Suche löschen...
- Erscheinungsdatum
- 1929-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192905038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19290503
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19290503
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-05
- Tag 1929-05-03
-
Monat
1929-05
-
Jahr
1929
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
anders milde Ausdrücke sür sozialdemokratische Vertreter, ein geschlossen den Berliner Polizeipräsidenten. Bei diesem Stande der Schlacht fruchteten die verschieden!- liehen Ordnungsrufe des Präsidenten wenig. Einem weiteren tätlichen Angriff entzog sich der Abgeordnete Künstler durch Retirieren hinter den Wall der Genossen. Pieck ließ inzwischen die proletarische Diktatnr hochlebcn und verlangte sofort Stellungnahme des Reichstags zu diesem Gegenstand. Das wurde natürlich abgelehnt Der Kommunist Geschke will dafür angesichts der Wichtigkeit der Sache sofortige Vertagung des Reichstages und Untersuchung, ob wirklich Reichswehr beteiligt gewesen wäre. Dieser Antrag erhält nur die Befür wortung der Nationalsozialisten und der Kommunisten, während die Deutschnationalen sich der Stimme enthielten. Nun erklärt der kommunistische Abg. Stöcker, seine Fraktion werde sich nach dieser von ihm als unerhört an gesehenen Ablehnung heute nicht mehr an den Verhandlungen beteiligen Darüber lacht die Mehrheit . . . Die Kommunisten erheben sich und beginnen mit starken Tönen die Internationale vorzutragen Der Präsident entschwindet von seinem Sessel, die Sitzung ist unterbrochen. Der Saal wird leer. Kurz nach dem Verhallen ihres Trotz- liedes entfernen sich auch die Kommunisten, einige Injurien heftiger Art zurücklassend. Bemerkenswert ist dabei vielleicht eine neue Titulatur für den in Abwesenheit bleibenden Herrn Löbe, der zum „K o s a k e n o b e r st" ernannt wird. Nach zwanzig Minnien erscheint Vizepräsident Graef wieder und der Meinungsaustausch über das Wohnungswesen kommt wieder zu seinem Recht — die heutigen Sensationen sind erschöpft. io. * Sitzungsbericht. (69. Sitzung.) 68. Berlin, 2. Mai. Unter dem Vorsitz des Vizepräsidenten Gräs wird die Sitzung um zehn Minuten verspätet eröffnet. Vor Eintritt in die Tagesordnung erhält das Wort der Abg. Pieck (Komm.), der in heftiger Weise die gestrigen Vorkommnisse in Berlin schildert und das Vorgehen der Polizei als ein Verbrechen bezeichnet. Der sozialdemokratische Berliner Polizeipräsident müßte sofort von seinem Posten entfernt werden. Von den Kommunisten werden dem Redner lebhafte Beifallskundgebun gen veranstaltet und es kommt zu starken Auseinandersetzun gen mit den Sozialdemokraten. Mitunter scheinen sich säst tätliche Auseinandersetzungen entwickeln zu wollen. Der Redner will sofortige Stellungnahme des Reichstages zu den Zusammenstößen vom gestrigen 1. Mai. Gegen den Antrag Wird Widerspruch erhoben und die Kommunisten brechen in lärmende Kundgebungen aus. Abg. Geschke (Komm.) bean tragt, der Reichstag möge sich sofort wegen der gestrigen bluti gen Ereignisse vertagen. Auch Reichswehr sei dabei beteiligt gewesen. Der Vertagungsantrag wird gegen die Stimmen der Na tionalsozialisten und der Kommunisten bei Stimmenthaltung der Deutschnationalen abgelehnt Abg. Stöcker (Komm) gibt die Erklärung ab, die kommunistische Fraktion werde sich nach dieser Ablehnung nicht mehr au den Beratungen beteiligen. (Heiterkeit im Hause.) Als die Kommunisten insgesamt nun aufstehen und die Internationale abzusingcn beginnen, verläßt der Vizepräsident Gräs den Saal und die Sitzung ist unter brochen. Die übrigen Abgeordneten entfernen sich dann, auch die Kommunisten Nach ungefähr zwanzig Minuten Pause wird die Sitzung wieder eröffnet und die Aussprache über das Kapitel Wohnungs- und Siedlungswesen beim Haushalt des Reichsarbeits ministeriums fortgesetzt. Abg. Tremmel (Ztr.) dankt der Regierung dafür, daß sie den Wohnungsbau wieder in Gang gebracht habe. Die Haus zinssteuer sei eine durchaus soziale Steuer. Die Zwangswirt schaft müsse so lange ausrechterhalten werden, bis bessere Ver hältnisse auf dem Wohnungsmarkt eingetreten seien Abg. Ebert-Potsdam (Soz.) tritt sür die Förderung der Landarbeitersiedlung ein, die in Ostpreußen zweckmäßig ge fördert worden sei, dagegen weniger in Schleswig-Holstein. Abg. Trotzmann (Bayer. Vp.) meint, die Aufhebung der Wohnungszwangswirtschaft könne nur allmählich erfolgen. Man sollte daraus keine politische Frage machen Abg. Rönneburg (Dem.) tritt für Schaffung eines Dauer pachtschutzes ein, weiter für Anlieger- und Landarbeiter siedlung. Beim Abschnitt Versorgungswescn werden Wünsche über Aufbesserung der Altveteranenbezüge und Beschwerden über Mängel in der Versorgungsgesctzgebung vorgebracht. Damit ist die Einzelberatung des Etats erledigt. Die Ent schließungen zugunsten der Versorgungssekretäre und über Ver längerung der Krisenfürsorge bis Ende Juni werden an genommen. Der demokratische Antrag auf baldige Vorlegung eines Wohnheimstättengesetzes wird abgelehnt. Der Etat des Rcichsarbcitsministeriums wird dann in der Fassung der Ausschußbeschlüsse angenommen. Endgültig verabschiedet wird noch das internationale Übereinkommen über das Mindestalter für Zulassung von Kindern und Jugendlichen zur Arbeit auf See. Dann vertagt sich das Haus. Ein neuer Reparaiionsvorschlag? Unterredung Gilberts mit Dr. Schacht. Während des Berliner Aufenthalts des Reichsbank präsidenten Dr. Schacht hatte del Reparationsagent Parker Gilbert eine längere Aussprache mit dem Reichsbankpräsidenten. Im Anschluß daran wurde er auf seinen Wunsch von Staatssekretär Dr. Schubert emp fangen. Man bringt diese Unterredung in Zusammen hang mit den in Paris verbreiteten Gerüchten, daß Owen Uoung, der Vorsitzende der Reparationskonferenz, einen neuen Permittlungsvorschlag gemacht habe, der sich auf die Gesamtsumme der deutschen Zahlung und auf die Verteilung der Annuitäten beziehe. * Die Arbeit des Revelstoke-Assschusses uaterbrocheu Paris, 2. Mai. Die Sitzung des Revelstoke-Ausschusses dauerte nur 1^ Stunden und wurde dann abgebrochen. Dem Ausschuß waren diejenigen Teile des Generalberichtes zur Be arbeitung überwiesen worden, über die eine Einigung bisher nicht erzielt werden konnte. Die Aussprache hatte die Arbeiten nicht ge fördert, so daß der Ausschuß sich veranlaßt sah, aus die Lösung der ihm übertragenen Ausgaben zu verzichten und sich zu vertagen, bis sich die Vollkonferenz über die Höhe der deutschen Iahres- zahlungen geeinigt habe. Der Eadkampf um die deutschen Iahrestribute Paris, 2. Mai Die Arbeiten des Addis-Ausschusses am Donnerstag nachmittag haben bewiesen, daß ihre Fortsetzung, so lange in der Hauptfrage der Höhe der deutschen Iahreszahlungen keine Einigung erzielt ist, zwecklos sind. Damit sind erneut die deutschen «Iahreszahlungen in den Mittelpunkt der Erörterungen gestellt. Alle anderen Fragen sind vorläufig ausgeschaltet. Die Besprechungen vom Donnerstag nachmittag zwischen Dr. Schacht und dem Führer der amerikanischen Abordnung Owen Poung, j der bekanntlich die Vermittlerrolle zwischen den deutschen und alliierten Sachverständigen übernommen hat, kann als Auftakt für den Endkampf angesehen werden. Die Spannung in allen an der Eachverständigenkonferenz beteiligten Kreisen ist außerordent lich gestiegen, da man sich bewußt ist, daß die letzten schwerwiegen den Entscheidungen nunmehr fallen müssen. Die Aussichten wer den sehr verschieden beurteilt. Die Pariser Presse lehnt nach wie vor jede provisorische Lösung ab, während es den Anschein hat, ! als würde auf deutscher Seite ein Provisorium in Vorschlag ge bracht werden. Sie mustergültige deutsche Abrüstung. Deutschlands Vorschläge in Genf. Graf Bernstorff ergriff im Vorbereitenden Ab rüstungsausschuß wiederholt das Wort, um die deutschen Anträge zu begründen. Er erklärte mit Nachdruck, daß der Vorbereitungsausschuß am kritischen Wende punkt seiner Arbeiten angekommen sei. Man habe ge sagt, daß die deutschen Anträge nicht verwirklicht werden können. Aber das Beispiel einer vollkommenen Ab rüstung, wie es von Deutschland auf Grund des Friedensvertrages gegeben sei, zeige deutlich, daß die deutschen Anträge durchaus verwirklicht werden könnten, ganz abgesehen davon, daß die deutsche Abrüstung als Muster für die allgemeine Abrüstung gelten sollte. Graf Bernstorff unterstrich weiter die Notwendig keit, daß jeder einzelne Staat mit genauen und begründe ten Vorschlägen über seine Rüstungsbedürfnisse zur Ab rüstungskonferenz kommen müßte. Nur an derzahlen - mäßigen Festsetzung des N ü st u n g s st a n d e s in den einzelnen Waffengattungen werde schließlich die Bedeutung der Abrüstungskonvention abgemessen werden können. Jede andere, indirekte Limitierung, auch die durch budgetäre Maßnahmen, müßte im Hinblick aus die Herbeiführung einer fühlbaren Abrüstung unwirksam bleiben. «k Vor der Entscheidungsfrage Genf, 2. Mai. Die deutsche Abordnung ist jetzt vor die ent scheidende Frage gestellt, ob eine weitere Mitarbeit an dem Ab rüstungsausschuß überhaupt noch einen Sinn und Zweck hat, nach dem der Ausschuß sich in den beiden Hauptfragen der Beschrän kung der ausgebildeten Reservisten und der Beschränkung des la gernden Kriegsmaterials auf den französischen Standpunkt stellt und beschlossen hat, diese beiden entscheidenden Faktoren der ge samten Abrüstung außerhalb jeder Beschränkung der Rüstungen zu lasten. Damit kann als feststehend angenommen werden, daß der Abrüstungsausschuß der kommenden Abrüstungskonferenz einen Vorschlag machen wird, der auf eine formelle Anerkennung des gegenwärtigen Rüstungsstandes der großen Mächte hinauslaufen und damit der Konferenz den Charakter einer status-quv-Kvnfe- renz geben wird. Jie geseWe IMngsgrenze bei der Reich nahezu erreicht. Berlin, 2. Mai. Wenn es einer Beweisführung für die Notwendigkeit, den Reichsbankdiskont heraufzusehen bedurft hätte, so hat sie die soeben veröffentlichte Ausweis der Reichsbank zu Ende April voll und ganz erbracht. Nahezu 300 Millionen hat die Neichsbcnk in der letzten Aprilwoche von ihrem Goldbestände her geben müssen, der damit auf die Höhe, die er Ende Februar v. I. erreicht hatte, zurückgeworfen ist. Die Eoldabschlüsse seit Ende Februar haben damit eine Höhe von nicht weniger als 838 Milli onen erreicht. Der Bestand deckungssähiger Devisen konnte zwar in der Berichtswoche um rund 60 Millionen erhöht werden, man muß aber bis auf den Juli 1927 zurückgehen, um einen gleich nied rigen Bestand an Gold und deckungsfähigen Devisen zusammenzu- sinden, wie er zur Zeit aufgewiesen wird. Durch diesen Evld- abschluß ist die Reichsbanj hart an die Grenze des ihr durch Ge setz vorgeschriebenen Deckungverhätnistes der umlaufenden Noten herangekommen. Kei« vscbriedlen ) Sie Aowerorönmrg über die Gewerbesteuer. Berlin. Der Ständige Ausschuß des Preußischen Landtages nahm eine von der Staatsregierung erlassene Not verordnung über die Gewerbesteuer mit 15 gegen 1k Stimmen an. I" dieser Verordnung ist die Besteuerung der freien Berufe ni.P enthaften. In der Aussprache brachten die Redner der Deutsch nationalen, der Deutschen Volkspartei und der Wirtschafts partei ihre ablehnende Stellung zum Ausdruck. Der deutsch nationale Abgeordnete Dr. von Winterfeld bezeichnete das Vor gehen der Staatsreaierung, die Vorlage auf dem Umwege über den Ständigen Ausschuß durchzubringen, als verfassungs widrig und erklärte, daß seine Fraktion die Entscheidung des Staaisgerichtshofes herbeiführe? wolle. M dem Vallon in die Tiefe gestürzt. Teplitz-Schönau. In Turn stürzte ein hölzerner Ballon, auf dem sich ein älteres Ehepaar mit zwei Enkel kindern befand, plötzlich vom zweiten Stockwerk eines Hauses in die Tiefe. Der Großvater und ein Enkelkind wurden von dem Balkon des ersten Stockwerks aufgefangen und kamen mit unerheblichen Verletzungen davon. Die Großmutter und das andere Enkelkind fielen auf das Steinpflaster und wurden schwer verletzt. Flugzeugabsturz in Bagdad. Bagdad. Das holländische Seeflugzeug v 22. das sich auf dem Flug von Java nach Amsterdam besand, verfing sich in Telegraphendrähte und stürzte auf die Brücke, die über den Tigris führt. Der Pilot wurde getötet, die zwei übrigen Insassen erlitten schwere Verletzungen. ( Hus unlerer 6rlm«t l Wilsdruff, am 3. Mai 1929. Merkblatt sür den 4. Mai. Sonnenaufgang 4^» Mondaufgang 3"' Sonnenuntergang 19"!! Monduntergang 13^ 1915 Italien kündigt den Dreibundvertrag. * Man denkt an Reisen. Sobald der Mai ins Land kommt, beginnt man, an Reisen zu denken. Wir sagen vorsichtigerweise .man", denn nicht jeder wagt es, so kühne Gedanken zu spinnen. Mancher weiß von vornherein, daß für ihn ja doch nichts daraus wird, also was nützt'ihm da alles „ich möchte gern!" Aber viele beschäftigen sich doch schon ganz ernstlich mit der Sache, weil sie immerhin mindestens die Absicht haben, ein bißchen auszuspannen und sich die Welt von einer anderen Seite aus anzusehen Urlaubs zeit, Ferienzeit rücken immer näher und da ist es gut, daß man sich rechtzeitig seinen Plan zurechtlegt. Und vor allem das Geld! Noch kann man ja nicht eine richtige Bilanz ziehen, weil durch allerlei Zufälligkeiten, die bis zum Antritt der Reise noch eintreten können, der ganze Etat plötzlich über den Hausen geworfen werden kann, aber einigermaßen übersehen kann man die Sache vielleicht doch schon. Einige Unruhe er weckt meist ein Blick in den Fahrplan — das heißt: nicht so sehr der Fahrzeiten wegen, denn die kann man sich je nach Bedarf einrichten, aber wegen der Fahrpreise. Man stellt nämlich mit großer Betrübnis sest, daß nach der neuen Ordnung der Dinge fast jeder bessere Fernzug zuschlagpflichtig ist, so daß man in den Gedanken, die der kommenden Sommerreise gelten, zunächst rasch einmal Kasse macht. Auch über das Ziel der Reise entstehen oft schwierige Erwägungen im Gemüt: Soll man ins Gebirge? Soll man an die See? Oder soll man eine Kur machen? Denn irgendwie kurierbedürftig ist ja jeder — mindestens nervös ist man! Also man sieht: die gedankliche Vorschau aus die Reise ist mindestens so schwierig wie später die Reise selbst. Und schließlich reist man meist doch dorthin, wohin man gar nicht reisen wollte. Oder man reist überhaupt nicht! * Ser Wtische HallShlWM 1928-183« mit «2877 M. Fehlbetrag verabschiedet Die gestern abend 7 Uhr anberaumte öffentliche Sitzung der Stadtverordneten verlief ohne größere Debatten. Das Kollegium war bis auf Stadtv. Gerhardt vollzählig versammelt. Am Rats tische war lediglich Stadlrat Zschoke zu sehen. Bürgermeister Dr. Kronfeld ging, da Eingänge und Mitteilungen nicht zu verzeichnen waren, gleich zu Punkt zwei der Tagesordnung. Die Kreditanstalt sächsischer Gemeinden hat in ihrer Hauptversammlung beschloßen, die Stammanteile von 500 auf 1000 Mark zu erhöhen und in zwei Teilzahlungen zu erheben. Die Stadt hat vier Anteile und demzufolge in diesem Jahre 1000 Mark zu zahlen. Der Betrag ist noch in den Haushaltplan ausge nommen und wurde vom Kollegium genehmigt. Ein Nachtrag zum Ortsgesetz über die kommunale Toten- bestattung machte sich notwendig, da es bei der jetzigen Fassung nicht möglich war, vom Bezirke die für Unterstützungsempfänger aufgewendeten Kosten wieder zurückzuverlangen. Die Stadt war darin anderen Gemeinden gegenüber im Nachteil. Auf Anregung der sozialdemokratischen Vertreter schlug der Verwaltungsausschuß vor, das Ortsgesetz so abzuändern, daß bei Unterstützungsemp fängern die kommunale Tvtenbestattung nur insoweit gewährt wird, als die Fürsorge nicht eintritt. Man glaubt, mit dieser Aenderung eine Ersparung von 1000 Mark zu erreichen und nahm sie einstimmig an. Nachdem für die hiesigen Gemeinbebeamten die allgemeine sächsische Prüfungsordnung gilt, war man einstimmig auch dafür, die Landesprüfungsvrdnung für die sächsische Polizei auch für die hiesigen Polizeibeamten in Anwendung zu bringen. Eine längere Aussprache entwickelte sich über den Antrag der sozialdemokratischen Fraktion, die Sonntagskonzerte vom Markte abwechselnd in die städtischen Parks und in die Anlage am Neu markt zu verlegen. Stodtv. Jähne begründete den vor zwei Jahren bereits einmal abgelehnten Antrag mit dem ständig steigenden Verkehr auf dem Markte, der für die Fußgänger aller hand Gefahren, für die Musikschüler Staubplage und Beschwerden und für die Hörer immer stärker werdende Beeinträchtigung des Konzertgenusses bedeute. Stadtmusikdirektor Philipp stehe auf demselben Standpunkte, eine Aenderung müße eintreten. Stadtv. Richter beantragte die Ueberweisung an den Musikausschuß und wurde von Stadtv. Ruppert unterstützt. Stadtv. Hee ger hielt es an der Zeit, den Marktplatz aus den bereits genann ten Gründen aufzugeben. Stadtv. Kirsch wollte die Kosten der Ausschußberatung ersparen, da dieselbe doch zur Verlegung führen müßte. Man glaubte aber doch nicht ohne Befragung des Aus schußes wegzukommen und nahm gegen die Stimmen der Linken den Antrag Richter an. Dann wurde der Haushaltplan 1929/30 einstimmig en bloc angenommen. Er war in langen Sitzungen der einzelnen Ausschüße und im Stadtrat eingehend dutchberaten worden, Abänderungsanträgen aller Fraktionen war teilweise zugestimmt worden, teilweise waren sie abgelehnt worden. So wie der Haushaltplan nun im Ent wurf vorlag, verzeichnet er einen ungedeckten Fehlbetrag von 62 877 Mark. Der Verwaltungsausschuß hatte beschloßen, ihn nun zur Gesamt annahme vorzuschlagen. Stadtv. Ruppert erklärte im Namen seiner Fraktionskollegen, daß sie sich von einer Ablehnung auch kein anderes Resultat versprächen, daß sie aber dem Bürgermeister die Bitte unterbreiten müßten, Ausgaben nur im Rahmen der verfügbaren Mittel zu machen. Die sozialdemokratische Fraktion stimmte durch Stadtv. Jähne ebenfalls zu, nachdem sich die Meinungen im Verwaltungsausschuß noch geglättet hätten. Auch die Beamten erklärten durch Stadtv. Lehmann, notgedrungen zustimmen zu müßen, trotzdem es nicht gelungen sei, das Defizit weiter zu senken und trotzdem die Musikinstrumentensteuer weiter erhoben werden müße. Wie schon gesagt, wurde der Haushaltplan wie vorliegend einstimmig angenommen. Damit war auch die Ta gesordnung erschöpft. — Es folgte eine geheime Sitzung. * Das Doppelkonzert der Kapelle des Art.-Reg. 4, Dresden, und der Städtischen Orchesterschule gestern abend im „Löwen" erfreute sich eines regen Besuches und, das sei vorweggenommen, jeder der Anwesenden ist voll und ganz auf seine Kosten gekommen. Die beiden Dirigenten hatten einen tiefen Griff in ihre Mappe getan und eine Vortragsfolge aufgestellt, an der man seine,Freude haben konnte. Den ersten Teil des Programms bewältigte die Orchesterschule unter Leitung Meister Philipps in ganz be friedigender Art. Zu Gehör kam „Die Ehrenwache", Marsch, Ouvertüre z. Op. „Oberon", Fantasie a. d. Op. „Margarethe" und Fantasie über „Gute Nacht, du mein herziges Kind" für Flöte- Solo. Schüler A. Hanke löste die gewiß nicht leichte Aufgabe mit Feingefühl und Akkurateste und Meister Philipp dankte es ihm durch Handschlag. Im zweiten Teil galt die Aufmerksamkeit den Feldgrauen, die unter Stabführung des Musikmeisters Fritz Waldaudie „Ungarische Rhapsodie Nr. 1 an Hans v. Bülow", „Ballade und Polonaise" (Violin-Solv: Herr Heyn, prachtvoll in Spiel und Technik) und Melodien aus der Oper „Der Frei schütz" zu Gehör brachten. Zwischen den einzelnen Stücken er freuten sie durch schneidige Regimentsmärsche. Den Schluß bilde ten Märsche auf Feldtrompeten und Pauken, zackig und schneidig, die großen Beifall auslösten und zu einer Zugabe zwangen, die gern gewährt wurde. Wie schon gesagt, es war ein genußreicher Abend, von dem man hoffen möchte, daß er vielleicht im Herbst
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)