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MMufferÄMblati Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da« »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in Ler Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, bei Zustellung durch die Bolen 2,30 RM., bei PoftbesteUung 2 «W. zuzüglich Abtrag. gebühr. Einzelnummern ikRpsg.All-Poüanstslten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umqeqend Postbote»und uns-,cA>,-. trLgerund Geschäftsstellen -— nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesaudter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 2V Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4VAeichs- pfernns, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 29 Reichspfennige. Bor- geschriebeneErlcheinungs. tage und Platz»orschrifte« -oerd-u u-ch MSgstchk-,, Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt, «»-ei,-», annahmebis oorm.10Uhr. — Für die Richtigkeit der durch Fernruf LbermitteltenAnzeigeu übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogcn werden muß oder derAuftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgeoen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Rr. 145 — 88. Jahrgang T«legr.-Adr.: „Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 25. Juni 1929 Zer PWg-W in dm ReWW Außenpolitische Debatte im WaAolhaus. Rededuell Westarp—Stresemann. Berlin, 24. Juni. Der Ausharrende wird gekrönt I Wer sich durch das ver gebliche Warten am Ende der vergangenen Woche nicht hatte abschrecken lassen, Montag morgen wieder im Reichstag zu er scheinen, durfte fcststellen, daß Neichsaußenminister Dr. Strese mann den kurzen Krankheitsanfall zuriickgeschlagen hatte und an der Spitze der Ministerbank saß. Neben ihm die Kollegen Dr. Curtius, Dr. Wirth und Dr. Hilferding. Stresemann, obwohl nicht mehr so süllig wie ehedem und etwas bläßlicher Gesichtsfarbe, harrte der Angriffe auf seine politische Methode. Diese Angriffe ließen nicht aus sich warten. Graf Westarp, der Redner der Deutschnationalen, zerpflückte in einstündiger Rede die gesamte Erfüllungspolitik der letzten Jahre, verwarf die andauernde Fremdherrschaft und hielt den neuesten Pariser Aung-Plan nicht für geeignet, auch nur eine Grundlage für weitere Verhandlungen zugunsten Deutschlands zu bilden. Von Mißerfolg zu Mißerfolg, das sei das Zeugnis, das man der deutschen Außenpolitik erteilen müsse. Seine Parteifreunde lehnten den Aoung-Plan ab. Stresemann antwortete diesem prominenten Parlamentarier sofort, frei stehend am Redner- pnlt, nicht sitzend, wie angekündigt worden war. Vorsorglich schob ihm jemand einen Stuhl als Stütze in den Rücken, aber er gebrauchte sie nicht. Aufmerksam lauschte das Haus den mitunter recht temperamentvollen Darlegungen. Die fremden Diplomaten in den Logen, darunter die Vertreter Frankreichs und Englands, legten die Hand aus Ohr. — Die Kommunisten hatten vorher noch em Mißtrauensvotum gegen Stresemann eingebracht, dem die Deutschnationalen später beitraten. Strssemann verteidigte ine Regierungshaltung energisch und verschmähte es nicht, scharfe Donnerkeile gegen einzelne Führer der Opposition, so gegen den Vorsitzenden der Deutschnatio nalen, Geheimrat Hugenberg, zu senden. Der einzig mög liche Weg sei beschritten. Nur Zusammenhalt der ganzen Nation könne näher rücken an das alle materiellen Zwecke über ragende Ziel. Abweichungen, Zersplitterungen, Parteikämpfe brächten lediglich Verderben. Selbstverständlich begleiteten erregte Zwischenrufe bald mißbilligend, bald beifällig, mitunter ins Persönliche aus artend, die Ausführungen des Ministers. Mehr als' einmal mußte Präsident Löbe, die Glocke schwingend, mit Ermahnun gen eingreifen, um Ruhe in die erregten Gemüter zu träufeln Nach Stresemann verbreitete sich der Sozialdemokrat Dr. L eitscheid über die nach seiner Ansicht notwendige Reform des auswärtigen diplomatischen Dienstes. Ihm folgten die weiter zum Wort Gemeldeten; der Höhepunkt des Tages war für diesmal überschritten. i. o. * Sitzungsbericht. (94. Sitzung.) 08. Berlin, 24. Juni. Am Regierungstisch sitzt Neichsaußenminister Dr. Strese mann, neben ihm die Minister Dr. Curtius, Dr. Wirth und Dr. Hilferding. Präsident Löbe eröffnet die Sitzung und teilt mit, daß der Abgeordnete Krüger-Merseburg (Soz.) sein Mandat niedergclegt hat. — Es beginnt dann die Fortsetzung der zweiten Beratung des Etats des Auswärtigen Amts, der Kriegslasten und für die besetzten Gebiete. Ein Mißtrausantrag gegen den Reichsaußenminister Dr. Stresemann wird von den Kommunisten eingebracht, was Präsident Löbe brkanntgibt. Angriffe der Opposition. Graf Westarp (Dtn.) eröffnet die Aussprache. Er er innert zunächst an die 10jährige Wiederkehr der Unterzeichnung des Versailler Vertrages und richtet dann an die Reichs regierung die Frage, ob es Tatsache sei, daß das Kabinett von allen Kundgebungen und Maßnahmen aus Anlaß dieses Tages absehcn nnd die Beteiligung amtlicher Dienststellen und Persönlichkeiten an solchen Kundgebungen verbieten wolle. Dagegen erheben die Deutschnationalen feierlich Einspruch. Die Entscheidung, vor der man jetzt nach den Pariser Ver handlungen fleht, überragt alle bisher in ähnlicher Lage ge faßten Beschlüsse. Zum erstenmal soll ohne Zustimmung deutscher Sachverständiger und der deutschen Regierung eine Entscheidung erfolgen. Freiwillig soll sich Deutschland bis 70 Jahre nach dem Kriegsende belasten. Man müsse die nötigen Konsequenzen ziehen, Schluß mit aller Politik deutscher Vorleistung, Schluß mit dem Phrasen nebel der Genfer Atmosphäre, Schluß mit den Völkerbund- Phantasien. Nur nach Ausbruch einer Krise des Dawes- Planes. nur im Augenhlick, wo seine Erfüllung als unmöglich erschien, wäre für Deutschland ein günstigerer Zeitpunkt ge- iommen, um Verhandlungen aufzunehmen. Was setzt geschehen ist und was wir dazu erfahren haben, hat unser Urteil über die Unannehmbarkeit der Pariser Vereinbarungen bestärkt. Die Leistungen, die dort versprochen wurden, gingen weil über die Bestimmungen des Versailler Vertrages hinaus. Deutschland soll wiederum Verpflichtungen tragen, von denen es weiß, daß sie unausführbar sind. Das nötigt uns, der Regierung schärfsten Widerstand anzusagen. Zum Schluß begründet der Redner die Forderung auf amtliche Kämpfe gegen die Kriegs- -chuldlüge und legt einen dementsprechenden Antrag vor, der die Regierung ausfordert, diesen Wunsch an die Spitze aller Verhandlungen zu stellen. Dr. Stresemann erwidert. Dann erteilt Präsident Löbe dem Reichsaußminister Dr. Stresemann das Wort. Kommunisten und Nationalsozialisten brechen in Pfuirufe aus und in Äußerungen: „Fort mit Stresemann!". — Der Neichsaußenminister nimm! Platz am Rednerpult. Hinter ihm wird ein Stuhl als Stütze für ihn ausgestellt. Dr. Stresemann betont, daß das Parlament immer die Entscheidung i» der Hand habe. Je nachdem cs „ja" oder „nein" sagt, werden die Pariser Vereinbarungen in Kraft treten oder nicht. Die Unterschrift unter das Dawes-Ab kommen wäre nie erfolgt, wenn nicht 48 Dcntsckmationalc „ja" gesagt hätten. Die Kritik an dem Zeitpunkt des Beginns der jetzigen Verhandlung ist ungerechtfertigt. In September 1928 trat man von der anderen Seite an den Reichskanzler heran, mit dem Vorschlag zu einer Revision des Dawes-Planes. Glauben Sic — sagt der Außenminister — Herr Gras Westarp, daß irgendeine deutsche Rcichsregierung sich nunmehr aus den Standpunkt stellen könnte, gegenüber dem deutschen Volke und gegenüber der ganzen Welt eine solche angebotene Revision abzulehnen? Aus einer solchen Ablehnung hätte man schließen müssen, daß sich Deutschland unter dem bisherigen Shstcm verhältnismäßig Wohl fühlt oder man hätte gesagt, Deutsch land beabsichtige ein finanzielles Manöver irgendwelcher Art vorzunchmen, um nach außen hin die Unmöglichkeit der Dawes-Gesetze deutlich zu machen. Glauben Sie übrigens (zu den Deutschnationalen), daß wir durch die Dawes-Krise zu besseren Bedingungen gekommen wären, als sie nns der Aoung-Plan bietet? Wenn wir über die Krise hinweg gekommen Wären, könnte der Dawes-Plan vielleicht durch geführt werden, aber sicher nur unter Aufopferung des ge samten gewerblichen und industriellen Mittelstandes. Es ist nicht so leicht, von einer Krise zu sprechen, wie es beispiels weise Geheimrat Hugenberg vor den Marburger Studenten getan hat. Sehr zu bedauern ist es, daß er diese Rede nicht ein mal von der Tribüne des Reichstages herab hält. Wenn Hugenberg gesagt hat, er wolle mit dieser Art Parlamentaris mus nicht verwachsen sein, und er gebe nichts auf das Ge schwätz in diesem Hause, so treffe er damit auch die eigenen Parteifreunde, die sich so lebhaft an den parlamentarischen Arbeiten beteiligen (Heiterkeit). Der Minister kommt weiter ans die Marburger Rede des Geheimrats Hugenberg, der dort erklärt habe: „Lieber, bis die Stunde der Freiheit kommt, Proletarier sein!" (Große Heiterkeit, Lachen links, Widerspruch rechts! Bedeutende Unruhe! — Der Präsident muß lebhaft die Glocke schwingen, um wieder Ruhe zu schaffen. — Abg. Dr. Quaatz verläßt unter dem Beifallklatschen der Linken den Saal.) — Hugenberg hat auch ausgerusen: „Laßt uns endlich Helden werden!" (Großes Gelächter links.) Wenn es so einfach ! wäre, würde sich das deutsche Volk schon zusammensinden, um zur Freiheit zu kommen. (Abg. Dr. Göbbels (Nat.-Soz.) ruft: i Aber nicht mit Ihnen!). Wenn Sie (zu den Nationalsozialisten ! gewandt) die Führung übernehmen, müßte es auch Ihre erste Tat sein, die Verpflichtungen Deutschlands zu erfüllen. Die jenigen, die die große materielle Macht in Deutschland haben, würden ja ihre Kredite nicht verlieren, wohl aber die kleinen Leute, die mit kleinen Mitteln bemüht sind, ihr Geschäft weiterznführen. Deshalb sollte man nicht so leichtsinnig über Krisen sprechen. Auch beim Ruhrkampf hat sich das gezeigt, daß sich alle diejenigen Stellen, die damals große Worte fanden, geirrt haben. Briefe nach Paris. Dr. Stresemann berührt dann die Fühlungnahme zwischen den Sachverständigen und der deutschen Regierung. Selbstverständlich waren zahlreiche Briefe hin und her gegan gen, aber auf die Entscheidung der Sachverständigen hätte die Regierung niemals cingewirkt. Es sei doch selbstverständlich gewesen, daß sich die deutschen Sachverständigen in Berlin er kundigt hätten. Einer Veröffentlichung des gesamten Materials würde sich der Minister auf das entschiedenste widersetzen. Es sei kein Mitglied der Regierung vorhanden, das den Aoung- Plan für etwas Ideales halte und die Garantie für ewig übernehme. Wer kann in der ganzen Welt überhaupt eine solche Garantie übernehmen? Vielleicht für das nächste Jahr kann ein Urteil abgegeben werden, und auch das ich schon ein Wagnis. Der Minister bespricht dann die durch den Aoung-Plan in Aussicht gestellten Erleichterungen. Er selbst, Dr. Stresemann, würde alle die Leute für leicht- sinuig hallen, die ihre Zustimmung zum Aoung-Plan davon abhängig machen, ob die allgemeine Lage schon in diesem oder im nächsten Jahre dadurch gebessert würde. Diese Dinge der Verteilung müßten aus innerpolitischem Gebiet geregelt werden. Eine Erleichterung aus dem Aoung-Plan darf zur Behebung der Kassenschwierigkeiten nicht verwendet werden. Zur Räumungsfrage erklärt der Minister, er sei nicht in der Lage, über die Be sprechungen in Madrid etwas mitzuteilcn. Das würde das Ende dieser Besprechungen sein. Es bestehe aber Einmütig keit im Kabinett, daß für alle Besprechungen über die Rhein landräumung für die Reichsregierung Verhandlungen über eine Versöhnungslom Mission außer halb jeder Diskussion stehen. (Beifall.) Die not wendigen Sicherheiten sind im Locarnovertrag gegeben, dessen Bedeutung durch sosche Verhandlungen nicht herabgewürdigt werden darf. Wir sind gewillt, daran unter Umständen die ganze Frage scheitern zu lassen. (Starker Beifall.) Ich habe niemals ein Hehl daraus gemacht, so fährt der Minister fort, daß Deutschland niemals die Alleinschuld an der Herbeiführung des Krieges anerlennncn wird. In wei testen Kreisen der ganzen Welt besteht die gleiche Auffassung. Auch im französischen und englischen Parlament wird nie mand mehr diese Behauvtuna aussvreüien. Warum wollen Oie -mischen Vorbehalte. Wer damit gerechnet hatte, der deutsche Außenminister würde in der lang erwarteten und im letzten Augenblick noch verzögerten Rede Mitteilungen machen über die Ver handlungen, die er in Madrid und in Paris mit Briand und Poincare gepflogen hat, ist durch die Erklärungen Dr. Stresemanns enttäuscht worden, daß er nämlich hier über keinerlei Mitteilungen machen wolle und könne. Der Grund für dieses Schweigen ist aber verständlich, denn diese Verhandlungen schweben noch. Und verständlich ist es auch, wenn jetzt noch vermieden wird, über den Aus gang, das Resultat dieser Verhandlungen etwas zu sagen. Daß sie sich hauptsächlich auf die Frage einer baldigen Rheinlandräumung und — als zweites — der Schaffung einer „F e st st e l l u n g s- und Aus gleich s" k o in m i s s i o n für dieses Gebiet beziehen, weiß man. Und auch der Außenstehende hat mehr als nur eine Ahnung davon, wie schwierig hier die Dinge liegen, wie scharf sich die deutschen und die französischen Ansichten gegenüberstehen. Aber trotz dieses verständlichen und von Dr. Strese mann mit ein paar Worten begründeten Schweigens hat er doch etwas gesagt. Und vielleicht — gerade das Wichtigste, die ausdrückliche Erklärung nämlich, daß die deutsche Regierung sich in dieser Frage einer „Rheinland kommission" nicht über die Bestimmungen des Locarno vertrages hinausziehen lassen werde. Dort ist eine Schlichtungskommission vorgesehen. Und nicht mehr, nichts von Kontrolle oder Überwachung. Keine „vlömönts stabies" also, keine „ständigen Einrichtungen" zu Kontrollzwecken. Das hat Dr. Stresemann nicht zu verschweigen brauchen: hier liegt die Grenze, über die hinaus es für die deutsche Regierung kein weiteres Ent gegenkommen gibt. Aber Dr. Stresemann hat noch ein zweites gesagt, noch schärfer und unzweideutiger, als dies bereits in der Regierungserklärung und in den Sonnabendausführungen seines Ministerkollegen Dr. Hilferding zum Ausdruck kam: Mit der Annahme des Aoung-Planes durch Deutschland ist als Bedingung verknüpft die Gesamtliquidierung der noch aus dem Weltkrieg her schwebenden Fragen. Wobei es außerdem auf das „Wie" dieser Liquidierung ankommt, so sehr, daß die deutsche Regierung die Zustimmung zu oem Aoung-Plan nicht aussprechen wird, wenn etwa die Rheinlandräumnng deutscherseits erst erkauft werden soll durch die Zulassung einer irgendwie gearteten Kontrolle. Der Redner der größten Regierungspartei, nämlich der Sozialdemokrat Dr. Breitschcid, vertrat hernach ausdrück lich den gleichen Standpunkt. Und darin gibt es im Deutschen Reichstag zwischen rechts und links überhaupt keinen Unterschied. Die Gegenseite hat immer wieder — trotz deutschen Protestes — von vornherein die Rheinlandräumung ab hängig gemacht von einer endgültigen Revision des Dawes-Planes. Die ist erfolgt, harrt der Unterschriften durch die beteiligten Negierungen. Will aber die Gegen seite das Wort von damals nicht einlösen oder die Ein lösung an neue, wcitcrgehendc deutsche Zugeständnisse binden, dann ist das Werk der Pariser Konferenz ge scheitert. In einem andern Sinne freilich, als die Gegen seite es meinte, gehört auch für Deutschland jetzt Aoung- Plan und unbedingte Rheinlandräumnng zusammen. sie mow rechts) in dieser Frage, in der wir einig sind, fort während die Parteien auscinanderbringen? (Zustimmung bei der Mehrheit.) Die Auffassung, als ob die Kriegsschulden eine Folge dieses Paragraphen wären, statt eine Folge des verlorenen großen Weltkrieges, ist durchaus unrichtig. (Bei fall bei der Mehrheit.) Sozialdemokraten und Aoung-Plan. Abg. Dr. Brcitscheid (Soz.) wendet sich dem Auswärtigen Etat zu und kritisiert dabei die hohen Repräsentationskosten, sie immer noch im diplomatischen Dienst ausgebracht würden. Die Sozialdemokratie wünscht eine Demokratisierung des aus wärtigen Dienstes. An einer gründlichen Auseinandersetzung über den Aoung-Plan mit dem deutschnationalen Redner hindert uns unser politisches Verantwortungsgefühl. Der Aoung-Plan soll als Grundlage für die weiteren Verhand lungen der Regierung dienen und von ihr angenommen wer den. Wir warten die Ratifizierung des Aoung-Planes und in Verbindung damit den gesamten Abbau der Kriegssolgen ab. Selbstverständlich knüpft sich daran die Forderung der sofortigen Räumung des Nheinlandcs. Es ist nicht möglich, einem wirklichen Frieden näher zu kommen, solange fremde Truppen im Rheinlande stehen (Beifall). Jede weitere Kon rollkommission lehnen wir ab. Wir verlangen auch die Äus- collung der Frage einer schnelleren Rückgabe des Saar- zebie 1 s an Deutschland. Die Sozialdemokraten haben stets sie Behauptung von der Alleinschuld Deutschlands am Kriege rls Lüge zurückgcwicsen. Abg. Ulitzka (Ztr.): Die Übertreibungen der Dcutschnatio- aalen sind nicht geeignet, ei» objektives Urteil zu ermöglichen. Gewiß ist der Aoung-Plan eine Enttäuschung und die Zu stimmung zu ihm kann immer nur eine bedingte Zusage sein, bedingt durch die Grenzen der Leistungsfähigkeit. Wir müssen klaren Bescheid verlangen über die Stellung der Mächte zur Rheinlandräumnng. Wenn wir diese Klarheit haben, kann man über den Aoung-Plan entscheiden. Eine neue Kontroll kommission kann für uns nicht in Frage kommen. Inzwischen ist auch von den Deutschnationalen ein Miß- lrauensantrag gegen den Neichsaußenminister eingegangen. Abg. Stöcker (Komm.) erklärt, die Einigung der Bourgeöisie von den Sozialdemokraten bis zu den Deutsch- aationalen sei unzweifelhaft. Wenn es zu einer Entspannung