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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend höhk«r Gewalt, Krieg -der sonstiger Betriebsstörungen de^ biin Anspruch aus Li-iernn, lxr Zeiwn, »»er KLr,«t, des Bezugspreise». — Rücksendung eiligesandter Sch-lststL-ke ersolgt nur, »«»-- Porto deiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: di« 8 gespatSene Ranwzeile A> Bpsg., die 4 gespaltene Zeil« »er amtlichen BedanntniachtMge» 4» BellUs- Pfennig, die 3,«spalten« R-»i»««zeilri« textlichen Teile I Reich»«»!». RachweisungsgedLhr 3» Reich»psenntge. B»r. geschriebene«richeinn»»r» — - „ tage nnd PI»,»nrjchris,en -ucrden nach MSglichdcht Keritsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 derückfichtigt. An,«'««, annahme bi» oor«.1SUbr. ———- > - — Für die Nichtigkeit der durch Fernrrtf LherstittelteuAnzeige« ükerxehmcn wir keine Gararrtie. Jeder Nabattansprkch erlischt, wen« derdurch Klage einüez»se«»rrdenmuß oderderL»ftragseberinKouk«rL,erLt. Aujeigexnehmen aAeGerurittl»NGssteSe«e»t-eoeu. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachung«» der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr 177 — 88. Jahrgang T«legr.-Adr.: „Amtsblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 1 August 192S Dis Reform -er Arbeitslosenversicherung. Man har sich in der Sommersitzung des Reichstages über das vielumstrittene Problem einer Reform der Arbeitslosenversicherung nur insofern zwischen den Par teien einigen können, als von ihnen die Weiterbearbeitung dieser Frage einem besonderen Sachverständigenausschuß übertragen wurde, der von der Reichsregierung einberuscn werden sollte. Das ist denn auch geschehen und in ihm waren die Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen, dann Vertreter der öffentlichen Körperschaften, der Wissen schaft und wirtschaftlichen Praxis sowie der Reichstags parteien selbst vertreten. Diese Sachverständigenkom mission ist nun zu einer Reihe bestimmter Beschlüsse ge langt, die leider nur zum allergrößten Teil mit geringen Mehrheiten gefaßt worden find. Ziel der Arbeit dieser Kommission war es, die Reichs anstalt für Arbeitslosenversicherung „finanziell zu sanieren, ohne ihre sozialen und wirtschaftlichen Auf gaben zu verletzen*. Daß diese Sanierung notwendig ist, geht aus ein paar Zahlen hervor: Die Reichsanstalt Hai beim Reich — bis zum 1. April 1929 — 350 Millionen Mark Schulden gemacht, muß ferner damit rechnen, bis zum Eintreten der erhöhten Erwerbslosigkeit im Winter eine größere Reserve nicht ansammeln zu können, hat von den 150 Millionen, die ihr für das Jahr 1929/30 vom Reichsetat ausgeworfen waren, bereits über 80 Millionen verbraucht und muß bei der Annahme einer Durchschnitts zahl von 1,1 Millionen Erwerbslosen für das ganze Jahr mit einem Defizit von 275 Millionen rechnen, — wenn eben nicht eine Änderung der bisherigen gesetzlichen Be stimmungen erfolgt. Die Kommission Hai nun hinsichtlich der Schulden last Von 350 Millionen beschlossen — allerdings nur mit geringer Mehrheit —, dieses Reichsdarlehen bis zum 1. April 1935 zu stunden. Dann ging man den 275 Millionen jährlichen Defizits zu Leibe durch eine Reihe oon Beschlüssen, bei denen der Gegensatz der Anschauun gen häufig sehr stark zutage trat. Eine einfache Erhöhung oes Beitrages um ein Prozent, wie sie das Neichs- arbeitsministerium und ein Teil der Arbeitnehmerschaft vorgeschlagen hatte, ist aber abgelehnt worden; ein weiterer Antrag aufErhöhung um 14 Prozentist gegen die Stimmen der Arbeitgeber und einer Anzahl anderer Vertreter in der Kommission angenommen wor den mit dem ausdrücklichen Vorbehalt, daß diese Bei tragserhöhung eine zeitlich befristete sein soll. Parallel mit diesem Beschluß, der der Arbeitslosen versicherung Summen in Höhe von 120 Millionen Mark neu zuführen wird, läuft nun eine Reihe anderer Vorschläge, -ie^ gleichfalls dem Zweck dienen, jenes Jahresdefizit von 275 Millionen mit abzudecken. Künftig soll die Höhe der Leistungen der Versicherung abhängig sein von der Höhe der wirklich gezahlten Beiträge; mindere Beitragsleistungen werden auch geringere Lei stungen der Versicherung herbeiführen. In der besonders umstrittenen Frage, was mit den S a is o n erwerbs losen zu geschehen hat, ist beschlossen worden, einer seits eine verlängerte Wartezeit, andererseits auch eine Herabsetzung der Rentensätze etwa auf die der Krisen- sürsorge festzusetzen. Aus der Versicherung heraus- zenommen sind die Saisonarbeiter aber nicht. Auch das Lohnniveau des Unterstützungsortes, also jener Ge meinde, in der der Unterstützte wohnt, soll auf die Höhe oer bezogenen Rente von Wirksamkeit sein, eine Be stimmung, die namentlich für das flache Land von großer Bedeutung ist. Und schließlich wird für die Ein teilung in die einzelnen Lohnklassen der Durchschnitts- oerdienst nichi mehr der letzten drei, sondern der letzten sechs Monate maßgebend sein. Weitere Beschlüsse sollen, wie zum Beispiel durch eine genauere Definierung des Begriffes „Arbeitslosigkeit", Mißständen entgegenwirken, die bisher viele Unberechtigte n den Bezug der Rente setzten; des weiteren ist auch die Äblehnungs möglich leit angebotener Ar beitsgelegenheit weit schärfer eingeschränkt wor den, als das bisher der Fall ist, und außerdem wurde die Sperrfrist für die Rentenzahlung in allen jenen Fällen, in denen die angebotene Arbeit unberechtigt abgelehnt wird, auf vier Wochen ausgedehnt. Jetzt soll der Arbeitslose aber auch ohne Rücksicht auf seine Vorbildung oder frühere Tätigkeit die ihm angebotene Arbeitsgelegenheit wahrzu nehmen haben, wenn sie dieser früheren Tätigkeit nicht allzu fernliegt. , , Neben diesen wichtigsten Beschlüssen über dre Ab änderung des bestehenden Gesetzes der Beitragshöhe, wo durch man das Jahresdefizit zu decken hofft, will man den Zuschuß von mindestens 100 Millionen, den die Reichsanstalt zweifellos im nächsten Winter wegen sonsti gen Einnahmcausfalls noch braucht, durch einen Über brückungskredit hereinbringen, den sich die Reichsanstalt mit Unterstützung der Regierung irgendwie verschaffen soll, ' So liegen wenigstens zunächst einmal bestimmte Vor schläge für die Reform vor; aber aus den Beratungen und namentlich aus der Art, wie die Beschlußfassungen in der Kommission zustande kamen, ist ohne weiteres damit zu rechnen, daß der Weg, den die Reform noch zurückzu legen hat, sehr schwierig und mit Hindernissen übersät sein wird. Grütze KMM-ReWt U WM Sie französische Regierungserklärung. Frankreich auf der Haager Konferenz. Die Regierungserklärung, die im Französischen Parla ment verlesen wurde, spricht zuerst Poincaro Sympathie und innigste Wünsche für baldige glückliche Heilung aus und fährt dann fort: Durch die Finanzsanierung im Äußeren, durch das Budgetgleichgewicht, durch die Stabilisierung und durch die Regelung der auswärtigen Schulden haben die beiden vorhergehenden Kabinette die Konferenz möglich gemacht, die sich in einigen Tagen versammeln wird und deren Ergebnisse vor der Öffent lichkeit des Landes die Vollendung des Werks besiegeln sollen, das für die Sicherheit Frankreichs in Europa sowie für die Verteidigung seiner höchsten materiellen und moralischen Interessen in der Öffentlichkeit durchgeführt worden ist. Es scheint uns, daß gegenüber dieser Ansicht eine Einigung unter uns möglich sein sollte. Die Hoff nung ist gestattet, daß auch diejenigen, die mit der Frei heit ihres Entschlusses zu unserem großen Bedauern nicht geglaubt haben, unserem Anerbieten auf Beteiligung an der Regierung entsprechen zu können, wenigstens durch ihre Abstimmung unsere internationalen Aufgaben er leichtern könnten. Die Stunde ist jedenfalls ernst genug, um die Aufopferung jeder anderen Erwägung für die Bedürfnisse unserer auswärtigen Politik zu rechtfertigen. Drei Monate Burgfrieden unter den gegenwärtigen Umständen zu verlangen erscheint uns als keine unmögliche Forderung. Die Haager Konferenz wird ein wesentliches Glied in der Kette der Organisierung des Friedens sein. Die Verteidigung der Rechte und der Interessen Frankreichs auf dieser großen internationalen Aussprache bildet unsere Daseinsberechtigung. Sie ist unser Pro gramm, wir könnten im gegenwärtigen Augenblick sagen, unser einziges Programm. Um es zu erfüllen, um in: Namen des Landes mit der notwendigen Autorität zu sprechen, brauchen wir Ihr Vertrauen, Ihr ganzes durch Ihre Abstimmung klar zum Ausdruck gebrachtes Vertrauen. Wir stehen den schwersten Verantwortlich keiten gegenüber, die seit dem Ende des Krieges aus einer Regierung gelastet haben. Mit Ihrer Hilfe sind wir be reit, sie zu übernehmen. Wir verlassen uns darauf, daß Sie, allein von den Interessen Frankreichs ge leitet, sich auch Ihrer Verantwortung bewußt sind. Paris, 31. Juli. Nachdem die Regierungserklärung von Brian- verlesen worden war, bestieg als erster der Sozialist Fros- sard die Tribüne und richtete sehr scharfe Angriffe gegen das neue Kabinett Briand. Die gegenwärtige Mehrheit sei nach wie vor der Räumung des Rheinlandes gegenüber feindlich eingestellt. Morgen werde Briand nach dem Haag gehen, doch sei nicht daran zu zweifeln, daß er dieRheinlandbesetzung aufheben müsse, wenn er die Annahme des Houngplanes durchsetzen wolle. Die Sozialisten könnten ihre Unterstützung dieser Regierung nicht gewähren, da sie Gefangene der Rechtsparteien sei. Fräs Zeppelin" Henie sröh zm AmerikaM nnsWeges Friedrichshafen, 31. Juli. Um 11 Uhr abends teilte Dr. Eckener den Fahrgästen und Pressevertretern mit, daß er sich trotz wenig günstiger Wetterlage in dem Gebiet hinter Basel entschlossen habe, an dem Start des Luftschiffes in der Zeit von 3 bis 314 Uhr morgens sestzuhalten. Das Studium der Wetter karte ergab, daß sich zwischen Basel und Chalons eine Schlecht- wetterzone befindet, die jedoch Dr. Eckener nicht abhält, die Fahrt durchzuführen. Die Fahrgäste sind größtenteils bis Mitternacht noch im Kurgartenhotel versammelt. Die meisten werden vor der Abfahrt nicht mehr zu Bett gehen. Namentlich die Ameri kaner feiern recht lebhaft Abschied. Es wird getanzt und gesungen. Die Besatzung dagegen hat sich mit Ausnahme der Führung, die noch Wettermeldungen abwartet, zur Ruhe begeben. Auf drei Uhr sind die Haltemannfchaften und die Polizei bestellt. Fried richshafen ist von Fremden überfüllt. Es ist nirgends mehr Unter kunft zu finden, da auch sämtliche Privatquartiere besetzt sind. Friedrichshafen, 1. August. Das Luftschiff „Graf Zeppelin" ist heute morgen 3.30 Uhr zur Amerikafahrt glatt ge startet. 6.V5 Uhr di« frauzöfische Grenze passiert Lörrach, 1. August. Das Zeppelinluftschiff passierte heute Donnerstag früh 5.45 Uhr Säkkingen und flog den Rhein entlang, wonach es über Bafel fünf Minuten vor 6 Uhr erschien. Das Wetter war trübe. Das Luftschiff flog fehr niedrig, fv daß es gut zu sehen war. Drei Flugzeuge begleiteten das Luftschiff über die französische Grenze, welche 6.05 Uhr passiert wurde. Hieraus nahm Ministerpräsident Briand das Wort und warb in längerer Rede um das Vertrauen der Kammer. Er führte u. a. aus: „Ich hoffe, daß sich am Vorabend der Haager Konferenz eine breite Mehrheit finden wird, um die Regierung bei ihrem Versuch, die Interessen Frankreichs zu verteidigen, zu unterstützen. Heute muß alles über dem außenpolitischen Problem vergessen werden. Wenn das ganze Land hinter mir steht, so werden meine Anstrengungen verstärkt werden, und man wird den Eindruck ge winnen, als ob ganz Frankreich durch mich vertreten wird. Für diese Ausgabe hätte die Kammer meiner Aussasfung nach die in nerpolitischen Probleme vergeßen können. Sie weiß, was im Haag bevorsteht. Als Folge des Protokolls vom September letz ten Jahres ist eine Regelung der Wiedergutmachungssrage erfolgt, die Frankreich gestatten wird, nicht mehr als unerbittlicher Gläu biger aufzutreten. Denn solange dieser Zustand fortdauert, wird es keine Annäherung zwischen Deutschland und Frankreich geben. Man hat meinen Plan der Vereinigten Staaten von Europa an gegriffen. Seit vier Jahren prüfe ich dieses Problem, das den jenigen Personen vorgelegt werden wird, die zu seiner Beurteilung berufen sind. Im Haag werden auch die schwierigsten Wirtschafts probleme behandelt werden. Doch darf man nicht vergeßen, daß es sich hierbei um ein Friedenswerk handelt, das ich auch in diesem Geiste in Angriff nehme. Ueber das Rheinland gibt es Bestim mungen des Friedensvertrages, die völlig eindeutig sind. In dieser Richtung bin ich bereit, den Beweis meines guten Willens zu lie- sern, der von einem ähnlichen Beweis von der anderen Seite begleitet sein muß. Ich habe die tiefe Ueberzeugung, daß die deutschen Staatsmänner von dem gleichen Geiste beherrscht sind. Wir werden es sehen. Jedenfalls will Frankreich keine bedingten Verpflichtungen. Sicherlich machen sich übertrieben« Forderungen geltend, doch kommt der Augenblick, wo man mit ihnen Schluß machen muß. Wenn jeder zur Konferenz loyal und mit dem besten Willen kommt, wird sie ihre Arbeiten unter guten Bedingungen beenden. Im Augenblick handelt es sich nicht um Politik, sondern um Frankreich selbst, um Frankreichs Schicksal, über das im Haag verhandelt werden wird. Ich bin zum Anwalt Frankreichs be rufen. Je stärkeres Vertrauen mir die Kammer schenkt, um so nachdrücklicher werde ich sprechen können." * Oie französische Regierungserklärung angenommen. Vertrauensvotum für Briand. In der ersten Sitzung der außerordentlichen französi schen Kammertagung wurde nach Verlesen der Regie rungserklärung und der Stellungnahme der Par teien die Tagesordnung, die die Regierungserklärung annimmt und Ministerpräsident Briand das Ver trauen ausspricht, mit 325 gegen 136 Stimmen ange nommen. Etwa 140 Abgeordnete enthielten sich der Stimme. Die Tagesordnung hatte folgenden Wortlaut: Die Kammer billigt die Erklärung der Regierung. Sic hat zu ihr Vertrauen, lehnt jeden weiteren Zusatz ab und aebt zur Tagesordnung über. Die Rsparaüonskonferenz am 6. August. Die letzten Vorbereitungen. Eine amtliche Mitteilung über den genauen Zeit punkt des Beginns der internationalen Konferenz im Haag ist noa» nicht ergangen. Trotzdem ist nicht daran zu zweifeln, daß die Konferenz am 6. August be ginnen wird, so daß der amtlichen Mitteilung über den Beginn der Konferenz nur noch eine formale Bedeutung zuzusprechen ist. Die K a b i n e L ts s i tz u n g, die sich mit den letzten Beschlüssen bezüglich der kommenden Konferenz befassen wird, ist für Freitag oder Sonnabend zu erwarten, da in den einzelnen Ministerien noch kurze Vorbesprechungen stattfinden müssen, ehe diese Kabinettssitzung stattfinden kann. An sich wird dieser Kabinettssitzung nur formale Bedeutung zuzumessen sein, da die Richtlinien, die die deutsche Negierung im Haag zu verfolgen gedenkt, im wesentlichen bereits festliegen. An der Haltung der deut schen Negierung dürfte sich nichts geändert haben. Deutsch land steht somit nach wie vor auf dem Standpunkt, daß eine Annahme des Houng-Planes nur in Frage kommen kann, wenn die völlige Räumung der Rhein lande zugestandcn wird. Auch in der Saarfrage und in der Frage der sogenannten F e st st e ll u n g s - nnd Vcrsöhnungskommission dürfte der deutsche Standpunkt nach wie vor der bisherige sein. Holland freut sich. Die niederländische Regierung hat in Beantwortung der von den Regierungen Deutschlands, Frankreichs, Bel giens, Italiens und Japans unternommenen Schritte wegen Abhaltung der Nevarationskonferenz der