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MOmsserNgÄa« Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, -Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in »ec DelchSlt-stcllr und den Ausgabestellen 2 AM. im Manat, bei -uftellung durch die Boten 2,MAM., dec Poftdeftillung , ,urüa"ch Antrag. .. . gedübr. Einzelnummern ibApfg.Allertroi austalten Wochenblatt für Wilsdrnff u. ^lmgeaend PoftdaicnundunIereAus. trllge, und Geschäfts neuen —— nedmen zu seder Ae„ B-. stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriedsstorungen besteht «rolt Anspruch auf Lieferung Leitung oder Kürzung des Bezugspreises. - Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Naumzeile LORpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungei» 4Ü Reichs pfennig, die 3gespalten« Neklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr LV Reichspfenuige. B»r- gefckr'edt'rreEricheiauugs. —, , tage und Platz»nrschetste« werden nach Möplichderr »^6 kN sv vLw: Amt WuSdruff Nk. 6 berürksichngt. «n»eiOe«- annudme bis oorm.1t) Ubv. - - Für die Richtig-Keit der durch FernrufübermittLlrLnAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. JederAaboltansprrich erlischt, wen« derBetra-durch Klage erngezogen werdsumust oder derAustraggeberin Konkurs gerät. Anzeige» nehmen alle Dermittlungsstellen sMigeaen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts uud des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forschernamts Tharandt und des Fjuauzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nü. 190 — 88. Jahrgang Tel»gr-Adr.: „Amtsblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 16 August 1929 Macdonald will im Oktober nach Amerika London, 15. August. Von zuständiger Seite wird erklärt, daß sich die Verhandlungen mit Washington über die Abrüstung Sur See in befriedigender Weise vollziehen. Man hvsst, daß Macdonald im Oktober seine Reise nach Amerika antreten kann, »achcm der vorher an der Völkerbundtagung teilgenommen hat. Abermals Genf. Zur bevorstehenden Tagung des Völkerbundes. Noch ist die Haager Tagung nicht zu Ende, und mgn beschäftigt sich schon sehr eifrig mit dem, was ver mutlich auf der Anfang September in Gens beginnenden Vollversammlung des Völkerbundes geschehen wird. Bisher standen, wenigstens seitdem Deutschland im Völkerbünde ist, die Fragen dabei im Vordergründe des Interesses, die sich mit der endgültigen Liquidierung des Weltkrieges befassen. Trotzdem es sich dabei meistens um keine direkte Angelegenheit des Völkerbundes selbst handelte, weil die Regelung zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern zu erfolgen hatte, so bildeten diese Ver handlungen doch immer das Kernstück der ganzen Tagung. Wenn es im Haag gelingt, den Aoung-Plan unter Dach und Fach zu bringen und damit für einige Zeit eine etwas ruhigere Atmosphäre in Europa und damit der ganzen Welt zu schaffen, dann dürfte über das Thema °er Rheinlandräumung und der Repara- 'ionsfrage in Genf wohl kaum viel mehr geredet werden. Trotzdem bleibt aber noch eine ganze Reihe von fragen zu erledigen, zumal die jetzt im Haag versuchte Regelung, wenn sie auch eine endgültige sein soll, eine ganze Reihe von Lücken aufweist. Daß die bevorstehende Volkerbundtagung trotzdem für außerordentlich wichtig gehalten wird, geht Wohl schon daraus hervor, daß der neue englische Minister präsident Macdonald die englische Delegation dies mal selbst führen wird. Ob Reichskanzler Müller nach Genf fahren wird, läßt sich zurzeit noch nicht überblicken Sern Gesundheitszustand hat sich ja Aber es ist immerhin möglich, daß die ' Schonung es ihm verbietet, sich sofort Politische Getriebe zu begeben. Die 5^?" .^^ung sollte ja auch schon in ihrer Bedeutung MÄnc-pdw -l"wesenhelt aller in Frage kommenden Ministerpräsidenten unterstrichen werden. Vermutlich Will man jetzt versuchen, das für den Haag Versäumte nachzuholen. Für Frankreich ist die Sache insofern nicht allzu schwierig, da Herr Briand ja neben dem Außen- ^iwhal^"^ gleichzeitig das Ministerpräsidium Sollten diesmal Reparations- und ähnliche Fragen aus der Volkerbundsdebatte ausscheiden, so L unser Interesse an den Verhandlungen recht groß Wir erwarten vor allen Dingen eine endgültige Lösung der Minderheitenfrage, in der man sich bekanntlich auf der Madrider Ratstagung vorläufig auf ein Probst sorium emigte. Es ist anzunehmen, daß Herr Strese mann diese ganze Frage in ihrem vollen Umfanae aus rollt und dabei noch einmal den deutschen Standvunkt unterstreicht, daß die Beschwerden der Minderheiten schnell erledigt und deshalb einem ständigen Mindcrheitenaus- schuß unterbreitet werden. Denn die bisherigen Beschlüsse lassen alles beim alten. Wie nötig aber gerade eine bal dige restlose Regelung der Minderheitenfrage ist zeigen die vielen Beschwerden der Deutschen, die noch immer aus Polen und auch aus der Tschechoslowakei in Genf eingehen. Leider bietet sich keine Handhabe auch für die deutsche Minderheit inSudtirol etwas zu tun Aber vielleicht läßt es sich in diesem Zusammenhänge doch erreichen, daß Italien etwas ins Gewissen geredet wird. Denn es kann nicht dazu beitragen, das Verhältnis zu Italien allzu freundschaftlich zu gestalten, wenn man sehen muß, wie ein so treudeutscher Stamm, die Südtiroler, trotzdem stets ihre loyale Gesinnung gegenüber Italien dokumentiert wird, um ihr Volkstum gebracht und damit entwurzelt werden sollen. . Von besonderer Bedeutung dürfte die Volkerbunds- tagung auch dadurch werden, daß endlich das Verhältnis zu den südamerikanischen Staaten wieder ge regelt wird. Ein Teil von ihnen steht noch immer grollend abseits. In Argentinien ist zwar beschlossen worden, sich wieder dem Völkerbunde anzuschließen, oder, besser gesagt, die Mitarbeit wiederaufzunehmcn. Praktische Schritte in dieser Hinsicht sind jedoch noch nicht von Buenos-Aires aus unternommen worden. Einzig Peru hat sernen Wiederanschluß feierlich bekundet und gleichzeitig bekannt- gegeben, daß es seinen Pariser Gesandten zum Volkcr- bundskommissar ernennen wird. Es ist möglich, daß dieses Beispiel auf die anderen südamerikanischen Staaten mast ohne Eindruck bleibt. Diese haben übrigens auch ftn Interesse daran, diesmal ziemlich zahlreich vertreten zu sein, steht doch eine Reihe von Wahlen für nichtständige Ratsmitglreder bevor, bei denen Lateinamerika, wenn es bei seiner bisherigen Haltung bliebe, leicht zu kurz kommen könnte. Deutschland hat den Wunsch, daß der südamerl- kanische Einfluß im Völkerbund gestärkt wird, und würde es begrüßen, bald wieder ganz Südamerika in Genf ver treten zu sehen. 3« gliinzender Fahrt den llral erreicht In ostnordöstlicher Richtung über dem Ural Kowno, 16. August. Wie aus Moskau gemeldet wird, hat die Moskauer Funkstation eine Meldung vom Zeppelin aufgefan gen, nach welcher das Luftschiff um 8.15 Uhr etwa 200 Kilometer nördlich von Perm gesichtet worden ist. Das Luftschiff fliegt mit einer durchschnittlichen Stundengeschwindigkeit von 130 Kilometer in ostnordöstlicher Richtung auf den Ob zu. Der bisherige RuMlaus Oer Wettreklamekongreß begrüßt den „Graf Zeppelin". Mit lebhaftem Beifall wurde während der Donners- tagfitzung des Weltreklamckongresses die Mitteilung aus genommen, daß an Dr. Eckener folgender Funtspruch ergangen fei: „Die Schlußsitzung des Wcltreklamelongrcsscs Berlin 1929 erfuhr eine Unterbrechung, köstlich für alle Teil nehmer, als das deutsche Luftschiff „Gras Zeppelin" im Strahlenglanz seiner Schönheit über uns hinzog. Wir grüßen den „Graf Zeppelin" und das Wert seines Füh rers, das einen Teil der gleichen weltumfassenden Arbeit leistet, von der auch wir einen Teil leisten, die Arbeit zur Vertiefung des Verständnisses unter allen Völkern der Erde. Wir grüßen den „Graf Zeppelin" als einen Bot schafter des guten Willens über die ganze Erde hin und wünschen von Herzen gute Fahrt dem erprobten Schiss, seinem Führer, seinen Offizieren, Mannschaften und allen Mitreisenden. Der Jubiläumskongreß." Das Zeppelinluftschisf in Amerika patentiert. Das amerikanische Patentamt genehmigte den im November 1922 eingereichten Antrag Dr. Eckeners aus Erteilung eines Patents an den Luftschiffbau Zeppelin G. m. b. H. für ein starres Luftschiffs mit ge trennten Gaszellen. Danzig jubelt Danzig, 15. August. „Graf Zeppelin" nahm von Schie- velbein aus östlichen Kurs und erschien um 14 Uhr über Bublitz um 14.10 Uhr über Rummelsburg, 50 Kilometer südlich von Stolp, und um 14.30 Uhr über Bütow. Von hier aus nahm das Luftschiff direkten Kurs auf Danzig. Nach Uebersliegung des Polnischen Korridors traf das Luft schiff, aus Richtung Karthaus kommend, um 14.55 Uhr über dem Vorort Danzig—Langfuhr ein, von wo aus es Kurs über die Stadt Danzig nahm. Die Bevölkerung winkte dem Luftschiff be geistert zu. „Graf Zeppelin", zu dessen Ehren mehrere Begleit flugzeuge aufgestiegen waren, grüßte mit einer Flagge und fuhr langsam eine Schleife über die Stadt. Sämtliche Sirenen der im Hafen liegenden Schiffe heulten. Um 15 Uhr verließ das Schiff in östlicher Richtung Danzig mit Kurs auf Königsberg. Der Gedächtnislranz auf dem „Graf Zeppelin". Zu Ehren der in russischer Erde ruhenden Deutschen wird vom „Graf Zeppelin" aus über einem sibirischen Kriegs- gefangenenfriedhof ein Kranz abgeworfen werden, dessen Schleife in deutscher und in russischer Sprache die Auf schrift trägt: „Unsern in russischer Erde ruhenden Kame raden. Vereinigung ehemaliger Kriegsgefangener in Sibirien. — Breslau." Usber Königsberg Tilfit. Das Luftschiff „Graf Zeppelin" kam in Tilsit um 17 Uhr in Sicht und flog in langsamer Fahrt über die Stadt, die es in östlicher Richtung wieder verließ, um nach dem Memelland zu fliegen. Auf Dächern und Plätzen hatten sich die Menschen angesammclt, die dem Luftschiff begeistert zu- Uibelten. Von sämtlichen Kirchtürmen läuteten die Glocken, während die Dampfsirenen heulten. Ueber Tilsit Königsberg. Donnerstag gegen 16,15 Uhr erschien das Luftschiff „Graf Zeppelin", aus Richtung Pillau kommend, über Königsberg und flog, von mehreren Flugzeugen begleitet, eine große Schleife über der Stadt. Oberbürgermeister Dr. Loh meyer begrüßte das Luftschiff namens der Stadt mit einem kurzen herzlichen Funkspruch. Gegen 16.25 Uhr entfernte sich „Graf Zeppelin" in östlicher Richtung. Geleit litauischer Militärflugzeuge Kownv, 15. August. Mit einer durchschnittlichen Ge schwindigkeit von 120 Stundenkilometern überflog „Graf Zeppe lin" Litauen in nordöstlicher Richtung. Die Fahrt wurde durch den Wind begünstigt. Um 18 Uhr MEZ. befand sich das Luftschiff über Seredziai, wo drei litauische Militärslugzeuge ihm das Ge leit bis Dotnuva gaben. Um 19.30 Uhr überflog „Graf Zeppelin" die litauisch-lettische Grenze. Um 20,20 Uhr bei Dünaburg Riga, 15. August. Wie aus zuverlässiger Quelle gemeldet wird, hat „Graf Zeppelin" um 20.20 Uhr östlich von Dünaburg die lettländisch-sowjetrussische Grenze überflogen und befindet sich somit jetzt über russischem Gebiet. Riga, 15. August. Das Luftschiss „Graf Zeppelin" scheint aus Witterungsgründen den üblichen Weg über Dünaburg nach Moskau eingeschlagen zu haben. Es hat trotz wiederholter Anruse durch die Funkstationen in Riga, Libau und Memel keine Stand ortmeldung gegeben. Um 21 Uhr bei Poiozk Hamburg, 15. August. Die Hamburg-Amerika-Linie teilt mit: Das Luftschiff „Gras Zeppelin" befand sich um 21 Uhr MEZ. nördlich von Polozk an der Düna (Gouvernement Witebsk). Moskau in Erwartung Mvskau, 15. August. Bereits in den ersten Abendstunden sammelten sich auf allen Plätzen der Stadt große Menschen- massen an, um den „Graf Zeppelin", mit dessen Eintreffen zwi- jchen 12 und 1 Uhr nachts gerechnet wird, zu begrüßen. Vor dem Gebäude der „Iswestija" verkündet ein großes Plakat, daß die Funkverbindung mit dem „Graf Zeppelin" von der Moskauer Funkstation bereits hergestellt sei. Um 23.15 Uhr flammten in den verschiedenen Stadtteilen die Scheinwerser auf, um dem Luft schiff den Weg zu zeigen. Die Leningrader Wetterdienststelle hat kurz nach 18 Uhr den ersten Funkspruch mit dem „Graf Zeppelin" ausgetauscht. Gleich darauf nahm auch die Moskauer Wetter dienststelle Fühlung mit dem Luftschiff. Aus Leningrad wurde dem Luftschiff ein Funkspruch über die Wetteraussichten in Nvrdwest- rutzland übersandt. Moskau begnügte sich zunächst mit einem Gruß an das Luftschiff über russischem Gebiet. 300 Km nordwestlich Moskau Hamburg, 16. August. Die Hamburg-Amerika-Linie teilt mit: Das Luftschiff befand sich um 1.05 mitteleuropäischer Zeit über Wyschnij-Wolotschek (Gouvernement Twer). Am Bord ist alles wohl. Nach dieser Standortangabe bestätigt es sich also, daß „Gras Zeppelin" die Absicht aufgegeben hat, Moskau anzu steuern. Wyschnij-Wolotschek liegt etwa 300 Kilometer nordwest lich von Moskau. Große EnttöuWng io Moskau Kownv, 16. August. Nach den letzten Meldungen der Moskauer Luftsahrtzentrale nähert sich das Luftschiff „Graf Zep pelin" ungefähr in der Mitte dem Uralgebirge. In Moskau gaben die Redaktionen etwa um 2 Uhr nachts durch Anschlag an ihren Fenstern bekannt, daß „Graf Zeppelin" Moskau infolge ungün stiger Wetterverhällnisje nicht überfliegen könne. Die Enttäu schung bei der Bevölkerung war groß, da die Menschenmengen auf den Straßen warteten, um das Luftschiff zu sehen. Erst gegen 3 Uhr zerstreute sich die Menge. 3Wl>Me Mstekuog London, 15. August. Wie aus Tokio berichtet wird, sind die Flottenstationen in Hokosuka, Maizuru und Ominata vom japanischen Marineministerium angewiesen worden, Kriegsschiffe bereit zu halten, die dem Zeppelin zu Hilfe eilen sollen, wenn er während seines Fluges über dem Meer in Schwierigkeiten ge raten sollte.