Volltext Seite (XML)
MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, '^gedlatt- erschein! an vNen Werktagen nachmittags K Uhr. Bezngsprei,: Bei Abholung in vtt GeickuNSfteUe und den Ausgnbestellcn 2 RM. im Monat, dkl Anstellung durch die Boten 2,30 AM., bei Postbeftellung 2«W. zuzügutt! Adtrog- gebühr. Einzelnummern Wochenblatt für Wilsdruff u. ttmaeaend Postboten und uni-r-Aus. trLgerundGc.chnnsneUeu ! . nehmen zu jeder Zeit Ve. steLuagen entgegen. ImFall^ höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betrlebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Stücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beillegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene A»umG»i!e 2Epfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4O Steichs- pfennig, die 3gespaltene Neklaenezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfeuuige. Bor- geschriebeneErtcheinungs. tage und Platz»orschriften werden nach Möglichkeit Vs«? !*NsvVSÄLk: Amt Wilsdruff Nv. 6 berücksichtigt. Awreigen- anuahme bis norm.10Ubr. Für die Richtigkeit der durch Fernruf üdermitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. Ieder Rabatiansprv ch erlischt, wenn derBetrag durch Klage eingezogen werden mutz oder derAustraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Dermitllungsstelleu rutgeaen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr 158 — 88 Jahrgang Telegr.-Ndr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 10 Juli 1928 Zusammentritt einer Vor -Reparationskonserenz. Am 15. Juli in Berlin. Der deutsche Reichsautzenminister Dr. Strese- !>i ann hat durch den deutschen Botschafter in Paris, von Hoesch, dem französischen Außenminister Briand den Vor schlag gemacht, die im Young-Plan vorgesehenen Orga- nisationskomitees beschleunigt zusammentreten zu lassen, und zwar, wenn irgend möglich, bereits am Montag, den 15. Juli, in Berlin. Bisher war daran ge dacht worden, diese Organisationskomitecs, deren Be ratung tatsächlich eine Vorkonferenz darstellt, in Baden- Baden zusammentretcn zu lassen. Halbamtlich wird dazu mitgetcilt, eine Entscheidung über diese Frage dürfte bereits in den nächsten Tagen zn erwarten sein. Diskussionen. Zwischen London und Paris geht die Diskussion, wo denn nun eigentlich die „große politische Konferenz" statt- smden soll, immer munter weiter. Denkschriften werden ausgearbeitet, Ministerredcn gehalten, Zeitungskommen tare verfaßt — aber trotz allem kommt man nicht vom mea, weil Poincarö durchaus nicht nach ^ondon gehen will. Da er bei diplomatischen Auseinandersetzungen seinen berühmten „lothrin- gischenDickschädel" aufweist, so setzt er in der Regel seinen Willen durch. Wobei er dann freilich immer so tut, als mache er der Gegenseite noch Zugeständnisse. So auch diesmal wieder; aber sein ganzes neuestes Zu geständnis besteht darin, daß er auf die von ihm selbst erst vorgeschlagene Dreiteilung der Konferenz — Young- Plan, Rheinlandräumung, Schaffung einer dortigen Überwachungskommission — nun großmütig verzichtet, dafür aber von der Gegenseite ein entsprechendes Opfer verlangt. In diesem Falle also, einen Konferenzort in der Schweiz zu bestimmen. Und die ganze Sache mög lichst „groß" aufzuziehen. Indem auch "die kleineren Nutz nießer der deutschen Zahlungsverpflichtungen, also etwa Polen, Jugoslawien, die Tscheche! usw., an der Konferenz teilnehmen sollen. Unter PoincarS als ihrem Leiter. Allerdings sollen sie in die Rheinlandprobleme nicht Hineinreden dürfen. Diese sind nämlich zurzeit wieder einmal recht — problematisch geworden. Der eng lische Außenminister Henderson, der vor kurzem erst starke und deutliche Worte für die selbstverständliche Ver knüpfung der Unterzeichnung des Young-Plans mit der Rheinlandräumung fand, hat bei einer Fortsetzung der Debatte hierüber jetzt sehr viel zurückhaltendere Ausdrücke gewählt, spricht von „baldmöglichster Räumung" und von der Notwendigkeit einer Einigung zwischen den Be satzungsmächten, erkennt nur an, daß Räumungs- und Reparationsfragen „bis zu einem gewissen Grade" mit einander verbunden seien. Und erklärt schließlich, daß eine Räumung vor der Regelung der Neparationsfrage nicht erfolgen wird. Während wir Deutsche also von der Gegenseite immer nur ein verklausuliertes „Wenn" oder „Aber" hören, das häufig schon nach einem „Nein" klingt, hat sich jetzt derdeutscheAußenminister einmal gegen den Versuch dieser Gegenseite gewandt, die Forderung Deutschlands auf unmittelbare Räumung im Anschluß au die Annahme des Young-Planes sozusagen als ein Staatsverbrechen hinzustellen. „Gesamtliquidierung aller aus dem Weltkrieg stammenden, bisher ungelösten Probleme" — in dieser Form hat die deutsche Regierung ihren Standpunkt präzisiert. Das erläuterte Dr. Strese- mann in Ausführungen dem „Matin"-Vertreter gegen über. Die Erfüllbarkeit, zum mindesten die Durchführung des Young-Plans ist aber gerade von einer solchen poli tischen — und wirtschaftspolitischen — Ausräumung aller Streitfragen abhängig. Dabei hat die Gegenseite den Standpunkt Deutschlands, daß die Versailler Vertrags bestimmungen erfüllt seien und daher automatisch die Räumung der besetzten Zonen erfolgen müsse, nicht ge billigt, und „daher ist es für Deutschland eine Selbstver ständlichkeit daß ihm jetzt umgekehrt nicht zugemutct werden kann, bei der Regelung der Reparationsfrage auf dre Berücksichtigung jener längst erhobenen politischen Forderungen zu verzichten". . und zu dieser „Gesamtausräumung" gehörte auch die Bereinigung der Saarfrage. Dr. Strese- . mann ist erstaunt darüber, daß die entsprechenden Aus führungen seiner Reichstagsrede im Auslande so viel Aufsehen erregt und vielfach — Ablehnung erfahren haben. Obwohl doch das Saarproblem nichts anderes «st als die — zeitweise — Sonderregelung eines Teiles der deutschen „Reparations"verpflichtungen. Im übrigen ist Dr. Stresemann hierin etwas zurückhaltender gewor den, hält „bei gutem Willen" beiderseits eine Lösung der Saarfrage schon auf der kommenden Konferenz für mög lich; man werde dabei natürlich die „berechtigten fran zösischen Interessen zu berücksichtigen" wissen, aber allzu große Schwierigkeiten würden dann einer Regelung auch dieses Problems nicht entqeqenstehen, wenn . . . es nämlich aüf dieser Konferenz wirklich »^^^-»isMon^^'^^^ierung der Kriegsfolgen m dem von Deutschland angestrcbten Sinne kommt. Wenn . . .! Vas Kabinett vünger bleibt Der Mißirauensanirag gegen das Kabinett abgelehnt. Sächsischer Landtag. (6. Sitzung.) 68. Dresden, 9. Juli. Auf der Tagesordnung des Sächsischen Landtags stand zunächst die Aussprache über die Regierungserklärung in Ver bindung mit dem kommunistischen Mißtrauens antrag gegen das Kabinett Bünger. Den Reigen der Redner eröffnet Abg. Böchel (Soz.): Von einer Regierung von Fachministern könne man nicht reden; weder Dr. Bünger als Kultusminister noch Minister Weber als Finanzminister könnten als Fachminister ange sprochen werden. Von Herrn von Mücke habe die Sozial demokratie erst heute wieder einen Brief erhalten, in dem der Vorschlag gemacht werde, mit den Nationalsozialisten ein politisches Geschäft zu machen und, falls heute die Regierung Bünger gestürzt werde, mit den Nationalsozialisten eine Koalition einzugehen (Hört! Hört!). Seine Partei lehne die Große Koalition nicht grund sätzlich ab: für sie sei aber eine jede Koalition nur Mittel zu dem Zweck, die Interessen der Arbeiter zu vertreten. Finanzminister Weber weist die Behauptung des Vor redners, er, der Finanzminister, verstehe es sehr gut, aus den Mitteln des Staates und Volkes den Säckel seiner eigenen Partei zu füllen, als eine Ungeheuerlichkeit auf das entschie denste zurück. Abg. Renner (Komm.) bezeichnet die Wahl Dr. Büngers als gesetzwidrig. Es sei möglich, daß die Altsozialisten, die bisher in der Oppo sition standen, heute nach den abgegebenen Schreckschüssen einer drohenden Landtagsauslösung einlenkten und gegen den Mitztrauensantrag stimmen würden. Abg. Dr. Blüher (D. Vp.) meint, es werde wahrscheinlich nicht zu umgehen sein, daß die Regierung Bünger mit wechselnden Mehrheiten werde arbeiten müssen. Die Partei- zersplitterung in den Parlamenten erschwere eben die Arbeit außerordentlich. Wenn der Abg. Böchel gefragt habe, was die Regierung hinsichtlich der sozialen Forderungen der Sozial demokraten tun werde, so könne man überzeugt sein, daß die sächsische Regierung genau dasselbe tun werde wie die preußische und dich R e i ch s re g ie run g. Die politische Ausgabe, die uns bevorstche, sei die Reform der Reichsverfassung. Abg. Dr. Wilhelm (Wirtschaftspartei) tritt in der Haupt sache den Ausführungen des Vorredners bei. Seine Partei lasse dem Ministerpräsidenten freie Hand. Abg. Dr. Eberle (Dtn.) wendet sich gegen die Ausführun gen des Abg. Böchel, der bei seinen Betrachtungen zu sehr an der Oberfläche geblieben sei. Die Wahrheit sei aber, daß die Demokratie eine Schlacht verloren habe, wenigstens das System, das man in Deutschland seit der Revolution Demokratie nenne. Seine Freunde begrüßten in der Regierungserklärung, daß die Regierung daraus Bedacht nehmen werde, daß Sachsen im Verhältnis zum Reich die Selbständigkeit behalte, die notwendig sel zum Schutze des Eigenlebens im sächsischen Volk und besonders in seiner Kultur und Wirtschaft. Der Weg zur Reichseinheit über die Steuer- diktatur in Berlin sei ein Holzweg. Die Einheit könne nur kommen aus der Regierung, die jedem das Seine gebe. Abg. Schladebach (Sächs. Landvolk) erwartet von der Re gierung, daß sie der Landwirtschaft in ihrem schweren Existenzkampf jede mögliche Erleichterung und Unterstützung zuteil werden lasse. Abg. Dr. Dehne (Dem.) erklärt, für seine Partei stehe die Gültigkeit der Wahl Büngers fest. Abg. Kunz (Nat.-Soz.) meint, seine Partei werde daraus sehen, daß das Kabinett die Interessen des Volkes wahre. Abg. Mack (Volksrechtspartei) verliest eine Erklärung, in der es heißt: Durch das Kabinett Bünger versucht die Deutsche Volkspartei als Vertreterin des Großkapitals die Macht an sich zu reißen. Das gesamte Bürgertum Hal sie mißachtet und die Vertreter der Sparer, Rentner und der erwerbstätigen Schichten von der Wahrnehmung der Staatsgeschäfte auszu schalten versucht. Mit der Behauptung, daß die Regierung eine Regierung hervorragender Fachmänner sei, wird die Be völkerung über die wahre Bedeutung der Regierung getäuscht. Wir stimmen nicht für das Mißtrauensvotum, sondern wer den uns der Stimme enthalten. Nach der Aussprache wird über den kommunistischen Miß trauensantrag abgcstimmt. Für den Antrag wurden 44 Stim men der Kommunisten und Sozialisten abgegeben, gegen den Antrag wurden 41 Stimmen der bürgerlichen Parteien ge zählt. Der Stimme enthielten sich die Demokraten, Volks rechtler und Altsozialisten. Damit ist der kommunistische Mitz- traucnsantrag abgelehnt. Nach der Abstimmung leert sich das Haus. Eine ganze Reihe von Etatskapiteln wird nach den Anträgen der Aus schüsse erledigt. Die nächste Sitzung findet Mittwoch nach mittags 1 Uhr statt. Räumung schon vorReparationsregelung? England für gleichzeitige und vollständige Räumung. Im Englischen Unterhause erklärte auf eine Anfrage, ob die britischen Truppen das Rheinland vor Ende Sep tember verlassen würden, Staatssekretär des Auswärtigen Henderson: Wie ich in meiner Rede am letzten Frei tag betonte, ist die Regierung darum bemüht, daß die Räumung baldmöglich st erfolgen soll, aber sie würde es bedauern, wenn dies in Zwischenstufen oder Etappen geschehen sollte. Ihre Absicht ist es, mit der französischen und der belgischen Regierung zusammen eine vollständige und gleichzeitige Räumung herbeizuführen. Es wird eine der Ausgaben der inter nationalen Konferenz, die in naher Zukunft zusammen tritt, sein, den genauen Zeitpunkt zu bestimmen, an dem eine solche völlige Räumung des Rheinlandes gleich zeitig durch die drei Besetzungsmächte erfolgen könnte. Auf eine weitere Frage, ob nach Ansicht der Regie rung die Frage der Räumung mit der Repara tionsfrage verknüpft sei, antwortete Henderson: Ja. bis zu einem gewissen Grade. Ich bin der Ansicht, daß die Frage in einem gewissen Maße mit der Regelung des Young-Planes verbunden ist, die der erwähnten Konferenz unterbreitet werden wird. Aus eine weitere Frage, ob anzunehmen sei, daß b i s zur Regelung der Reparationsfrage keine Räumung erfolgen werde, erwiderte Henderson verneinend und sagte, es würde ein großer Irrtum sein, zu einem solchen Schluß zu gelangen. Das ertragreiche offafrikanische Mandat. Vereinigung mit der englischen Kolonie? Zur Frage einer engeren Verbindung zwischen den britischen Mandats- und Kolonialgebieten in Ost- und Zentralafrika erklärte im Mandatsausschuß in Genf der parlamentarische Unterstaatssekretär für die Kolonien, Lunn, auf keinen Fall werde die britische Re gierung einen Beschluß fassen, der den Bestimmungen des Mandatsvertrages über das Tanganyikagebiet zu widerlaufen würde. Nach der geplanten Herabsetzung und Neuverteilung der britischen Militärkräfte in Ostafrika sollen die Streitkräfte des Mandatsgebietes Tanganyika und der britischen Kolonie Nyassaland unter ein gemeinsames Kommando mit Sitz inDaresSalam gestellt werden. Eine Verwendung Eingeborener des Tanganyikagebiets außerhalb des Mandatsgebiets sei unter keinen Umstän den geplant. Die Reorganisation der britischen Streit kräfte in Ostafrika bilde daher nur eine praktische An ¬ wendung des Art. 10 des Mandatsvertrages über Tanganyika. Zur finanziellen Lage des Mandatsgebietes teilte der englische Vertreter schließlich mit, daß das letzte Rech nungsjahr einen alle Erwartungen überstei genden Uberschuß ergeben habe, der sür öffentliche Arbeiten verwendet werden soll. Keine Manöver -er -riiischen Meinlandiruppen. Eine offizielle Erklärung im Unterhaus. Im Britischen Unterhaus erteilte der Staats- sekretärfür das Kriegswesen auf die Anfrage, ob für die nächsten drei Monate irgendwelche Anstalten zur Abhaltung von Manöver» britischer Truppen auf deut schem Boden getroffen worden seien, folgende, von den Bänken der Regierungspartei mit Beifallsrufen aufge- genommene Antwort: „Bei der britischen Rheinarmee werden in diesem Jahre keinerlei Manöver oder Übungen innerhalb des Brigadeverbandes durchgeführt werden. Die Regierung wünscht nicht, der Zivilbevölkerung ab sichtlich Unbequemlichkeiten und Belästigungen zu ver ursachen." Das alte und das neue Heer. Eine Rede ves Reichswehrmi nisters. Reichswehrmini st ei Gröner besuchte vor einigen Tagen die Marineschule Mürwik, wo er eine längere An sprache hielt. Er führte u. a. aus: In der Lage, in der wir uns befinden, genügt es nicht, nur eben ein D u r ch s ch n i t 1 s s o l d a t zu sein. In unserer Lage wird von jedem einzelnen gefordert, daß er ein ganzer Soldat sei, ohne Schwächen, leistungsfähig über das hin aus, was etwa anderswo geleistet wird. Sic alle wissen, unter welchen Fesseln, unter welchen niederschmetternden Beschrän kungen wir leben müssen, daß wir vieles nicht haben können, was notwendig ist für eine moderne Wehrmacht. Aber eines können wir haben, das ist die Überlegenheit des Geistes, die Überlegenheit des Willens und die Über legenheit des Charakters. Die Grundgesetze des Soldaten sind von alters her die gleichen. Und so ist niemals ein scharfer Schnitt zu machen zwischen V e r g a n g cnh e it und Gegenwart, niemals ein Schnitt zu machen zwischen Altem und Neuem. So manche glaubten, einen solchen Schnitt machen zu können zwischen der Wehrmacht, die vor dem Welt krieg bestanden hat, und der Wehrmacht von heute. Las ist unmöglich. Aber wir brauchen eine organische ^rbindiing zwischen dem, was war, und dem, was lAr^en soll. Man nennt diese Verbindung Tradition. Mit diesem Wort wird bäukia Unkua aetrieben.