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«veno in rromgsocrg vlcioen, uni Besprechungen mit den Füh rern seiner Partei zu halten, und sich dann wieder nach Berlin zurückbegeben. Berlin. Der Auswärtige Ausschuß des Reichs tages ist für Monlag einberufen worden. Aus der Tages ordnung stehen: Genfer Abkommen, internationales Seewesen und Auswanderungsfragen Berlin. Der österreichische Gesandte Dr. Frank ist in Berlin nach seiner Wiederherstellung von gefährlicher Krank heit wieder eingetrosfen und wurde am Bahnhof auch von deutschen Regierungsvertrelern herzlich begrüßt. Er wird seine Amtsgeschäste am 1 Januar aufnehmen Bern. Die Vereinigte Bundesversammlung wählte dem Vorschlag der bürgerlichen Parteien entsprechend zum schwei zerischen Bundespräsidenten für das Jahr 1928 den bisherigen Vizepräsidenten Schultheß mit 156 von 175 gültigen Stimmen. Paris. Der hier weilende litauische Ministerpräsident Woldemaras reist nach Kowno über Berlin zurück, wo er sich ein bis zwei Tage aufznhalten gedenkt. Paris. Das amtliche Blatt veröffentlicht die am 3. Oktober tn Paris unterzeichneten deutsch-französischen Rcchtshilssabkommen, die somit Gesetzeskraft er langt haben. Kanton. Die kantonesische Regierung hat 13 Rusten ver haftet, die sie für die jüngsten Unruhen verantwortlich macht. Drei von ihnen wurden sofort erschossen. Die übrigen wurden vor ihrer Hinrichtung durch die Straßen der Stadt zur Schau herumgeführt. - Neues aus sNer Aelt - Wenn man bei der Arbeit schläft. In Drossen war «in 17jähriger Lehrling Fritz Otter in der Werkstatt bei der Reparatur eines Autos eingeschlasen. Der Unglückliche wurde von den Auspuffgasen des laufenden Motors ver giftet und starb. Inbetriebnahme des neuen Ravcnnaviaduktes. Nach eineinhalbjähriger Bauzeit ist der im Zuge der Höllental bahn Freiburg—Titisee—Donaueschingen erbaute neue Navennaviadukt in Betrieb genommen worden. Der neue Viadukt ist ein vollkommen steinerner Brückenbau, der in gerader Linie mit 220 Meter Länge und über 40 Meter Höhe die tiefe Ravennaschlucht bei der Station Höllsteig überwindet. Er ist der größte derartige vollkommen massive Granitsteinbrückenbau in Deutschland und dürfte auch wohl zu den größten derartigen Bauten in ganz Europa zählen. Er liegt im Zuge der Zahnradstrecke, die zwischen den Stationen Hirschsprung und Hinterzarten eine Steigung von etwa 625 Meter überwindet Elektrische Betäubung der Schlachtticre in Bayern. Nachdem in der letzten Zeit systematische Versuche mit elektrischer Betäubung der Schlachttiere stattgefunden haben, wird von zuständiger bayerischer Stelle mitgeteilt, daß diese Versuche nun als abgeschlossen zu gelten hätten, daß ein Betäubungsgesetz fertiggestellt und nunmehr an den bayerischen Ministerrat geleitet werde. ' Zwölfmonatiges Verbot der Diamantengewinnung. Die Regierung in Kapstadt hat eine Bekanntmachung er lassen, nach der jegliche Gewinnung von Diamanten auf Staatsgebiet oder privaten Ländereien für die Dauer von zwölf Monaten verboten wird. Lunte Tageschroni! Bielefeld. In dem benachbarten Heepen geriet ein aus Bielefeld kommendes Auto ins Schleudern und stürzte um. Von den fünf Insassen wurde einer getötet und einer schwer verletzt. Straßburg. Mehrere Räuber drangen in ein hiesiges Juwelengeschäft ein und raubten viele wertvolle Juwelen. Der Wert der gestohlenen Juwelen wird mit einer Million Frank angegeben. London. In einem Kohlenbergwerk bei Whitehaven wurden vier Personen durch eine Explosion getötet. WMMSzMMWR 10V Kinder verbrannt. Feuersbrunst im Waisenhaus. Bei einer Feuersbrunst in dem Saint-Charles-Hosptz »n Quebeck (Kanada) kam eine große Anzahl Waisen- linder in den Flammen um. Das Feuer brach in der zweiten Etage des vierstöckigen Gebäudes aus, das mit 560 Waisenkindern belegt war. Man schätzt die Zahl der Loten aus hundert. Sechzig Leichen wurden bereits ge funden. Eine große Anzahl Kinder wird noch vermißt. Die Panik, die beim Zusammensturz des brennenden Gebäudes ausbrach, erschwerte die Rettung und die Nach forschungen nach vermißten Insassen ungemein. Zahl reiche Verletzte sind in die Krankenhäuser eingeliefert worden. Das Gebäude, welches dem katholischen Stift and Waisenheim gehört hat, ist über hundert Jahre alt. Das Feuer nahm seinen Ausgang von der Heizungs- »nlage und fraß sich durch bis zum zweiten Stock, wo sich die Schlafräume befanden. Nachbarn, die durch plötz lichen Feuerschein und gellende Hilferufe geweckt wurden, machten zusammen mit der Feuerwehr heldenhafte An strengungen, um sämtliche Insassen zu retten, bis das herunterbrechende Dachgerüst den weiteren Zugang zum Gebäude versperrte. Oer Arens-orfer Prozeß. Ärztliche Aussagen. Im Arensdorfer Prozeß erklärten die Ärzte Dr. Müller und Dr. Winter, daß der Schuß von vorn gekommen sei. Die anwesenden Reichsbannerleute betonen dazu, daß Tieze auf einer Bank im Auto gesessen habe, als er getroffen wurde. Die Mutter des zweiten Todesopfers, Frau Wollank, führte be sonders Beschwerde über die Behandlung ihres Sohnes im Frankfurter Krankenhause. Der Arzt habe sie zuerst gar nicht zu ihm lassen wollen, weil sie ihn in der Mittagsruhe gestört habe. Der Arzt Dr Königsberg aus Erkner erklärte, das vor zeitige Verlassen des Krankenhauses habe Wollank nicht ge schadet. Die spätere Eiterung der Wunde könne durch den rostigen Laus, aber auch durch das Geschoß selbst hervorgerusen sein. Medizinalrat Dr. Müller gab noch ein Gutachten über den Geisteszustand August Schmelzers ab Er kam zu dem Schluß, daß er den Angeklagten für einen Psychopathen, aber nicht für geisteskrank halte. Etwas von Mndergeschenken. Ja, nun rückt wieder von ferne Weihnacht in Sicht ... und mit ihm der Gedanke an Schenken und Geschenke. Das aber bedeutet: wühlen, was an sich schon keine ganz ein fache Sache,' am schwersten aber — für Kinder. Du meinst vielleicht: es gibt ja Läden und Warenhäuser und eine sooo große Auswahl. Das machts aber — meine ich — nur um so schwieriger. Denn, sichst du, ich denke mir, du willst Freude bereiten mit deinem Geschenk, und — wenns geht — eine möglichst lang dauernde Freude. Das ist aber gar nicht so einfach. Denn wenn wir ordentlich zuschauen (und nicht nur so was die Oberfläche zeigt), dann werden wir finden, daß Kinder Schaffende sind, wenn sie noch etwas wirklich Kindliches in ihrem Wesen haben. Und das haben, Gott sei Dank, noch die meisten unserer Kinder! Was sie denn schaffen: sie spielen ja nur. Ja schau, gerade darin liegt eben das Schaffen, das Schöpferische: zum Spiel ge hört eben Phantasie und die baut sich ihre Welt selbst, eine so bunte, vielseitige und gestaltreiche Welt, daß wir Er wachsenen mit unserer „wirklichen" Welt da eben so knapp mitkommen . . . oder das nicht einmal. Und in diese bunte und vielgestaltige Phantasiewelt der Kinder müssen unsere Geschenke Hineinpassen, — wenn sie Freude machen sollen. Nützlichkeiten schenke Kindern lieber nicht: sie werden dann vielleicht einen sehr schönen Kratzfuß machen und dazu verlegen, jedoch sehr formvollendet einen Dank stammeln, der auch irgendwo aus einem Lesebuch stammen könnte, nicht aber aus einem freudeüberlaufenden Kinderherzen. Dabei aber werden sie nach irgend einer Winzigkeit aus dem Gabentische hinübsrschielen, welche in ihre Kinderwelt paßt und sie nun ganz ausfüllt. Was meinst du aber dazu, wenn du einem Kinde irgend etwas schenkst, aus dem und dem es — unter Zuhilfenahme seiner kleinen, noch unae- Essrnkcoisscourr ovkcn osn/ur (7. Fortsetzung.) „Ich bin wirklich besorgt um Sie, Herr Hofmeister. Was soll das werden, wenn Sie sich dermaßen erregen und mich wie einen Strohwisch behandeln. Ich bin das nicht gewöhnt, Herr Voigt. So — lala verfährt man nicht mit mir. Was eben war, Herr Hofmeister, das mußte sein, es war abjolui notwendig. Daß ich einen Ochsen bändigen kann, glauben Sie mir jetzt wohl und können es der gnädigen Frau in die Hand schwören. Ich kann auch noch anderes, das können Sie ihr auch sagen und können ihr weiter sagen, daß ich für meine Person nicht mehr und nicht weniger begehre als das, — um mit den Worten der gnädigen Frau zu reden — jeder gesittete Mensch von nicht weniger Gesitteten verlangen kann. Ich — beuge mich, weil ich muß, weil die Verhält nisse mich Zwingen, aber ich richte mich wieder aus, jo wahr Sie der Hofmeister unserer lieben Frau auf Finkenschlag sind. So, nun genug der Worte! Hier meine Hand, Herr Hofmeister, Sie sollen mein Vorgesetzter sein, als solchen will ich Sie achten und respektieren. Was wir hier zusam men erlebten, soll niemand erfahren. Einverstanden?" Zögernd legte der Hofmeister seine Hand in die Sohrs. Sohr hielt sie fest und öffnete mit der Linken die Tür, da mit die Draußenftehenden Zeuge dieses Händedrucks sein und sich denken konnten, was sie wollten. Dann sagte Sohr: „Es wird gut sein, Herr Hofmeister, wenn Sie sich den Leuten zeigen und mich in meine Obliegenheiten einweihen. Die Gesellschaft denkt sonst, Sie seien gestorben." Der Hofmeister, der seine volle Fassung wieüergewonnen hatte, blieb vor der Tür stehen. Die Situation mußte er retten. Später würde man sehen, was sich tun ließ, um dem frechen Patron ein Bein zu stellen. „Allerhand Hochachtung, Sohr!" sagte er, „was mir da drinnen passiert ist, hätte ich mein Lebtag nicht für möglich gehalten. Ich ärgere mich darüber und freue mich doch auch. Jedenfalls sind Sie einmal schon im Leben um die Ecke ge gangen. Daß Sie das reparieren, glaube ich und wenn Sie nur Halbwegs auf dem Posten sind, sollen Sie in mir einen Mann finden, der für sowas Verständnis hat." „Das soll ein Wort sein, Herr Hofmeister," damit gingen sie nach dem Pserdestall. Und nach einer Viertelstunde ungefähr stolperte der Hof meister Voigt über das holprige Pflaster dem Herrenhaus zu — seiner Gnädigen Bericht zu erstatten. Was er ihr erzählt hat, hat niemand erfahren. 3. Es war Sonntag nachmittag. Der zweite Sonntag, den Sohr auf Finkenschlag bedienstet war. Das Gut war wie ausgestorben — zwischen drei und sechs Uhr war Freizeit. Die Knechte saßen in der Kneipe. Wo sollten sie auch anders sitzen am Sonntag? Luft hatten sie in der Woche genug. Sonntags brauchten sie Alkohol, den Brodel der Wirtsstube und die Lunge voll Tabaksqualm, sonst war ihnen nicht wohl. Das nannten sie dann richtig: was anderes. Und die Mägde? Die hatten sich auch mal die Hände gewaschen und „schön" gemacht und waren auf einen Sonntagsnachmittagsklatsch aus. Dazu genügte ja die Zeit von drei bis sechs. Frau Kaden mit ihrem Sohnemann war über Land zu Gast geladen. Sohr saß auf seinem Bänkchen unter dem Nußbaum im Garten. Da war ihm wohl wie vor Monaten unter den Bäumen im Garten der Charitöl Niemand störte ihn im Denken. Und er mußte denken. Das Leben hatte ihn angehaucht, so im Vorbeigehen erst, nur flüchtig aber doch bemerkbar. Es hatte sein Recht an ihm geltend gemacht und Sohr hatte aufgeschaut und die Ohren gespitzt. „Ausrichten, hochkommen," das war es, was ihn erfüllte. Sie hatten ihn klein gekriegt, die großen und kleinen Gauner seiner näheren und weiteren Heimat. Mochten sie! Es war vorbei. An ihm war es nun, sich weiter auf die Beine zu stellen. Geld machen, das war es, was er mußte, den Anfang schaffen, der so schwer war. Aber, lieber Himmel, wie nur, wie? Mit sechzig Mark Monatslohn konnte man über dem Ausrichten sterben. Immerhin, in drei Monaten waren es einhundertundachtzig und dafür bekam man ein Saugfohlen. Wenn alles gut ging, war das Tier in zwei Jahren achtzehnhundert Mark wert, vielleicht auch mehr. Und wenn man sparsam war, sich seine Zigaretten selbst drehte, jeden Abend solid zu Bett ging und Sonntags unterm Nußbaum saß — jeden Sonn tag wie heute — konnte man in zweimal zwölf Monaten drei bis vier Tausender zusammen haben. schickten Händchen und seiner riesengroßen und sehr geschick ten Phantasie — sich ein Stück seiner Welt aufzubauen imstande ist. Das kann etwa ein ganz unscheinbarer und primitiver Baukasten sein, oder eine selbstgenähte Stoff puppe „mit wirklichem Haar", auch ein handfester Wagen etwa machts, oder gar Handwerkzeug, das benutzt werden kann, um alle möglichen und unmöglichen Herrlich- kc^ien mit eigener Hand zu schaffen. . . Beobachte einmal das Kind, welches du beschenken willst bei ungestörtem Spiel (es darf's aber nicht merken!): unterhalte dich mit ihm, wie Gleich zu Gleich: wenns geht sieh zu, daß ou etwas in die Pläne seiner Spielwelt Hineinschauen darfst. — Und dann wird es dir wohl nicht schwer fallen, etwas herauszusuchen, daß diese Pläne verwirklichen hilft: ein Spielzeug, mit dem oder um das sie gestaltet werden können. Ja, sagst du vielleicht, aber Spielzeug soll doch erziehen! Richtig. Aber meinst du, daß solches Erziehen erzwungen werden kann? Wenn ein Spielzeug, ein Geschenk über haupt, das Kind nicht interessiert, mit anderen Worten: wenn es seine Phantasie nicht zu fesseln vermag, dann wird es höchstens verziehen und verbiegen, oder — gleich am ersten Tage beiseite geworfen werden. Hast du aber vorher das Kind erst einmal richtig kennengelernt, dann wird es nicht schwer sein, über die Freude hin auch das Erzieherische zu erreichen. Gute Ermahnungen: „Aber jo spiel doch auch damit, das ist ja so schön!" sind von haujeaus falsch, das Kind empfindet so etwas als Zwang . . . und den Gegen stand gleichzeitig auch. Weg ist dann die Freude, weg auch das Interesse. Das Kind wird „eigensinnig" und „un artig", kriegt wohl noch gar eine Strafe. Das paßt nicht zu Fest- und Weihnachtsfreude! Such's zu vermeiden! Und nun ein anderes: Kindergeschenke — nämlich, was die Kinder dir oder anderen schenken. Sehst du, da kannst du den Pädagogen mal tüchtig herauskehren . . . indem du dich möglichst wenig einmischst. Du staunst? Gib einmal acht, versuche es einmal und du wirst sehen, daß ich recht habe. Selbst sollen die Kinder nachdenken und planen, soviel als irgend möglich selbst auch ausführen und an fertigen Wird's mal schief und krumm und kaum zu er kennen, was es sein soll, — laß es doch nur! Nicht, daß es Nutz- und Wertgegenstände sind, sondern die Freude des Freudemachens steht hier doch im Vordergründe. Denk doch einmal, was für einen gewaltigen erzieherischen Wert das hat! Und dann all das Planen und Vorbereiten und Heimlichtun. Mach da einmal mit: wirst selbst wieder zum Kinde werden daran! Uslar-Oskar Sebönbott. Turnen, Sport und Spiel. 4V OVO deutsche Hockeyspieler. Der Deutsche Hockeybund zählt augenblicklich rund 40 000 Mitglieder. Die Vereine der Landesverbände sind mit ihren Stimmen wie folgt vertreten: Brandenburg 63 Vereine 101 Stimmen; Norddeutschland 53 Vereine 120 Stimmen; Mitteldeutschland 78 Vereine 140 Stim men: Nordostdcutschland 9 Vereine 13 Stimmen: Südost deutschland 18 Vereine 24 Stimmen; Westdeutschland 50 Ver eine 121 Stimmen; Süddeutschland 98 Vereine 151 Stimmen. 8Sl>fr-6anckeI»AIktIchatt Amtliche Berliner Notierungen vom 15. Dezember. Börsenbericht. Tendenz: Fest. Die freundliche Haltung der Frankfurter Abendbörse übertrug sich auf den Vormittags- Verkehr und danach aus das amtliche Börsengeschäft. Die Um sätze waren ziemlich lebhaft, insbesondere an einigen Spezial- märkten. Die Führung übernahmen bei der Aufwärtsbsws- gung M o n t a n a t t i e n. Da von einer Erhöhung der Koh len- und Eisenpreise gerüchtweise gesprochen wurde, sanden Meinungskäufe in diesen Werten statt. Vereinigte Stahl werke erreichten den seit längerer Zeit nicht mehr notierte« Kurs von 108 (plus 4,25 Prozent) Am Geldmarkt war Tagss- geld mit 6—8 Prozent weiter flüssig, dagegen machte die Ver knappung in Termingeldern Fortschritte. Der Satz für Mo natsgeld zog um 0,25 Prozent aus 9,50 Prozent an. Im weite ren Verlaus der Börse wurde die Haltuna auk allen Markt- Das war dann wenigstens der Ansang vom Anfang. Und wie war das doch? Galt er nicht als tüchtiger Land wirt, dessen fachliche Abhandlungen vor Jahren die land wirtschaftlichen Zeitschriften gut honorierten? Und könnt« das, was vor Jahren war, nicht wieder werden? Nur die Geduld nicht verlieren und das Dienen lernen. Das muhte er, aber auch das würde gehen. Einen krummen Rücken machen müssen, hatte er ja nicht nötig. Man kannte ihn ja. Im Herrenhause und auf dem Hofe wußten sie Be scheid. Nur das war bitter, daß er bei allem, was auf Finkenschlag geschah, an heim denken mußte. Heim — nein, das hatte er ja nicht mehr — also: Ver gleiche zog mit dem, was ihm einst gehörte. Und alles war sich vorfand aus Finkenschlag, forderte zu Vergleichen her aus. Nichts war, was er teilnahmslos betrachten konnte. Und wenn er, wie jetzt, die Arme auf den Sitz gestützt, den Körper zurückgebeügt, in die Laubkrone zu seinem Haupre starrte, stieg doch dieses Heim, das er verloren, vor seinem Geiste auf und ließ ihn sein Verlassensein wie einen körperlichen Schmerz empfinden. „So in Gedanken, hoher Herr?" Sohr zuckte zusammen und blickte erschrocken auf. Die Mamsell war es, die vor ihm stand. „Das müssen ja wunderliche Gedanken sein, die Sie so der Welt entrücken. Dreimal habe ich mich bemerkbar ge macht. Da Sie nicht hörten, nahm ich an, Sie seien in dieser unmöglichen Stellung eingeschlafen und wollte Sie wecken." „Entschuldigen Sie, Fräulein Kerst. Ich habe Sie wirk lich nicht kommen hören." „Brauchen sich nicht entschuldigen, rücken Sie lieber 'n Stückchen zu, ich möchte auch 'n ich.';?» sitzen." Sohr tat es. „Bitte, Fräulein! Ich weiß die Ehre zu schätzen." „Unsinn — Ehre zu schätzen. Ich weiß ganz genau, daß Sie lieber allein sind, als in meiner Gesellschaft " „Und wenn Sie das wissen, warum kommen Sie da?". „Weil Sie nicht immer allein sein sollen und weil allein sein müssen, verbittert macht." Sohr sah die Mamsell von der Seite an, sagte aber nichts- Er war sich über die Motive ihres Hierseins noch nicht kia>"' „Warum sehen Sie mich so verwundert an? Sie vek' muten gewiß besonderes hinter meinem Besuche und gl«"' den nicht so recht an meine Uneigennützigkeit und Fürsorll' lichkeit? . . „Jedenfalls wüßte ich nicht, womit ich die letztere verdien hätte." .. (Fortsetzung folgt )