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MOmffkkÄM« Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 NM., der Postbeftellung 2 *iM. zuzüglich Abtrog- , gebühr. Einzelnummern löKpsg.^e^oswnstalten W0MkNbla11 füv Wilsdruff u. Postboten und nnsereAus. träger und Geschüftsstellen ' - nehmen zu jeder Zeil Be ¬ stellungen entgegen. ImFaUe höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteh! kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto deiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anz»i,.nprei«: die 8,espalle«e Rau«,eile 20Bpsg., die 1 gespalten« Zeile der amtlichen Bekayutmachuu-eu «Reichr- psenni», die s gespaltene Rcklamezeil« im textlichen Teile I Reichamark. Nachweisungsgebühr 20 Reichapsennige. Dor» ü es ch ri ebene Eri Ä cinung s« — . , „ tage und Platznorsttzriste» werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. «Njei^tt. annabme bis norm.10Uhr. -> - > - - Für die Äichtigkeit der durch Fcrnrus Lb ermitteltenAn,eigen übernehmen wir keine Larautie. Jeder Ra dattanspruch erlischt, wenn der Detr«, »nrch Klage eingezogen werden muh oderdcrAuftraggeberin Knnkurs oerSt. Lnzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgeaeu. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Rr 159 — 88 Jahrgang Telegr.-Adr.: „AmtSblaü" Wilsdruff-DkLSdeN Postscheck: Dresden 2SW DvNNerStag, VkN 11. Juli 1929 Zollmauern. Bisher hat man gerade in Deutschland recht schlechte Erfahrungen gemacht mit der Wirkung oder vielmehr der Wirkungslosigkeit internationaler Wirtschaftskonferenzen. Denn diese Wirkungslosigkeit trat selbst dann zutage, wenn er, sich um die Beratungen der Weltwirtschafts- konserenzen handelte, wie sie unter der Ngide des Völker- bereits mehrfach in Genf zusammengetreten sind. wurden dort ausgezeichnete Reden gehalten, es wurde getont oder „unterstrichen", wie notwendig es sei, im Interesse der Weltwirtschaft selbst endlich einmal dazu zu gelangen, daß die Zollmauern zwischen den einzelnen Ländern der Welt nicht immer nur erhöht, sondern weniger unüberwindbar gemacht werden. Bei diesen Besprechungen und Entschließungen ist praktisch ebensowenig herausgekommen wie auf der letzten Tagung der internationalen Wirtschaftskonferenz, die jetzt wieder, und zwar in Amsterdam, zusammengetreten ist. Die Zoll mauern sind geblieben, gewachsen und breiter geworden und besonders die Pläne, die in den Vereinigten Staaten über dieVerschärfungderHochschutz- zollpolitik bereits bis zu einem Gesetzentwurf ge- diehen sind, zeigen wieder aufs deutlichste, daß weniger die Wirtschaftsführer als die Regierungen der Länder von den Beschlüssen internationaler Konferenzen über den Abbau der Zollpolitik nichts wissen wollen. Deutschland nimmt infolge feiner Verpflichtung, den Dawes-Plan und vielleicht demnächst den Young-Plan auszuführen, eine besondere Stellung ein, auf die ebenso Dr. Schacht in Paris wie kürzlich Dr. Stresemann in Baden-Baden sehr scharf hinwies. Nur freie Betäti gung des deutschen Exports ermöglicht es, unter weniger schweren volkswirtschaftlichen Verlusten sür Deutschland die Ausführung des Young-Planes zu ver suchen. Während auf der einen Seite ausländisches Kapital in breiten Wogen nach Deutschland hereinströmt, verhindern überall hohe Zollmauern, daß die deutsche Wirtschaft durch Steigerung ihres Exports ihre wachsen den Erzeugungsmöglichkeiten bis aufs letzte ausnutzt und dadurch das Einkommen der gesamten deutschen Volks wirtschaft erheblich steigert, aus diese Weise damit wenig stens die Möglichkeit schafft, einmal seine Zahlungsver pflichtungen an das Ausland zu einem größeren Teil aus wirklichen Überschüssen seiner Wirtschaft zu erfüllen. Gewiß wird man sich in Amsterdam sehr eingehend über den Young-Plan und alles was damit zusammenhängt. unterhalten; haben sich doch gerade die Amerikaner aus dem Grunde so energisch dafür eingesetzt, die Pariser Konferenz nicht ergebnislos auseinandergehen zu lassen, weil der neue Zahlungsplan schwere Hemmnisse der wirt schaftspolitischen Befriedung Europas beseitigen soll. Tatsächlich hebt sich ja in ihren wirtschaftlichen Wir kungen die gegenseitige zollpolitische Absperrung der einzelnen Staaten und Völker auch gegenseitig aus: aber leider steht auch die zweite Tatsache fest, daß sich gerade die wichtigsten Reparationsgläubiger Deutschlands be sonders energisch absperren gegen die Aufnahme deutscher Waren. Recht interessant ist es übrigens auch noch, daß man in Amsterdam eine Delegation chinesischer Wirt schaftler erwartet, die Aufklärung geben soll über die derzeitige wirtschaftliche Lage in China und die dortigen Möglichkeiten für die Zukunft. Aus anderen Gründen freilich, aber doch mit derselben praktischen Wirkung wie in Rußland ist China infolge seiner inneren Wirren wirtschaftlich stark heruntergekommen, — und die Weltgütererzeugung vermag nach den großen Verlusten, die sie infolge des Ausfalls Sowjetrußlands erlitten hat und immer noch erleidet, einen auch nur ähnlichen Ausfall des 400-Millionen-Volkes in China kaum noch zu ertragen. Aber gerade in China, wo sich die politischen Interessen sphären drei oder vier verschiedener Völker kreuzen und überschneiden, ist cs die Politik, die der Wirtschaft das Geschäft verdirbt, ist der Geschäftsbovkott zu einem be- Adten politischen Kampfmittel geworden. Immerhin -- dort nun gewonnene nationale Einigung die I^^^wbung stir ein stärkeres Wiederaufleben aller wirtschaftlichen Möglichkeiten. - . kommt die Kunde neuer internationaler '^""Oen, spürt man immer stärker, daß das kavitaltstnche Lpstem — trotz Sowjetrußland — seinen Hohepunli noch lange nicht erreicht hat. Die Amerikaner haben dabei me Führung sie, die eigentlichen und einzigen L-ieger im Weltkrieg; in ihrer Hand liegen in folgedesserwauch die Mittel, handelspolitische Absper- rungcn und Hemmnisse mit Erfolg anzugreifen. Das ist wohl die kommende zweite Etappe auf dem Wege, den man beschritt, als Young die Pariser Konferenz als Vor sitzender eröffnete. Ein Segelboot mit fünf Personen auf der Ostsee vermißt. Swinemünde. Aus dem Ostseebad Koserow kommt eine Nachricht, die ein schweres Bootsunglück befürchten läßt Am letzten Sonntag, morgens gegen 4 Uhr, fuhr ein Badegast aus Berlin mit zwei Damen und zwei Herren in einem kleinen Segelboot von Koserow aus in See. Das Ziel der Fahrt sollte die Insel Rügen sein. Das Boot mit den fünf Insassen ist seit dieser Zeit verschollen. Alle Anfragen bei den inHrag kommenden Küstenstationen sind erfolglos geblieben. knglsnÄ hat völlig speie ftanck Rsue Ltnierhausanfrage über hje Räumungspoliiik. Englischen Unterhause stellte der Abgeordnete Wedgwood die Anfrage, ob die Regierung der fran zösischen Regierung gegenüber irgendwie gebunden oder verpflichtet sei, ohne Einwilligung Frankreichs oder ohne die gleichzeitige Räumung seitens der französischen Truppen das Rheinland nicht zu räumen. Der Staatssekretär für Auswärtige Angelegenheiten, Henderson, beantwortete die Frage mit „nein" und führte dazu aus: Die großbritannische Regierung hat völlig freie Hand, die englischen Truppen aus dem Rhein land zu jedem Zeitpunkt, in dem es ihr richtig erscheint, zurückzuziehen. Wedgwood fragte darauf noch: „Können wir, wenn das der Fall ist, in die Lage gebracht werden, daß wir hin sichtlich des Young-Berichts oder in anderer Beziehung Konzessionen machen müssen, um auf diese Art Frankreichs Zustimmung zu der von dem englischen Volk so sehr ge wünschten Räumung des Rheinlands durch die britischen Truppen zu erkaufen?" Staatssekretär Henderson antwortete: „Der Herr Ab geordnete darf nicht annehmen, daß wir das Bestreben haben, ein Tauschgeschäft in der von ihm beschriebenen Art vorzunehmen." * PoilllM soll zur WiillEage SteSW nehmen. Paris, 10. Juli. Der frühere französische Finanzminister George Bonnet forderte Poincare auf, sich während der großen Aussprache über die interalliierten Schulden auch zur Frage der Rheinlandräumung zu äußern, die bereits öffentlich von der Tri büne des deutschen Reichstages und des englischen Parlaments be handelt worden sei und daher eine Antwort erheische. Zur Rhein landfrage äußert sich Bonnet dann folgendermaßen: Der Young- plan sehe keinerlei Summen für die Besetzung des Rheinlandes vor. Man wisse gleichzeitig genau, daß im deutschen Reichstag nicht ein Abgeordneter sei, der für den Houngplan stimmen würde, falls Frankreich nicht vorher die Verpflichtung übernommen hätte, das Rheinland militärisch zu räumen. Trotzdem fahre man in Frankreich fort, die öffentliche Meinung zu täuschen und ihr ein zureden, daß die französische Regierung die Besetzung am Rhein ausrecht erhalten und gleichzeitig den Youngplan annehmen könne. Poincare müsse daher am Donnerstag im Namen der Negierung Stellung nehmen. Ein eisernes Rein. Gegen den Young-Plan. Der Reichsausschuß für das deutsche Volksbegehren, dem eine große Anzahl nationaler Verbände angehört, trat auf Anregung des Stahlhelms unter dem Vorsitz des Bundesführers Seld 1 ein Berlin zu einer ersten offiziellen Tagung zusammen. In seiner Eröffnungsrede erklärte Bundesführer Seldte, daß jetzt der Kampf gegen den Young- Pla n zur aktuellen und dadurch zur dringlichen politischen Aufgabe geworden fei. Als zweiter Redner sprach der Vorsitzende der Deutsch nationalen Volkspartei, Geheimrat Dr. Hugenberg, und erklärte, die innerpolitischen Gegner hätten sich geirrt, wenn sie meinten, daß das Stahlhelmvolksbegehren gegen diePartei-undParlamentsherrschaft fallen gelassen worden sei. Der Reichsausschuß für das deutsche Volksbegehren übernehme das vom Stahl helm angeregte Verfassungsvolksbegehren als seine Auf gabe und werde seine Durchführung weitertreiben. Unter der Losung: Gegen den neuen Tribut plan und gegen die Kriegsschuldlüge habe sich aus Menschen aller Lebenskreise eine nationale Front gebildet. Darauf erörterte der Präsident des Reichslandbundes, Reichsminister a. D. Dr. Schiele, die verhängnisvollen Auswirkungen des Young-Planes, besonders auf die deutsche Landwirtschaft. Gegenüber den neuen Vcr- sklavungsversuchen könne es nur eine Antwort geben: ein eisernes Nein! Danach sprachen noch Graf v. d. Goltz, Adolf Hitler, M. d. R. Wendthausen, Landtagsabge ordneter Rüffer, M. d. R. Frau Anna Grete Leh mann und Dr. Fritz Thyssen. In zwei Entschließungen fand diese erste Sitzung des Reichsausschusses ihren Niederschlag: „Der Reichsausschuß für das deutsche Volksbegehren übernimmt das vom Stahlhelm angeregte Verfassungs volksbegehren als seine Ausgabe und wird seine Durch führung weitertreiben." „Der Reichsausschutz für das deutsche Volksbegehren stellt den Kampf gegen den aus dem erpreßten Kriegsschuld bekenntnis aufgcbauten Pariser Tributplan in die vorderste Linie seiner Aufgaben. Er wird mit allen gesetzlichen Mitteln, insbesondere mit dem Mittel des Volksbegehrens, dagegen kämpfen, daß die Ratschläge der Pariser Sach verständigen zum Gesetz sür das deutsche Volk erhoben werden. Er ruft alle Deutschen zum Widerstande gegen den Pariser Tributplan auf." Das größte Flugschiff der Welt Vor dem Probeflug. Das Flugfchiff „Do. X" wird voraussichtlich schon Donnerstag vom Bodensee aus starten. Mit dem Ein fliegen des neuen Luftriescn ist der Chefpilot Wagner betraut. Am Doppelstencr soll Flugzeugführer Fath sitzen. So wichtig die Tüchtigkeit der Piloten für den Ausfall der Versuchsflüge auch ist, so besteht doch das voll kommen Neue des Flugschiffes darin, datz es mit der Allein verantwortung des oder der Piloten bricht und an ihre Stelle die Schiffsbcsatzung mit dem Kapitän als verant wortlichen Schifssführer fetzt Denn die Besatzung besteht aus einem Kapitän, einem Offizier, zwei Piloten, einem Ingenieur, vier Maschinisten, einem Funker, einem Koch und einem Steward Der Luftriese, der von zwölf Motoren zu je 525 Pferdestärken angetrieben wird, der 40 Meter lang, 10 Meter hoch ist und eine Spannweite von 48 Metern hat, wird 16 000 Liter Benzin und 1500 Kilogramm Ol zum Antrieb der Motoren gebrauchen. Es soll mit dem Flugzeug, das eine Höchstgeschwindigkeit von 250 Kilo metern in der Stunde und eine Reisegeschwindigkeit von !90 Stunden-Kilometern entwickeln wird, ein Maß von Sicherheit erreicht werden, wie es kein anderes bis her bestehendes Flncneua auch nur annähernd anszu» Das Riefenflugboot „Do. X" mit Pilot Wagner. Weisen vermag. Italien soll bereits zwei „Do. X" be stellt haben, für Deutschland ist ein Flugboot in Auftrag gegeben. Dr. Dornier, der Leiter der Werke, die das Flugzeug erbaut haben, betonte in einer Ansprache, daß dieser Typ noch lange nicht das Ozeanflugzeug darstelle. Mit diesem Flugzeug solle auch nicht der längst geplante Ozcanver- kehr eingerichtet werden, das selbst „Do. X" nur eine Etappe bedeute. Auf Grund feiner zwei Jahrzehnte langen Erfahrungen sei er zu der Überzeugung gekom men, daß die Vergrößerung der Abmessungen die Sicher heit wesentlich erhöhe und die Wirtschaftlichkeit steigere. Bei dem neuen Flugschiff könnten die Piloten ihre ganze Aufmerksamkeit allein auf die Tätigkeit des Fliegens richten. Den technischen Teil übernehme ein Ingenieur. Er werde dabei unterstützt von einer Reihe von Spezialisten. Zur Frage der Wirtschaftlichkeit verwies Dr. Dornier darauf, daß heute ohne staatliche Beihilfe nir gends Luftverkehr betrieben werden könne und daß die Flugzeuge ihre volle Verwendungsmöglichkeit erst dann erreichen würden, wenn sie wirtschaftlich seien. Heute sei so gut wie keine Wirtschaftlichkeit vorhanden, weil die Flugzeuge, sobald sie Strecken von mehr als 500 bis 600 Meilen zu überfliegen hätten, nur noch ihre Be satzung und den Brennstoff zu transportieren vermögen. Hier eine Verbesserung zu schaffen, sei neben der Er höhung der Sicherheit der zweite sührende Gedanke bei dem Bau des Flugschiffes gewesen. ZweiTransozsallflugzeuge gelandet. „Pathfinder" und „Untin Bowler". Das Flugzeug „Pathfinder", das Montag in Old Orchard zu einem Transozeanflug nach Rom gestartet war, ist Dienstag abend bei der spanischen Stadt San tander in der Nähe des Strandes gelandet. Man er- inqert sich, datz fast genau an derselben Stelle vor kurzem auch das Transozeanstugzeug „Gelber Vogel", in dem sich drei Franzosen befanden, notlandcn mutzte. Die „Pathfinder"-Flieger erklärten, datz sie wegen Bcnzin- mangels zur vorzeitigen Landung gezwungen waren. Wieder aufgetaucht ist auch das Flugzeug „Untin Bowle r". das sich auf dem Finne von Cbikaaonach