer sind von Malta nicht mtt der Mittelmeerflotte zu der üblichen Sommerkreuzfahri aus- gefahren, sondern bleiben für eine eventuelle Verwendung B zur Verfügung, auch, um eventuell weitere Truppen dorthin zu schaffen. Keine Änderung der Politik. Der englische Kwlonialsekretär läßt erklären, die Negie rung trage pch auch nach Einsetzung der üntersuchungs- kommisston keineswegs mit dem Gedanken, etwa eine Änderung der Haltung Großbritanniens bezüglich der Mandatsverwaltung oder der Politik herbeizuführen die in der Balfour-Deklaration von l9l7 sestgelegi wurde und deren Ziel es sei, den Juden in Palästina eine nationale Heimstätte zu schassen. 206 Gefallene. Der Oberste Mohammedanische Rat hat begonnen, ein neues Gebäude unmittelbar über der Klagemauer in Jerusalem zu errichten Die jüdische ^evolkeinng prote- Lr?g" "nd die Negierung befaßt sich bereits mit der Angelegenheit. Eine Truppcnabtcilung drang /^ttwoch m zwe Dörfer ein und beschlagnahmte dort E Gegenständen, die bei den Plünderungen^ waren. Es wurden mehrere Verdächtige v "haftet D e Zahl der den kürzlichen Ausschüttungen ZUm O^ rallenen Perkmi-M noch den letzten Feststellungen folgende Bild: Tot 119 Juden, 87 Mohammedaner, Verwundet 334 Juden, 208 Mohammedaner, Äie WnlmdröMW beginnt! Jie NnWstN treffen Vorbereitungen Köln, 4. September. Die englische Truppenabteilung, die als Garde für den englischen Oberkommandierenden hier sta tioniert war, ist bereits sreigegeben worden. Jedoch sind die Quar tiere des englischen Oberkommandierenden bei der Rheinland- kommissivn und der Offiziere seines Stabes noch beibehalten worden. Ferner wird mitgeteilt, daß auch die französischen Trup pen ernsthaft mit den Räumungsvvrbereitungen beschäftigt sind. Das französische 151. Infanterie-Regiment hat am Mittwoch Marschbefehl für den 18. September bekommen und wird an die sem Tage Koblenz räumen und als neue Garnison Metz beziehen. England rSmt bis Ende November Berlin, 3. September. Die Maßnahmen für die Räu mung der von den britischen Truppen in Stärke von 6200 Mann besetzten Zone des rechten u. linksrheinischen Brückenkopfes Mainz sind nunmehr eingeleitet. Der Abmarsch der Truppen wird in der Weise ersolgen, daß zunächst die Truppen aus der Stadt König stein zurückgezogen werden. Die Räumung der Stadt Schwalbach und des Vorortes Wiesbaden-Biebrich folgen. Sodann ziehen Teile der Truppen aus dem Vorort Wiesbaden-Schierstein und der Stadt Bingen. Bis zum 23. November 1929 hofft man diese Maßnahme durchgeführt zu haben. Der Abmarsch der Truppen aus dem Vorort Dotzheim und der in Wiesbaden bis dahin noch stehenden Truppenteile, wie Insanterie, Sanitätskorps, sonstige Formation und Militärpolizei, wird am 30. November 1929 vor aussichtlich vollzogen, so daß mit diesem Tage die britische Be satzungszone geräumt und die Unionsflagge vom britischen Haupt quartier in Wiesbaden, dem Hotel Hohenzollern, niedergeht, die seit Dezember 1925 über der Kurstadt Wiesbaden wehte. Jie legte Parade der EnglSnder London, 4. September. Der britische Oberbefehlshaber im Rheinland, Generalleutnant Thwaites, nahm die letzte Parade der britischen Feldartilleriebrigade in Wiesbaden ab. Inzwischen ist der bisher vor der Dienstwohnung des britischen Oberkom- missars in der Rheinlandkommission aufgestellte Posten zurückge zogen worden. Gras MW liier die Scharfe Ablehnung Berlin, 4. September. In einem Vortrag über die Haa ger Konserenz in Friedenau beschäftigte sich Gras Westarp mit der Regelung der Vergleichskommissionen. Er betonte u. a.: „Es war Aufgabe der deutschen Abordnung, den deutschen Rechtsanspruch festzuhalten, wenn sie sich nicht dem Verdacht aussetzen wollte, den von ihr für nötig gehaltenen Umfall juristisch zu verschleiern. Ob jektiv liegt solche Verschleierung vor, denn das Abkommen gesteht sogar eine zeitlich unbegrenzte Doppelkontrolle zu: Das Investiga tionsrecht des Völkerbundrates und die Zuständigkeit der in dem deutsch-französischen und deutsch-belgischen Schiedsvertrag von Locarno eingesetzten Vergleichskommissionen. Die Zuständigkeit der Vergleichskommissionen, von der nach Ausführungen von Kaas die Entmilitarisierung durch die Sondervorschrift des Ar tikels 4 des Locarnovertrages ausgenommen war, wird auf diese ausgedehnt. Die Vergleichskommissionen sind so berechtigt wie verpflichtet, auf einseitigen Antrag von Belgien oder Frankreich jeden behaupteten Vorstoß gegen die Artikel 42 und 43 vollstän dig zu klären und dazu mit Hilfe der deutschen Regierung aus deutschen Boden jede Untersuchungshandlung vorzunehmen. Zeu gen und Sachverständige nach den deutschen gesetzlichen Vor schriften zu vernehmen. Dieses Untersuchungsrecht trifft das Herz stück der deutschen Wirschaft, das empfindlichste Angriffsobjekt für das schwer gerüstete Frankreich und ermöglicht schikanöseste militä rische Spionage gegen behauptete Rüstungsverstöße. Es entwickelt zu schwersten Hemmnissen gegen jeden verkehrspolitischen Fort schritt, zu unlautere Wirtfchastsspivnage. Die Kommissionsmilglie der haben Befugnisse erhalten, die es rechtfertigen, von Schnüf fel- und Unterjochungskommissionen zu sprechen. Das von Wirth durchge'etzte ausdrückliche Anerkennntnis des Rechtes jederzeit den Völkerbundrat anzurufen, bringt keinerlei Abhilfe. Macht Deutsch land davon Gebrauch, so laufen Investigation und Untersuchung der Vergleichskommission unbehindert nebeneinander her. Das Abkommen enthält also die volle Ersüllung der sranzösischen For derung einer Dauerkontrolle, die bisher durch einmütige Kund gebungen aller Parteien abgelehnt worden ist, deren Ablehnung das Zentrum durch die betreffenden juristischen und politischen Ausführungen seines Patteivorsitzenden und in dessen Briefwech- se mit dem Minister Wirth besonders betont hat und durch die auch das Rheinland eine Verkürzung seiner Leidenszeit nicht be zahlt sehen wollte. Wir hallen, so erklärte Graf Westarp zum Schluffe, an der Ablehnung fest. Wir sagen der Dauerkontrolle denselben Kampf an wie dem Pariser Tributplan. Völkerbundversammlung in Gens. Stauning für Abrüstung. Nach der gestrigen Rede Macdonalds begann Mitt woch die große Aussprache in der Völkerbundversammlung mit einer Rede des chinesischen Gesandten in Washington. Er wies auf die Notwendigkeit der Revision aller inter nationalen Verträge hin. Solche Verträge, die nicht mehr zeitgemäß seien, trügen große Gefahren in sich. Der Ver treter Uruguays hob hervor, Lateinamerika verdanke zu einem großen Teil Europa seine kulturelle und materielle Entwicklung, es habe deshalb die Pflicht, an dem Wieder aufbau Europas mitzuwirken. Es erwarte aber auch größere Beachtung seiner Bestrebungen und seiner Interessen. Der dänische Ministerpräsident Stauning beklagte es, daß die Völkerbundvereinbarungen bisher nur von einer ungenügenden Anzahl von Ländern angenommen worden seien. Stauning fand anerkennende Worte für die Briandsche Idee der Bereinigten Staaten von Europa BeWWmniWm der Dauerkantrolle und ging dann auf die Abrüstungsfrage ein, der Däne mark mit festem Willen zur Tat gegenüberstehe. Auf der Genfer Konferenz ist diesmal auch eine De legation der Freien Stadt Danzig, unter Führung des Senatsprästdenten Sahm, anwesend. Der deutsche Reichsaußenminister Dr. Stresemann wurde Mitt woch erwartet, da er Dienstag abend nach Schluß der Berliner Kabinettssitzung mit dem fahrplanmäßigen Zuge nack Genf abgereist ist. IMilkMld siir die MMerheitei Genf, 4. September. Der Vorkämpfer in der Minder heitenfrage, der kanadifche Senator Dandurand, gab in der Voll versammlung des Völkerbundes am Mittwoch die Erklärung ab, daß Kanada wie auch Großbritannien im Verlause dieser Tagung des Völkerbundes seinen Beitritt zur Schiedsgerichtsklausel des Internationalen Haager Gerichtshofes vollziehen werde. Er be grüßte sodann die Anwesenheit Macdonalds, der sich in seiner Dienstagrede osfen aus den Boden der großen Gedanken des Völkerbundes gestellt habe. Er unterstrich, daß Kanada die einzige Nation sei, in der die beiden amtlichen Sprachen des Völkerbun des (Englisch und Französisch) auch die amtlichen Landessprachen seien. Dandurand, der bekanntlich aus der Märztagung des Völ kerbundsrates umfangreiche Vorschläge für die Abänderung des bisherigen unzulänglichen Beschwerdeversahrens der Minder heiten beim Völkerbund gemacht hat, nahm sodann zu dem in Madrid angenommenen Bericht des Rates Stellung, der gewisse geringsügige Abänderungen des bisherigen Beschwerdeversahrens enthält. Dandurand betonte, daß Kanada ebenso wie der Hollän dische Außenminister, der drei Jahre Mitglied des Dreier-Aus- fchusses des Rates gewesen war, das bisherige Beschwerdever fahren als völlig unzureichend ansehe. Die Minderheiten hätten volles Recht, sich bitter darüber zu beschweren, -aß ihre Beschwer den und Anträge im Völkerbund ohne jede Berücksichtigung blie ben. Dies sei die Ursache dasür, daß die Minderheiten es aufge geben hätten, sich an den Völkerbund, dem der Schutz der Min derheiten obliege, um Hilse zu wenden. Kanada habe aus diesem Grunde Vorschläge eingereicht, um das Beschwerdeversahren in einer Richtung abzuändern, die den Minderheiten eine wirksamere Vertretung ihrer berechtigten Wünsche ermöglichen sollte. Der Völkerbundsrat habe in Madrid einige Abänderungen vorgenom men, die zwar einen Fortschritt bedeuteten, jedoch noch keineswegs genügend feien. Dagegen fei jetzt endlich ein erster Schritt getan worden, um Abänderungen an einem nicht mehr tragbaren Zu stand vorzunehmen. Die Minderheiten hätten jetzt wenigstens die Gewißheit, daß ihre Beschwerden auch wirklich geprüft und nicht — wie bisher — unberücksichtigt bleiben. Der Rat habe ohne Zweisel das Recht, ergänzende Ausknüste über die wahre Lage der Minderheiten einzuholen, gleichgültig, von welcher Seite er sie erhalte. Der bisherige Zustand, daß lediglich die Regierungen das Recht hätten, zu den Beschwerden Stellung zu nehmen, ohne daß die Minderheiten ihrerseits dem Rat Mitteilungen über die Lage der Minderheiten machen könnten, müsse grundsätzlich ge ändert werden. Der Rat müsse völlige Klarheit über die Lage der Minderheiten erhalten. Das bisherige Verfahren sei nicht grund legend abgeändert worden; es eröffne dem Rat nur die Möglich keit, sich von verschiedenen Seiten über die von den Minderheiten eingebrachten Beschwerdefälle eingehend zu unterrichten. Er hoffe dringend, daß der Rat weitere Schritte tun werde, um unter vol ler Wahrung der Rechte der Regierungen den berechtigten Wün schen der Minderheiten Rechnung zu tragen.