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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, «i'Ldntffer Tagedl«1t* erscheint an «Len Werkt«cen nachm tlagr 5 Uhr. Bejuysprei»: Bei Abholung in d«r Geichäfrrstclle und drn Ausgodestellen 2 NM. im Monat, bei Anstellung durch die Boten 2,A> RM., der Poftbestellung Wochenblatt für Wi'sdruff u. Umgegend P°ftd°«nÄÜ^ «»»»»»»»»elchäsi«""" ' ' ' nehm«» zu jrdrr Zkii Be- steLnngen entgegen. ImFalU höherer Gewalt, Kr»eg oder sonstiger Betr,eb»störungen besteh' kein Anspruch aus Lieferung der Zeitnng oder Kürzung des Bezugsprnies. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto deiliegt. für Bürgertum/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: d'e 8 gespaltene Raumzeilr 20Apfg., die t gespaltene Zeile der amtlicher Bekanntmachungen 40 Reichs- Pfennig, die 3gespaltene Reklamezeilr im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachwei^ungSgediikr 2V Aeichspfennige. 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Nachdem in den letzten Tagen außer den deutschen Sachverständigen Dr. Schacht und Geheimrat Kastl nebst ihren Stellvertretern alle zur Schuldcnrcgclunsts- konferenz geladenen Delegierten in Paris eingetrosfen waren, darunter auch die Amerikaner, begann die Tagung der Konferenz mit einem Frühstück in der Bank von Frank reich, das der Gouverneur der Bank gab und vor dem die erste Fühlungnahme zwischen den Sachverständigen statt fand. Dem Frühstück ging in dem Privatsalon des Gouver neurs Moreau eine Besprechung voran, in der die Wahl des Präsidenten der Konferenz und die Organisation des Bureaus besprochen wurde. Die offizielle Eröffnungs sitzung wurde für Montag im Hotel Astoria angesetzt. Alle Sitzungen werden vertraulich und der Öffentlichkeit nicht zugänglich sein Zweimonatige Dauer? Wahrscheinlich wird der Vorsitz dem amerikanischen Delegierten OwenUoung angeboten, der sich einer ein mütigen Aufforderung kaum entziehen dürfte. Wie ver lautet, ist über den Plan und die Art der Arbeit in den Grundzügen eine Einigung erzielt worden. Man ist in Paris der Überzeugung, daß die Mehrzahl der Delegierten Gewicht daraus legen wird, die Arbeit des Ausschusses so schnell zu führen, wie es der Umfang der gestellten Auf gabe und die Schwierigkeiten der Materie nur zulassen. Immerhin kann mit einer Beendigung der Konferenz kaum vor zwei Monaten gerechnet werden. Die halb amtliche Agentur Havas glaubt Grund zu der Annahme zu haben, daß die Sachverständigen zwei Unterausschüsse einsetzcn würden, von denen der eine vor allem die Auf gabe hätte, die Zahl und den Betrag der vorzusehenden Neparationsraten, also die Zahlungsfähigkeit Deutschlands, zu erörtern, während der andere die geeigneten Mittel suchen sollte, um die Flüssigmachung der deutschen Zahlungen zu gewährleisten. * Sie elfte MhlVWhm. Paris, 10. Februar. Der Sachverständigenausschub hat gestern in der Bank von Frankreich unter dem Vorsitz des Gou verneurs dieses Instituts Moreau seine erste offiziöse Sitzung ab gehalten. Die Agentur Havas berichtet darüber: Die Zusammenkunft war von vorbehaltloser Herzlich keit getragen, und von der ersten Fühlungnahme an schienen die Vertreter der sieben interessierten Mächte von dem gleichen Wunsch beseelt zu sein, ihre Aufgabe in einer Atmosphäre gegen seitigen Vertrauens zum gutem Ende zu führen. In erster Linie handelte es sich darum, den Vorsitzenden für die Arbeiten zu benennen. Sämtliche Sachverständige waren der Ansicht, daß ein amerikanischer Präsident die meisten Garantien für Unpar teilichkeit und Kompetenz bieten würde, da die Vereinigten Staaten einerseits nur schwach an den Zahlungen Deutschlands interessiert sind und andererseits wegen der dominierenden Stel lung des amerikanischen Finanzmarktes im Hinblick auf jedes Un ternehmen zur Kommerzialisierung der deutschen Schuld. Ein stimmig ist deshalb ihre Wahl auf OwenD. Houng gefallen. Diese offiziöse Ernennung wird zu Beginn der offiziellen Er öffnungssitzung am Montag 14 Uhr im Hotel Astoria ratifiziert werden. Der Sekretär des Sachverständigenausschusses wird, wie man in amerikanischen Kreisen behaupet, Frederic Bate, At tache der amerikanischen Delegation bei der Reparationskvmmis- sion, werden, Im Verlauf der Unterredung kam zum Ausdruck, daß es nicht in der Absicht der Sachverständigen liege, regelmäßige Mit teilungen an die Presse zu machen, sondern daß Nachrichten nur von Zeit zu Zeit ausgegeben werden sollen. In der Besprechung soll der Eindruck vorgeherrscht haben, daß die Verhandlungen sich unter Vermeidung weitgehender theoretischer Erörterungen nur auf rein konkrete Probleme beschränke» sollen. Die fünf Delegierten, die dem Daweskomitee angehören, und Reichsbankpräsident Dr. Schacht haben ein Begrüßungstelegramm an General Dawes gerichtet. Der gestrige Sonntag wurde von den Sachverständigen für die Reparationsverhandlungen meist zur Ruhe und zur Besichti gung von Paris und seiner Umgebung benutzt. Dies gilt insbe sondere auch von den deutschen Sachverständigen, die keiner!^ Bespechungen hatten. * Sabotierte Unabhängigkeit. Paris, 10. Februar. Ueber die Haltung Belgiens auf der Sachverständigentagung meldet der Brüsseler Korrespondent des Temps seinem Blatte: Die belgischen Sachverständigen hätten den belgischen Ministern die Richtlinien mitgeteilt, die sie zu be folgen gedächten. In zuständigen belgischen Kreisen betrachte man es als erwiesen, daß die Zahlungsfähigkeit des Reiches durch den Ausschuß mit äußerster Mäßigung eingeschätzt und angesichts des wirtschaftlichen Aufschwunges Deutschlands und unter der regel mäßigen Durchführung des Dawesplanes unterschätzt worden sei. Juristisch gelte der Zahlungsplan von 1921, der die deutsche Schuld auf 132 Milliarden Goldmark festgesetzt habe. (???) Wenn man die 60 Iahreszahlungen festsetze, werde man zu einem Nach laß von nahezu 60v. H. zugunsten des Reiches kommen. Man halte in Brüssel dies Zugeständnis (!!!) an fick schon für reichlich genügend. Auf keinen Fall werde die belgische Regierung Lö sungen zustimmen, die Belgien geringere Zahlungen geben wür den als die ibm bisher zustehenden. Die Höbe der vollen Iahres zahlungen müsse 2,5 Milliarden Goldmark bleiben, um allen be rechtigten Forderungen der alliierten Gläubiger zu genügen. Die Bant von Frankreich, in der die Eröffnungssitzung der Neparationskonserenz stattfindet Das deutsche SMalsproblem. „Die deutschen Delegierten sitzen mit gleichem Recht und internationaler Autorität in einem Sachverständigen- gremium, dem mit dem Reparationsproblem ein deutsches Schicksalsproblem, eine europäische Frage ersten Ranges und die Ausgabe weltwirtschaftlicher Befriedung über tragen ist" — so umriß der deutsche Reichswirtschafts- minister Dr. Curtius die historische Bedeutung dieser Konferenz zur Neuregelung des Dawes-Plans. Leider muß es gesagt werden, daß sich die breiten Massen des deutschen Volkes kaum in ausreichendem Maße dieser Be deutung bewußt sind oder bewußt gemacht wurden; hat es doch die Regierung sorgfältig vermieden, ihrerseits die Blicke des gesamten deutschen Volkes auf diese Stunde seines Schicksals zu richten. Schon in ihren Ausgangspunkten stehen sich die beiden Seiten einander gegenüber. Was haben die jetzt in Paris zusammengekommenen Erperten als ihre Aufgabe zu betrachten, die sie lösen sollen? Frankreich, das — vorläufig noch — die geistige Führung auf der Gegenseite bat. will die Arbeit der Konferenz ans drei Punkte beschränkt wissen: Fixierung der endgültigen oeutschen Schuld, Festlegung der deutschen Iahreszahlun gen und Prüfung der „Mobilisicrungsmöglichkeiten" für "nen TÄ oder die ganze Schuld. Nicht aber sei wie k? verlangt, zunächst einmal die Leistung^ falngkeit des Schuldners zu prüfen. Es braucht gar nicht erst erwähnt zu werden, daß die deutsche Deleaation gerade diese Prüfung als die selbstverständliche Voraus setzung für die Verhandlung jener drei Punkte betrachtet und demgemäß die Untersuchung der deutschen Leistungs fähigkeit als erste Aufgabe der Sachverständigen konferenz erklärt. Einfach hinnehmen will die deutsche Delegation denn doch nicht, was Parker Gilbert über Deutschlands Finanz- und Wirtschaftslage berichtet hat, zumal es sich ja bei der Pariser Konferenz um die Fest legung von Bestimmungen handelt, die auf Jahrzehnte hinaus Geltung haben sollen. Ist doch auch in den Äb- kommen Amerikas mit seinen Schuldnern überall die größte Rücksicht auf die Leistungsfähigkeit und -Möglich keit genommen. Wenn auch nicht damit zu rechnen ist — Amerika würde sich niemals daranf einlassen — daß nun die Neu regelung der deutschen Tributzahlungen einfach nach der Richtung bin erfolgt, Deutschland ine Abtragung der interalliierten Schulden an Amerika zu übertragen, so bat sich doch die Gegenseite dahin schon längst geeinigt, daß die Deutschland endgültig aufzuerlegende Summe zunächst mindestens so hoch sein muß. als jene Schulden in ihrer Gesamtheit betragen Frankreich und Belgien verlangen ferner noch eine Entschädigung für die Summen, die'sie zwecks Wiederaufbau der zerstörten Gebiete aufgewandt haben wollen, außerdem noch die Übernahme jener Kosten durch Deutschland, die beiden Staaten durch Pensionen und Renten an Kriegsbeschädigte und -Hinterbliebene ver ursacht werden. Das alte Wort „Der Deutsche wird alles bezahlen" soll also bis zum letzten I-Punkt ausgeführt werden — und hierfür wird die Leistungsfähigkeit Deutsch lands einfach als vorhanden betrachtet. Ebenso iss man von dem Grundgedanken des Dawes- Planes — Deutschland soll seine Zahlungen aus dem wirtlichen Überschuß seiner Volkswirtschaft leisten — ganz und gar abgekommen. Die damals allzu optimistisch vorausgesagte Steigerung des deutschen Exports weit über den Import hinaus ist nicht eiugetreten, konnte auch gar nicht eintreten, weil sich gerade unsere Hauptglänbiger durch ständige Erhöhung ihrer Zollmauern immer stärker gegen das Eindringen deutscher Waren absperrten. Welt wirtschaftliche Umschichtungen taten ein übriges. Das rückt aus der Pariser Konferenz die Frage in den Vorder grund. nicht bloß wieviel, sondern vor allem w i e gezahlt werden soll. Also der „Transfer", die Übertragung der deutschen Tributzahlungen an die Gcgnerstaaten. Darüber bat man ja gar keine Erfahrungen, weil Deutsch land — was übrigens auch im Auslände gar nicht be- DI diesen Transfer durch Aufnahme von Milllardenankechen ermöglichte, damit Teile seines Volks- Vermögens bmgegeben hat, ferne Vcrschuldungalso ständig steigerte. Werden Überschüsse aus der Volkswirtschaft auch künftighin nicht erzielt, bleibt also auch in Zukunft die Ausfuhr zuzüglich der Zinsen für die Ausländsanleihen hinter dem Wert der Einfuhr zurück, dann geht Deutschland immer größerer Teile seines Ver mögens an das Ausland verlustig weil wir' eben die Tributzahlungen aus der Substanz bewerkstelligen müssen, um unseren Verpflichtungen nachzukommen. Da ist nicht an dem wachsenden Widerstand vorbeizugehen, der fetzt auch'von Frankreich und Belgien den deutschen Sachlieferungen immer stärker entgegengestellt wird. Man will Geld, aber keine Ware. Das sind andeutungsweise die Hauptprobleme, die der Konfercnzarbeit unterliegen. Aber diesmal — das darf weder sie noch das davon betroffene Deutschland ver gessen — handelt es sich nicht wie 1924 nur um eine vor läufige. sondern um eine endgültige Regelung der Lasten, die von den Sieqerstaaten auf die Schultern des deutschen Volkes gelegt worden sind. Zwar hat der Neparationsagent versichert, daß der Dawes-Plan „gut funktioniere", aber das ist nur äußerlich gesehen; in Deutschland weiß man ein anderes Lied davon zu stngen, wie diese dauernde Blutabzapfung auf den Körper unserer Volkswirtschaft gewirkt hat Und wie er bis zur völligen Blutentleerung weiter wirken muß, wenn man in Paris »etzt nicht mehr Rücksicht als bisher auf die Leistungs fähigkeit dieses Körpers nimmt. Koalttionswirrwarr. Zwecks Weiterführung der interfraktionellen Verhand lungen über die Regierungskrise waren Vertreter der preußischen Landtagsparteien von Volkspartei bis Sozialdemokratie zusammengetreten; dabei nah men die Auseinandersetzungen über die Umbildung des Preußenkabinetts an Schärfe eher noch zu. Auf der einen Seite verlangte die Sozialdemokratie jetzt für sich drei Sitze; einen Ministersessel hatte der Ministerpräsident Braun der Volkspartei zugesagt. Zu allgemeiner Über raschung teilte nun der Zentrumsvertreter Dr. Hetz mit, sein Parteivorsitzender habe der Deutschen Volkspartei auf Veranlassung der preußischen Zentrumsfraktion schon vor einiger Zeit einen ihrer Ministersitze im Preußenkahinett angeboten, um dadurch die Durchführung der Koalitions- Verhandlungen zu erleichtern, aber die volksparteilichen Führer Dr. Strefemann und Dr. Scholz seien dar auf nicht eingegangen. Infolgedessen und wegen der jüng sten Vorkommnisse im Reichskabinett sei jetzt natürlich dieses Angebot hinfällig. Diese Mitteilung erregte großes Aufsehen; aus der einen Seite verlangte die Sozialdemokratie, daß interfrak tionell entschieden werden müßte, welcher Partei ein even tuell vom Zentrum zur Verfügung gestellter Ministersitz zuzuerkennen sei, andernfalls erklärte der deutschsvolks parteiliche Delegierte, daß seine Partei von jenem Angebot absolu 1 nichts wisse, das sonst sofort angenommen worden wäre. Dr. Stresemann und Dr. Scholz haben inzwischen auch bereits die Versicherung abgegeben, daß ein derartiges Angebot ihnen niemals über- mi-ttelt worden sei. Der Zentrumsvorsitzende Dr. Kaas behauptet, es an den Reichskanzler Müller abgegeben zu haben und man beschäftigt sich jetzt damit, diese dunkle Geschichte zu klären: die Landtagsfraktion der Deutschen Volkspartei beschloß zunächst, an der Forderung von zwei Ministersitzen unbedingt festzuhalten. Vorläufig finden aber keine weiteren Verhandlungen statt, da sich der Landtag bis zum 19. d. M. vertagte. Sie Aufgaben -es Auswärtigen Amts. Aufklärungen Dr. Stresemanns. Im Haushaltsausschuß des Reichstages fand die Be ratung des Nachttagshaushalts des Auswärtigen Amtes statt. Reichsautzenminister Dr. Stresemann nahm dabei das Wort zu.längeren Ausführungen. Er ging am