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- Erscheinungsdatum
- 1929-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192906256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19290625
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19290625
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-06
- Tag 1929-06-25
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Monat
1929-06
-
Jahr
1929
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gegen 'Faris ramme, wolle man gemeinsam gegen Eowjetruß- land rüste». Abg. Dr. Schnee (D. Vp.): Die Deutsche Volkspartei be- hält sich ihre Stellungnahme zum Aoung-Plan durchaus vor. Räumung des Rheinlandes ohne Bedingungen ist selbstver ständlich. Der Aoung-Plan stehe in engem Zusammenhang mit der inneren Resorm und den unbedingt notwendigen Steuererleichterungen. Vom Reichsautzenminister erwarte die Deutsche Volkspartei kräftige Vertretung der Minderheits interessen. Dr. Schnee wendet sich gegen die englischen Pläne, die aus Beseitigung des Mandatsspstems und die Einverleibung der ehemaligen deutschen Kolonien hinauslaufe. Das deutsche Volk will sich verständigen. Es mutz aber seine volle Freiheit und Gleichberechtigung wiedererlangen. Abg. Dr. Bredt (Wirtschaftspartei): Dem Mittelstand muß eine Garantie gegeben werden, daß die Reichsbank unter keine» Umständen eine neue Inflation duldet. Für die heutige Debatte sind eigentlich die nötigen Unterlagen nicht vorhanden. Soziale Mehrbelastung kann der Mittelstand nicht tragen. Eine Revision wird auch am Aoung-Plan noch notwendig sein. Die wirkliche Frage, um die es geht, ist die Räumung des Rheinlandes, ebenso die Befreiung des Saar gebietes. Abg. Dr. Haas (Dem.) erklärt, auch seine Partei habe gegen das Pariser Ergebnis allerschwerste Bedenken. Man müsse aber erst die politischen Verhandlungen abwarten und sehen, ob jetzt ernsthafte und wirkliche Fortschritte in der Liquidation des Krieges kämen. Die Räumung der Rhein lands ohne jede Kontrollinstanz müsse die notwendige Folge des Aoung-Planes sein. Auch das Saargebiet müsse unter deutsche Staatshoheit kommen. Die Schuldluge des Versailler Vertrages verletze, weil jie eine Lüge sei, die Ehre des deut schen Volkes nicht. Aber ihre Aufrechterhaltung wider besseres Wissen verletze die Ehre der Sieger. Abg. Emminger (Bahr. Vp.) meint, daß der Reichstag vielleicht bald einmal die Folgerungen daraus ziehen werde, daß der Völkerbund in den entscheidenden Fragen der Ab rüstung und des Minderheitenschutzes versagt habe. Es sei ein großer Irrtum, daß die Regierungsparteien den Aoung-Plan trotz aller Bedenken annehmen würden. Man könne im Gegen teil feststellen, daß die Bedenken das Übergewicht hätten. Auch die Reichsregierung betrachte diesen Plan nur als eine Verhandlungsgrundlage. An der Spitze müsse aller dings die Forderung stehen: Räumung der besetzten Gebiete und Bereinigung der Saarfrage. Abg. Graf Revcntlow (Nat.-Soz.) erklärt, der Reichs außenminister habe nur eine internationale Phantasiepolitik getrieben. Dem Aoung-Plan sagt der Redner schärfsten Kamps an. Der Kampf gegen die Schuldlüge kann nur geführt werden, wenn eine gründliche Umstellung der aus dieser Lüge auf- gebauten Politik erfolge. Abg. Hepp tChristl.-Nat. Bauernpartei) weist darauf hin, daß für denjenigen Teil der Rechten, der dem Dawes-Plan zu gestimmt habe, ausschließlich nationale Beweggründe maß gebend gewesen seien. Am meisten habe die Landwirt schaft unter der Außenpolitik der letzten Jahre gelitten. Seine Partei lehne den Aoung-Plan ab. Abg. von Freytagh-Loringhoven (Dtn.) erklärt, er halte es nicht für nötig, Hugenberg zu verteidigen. Für diesen Mann spreche sein Werk, das in der Schaffung einer nationa le» Presse bestehe. (Zuruf links.) Der Bankerott der Politik des Außenministers liege für jeden sichtbar zutage. Wir haben, so führte der Redner aus, zu ihm nicht das Vertrauen, daß er die Räumung von Rhein und Saar erreichen wird. Es sei denn gegen neue, untragbare Opfer. Abg. Dr. Bell (Ztr.) meint, wenn auch die Kolonialschuld- lüge feierlich zurückgezogen wurde, so sei doch noch nicht das letzte Wort in dieser bedeutsamen Frage gesprochen worden. Redner äußert noch verschiedene Wünsche bezüglich des Ans- landsnachrichlenweseus. Dr. Dernburg (Dem.) erklärt, die Demokraten würden ihre Entscheidung zum Aoung-Plan in positivem Sinne fällen, zumal er Erleichterungen für Deutschland bringe. Darauf nimmt das Wort nochmals der Reichsaußen- ministcr Dr. Stresemann. Er kommt aus einige Zweifels fragen, die in der Debatte aufgetaucht waren, zurück und stellt sie in kurzen Worte» klar. Abschließend sagte der Reichsautzenminister, daß in Eng land niemand dem Außenminister den Vorwurf machen würde, daß seine Politik das Land von Katastrophe zu Katastrophe treibe. Dort sage man, daß zwar die Wege verschieden seien, daß aber jeder bestrebt sei, für das Wohl des gemeinsame» Vaterlandes zu arbeiten. Darin habe auch er, Dr. Stresemann, seine Aufgabe erblickt und darnach seine Maßnahmen getroffen. Es sprachen dann noch Dr. Dryander (Dtn.) und Dr. Best (Volksrechtspartei). Daraus vertagte sich das Haus auf Dienstag. * Pariser Presse und Stresemannrede Paris, 24 .Juni. In Paris sah man mit einer gewissen Spannung den Ausführungen Dr. Stresemanns entgegen. Die Abendpresse bringt den Sitzungsbericht ziemlich aussührlich, hatte aber nicht genügend Zeit zu eigener Stellungnahme. Im allge meinen hebt die Pariser Presse drei Punkte aus der Ministerrede hervor, nämlich: 1. Den durchaus nicht endgültigen Charakter des Poungplanes und seine Vorteile gegenüber dem Dawesplan. 2. Die Weigerung Deutschlands, die Rheinlandräumung an die Ein setzung einer ständigen Ueberwachungskommission zu binden und 3 die Zustimmung der Reichsregierung zu den Kundgebungen vom 28. Juni. Zu der von Dr. Stresemann ausgesprochenen Ab lehnung der Kontrollkommission für das geräumte Rheinland schreibt die „La Presse": „An dieser Klippe werden die kommen den Verhandlungen sich stoßen, wenn auch ein Scheitern kaum zu befürchten ist, so bleibt das Hindernis doch groß. Die Behaup tungen des Außenministers zu der Kriegsschuldfrage zwingen zur Ueberlegung. Sie enthalten nicht, was uns überraschen könnte, aber viele Dinge sind geeignet, uns über das deutsche Spiel zu erbauen. Keine StellWgnn-nie Amerikas Neuyork, 24. Juni. Die gesamte Neuyorker Abendpresse bringt die Stresemannrede in großer Aufmachung. Die amtlichen Washingtoner Kreise erklären, daß sie vorläufig zu der Rede keine Stellung nehmen wollten. Im übrigen wird erklärt, daß die alli ierte Schuldenfrage einzig eine Frage zwischen der amerikanischen Regierung und den alliierten Regierungen darstelle, in die sich Deutschland nicht oinzumischen habe. * Wirtschaftliche und politische Verantwortung. Das Bankgewcrbe zum Young-Plan. Der Zentralverband des Deutschen Bank- und Bankiergewerbes nahm zu den Vorschlägen des Pariser Sachverständigenausschubes zur Regelung des Reparationsproblems Stellung. Ungeachtet der Zurück haltung, die sich der Verband aufzuerlegen hat, weil der ^achverständigenausschuß seine Aufgabe nicht nur als nne wirtschaftliche, sondern in gewissem Sinne auch als eine politische angesehen bat. hält er es doch für geboten, auf folgendes hiuzuwciscn: Deutsch lands künftige Leistungsfähigkeit ist unberechenbar, und eine Finanzierung von Reparationszahlungen durch Ausländsanleihen — abgesehen von den ersten Übergangsjahren — kann nicht im Sinne des Young- Planes liegen.. Die Befugnisse, die Deutschland in An sehung des geschützten Teiles der Jahresleistungen ein- geräumt worden sind, sind nicht als ein Notbehelf anzusehen, sondern als ein Recht, das Deutschland namentlich dann in Anspruch zu nehmen baden wird, wenn sich die Voraussetzungen und Erwartungen des Sachvsrstäudigenausschusses als unzutreffend erweisen sollten. Die Aufhebung der Kontrolle durch den Re parationsagenten begrüßt das Bankgewerbe. Die Voraussetzung für die Übernahme einer Ver antwortung einer politischen Entscheidung ist, daß im Innern Deutschlands den Geboten einer gefunden Finanzpolitik uneingeschränkte Geltung verschafft wird. SasGettei-emonopolendMiggescheiteft Weitere BeratungendesGetreideschutzes. In der Frage des Getreidchandelsmonopols wurde» noch einmal Besprechungen zwischen dem Reichsernäh rungsminister Dietrich den Sachverständigen des landwirtschaftlichen Sonderausschusses und Vertretern der Fraktionen abgchalten. Der Plan des Gctreidehandels- monopols kann nach diesen Besprechungen als end gültig gescheitert gelten. Regierung und Reichstag werden sich nunmehr dring lichst mit den schwebenden Zollerhvhungs- und Handels- vertragsfragcn, dir mit dem Getreides chutz in Zu sammenhang stehen, zu befassen haben. Oie Agrarhilfe auf dem Marsch. Das Neichskabinett berät. Den Mittelpunkt der Beratungen des Reichs- > kabinetts bildeten die Maßnahmen zur Hebung der j Not der Landwirtschaft. In diesem Zusammenhang ! wurde die Frage der Aufhebung des Getreidezwischen- ! zolls, die trotz des Schwedenvertrages möglich ist, be handelt. Im übrigen soll sich das Reichskabinett auch mit der Kündigungsformel des deutsch-schwedischen Handelsvertrages befassen, die in Anbetracht der Kürze der Zeit unumgänglich notwendig geworden ist. — Im Verlaufe der weiteren Erörterungen wird das Ka binett im Zusammenhang mit den Standardisie- cungsplänen des Reichsernährungsministers auch den Butter- und Eierzoll behandeln. Die übrigen Zollfragen sind im gegenwärtigen Augenblick entgegen anders lautenden Nachrichten noch nicht akut. Die landwirtschaftlichen Hilfsmaßnahmen vor dem Reichstag. Im Ältestenrat des Reichstages einigte man sich dahin, daß nach der zweiten Lesung des Haushalts auch die Anträge landwirtschaftlicher Art in zweiter Lesung erledigt werden sollen. In der dritten Lesung sollen die Abstimmungen über den Haushalt gemeinsam mit oenen über diese landwirtschaftlichen Anträge und über die Verlängerung des Republikschutzgesetzes oorgenommen werden. Der Ältestenrat hofft, daß dieses Pro gramm sich bis zum Freitag abend erfüllen lasse. — Über die in Aussicht genommene Sommertagung des Reichstages wurden Beschlüsse noch nicht gefaßt. Abschied der„Vremen"von derSafenstadt. Der Ozean riese auf dem Fluß. Der neue Riesenschnelldampfer des Norddeutschen Lloyds, „Bremen", der wegen des starken Sturmes erst in der Nacht von Sonntag auf Montag unter den größten Vorsichtsmaßregeln von seinem Werftliegeplatz in das große Hafenbecken verholt worden war, ging weserabwärts. Der Abschied des Dampfers von seiner Hafenstadt gestaltete sich zu einem großen Ereig nis. Bereits am frühen Vormittag setzte der Zustrom der Bremer Bevölkerung nach den Weserdeichen ein, um den Riesen auf dem schmalen Fluß vorübergleiten zu sehen. Die Menge hielt trotz des starken Regens aus. Von drei Schleppern gezogen und drei am Heck setzte sich die „Bremen" in Bewegung. Die Ausfahrt aus dem Hafen II gestaltete sich sehr langsam, und es ging nur Meter um Meter vorwärts. Zuweilen kam es vor, daß eine Schlepptrosse rieß. Unter dem lebhaften Tücher- schwenken und Hurrarufen der unübersehbaren Zuschauer menge nahm der Riesendampfer seinen Weg flußabwärts. Reste der „Numaneia" nordöstlich der Azoren gesichtet? Madrid, 24. Juni. Der spanische Ozeandampfer „Ma- gellanes"" meldet, daß er von einem englischen Dampfer einen Funkfpruch erhalten habe, nachdem er 120 Meilen nordöstlich der Azoren (29 Grad Breite, 33 Länge) die Reste eines Wasserflug zeuges gesehen habe. Einzelheiten wurden nicht gemeldet. Ein spanischer Zerstörer ist sofort in See gegangen, um an der be zeichneten Stelle Nachforschungen anzustellen. Weitere Einheiten der spanischen ilbottflotte werden gleichfalls zur Suche auslaufen. Annahme des Schiedsspruches durch den Zechcnvcrband. Essen a. d. Ruhr. Der Zechenverband hat den Schieds spruch über Manteltarif und Arbeitszeit für den Ruhrberg bau angenommen. Die Annahme erfolgt, wie der Zechenver band dazu bekanntgibt, trotz schwerer Bedenken, die dahin gehen, datz der Schiedsspruch nicht die von ihm erstrebte Entlastung der Selbstkostenlage, der Arbeitszeit und der Über schichtenfrage, sondern im Gegenteil eine weitere Belastung insbesondere in den Überlaufsbestimmungen bringe. Der Bs- schluß des Zechenverüandes sei vor allem auf die Rücksicht auf die Erhaltung des Arbeitsfriedens, der durch die Laufzeit des Abkommens für längere Zeit gesichert erscheint, zurück- juführen. Dr. Mger als MWerprö- sident Wählt »ad vereidigt. Dresden. In der heutigen Landtagssitzung wurde Volks- ! btldungsminister Dr. Bünger zum Ministerpräsidenten gewählt und im Anschluß daran vereidigt. EMöAöU LtükS MüÄkiWnvtürklK iK RümM. Paris. Wie die Agentur Judopacifique aus Hongkong meldet, hat sich in einem Munitionslager in Kanton ans novi unbekannten Ursachen eine folgenschwere Explosion ereignet. Die Waffen- und Munitionsvorrüte einer Division würde» wilkommen vernichtet. Die Zahl der Verlebten koll iM über steigen. Die Beisetzung des Heilsarmeegenerals. London. Die Beisetzung des ehemeqigen Leiters der Heilsarmee, General Booth, gestalteie sich zu einem eindrucks vollen Schauspie). Tausende von Zuschauern bildeten beider seits des ganzen von dem Leichenzug zurückgelegten Weges Spalier. Mehrere hundert Kapellen folgten dem Leichenwagen. Alle Soldaten der Heilsarmee trugen Weiße Armbinden. Die Banner waren mit weißen Bändern geschmückt. Man sau seidene Fahnen aller Länder, sowie Abordnungen aller Na iionen, die dem Verstorbenen die letzte Huldigung darbrachten. Zwei Tote bei einem Autounfall. Brüssel. - In Libramont in der belgischen Provinz Luxemburg, ereignete sich ein schwerer Kraftwagenunfall. Ei» Lastkraftwagen, der eine Gruppe Fußballspieler nach Libra mont zurückbrachte, fuhr gegen einen Baum. Zwei Insassen, mrmtter die Tochter des Kraftwagensührers, wurden aus der Atelle getötet. Fünfzehn Insassen wurden verletzt, von denen drei so schwere Verletzungen davontrugen, daß an ihrem Aus- kon^men gezweifelt wird. Flugzeugtrümmer auf dem Ozean. Madrid. Die militärische Funkstation empfing von dem spanischen Dampfer „Magallanes" einen Funkspruch, wonach das Schiss „Grelden" mitteilt, datz cs etwa 220 Kilometer von den Azoren entfernt die Überreste eines Flugzeugs ohne Mannschaft angetroffen habe. Es handelt sich hierbei wahr scheinlich um das Flugzeug des Transozeanfliegers Franco, der vor einigen Tagen zu einem Ozeanslug aufgestiegen war, von dem aber bisher jede Nachricht fehlt. Wilsdruff, am 25. Juni 1929. Merkblatt für den 26. Juni Sonnenaufgang 3'° !! Mondaufgang 23'° Sonnenuntergang 2G° ü Monduntergang 17'° 1918: Der Dichter Peter Rosegger gestorben. Anonyme Briefe. Man soll einem Gegner, den man aus irgendeinem Grunde zu bekämen hat, mit offenem Visier gegenüber treten. Wenn man an jemand etwas auszusetzen hat, soll man es ihm ins Gesicht saget!, und dann soll man für das, vas man gesagt hat, auch frei und offen eintreten können, wie !s eines ehrlichen Mannes Pflicht ist. Es gibt also nichts feigeres und Verächtlicheres als irgendwen durch anonyme öriefe zu verleumden und zu schädigen. Zu solchen Betrach- mngen Anlaß gibt ein Beleidigungsprozeß, der vor einein Berliner Gericht verhandelt wurde. Zur Zeit der Olympischen Apiele wirkte in Amsterdam als deutscher Generalkonsul Herr von Gülich und sein Untergebener war der Vizekonsul von Herrmann. Beide sind heute nicht mehr dienstlich tätig: Herr von Gülich ist — man Weitz nicht recht, warum? — zur Dispo sition gestellt worden, und Herr von Herrmann ist überhaupt nicht mehr im Amte. Die beiden Herren Diplomaten „standen sich" nicht gut miteinander und es gab allerlei Reibereien Und bei dem den beiden Herren vorgesetzten Auswärtigen Amt in Berlin gingen diverse anonyme Briese aus Amsterdam ein, und in dem einen dieser Briefe stand geschrieben: „Preisfrage: Wer ist Generalkonsul für das Deutsche Reich in Amsterdam?" In einem andern Briefe aber hatte jemand, unter Zugrunde legung eines alten berühmten Verses, gedichtet: „Aus dem Dache sitzt ein Greis, Der sich nicht zu helfen weiß. Ob das wohl dem Reiche frommt. Wenn die Olympiade kommt?" Und da der Herr Generalkonsul annahm, datz eine so aggressive Dichterei nur von seinem Vizekonsul herrühren könne, kam es 1. zu einer zivilgerichtlichen Klage, 2. zu einer Beleidigungs klage und 3. zur Ladung dreier Schreibsachverständigen, von denen einer sogar eigens aus Zürich herbeizitiert wurde, und die sich, wie sich das bei Sachverständigen von selbst versteht, vor Gericht glänzend widersprachen, wobei sie mit dünnen und dicken Strichen allerlei graphologische Kunststücke aufführten, um Herauszukriegen, ob der Herr von Herrmann den „auf dem Dache sitzenden Greis" geschrieben haben könne. Nachdem das alles schön erledigt war, wurde der ganze Beleidigungsprozeß mit einem Vergleich abgeschlossen, indem der Herr von Herr mann zu Protokoll gab daß er zwar gegen seinen weiland Vorgesetzten hin und wieder unehrerbietig gewesen sei, was ihn: jetzt leid tue, daß er aber an der „Preisfrage" und an der Ballade von dem Greis unschuldig sei. Ende der Komödie! Aber: „Ob das wohl dem Reiche frommt?" Nein, es frommt dem Reiche ganz gewiß nicht, daß wegen anonymer Briefe ein solcher Apparat in Bewegung gesetzt wird und Diplomaten der Öffentlichkeit ein undiplomatisches Schauspiel geben. Anonyme Briefe soll man immer so behandeln, wie sie es verdienen: man soll sie in den Papierkorb werfen! * Iohannisfeier In voller Pracht und Blüte steht die Natur. In bunten Farben leuchten die Gärten, auf den Feldern strebt das Getreide wogend der Reife zu, auf den Wiesen düstet das Heu und auch in den Wäldern grünt es voller Herrlichkeit. Jo hannistag! Ein Tag des Lebens und zugleich ein Gedenktag M den Tod. Mit Blumen in den Händen traten am Sonntag schon und gestern wieder viele Menschen an die Gräber der Entschla fenen, ihnen in schmerzlichem Gedenken einen Liebesgruß zu brin gen. Der Gottesacker zeigte das Bild eines einzigen großen Blu menhains und reicher Blumenschmuck auf dem Ehrenfriedhofe gab Kunde davon, daß die Opfer des Weltkrieges nicht vergessen sind. Ihrem Gedächtnis wär auch der Gottesdienst gewidmet, der ge stern abend in der altehrwürdigen Iacobikirche stattfand. Der Kirchenchor sang und Pfarrer Richter predigte von Bruder liebe und heiliger Mahnung „seid einig, einig, einig!" Deutsches Volk, Hore sie! Endzünde in deinem Herzen das Feuer der Liebe, damit vom Johannistag neues Leben für dich ausgehe! In leuch tender Pracht umflutet uns jetzt das Leben der Schöpfung. Die Sonne steht hoch im Zenit ihres Laufs. Wenige Tage noch, und es geht wieder abwärts, dem Herbste und Winter entgegen. Wenn wir Deutschen uns doch endlich einmal zu dem hohen, einigenden Gedanken aufrasten würden, daß das Wohl des Vaterlandes, das Heil der ganzen deutschen Volksgemeinschaft unendlich höher steht als der Triumph einer Partei und der habsüchtige Und herrschsüchtige Eigennutz einzelner Klasse« und Personen! Dann erst geht es wieder aufwärts mit unserem Volke; dann winkt ihm in Zukunft ein neues, besseres Leben. Das aber wäre der be- glückendste, reichste Iohannissegen. Am Sonntag ist Schützenfest! Im althergebrachten Rahmen feiert die hiesige Schützengesellschast vom 27. Juni bis M» 4. Juli das diesjährige Schützenfest. Das Festprogramm ist in der gestri gen Nummer unseres Blattes bereits veröffentlicht worden. Der Festplatz wird trotz der gleichzeitig stattfindenden Feste in Tha randt, Meißen und Roßwein eine gute Besetzung aufweisen. Hoffentlich ändert sich das unfreundliche naßkalte Wetter. Schützenfest und Sonnenschein gehören nun einmal zusammen.
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