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dsnon n» mii iUrsn sinken »n I L^IX ««—X I Kerrie besäUt und sie unbraucbbar macbt. Be- MdmfferTageblatt Telegr.-Adr.: „Amtsblatt' Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ D«« »Wilsdruffer Tageblatt* erscheint an allen Werkt^e» nachmittags s Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in -er Geschäftsstelle und den Ausgabestelle« 2 RM. im Monat, bei H-nftellung durch die Bote« 2,30 RM.» bei PostdrsteUung L NM. zuzüglich Abtrag- gebühr. Linzetnummers ISUpfg. Alle ^osiai, stallen 2Vl)chLNdIk11 sük U. Postboten und unfereAus- trL«erund Geschäftsstellen ——— -—-— nehmen zu jeder Keil Be- fteü«»geu entgegen. ImFalU höherer Gemalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung de, Aeitun, oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, »enn Porto deiliegt. Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, de» 18. Juli 1929 für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Z-rnsprecher: Am» Wilsdruff Nr. 6 b erderAuftraggederrnKonkurs geröt. Anzeigen nehmen alle DermiltlNngsftelle«e»rtO«aen Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Melken des Amts. Stricht; und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördttch?^ Matt. Rr 165 — 88 Jahrgang T-kgr..Adr.: .Amtsblatt' Wilsdruffs Dresden ' Gewollte Unklarheit. Seit Tagen tobt in der Französischen Deputierten kammer eine heftige Schlacht um die Frage, ob und wann man den Vertrag mit Amerika über die Abzahlung der Schulden Frankreichs ratifizieren soll oder nicht. Wi'ch dieses Abkommen nicht angenommen, dann muß eme Summe von 400 Millionen Dollar am 1. August st" Amerika gezahlt werden. Weniger diese Frage aber interessiert Deutschland, sondern vielmehr die Stellung- ""HE der französischen Kabinettsmitglieder zu den aktuellen Problemen des deutsch-französischen Verhältnisses, also zum Young-Plan und zur Rheinlandräumung. Hierüber kam es bereits zu einem erheblichen Krack zwischen Poincarö und dem einen Führer der Opposition, Herriot, der alle möglichen, auch die peinlichsten Fragen an den Ministerpräsidenten richtete. Uns Deutsche interessiert an der Antwort Poin- carös lediglich die überaus eigenartige Behauptung, daß eine Revisionsmöglichkeit für den Young-Plan nur in dem Falle bestehe und auch dann nur in begrenztem Aus maß möglich sei, wenn Amerika sich dazu bereit fände, seine Schuldcnforderungen gegenüber den Alliierten her abzusetzen. Es muß denn doch festgestellt werden, daß im Young-Plan nicht mit einem einzigen Wort von dieser Bedingung der Revisionsmöglichkeit die Rede ist, — aber leider hat Poincars sinngemäß doch nicht so ganz unrecht; weil eben die deutschen Zahlungsverpflichtungen tatsäch lich in engsten Zusammenhang mit den Summen gesetzt worden sind, die die Alliierten an Amerika schulden und zahlen sollen. Briand, der Außenminister, schlug eine andere Taktik ein, als ihm durch den zweiten Führer der Opposi tion, den Sozialisten Löon Blum, gleichfalls einige sehr peinliche Fragen vorgelegt wurden, nämlich z. B. die, „ob die Räumung des Rheinlandes der Annahme des Young-Planes durch die Mächte sofort folgen werde". Denn „es gebe Gründe dafür", einige Zweifel zu äußern. Ebenso indiskret war die weitere Frage, ob die franzö sische Regierung die Räumung des Rheinlandes nicht bloß von der Annahme des Young-Planes, sondern auch von seiner Ausführung, das heißt von der Mobilisierung der deutschen Zahlungen, abhängig machen wolle. Dem Er suchen Blums, eine klare und genaue Antwort darauf zu geben, hat Briand nicht Folge geleistet; er hat zwar viel geredet, aber — nichts gesagt. Oder nur ge sagt, was überaus vieldeutig ist, allen möglichen Aus legungen breitesten Raum gewährt. Das einzig Positive in der Antwort ist die Erklärung Briands, Frankreich habe »die Möglichkeit der Räumung der zweiten Besetzungs zone bereits ins Auge gefaßt". Darauf wird man ihm deutscherseits erwidern, daß das überaus liebenswürdig von Frankreich sei, — denn schließlich rückt der 10. Januar 1930 immer näher heran, also der Termin, an dem Frank reich verpflichtet ist, die zweite Zone geräumt zuhaben. Sonst bleibt alles unklar, was Briand sagt. Er spricht davon, bemüht gewesen zu sein, das Rheinland- Problem „im Rahmen des Friedensvertrages zu prüfen"; ebenso unklar und auslegungsfähig bleibt ein zweiter Satz in der Rede Briands, die Regierung habe schon „alle Möglichkeiten für die Räumung geprüft", wolle auch keineswegs irgendwelche Listen anwenden, „jedoch nur unter der Bedingung, daß sie sich einem Lande gegen über befinde, das entschlossen sei, dieselbe Ge st edes guten Willens zu machen". Wenn man will, kann man darunter die französische Forderung verstehen, daß Deutschland die Gesamträumung durch ein Zugeständnis erkaufen, also die Bildung der berühmten „Feststellungs kommission" im Rheinland zulassen soll. Die deutschen Regierungsmitglieder, in jüngster Zeit auch der Reichskanzler, haben ausdrücklich erklärt, daß irgendwelche Kontrolleinrichtungen sogenannter inter nationaler Art im Rheinland nach 1935 nicht bestehen dürfen, aber die ständige Betonung der Ablehnung einer D a u e r kontrolle läßt die Annahme offen, ob auf der kommenden Konferenz nicht die deutschen Vertreter die Schaffung einer „Feststellungskommission" — auch außer halb der Bestimmungen des Locarnoabkommens — zu gestehen werden, die dann ihre Tätigkeit bis zum 10. Januar 1935 ausüben dürfte. Der Reichskanzler Müller verweist übrigens in seiner Erklärung auch darauf, daß auf der Septembertagung in Genf 1928 keine Einigung dar über habe erzielt werden können, welche Dauer für die Kommission festgesetzt werden solle; das zeige deutlich der Wortlaut der damaligen Sechs-Mächte-Erklärung. Man hatte erwartet, daß nach den bekannten Vor kommnissen in Deutschland — Briefwechsel Dr. Kaas— Dr. Wirth, Interview Dr. Stresemann — nun aus der ersten Antwort der sür die Politik Frankreichs Verant wortlichen etwas Genaueres über den Gang der Dinge herausgelesen werden könnte. Das ist nicht möglich; irgend etwas anzudenten, wird vom französischen Kabinett auch wohl vermieden werden. Alles bleibt osfen, bis die Konferenz zusammentritt. Die Französische Kammer hat in der Debatte Uber die Ratifizierung der Schuldenabkommcn den Antrag des sozialistischen Abgeordneten Leon Blum, in dem die Re gierung aufgefordert wird, zunächst eine Politik der wirk lichen Befriedung und der Abrüstung zu betreiben, mit 350 gegen 238 Stimmen abgelehnt, nachdem die Regierung die Vertrauensfrage gestellt hatte. Sturm über Asien Chinas Antwort ans Rußlands Drohnote. Japan soll helfen. Der chinesische Geschäftsträger in Moskau hat dem Außenkommissariat der Sowjetunion eine Note des chinesischen Außenministers Dr. Wang zugestellt, in der dieser erklärt, daß die Nankingregierung keinerlei Angriffsabsichten auf die Sowjetunion hege. Die chinesische Regierung habe den Wunsch, gute Beziehungen zum russischen Volke zu unterhalten. China hoffe, daß die letzten Streitigkeiten durch guten Willen aus beiden Seiten geregelt werden könnten. Die Note kündigt an, daß der neue chine sische Gesandte für Moskau in allernächster Zeit dorthin abreisen werde, um persönlich die Verhand lungen mit der Sowjetregierung zu leiten. Chinesische Infanterie auf dem Marsch. Vorgängen in der Nordmandschuret erklärt die Note, daß dre dortigen Sowjetbeamten gegen das russisch-chinesische Abkommen vom Jahre 1924 schwer verstoßen hatten. KommunistischeWerber hätten unter dem Deckmantel der Sowjetdiplomatie versucht, eine kommunistische Republik in China Die Nankingregierung sei daher gezwungen gewesen, gegen die kommunistische Wühlarbeit in China scharf vorzugehen und auch eine Haussuchung im russischen Generalkonsulat in Chardin vorzunehmen. Die Nankinq- reglerung könne die Einmischung einer fremden Macht in lnnenchinesische Angelegenheiten nicht dulden. Sie ver lange ferner, daß die in der Sowjetunion verhafteten Staatsangehörigen freigelasfcn werden und nach China zurückkehrcn können. Außerdem müßten die in Rußland wohnenden chinesischen Staatsangehörigen gleichberechtigt mit anderen Ausländern behandelt werden. Der chinesische Gesandte in Tokio hat dem japanischen Außenminister Baron Schidehara amtlich den Abschluß eines Freundschaftsvertrages zwischen China und Japan vorgeschlagen. Die Nankinger Regierung legt großen Wert auf möglichst beschleunigten Abschluß dieses Vertrages, selbst wenn die anderen wirtschaftlichen und politischen Fragen zwischen beiden Ländern noch nicht gelöst sind. Rußland erhält seine Drohungen aufrecht. Wie aus Moskau gemeldet wird, wird die Mitteilung des chinesischen Geschäftsträgers in Moskau in Regie rungskreisen der Sowjetunion nicht als eine Ant wortnote auf die letzte sowjetrussische Note betrachtet. Die Sowjetregierung erklärt, daß sie sofort eine be friedigende Antwort auf das Ultimatum vom 13. Juli verlangt und daß die Drohungen, die in der Note enthalten waren, auch weiter aufrechterhalten bleiben. Die Sowjetregierung wird auf die Ver schleppungsmanöver der Nankingregierung nicht hinein fallen und verlangt eine klare Antwort auf die gestellten Fragen. „Entgiftung Europas!" Sriand über dieRhemlandrüulmmg. Poincarö erkrankt. Die Sitzung der Französischen Kammer begann am Mittwoch mit einer großen Überraschung: es wurde be kannt, daß Ministerpräsident Poincarö einen leich ten Ohnmachtsansall erlitten hatte, der ihn zwang, das Bett zu hüten. Der sofort hinzugezogenc Hausarzt stellte eine leichte Temperaturerhöhung fest und verordnete zunächst eine 24stündige Bettruhe. Es wird erklärt, daß die Erkrankung Poincarss keinerlei ernsten Charakter trägt und daß sie auf Überarbeitung in den beiden letzten Wochen zurüüzuführen ist. Im übrigen gab es in der Kammer im Rahmen der Debatte über Frankreichs Schuldenabkommen mit Amerika eine sehr angeregte Aussprache über die Räumung der Rheinlande, die in der Hauptsache von dem Führer der Sozialisten, Löon Blum, und von Außenminister Briand be stritten wurde. Dieser Aussprache lag der sozialistische Antrag zugrunde, in dem die Regierung aufgefordert wird, die Frage der Liquidierung der Kriegsprobleme mit einer wahrhaften Pazifizierungspolitik zu verbinden, deren erste Kundgebung nach Annahme des Young-Planes die Beseitigung der militärischen Besetzung des Rheinlandes sein müsse. Außerdem müsse raschestens eine Bemühung zugunsten der Schiedsgerichtsbarkeit und der allgemeinen Abrüstung unternommen werden. Der Abgeordnete Blum griff die Regierungspolitik scharf an, da sie eine „unheilvolle Tendenz" verfolge; diese Tendenz sei der Chauvinismus. Die Vereinigten Staaten von Europa, von denen Briand gesprochen habe, setzen vor allem eine Einigung zwischen Deutschland und Frankreich voraus. Darum dürfe die Rhein landräumung nicht verzögert werden, wenn sie nicht zu einer Handlung werden solle, die für Deutschland nur eme Erniedrigung bedeute, ohne alle Vorteile für eine Ver ständigung. Briand, der sofort hierauf das Wort ergriff, mcmte, Frankreich werde von Deutschland nichts Unmögliches verlangen. Das bedeute, daß Frankreich alle Schwierig keiten zwischen den beiden Ländern beseitigen werde, jedoch könne Frankreich cs nicht zulassen, daß Deutschland keinerlei Anstrengungen mache, während Frankreich 62 Jahre lang bedeutende Summen zahlen müsse. Der Ver sailler Fricdcnsvcrtrag spreche von der Rheinland räumung in drei Abschnitten unter der Voraussetzung, daß Deutschland entwaffnet sei. DasRH einlandsei ein Pfand. Solange die Zahlungen nicht festgclcgt worden seien, habe man nicht räumen können. über seine Absichten auf der kommenden Konferenz könne er, Briand, nur soviel sagen, daß er versuchen wolle, uns einer diplomatischen Verhandlung zu einer lebendigen Aussprache zwischen den Menschen zu ge langen. Wenn aber schon im voraus jede Partei auf ihrem Standpunkt verharre, dann wäre es klüger, nicht zur Konferenz zu gehen. Es sei Zeit, die europäische Luft zu entgiften. Locarno habe viel, aber nicht alles gegeben. Beim Zeppelin abcnteuer habe man durch die Haltuug der beiden Völker feststcllen können, daß sich vieles in den Beziehungen Frankreichs und Deutschlands zueinander geändert habe. „Wir wollen den Frieden," so schloß Briand, „der aus Frankreich weder den Betrogenen noch den Sieger macht." Die Sozialisten haben also eine Niederlage er litten, da es ihnen nicht gelungen ist, die Vertreter Frank reichs auf der kommenden politischen Konferenz mit einer gebundenen Marschroute zu versehen, wie sie es mit ihrem Antrag gewollt hatten. Poincarö hat die von den So zialisten verlangte Erklärung über die Rheinlandräumung glatt abgelehnt, während Briands Äußerungen sich durch Unklarheiten auszeichnen, die alle Möglichkeiten offen lassen. Norwegens Vermittlung zwischen Eug- land und Mund erfolglos Kvwno, 17. Juli. Wie aus Moskau gemeldet wird, dürfte die norwegische Vermittlung in der Frage der Wiederausnahme der russisch-englischen Beziehungen kaum von Erfolg jein, da die Sowjetregierung verlangt, daß die englische Regierung die Ver handlungen direkt und ohne Bedingungen mit der Sowjetregie rung aufnehme. Man nimmt daher an, daß die Sowjetregierung das Anerbieten des englischen Außenministers ablehnen werde. Sollten jedoch die englisch-russischen Besprechungen erfolgreich sein, so wird der russische Botschafter in Angora Suriz zum Bot schafter in London ernannt werden. Zu seinem Nachfolger wird dann der Botchaster in Teheran, Dastjan, ernannt. Keiae Einstellung des U-Boot-Mes in Englund London, 17. Juli. Der 1. Lord der Admiralität, Alexan der, benutzte eine Anfrage im Unterhaus dw Haltung Reaieruna wr Frage der Fortsetzung des UnterseeboowE^ zu der Ankündigung, daß der Ministerpräsident in Kurze eme um- fassende Erklärung zu der ganzen Flottenabrustungssrage abgeben