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Köhler nach wie vor das Vertrauen der Zentrumspartei genieße. Freitag kamen hauptsächlich Kleinrentnerfragen zur Debatte, während die Weiterführung des Haüpt- beratungsthemas, nämlich die Aussprache über die Ver waltungsreform und über „Einheits- oder föderalistischer Staat", vertagt wurde; sie soll erst wieder ausgenommen werden, wenn die Plenarsitzung des Reichstages und des Preußischen Landtages beginnen. Kleidergeld für Offiziere außer Generälen. Bei der Beratung des Besoldungsgesetzes im Haus haltsausschuß des Reichstages wurde ein sozialdemokra tischer Antrag angenommen, nach dem allen Generalen das Klsidergeld gestrichen wird, nachdem die Deutsch nationalen erklärt hatten, sie würden diesem Antrags zu stimmen. Die übrigen Offiziere behalten ihr Klsidergeld. Die Bestimmung über die monatliche Vorauszahlung der Bezüge wird angenommen, nachdem Ministerialdirektor Dr. Lotholz erklärt hatte, daß die gegenwärtige Finanz lage die von vielen Seiten beantragte frühere viertel jährliche Vorauszahlung nicht mehr zulasse. Kein Reichskommifsar für Ostpreußen. Zu der Forderung, für Ostpreußen einen besonderen Kommissar zu ernennen, wird '.nitgeteilt, daß den Inter essen Ostpreußens durch die schon vorhandene Stelle im Reichsmiuisterium des Innern Rechnung getragen wer den soll. Diese Sielle soll mit weiteren Befugnissen aus gestattet und es soll ihr eine Zusammenarbeit mit der preußischen Regierung in erhöhten! Matze ermöglicht werden. Ein besonderer Neichskommissar würde nur ein neues Amt und eins Erweiterung der Verwaltung bedeuten. Bus Zn- und Ausland. Berlin. Der Bildungsausschuß des Reichstages nahm in der Gesamtabstimmung § 1 des Reichsschulgesetzcs mit 15 gegen 12 Stimmen der Linken an Berlin. Der Chef der Heeresleitung, General Heye, wird voraussichtlich am 27. November von seiner Amerikareise nach Berlin zurückkehrcn. , Schwerin. Im Landtag für Mecklenburg-Schwerin wurde aus Antrag des Wahlprüsnngsausschussss beschlossen, in Sietow und Grambow die Wahlen für ungültig zu erklären und Neuwahlen vorzunehmen. Neustadt a. d. Hardt. Der Kreisvorstand der Zentrums- Partei der Pfalz nahm eingehend Stellung zur Frage bei Zusammenarbeit des Zentrums und der Bayerischen Volks partei im kommenden Wahlkampf. Es wurde eine Kom- missiou eingesetzt, die mit der Bayerischen Volkspariei in Verbindung treten und über die näheren Umstände der Zu sammenarbeit Verhandlungen Pflegen soll. Danzig. Das Bezirksgericht in Konitz verurteilte den Polizeibeamten Block aus dem Kreise Bütow in Pommern wegen angeblicher Spionage zugunsten Deutschlands zu fünf Monaten und zwei Wochen Gefängnis. Zwei deutsch! Landwirte aus dem Kreise Bereut iu Pommerellen crhielter wegen Beihilfe je ein Jahr drei Monate Gefängnis. Washington. Die Gerüchte von einem geplanten nord amerikanischen Protektorat über Nikaragua werden iu Stadlparlament als völlig grundlos bezeichnet. f Neues sus aller wett ) Chemnitz ohne Licht. Durch Kurzschluß in einiger Transformatoren des Leitungsnetzes des Städtischer Elektrizitätswerkes Chemnitz ist fast das gesamte Stadt gebiet, hauptsächlich jedoch die innere Stadt, in Dunks gehüllt. Die Geschäfte waren, soweit sie sich nicht miteins! Notbeleuchtung versehen hatten, gezwungen, zu schließen Vierfache Hochzeitsfeier. Eine seltene Feier fand n der Familie des früheren StaatsardcUsrs Hemrick Wegner in Lübeck statt. Wegner beging mit seiner Ehefra; die goldene Hochzeit, sein Schwiegersohn die silbern- Hochzeit und zwei Töchter des Schwiegersohnes feierte! ihre grüne Hochzeit, also vier Hochzeiten in einer Famili am gleichen Tage. Ein Kronzeuge der Anastasia verhaftet. Die Krimi nalpolizei in Ratibor verhaftete den ehemaligen Leutnan von Dassel, der bei der Entdeckung der angeblichen Zaren tochter Anastasia eine Rolle gespielt hatte. Dassel wnrd- wegen Unterschlagung von 10 000 Mark von der Staats anwaltschaft in Lauterbach gesucht. Licbesdrama im Varictö. Der Theaterdirelto Weinreiß, der zurzeit in dem Varietö Groß-Köln gastiert hat ein weibliches Mitglied seiner Tanztruppe vergiftet Er selbst hat dann Morphium genommen. Während dal Mädchen bereits tot in der Wohnuna auiaekunden wurde Grundier Dr. Raumarm gestorben. Gesandter Dr. Viktor Naumann, früherer Pressechef de! Reichsrcgierung, ist im Alter von 61 Jahren einem Herz krampf erlegen. Er hat während der Kriegszeit eine be achtenswerte politische Rolle gespielt. Bis zum Jahre 192t war er Leiter der Nachrichtenabteilung des Auswärtiger Amts. In den letzten Jahren beschäftigte er sich besonder! mit der Abfassung seiner politischen Memoiren. lebte der Theaterdircktor noch. Nach einem hinterlassene! Briefe scheint Untreue der Geliebten der Beweggrund zu Tat gewesen zu sein. Schwerer Lauunfall in Köln. Auf dem Neubau de- Dentzer Messe stürzte eine hohe Leiter, auf der sich ach Arbeiter befanden, aus bisher unbekannter Ursache zu jammen. Zwei Arbeiter verunglückten tödlich, drei wurde! schwer verletzt. Graßseuer in Österreich. In Groß-Petersdorf in Burgenlands brach durch Funkenflng einer Jndustriebahi Feuer aus, dem 21 Häuser, in der Hauptsache Wirtschafts gebäude und drei Wohngebäude, zum Opfer fielen. Ein Unfall Pirandellos. Bei einem Autoausflug- nach Monreale ist der dramatische Dichter Pirandello da- Opfer eines Unfalls geworden. Der Kraftwagen, in den er sich mit mehreren Damen befand, stieß mit einem Last wagen zusammen. Eine Glasscheibe würde zerbrochen deren Splitter den Dichter an der Nase verletzten. Die Taufe der belgifchen Kronprinzentochter. In Brüsseler Schloß fand in Gegenwart des Königs und de! .Königin die Taufe der Prinzessin Iosephine-Charlotü durch den Kardinal van Roey, Erzbischof von Mecheln statt. Taufpaten waren der Graf von Flandern und du Großherzogin von Luxemburg. Zahlreiche Fürstlichkeiter und mehrere Minister nahmen an der Feierlichkeit teil nach der das .Königspaar den Gästen ein Frühstück gab Eine D y n a m i t f a b r i k in die Luft ge flogen. In Vahin (Amerika) wurde eine Dynamit Mrik durch eine Explosion völlig zerstört, wobei neur Manngetötet und 60 verwundet wurden. Durch du Explosion wurde die ganze Stadt erschüttert. Eine Schnapsfabri? unter der Erde. Aus Detroü (Amerika) wird gemeldet, daß die Prohtbitionsbehördsr dort eine geheime Schnapsfabrik und Brauerei ent deckt haben, die im Zentrum der Stadt in einer weit aus gedehnten Kellsranlage untergebracht war. Der Betritt wurde ausgehoben und dabei sestgestellt, daß diese unter irdische Anlage sich unter einem ganzen Häuserblock dir erstreckte. Bunte Tageschron!? Hamburg. Der MO Tonnen große Hamburger Dampfci „Schleswig-Holstein" ist auf der Fahrt nach Oslo an einem Riff am Nordende des Großen Belts gestrandet. Paris. In dem Massengrab von Douaumont Haber Einbrecher mehrere Sammelbüchsen ihres Inhalts beraubt. Rom. Der neue Riesendampser der Navigazwne Generale Jtaliana „A u g u st u s" ist zu seiner ersten Fahrt nach Süd amerika von Genna ausgesahren Er ist das Ersatzfchiff sm die untergegangene „Prine ipessa Mafalda". Mr Wich ZM. Welches Brot schlägt am beste» au? Unsere Kenntnis von der Wissenschaft der Ernähr««? ist wieder einmal stark ins Wanken geraten. An die allein seligmachenden Kalorien, die uns noch in der Kriegsze» so fleißig vorgerechnct wurden, glauben wir nicht mehr st recht, seitdem wir die Vitamine ksnnengelernt haben, u»r das vielgerühmte Verhältnis zwischen Eiweißkörpern nick Kohlehydraten erscheint immer problematischer, je meist wir die widerstrebenden Ansichten vergleichen. Daß nur auch noch allerlei populäre Volksbeglücker mit geschäft lichem Hintergrund auf die Vorzüglichkeit besondere! Nährpräparate schwören, macht die Angelegenheit noch verzwickter. Dabei sind die ältesten Fragen noch unklar Zweifellos ist z. B. das Schwarzbrot reicher an Nähr stoffen, das Weißbrot dagegen wird besser und vollkom mcner verdaut und ausgenutzt, wie sich einwandfrei fest stellen läßt. Welches ist nun für die menschliche Ernäb rung vorzuziehen? Diese Frage erscheint gerade jetz wichtig, da allgemein wieder eine größere Neigung zu« Genuß von Weißbrot bemerkbar wird. Da nun so ziemlich alles zweifelhaft wurde, erschein es geraten, von vorn anzufaugen, und zwar nicht mit dei Theorie, sondern mit dem Experiment. Da hat nun est Dahlemer Professor mit seinem Assistenten letzthin eiw Reihe von Versuchen angestellt, die eine einfache Frage bc antworten sollten: Welches Brot schlägt am besten au! Der „Anschlagswert" soll also zunächst als maßgebend an gesehen werden. Das ist ein neuer Begriff, der frnchtbw werden kann. Die Fütterungsversuche wurden natürlich an Tiercr gemacht, und zwar an Natten, die ja wie der Mensck ,',omnivor", d. h. Allesfresser sind. Wir nehmen vorläufig an, daß die Ergebnisse bei den Natten auch für den Men schen zutreffen, später kann das noch kontrolliert und modi - fiziert werden. Es werden also Ratten von möglichst gleicher Be, schaffenhcit, von demselben Wurf, also von gleichem Alter gleicher Größe und Schwere, demselben Geschlecht, untci denselben Verhältnissen in getrennten Käfigen gehalten und nun mit den Nahrungsmitteln gefüttert, auf die tt ankommt. Die eine Ratte bekommt etwa Zwieback, dß andere Schwarzbrot, die dritte ein Vollkornbrot usw Und zwar bekommen die Tiere so viel zu fressen, wie si> nur wollen, sie können sich richtig sattfresseu und es muj noch etwas übrigbieibeu, auch ist Wasser genug da. Dlb Ubriggebliebene wird alle Tage entfernt, cs gibt imme« wieder frisches Futter. Hunger und Durst sind ausgc schlossen. Alle paar Tage werden sie dann gewogen un> es wird festgestellt, wieviel die Nahrung „angeschlagen" hat; daraus ergibt sich der Anschlagswcrt für den Moua« Als Einheit galt die Fütterung mit Hafer. Es steÄ sich nämlich heraus, daß eine junge Ratte von 40 Gram» Gewicht bei Hafernahrung im Monat gerade 40 Gram» zunahm (es handelt sich natürlich nur um runde Zahlend also setzte man diese Zunahme als 1. Verfütterte ma» Graubrot unter gleichen Bedingungen, so war der An schlagswert etwas größer, nämlich 1,25. Vollmilch ergat beinahe 2, Erbsen etwas über 3, Ei (d. h. Eiweiß und E> gelb zusammen) etwa 3,50 und Eidotter allein sogar 10 Das wäre also eine Jdealuahrung, aber welcher Mensö könnte so viel Eidotter herunterbringen! Diese Angaben sollen nur einen Begriff von des Methode geben. Hauptsächlich wurde zunächst der Arm schlagswert der verschiedenen Brotsorten gejucht. M greifen aus der Fülle der Angaben die wichtigsten heraus j Im allgemeinen marschieren die Vollkornbrote, diH jetzt vielfach in den Handel kommen, an der Spitze. Mo» kann folgende Reihe als Gesamtergebnis anführen: Voll kornbrot, Graubrot, Einback, Milchbrötchen, Wassel semmel, Zwieback. Ein eigentümliches Schicksal war es, daß die Fabrik die das beste Zeugnis erhielt, gerade während der Ve» suche ihren Betrieb einstellen mußte. Grund: mangelnde' Absatz infolge des relativ hohen Preises, daneben abe' auch andere Gründe. Von Weißbrot wurde einmal i» einer Versuchsreihe Krume und Kruste getrennt vel füttert. Von vielen wird ja die Kruste für nahrhafte' angesehen; es zeigte sich aber, daß die alleinige VerfiM rung von Kruste nicht nur keinen Anschlag bewirkte, so» dern sogar eine Gewichtsabnahme! Derselbe Unterschied ergab sich später auch bei Krume und Kruste der vcl' schiedenen Vollkornbrote und Schwarzbrote. Die Wasserbrötchen halten so gut wie gar keinen Aw schlagswert. Günstiger schneidet ab das Milchweitzbrot- Ganz auffallend ersthttnt hpr schachte Erkolg des Zmic- koMVizon klsbsttz Voncstsktt 37. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Er hatte bei seinen Worten ein altes, verstaubtes Bild aus einer Nische hervorgezogen uno hielt es ihr hin. Ilse stieb einen Laut der höchsten Uebsrraschung aus. „Ist es nicht, als wenn Sie in einen Spiegel schau ten?" fragte er, nachdem er eine Weile vergleichend von dem Btlde zu Ilse gesehen hatte. „Allerdings möchte ich fast denken, ich sähe mein Spiegelbild", antwortete Ilse. „Aber sehen Sie, diese lieblichen feinen Züge, diese zarte Gestalt — ich bin es doch nicht." „Sie haben recht. In dem Gesicht, in der ganzen Haltung des Bildes liegt etwas Unfertiges, allzu Weiches, Träumerisches — und dieser schwärmerische Blick der Augen läßt auf Sentimentalität schließen. Das alles ist Ihnen gänzlich fremd. Ihre kraftvolle, selbstbewußte Hal tung, Ihr ruhiger, sicherer Blick bilden einen gewaltigen Unterschied. Und dennoch ist die Aehnlichkeit nicht zu leug nen. — Kennen Sie die traurige Geschichte des Originals dieses Bildes?" „2a, der alte Schäfer erzählte mir einiges." . „Eine arme, unglückliche, irregeleitete Frau war sie, meine Tante Gisela. Sie hat viel Unglück über unser Haus gebracht, aber sie mag auch bitter gelitten haben, und niemand weiß, wann und wo sie gestorben ist." „Ha! man ihren Aufenthalt denn nie erforschen kön- nen — oder den Mann, dem sie gefolgt war?" „Das ist ia eben das Traurige an der Geschichte. Meinen armen Vaier hat es um Lcbensglück und Lebens freude gebracht, daß seine Schwester verschollen blieb. — Einmal freilich hat er es in der Hand gehabt — doch warum behellige ich Sie mit der Geschichte — sic kann Sie kaum interessieren." „Doch, Herr Graf, ich würde Sie sogar bitten, mir mehr zu erzählen, wenn ich nicht fürchten müßte —" „Nun, was — ?" „Daß Sie dadurch gezwungen wären, mir Geheim nisse Ihrer Familie zu enthüllen." „Geheimnisse im gewissen Sinne allerdings; und man grübt nicht gern Dinge hervor, die einst Schmach über die Familie gebracht haben. Aber in diesem Falle liegt dis Sache anders. Ich fühle das Bedürfnis, mit jemand, der der Angelegenheit vorurteilsfrei und fremd gegenübcrsteht, eine Sache zu besprechen, die ihre Schat ten bis auf den heutigen Tage geworfen, die mich auser sehen hat, eine alte Schuld zu sühnen. Ich weiß, Sie wer den mich nicht allein verstehen und das Gehörte auch ver schwiegen, in Ihrem Innern bewahren. Doch ehe ich an fangs, möchte ich erst wissen, welches andere Bild Sie hier noch suchten." „Das Bild Archibalds." „Archibalds? — O, ich errate den Zusammenhang. Die alten Leute haben Ihnen erzählt, daß der Geist Archibalds — „der Geist von Tworrau", wie sie sagen — einst der Gräfin erschienen sei und sie seitdem nicht mehr los konnte von ihrem Auserwählten!" „2a, so ist es." „Der arme Ahne wird froh sein, daß er seine müden Gebeine in kühler Erde ausruhen kann, und er wird sich hüten, emporzusteigen, um arme Menschenkinder zu äng stigen oder ihnen Unglück zu bringen. Aber jedes Geschlecht, jedes Schloß muß nun einmal seinen Geist haben. Wo bliebe sonst auch die Romantik? — — Nun sehen Sie, bitte, hier rechts her — da steht er in Lebensgröße — schrecklich und gefährlich anzusehen: Graf Archibald von Limar-Tworrau." Ilse hol, den Blick zu dem bezeichneten Bilde auf. Ein großer Künstler mußte es gemalt haben; so lebenswarm war die Darstellung, daß man im ersten Augenblick meinen konnte, die Gestalt lebe und wolle eben aus dem breiten Holzrahmen heraustreten. Eine stolze, männliche Erschei nung mit kühnen, blitzenden Augen war es. Einen Augenblick war es Ilse, als wenn diese Augen sich in die ihren bohrten, als wenn eine geheimnisvolle Macht sie überflutete. Gleich darauf lachte sie belustigt auf: „Der Aberglaube hat sich den rechten Mann gewählt. Keiner scheint mir geeigneter, die Rolle des betörenden Geistes zu spielen." „Spotten Sie nicht, Fräulein Römer", scherzte Graf Konrad, „mit Geistern ist nicht gut Kirschen essen. Lassen wir uns lieber auf die kleine Bank zu Füßen des Bildes nieder und empfehlen wir uns dem Schutz des gefährlichen Geistes. So — ich weiß, Sie haben noch ein wenig Zeit- Ich sah die Gräfin mit den Kindern fortfahren." „Ja, ich habe Zeit", sagte Ilse, indem sie sich ohne Zimperlichkeit neben Gras Konrad niederlicß. „Ich wollte Ihnen von meiner Tante Gisela erzählen- Ich selbst habe sie natürlich nicht gekannt, da sie kaum neunzehn Jahr" war, als sie Tworrau für immer versteß- Jch kenne die traurige Geschichte nur aus dem Mund» meines Vaters, der sie mir kurz vor seinem Tode erzählte- Ich war gerade — vier Jahre sind es nun her — für einige Tage nach Tworrau gekommen, um Abschied nehmen; denn ich beabsichtigte, eine Forschungsreise nach Griechenland und Ober-Aegypten anzutretcn, die mich für lange Zeit der Heimat fern halten sollte. Nun kannte ich zwar meinen Vater kaum anders als düster und schwer mütig. aber in diesen Tagen fiel mir der müde Ausdruck, der unruhige, trübsinnige Blick seiner Augen besonders auf. Und ich betrachtete ihn mit Besorgnis. Ob er nun meinen Blick bemerkt, oder ob er gefühlt hat, daß er mich nicht s mehr wiedersehen sollte? — Er ließ mich am letzten T ge in sein Zimmer ntten, wo er mir, krank vor Erregung und Qual, ein Geständnis seiner Schuld, die sein ganzes Leben verbittert hat, machte. Diese Aussprache hatte sein Herz erleichtert er war sogar bis zu meiner Abreise heiterer und sorgloser, als ich ihn je gekannt habe. Freilich soll er später, wie mir der alte Josef erzäb'te. wieder in seine Schw- rmul verfallen sein. In seinen Briefen an mich stand immer nur das eine, das er mir beim Abschied zugerufcn hatte: „Gedenke deines Versprechens und sühne meine Schuld . (Fortsetzung folgt.)