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MsdmfferÄgMtt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das ,W'»dr»ffrr Tagedlotl- «schein! an allen Werkta-en naclM tlags S Uhr. Be,u,-preis: Bei Abdslnn, in der GejchäfirsteUe nnd den AnsgObestellen 2 NM. im Monat, dei /nstelluna durch die Boten 2,Zn NM., del Nostbestellung 2 NW. z> zii,t'ch Adtrrg- —.. . gkd«hr. Einteinnmmern ISRpsg.NHeBodanftatten Wochenblatt für WnsLrNff u. Nmgeaend Postdolen und unsrreAns. träger und Gesüpäfistieüev — —— i-ehrnen zu jeder Heil Be- stettuuge» entgegen. AmFaur höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Setriedsstö-ungen besteh'- irrUl Anspruch aus Lieferung der Heilung oder KLrzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandtcr Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto deiiiegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigrupreis: die 8 gespaltene Naumzeilc 20Rpfg.» die 4 gespaltene Heile der amtlicher Bekanntmachungen 40 Reichs- pfennip, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Neichsmarb. Nachwei vn(,sgkbühr 20 Neichspfeunige. 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Mit schwerem Gepäck beladen und nicht geringen sorgen im Herzen sind die Reichstagsabgeordneten, so weit sie nicht schon in Berlin als Mitglieder des Haus haltsausschusses in eifriger Arbeit tätig sein mußten, jetzt wieder in das „Hohe Haus" am Platz der Republik zurück- gekehrt, beladen mit den beiden dickleibigen Bänden des Haushalts I929 und trotz aller Abmachungen immer noch in starker Sorge darum, ob es gelingen wird, die Aus gaben des Haushalts mit den Einnahmen in Einklang zu bringen. Wohl hat man auf dem Papier ausgerechnet, wie dieses Ausbalancieren des Haushalts erfolgen foll, aber noch weiß man längst nicht, ob die Wirklichkeit diese Berechnungen nicht schon bald über den Haufen werfen wird. Denn als dunkelste Wolke lagert über der riesigen Kuppel des Reichstages die Pariser Reparationskonferenz, weil es ganz ungewiß ist, welches deren Ausgang sein wird. Das macht die Sorgen noch schwerer. Der am meisten belastete Mann ist natürlich der Reichsfinanzminister. Zurzeit sucht er eifrig nach Geld, weil er schon für den nächsten Ersten sehr er hebliche Mittel braucht, um die dann fälligen Verpflich tungen des Reiches leisten zu können. Dazu kommen noch neue Ausgaben, die von der Arbeitslosenversiche rung auch im laufenden Monat in Anspruch genommen werden; schon seit Tagen verhandelt er mit verschiedenen Großbanken, um von ihnen 150 bis 200 Millionen Mark zu erhalten. Diese Schwierigkeiten der Reichskassen werden bei den kommenden Beratungen des Reichstages eine sehr erhebliche Rolle spielen. Man ist ja inzwischen den Parteien der zwar nicht formell, wohl aber tatsäch lich bestehenden Koalition übereingekommen, daß von keiner Seite eine wesentliche Heraufsetzung des Ausgaben etats beantragt werden soll. Doch einen weit schärferen Druck als diese Verabredung werden jene Schwierigkeiten ausüben, die durch die Ebbe in den Reichskassen nun schon drei Monate hindurch verursacht worden sind und deren Ende vorläufig noch gar nicht abzusehen ist. Etatsberatung — das Pflegt im allgemeinen unter dem Zeichen sachlicher Behandlung zu stehen, bietet nur verhältnismäßig wenig Sioff für partei politische Kampfreden und Agitationsanträge. Wird es diesmal noch weniger tun als sonst. Der Druck von außen her. namentlich aus der Richtung Paris, ist zu stark geworden und das „Normaljahr" des Dawes-Plans übt seine Wirkung aus. Wo darum sich ein paar Abgeordnete jetzt wieder begrüßen, wird man als erstes immer die Frage hören: „Was halten Sie von Paris?" Immer wieder dieses Wort, das uns allen und nicht zuletzt den Reichstagsabgeordneten den Ernst unserer augenblick lichen und künftigen Lage in krasfer Deutlichkeit illustriert. Jetzt wird das Wort „Sparen" so groß wie nur möglich geschrieben, wird vioüeicht schon sehr bald aber noch größer geschrieben werden müssen über das hinaus, was wir für möglich halten. Es ist also kein beneidenswertes Sorgenpaket, mit dem belastet die Große Koalition ihren Marsch angetreten hat. Wer weiß, ob sich die Fülle dieser Sorgen nicht noch vermehren wird! Entscheidendes geschieht, und so sehr Entscheidendes, wie selten Wohl das war, was dem Reichstag zur Stellungnahme vorgelegt wurde. * Schluß der Osterpause im Wallothaus. Kleinarbeit im Reichstag. Berlin, 22. April. Die allerorten geforderte Vereinfachung und Rationali sierung der Geschäftsobliegenheiten ist wohl selten in größerer Anschaulichkeit vorgeführt worden als heute bei der Wieder eröffnung des Deutschen Reichstages. In der Pause sind drei neue Minister in das Kabinett eingerückt, eine veränderte Regicrungsgrundlage soll sich gebildet haben. Diese immer hin bemerkenswerten Vorgänge riefen ein kaum sich regendes Echo im Hause wach, das fast unbeachtet verklungen wäre, wenn die Kommunisten nicht den stürmischen Ruf nach einer ihnen notwendig erscheinenden Regierungserklärung erhoben hätten. Sie gewannen keinerlei Gegenliebe. Präsident Löbe fand es ausreichend, die neuen Minister aus dem Papier, nicht in Person, zu präsentieren, indem er das Berufungsdekret des Reichspräsidenten verlas. Die Namen GuSrard, Wirth, Stegerwald erschienen, nur die Namen, keiner von ihnen war anwesend. Die auf der rechten Seite in ziemlicher Anzahl, auf der Linken nur in wenigen Vertretern erschienene Abge ordnetenschaft war damit zufrieden. Es wurde nun eine Reihe mehr formaler Angelegenheiten, die längst und wiederholt durchberaten und besprochen worden waren, erledigt, wenn auch die widerspenstigen kommunistischen Bänke einige dritte Lesungen verhindern konnten. Sie wollen absolut über Demonstrationsverbot und Maifeier reden; vielleicht haben sie am Dienstag mehr Gelegenheit dazu bei den in Aussicht genommenen Verhandlungen über die Etats des Reichspräsi denten und des Reichskanzlers. Heute wird nichts daraus — vom Himmel blickt die fröhliche Avrilsorme zu den Fenstern hinein, der Saal leert sich nach der kurzen Arbeit höchst eilfertig. io. 4- SitzungSbericht. (61. Sitzung.) 08 Berlits, 22. April. Die Sitzung wird eröffnet mit dem Verlesen eines Schreibens des Reichskanzlers durch den Präsidenten Löbe. Der Reichskanzler gibt davon Kenntnis, daß die neuen Minister Dr. Stegerwald, Dr. Wirth und v. Guörard berufen wurden. Vor der weiteren Inangriffnahme der Tagesordnung fordert Abg. Stöcker (Komm.) die Abgabe einer Regierungs erklärung und eine politische Aussprache dazu; das müßte wenigstens geschehen im Hinblick auf den Wechsel Im Neichs- kabinett sowie die Beratung verschiedener kommunistischer Anträge über die Aufhebung aller Demonstrationsverbote und über die Wiederaufnahme von Lohnverhandlungen mit den Reichsarbeitern. Präsident Löbe erklärt, es werde wahr scheinlich am Dienstag bei der Etatsberatung Gelegenheit zu einer politischen Aussprache geboten sein Die kommunistischen Anträge sind damit erledigt. Die zweite Beratung des Gesetzentwurfes über die deutsch- litauischen Verträge und Abkommen geht mn einigen kurzen Amerikas Abrustungsyrogrannn. Eine bedeutungsvolle Sitzung oer Genfer Konferenz. In der Sitzung der Vorbereitenden Abrüstungs- kommssion gab der amerikanische Botschafter Gibson im Namen seiner Negierung eine mit ungewöhn lichem Ernst und Nachdruck vorgetragene Erklärung über den Standpunkt der Hoover Regierung zu dem gesamten Abrüstungsproblem ab. Die umfang reiche Erklärung Gibsons dürfte die umfassendste und klarste Stellungnahme über die Mittel und Wege zu einem Ausgleich und einer Herabsetzung der Rüstungen sein, die bisher von der amerikanischen Negierung abgegeben worden ist. Gibson erklärte, die erste Pflicht der Kommission sei es jetzt, sämtliche Zahlen der Abrüstungsfrage dahin zu prüfen, welche Zugeständnisse jede einzelne Ab ordnung machen könne. Die Abrüstungsfrage müsse in zwei Teile, Land- und Seerüstungen, geteilt werden. Die Vereinigten Staaten seien in erster Linie an dem Seeproblem interessiert. Die amerikanische Re gierung sehe keine Veranlassung, ihren bisherigen Standpunkt zu ändern, nach dem die einfachste und prak tischste Methode die Festsetzung der Tonnage für die einzelnen Schiffskategorien sei, eine Methode, die auch dem Washingtoner Abkommen zugrunde liege. Die amerikanische Regierung sei im Interesse einer allgemeinen Verständigung bereit, die aus der dritten Tagung der Abrüstungskommssion gemachten französischen Vorschläge, die aus eine Verbindung zwischen Gesamttonnage und Tonnagekate gorien Hinausliesen, als Erörterungsgrundlage anzu- nehmen, jedoch unter der Voraussetzung, daß zunächst nur eine Verständigung über die Methoden selbst vor- grnommen würde. Alle Quantitativvorschlägr müßten der endgültigen Abrüstungskonferenz Vorbehalten bleiben. Es fei zunächst erforderlich, eine Formel zv finden, nach der die einzelnen Schiffskategorien ver glichen werden könnten unter Berücksichtigung des Alters, der Wasserverdrängung und der Größe des Kalibers. Bezugnehmend aus den Kellogg-Pakt fügt« Gibson hinzu: Ich hatte unlängst den Vorzug, das gesamte Abrüstungsproblem ausführlich und lange mv Präsident Hoover zu erörtern, der seit jeher ein glühender Vertreter des Kriedensgedanken« und des guten Einvernehmens ist. Vielleicht mehr als jeder andere bin ich in der Lage festzustellen, wie seh» er durchdrungen ist von dem Gedanken, daß der Kriegs- ächtungspakt uns eine noch nie dagewcsenc Gelegenheit gibt, die Sache der Abrüstung vorwärtszubringen, ein« Gelegenheit, die keine Verschiebung zuläßt. Das von der Negierung Hoover autorisierte Ab rüstungsprogramm erläuterte Botschafter Gibson im einzelnen wie folgt: Das Ziel der weiteren Arbeiten der Kommission müsse entscheidend sein, eine möglichst große Zahl von Männern aus dem Militärdienst zu env tassen, und zweitens eine Herabsetzung der schwerer Steuerlasten zu erreichen. Die Öffentlichkeit wolle nichts mehr von einer Beschränkung hören, sondern ver lange eine Herabsetzung der Rüstungen. Aus diesem Grunde müsse das Wort „Beschränkung" ein für allem«! ausgestrichen und in Zukunft nur noch von einer gcschäbUche» Erklärungen ohne weitere Ausiprachc vor sich. Die deutsch-litauischen Abkommen werden angenommen, die deutsch-rumänische Erklärung über die Wiederinkraftsetzung des Haager Zivilprozeßabkommens wird in zweiter und dritter Lesung erledigt. Ebenso wird angenommen in erster und zweiter Lesung das Abkommen über den Weltrundfunk. Das internationale Opiumabkommen geht auf kommunistischen Antrag an den Auswärtigen Ausschuß. Bei der ersten Beratung des internationalen Überein kommens über die Einrichtung von Verfahren zur Festsetzung von Mindestlöhnen fragt Abg. Behrens (Dtn.), ob die anderen Länder auch bereit seien, das Abkommen zu ratifizieren Abg Ende (Komm.) nennt das Abkommen ein wertloses Stück Papier. Ncichsarbeiisminister Wissel! antwortet ihm, das Abkom men sei in Gens mit 76 gegen 21 Stimmen angenommen worden. Die 21 Gegner seien im wesentlicbcn Vertreter der Tschechoslowakei gewesen und nur Arbeitgeber. Der Reichs arbeitsminister hält das Abkommen für einen wesentlichen sozialpolitschen Fortschritt. Es wird in erster und zweiter Beratung angenommen. Der dritten widersprechen die Kommunisten. Die dritte Beratung des Gesetzentwurfes über die Ab änderung der Verordnung zur Errichtung von Arbeitskam mern im Bergbau wird erledigt und die Vorlage endgültig angenommen. Das Wesentliche daran ist d-e Verlängerung der Wahlzeit der Mitglieder von zwei aus v.er Jahre. Nunmehr vertagt sich das Haus auf Dienstag. Herabsetzung der Rüstungen gesprochen werden. Die amerikanische Regierung sei bei Überzeugung, daß eine vollständige und wirksame Be schränkung der Rüstungen nur möglich sei, wenn all« Klassen der Kriegsschiffe einschließlich der Kreuzer, Zer störer und U-Boote beschränkt würden. Unmittelbar nach Gibson gaben die Vertreter Eng lands, Japans, Frankreichs, Italiens, Kanadas und Sowjetrußlands Erklärungen ab. Lord Cushendun er klärte im Namen der britischen Regierung, daß er mit gleichem Geist das schwierige und komplizierte Problem in Angriff nehmen werde. Die englische Negierung er kläre sich mit den Grundsätzen und der allgemeinen Auf fassung der amerikanischen Erklärung voll einver standen. Der japanische Delegierte Matsuki er klärte, er würde die amerikanischen Vorschläge sofort seiner Regierung übermitteln und noch im Lanfe dieser Tagung praktische Vorschläge unterbreiten. Der Vertreter Frank reichs wies darauf hin, daß man jetzt endlich in die Erörterung praktischer Vorschläge treten und von der Behandlung rein theoretischer Fragen Abstand nehmen müsse. Der italienische Vertreter gab gleichfalls im Namen seiner Regierung eine zu stimmende Erklärung ab. Litwinow wies unter all gemeiner Heiterkeit darauf hin, daß die amerikanische Ab ordnung die gleichen Vorschläge mache wie er. „Die Rettung -er Landwirischast." Keine Zersplitterung. Der Präsident der Vereinigung der Deutschen Bauern vereine hat oen angeschlofsenen Bauernvereinen ein Rund schreiben gesandt, in dem er Vereinbarungen bekanntgibt, die er mit Minister a. D. Schiele über die Einheitsbestrebungen getroffen hat. Diese Vereinbarungen gehen dahin, die gemein same sachliche Arbeit zur Rettung der deutschen Landwuttschaft erfolgreich zu Ende zu führen. Demgegenüber müßten Orga nisationsfragen gegenwärtig zurücktreten. Die Präsidenten Schiele und Hermes wollen sofort nach Abschluß der gegenwärtigen gemeinsamen Arbeit in Verhandlungen auch mit der Deutschen Bauernschaft eintreten, um sich über eine Form des organisatorischen Zusammenschlusses zu verständi gen. Die der Vereinigung der Deutschen Bauernvereine an geschlossenen Vereine wurden ersucht, ihr zukünftiges Handeln in voller Übereinstimmung mit diesen Abmachungen zu halten und von allen Maßnahmen abzuschen, die die Frage eines organisatorischen Zusammenschlusses der Spitzenorganisalionen berühren. SlkmemiistmiM in 3«M Tokio. Fast ganz Japan wurde von einem Orkan heimgesucht, der ausgedehnten Schaden und zahlreiche Todesfälle verursachte. Eine Anzahl Fischerboote und andere Schiffe sanken. An der Nordwestküste, die am stärksten gelitten hat, wurden in Niigata acht Personen ge tötet und 26 verletzt. Hunderte von Häusern wurden zer stört, etwa 3000 schwer beschädigt. In der Pähc der koreanischen Küste stürzten zwei Marineflugzeuge mit je vier Mann Besatzung ab. Auf einem Torpedoboot wurden drei Matrosen über Bord gespült und sind ertrunken. » Fördert die Ortspresse » Scharfer AMstangsMstotz MM