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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ Da» »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 NM. im Monat, der Zustellung durch die Boten 2,30 RM., bei Poftdestellung 2 SiM. zuzilguch Adtr. g- . gebühr. Einzelnummern tLNpfg.Allc toi anstalren Wochenblatt für Wl^sdrusf u. ^LM^elleNÄ Postboten und nnsercAus. träger und Geschäfksnelien —— — nehmen zu jeder Heil Be ¬ stellungen entgegen. ImFaiti höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht dein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreise». — Nücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 -ieichs- pfennig, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nochwei ungsgebühr 20 Neichspfennige. Bor- geschrrebeneErscheinung»- tage und Platzvr rschristen werden nach Möglichkeit Kevnsvrecher: Amt Wnsdruft Nr. 6 berücksichtigt. Allzeigeu- annahme bis oorm.lOUHr. > Für die Nichtigkeit der durch FernrufübermitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Nabatransprr ch er ischt, wenn derBetraz durch Klage eingezogen werdenmutzoderderAuftraggeberin Konkurs gerat. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgeaeu. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- gerichls und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr 184 — 88. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 9. August 1929 WM der WM-rnsWeil VWWmigen Berlin, 9. August. Wie Berliner Blätter aus Tokio be richten, sind nach einer dort eingetrossenen telegraphischen Mel dung aus Mandschuli die direkten chmeftich-russtschen Verhandlun gen unterbrochen worden. Die Delegierten Chinas werden am Freitag nach Nanking zurückreisen. Nach einem Telegramm aus Harbin deutet die Wiederaufnahme der rufsischen Luftdemonstra- swnen auf der Linie Pogranitschna—Mandschuli aus eine neuer- °che Spannung zwischen Rußland und China hin. Reparationsbank und WeWanz. Die Konferenz im Haag ist verhältnismäßig schnell in das Arbeitsstadium getreten. Nach der weitschweifigen Einleitung hätte man erwarten können, daß die all gemeine Aussprache über Wesen und Zweck des Young- Planes sich noch längere Zeit hinziehen würde. Erfreu licherweise hat man sich jedoch bald entschlossen, zwei Kommissionen einzusetzen, so daß die eigentliche Arbeit beginnen kann, womit allerdings noch nicht gesagt ist, daß sie dort schnell erledigt wird, da jetzt eigentlich erst das Wegräumen der Hindernisse beginnt. Von Hause aus wollten die Pariser Sachverständigen seinerzeit ja nur nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten ihren Plan aufstellen. Aber es zeigte sich bald, daß bei der Liquidierung des Weltkrieges das politische Moment nicht ausgeschaltet werden kann, waren doch neben wirt schaftlichen Beweggründen gerade die politischen mit die Hauptquellen seines Ausbruches. Deshalb ist es verständlich, wenn man jetzt neben einen wirtschaftlichen Ausschuß auch den politischen gesetzt hat. Das enge Jn- einandergreifen wird auch dadurch gekennzeichnet, daß beide nebeneinandertagen und nicht, wie zuerst vor geschlagen war, der politische erst nach Beendigung der Arbeiten des wirtschaftlichen. Über zwei Fragen, die auf der Pariser Sachver- ständigenkonfcrenz eine große Rolle gespielt haben, ist noch keine Entscheidung getroffen, wenigstens nicht über die Art der Behandlung auf der jetzigen Konferenz. Es sind dieses die Ausschüsse, die das Inkrafttreten des Young-Planes vorzubereiten haben. Daneben steht dann das große Problem der internationalen Repara tiv n s b a n k. Man hat vielleicht mit Willen diese beiden Themen noch nicht offiziell angeschnitten, weil man nach Einigung über die wirtschaftlichen und politischen Themen keine allzu großen Schwierigkeiten mehr erwartet. Trotzdem dürfte die Frage der Reparationsbank doch auch nicht so ganz leicht zu lösen sein. Man braucht sich nur der Ver handlungen zu erinnern und der Kämpfe, die in Paris seinerzeit gerade um diese Einrichtungen geführt wurden. Allerdings war es schließlich der erste Punkt, über den man sich damals einig wurde. Es war gewissermaßen der neutrale Ort, an dem sich beide Partner zusammen finden konnten, ohne sich gegenseitig vorher zu binden, zu mal man ja damals die ganze Art der Ausführung ge trost der Zukunft überlassen konnte. Von welcher Bedeutung diese geplante Bank sein dürfte, das haben ja schon die Erörterungen gezeigt, die sofort einsetzten, als man sich im Prinzip auf die Schaffung eines solchen Instituts geeinigt hatte. Es ist Wohl noch er innerlich, welchen Widerstand der Gedanke an sich nament lich in amerikanischen Finanzkreisen fand wo man ver mutlich fürchtete, daß diese Bank bei den ungeheuren Mit teln, die ihr zuzuströmen haben und die fast die ganze Welt in ihren Bann ziehen, bald einen ungeahnten Ein fluß auf die gesamte Weltfinanz ausüben könnte. Inzwischen scheint man sich in Amerika mit dem Gedanken etwas abgefunden zu haben. Aber es ist nicht unwahrscheinlich, daß diese Bedenken erneut wieder auf tauchen, wenn man an die Umsetzung des Gedankens in die Tat herangeht. Der Plan der Errichtung dieser Bank wurde in den bisherigen Debatten eigentlich nur englischerseits gestreift. Der englische Redner erklärte, daß er mit allen seinen Landsleuten darüber einig sei, daß diese Bank ihren Sitz in London haben müsse. Dieses Verlangen zeigt auf das deutlichste, welche Bedeutung man diesem Geld institut zumißt. Wenn es auch noch nicht ausgesprochen wurde, so ersieht man doch aus dem englischen Wunsche, daß das Land, das den Sitz der Bank erhält, damit eine wiwnae finanzpolitische Waffe bekommt. Zwischen Nciv- London bestand, oder besteht noch, ein zäher Beherrschung des Wellgeldmarktes. Die , mit »ach Beendigung des Weltkrieges haben es Mracht, daß London stark an die zweite Stelle ?xnl^""°-ionale Reparationsbank kann bei qe- m br^ "un leicht London wieder in die alte Polson rm^ ist zu erwarten, daß schon aus ^esem Grunde welleichi vo„ amerikanischer Seite starker Widerstand entgegengebracht «uck nicht mehr gegen den ^Een dm Bank selbst, sondern nur gegen Tatsachen, iw azu besagen können, ihr einen allzu großen Einfluß auf die Gestaltung der Weltfinanz ein zuräumen. 5in Zeichen der englisch-smz. Krise Die Zweiteilung der Reparations konferenz. Gesonderte Behandlung der Räumungsfrage. Über den Beschluß der Haager Konferenz, getrennt in einem finanziellen und einem politischen Ausschuß zu verhandeln und den Beratungsstoff dem gemäß zu verteilen, ist man in französischen, besonders militärischen Kreisen nicht sehr erbaut. Man be fürchtet, daß der politische Ausschuß unabhängig von den Beschlüssen über den Young-Plan zu einer Entschließung über die Rheinlandräumung kommen könnte, und erklärt, die Rheinlandräumung hätte erst zur Beratung gestellt werden dürfen, nachdem alle notwendigen Maß nahmen getroffen worden wären, um den Young-Plan n Kraft treten zu lassen. Während also diese französischen Kreise auf dem Standpunkt stehen: Erst Erledigung des Young-Planes, dann Rheinlandräumung, wobei wahr scheinlich die stille Hoffnung auf ein Scheitern des Young-Projektes mitspielt, lauten bekanntlich die deut schen Forderungen dahin, daß diese beiden Punkte ge sondert bearbeitet werden müssen, weil die Rheinlandräumung eine der Voraussetzungen für die Annahme des Young-Planes durch Deutschland bildet. Dieser deutschen Ansicht scheint sich auch die Mehr heit der Konferenzteilnehmer mit Briand an der Spitze angeschlossen zu haben. Die Zweiteilung des Konferenz stoffes ist ein erstes Zeichen dafür, daß man die politischen und die wirtschaftlichen Fragen getrennt voneinander zu behandeln gedenkt, um eine Verquickung, die zu unnötigen Schwierigkeiten und zur Verlängerung der Debatten führen könnte, zu vermeiden. Die bisherigen Besprechungen gingen in der Haupt sache nur über die Art des Vorgehens. Aber aus dem beabsichtigten „Wie* kann man unschwer schon das „Was" der einzelnen Bestrebungen ersehen, wobei freilich die Frage nach dem schließlichen Resultat noch gänzlich offen bleibt. An den Arbeiten des politischen Ausschusses werden dieAmerikaner wahrscheinlich nicht teilnehmen, weil die Regierung der Vereinigten Staaten bisher bekanntlich den Standpunkt eingenommen hat, daß die politischen Fragen dieser Konferenz, wie Rheinlandräumung, Ver gleichskommission und Saarfrage, rein europäische Angelegenheiten seien, an denen Amerika nicht interessiert ist. Der englische Ministerpräsident Macdonald wird am Dienstag zur Teilnahme an den Arbeiten der Kon ferenz im Haag eintreffen. Man kann neugierig darauf sein, inwieweit dann England seine Forderungen zur Neuverteilung der Reparations zahlungen, die der englische Schatzkanzler Snowden am Anfang so energisch vertraten hat, weiter aufrechterhalten wird. Es ist nicht anzunehmen, daß England allzu hartnäckig auf seinem Standpunkt verharren wird, denn es würde dadurch die Hoffnungen auf eine Schlußregelung und die Liquidation der Vergangenheit, die der Young-Plan hat entstehen lassen, vernichten. Es ist wenig wahrscheinlich, daß Macdonald und Snowden als Mitglieder eines Arbeiterkabinetts eine so schwere Verantwortung auf sich nehmen werden. Besprechungen außerhalb des Konferenzsaales. Der Donnerslagvormittag wurde zu privaten Be sprechungen der verschiedenen Delegierten benutzt. Reichs außenminister Dr. Stresemann suchte den fran- zösischen Ministerpräsidenten Briand im Hotel des Indes auf, wo etwa eine halbe Stunde später auch Venizelos eintraf. Die Besprechungen dauerten etwa eine Stunde Inzwischen hatte Reichsminister Dr. Hilferding den belgischen Delegierten und früheren Finanzminister Franqui empfangen, mit dem er etwa eine halbstündige Unterhaltung führte. Anschließend be gab sich der Minister zum englischen Finanzminister Snowden. Ferner fanden verschiedene Besprechungen der Fachminister der Delegationen unter sich statt. Die Berailmgen im politischen Ausschuß der Haager Konferenz. Die Lage so ziemlich geklärt. Die politische Kommission der Haager Konferenz tagte Donnerstag nachmittag von 4 bis 6 Uhr mit der Tages ordnung: Rheinlandräumung und Frage der in Punkt 3 der Genfer Resolution vom 16. September 1928 behandelten Kommission. Der Vorsitzende Henderson hatte dieses Arbeitsprogramm vorgeschlagen. Zum ersten Punkt der Tagesordnung sprach als erster Redner Briand, dem Dr. Stresemann antwortete. Briand erwiderte seinerseits, und Ausführungen des Reichsaußenministers bildeten den Beschluß dieser Aus sprache. Das Ergebnis dieses Meinungsaustausches, der sich in frcnndlichcn Formen abspicltc, wurde zum Schluß von Henderson dahin gekennzeichnet, daß sich durch diese Debatte die Lage so ziemlich geklärt habe. Für technische, mit der Rheinlandräumung zu sammenhängende Fragen ist die Schaffung eines Unterausschusses in Aussicht genommen. Die Aussprache wird Freitag nachmittag um 4 Uhr im politi- 'chsn Ausschuß weitergeführt. * Die Behandlung des Saarproblems im Haag. Der Sonderberichterstatter des Pariser „Jntransigs- ant" im Haag will Reichsaußenminister Dr. Stresemann über das Saarproblem befragt und von ihm folgende Antwort erhalten haben. Wenn die Konferenz e-nc allst:-nein? Liquidierung der Nachkriegsprobleme herbsisühren jols dann kann man die Saarfrage nicht beiseite lassen. Dirie sei ein Gegen stand beständiger Reibung zwi-rßen Frankreich und Deutschland. Man müsse davon st-echen; außerdem gebe es eine substantielle Verbindung pruschen der Reparation und der Saarsrage. Gewiß iverse man deutscher seits im politischen Ausschuß davon sprechen. Jie Beratungen der Ausschüsse Eine deutsch-französische Saarkonferenz Haag, 8. August. Die beiden Ausschüsse der Konferenz, der politische Ausschuß unter dem Vorsitz von Henderson und der Fi nanzausschuß unter dem Vorsitz des belgischen Finanzministers Houtart, sind am Donnerstag nachmittag zum ersten Mal zusam mengetreten. Die Verhandlungen des politischen Ausschusses sind als streng vertraulich erklärt worden. Selbst die höheren Beamten der einzelnen Abordnungen werden zu den Sitzungen dieses Aus schußes nicht zugelassen. Dieser Ausschuß wird als ersten Punkt die Frage der Rheinlandräumung behandeln. Die großen Schwie rigkeiten, die die gesamte Konferenz zur Zeit beherrschen, dürften hierbei bereits in aller Schärfe zutagetreten. Auf französischer Seite besteht ofsensichtlich das Bestreben, die Verhandlungen über die Räumungsfrage in eine gewisse Abhängigkeit zu bringen zu dem Fortschritt der Arbeiten des Finanzausschusses, obwohl sormal die beiden Ausschüsse ihre Arbeiten unabhängig voneinander aus genommen haben. Die Regelung der Saarsrage denkt man sich auf französischer Seite jetzt in der Weise, daß in der nächsten Zeit eine deutsch-französiche Konferenz zusammentreten soll unter Beteili gung der Regierungskommission des Saagebietes. Diese Konferenz soll dann endgültig die Saarfrage regeln. Der Zusammentritt einer derartigen Konferenz wird auf französischer Seite für Sep tember während der Versammlung des Völkerbundes gewünscht. Eine deutsche Stellungnahme zu diesem zunächst lediglich propa gandistisch zu bewertenden Gedanken liegt noch nicht vor. Die Arbeiten des Finanzausschußes werden zunächst voll ständig von der gleich zu Beginn der Konferenz aufgetretenen eng lisch-französischen Krise in der Frage des Verteilungsschlüssels be herrscht sein. 8n der Unterredung, die am Donnerstag vormittag zwischen Hilferding und Snowden stattgefunden hat, ist von eng lischer Seite mit großer Entschiedenheit auf den in der großen Snowden-Rede am Dienstag dargelegten Standpunkt der engli schen Regierung hingewiesen worden, wobei besonders betont wurde, daß eine Aenderung des im Young-Plan vorgesehenen Verteilungsschlüssels zu dem Wahlprogramm der Labour-Party gehört hat und daß deshalb ein Abweichen von diesem Stand punkt für die derzeitige englische Regierung völlig untragbar sei. Es verstärkt sich somit allgemein der Eindruck, daß die Haltung der englischen Regierung nickt nur taktischer Natur, sondern durch entscheidende innerpolitische Gesichtspunkte bedingt ist. Aus die sem Grunde wird mit außerordentlich heftigen und langwierigen Kämpfen im Finanzausschuß gerechnet. Auch die Frage der Sach lieferungen, die als erster Punkt behandelt werden soll, dürfte er hebliche Schwierigkeiten bereiten. Die Konferenz steht somit auch am dritten Tage der Verhandlungen »och völlig unter dem Zeichen der englisch-französischen Krise, die durch die Presse dieser beiden Länder täglich verstärkt wird. Schürfer Redekampf Wische« Strese- mn« Bril!«d Wer die MumWsiM Haag, 8. August. Der politische Ausschuß der Konferenz hat am Donnerstag nachmittag zwei Stunden unter dem Vorsitz von Henderson getagt. Die Verhandlungen des Ausschusses wer den von den beteiligten Abordnungen mit außergewöhnlicher Ver schwiegenheit behandelt. Der Ausschuß veröffentlicht lediglich eine übliche rein formale Verlautbarung über die Tatsache der stattge- fundenen Verhandlungen. Die Aussprache wurde von dem englischen Außenminister Henderson mit einer Erklärung über den Arbeitsplan eröffnet. Aus der Tagesordnung steht erstens die Rheinlandräumung, zwei tens der Vergleichsausschuß, nicht jedoch die Saarfrage, penoe -