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- Erscheinungsdatum
- 1927-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192707045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19270704
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19270704
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-07
- Tag 1927-07-04
-
Monat
1927-07
-
Jahr
1927
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Freuden. Ank dann denkt einmal an das alte Sprichwort aus der sandigen Heide: Wochentags sollte es einmal, Sonntags aber zweimal regnen. Speisewagen — nicht Misewagen! Es gibt Eisenbahnreisende, die am liebsten die ganze lange Fahrt, die sie vorhaben, im Speisewagen zurück legen möchten. Man muß schon sagen: dumm sind sie nicht! Es ist ja wirklich sehr hübsch im Speisewagen, hübscher meist als in den vollgestopften Abteilen, wo man -ft zwischen Kindern, Hutschachteln und groben Mitreisen den um einen einigermaßen leidlichen Platz kämpfen muß. Wogegen der Speisewagen! Breiter Gang, schöngedeckte Tische mit Blumen und Eß- und Trinköarem darauf, große Helle Fenster mit Aussichtsmöglichkeiten auf wunder volle Landschaftsbilder — kann man sich's besser wün schen? Kein Wunder, daß manche Reisende gar nicht erst Anstalten treffen, sich einen Abteilsitz zu sicher», sondern sosort mit sämtlichen Gepäckstücken in den Speisewagen wandern, von einem Fensterplatz Besitz ergreifen und diesen Besitz gegen sämtliche Kellner, vom Ober bis zum Pikkolo, und, wenn es sein muß, gegen ein ganzes Schaffneraufgebot verteidigen. Und nun erst gar die, welche im Speisewagen wirklich etwas speisen! Sie haben vielleicht ein Schinkenbrötchen gegessen und eine Flasche Bier dazu getrunken und sagen sich nun: „Ich habe nun das Recht, von München bis Königsberg hier sitzenzu bleiben!" Zur Unterstützung ihres Besitzanspruchs lassen sie die geleerte Bierflasche vor sich auf dem Tische stehen. Kommt nun einer der Kellner, um höflich aufmerksam zu machen, daß der Speisewagen-kein Reisewagen sei und daß man im Interesse anderer Reisender, die auch das Schinkeubrötchen bestellen möchten, endlich einmal den Platz räumen müsse, dann gibt es oft einen Mordskrach. Und wenn in den Mittag- und Abendbrotstunden sich in Len Gängen viele „Unplacierte" drängen, um uach einem Platz auszulugen, daun beteiligt sich gewöhnlich auch Publikum au dem Krach. Da das alles nun wirklich nicht schön ist, hat die Reichsbahndirektion durch ein Rund schreiben die Zugbegleiter der D-Züge ersucht, bei Speise wagenkonflikten zwischen Kellnern und Publikum die Kellner, insofern sie recht haben, wirksam zu unterstützen. Hoffentlich passiert es wenigstens nicht, daß jemand wegen allzugroßer Renitenz aus dem D-Zug auf die Straße oder in die Landschaft hineingeworfen wird. Aber was recht ist, bleibt recht: man soll im Speisewagen nur so lange sitzen, als man wirklich speist — was darüber hinausgeht, ist Unart! Unfall in einer Mangrlstube. Trotzdem Kindern der Aufent halt in den MangeUuben streng untersagt ist, kann wiederholt beobachtet werden, daß Mütter die Kinder mitbringen, wenn sie ihre Wäsche mangeln. Am vergangenen Sonnabend geriet ein hiesiger neunjähriger Knabe in einem unbeobachteten Augen blick mit der linken Hand unter die elektrische Nolle und trug ganz erhebliche Verletzungen öavovn. -Also Mütter: Kinder gehören nicht in die Mangelstuben! Kirschenbesichtgung. Die für gestern angesagte Exkursion der Bezitksobstbauvereine Wilsdruff und Tharandt, die der Kir- schenbüsichtigung gelten sollte, mußte des ungünstigen Wetters wegen ausfallen. Ob ein anderer Tag hierfür nun noch in Frage kommt, steht noch nicht fest. Einzug. In den letzten Tagen der vergangenen Woche haben nun auch die vier Familien in die Einzelhäuser der Kriegs beschädigtensiedlung ihren Einzug gehalten. Dadurch ist somit auch die schmucke Kleinhäusergruppe an der Wieland- straße ihrem Zwecke, die Wohnungsnot in unserer Stadt lindern zu Helsen, dienstbar gemacht worden. Stromslörung. Gestern vormittag bis mittags ^2 Ähr stockte in der Stadt Wilsdruff die Stromversorgung. Das war für alle die, die sich rasch noch ein Sommerkleid oder eine Muse elek trisch bügeln wollten oder gar ihr Mittagessen auf dem Kocher Herstellen wollten, natürlich eine herbe Enttäuschung. Es ist er- klärlich, daß das Werk die Sonntage, an .denen die Kräftabneh- mcr keine Einbuße leiden, dazu benutzt, um die im Lause der Zeit nötig gewordenen Bauarbeiien (denn um solche handelt es sich lediglich, wie uns auf Anfrage vom hiesigen Werk mitgeteilt wurde) auszuführen, man dürfe aber wohl so viel Rücksicht nahme erwarten, daß, wie andernorts, die Strom-Unterbrechung vorher bekannt gegeben wird, damit sich die Abnehmer darauf einrichten können. Werbeschwimmen. Der gestrige Sonntag brachte für unser Luft- und Schwimmbad ein sportliches Ereignis, das in Bezug auf die Exaktheit und die Höhe der Leistungen hier bisher noch nicht gesehen worden ist. Die Schwimmerabteilung des Vereins für Leibesübungen der Dresdner Polizei ver anstaltete ein Werbeschwimmen, das in Anbetracht des am ganzen Vormittag strömenden Regens sowohl von feiten -der Ausführen den als auch der Zuschauer eine verhältnismäßig gute Beteiligung zeigte. Bei wieder heiterem Himmel hielten die Gäste in Stärke von etwa neunzig Damen und Herren ihren Einzug in die Stadt .unter -Vorantritt der StadÄapelle und lockten damit die Zu schauer zu sich hinaus, wie der Rattenfänger die Kinder. Das Programm wurde mit einer Ansprache des Vorsitzenden Lütz ner eröffnet, der nach Worten des Grußes zunächst darauf hin wies, daß zu .gleicher Stunde fast in allen Schwimmbädern des Reiches gleiche Werbeveranstaltungen stattfänden und mit Nachdruck den Wert des Schwimmens pries, das den Menschen kräftige, gesunden lasse und ihm Energie -und Willensstärke bringe. Vor -allem die Wilsdruffer sollten von ihrer selten schönen An lage recht regen Gebrauch machen. Die Vorführungen selbst brachten zunächst einen durch feine Exaktheit und -seine Länge imponierenden Reigen, in den ein Sternschwimmen geschickt ver flochten war. Es folgten Lagenstaffeln für Z X 100 Meter Brust-, Rücken- und Erawlschwim-men, 100 Meter Wettschwimmen in den gleichen Arten, eine 4 X100 Meter-Staffel beliebigen Schwimmens und ein -öO^Meter-Brüstschwimm^n fü-r Damen, wobei sich Fräulein Serbe einen neugestifteten Wanderpreis holte. Viel Mert legt der Verein auf exaktes Springen; schon das Gruppenspringen bewies dies, noch mehr aber die Einzelleistun gen, bei denen der deutsche Polizeimeister Sprößig sowie Bauer und Zerndt sowie eine Dame Ausgezeichnetes und Nacheifernswertes boten. Besonders die schwierigen Sprünge im Auerbachstile und die humoristischen 'Sprünge Sprößigs fanden viel Beifall. Dem Humor galt auch die lustige Einlage der Tiller-Girls, die herzlich belacht wurde. -Ein sehr instruktives Rettungsschwimmen ergänzte das abwechselungsreiche Pro gramm, um dessen Durchführung wie überhaupt um die Veran staltung selbst, sich der Werbeleiter des Vereins, Herr R. B e - nak, unbestreitbare Verdienste erworben hat. Ein „Geselliges" im Schützenhause, das Tanz und Humor zu -ihrem Rechte kommen ließ, gab dem -Ganzen einen fröhlichen Abschluß. Zu wünschen 'st, daß die Saat dieser Werbeveranstaltung auf guten Boden gefallen ist und dem wohltätigen Schwimmsport viele neüe Jünger und Jüngerinnen geworben hat. Gut Naß! —i. Der öffentliche Arbeitsnachweis Kötitz und Umgegend teilt uns über die Arbeitsma-rkt-lage in der Woche vom 27. Juni bis 2. Juli folgendes mit. In der Berichtswoche hat sich der Bestand an Arbeitsuchenden gegen die Vorwoche um 18 vermindert. 117 Vermüllungen wurden getätigt. In der Landwirtschaft konnte die Nachfrage nach eingerichteten jüngeren Arbeitskräften nicht in allen Fällen befriedigt werden. Der Gartenbau meldete weiteren Bedarf an Arbeitskräften. Die Metallindustrie forderte nur ver einzelt Facharbeiter an. Im Baugewerbe hielt die Nachfrage nach Bauhilfsarbeitern an. Im -Gastwirtsgewerbe fohlte es an Hausmädchen mit Gästebedienen und an Küchenmädchen. Das Angebot an offenen Stellen für Hauspersonal verstärkte sich, so daß am Ende der Berichts-Woche ein Mangel an solchen Kräften zu verzeichnen war. 8m Berkehrsgewerbe wurden Geschirrführer und Streckenarbeiter vermittelt. Der von -den Konservenfabriken gemeldete Bedarf an ungelernten Arbeiterinnen konnte zunächst auch mit Hilfe des zwischenbeziMchen Arbeitsmarktausgleiches nicht voll gedeckt werden. In den Ungestelltenberufen wurde nur eine Kontoristin vermittelt. Am Ende der Berichtswoche waren 151 männliche und 28 weibliche Arbeitsuchende eingetragen, ins- ( gesamt also 179. * Kirchennachrichten Wilsdruff. Mittwoch: Abends X8 Ahr Jungmännerverein -(Jugendheim). VereinskisLender. Die Mutterberatungsstunde fällt für diesmal aus. . Kleinrentner. Donnerstag den 7. Juli Versammlung. Verein für Natur- und Heimatkunde. -10. Juli Wanderung nach Niederschöna usw. Wetterbericht. Wechselnd, zeitweise schwach bewölkt, im späteren Verlauf aufkommende Neigung zur Unbeständigkeit. Warm, sehr warm, höhere Lagen ziemlich lebhafte Winde aus westlichen Richtungen. ^Sscvlen unüNsGdsrMsit Siebenlehn. -(E rmittelter M as s e n e i n b r e ch e r.) Der von der Gendarmerie -in Hohnstein -(Sächsische Schweiz) am 18. Juni festgenommene Einbrecher Richard Lorty Rock, der sich zurzeit beim Landgericht Dresden in Untersuchungshaft befindet, ist von der hiesigen Gendarmerie als Täter der sechs Einkruchs- d-iebstähle, die in -der Nacht zum 1. Juni in Dittmannsdorf ver übt worden sind, ermittelt worden. Evrty Rock war auch der Gen darmerie gegenüber geständig, die neun Einbruchsdiebstähle in der Nacht zum 5. November 1926 und einen Einbruchsdiebstahl in Deutschenbora verübt zu haben. E-r ist bereits mit Zuchthaus vor bestraft und erst im September v. I. aus dem Zuchthaus ent lassen worden. Seit Oktober trieb er sich, dauernd Einbruchsdieb stähle verübend, im 'Freistaat Sachsen umher. Rabenau. '(Jagdverpachtung.) Sonnabend den 9. Juli -abends 7 Uhr -soll im Ratskeller zu Rabenau die Jagd nutzung des Jagdbezirkes Rabenau—Kleinölsa verpachtet werden. Die Verpachtung erfolgt auf die nächsten neun Jahre (-1. Juli 1927 bis 30. Juni 1966). Dresden. Ein interessantes Geuerlöschma növer —eine bemerkenswerte Neuerung -auf dem Gebiete des Feuerlöschverfahrens — fand -am Sonnabend in -der Gärtnerei von Hartwig in Trachenberge statt. Dort wurde zur Mittags stunde ein Schweröltan-k -in Brand gesetzt, der auf eine neue Art und Weise mittels atmosphärischer Luft binnen wenger 'Se kunden -gelöscht wurde. Erfinder dieses neuen Löschvepfahrens, das eine Rekordleistung aus diesem Gebiete darstellt, ist der Dipl.- Jngenieur H. San-de»Dresden. Dieser Vorführung wohnten eine Anzahl Personen aus Fachkreisen und des Ministerpräsi denten bei. Dresden. (Ei ne L i e b es tr agöd i e a uf d e n Eisen- b a h n s ch i e n e n.) Der -im Anfang der vierziger Jahre stehende, in der Riesaer Straße wohnhafte Fabrik- und Vorarbeiter Rein hard Siegert, in einer Maschinenfabrik in der Heidestraße -in Ar beit stehend, -verheiratet und Vater eines 14 Jahre alten Sohnes, hatte feit Weihnachten 1926 -mit einer Fabrikarbeiterin Charlotte Elisabeth -Sinns ein Liebesverhältnis unterhalten. Das Mädchen -war 23 Jahre alt, wohnte bei -Geschwistern in Dresden-Trachau und war in der -gleichen Fabrik mit Siegert zusammen beschäftigt. Erst gegen Ostern hatte die Ehefrau von dem Verhältnis ihres Mannes Kenntnis erlangt, obgleich die Sinns schon immer in der Familie verkehrte. Frau Siegert reichte deshalb die Schei dungsklage ein. Es war bereits ein Sühnet-ermin abgehalten Wor ten worden, doch ließ der treulose Mann nicht von seiner Gelieb ten. Am Dienstag voriger Woche zog er aus der gemeinsamen Wohnung weg, kehrte -aber am Mittwoch wieder zurück. Am Donnerstag nach beendeter Arbeitszeit fuhren Siegert und seine Geliebte mit ihren Rädern fort und blieben 'für die Angehörigen zunächst verschwunden. Auf den Gleisen der Bahnstrecke Dres den—-Riesa—Leipzig wurden am Freitag in 'Flur Geißlitz die -gräßlich verftüm-mcften Leichen eines anfänglich unbekannten Liebespaares -aufgefunden und in die Totenhalle des Friedhofes zu Lenz bei Großenhain übergeführt. Nach -den Erörterungen handelte es sich -um das vorerwähnte Liebespaar, das die Fahr räder an den Bahndamm gelegt und in der Nacht gemeinasam den Freitod auf so entsetzliche Weise gewählt hatte. Leisnig. -(Franciscus Nagler Ehrenbürger -der Stadt.) Am Sonnabend beging der gemütvolle Heimat dichter und Komponist Franciscus Nagler sein Wsähriges Kan- torenjubiläum in Leisnig. Aus Anlaß dieses Jubeltages, mit dem zugleich das zweite Heimatfest verbunden worden ist, wurde Nag ler -von den städtischen Körperschaften in dankbarer Anerkennung seiner Verdienste um die Stadt Leisnig bezüglich der Pflege, -Hebung und Förderung der Kirchenmusik -zum Ehrenbürger der Stadt Leisnig ernannt. Der Ehrenbürgerbrief wurde ihm -durch eine Abordnung des Rates überreicht. Wermsdorf bei Oschatz. (D e r 9 -8. Geburtsta g.) Ren dant a. D. Wilhelm Sachse, -der älteste Einwohner des Oschatzer Bezirkes, -feierte hei verhältnismäßig guter Gesundheit den W. Geburtstag. Zittau. Ein g e f ä -h rl i ch e r V e r b r e ch e r im Adams kostüm versetzt augenblicklich die -Umgegend von Oybin in Auf regung. Völlig nackt trat der Verbrecher zuerst am -Sonntag nach mittag zwei Frauen entgegen und hielt sie an. Zum -Glück für die Angefqllenen tauchte in diesem Moment ein Arbeiter auf, so daß sie entfliehen konnten. Als dieser dem Verbrecher entgegentrat, gab er auf den -Arbeiter zwei Schüsse ab, worauf er im -Walde verschwand. In der Nacht darauf überfiel der Frechling auf der Staße in Niederoybin abermals eine Frau, warf sie zu Boden und würgte sie am Halse. Erst auf ihr inständiges Bitten und als sie ihm ihre Handtasche mit Geld anbot, -ließ er von der Frau ab und verschwand mit der Tasche im Dunkel der Nacht. Seine ganze Bekleidung bestand diesmal aus einer Badehose. Es -ist nicht ausgeschlossen, daß man es mit einem Irrsinnigen zu tun hat. Die Gendarmerie entwickelt eine lebhafte Tätigkeit, um des Attentäters -habhaft zu werden. Dieser wird -als etwa Äsähriger mittelgroßer Mann mit blondem Haar und runder Gesichtsform geschildert. Kamenz. (F olgen schwerer Kreuzotterbiß.) Der Gemeindevorstand Nix aus Michalken lud auf seinem An wesen Reisigbündel, die er aus dem Walde geholt hatte, -ab. Nachdem er mit dieser Arbeit fertig war, trug er einige Reisig bündel in -die Küche. Aus einem dieser Bündel entschlüpfte eine Kreuzotter und biß den Gemeindevorsteher. Er konnte das Tier noch töten. Nix liegt schwer krank darnieder. -Schwarzenberg. -(G eforderte W i e -d er e r ö ff n u ng des -Lrzbergbaue s.) Die Stadtverordneten nahmen in ihrer letzten Sitzung einstimmg einen Antrag an, durch den die Re gierung und der Landtag au-f-gefordert werden, sofort genügende Mittel zur Wiedereröffnung des Erzbergbaues zur Verfügung zu stellen, um die Not der Erwerbslosen und des werftätigen Mittelstandes zu lindern. Chemnitz. (Ei n S ch u l l e i t e r -als Brand ft i f 1 e r.) Vor dem Schwurgericht begann am Dienstag die Hauptverhand lung gegen den 27jährigen, -aus Schneeberg gebürtigen Kantor und Schulleiter Gerhard Friedrich- Meinel in Hammerunter- wiesenthal. Dem Angeklagten wird zur Last gelegt, in der Nacht vom 16. zum 17. Oktober v. 6. in Hammerunterwiesenthal ein zum Wohnen von Menschen dienendes Gebäude, nämlich das Schulhaus, vorsätzlich in -Brand gelegt zu haben, mit -dem Er folge, daß das Haus bis auf die Grundmauern zerstört worden ist. Meinel wird ferner beschuldigt, Spargelder der Kinder im Betrage von 293 Mark, die er in der -Girokasse zinstragend anzulegen hatte, für sich verwendet, also unterschlagen zu haben. Schließlich wird er auch des Diebstahls in drei Fällen beschuldigt. Der Angeklagte bestreitet in allen Fällen seine Schuld, deshalb mußte ein großer Zeugenapparat a-usgeboten werden. Das Ur teil wurde am Freitag gefällt. Es -lautete auf ein Jahr sechs Mo nate Zuchthaus und drei Jahre Ehrverlust. Oberau. (E rta -ppter Wilderer.) Förster Feldmann von der hiesigen Rittergutsverwaltung hatte am 30. Juni einen in der Mitte der vierziger Jahre stehenden Wilderer ertappt, der ein zerlegbares Teschin besaß und in der Gegend auf Rehe pirschte. Der zunächst unbekannte Wilderer ergriff plötzlich die Flucht und entkam in der Dunkelheit, konnte -aber bald darauf als ein aus Krögis gebürtiger, in Dresden wohnhafter, wegen gewerbs-mäßi-gen Wilderns usw. erheblich vorbestrafter Dekora tionsmaler ermittelt und zur Anzeige gekracht werden. s » vermischter » - über 3000 Kriegerfriedhöfe an der Westfront. Vor Jahrzehnten schrieb der große schweizerische Dichter Kon rad Ferdinand Meyer die Verse: Wir Toten, wir Toten sind größere Heere Als ihr auf der Erde, als ihr auf dem Meere . . . Wer heute einmal durch Nordfrankreich oder Belgien kommt, sei es zu Fuß oder mit der Bahn, wird sehen, wie richtig in wahrster Bedeutung des Wortes der Dichter vorausgeahnt hat; dort liegen ungezählte Heere unter dem Rasen. Allein der Friedhof von Maison-Blanche zählt 38 865 Einzelgräber von Deutschen. Also ein gan zes Armeekorps deutscher Soldaten hat aus einem Friedhof seine Ruhe gefunden. Aber neben diesem großen Friedhof gibt es nach einem Bericht des Volksbundes deutscher Kriegsgräbersürsorge in Nordfrankreich noch weitere 3000 Friedhöfe, auf denen deutsche Soldaten bei- gesetzt worden sind. In den meisten Fällen war kein Platz vorhanden, die Soldaten einzeln zu begraben; sie liegen zu Hunderten und Tausenden in Massengräbern zusammen mit Franzosen, Engländern, Amerikanern und Marokka nern und vielen anderen Nationen friedlich vereint, denn unter der Erde hört der Kamps der Völker auf. Aufgabe der deutschen Heimat ist es aber, diese Stätten zu ehren. Der Deutsche Volksbund für Kriegsgräberfürsorge in Berlin hat sich darangemacht, die Ruhestätten unserer Soldaten zu pflegeu. Edel sei der Mensch . . . Einer Berliner Dame ist kürzlich folgendes passiert: Es klingelt an der Tür ihrer Wohnung; sie öffnet und sieht sich einem „alten Be kannten" gegenüber, einem Hausbcttlcr, der sich von Zeit zu Zeit blicken läßt, um einen kleinen Tribut einzufor- oern, und der niemals unbeschenkt bleibt. Diesmal hat er einen Extrawunsch: er braucht ein Paar Strümpfe, denn seine Schuhe sind zerrissen und durch die Löcher dringt der Regen. Die Danie ist nicht abgeneigt, den Wunsch des „alten Bekannten" zu erfüllen, aber augen blicklich hat sie keine Zeit, die Strümpfe herauszusuchen, denn sie muß rasch auf den Markt, um altes Papier zu verkaufen, weil sie Brot kaufen muß, aber keiu Geld im Hause hat. Der Bettler bescheidet sich zögernd und geht.> Nach zwei Minuten aber klingelt er von neuem: „Fräu lein," sagt er, „ich will Ihnen den Gang zum Markt er sparen. Sie haben mir so oft geholfen, daß ich Ihnen gern die vierzig PfemLge, die ich habe, borgen will, da mit Sie sofort Brot kMftn können . . ." Der „alte Be kannte" dachte vielleicht dabei an seine Strümpfe, die nun auf der Stelle herausgesucht werden könnten, aber hübsch und rührend bleibt die Geschichte trotzdem, und sie könnte in jedem Schullesebuch stehen. „Der halbe Gemcinderat ist blödsinnig!" Gemeinde- ratssitzung in einer Kleinstadt hoch oben in Schweden. Die Geister plagen hart aufeinander, denn es geht um neue Steuern, die einer Partei unangenehm sind, der anderen als durchaus wünschenswert erscheinen. Immer hitziqer wird die Debatte, und es sieht so aus, als wenn im nächsten Augenblick Stuhlbeine in Aktion treten und Tintenfässer durch die Luft fliegen müßten. Noch ist man nicht ganz so weit, aber Schimpfwörter der duftigsten Art fliegen bereits. Da ruft plötzlich einer der Herren Stadt väter, em behäbiger Großbauer, mit der größte« Gemüts ruhe mitten in das Toben des Kampfes hinein: „Der halbe Gemeinderat ist blödsinnig!" Wie eine Bombe schlägt das Wort ein. Für einen Augenblick verstummt alles, dann aber geht von neuem ein wahnsinniger Lärm los, und der unvorsichtige Rufer iin Streit wird mit Aplomb an die Luft gesetzt. Aber damit ist der beleidigten Stadtväterwürde noch nicht Genugtuung geschehen. Der Beleidiger sott widerrufen, öffentlich widerrufen; da er das ablehnt und erklärt, daß er zu seinen Worten stehe, wird er vor den Kadi zitiert, und dieser verurteilt ihn zu einer kleinen Geldstrafe und zu einer großen Ehrenerklä rung. Tie große Ehrenerklärung soll im Gemeindeblatt erscheinen, und, richtig! sie erscheint auch. Und es steht
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