Volltext Seite (XML)
f» A Q. rr Freitag, den 18 Januar 1929 Wtlsdruff-Dresdea Postscheck: Dresden 264V Der Wirrwarr in Afghanistan Unter ckem Lrpler ckes Winters Fördert die Ortspresse s nach vom batte stand. Ein Dampfer, der von Aalborg mit Vieh Kiel unterwegs war und in Aarhus eintraf, ist Sturm stark mitgenommen worden. Der Damvfer Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. ZsI z S-I Aman Mah verschollen. Auch der neue König abgelehnt. Was sich zurzeit in dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Afghanistan eigentlich abspielt, läßt sich bei den sich wider sprechenden und sichtlich beeinflußten einlausenden Nach richten vorläufig nicht mit Gewißheit feststellcn. Das eine scheint sicher zu sein, dast sich die umtämvfte Hauvtttadt LZ 3 ^8 8 TZ » — 8 tS<A Z 3 Alles eingeschneit. Schwere Schneeschäden zu Wasser und zu Lande. Ein starkes Tiefdruckgebiet hat in den letzten Tagen ganz Nordeuropa mit schwerem Sturm und ge waltigen Schneemassen überschüttet. Der furchtbare Schneesturm, der über Stockholm und den größten Teil Schwedens hinwegtobte, hat viele Unglücksfälle im Gefolge gehabt. Die Stadt Westervik ist von den Schneemassen fast zugedeckt. Der Schnee reicht bis zum zweiten Stockwerk hinaus. Der Eisenbahnverkehr kann in ganz Schweden nur unter den größten Schwierigkeiten auch nur teilweise aufrecht- crhalten werden. Dampfer, die in Stockholm eintrafen, glichen riesigen Eisbergen. Der Dampfer „Ella" ans Trelleborg strandete vor den Aalandinseln. — In folge des ungeheuren Schneefalls mußte aus fast allen dänischen Staatsbahnen der Verkehr vollständig ein gestellt werden. Insgesamt liegen fünfzehn Eisenbahnzüge im Schnee fest. Verschiedentlich sind auch Schneepflüge stecksn- geblieben. Auf dem Eisenbahnknotenpunkt Noskille herrschte völliges Durcheinander. Von den 150 Zügen, die sonst täglich durch Roskille kommen, konnten nur einige durchgeführt werden. Alle Warlesäle sowie die Hotels der Stadt sind mit eingeschneiten Fahrgästen angefüllt. Besonders schlimm ist es mit der Milchver sorguna Kopenhagens bestellt. Man rechnet damit, daß eins Einschränkung in der Abgabe der Milch eintreten wird. Uber Vendsvssel raste ein heftiger Sand sturm. Por einem Fischerdorf wurde so viel Eis an« getrieben, daß sich ein mächtiger Eisberg bildete, der d?N Häusern mit Vernichtung drohte. Erst wenige Schritt vor dem Ort kamen die gewaltigen Eismassen zum Still- 250 Stück Vieh an Bord Davon sind während der Iahri 50 Kühe infolge von Rippenbrüchen usw. umgekommen. Auch London wurde von einem schweren Schneesturm heimgesucht, der die Straßen verfinsterte und mit solch ungeheurer Wucht tobte, daß Fußgänger und Fahrzeuge zu kämpfen hatten, um vorwärtsznkommsn. Der Dampferverkebr Ost ende — Dover war unter brochen. — An der holländischen Küste herrschte ein schwerer Nordsturm mit Schneegestöber. Der Wind erreichte zeitweise eine Geschwindigkeit von 25 Metern und einen Druck von 75 Kilogramm auf das Quadrat meter. Auch in Deutschland haben die starken Schnee- sturme überall beträchtliche Schäden ongerichtet. Ans Rügen setzte der Sturm mit großer Gewalt ein und trieb große Schneemassen daher. Die Insel war von jedem Verkehr abgeschnitten. Der Personenzug. in dem sich etwa 100 die Realschule in Bergen besuchende Kinder befinden, blieb ungefähr zehn Kilometer vor Saßnitz im Schnee stecken. Der Schwedenzug ist auf dem Trajektschiff zwischen Stral sund und Rügen im Eise steckengeblieben. — Einer Mel dung aus Hannover zufolge hat man dort seit vielen Jahren kein so heftiges Schneetreiben mehr gesehen. Der Verkehr im Stadtinnern sowie in den Außenbezirken war sehr stark behindert. Die D-Züge auf der Strecke Berlin- Hannover-Köln trafen durchschnittlich mit zwei Stunden Verspätung ein _ ans Duisburg gemeldet wird, mußte der Schleppverkehr auf dem Rhein-Herne-Kanal wegen starken Eises fast völlig eingestellt werden. — In K ö l n setzte bei 0 Grad starkes Schneetreiben ein, das die Rbemschmahl't kr irdt in ksncksbsrl London, 17. Januar. Der frühere König Aman Mah hat nach den in London eingegcngenen amtlichen Nachrichten Kan dahar 300 Meilen südlich von Kabul erreicht, lleber die weiteren Pläne Aman Mah; ist noch nichts Bestimmtes bekannt. In einer Meldung aus Peschawar heißt es, daß Aman Mah nach seiner Ankunft die königliche Flagge hißte. Der ehemalige König wer- de nun 2 Monate für die Zusammenstellung einer neuen Streit kraft aus den Reihen der ihm freundlich gesinnten Stämme zur Verfügung haben. In zahlreichen Kreisen, so heißt es weiter, werde Aman Mah als der einzige Mann in Afghanistan ange sehen, der in der Lage wäre, geordnete Verhältnisse wieder her zustellen. Mit Ausnahme der Zitadelle befinde sich die Stadt Kabul vollständig in den Händen der Aufständischen. Für die Si cherheit der Europäer in Kabul bestände vorläufig keine Besorg nis. Eine Flugzeugverbindung zwischen Indien und Afghanistan sei wegen des schweren Schneesturms unmöglich. WMug des nmn Kölligs Kairo, 17. Januar. Wie aus Kabul gemeldet wird, hat König Inayat Mah abgedankt. Ueber dem königlichen Schloß wehe die Flagge der Aufständischen. Ein Teil der Negierung sei verhaftet und in die Sommerresidenz des Königs Pagman ge schasst worden. Der Stab der Aufständischen sei im Kriegsmini sterium untergebracht. MA-e6Mo Mknimt die GkMlt. Kowno, 17. Januar. Wie aus Moskau gemeldet Wird, befand sich Kabul am 15. Januar 10 Uhr vormittags in den Hän den der Aufständischen. Der größte Teil der Regierungstruppen hat sich ergeben und wurde entwaffnet. Nur geringe Truppen teile hielten noch einige Befestigungen. Der Flugplatz sowie alle Artilleriestellungen sind von den Aufständigen besetzt. Die Resi denz des Königs, wohin sich Inayat Mah mit einem geringen Truppenteil zurückgezogen hat, ist von den Ausständischen umzin gelt. In den Straßen Kabuls patrouillieren starke Truppenteile der Ausständischen, die die Ordnung ausrecht erhalten. Die Trup- persührer der Aufständischen haben den ausländischen Vertretun gen und Kolonien volle Sicherheit gewährleistet. Der Führer der Aufständischen Batscha-e-Sakao hat die Oberherrschaft des Lan des unter dem Namen Hcbibulla Khan Gasi übernommen. Der Anzug von Batscha-e-Sakao wurde am 15. Januar erwartet. Inayat Mah und seine Truppen wurden aufgefordert, sich zu er geben, widrigenfalls die Residenz gestürmt werde. Wie nunmehr gemeldet wird, hat sich der neue König am 17. Januar um 10 Uhr gegen die Zusicherung des Schutzes für Person und für alle Personen, die sich in der Residenz befanden, ergeben. Die Uebergabe der Residenz sollte am Donnerstag er folgen. In der Stadt herrscht völlige Ruhe. Während der Kämpfe ist von den Ausländern keiner verletzt worden. Kabul. Kabul nunmehr in den Händen der Aufständischen be findet. Nach London wurde berichtet, die Aufständischen seien Herren der Stadt und die Kämpfe hätten vorläufig aufgehört. Besonders interessant ist die an diese Nachricht ge knüpfte Mitteilung, die Rebellen mit ihrem Führer Bachai Sayo an der Spitze lehnten auch den nach Aman Ullahs Rücktritt zum Nachfolger gekrönten Bruder Jnajat Ullah ab und wollten Bachai Savo selbst zum König ausrufen. Danach würde es sich nicht mehr nur um den Widerspruch gegen die von Aman Ullah versuchten Reformen, sondern nm die Vertreibung der bisherigen Dynastie überhaupt handeln. Zsi Aman Mah ioi? über den eigentlichen Aufenthalt des nach seiner Ab dankung mit einem Flugzeug aus Kabul entflohenen Aman Ullah liegen keine zuverlässigen Berichte vor. Zwar wird gesagt, er befinde sich in Kandahar und seine Flugzeuge weilen dort, von anderer Seite heißt es jedoch, sein wirklicher Aufenthaltsort sei nicht bekannt, und die Vermutung sei nicht unwahrscheinlich, daß er getötet worden sei. Jedensalls soll sein Entweichen aus Afghanistan bis her verhindert worden sein, und in britischen Regierungs kreisen liegt keine sichere Nachricht über seinen Verbleib vor. Das wäre zweifellos der Fall, wenn er einen Zu fluchtsort aus englisch-indischem Boden bereits erreicht hätte. Nationale Tageszeitung für die Handwirkschast, -WN»druffn T-g-dl-«' ntcham an -lle» S UHr. B-i «dhoiLn, I« P« Gesch2ft»stcke und den Ausgndeftrllen - RM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten L,3o RM.» bei Poftdestellung Wochenblatt für Wilsdruff n. Umgegend —— — : u 2 nehm-n ,» i-d-r 8-ii B-. strLsngen entgegen. JmFaM höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriedsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreifrs. — Aückfendung eingesandte, Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto deittegt. Oer Boliv:en-Paraguay-Gireii. Entscheidung vor dem Haager Gerichtshof? Der Generalsekretär des Völkerbundes setzte die Ne gierung von Paraguay davon in Kenntnis, daß Boli vien beabsichtige, die Grundfrage des Streitfalles dieser beiden Länder, d. h. die G r e n z z i e h u n g, dem Schieds spruch des Internationalen Gerichtshofes im Haag zu unterbreiten. Gleichzeitig sind auch alle anderen Völker bundmitglieder verständigt worden. Sollte Paraguay russimmen, so hätte der Haager Gerichtshof zum ersten- tnal über die Festlegung einer Grenze zu befinden. Nr. 15 — 88. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" 3" " 8 § für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. «n,a,niprei»: di« »^Npalle»k>«»v»,w« 20 «pH., die I „sp-»-Nt AM« del omllichc» pf-ruiig, dik rsav-lin" Siktla»i,«t!c im t-rMchtv Tc»" . NttMimarii. N»ch->-tju>>»««kdühr 20 Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 -nnadm-di»°orm.l<>Ud>. — — ! — 1" , A-r Richrt,»a> d« durch Fernruf übermitteltenAu-rtgen übernehmen wir deine Garantie. Jeder Aadananfpr» ch erlischt, wenn derBetrag durch Klage eingezogen werden muß oder derAuftraggederin Koadur» gerät. Anzeigen nehmen alle Dermittluvgostelleneutgegau ReprüsenkattonsfiMmes. Run sitzt der Reichsfinanzminister im Fegefeuer des Haushaltsausschusses, wo man sich seinen Nachtragsetat von 1928 vornimmt. Aber darüber liegt schon, wie ein schwarzer Schatten, die Deckungsfrage für den Etat 1929. Sparen, sparen heißt die Parole. Und dabei kommt nun ein überaus kitzliges Thema zur Sprache, für das ein Volksparteiler die Überschrift mit dem drastischen Wort „R e p r ä s e n t a t i o n s f i m m e l" prägt. Das Wort ist hart, entbehrt aber durchaus nicht einer gewissen Berechtigung. Gemünzt ist es freilich auf den Prunkvollen Empfang, den man dem König Aman Ullahs jetzt a. D., in Berlin bereitet hat. Aber mehr als das: das Wort richtet sich gegen die Nepräsentationsver- anstaltungen, die besonders den behördlichen Spitzen zur Gewohnheit oder — Pflicht geworden zu sein scheinen. Der Staat erkennt die Notwendigkeit seiner Diener, nach außen hin ihrem Range entsprechend aufzutreten, durch aus an durch Gewährung von Aufwandsentschädigungen, und namentlich die deutschen Vertreter im Ausland können allein mit Hilfe dieser Zuschüsse einigermaßen „mit kommen", das Deutsche Reich würdig repräsentieren. Aber immer lauter werden die Bedenken, die sich ."Allzuviel" in dieser Beziehung aussprechen, ein Allzuviel, das sich namentlich in Berlin, dem Sammel punkt der oberen Behörden, der auswärtigen Gesandt schaften usw., zeigt. Da will sich denn der eine nicht vom andern übertrumpfen lassen nnd es entsteht so eine Art Wettrennen. Es gibt einen bekannten Staatssekretär, de, während des Winters sozusagen aus dem Frack gar nicht mehr herauskommt. Und im vergangenen Winter bat das Reichskabinett hilfeflehend, es sollte nicht mit so gerade zu fürchterlich vielen Einladungen überschüttet werden, denn die Minister hätten doch — „sozusagen" — auch ein« gewisse Zeit für Arbeit nötig. Aber unsere „Geselligkeit" ersetzt fa überhaupt immer mehr den Wert durch die Massenhaftigkeit und in Berlin finden im Winter an die tausend und mehr große „Nepräsentationsbälle" statt. Es hat mal einen preußischen König gegeben, de, sagte zu seinem durch die Kargheit seiues Gehalts in der Repräsentation stark behinderten Londoner Gesandten wegen seiner Klagen einfach, daß hinter ihm sein König nnd ein Heer von hunderttausend Mann stünden. Leider ist's heutzutage nicht mehr so einfach, die Zeit ist anders geworden, und erst in jüngster Zeit nahm ein deutscher Gesandter, der in einem besonders reichen Land akkredi tiert war, für längere Zeit Urlaub, nm sich, obwohl selbst sehr begütert und außerdem über eine besonders hohe Aufwandsentschädigung verfügend, erst wieder einmal finanziell zu „sanieren". England, Amerika, Frankreich haben es fa leicht, ihre auswärtigen Vertreter finanziell derart zn stellen, daß sie Repräsentation größten Stils treiben können, aber Deutschland . . .? Man kann nämlich nicht an der Kehrseite dieses „Nepräsentationsfimmels" in Deutschland Vorbeigehen, da gerade das Ausland diese Verschwendungssucht zum An laß hämischer Bemerkungen über die Behauptung Deutsch lands macht, ein „armes Volk" geworden zu sein. In de, Hauptsache sehen die Ausländer ja nur, was in Berlin vor sich geht; aber da geht eben in punvw Repräsentation der Behörden allzuviel vor sich. Auf Kosten des Steuerzahlers natürlich, aber auch auf Kosten einer von dem „goldenen Hintergrund" unabhängigen Beamtenauswahl; bekannt ist es ja, daß wegen der mit ihrem Beruf verbundenen besonders großen Nepräsen- tatipnsverpslichtungen die Beamten des Auswärtigen Dienstes über einen sehr erheblichen Zuschuß aus eigene, oder väterlicher Tasche verfügen mußten. Das hat z. B. im Haushaltsausschuß zu dem Antrag geführt, die Ge- fandtschaftsattachös finanziell besser zu stellen, um diese Laufbahn auch den ärmeren unter den Anwärtern zu er öffnen. . -< beklagte es dort ein Abgeordneter, de, früher selbst Minister war, daß das Allzuviel an Reprä sentationen im dentschen Polk, dem Polk in Not, nicht nur einen häßlichen Eindruck mache, sondern daß diese zum Zwang gewordenen 'Verpflichtungen am Mark der Kraft unsererführenden Persönlich keilen zehren. Und noch mehr. Das ungünstige Beispiel wirkt nach unten hin und ist zum großen Teil schuld daran daß von einem „glänzenden Elend" in den Kreisen vieler höherer Beamten gesprochen werden kann. 7-- 3 Z- 2-Zn n 2 rr» n 33L 8-^ 3*8 »8-8 8 3 § » ZS- 8 LZ- c: S» »r?S>