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MlsdmfferTageblatt Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »«««sch' Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstremamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. »t« Ra>n»^Uk 20Rps«. dit4,rsp-ll«»« Jett, dcr amtttchen B-kanntm-ch-n,«, 40 j»s«i»i», dk Rkklm»«,eiU i« tc;,Uchr» Teil« 1 «cichrmark. NachMeijungrgebühi 20 Rrich,ps«»i,r. Bor. g«schri«d»»«ar<<h«i>-i-»^- :a,« und Plazoorschriste» Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 »bcrnchmcn wir kein-G-rantte. J.!d«Rab«iianspruch «lischt, wen» der»etra,d«rch »la,« eiw^pr,«» »«den nur- oder der«,stra«,eder in Kontnrs «c-Lt. U»^i,rn nehmen alle .WilndenH« «iedeiM« «, «le» W«tt»z«, nachmittag» 5 Uhr. Be^eiopreto: Bei Addolnng in -«sch«»s».S.->»»«-- 2 «M. imMo.at, dei Znjttü»»« dnrch dir Boren 2,3V RM., dei Poftdeftellirn, Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Poftd°'t.„«do»i-«*^ l^^nnr^sch»^^« ——— ——! — u nehme»,» jeder Zeit Be. st«Lir»s«l G«»aU, Kri^ oder sonfti,er BrttrredsstLrungeu besteht kein Anspruch ans Lieferung »er Zeitung oder Ikmyuug o« Bstzug»preise». — Rücksendung eiugesaiU>Ser Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto deiliegt. Rr 76 — 88 Jahrgang Trlegr.-Adr.: „Amtsblatt^ Wilsdruff- Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 2. April 1929 Die Ostergabe für Deutschland. Die deutschen Vertreter auf der Pariser Konfe - AEN? haben ein nicht gerade angenehmes Ostern hinter sich» rst ihnen doch auf der letzten Sitzung der Konferenz vor Ostern durch den Vorsitzenden, den Amerikaner Owen Uoung, zwar kein Ultimatum, aber doch eine Denkschrift überreicht worden, die recht ultimativ aussteht: die ein heitlichen Ansichten der Alliierten über die Höhe der künf tigen deutschen Jahreszahluygen. Dieses Osterei stellt also eine nicht gerade sehr erfreuliche Gabe dar, weil hier die Gefahr heraufdämmert, daß Deutschland durch Ableh nung dieses Ostergeschenkes sich leider dem aussetzt, gegebenenfalls „schuldig" erklärt zu werden dafür, daß die Konferenz zum Scheitern kommt. Wenn man es also bestreitet, daß an die deutschen Vertreter ein „Ulti matum" gerichtet worden ist, so ist dies nur ein Streit um Worte; die Wirklichkeit sieht eben so aus, daß die Gegenseite, also nicht nur die alliierten Mächte, sondern zusammen mit Amerika, diese eine einheitliche Front darstellt und sich auf eine Summe als Jahreszahlung ge einigt hat, für die die deutsche Zustimmung verlangt wird. Das Unerfreuliche dieser Situation scheint aller dings dadurch etwas gemildert zu sein, daß Aoung als Vorsitzender der Konferenz für diese deutschen Jahres zahlungen Zahlen genannt hat, die sehr wesentlich unter den Forderungen der Alliierten liegen. Wie bei den anderen Teilen des neuen Zahlungs planes haben die Alliierten auch darin ihren Willen durchgesetzt, daß die Schulden Englands, Frankreichs, Italiens usw. an Amerika doch eine entscheidende Rolle gespielt haben insofern, als durch sie die Höhe der deutschen Zahlungen und deren Zeitdauer mit bestimmt wird. Daraus ergibt sich die groteske Fest stellung, daß Deutschland auch jene Kosten decken soll, die den Alliierten aus der Führung des Krieges gegen Deutschland entstanden sind. In dieser Verknüpfung de, deutschen „Reparations-", also „Wiederherstellungs"- zahlungen, mit den reinen Kriegstosten der Alliierten Wird der letzte Schleier beseitigt, der noch die Tatsache zu verhüllen versuchte, daß die deutschen Zahlungen nichi etwa nur dem Zwecke dienen sollen, die Kriegszerstörun gen oder Kricgsverluste auszugleichen, sondern daß Deutschland restlos die Kosten des Krieges insgesamt tragen soll, darüber hinaus auch Kriegsentschädigungen zahlen muß. Diese Absicht der Alliierten zerstört natür lich den Hauptgesichtspunkt, von dem auch die Amerikaner ursprünglich ausgegangen sind: Deutschlands Zahlungen sind seiner Leistungsfähigkeit anzupassen. Jetzt soll maßgebend sein nur die Schuldenmafse der Alliierten an Amerika, zuzüglich der teilweise phanta stischen Zahlen, die von unseren Kriegsgegnern als an gebliche Kosten des Wiederaufbaus genannt werden. Um nur auf eins hinzuweisen — in den Kellern des Belgischen Staatsbank liegen etwa sechs Milliarden deutschen Papiergeldes, das während des Krieges durch die deutsche Verwaltung in Belgien ausgegeben worden ist. Das hat man nach dem Kriege aufgekauft, hat es bei der Belgischen Staatsbank aufgestapelt und verlangt jetzt den nominellen Gegenwert dafür von Deutschland. Ähnliche Forderungen dieser Art haben sich gerade in den letzten Beratungstagen der Konferenz vor Ostern mehrfach her vorgewagt und mußten selbstverständlich auf deutsche Ab lehnung stoßen. Die Konferenz in Paris geht somit in allernächster Zeit überhaupt erst der Entscheidung entgegen. Alles, was man dort bisher besprochen und beschlossen hat, hängt erst davon ab, welche Stellung die deutschen Delegierten dem Ostergeschenk gegenüber einnehmen, das man ihnen in Gestalt der Forderungen der Alliierten über die künf tigen deutschen Jahreszahlungen überreicht hat. Trotz des Geheimnisses, mit dem die Arbeit der Konferenz umgeben wird, scheint es festzustehen, daß die Alliierten mit ameri kanischer Zustimmung eine ganz bestimmte Summe als Mindestforderung aufgestellt haben, unter die von den deutschen Delegierten mit ihren Gegenvorschlägen nicht heruntergegangen werden darf. Damit wird Dr. Schacht vor ein Entweder-Oder gestellt; erachtet er es für untrag bar, freiwillig im Namen Deutschlands diesen Forderun gen der Alliierten die Zustimmung zu geben, dann bricht die Konferenz zusammen; aber auch seine Zu stimmung wäre erst gebunden an die spätere Ansicht des Reichstages, der in absehbarer Zeit vor eine solche Ent scheidung gestellt sein wird. Auf alle Fälle aber muß leider festgestellt werden, daß das diesjährige Ostern dem deut schen Volke wieder einmal wirtschaftlich und politisch eine Gabe beschert hat, aus dem eine baldige Auferstehung jedenfalls nicht erwachsen wird. Ltebernahme Waldecks durch Preußen. Die preußische Flagge gehißt. Am 1. April wurde in Arolsen die Übernahme des Freistaates Waldeck in den Preußischen Staatsver- band unter großer Beteiligung der Bevölkerung festlich begangen. Die offizielle Feier fand um 12 Uhr mittags vor dem Regicrungsgebäude statt. Nachdem der Vizeprä sident des Landesdirektoriums Waldeck, Dr. Herberg, die Teilnehmer begrüßt hatte, ergriff der Preußische Mi nister des Innern, Grzesinskt, das Wort und hieß die Bcvölkeruna des biskeriacn Freistaates Waldeck als Jie MMuldlW M immer mehr erschüttert Ein französisches Zeugnis Die französische Zeitschrift für auswärtige Politik L'Esprit International (Der internationale Geist) veröffentlicht in ihrer Nummer vom 1. April einen bedeutsamen Aufsatz des französischen Geschichtsschreibers Renouvin, Professor an der Sorbonne. Der Aufsatz ist im wesentlichen der deutschen Propaganda in der Kriegsschuldfrage und deren Erfolgen in der internationalen Po litik gewidmet, die nach Auffassung des Verfassers sehr hoch be wertet werden müßten. Dank seiner unermüdlichen Tätigkeit sei es Deutschland gelungen, das Interesse für die Kriegsschuldsrage in der gesamten Welt Warnrufen und ernste Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Versailler Diktats zu wecken. Insbesondere seien die Bemühungen Deutschlands in den Ver einigten Staaten nicht ersolglos geblieben. Ein Reihe von ameri kanischen Geschichtsschreibern habe nach einem ernsthaften Studi um der Kriegsschuldsrage sich den deutschen Standpunkt zu eigen gemacht. Auch auf Italien und England seien die deutschen Arbei ten nicht ohne Einfluß geblieben. Bisher sei nur die öffentliche Meinung Frankreichs völlig gleichgültig geblieben, eine Tatsache, die allen Ausländern unverständlich erscheine. Die Maßen der Franzosen wüßten so gut wie nichts über die Kriegsschuldfrage. Allzu lange habe es gedauert, bis Frankreich sich entschlossen habe, dem Beispiel Deutschlands und Englands zu folgen und seine Kriegsarchive zu öffnen. Gerade dieses Zögern habe der Sache Frankreichs schweren Schaden zugefügt. Die Auffassung des Auslandes, insbesondere der Ver einigten Staaten, habe nicht selten dieses Schweigen WM»«»»»»!«! nunmehr preussische Bevölkerung herzlichst willkommen. Danach wurde unter dem Gesänge des Deutschlandliedes aus dem Regierungsgebäude die preußische Flagge gehißt. Der Preußische Minister des Innern Grzesinski führte u. a. aus, Preußen habe sich, als die Vertreter Waldecks mit den preußischen Stellen in Verhandlungen traten, den Notwen digkeiten in keiner Weise verschlossen und sei den Wünschen der Bevölkerung und der Vertreter Waldecks so weit Wie möglich entgegengekommen. Der heutige Tag setze nun mehr den Schlußstein des Gebäudes. Der Freistaat Waldeck habe aufgehört zu bestehen, er werde ein Teil des großen deutschenLandesPreußen, das nunmehr seine Mittel und seine Kraft auch diesem Teile seines Staatsgebietes und seiner Bevölkerung zukommen lassen werde. Der Minister fuhr fort: Fortan werden nunmehr hier die Farben der Republik Preußen wehen. Aber es will mir symbolisch erscheinen, daß trotz der Aufgabe der Eigenstaatlichkeit Waldecks seine Farben »uch hier weiter bestehen bleiben. Waldecks alte Farben sind die Farben Schwarz-Rot- Gold, die Farben, die heute das Wahrzeichen des neuen Deutschlands sind. Und das scheint mir der tiefere Sinn des heutigen Tages zu sein, an dem zum ersten Male esn deutsches Land nach der Staatsumwälzung freiwillig den An schluß an Preußen vollzieht. Ob Preußen, ob Waldeck, Deutschland nennen wir alle unser gemeinsames großes Vater land. Grzesinski schloß: „Ich bin sicher, daß der heutige Tag in der deutschen Geschichte gewürdigt wird als ein Tag be sonderer Art, dessen Geschehen sich vollzieht in dem Willett, für Deutschland und für unser Volk das Beste zu tun." derücksichügung der MterungSschäden bei der Steuer. Verfügung des Reichsfinanzministers. Der lange und starke Frost hat schwere wirtschaftliche Schäden unmittelbarer Art, z. B. in der Landwirtschaft, im Gartenbau und im Weinbau verursacht. Er hat aber auch einzelne Erwerbszweige mittelbar erheblich geschä digt; hierher gehören vor allem das Baugewerbe und die Schiffahrt, die längere Zeit stillgelegen haben, die Land wirtschaft und der Gartenbau, deren Frühjahrsbestellung sich hinauszögerte, auch sonst haben Arbeitsunterbrcchun- gen in verschiedenen Erwerbszweigen stattgefunden. Der Reichsminister der Finanzen hat in einem Runderlaß die Finanzbehörden angewiesen, in allen diesen Fällen be gründete Anträge auf Stundung oder Ermäßigung von Steuern wohlwollend zu behandeln. Amerikanischer Botschafter in Paris ch. Im Alter von 74 Jahren. Am ersten Osterfeiertag ist der Botschafter der Ver einigten Staaten in Paris, Myron T. Herrick, einem Herzschlag erlegen. Botschafter Herrick, der 1854 im Staate Ohio geboren wurde, wurde 1912 zum amerika nischen Botschafter in Paris ernannt. Er soll sich bei den Beisetzungsfeierlichkeiten des Marschalls Foch erkältet haben. Der Präsident der Republik, Doumergue, und der Minister des Äußeren, Briand, haben der amerikanischen Botschaft ihr Beileid zum Ausdruck bringen lassen. Die Pariser Presse widmet dem verstorbenen Bot schafter spaltenlange Nachrufe und feiert ihn zum Teil als einen großen Freund Frankreichs, der sogar den Wunsch geäußert haben soll, es möge ihm vergönnt fein^ falsch (!!) ausglegt und sich gefragt, ob Frankreich Ang st vor der Wahrheit habe. Das amerikanische Urteil Renouvins über den Erfolg der deut schen Propaganda gegen die Kriegsschuldlüge sollte zu weiteren Bemühungen anspornen, sieht man doch, daß die bisherigen deut schen Arbeiten ein Echo im Auslande finden. Schacht über die Tribut- Konferenz Paris, 1. April. Reichsbankpräsident Dr. Schacht hat, da private Aeutzerungen von ihm in der ausländischen Presse mißver ständlich wiedergegeben worden zu sein scheinen, dem Pariser Ver treter des WTB. zu folgender Erklärung über seine Auffassung von dem bisherigen Verlauf der Konferenz ermächtigt: Die Pari ser Besprechungen innerhalb der Reparationskonferenz haben sich bisher in durchaus freundwilligem Geiste bewegt. Die Be deutung des Gegenstandes, nämlich die finanzielle Regelung inter nationaler Beziehungen auf Jahrzehnte und damit die endgültige Liquidierung des Krieges, lassen jedoch nochmancheSchwie- rigkeiten erwarten und eine längere Dauer der Ver handlungen voraussehen. Bei dem allseits vorhandenen guten Willenzur Verständigung und zur Ausbringung der notwendi gen Geduld bei den schwierigen Verhandlungen besteht jedoch die Hoffnung auf einen erfolgreichen Verlauf der Konferenz durchaus weiter. auf französischem Boden zu sterben. Nach dem „New Yori Herald" kommen als Nachfolger für den Pariser Posten in Frage: General Dawes, der amerikanische Bot schafter in Brüssel, Gibson, und Botschafter Flet cher in Rom. Schwerer GrubemuM iu Belgien 27 Todesopfer. In einer Kohlengrube in der Nähe von Genck (Pro vinz Limburg) erfolgte in einer Tiefe von 700 Metern, als gerade die zweite Tagesschicht sich anschickte, hinauf zufahren, eine Explosion schlagender Wetter Die Arbeiter flüchteten unter Schreckensrufen nach allen Richtungen. Der sofort eingeleitete Rettungsdienst stellte fest, daß zahlreiche Arbeiter sich noch in der brennenden Grube befanden. Bis Ostersonntag früh wurden 23 bis zur Unkenntlichkeit verkohlte Leichen und zwei Verletzte in hoffnungslosem Zustande geborgen. über die Ursache der Katastrophe wird folgendes be kannt: Die 28 Mann starke Belegschaft wartete dichtge drängt in einem Loch die Zündung einer Mine ab, durch die Gesteiusmassen gesprengt werden sollten. Unglück licherweise traf der Sprengschuß auf eine mit schlagenden Wettern gefüllte Felsspalte. Das Feuer dehnte sich über eine Strecke von 55 Metern aus und erreichte sämtliche in dem Loche hockenden Bergarbeiter. 25 von ihnen wur den getötet und die drei anderen durch Brandwunden schwer verletzt. Am Ostersonntag ereignete sich ein neues Unglück. Eine zwölf Manu starke Rettungskolonne wurde teilweise unter hcrabstürzenden Gesteinsmassen begraben. Zwei Arbeiter wurden getötet und acht verletzt. In ganz Limburg herrscht eine ungeheure Erregung. Oeutschnaiionaler Wahlaufruf. Die Deutschnationale Volkspartei Ostsachsens er läßt zu den bevorstehenden Wahlen einen Wahlaufruf, in dem es u. a. heißt: „Deutschland befindet sich in einer ernsten Krise des Staates, der Wirtschaft und der Kultur. Gegenüber diesem Niedergang ist eine große nationale Front in der Bildung begriffen. Zu ihr gehören die Deutfchnationale Volks partei unter Führung von Dr. H u g e n b e r g, die Reichs bauernfront unter Führung von Schiele, die vaterländi schen Verbände, in vorderster Linie der Stahlhelm. Die Landtagswahlen sind ein wichtiger Abschnitt im Kampf» dieser Front um den Staat. Wir wissen, daß Splitterparteien nichts erreichen können. Sie hindern ge schlossenes Vorgehen und nehmen deshalb am Kampf um die großen Fragen nicht teil, sie können aus gleichem Grunde nicht einmal Sondervorteile für die von ihnen vertretenen Gruppen ereichen. Die Deutschnationale Volkspartei hat durch ihre Taten bewiesen, daß sie den Kampf um den nationalen Staat ausgenommen hat. Es ist falsch, um vergangener Dinge willen beiseite zu stehen. Es handelt sich nicht um die Vergangenheit, sondern um die Zukunft. Mitzukämpfen ist Pflicht iedes einzelnen, der