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MMusserTageblatt Donnerstag, den 1v Aanuar 1829 Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrenlamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, O« Tagedlatl- an aL«n Wrr»,«l>ni nachmioags k Uhr. v«,»o«vrr<»: Bt! «ddolnn« la <S^<I,«N»ft-l!- >»» »rn Aurgad-ftrlirn L RM. im Monol, drt ZuftrUnu, durch »t« r,3v RM., de> P-Nd-ftrUung r NM. jvjü»i!ch Bar»-»» Lrrr kl . ,rdühr. Lin,rinumm«rn ^»,,.«».Pob°ast- «n Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P-ftv-irn»»»»«,-»«»». a,,rr»nd«r<chLI<»»rvrn —— 2 2 nrhmrn z» i«dn A«i> »«. »«llnn,en r»ige««>u ^myau, hohrrn Lrwail, Nur, »drr l»n^,rrB«lr>rd.ftSrnng«n dcstrhi drin Anspruch «ui Lirirrung " Zritn»0 oder «ar,n», d<b B«^>g,P,n>r». — Nüchiradnn, tingesanbrrr Schriftftüch« erfolgl nur, »ena Porro driltrgl. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. vn,ri,n>pr«ch: die 8-i-IpaNn,, R»mn,«ll« rv Ra»,., dl« «-^»-»en, 8'«'de, amriichen Vekannimachmch« « ««"»»- plenni«, di« z,»i»»Iien- ««diame^ti, im irrlltchen T^' . «eiq»m-rd. SI»chu>et,un,.,«dühr 2V wk^'n^ch^WSvdch«!-', Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 annadm.dl.-ann.lvUK,. ! — M' durch Fernrui »dcrm«uelie»«n,r>,-» üdernedme» MN »ein. »a.anll«. v«v« »t.dulianlprr ch erl'Icht, »eaa der V»»»« durch «la,e eiu^z-ven werden muh «der »er«ukr-„ed«rtn «ondur» „e^Ir. nehmen olle D«rmiUlnr«-steHcnenl,»,«- Nr 8 — 88. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wtlsdrvff-Dresde« Postscheck: Dresden 2k4c s Lahre Zuchthaus für Lembourn. Helene Stegemann als S V i o n a g e a g e n l i« Der Vierte Strafsenat des Reichsgerichts verurteilte den dänischen Hauptmann Lembourn wegen Ver brechens nach 8 l des Spivnagegesetzcs zu fünf Jahren Zuchthaus, die Kontoristin Helene Stegemann wegen versuchten Verbrechens nach 8 3 des SpionagegcscycS zu zwei Jahren Gefäng- n i 8. Bei Lembourn wurden sechs Monate, bei der Stegemann drei Monate für erlittene Untersuchungshaft in Abzug gebracht Nach den Feststellungen der Voruntersuchung wurde Lembourn zur Last gelegt, daß er im April oder Mai vergangenen Jahres sich nach Berlin begeben und die Stenompistin Stegemann als Spionageagemin ange worben habe. Die Siegemann hatte den Auftrag, die Verhältnisse in den deutschen Vaterländischen Verbänden ausznknndschaften und Angaben über militärische Dings aller Ar» zu machen Sie selbst versuchte dann, einen Untcragcnten anzustellen, der aber seinen ersten Auftrag so ungeschickt anSsühne, daß man ihn im Rcichsweb» Ministerium alsbald fcstnahm Durch diese Festnahme tam der Fall Lembourn ins Rollen. Vesser mahnen als strafen. Wird nicht auch im heutigen Deutschland ein bißchen tuviel «regiert"? Gibt es nicht viel zu viele, überalterte, weder auf die heutigen Zustände noch auf die Geistesver fassung gar nicht mehr passende Polizeiv, rordnungen? Und schwillt das Meer dieser Verordnungen namentlich polizeilicher Natur nicht noch an damit auch die Gelegen heit, gegen sie zu verstoßen und — wen- man dabei er wischt wird — auch einer Polizeistrafe zu verfallen? Es wird wenige Menschen in Deutschland geben, die alle diese Fragen nicht seufzenden Herzens bejahen. Anderswo, k B. in DeulschOsterreich, ist's ja auch nicht viel besser; Wehe dem Zeitgenossen, der in Wien nach Absteigen von der Elektrischen den Fahrschein auf der Straße fortwirft; erblickt das Auge des Wachmannes diese Untat, daun wird sie auf der Stelle mit zwei Schilling Strafe geahndet. Der Satz „Unkenntnis schützt nicht vor Strafe" wird gerade bei Verstößen gegen die schier unzähligen Polizei verordnungen empfunden, wenn es sich ja auch nicht nm hohe Strafen dabei handelt. Und es wirkt darum für uns geplagte Opfer der Verordnungsgewalt erguicklich. daß der preußische Innenminister — und man hofft, daß er damit in seinen Kollegen der übrigen deutschen Länder recht bald Nachahmer findet — soeben eine neue, diesmal Eber nicht strafandrohende, sondern strafanfhebende Ver ordnung erlassen hat, die auch noch über ein paar andere Vorzüge verfügt. Wer nämlich irgendeine Polizei- oder dergl. Verordnung aus Unkenntnis und ohne daß dies erhebliche Folgen herbeiführt, also geringfügig übertritt, der soll nicht gleich wie bisher „blechen" müssen, sondern kriegt, namentlich wenn es das erstemal war, nur eine Verwarnung. Entweder gleich an Ort und Stelle durch den die Übertretung feststellenden Polizeibeamten mündlich oder, sozusagen etwas feierlicher, mündlich oder schriftlich durch die Polizeiverwaltung des Ortes oder Bezirkes. „üiKeiw moniri" heißt ja auch eine pädagogische Lehre der alten Römer: „Lernt daraus, denn ihr seid ge warnt!" und so soll es jetzt auch die Polizei halten. Natür- kich soll es taktvoll geschehen, wie auch die Mahnung des Ministers, die Polizei soll bei der Zusendung von Ladungen oder gar Strafbefehlen taktvoll verfahren, also nicht durch allzu drastische oder allzu öffentliche Zu stellung eines solchen Schreibens den Betroffenen noch in den Augen der Umwelt oder gar wirtschaftlich schädigen. So manches Mal hat ja leider der Empfänger solcher polizeilicher oder sonstiger Zustellungen reichlich Grund dafür, sich über gewisse Rücksichtslosigkeiten zu beschweren. Gerade solche Kleinigkeiten — die dies aber nicht immer bleiben — geben oft genug die Ursache ab für das Aus- reißen einer Kluft zwischen „Negierenden" und „Ne- aierten" und damit zu einer oft tiefgehenden Erbitterung. Schließlich brauchen ja die lieben Nachbarn nicht alles zu wissen! Bei der Einführung dieser neuesten „Strafe", der Verwarnung also, ist es auch tröstlich, zu hören, daß damit nicht die Entrichtung der bei den Polizeiverwal tungen aller Länder so beliebten Gebühr verknüpf» ist. Denn sonst, wenn man polizeilich in Schuld und Fehle fällt, muß man außer der eigentlichen Strafe ja noch eine Ertragebühr dafür bezahlen, daß solch ein Vogel in Gestalt eines Strafmandates ins Haus geflogen kommt. Auch sonst walte» in der neuen Ministerialverordnung ange nehme Rücksicht namentlich dem gegenüber, der an Stelle einer Geldstrafe zu seinem Schrecken zur Haft verdonnert ist. Diese absitzen zu müssen, soll bei erstmalig Bestraften nicht erzwungen werden. Und schließlich soll bei der Verhängung von Polizei-, also in der Hauptsache von Geld strafen. Rücksicht genommen werden auf die wirt schaftliche Lage des von der Strafe Betroffenen. Denn sehr verschieden trifft ja die gleiche Strafe, je nach dem sie über einen Wohlhabenden oder einen Armen verhängt wird. Und es wirkt sozial verbitternd, wenn der arme Sünder nun sitzen muß weil er nicht zahlen kann, wahrend der reiche die Sache sozusagen aus der Westen tasche erledigt. Hier liegt vielleicht auch der Ausgangspunkt dafür, die ersehnte und notwendige Herabsetzung der hohen Ver waltungskosten, teilweise wirtschaftshemmender Art. in Angriff zu nehmen. Wenn aber die Gedanken, die ihren Nusdruck in dieser neuen Verordnung gefunden haben, nun auch überall in Deutschland verwirklicht werden, dann ist es nicht mehr gar so schlimm, wenn man einmal in eine der zahlreichen Fußangeln und Fallstricke fällt, die den Schritt selbst des polizeifrommsten Bürgers tagtäglich be- drohen. Und wenn eine ähnliche Beschneidung anch der gerichtlichen Verfolgung ganz unerheblicher Delikte er folgen sollte, dann ist's ja beinahe eine Lust, zu leben. MdcnssM i« AWnWn? London, S. Januar. Die AusHeichsverhandlungen mit den Aufständigen Schinwaris sind »mH englischen Meldungen Sie deiWn MiOOerftNigen Die Reichsregierung hat in Durchführung der Genfer Vereinbarung vom 16. September 1928 und gemätz dem Lcchsmachteabkommcn von« 22. Dezember 1928 zu deutschen Mitgliedern des „Ausschusses von unabhängigen Finanz sachverständigen für die Ausarbeitung von Vor schlägen für eine voll ständige und endgültige Regelung des Repara tionsproblems" Herrn Dr. Hjalmar Schacht und Herrn Dr. Albert V ö g > e r ernannt: als Ersatzmänner werde»» Herr Dr. Karl Mel chior und Her? Lud wig Kastl zugezogen werden. In einer am Mitt woch stattgefundenen Kabinettssitzung er folgte die Ernennung im Anschluß an die Besprechung des Außen ministers mit dem jetzt Botschafter in Paris, oon Hoesch. Die Ernennung ist den übrigen beteiligten Regierungen mitgeteilt worden. Donnerstag soll die Ernennung der Sachverständige»» der übrigen Mächte ourch die Neparationskommission in Paris vollzogen verden. Die Ernennung des Generaldirektors der Verclnigten Stahl werke, Vögler, soll hauptsächlich auf die Initiative der Schwerindustrie zu- rückzuführen sein, während die Beru fung des Reichsbank direktors Dr. Schacht von Anfang an außer Zweifel stand. Dr. Melchior ist Mitin- haberdesHamburger Bankhauses War burg , Geheimrat Kistl gehört dem Ncichsverband der Industrie an. Oie Einberufung der Konferenz zur endgültigen Re gelung des Schul denproblems, wobei die Rbeinlandräu- mung wohl schwer lich mit Stillschwei gen übergangen wer- Februar gcmeinsain durch die sechs beteiligten Regierungen, und zwar zunächst nach Paris, erfolgen^ » Hoovers Interrsse. Neuyork, 9. Januar. Die Frage, welcher Art die In struktionen sein sollen, die den amerikanischen Sachverständigen zu geben sind, ist am Mittwoch Gegenstand eingehender Bespre ¬ chungen zwischen Coolidge und Hoover und später zwischen Hoo ver und Kellogg gewesen. Gleichzeitig hat Pc-rker Gilbert seine Besprechungen mit führenden amerikanischen Regierungsmitglie dern, ferner mit Owen Poung, Morrow, Smith und Dawes fortgesetzt. Aus der Umgebung Hoovers verlautet, dost Hoover allergrößtes Interesse an der Reparationsfrage bekundet. Zu den verschiedenen europäischen Pressekritiken wird in Washington er klärt, daß die Frage der Kommerzialisierung der deutschen Ob ligationen zwar die Hauptsache sei, daß aber vorläusig wenig Aussichten bestünden, daß Amerika seine Bedenken hinsichtlich der Kommerzialisierung ohne weiteres aufgeben werde. Die Er nennung der deutschen Sachverständigen, die am Mittwoch nach mittag hier bekannt wurde, ist lebhaft begrüßt worden. Besonders die Ernennung Schachts wurde mit viel Sympathie ausge nommen. * DMOer VN HM gesell die sM- ziWe AnslkWg desGMrt-MWs Paris, 9. Januar. Wie der Berliner Vertreter des „Journal" aus gut unterrichteten diplomatischen Kreisen erfahren haben will, soll der deutsche Botschafter in Paris, Herr von Hoesch, bei seinem letzten Besuch bei Briand gegen die Auslegun gen, die ein Teil der französischen Presse dem Bericht des Repa rationsaguten hat zuteil werden lassen, Einspruch erhoben Haden. Der deutsche Botschafter hätte Briand aus die irrigen Angaben des Reparationsagenten aufmerksam gemacht, die gee'gnet seien, eine falsche Auffassung von der wirtschaftlichen Lage Deutschlands entstehen zu lassen. Herr von Hoesch, soll weiter Briand in Form einer Verbalnote die Unterlagen geliefert haben, die es ihm er möglichten, sich eine genaue Vorstellung von der deutschen Zah lungsfähigkeit zu machen. Der deutsche Botschafter habe mit be sonderem Nachdruck auf die Tatsachen hingewiesen, daß die fran zösische Presse die meisten Stellen des Berichts mit Stillschweigen übergangen haste, so die passive Handelsb'lanz und die schwierige Lage der mittleren und Kleinindustrie Deutschland. Das „Journal" glaubt zu wissen, -aß Has deutsche Finanzministerium ein Aide- Memoire vorbereite, das eine offizielle Antwort der Reichsregie rung auf den Gilbertbericht darstellen solle. Kohlenberaiungen in Genf. Wie soll die Krise bekämpf» werden? Slaarssekrerär Dr. Trendelenburg, der neue Präsi den» des Wirlschaslskomilces des Völkerbundes, ha» die Tagung der Kohlensacdverständigen eröffne», die vom Wirk schaftskomitee aus elf Kohleuproduktions- und Kohlenver brauchsländern einberusen worden ist. Deuischland ist durch Generaldirektor Dr Silverberg vertreten. Auch die ande ren Länder sind aus dieser ersten technischen und wirtschaftlichen Beratung über die Möglichkeit planmäßiger internationaler Maßnahmen zur Lösung der Kohlenkrise durch Fachleute ver treten. Der Vorsitzende betonte in seiner Eröffnungsansprache, daß bei diesen Beratungen eine Anzahl Interessen in Betracht gezogen werden müssen, die zugleich innerer nationaler un- internationaler Natur sind Das Wirtschaftskomitee hoffe, nach Darlegung der wesentlichen Faktoren des internationalen Kohlenproblems durch die anwesenden Fachleute und andere interessierte Persönlichkeiten sich später eher ein Urteil darüber bilden zu können, ob irgendeine Aktion unter der Leitung deS Völkerbundes zur Behebung der Kohlenkrise mit Nutzen ins Auge gekaßi werden könne Die Sachverständigen gaben bereits in der ersten Sitzung eine Gesamtdarstellung der Kohlenfrage vom Standpunkt ihrer Länder aus. In der Einzclaussprache wurde zunächst die Frage der Kohlenproduktion untersucht. Die Tagung wird voraus sichtlich Freitag abgeschlossen. Reichsbanlpräsidcnt Dr. Schach». m Berlin weilenden deutschen Gegen- von Iellclabad abgezogen und Haden den Schinwaris die alleinige Kontrolle dieses Gebietes überlassen. Nach -er Eini- gung der Ä-inwaris mit der afghanischen Regierung hardrlt es sich hierbei nur um eine reine Geste, -le den Zweck hat, den Schinwaris die Demütigung einer Niederlage mit ihren gefähr lichen Folgen für -ie Zukunft zu ersparen. Auf Grund der Vor- gänge rechnet man in Peschciwar damit, -aß der Verbindungsweg rach Kabul für den Vermehr in Kürze wieder eröffnet wird. In P-e-chawar ist am Mittwoch bereits wieder e'ne Kamelkarawane die sehr wertvolle Ladung mit sich führte und seit zwei Monaten in Iellalaba- festgehalten wurde, eingetroffen. Den von der af ghanischen Regierung beschäftigten Europäern, die bisher in Pe schawar festgehalten wurden, ist die Wiedereinreife nach Kabul gestaltet worden. Trotz dieser für -ie afghanisch« Regierung bedeutenden Er folge ist die Gefamtlage noch nicht geklärt, da in anderen Be zirken die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten in der Nachbar «ug Peschawar nunmehr erfolgreich abgeschlossen worden. Auf Grund sehr bedeutender Zuwendungen in Gold an die Mohman-s schaff von Kabul bestätigt wird. Cs handelt sich -abri um einen Angriff der Anhänger des Ban-enführers Daschai Saquao, der und die Khugianis habe» -ie beiden Stämme auf einer Zusam- nordwestlich von Kabul eingeleitet wurde und seit Montag un- menkunff der Stammesführer dem Ausgleich mit dem König unterbrochen andauert. Die Regierrmgstruppen befinden sich in Aman Ullah zugestivunt. Beide SlÄnme sind bereits aus der s der günstigeren SLellurrg.