Volltext Seite (XML)
Aävent. WisdLr das heilige Warten, wieder der Sshnlsucht S ang, der doch m «des Lebens Garten seit Jahrhunderten- nicht verklang. Und Mr Antwort: ein ehernes Schallen: Bereitet den Weg des Herm! Und — -unter -den, Sternen allen der fremde wandernde Stern. So wirbst du mit Himmelsklarheit und durch des Gewissens Wucht Advent — der die Suchenden sucht, laß uns finden der Weihnacht Wahrheit! Dora Stieler. Tragödie des Tüchtigen. Schwer geprüft, weil nicht geprüft. »Freie Rahu dem Tüchtigen!" das ist gewiß ein wohl- Wollendes, menschenfreundliches Wort, das sich hören lasse« kann. Der Wortsinn ist gar nicht mißzuverstehen: es solle« keinem Menschs«, der sich als tüchtig erweist, ans dem Wege zm Erreichung eines bestimmten Zieles unüberwindliche Hinder nisse mit Absicht entgegengestemmt werden. Aber es ist damit keineswegs gesagt, daß der Zweck, die Erreichung des Zieles, nun wirklich auch alle, also gegebenenfalls auch unerlaubt Mittel heiligen müsse. Die durch Gesetze und bestimmte Nor fchristen und Verordnungen gezogenen Schranken darf auch der Tüchtigste nicht überspringen, ohne in die Schranken zurück- gewiesen zu werden. Anlaß zu solchen Betrachtungen geben einige Fälle aus jüngster Zeit, in denen wirklich Tüchtige plötzlick aus Amt und Berus gedrängt wurden, weil sich herausgestcllt hatte, daß sie bei Bewerbungen Uber eine ausdrücklich ver langte Vorbildung bewußt falsche Angaben gemacht hatten Die »Fälle" selbst sollen sprechen und ohne jede Beschönig«»! dargelegt werden In einem großen Krankenhause wirkt ein junger Arzt, bei sich nicht nur bei den Patienten, die man ja vielleicht alt „urteilslos" bezeichnen könnte, sondern auch bei den grund gelehrten Professoren, Vie ihm vorgesetzt sind, des denkbm größten Vertrauens erfreut. Über seine Fachkenntnisse bestehe« nicht die geringsten Zweifel — seine unleugbaren Erfolge i« der Krankheitserkennung und in der Krankenheilung sprechen für ihn. Da wird eines TageS plötzlich offenbar, daß bei mnge Arzt sich zwar große medizinische Kenntnisse erworben aber nie eine medizinische Prüfung bestanden Hal. Natürlici wird er trotz der bewiesenen „Tüchtigkeit" entlassen und viel leicht sogar noch wegen Vorspiegelung falscher Tatsachen untei Unklage gestellt. Venn die herrschende Ordnung fordert nur einmal für Arzte, die als „approbiert" gelten wollen, dm Nachweis eines genau geregelten Studienganges Weiter: In einer mitteldeutschen Stadt amtiert ein Bürgermeister, dei in alle» kommunalen Dingen seinen Mann stellt und als Ver- waltungsbcamter nicht seinesgleichen hat. Die Bürger könne« sich keinen bessere« „Meister" wünschen. Aber auch der „Tüch tigste" hat Neider und Gegner — nein, gerade der Tüchtigst, Hai sie. Und so geschieht es. daß der tüchtige Bürgermeistei eines Tages von Neidern und Gegnern, die schon seit langem im geheime« gewühlt und seine Stellung unterminiert hatten als „Nichtstudierter" öffentlich an den Pranger gestellt wird Wohlverstanden: cm „nichtstudierter" Bürgermeister an sich schadet nicht, aber hier war seinerzeit, als die Stelle aus geschrieben war, ausdrücklich ein „studierter", ein Jurist, ver langt worden, und der Bewerber halte pch, um die Stelle zu erlangen, aus eigener Machtvollkommenheit zum l)r für ernannt. Ergebnis: Dienstentlassung, Anklage wegen be- wußter Täuschung. Gefängnis. Und nun drittens uni letztens: Eine kleine märkische Stadl sucht einen Stadtbaural mit der ausdrücklichen Bedingung, daß er die Diplomprüfung Ar-MM rmubsestslüctusscstbir oukcu osxzm tzie>sirk, wkkroAt« l14. Fortsetzung.) Und Voigt telephonierte. Ihm war in der letzten Zeit selten so wohl gewesen, wie gerade jetzt. Das Hunger- Vierteljahr der Bauern, das waren die drei Monate vor der Ernte, hatte er empfindlich gespürt, aber nwrgen würden zum ersten Male wieder seit langem drei bis vier Hunderter rn seinen Händen hängen bleiben. Das war wieder mol ein Aufatmen. Das war schnell und mühelos verdientes Geld, nicht steuerpflichtig, ohne Abzug, rein netto. An einem Vormittage so zwilchen elf und eins, vier Monatsgehälter verdienen! Das war Sache. Sollte ihm einfallen, in feiner Freizeit Futter zusamn«enzusuchen für einen Gau!, wie die ser Sohr tat und für einen Zentner Hafer den Bauern am helfen. Nicht für 'ne Ziege! Nicht für'n für ein Pferd. So dumm. Es ging ""h immer noch gegangen. Und weil heute abend einer gejchweppert und A5^nnert und mei?' langen war, würde noch einer ge- schwepp w-,in S?uch weiter gehen würde, wurde erst heimgega g . n der Mond verkehrt am Himmel bau- welte. ""2.7, s,^ar ausgemacht: Fifi Stiebelsterz, die in BerlM-N.. Cabarett "Nackte Hand", Neue Friedrichstr 230. als Rita Ok H I en Abend hingebungsvoll Chansons quiekte und ?"U"ungsvoll zum Sekt animierte, bekam das langstversprochene rotseidene Stilkorfett, und wenn alle Nähte platzten. .So wahr ichA'enmann bin," ,o hatte Alois Voigt seinen Vorsatz bekräftigt. „Und wann hält ein Ehrenmann seinen Vorsatz nicht? . Voigt war schon dreivrertel bezecht, da hatte Sohr erst sem Tagespensum absolviert. Es war gegen zehn Uhr abends, als er, von Hinzelmann kommend, den Hof über- schritt. In Frau Kadens Arbeitszimmer brannte noch Licht ble hotte die Vorhänge zuzuziehen vergessen. Sohr sah sie °m Schreibtisch sitzen. Sie schien zu rechnen. Aber die Rechnung schien nicht zu stimmen, denn sie stützte ab und zu den Kops in die Hand und sah verloren vor sich hin. Sie hatte ein feines Profil, einen kleinen Mund und eine gerade Nase. Vom Lichtschein strahlte ihr blondes Haar Salden. bestanden haben müsse. Es meldet sich ein Fachmann, der, nach dem Ausweis seiner Zeugnisse, an verschiedenen verant- wortungsreichen Stellen jahrelang sich glänzend bewährt hat Er wird engagiert, füllt auch den neuen Posten so aus, daß auch nicht die Spur eines Tadels ihn treffen kann und wird — Knall und Fall entlassen, weil nach einiger Zeit heraus- kommt, daß er zwar eine Technische Hochschule besucht, aber die Diplomingenieurprüfung nicht gemacht hat Dies die „Fälle". Wie soll man sich nun zu ihnen stellen, ohne nach der einen oder der anderen Seite hin ungerecht zu werden? In allen drei Fällen handelte es sich um unzweifel haft tüchtige Menschen, die sich durchgcsetzt hatten und zu Ehren und Würden gelangt waren Die Bahn, der Ausstieg wurden ihnen erst versperrt, als es sich herausstellte, daß sie nicht den geraden Weg, sondern einen verboienen Schleichweg gegangen waren. Nun könnte man argumentieren: ihr Erfolg sprach für sie, also hätte man, obwohl sie nicht richtig gehandelt hatten, ein Auge zudrücken und sie dort lassen können, wo sie nun einmal standen Aber über das Einzelintcrcsse hinaus geht das Interesse der Gesamtheit, und die Gesamt heit und die Gesetze, die sie sich gegeben hat, fordern Rein lichkeit unter allen Umständen. Die Ärzte kämpfen gegen das Kurpfuschertum in allen Arien und Abarten, die Juristen gegen das Winkelkonsulemenwesen, die diplomierten Ingenieure gegen Techniker, die sich gleichfalls Ingenieure oder gar Oberingenieure nennen, andere Stände und Berufe gegen andere „Eindringlinge". Daß cs unter den Kurpfuschern und Hellsehern, unter den Winkelkonsulenten und unstudierien Ingenieuren wirklich tüchtige Leute gibt, braucht nicht erst be sonders bewiesen zu werden, da jeder Tag es von neuem beweist. Können diese Tüchtigen ihren Weg machen, so soll ihnen nichts in diesen Weg gestellt werden, aber sie dürfen be stimmte Grenzen, die ihnen durch Gesetz und Recht gezogen sind, nie überschreiten und sich nie sür etwas ansgeben, was sie nicht sind. Man mag über die vielen „Prüfungen" die es gibt, lachen und spotten, mag eine dringende Rcsorm für wünschenswert halten, la für sie kämpfen; aber die Prüfungen bestehen nun einmal als Vorschrift, und der Staatsbürger hat sich den bestehenden Gesetzen und Vorschriften seines Staaies unterzuordnen. Das Schicksal des „Tüchtigen", der plötzlich aus seiner Bahn herausgcrissen wird und unter die Räder kommt, weil er die Vorschriften des Staates mißachtete, ist sicherlich tragisch und Verdient höchstes Mitleid, aber „höchstes Gesetz ist des Staates Wille", und cs würden aller Zügellosig keit Tür und Tor geöffnet sein, wenn sich jeder über Gesetze skupellos hinwegsetzen Monte. I Kunaick-u j Deutsches Dietch Die 26prozeutige RcparationsabgaSe. Bekanntlich sind seit einiger Zeit Verhandlungen im Gange, um einen Fortfall der 26prozcntigen Reparations- abgade auf deutsche Waren bei Einfuhr nach Frankreich und England zu erzielen. Dem Vernehmen nach werden Von englischer Seite kaum Einwendungen gegen die Auf hebung der Abgabe erhoben. Dagegen zeigt Frankreich bisher wenig Neigung, sich dem englischen Beispiel anzu schließen. Jedoch hofft man, schließlich auch diesen Wider stand überwinden zu können. Dr. Stresemann vor dem Auswärtigen Ausschuß. Der Auswärtige Ausschuß des Reichstages beschäf tigte sich mit den Ergebnissen der Genfer Verhandlungen. Zu Beginn der Aussprache gab Reichsminister des Aus wärtigen Dr. Stresemann eine ausführliche Dar stellung aller Angelegenheiten, die bei der Genfer Zu sammenkunft Grundlage der Besprechungen gewesen waren. Graf Bernstorfs sprach über den Stand der Ab rüstungsfragen, bei denen er in Genf als deutscher Ver treter beteiligt war. Eine längere Aussprache schloß sich an. Wahlpolitik des Zentrums. In einer von der Hessen-Nassauischen Arbeitsgemein ¬ schaft der Zentrumspartet abgehalienen Versammlung sprach Neichstagsabgeordneter Jo o s über die Gegen wartspolitik. Neuwahlen müßten im Frühjahr stattsin- den, weil die Regierungsparteien nicht länger zu- sammenhalten würden. Das Zentrum habe an dieser Koalition keine ungemischte Freude erlebt und sie werde nicht zum Dauerzustand werden. Das Zentrum gehe frei und ungebunden in den Wahlkampf und tret« für eine große Koalition ein als der einzigen Möglich keit zur Sicherung des Friedens und der Gerechtigkeit nach innen und außen. Rußland. 73 Mitglieder aus der Kommunistischen Partei aus geschlossen. Der Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion nahm einstimmig und ohne Stimm enthaltungen eine Resolution an, durch die 75 aktive Mit glieder der Trotzkistischen Opposition, darunter Kamenew, Rakowski, Smilga, Smirnow, Radek und andere viet- genannte Persönlichkeiten, als offen antirevolutionär auL der Partei ausgeschlossen werden. Die Resolution billigt weiterhin die Maßnahmen des Zentralkomitees und der Zentralkontrollkommission hinsichtlich der Opposition, darunter den Ausschluß Trotzkis und Sinowjews. Nordamerika. Friedenspaktverhandlungen mit Frankreich. Vor einiger Zeit hat der französische Außenminister Briand Fühler nach den Vereinigten Staaten ausgestreckt zwecks Schaffung eines gegenseitigen Friedenspaktes. Diese Be mühungen haben jetzt zu einem gewissen Erfolg geführt. Staatssekretär Kellogg hat die Verhandlungen über den Lnandschen Paktvorschlag durch die Überreichung einer amerikanischen Antwort vorläufig abgeschlossen. Der Entwurf der Vereinigten Staaten verpflichtet die ver tragschließenden Rationen, keinesfalls einander anzu- greisen, Krieg zu erklären oder Truppen in des Ver- .'ragspartners Hoheitsgebiet zu entsenden, sieht aber aus- r -ncklich das Recht der Verteidigung im Falle eines An griffs vor. Der zweite Abschnitt bestimmt, daß politische Differenzen dem Schiedsverfahren unterworfen werden s»llc>!. Es wird in Washington besonders betont, daß dec Vertragsentwurf keine Sonderbestiinmungen enthalte, welche nur auf Frankreich allein anwendbar sind, son- t-'«n daß im Rahmen dieses Vertrages die Vereinigten Sla-ttcn auch mit den übrigen Nationen Paktverhand- inug-'n cinzuleiten bereit seien. Aus Zn- unv Anstand Berlin. Eine Meldung, wonach die deutsch-grie chischen Ha nvelsvertragsvcr Handlungen ab gebrochen seien, bestätigt sich nicht. Es ist nicht einmal vo« einer Vertagung etwas bekannt Berlin. Der Reichspräsident empfing den österreichische« Gesandten Dr. Frank, der dieser Tage nach seiner schwere« Erkrankung und Operation wieder nach Berlin zurückgekehrt ist. Berlin. Eine Reise des Reichspräsidenten nach Schlesien ist schon lange in Aussicht genommen, ein Termin dafür aber noch nicht festgesetzt. Berlin. Reichsautzenminister Dr. Stresemann ist von seiner Reise nach Königsberg wieder nach Berlin zurückgckehrt. Berlin. Das Reichswchrministerium hat sür Generale die Anrede „Erzellenz" abgeschasst. Diese werden fortab imt Herr Generäl angeredel. Neustrelitz. Die Regierung hat infolge des Urteils deö Staatsgerichtshoss gegen die Wahlbeschränknngen den Land tag von Mecklenburg-Strelitz aufgelöst. Neuwahlen finden am 28. Januar statt. Bremen. Das Schulschiff des Deutschen Schulschisfvereins, „Deutschland", ist am 17. Dezember wohlbehalten in Kap stadt eingetrofsen. Es wird am 2. Januar die Heimreise über St. Helena anlrelen und voraussichtlich Mitte März auf der Weser einlresfen. Jerusalem. Bei einem Zusammenstoß zwischen jüdische« Arbeitslosen mit der englischen Polizei in Petach Tikwah wurden viele Arbeitslose, darunter vier Frauen, verwundet. Es wurden 17 Verhaftungen vorgenommen. KWMMsMMWR Sohr stand lange in Betrachtung versunken, dann aber ging er doch nach seiner Kammer. Morgen war wieder ein Tag, der zur Arbeit ries und seine Mutter schon hatte ihm gelehrt: Früh zur Ruhe und früh aus deni Bett, das ist die Weisheit der Alten und Gesunden. Im Türrahmen bückte er noch einmal zu dem hellerleuchteten Fenster hinüber. Da sah er, wie sich zwei Arme aus die Tischplatte legten und ein blonder Kops auf die Arme sank. „Das kenne ich," nickte Sohr vor sich hin. „Wie ich das kenne! Tränenvolle Nächte, die sorgenvolle Tage beschließen Und kein Mensch, der dir zur Seite steht — arme Carla Kaden." Am anderen Morgen — eine halbe Stunde vor der Zeil schon — humpelte Hinzelmann durch das Tor und gerade auf den Pferdestall zu. Das war noch nie vorgekommen seit siebenundoierzig Jahren. Sein erster Weg war immer nach seinem Revier gewesen. Das ging vor. dann erst kam alles andere. Die Knechte empfingen ihn johlend, mit faulen Witzen und üblem Spott. Hinzelmann aber ließ sie reden. Er juchte Sohr. Der aber war schon fertig mit Putzen und sah drüben in der Remise die Mähmaschine nach, die er heute zu bedienen hatte Er war nicht wenig verwundert, den Alien zu sehen „So zeitig schon, Hannjörg?" „Ich muß dir was sagen. Sohr." Aus seinem Gesicht standen Angst und Bestürzung. „Ist was mit Finkfink passiert?" „Behüte Gott, nein! Dem Fohlen geht's gut." „Und was ist außerdem noch wichtig?" „Der Weizen am Steinauer Weg, der heute am Haim verkauft werden soll." „Hast schlecht geträumt, Hannjörg." „Nee. Sohr, wenn ich dir sage. Der Voigt hat es gestern in der Schänke erzählt." „Der war besoffen! Ich glaub s nicht. Das gibt's ja nicht, das ist ganz ausgeschlossen." „Sohr, Sohr — wenn du dich nur nicht irrst. Aus Fin kenschlag ist schon manches möglich gewesen, wenigstens ha! es der Voigt möglich gemacht." „Hannjörg, geh' deine Schweine füttern. Man hat dir einen oufgebunden." „Ich hab' ja noch Zeit," sagte Hinzelmann und setzte sich auf einen Pflug, der an die Wand gelehnt stand. Er begann Sohr vorsichtig zu learbeiten. „Du darfst dem Voigt alles glauben, was er sagt," begann er. „nur wenn er etwas Gutes sagt, ist es nicht unbedingt nötig, daß du es glaubst Du kennst ibn nicht, die Frau kenn! ibn nicht. die kennen ihn nicht, ich aber weiß, was er für ein Windhund ist." „Ausgerechnet du, Hannjörg." „Ja, ich! — Siehst du, die Frau ist im Haus oder Garte«, die anderen sind auf den Feldern und ich bin nie im Garten und nie aus dsm Feld Ich bin der einzige, der sieht, was den ganzen Tag über aus dem Hoje geschieh! — Wenn der Böig! nich! bei der Frau einen Stein im Brette hätte, w-ii er im Kriege der Bursche ihres Mannes war, hätte ich schon manchmal geräuspert, wenn ein sack Getreide zur Hinter tür hinausgetragen wurde. Ich seh's und bin still." „Nimm mir's nicht übel," Hannjörg, aber das ist eine Ge meinheit! Wie kannst du zujehen, wenn jemand stiehlt? Wie kannst du still sein, wenn man der, die dir Arbeit und Brot gibt, das Getreide vom Hofe trägt? Wie kannst d» das!" Da lächelte Hannjörg und ialtete gottergeben die Hande. „Wie ich das kann? So eine Frage! Ich hab' eben erst was vom Weizen erzählt und das hat mir ein gewisser Sohr auch nicht geglaubt." Er schwieg eine Weile Bon unlen heraus blickte er den vor ihm Stehenden au „He, du, Mann, kennst du den Sohr? Der kann rechnen, sage ich dir, da staunst du. Der rechnet dir vor, wieviel er in zwei Jahren im Sacke hat Der könnte auch rauslijleln, was ein Lump an so einem Objekt, das niemand richtig schätzen kann, „gutmachen" könnte. Aber er tu! es nicht. Er verlangt, daß ein alter Krauter, wie ich, sich wegen einem Zentner gemauster Frucht das Genick bricht. Hihi." lachte der Alte. „Hannjörg Hinzelmann hat aber nur e i n Genick und Frau Kaden hat tausend Zentner Getreide. Hannjörg Hinzel mann ist ein armes Luder und Frau Kaden eine reiche Frau. Und Hannjörg Hinzelmann schielt und ist krumm und lahm und Frau Kaden ist gerade und gesund und sieht gerade aus. Und weil die Frau Kaden den Hannjörg Hinzelmann mal einen „schieligen Kerl" genannt hat, kann ein gewisser Sohr nicht verlangen, daß Hinzelmann seine schieligen Augen für seine geradeblickende Herrin anstrengt. Uebsr- mäßig vertrauen ist genau so 'ne Dummheit, wie gar nicht vertrauen " „Schau, schau — mein Philosoph." „Hm. Und jetzt tut der alte Hinzelmann das, was du ihm vorhin geheißen hast. Wenn er aber gewiß weiß, ob das mit dem Weizen stimmt, wird er es Sohr wissen lassen Der kann dann machen, was er will," damit humpelte er davon. In seinen schielenden Augen blitzte es giftgrün. Den Blick kannten alle und gingen ihm aus dem Wege. -Fortsetzung fo^