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Jede Gelegenheit ist zu begrüßen, die geeignet ist, das im Ausland oft so schiefe Urteil über deutsche Verhält- Me richtigzustellen, namentlich dann, wenn es aus be rufenem Munde geschehen kann. Dann aber gewinnen derartige Ausführungen noch besonders an Gewicht, wenn ein Mann sie macht, dem das falsch unterrichtete Ausland bei seiner Rede nicht die Wahrnehmung irgend welcher besonderer Interessen wirtschaftlicher oder anderer Art vorwerfen kann. Gewiß weiß man dort, daß Dr. Stresemann während des Krieges als führender Parlamentarier mit aller Kraft dafür eingetreten ist, Deutschland in seinem Ringen um Selbsterhaltung zu stärken; aber er ist auch der Mann, der mit den Vertretern unserer Hauptgegner die Verträge von Locarno einging und dem deswegen mit jenen beiden anderen zusammen der Friedensnobelpreis zugesprochen wurde. Damals hat sich hiergegen in der Welt ein Wort des Widerspruchs kaum /-Herr, und er benutzte jetzt seine Dankesrede in Oslo ^azu^um dem Ausland ein Bild davon zu geben, wie es in Deutschland wirklich aussieht und von welchen geistigen und politischen Strömungen es durchzogen ist. Der Leitgedanke der Ausführungen Dr. Stresemanns geht dahin, daß die Wurzeln auch des neuen Deutschlands tief in das alte Deutschland htnunterreichen, daß es, „das Land der allgemeinen Dienstpflicht, das Land der Ka sernen gewesen ist, aber zugleich das Land der großen zivilisatorischen und sozialen Fortschritte, das jeder lieben muß mit seinen Fehlern, wer in diesem Lande groß geworden ist". Mit der Liebe zum Neuen verbindet sich also die Treue, die an dem vielen Verehrungswürdi gen der großen Tradition festhält, und in der Person des Reichspräsidenten sieht das deutsche Volk das alte und das neue Deutschland vereint. Stresemann meint damit, daß es eine unmögliche Forderung des Auslandes ist, daß nun Deutschland seine Vergangenheit verleugnen, einen tiefen Schnitt all dem gegenüber tun solle, was dereinst war. Etwas Derartiges kann gar nicht geschehen, aber diese unerfüllbare Forderung ist dem Auslande als Ver anlassung fast willkommen gewesen, die neue Ent wicklung des deutschen Geistes solange zu leugnen, bis man ihr schließlich in Locarno doch Rech nung tragen mußte. Die Entwicklung dahin war für Deutschland schwer; denn „das Aussprechen des Friedens gedankens ist viel leichter für den Sieger als für den Be siegten". Dr. Stresemann hält mit seinen deutlichen Hin weisen daraus nicht zurück, daß die Behandlung, die Deutschland erfahren hat, es erbittern und verbittern «rußte. Man ließ es uns gegenüber nicht bloß an Höflich keit fehlen, an ungerechter Verachtung, sondern Versailles und die Ruhr erwecken in Deutschland immer und immer Wieder die Erinnerung an Vergewaltigung. Daher be deutet erst die Grundidee von Locarno eine Wendung, die Briand in die Worte kleidete, daß zwi schen Frankreich und Deutschland nunmehr die Zeit der Kanonen vorbei sein müsse und beide Länder in fried lichem Wettbewerb nebeneinandergehen sollten. Auch hierbei, wie vor kurzem im Deutschen Reichstag, weist Stresemann auf die Vertrauenskrise hin, die in Deutschland hinsichtlich der Resultate von Locarno be stehe, fügt aber hinzu, „daß in so kurzer Zeit nicht alle Früchte reifen könnten". Denn trotzdem fei, abgesehen von den Extremen rechts und links, die überwältigende Mehrheit des deutschen Volkes für Frieden und Ver ständigung. Der deutsche Außenminister benutzt die Ge legenheit, um aufklärend zu wirken auch hinsichtlich der deutschen innenpolitischen Strömungen: die demokratische Staatsform habe das politische Erwachen gerade der großen Mittelschichten des deutschen Volkes erzeugt, die nun in ihrer großen Kraft und geistigen Gesundheit auch die inneren Kämpfe, namentlich den gegen den Bol schewismus, siegreich durchgeführt haben und zu einer Konsolidierung der politischen Verhältnisse Deutsch lands führten. Zu diesen Schichten gesellten sich unter der Leitung des demokratischen. Gedankens aber auch die Arbeiter und so „arbeiten alle Parteien daran, ein neues Deutschland zu bilden". Malt somit Dr. Stresemann vor den Augen des Aus landes ein Bild, wie sich die deutsche Entwicklung seit der Revolution vollzogen hat, wie die Deutschen ihre alte stolze Vergangenheit nicht vergessen wollen, aber selbstverständ lich in der veränderten und sich verändernden Welt zu Neuem streben, so weist er schließlich darauf hin, daß dem inneren Friedens- und Verständigungswillen auch die äußere Einsicht in die Notwendigkeitdauernden Friedens für Deutschland entspricht. Hat doch Deutschland von allen Mächten am meisten in dem Welt krieg gelitten. Ihr Ausdruck soll die Locarnopolitik sein, die nicht auf Unterdrückung, sondern aus Verständigung und freiem Willen errichtet sei. Es ist daher unvereinbar mit einem solchen Gedankengang, Bajonette in einem Lande zur Verwendung zu bringen, das jedem Nevanche- gedanken abgeschworen hat." Dr. Stresemann hat also in seiner Rede durchaus nicht verkannt, welche Schwierigkeiten noch auf dem Wege der Locarnopolitik liegen, und daß infolgedessen in vielen deutschen Kreisen die Hoffnung recht gering ist, auf diesem Der dritte Kursänderung Byrds auf dem Atlantik. Der Flug der „Americ a" ging in den ersten Stun den gut vonstatten, dann aber fnnkte Byrd, das Wetter hätte sich verschlechtert und der Nebel setze ihm austerordentlich zu. Daher hat die „America" etwa auf halber Strecke eine Knrsänderung in südwestlicher Richtung vorgenommen und wird vermutlich nicht, wie Lindbergh und Chamberlin über Irland, sondern aus der Richtung der Azoren her nach Frankreich kommen. Sonst waren die Mitteilungen der Flieger, die in regelmätzigen kurzen Abständen funkten, recht erfreulich. Sie sprachen von guter Stimmung und gutem Gelingen. Der Proviant, den sie mitführen, besteht autzer aus einer Not ration noch aus Schinken, Käse, belegten Brötchen, vier Liter Kaffee und einem Liter Tee. Der Motorbausachver ständige K i. lade, der den Bau der Motoren des Flug- zeuges der „America" überwacht hatte, schiffte sich nach Paris ein, um den Rückflug mit Byrd antreten zu können. Er hätte auch schon die Hinreise nach Europa mit dem Flugzeuge angetreten, trat jedoch freiwillig zu rück, da man sonst d 5-Pfund-Teekanne hätte über Bord werfen müssen, um kein Übergewicht zu haben. In Le Bourget sind dieselben Vorkehrungen für Byrd getroffen wie seinerzeit für Carles Lindbergh. — Cham berlin und Levine sind bereits aus :r Schweiz in Paris eingetroffen und werden Byrd auf dem Flugplatz mit als erste empfangen. Ueber französischem Boden. Paris, 3V. Ium. Nach Meldungen der Küstenstationen hat Byrd um 18.45 Uhr die französische Küste passiert. Brest überflogen Paris, 30. Juni. Nach offiziellen Meldungen hat Byrd Brest bereits Werflogen. Patts erwartet feine Ankunft am späten Abend. Auf dem Flugfeld sind umfassende Maßnahmen für den Empfang getroffen worden. Verflogen. Paris, 1. Juli. Um 1 Uhr wurde ein Funkspruch Byrds aus der nächsten Umgebung von Patts emsgesangen. Er besagt, daß Byrd sich vettrtt habe, daß sein Kompaß zerbrochen sei und daß er nicht wiße, wo er sich befindet. Er suche eine geeignete Wege weiterzukommen. Er yal aver tu scyarsper Norm betont, daß nicht Deutschland es ist, das diese Schwierig keiten bereitet, sondern daß wir Deutsche hierin wohl das Wort unseres größten Dichters mit einem etwas schmerz lichen Lächeln der Gegenseite gegenüber anwenden können: „Ich habe schon so viel für euch getan, daß mir zu tun fast nichts mehr übrigbleibt." * Ein Bankett des Nobelkomitees. Das Nobellomitee in Oslo gab dem Reichsaußen minister und seiner Gemahlin ein Festbankett. Dr. Strese mann ergriff hierbei nochmals das Wort zu einer kurzen Rede, in der er betonte, daß sie Entscheidung des Nobel komitees verantwortliche Führer verschiedener Nationen um des Strebens nach dem gleichen Ziele willen zu- fammengefatzt hat. Wir sprechen verschiedene Sprachen, aber wir verstehen uns in dem einen Gedanken, dast Gott die Völker nicht geschaffen hat, damit sie ihre Kultur gegen seitig zerstören, sondern damit sie ihr Bestes hingeben in gemeinsamer Arbeit. Rach dem Minister Dr. Stresemann sprachen noch Frithjof Nansen, der in eindringlichen Worten auf die Be- deutung Locarnos als eines Versuches einer neuen poli tischen Ära gegenseitigen Vertrauens und auf die Schwie rigkeiten, die uns von diesem Ziel noch trennen, hinwies; ferner der bekannte Politiker, der frühere Ministerpräsident und jetzige Vizepräsident des Storthing, Mowinckel, der ein Hoch auf die deutschen Frauen und insbesondere auf Frau Stresemann ausbrachte, und zuletzt Emanuel Nobel, der sich auf die besondere Einladung des Nobelkomitees zu den dem Reichsminister Dr. Stresemann zugedachten Ehrungen nach Oslo begeben hatte. Eine neue Amnestie? Ein Beschluß des Rechtsausschusses. Der Nechtsausschuß des Reichstags beschäftigte sich mit dem von den Kommunisten beantragten Gesetzentwurf über die Gewährung von Straffreiheit. Der Rechtsausschuß nahm nach längerer Beratung folgende Entschließung der Regierungsparteien an: Die Regierung wird ersucht: 1. eine wohlwollende Prüfung in der Richtung anzustellen, ob im Gnadenwege in noch weiterem Umfange als bisher Zuchthaus strafen gemildert werden können, die vor Inkraft treten des Gesetzes znr Abänderung des Republikschntz- gesetzes vom 6. Juli 1926 auf Grund der ursprünglichen Ozeanflug. Stelle, einerlei wo, um- niedergehen zu können. Er verfüge noch über einen Benzinvorrat für drei Stunden. Paris. Die America ist zurzeit noch nicht gelandet. Offen bar liegt sie in größeer Entfernung von Le Bourget, als es nach den Signalen zuerst den Anschein hotte. Das Flugzeug gab gegen 1 Uhr Notsignale. Byrd 27ü Mmler vsr Park gelandet. Paris, 1. Juli, (tu.) Die Präfettur teilt mit, daß Byrd btt Bayeux im Departement Calvados, 270 Kilometer vor Patts gelandet ist. Nähere Einzelheiten fehlen noch. Die Irrfahrten Byrds. PLris, 1. Juli, (tu.) Ergänzend wir- gemeldet, daß Byrd mit seinem Flugzeug „America" bei Versur-mer etwa 200 Meter von >der französischen Küste entfernt ins Wasser gestürzt ist. Der Flieger und sein Begleiter wurden unverletzt gerettet. Byrd will bis Wien fliegen. Wien, 30. Juni. Die österreichische Lustverkehrs-Gesell- schüft hat aus Neuyork ein Kabtttelegranun erhalten, wonach Byrd ans jeden Fall bis Wien fliegen will. Sollte ihn» der Ben zinvorrat auf der Fahrt zu gering werden, so werde er zu kurzem Aufenthalt in Patts niedergehen, um seinen Betriebsstoff zu er gänzen und dann sofort weiter zu fliegen. Die österreichische Luft verkehrs-Gesellschaft hat auf dem Flugfeld Aspern alle Vorbe reitungen zum Empfing Byrds getroffen. Der Hawaiflieger — ein Derftscker. In Newyork ist die Freude über das Gelingen deS Pazifiksluges (San-Franzisko—Hawai) außeror dentlich groß. Der eine der beiden Piloten, Hegenber ger, ist deutscher Abstammung. Er ist in München geboren und als Kind nach Amerika gekom men. Byrd hat vom Atlantischen Ozean aus den Pazifikfliegernnach Hawai zu ihrer glück lichen Landung gratuliert. Sie hatten, wie sie jetzt erzählen, günstiges Wetter. Die Flugzeugapparatesabrik Fokker wird nunmehr dreimotorige Apparate bauen, die einen ununterbrochenen Flug von San-Franzisko nach Tokio mühelos aussühren können. Fassung des 8 7 des Rcpubltkschutzgesetzes verhängt wor den sind; 2. nach wie vor aus Einzelbegnadigun- gen solcher politischer Gefangenen hinzuwirken, die in folge von Unerfahrenheit oder Verführung oder weil sie die Tragweite ihrer Handlungsweise nicht überblickten, zu ihrem verbrecherischen Tun gekommen sind. Ein Ergänzungsantrag der Sozialdemokraten und Demokraten hierzu, daß der erste Absatz sich auch auf die Fälle beziehen solle, in denen die Strafe lediglich deshalb nicht erlassen werden konnte, weil die Verurteilung erst nach Inkrafttreten des Amnestiegesetzes erfolgt ist, fand gleichfalls die Zustimmung des Ausschusses. Steuerplane des Reichsfinanzminillers. Vom Kabinett noch nicht genehmigt. Das Reichsfinanzministcrium beschäftigt sich bekannt lich feit längerer Zeit mit der Ausarbeitung von Reform- entwürfcn für die Steuergesetzgebung. Nach Meldung eines demokratischen Mitteilungsbureaus gliedern sich die Entwürfe in drei Teile: das Gebäudeentschul- dungssteuergesetz, das Gewerbe steuerrah men gesctz und das Grundsteuerrahmen- gcsetz. Eine Entschließung des Kabinetts liegt noch nicht vor. Einige Landesregierungen sollen bereits erhebliche Bedenken gegen die Entwürfe erhoben haben. Nach dem bisher sertiggestellten Entwurf für das Ge bäudeentschuldungsgesetz sollen von der Steuer besreit sein Neubauten oder durch Um- und Anbauten neu geschaffene Gebäudeteile (Räume), weun dei Bau erst uach dem 1. Juli 1918 bezugssertig geworden ist, aber nicht befreit, wenn die Neubauten, Um- oder Anbauten mir Beihilfe aus öffentlichen Mitteln ausgeführt worden sind; ferner Einfamilien häuser, die vor dem 1. Juli 1918 bezugssertig geworden sind und die zu diesem Zeitpunkt mit nicht mehr als 20 Prozent des Friedenswerles des Steuergegenstandes belastet waren, wenn sie vom Eigentümer und dessen Familie bewohnt werden und die Wohnfläche nicht mehr als 90 Quadratmeter beträgt. Der Entwurs für das Gewerbesteuerrahmen gesetz bestimmt: Übersteigt, der Gewerbeertrag nicht den Betrag von 10 000 Mark im Jahr, so ist von ihm ein Betrag von 1500 Reichsmark abzuziehen. Übersteigt das Gewerbelapital nicht den Betrag von 30 000 Mark, so ist von ihm ein Betrag von 5000 Mark abzuziehen. übersteigt die Lohnsumme nicht den Betrag von 150000 Mark, so ist von ihr ein Betrag von 50 000 Mark abzuziehen. Das Grand steuerrahmengesetz sielst ebenso wie das Gewerbesteuerrnhmengcsetz vor, das; sür alle Steuergegen stände in einem Lande nur der gleiche Umlagesteuersatz be stimmt werden kann; das gleiche gilt sür den Umlagestegersatz einer Gemeinde. >>