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ilsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »«. .Wil.dr»«» Ta,«kl»U- ««Ich«!« »» ollen Weedlogen nochneitto,, SUH». »epi-«P^«: «ei «dhol»», i» »« DrschSftrstklle und de» «»»,-deftrllr» 2 RW. im Monat, bei znftellnn, dnech di« Boerv 2^0 «W., bei Poftdcftellnng »«ns,.«^P»b°»ftal<!a Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend lr°ftb-tr»u»?»»in««»». t»i,«r»nd<S-ichÄ!«i»U«i ! ll 2—H nehme» j» jeder Feil »«. stell»»,«» «»,,»,rn. Im Falle hbher« »email, »rie, odee j-nsti,-r Kr»r,«b»st»r»»a«a destehi d-in Anjprnch ans B-s-rang »er Zeiwn, oder «Lr,»»« de« »«,»,«preise». — «»»send»«, einprsMtdMr Schnjtftkrk- «<ol,t anr, men» Porto deiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anp«,«»pr»tr: »b« »Spalte«« Raum,eile 20 Rpfg-, die 1 g-jpallen« Zeile der amtlichen Bekannimachuugen 40 «eich», pfennia, die »«sPatteae Reklamezeil, i« textlichen Teile l Reichsmark. Nachweisung«,edLhr 2l> Aeichspienuige. Bor- aeichriebeueikkch»»«!»«- „ tage und Plagvnrschriste» »erd-» »aq ^!»»chdch« Fern sprech sr: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtig-.«^^ annahme bis »o»m.tsUhr. — Fiir Li« Richtigkeit d« durch FrrmmiLdWrm Metten Aasigen übernehme» mir keine »arautic. J.>derRab»rtanspinch erlischt, wen» LerBetrag durch Klage »itt^»gme»«»ch«»»»i> oder der Ruitrag,-der in Konkurs gerilt. Kindchen nehmen all« Dermittluugsftollen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmmhrmge« der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 78 — 88 Jahrgang Telegr.Adr „Amtsblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 4 April 1929 Das große Elend. Die Geschichte hat damals viel Aufsehen erregt: Im Reichsentschädigungsamt verübte ein früherer Kolonial- deutscher, Langkoop, der infolge verzögerter Aus zahlung der Entschädigung in schwere wirtschaftliche Be drängnis geraten war, auf den Präsidenten des Amtes eine Art Attentat, das allerdings mit Wohl ziemlich untauglichen Mitteln vor sich ging, das ihn aber jetzt vor Gericht geführt hat. Dieser Fall Langkoop, wie er jetzt in den Gerichtsakten zu finden ist, war aber mehr als die Sensation eines angeblich versuchten Attentats —, er enthüllte dasgroßeElend,in das zahlreiche deutsche Auslandgeschädigte geraten waren. Die Rechtslage war ja klar: während das gesamte Vermögen aller Deutschen im feindlichen Ausland, in den deutschen Kolonien usw. von der Entente beschlagnahmt wurde und diese Beschlag nahme später im Versailler Vertrag von Deutschland als rechtsgültig anerkannt wurde, übernahm das Reich da mals auch noch ausdrücklich die Verpflichtung, diese Aus landdeutschen für ihre Verluste zu entschädigen. Aber dazu kam noch die weitere Verpflichtung, auch den Schaden zu tragen, der z. B. den Deutschen in den früher zum Reich gehörigen Gebieten erwachsen war. An solchen Schäden ist eine ungeheure Summe zusammengekommen, die auf etwa neun Milliarden Mark zu be ziffern ist. Da das Reich sich nicht in der Lage fühlte, diese Summe voll zu bezahlen, hat man im Kriegsschäden- schlußgesetz von 1928 nun eine Gesamtentschädigung von 1,5 Milliarden Mark festgesetzt, deren wirkliche Auszahlung sich freilich noch auf vier bis fünf Jahre hinziehen wird. Diese gesetzliche Gewißheit und demgemäß eine klare Rechtslage, die dann auch finanziell verwertbar wurde, gab es also für diese Geschädigten erst acht bis neun Jahre später, nachdem sie unter fast restlosem Verlust ihres Ver mögens, ja auch ihrer sonstigen Habe und ihres Gutes meist zwangsweise nach Deutschland ab transportiert waren oder dorthin zurückwandern mußten. Und seit diesen Jahren geht das Ringen dieser Menschen um eine einigermaßen gerechte Entschädigung. Gewiß wurden Summen an sie ausgezahlt, die dem Zahlenwert nach sehr hoch waren — nur zerstörte die Inflation sehr bald diese wachsenden Zahlenpyra miden. Breit und lang ist daher der Leidensweg dieser Volksgenossen, die gleichfalls Opfer des Krieges sind. Hat doch zum Beispiel England immer noch nicht die Liquidation des deutschen Vermögens in Groß britannien selbst und in den Dominien vollzogen, andere Länder setzen diese Liquidationen, also den Raub d e u t s ch e n P r i v a t e i g e n t u m s, unter Stützung auf den Versailler Vertrag immer noch fort. So mehrt sich noch diese Zahl der deutschen Auslandgeschädigten, mehrt sich auch ihre wirtschaftliche Rot. Blickt man jetzt aber zurück auch auf den Weg, den die gesetzliche und behördliche Behandlung der Ausland geschädigten zurückgelegt hat, so ist dieser nicht weniger unerquicklich. Was den ostafrikanischen Farmer Lang koop letzten Endes auf den Gedanken eines solchen „Atten tats" brachte, war nichts anderes als die Absicht, mit Ge walt zu erzwingen, was ihm die nach seiner Ansicht viel zu langsame Behördenarbeit versagt hatte. Andererseits muß man freilich auch bedenken, daß diese Arbeit im Hinblick auf die Zahl der zu Entschädigenden nicht bloß eine sehr umfangreiche war, sondern daß auch die Schwierigkeiten, die namentlich in der Nachprüfung der angemeldeten Forderungen lagen, überaus große ge- tvesen und immer noch sind. Zeugen, amtliche Nach weise, sonstige Unterlagen aus den Ententestaaten sind wich heute noch, geschweige denn in den vergangenen zehn Zähren, nur unter den größten Mühen und häufig ohne Erfolg, fast regelmäßig unter großem Zeitverlust heranzuziehen; andererseits stieg natürlich die Not des ^^^inen, der sich eine neue wirtschaftliche Existenz vielfach nicht begründen konnte. Da kam es dann, wie im Falle Langkoop, zwar nicht wirklich, aber immerhm figürlich zu emer Explosion. Und vielleicht kann man auch die Be- horden nicht ganz von dem Vorwurf freisprechen, sich manchmal allzuwenig den Verzweiflungsgefühlen der Ge schädigten angepaßt zu haben Viele Fehlgriffe sind erfolgt, wie es in den Prozessen vor dem Reichswirtschafts gericht, das das letzte Wort dabei hatte, nicht gerade selten zutage trat. Aber andererseits hat es auch an Gegenvorwürfen nicht gefehlt, daß Forderungen erhoben wurden, die teilweise weit über das Maß des Berechtigten hinausgingen. Wo liegt da die Schuld? Doch nicht so ganz aus der einen oder anderen Seite, wie öfter be hauptet wurde. Bismarck hat einmal gesagt, daß der Deutsche, der aus wirtschaftlichen Gründen ins Ausland geht, wirt schaftlich auch ein größeres Risiko übernimmt. Das war freilich der Standpunkt eines Mannes, dem das Vor dringen der Deutschen in die Welt hinaus noch fernlag. Er hat aber auch nicht ahnen können, daß man sich, wie das im Weltkrieg geschah, rücksichtslos über die primi tivsten Bestimmungen des Völkerrechts hinsichtlich des Privateigentums hinwegsetzen würde. Und' in dieser völligen Mißachtung des Völkerrechts liegt letzten Endes der Grund auch für das Elend der deutschen Auslandgeschädigten. » Fördert die Ortspreffe » Kabinettskrise in Oesterreich Dr. Seipel zurückgetreten Bundeskanzler Dr. Seipel bot Mittwoch nachmittag dem Ministerrat seinen Rücktritt an. Die Minister schlosse!, sich den Gründen Dr. Seipels an, worauf dieser dem Bundespräsidenten Miklas seine Demission erklärte Der Bundespräsident nahm sie an und beauftragte dar bisherige Kabinett mit der Fortführung der Geschäfte Dr. Seipel führte zur Begründung seines Ent Schlusses vor den Ministerkollegen aus, das Antlitz der Republik Österreich habe sich in letzter Zeit sehr vorteilhaft verändert und das SLaatsleben befinde sich aus dem Wege normaler Entwicklung. Die Lage sei derart, daß ein sehr bedeutsamer Ruck nach vorwärts gemacht werden könne. Hierunter verstehe er die Förderung des Wohnungsbaues, des Mietrechtsverfahrens, der Justizreform, der Polizei kompetenzfrage. Aus dieser Auffassung heraus und weiter aus der Erwägung, daß seine Person für die ange- deutete Entwicklung als Hemmnis angesehen werde, gebe er seine Demission. Zweifellos stehen mit dem Ausscheiden Dr. Seipels die in den letzten Wochen entstandenen Schwierigkeiten zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern in der Metallindustrie in Zusammenhang. Es entstanden einige Teilstreiks, worauf die Arbeitgeber in bis zum 6. und 13. April befristeten Ultimaten die Gesamtaus sperrung von 40 000 Arbeitern androhten. Die Gründe zum Rücktritt des öster reichischen Kabinetts Wien, 3. April. Zum Rücktritt des Kabinetts Seipel wird noch bekannt, daß Bundespräsident Miklas den Rücktritt zur Kenntnis genommen hat. Dr. Seipel teilte dies im christlichsozialen Klub mit und fügte hinzu, daß sich die Regierung zum Rücktritt mit Rücksicht auf die großen Schwierigkeiten, die sich ihrer Re gierungstätigkeit entgegengestellt hätten, entschlossen habe. Die Agitation habe sich gegen seine Person gerichtet, so daß er es sich habe überlegen müssen, ob er noch weiter die Last der Regierungs geschäfte tragen könne. Die Lage sei heute derartig, daß man über die großen Schwierigkeiten, die schon seit zehn Jahren bestanden hätten, nicht hinwegkommen könne. Möglicherweise werde man über die Schwierigkeiten in der Mietenreform und in der Frage der Grundsatzgesetze unter einer anderen Regierung leichter hin wegkommen. Auch die übrigen Mitglieder schlossen sich dieser Erwägung an, worauf der Gesamtrücktritt beschlossen wurde. Die Mehrheitsparteien werden nunmehr darüber beraten, ob der Koalitionspakt aufrecht erhalten bleibt. Ueberraschung in Wien Wien, 3. April. Gerade die verschiedenartigen Erklärun gen, die unmittelbar nach dem Bekanntwerden des Rücktritts des Kabinetts Seipel auftauchten, zeigen, daß eigentlich niemand über die wirklichen Gründe dieses Schrittes unterrichtet gewesen ist. Tatsächlich hat der Rücktritt in allen parlamentarischen Kreisen, ja selbst in der engeren Umgebung des Bundeskanzlers vollkommen überrascht. Die Erklärung des Bundeskanzlers enthält keinerlei Anhaltspunkte dafür, ob und welcher unmittelbare Grund für den Entschluß vorliegt. Vielmehr hat die Erklärung offensichtlich das Bestreben, zu zeigen, der Kanzler beabsichtige, jedes Hindernis für eine parlamentarische Verständigung wegzuräumen, das viel leicht in seiner eigenen Person gesehen werden könnte. Man muß annehmen, daß der Rücktritt eine grundsätzliche parlamentarische Klärung herbeiführen will, sei es dadurch, daß die Person des Dr. Seipel endgültig ausscheidet, sei es, daß es Dr. Seipel ge lingt, endgültig die persönlichen Widerstände wegzuräumen, unter denen er gelitten hat. In politischen Kreisen nimmt man an, daß die Krise von län gerer Dauer sein dürfte. Gerade weil sie grundsätzlichen Charak ters ist, wird es sehr schwer sein, eine neue tragfähige Kombi nation für die künftige Regierung zustande zu bringen. Um die Neubildung Wien, 3. April. Der christlichsoziale Parteivorstand wird morgen zu einer ersten Sitzung zusammentreten, um über die Krise zu beraten. Nach der Stimmung zu urteilen, die am heuti gen Mittwoch in der christlich-sozialen Fraktion herrschte, ist an zunehmen, daß die überwiegende Mehrheit der Partei sich dafür aussprechen wird, den bisherigen Bundeskanzler Dr. Seipel aufs neue zu bitten, die Regierung zu übernehmen. Die Grvßdeutsche Fraktion veröffentlicht eine parteiamtliche Auslassung über den Rücktritt des Kabinetts und spricht ihr Be dauern darüber aus. Die Großdeutschen geben die Schuld an der Krise den heftigen Angriffen der Linken gegen den Bundeskanz ler. Im übrigen spricht die Partei ihren Ministern das Vertrauen aus. In Großdeutschen Kreisen erwartet man, daß die christlich- soziale Partei in den nächsten Tagen den Eintritt in die Ver handlungen zwischen den bisherigen Koalitionspatteien anregen wird, um auf der allen Grundlage aufs neue die Regierung zu bilden. In diese Verhandlungen einzutreten, würden sich die Großdeutschen bereit erklären. »tritt des PlnWu Kabinetts beschlossen Warschau, 4. April. Obgleich noch keinerlei amtliche Meldungen vorliegen, verlautet doch aus politischen Kreisen, daß der Rücktritt des Gesamtkabinetts Barthel beschlossene Sache sei. Um 5 Uhr nachmittags fand ein kurzer Kabinettsrat statt, an dem Ministerpräsident Barthel jedoch nicht teilnahm. Blutiger Zusamnienstutz eines Wset- ruWen SiOWten mit Mischen Pnlizeibenmten Warschau, 4. April. Auf der Bahnhvfswache in Bara- nowicze an der polnisch - russischen Grenze ist es am Mittwoch nachmittag zu einem blutigen Zusammenstoß zwischen dem in Be gleitung seiner Frau von Berlin nach Moskau reisenden Vertre ter der sowjetrussischen Handelsabordnung, Apanasjewitsch und den polnischen Polizeibeamten gekommen. Der Handelsvertreter war zwecks Untersuchung seiner Papiere auf die Polizeiwache ge beten worden, wo sich zwischen ihm und dem diensttuenden Be amten ein scharfer Wortwechsel entwickelte. Apanasjewitsch zog in der Erregung seinen Revolver und feuerte auf den Polizisten, der ihn vom Zuge zur Wache begleitet hatte, einen Schuß ab, der den Beamten am Kopfe verwundete. Mit der zweiten Kugel ver letzte er den diensttuenden Beamten ebenfalls am Kopfe, worauf er den dritten Schuß gegen sich selbst abfeuerte. Der Zustand der beiden polnischen Beamten soll besorgniserregend sein, während Apanasjewitsch sich angeblich nur leicht verletzt haben soll. Der Handelsvertreter und seine Frau wurden sofort verhaftet. Für die nationale Ein heitsfront Beschluß der deutschnationalen Fraktion Am Mittwoch hielt die deutschnationale Landtagsfraktion Sachsens in Dresden eine Sitzung ab, in der folgende Kundge bung beschlossen wurde: „Die deutschnationale Landtagsfraktion unterstützt die Bestrebungen eines Zusammengehens der staatser haltenden Parteien bei der Landtagswahl mit dem Ziel, Sach sen vor der Wiederkehr einer Zeignerregierung zu bewahren. Im Hinblick auf den auf Wirtschaft und Volk lastenden schweren Druck tritt sie ein für die Herstellung des Gleichgewichts in den Staats haushaltplänen, gegen die Ueberspannung der Steuern, Schul- u. Soziallasten und für eine klare und entschloßene Außen- u. Han delspolitik. Die Not des Volkes fordert jetzt mehr als je eine star ke nationale Front."