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- Erscheinungsdatum
- 1927-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192705040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19270504
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19270504
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-05
- Tag 1927-05-04
-
Monat
1927-05
-
Jahr
1927
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Sebulfraaen im läebMebrn Lanmage. Dresden, 3. Mai. Der Landtag beschäftigte sich in seiner heutigen Sitzung fast ausschließlich mit Schulfragen. Zum Ka pitel Volks- und Fortbildungsschulen des ordentlichen Etats lagen mehrere Anträge vor. Die Deutschnationalen forderten die bal dige Errichtung christlicher Versuchsschulen und bezeichneten die sächsischen Schulverhältnisse als unbefriedigend. Der Volksbil dungsminister stellte fest, daß Sachsen mit seiner überwiegend evangelischen Bevölkerung tatsächlich keine evangelischen Schulen habe, während es die katholischen Mitbürger durchgesetzt hätten, ihre katholischen Schulen zu erhalten. Er erklärte, daß er der Er richtung evangelischer Versuchsschulen nicht entgegenstshe, nur müßten erst die Grundlagen für ihre Erhaltung gegeben sein. Der deutschnationale Lehrer Abg. Grellmann verlangte unter dem Widerspruche der Linken eine geheime Urabstimmung innerhalb der sächsischen Lehrerschtst über die Wiedereinführung des körper lichen Züchtigungsrechtes. Die Wirtschafts-Partei verlangte, daß die Wahl der Elternvertreter zum Schulausschuß nicht durch bür gerliche Gemeindevertreter, sondern durch die bestehenden Eltern räte vorgenommen werde. Die Kommunisten waren in ihren Forderungen wieder am wenigsten bescheiden, die Abschaffung des Schulgebetes und der kirchlichen Feiertage, Erteilung 'des Religionsunterrichtes nur auf Antrag der Estern, öffentlichen Aushang der Verordnung über das Verbot der körperlichen Züch tigung usw. Dis Kommunisten und Sozialisten traten für Acker- lassung der Schulräume an Bildungs-, Jugendorganisationen der politischen Parteien ein. Die Demokraten verlangten baldige Durchführung des Schulbodarfsgesetzes vom 31. Juli 1922 und die Wirtschaftspartei die Beseitigung von Aeberstunden der Han- delslehrer. Der Begründung der Anträge folgte eine längere Aus sprache, in der Redner sämtlicher Parteien nochmals ihre Wünsche und Forderungen vertreten. Der Volksbildungsminister erklärte, die in den Etat für Schulbauten eingestellten Mittel würden vor läufig genügen, denn die schlimmste Schulraumnot sei bereits be seitigt. Der Minister verteidigte dann die Einrichtung der höhe- - ren Abteilungen -der Volksschulen im neunten und zehnten Schul jahr; sie stellten keine Standesschulen dar, wie von den Linken behauptet werde, sondern seien Glieder der allgemeinen Volks schule, die auch von den Aermsten besucht werden könnten. Der Minister sprach dann sein Bedauern darüber aus, daß die Stel lung eines Teiles der Lehrerschaft zum Minister eine ganz andere fei, als die anderen Beamten zu ihren Minister. Abgg. Rötzscher (Komm.) und Grellmann (Dn.) sprechen nochmals im Sinne ihrer Anträge. Abg. Voigt (DVP.) erklärt, seine Partei sei nicht da gegen, daß den Bezirksschulräten Hilfskräfte für die Erledigung der Verwaltungsaufgaben beigegeben würden. Dem Ausbau der Berufsschulen wünschten seine Freude ein rascheres Tempo. Redner weist dann die Angriffe der sozialdemokratischen Red ner auf die Deutsche Voüspartei zurück und tritt warm für den Religionsunterricht in der Volksschule und für das Schulgebet ein. Nur fünfzehn Prozent der Eltern hätten ihre Kinder vom Religionsunterricht entfernt. Den 85 Prozent der Elternschaft müße ihr Recht auf christliche Schulerziehung ihrer Kinder wer den. Die bisherigen Versuchsschulen seien in der Hauptsache weltliche Schulen gewesen, Harum müßten jetzt christliche Versuchs schulen geschaffen werden. Seine Freunde setzten große Hoff nungen auf das neue Reichsschulgesetz. Eine Urabstimmung unter der Lehrerschaft über die Wiedereinführung des körperlichen Züch tigungsrechtes halte er für ganz gut. Hierauf findet ein Antrag auf Schluß der Aussprache gegen die Stimmen der Linksparteien Annahme. Die Minderheitsanträge werden a-bgelehnt. Die Mehcheits- -anträge finden Annahme mit Ausnahme des Antrages, den Be zirksschulräten Berwaltungsbeamte beirugeben. Die zu den Kapiteln gestellten Parteianträge werden an den Rechtsausschuß überwiesen. — Es folgt die Beratung über Kap. 20, Höhere Lehranstalten. Damit schließt die Aussprache. Sie wird in der nächsten Sitzung am Donnerstag den 5. Mai ihre Fortsetzung finden. — Schluß der Sitzung nach >-;8 Ahr. Nie amerikanische Svchwasserlatastrophe. New Orleans außer Gefahr. Der Befehlshaber des Jngenieurkorps der Armee, Generalmajor Jadwin, der Hoover auf seiner Fahrt durch das Überschwemmungsgebiet begleitet hat, erklärte, New Orleans sei jetzt sicher vor den Fluten, sofern sich nicht etwas Unvorhergesehenes ereignen sollte. Die Maß nahmen zum Schutze der Stadt feien endlich von Erfolg gewesen. In Louisiana begann sich die volle Gewalt des Mississippihochwassers fühlbar zu machen. Das Gebiet von Concordia ist infolge des Bruches der Schutzdämme nunmehr völlig überschwemmt. Der größte Teil des Be zirks Catahoula und Teile der Bezirke Avoyelles und Lasalle Rapides sind ebenfalls von dem Hochwasser be droht. Das in Mitleidenschaft gezogene Gebiet umfaßt ungefähr 3100 englische Quadratmeilen mit einer Bevölke rung von 70 000 Menschen und Besitztumswerten in Höhe von 30 Millionen Dollar. Im Staate Mississippi hat der Uazoofluß den Damm bei Eden durchbrochen und 10 000 Acres überflutet. Präsident Coolidge hat einen Aufruf erlassen, in dem er zur Zeichnung von weiteren fünf Millionen Dollar zur Unterstützung der durch die Überschwemmung in Not Ge ratenen auffordert. Coolidge erklärt, die Zahl der Opfer habe sich verdoppelt und die Überschwemmung habe noch nicht überall ihren Höhepunkt erreicht. Englischer proiest in Hankau. Die Nankinger Ausschreitungen. Der Vertreter des Pekinger großbritannischen Ge sandten in Hankau hat bei der Hankaüregierung formell gegen die Besetzung des britischen Konsulats und anderen britischen Eigentums durch die Südtruppen in Tsching- kiang Einspruch erhoben. Der diplomatische Korrespondent des „Daily Tele graph" meldet, es sei jetzt eine Einigung über den Inhalt der zweiten Note, betreffend die Nankinger Ausschreitun gen, zwischen den Regierungen und den Pekinger Ge sandten der vier beteiligten Mächte erzielt worden. Bevor die Note abgesandt werde, solle aber noch einmal versucht werden, sich die Mitarbeit der Vereinigten Staaten zu sichern, obwohl diese jetzt sehr unwahrscheinlich sei. Auffehenemgende Freiheitsberaubung Berlin, 3. Mai. Ein eigentümlicher Fall setzt gegenwärtig hier die Öffentlichkeit tn Erregung. Der in der Akazienallee zu Westend wohnende Molkereibesitzer v. Gunten wurde auf Veranlassung seiner von ihm getrennt lebenden Ehefrau in die nahegelegene Irrenanstalt Westend gelockt, dort eine Nacht hindurch festgehalten und erst am anderen Morgen wieder entlassen, nachdem die Frau mit den Söhnen in der Nacht die ganze Wohnung des Mannes ausgeraubt hatte. Ein Arzt in der Anstalt hatte die Fest haltung angeordnet, der Oberarzt entließ den Inhaftier ten. Ein gerichtliches Nachspiel dürfte folgen. Die Unter suchung ist eingeleitet. - * SÄIutzMnst « s Explosion einer Lötlampe. Berlin. In der Wohnung eines Schlächters in der Hoch straße explodierte bei Reparaturarbeiten an der Badewanne eine Lötlampe. Durch die Stichflamme erlitten der Klempner Wolf, die Ehefrau des Schlächtermeisters sowie eine Haus angestellte Brandwunden. Bestätigtes Todesurteil. Leipzig. Der erste Strafsenat verhandelte als Revisions instanz gegen den Bureaugehilfen Willi Herrmann, der vom Schwurgericht Frankfurt a. M. am 2. Februar d. I. wegen zweifachen Mordes zweimal zum Tode und wegen versuchten Mordes und Totschlags zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt worden war. Hermann hatte am 5. August 1926 seine frühere Braut Kunigunde Hufnagel, die mit ibm aebrocken batte, und deren Schwägerin in ihrer Wohnung erschossen. Auf die Mutter gab er ebenfalls mehrere Schüsse ab, durch die sie schwer verletzt wurde. Ebenso schoß er im Hausflur auf mehrere Hausbewohner, ohne jedoch zu treffen. Den Revolver nebst Munition hatte er sich einige Loge vorher beschafft. Die Revi sion, die sich auf formale Gründe stützte, wurde verworfen und damit das Todesurteil bestätigt. Wahlschwindel in Wien. Wien. Von feiten der bürgerlichen Parteien werden in der Presse und in Versammlungen Beschuldigungen gegen die Sozialdemokratie in Wien wegen angeblichen Wahlschwindels erhoben, die einen derartigen Umfang und so bestimmte Form annehmen, daß man in parlamentarischen Kreisen mit dem offiziellen Einspruch der Vertreter der bürgerlichen Ein heitsliste gegen das Ergebnis der Wahlen zum Nationalrat rechnet. Weitere Kommunistenhinrichtungen in Peking. Paris. Nach einer Meldung der Agentur Jndo-Paci- fique aus Peking sind drei weitere chinesische Kommunisten gehenkt worden, so daß die Zahl der Hingerichteten auf 23 gestiegen ist. Die Verurteilungen weiterer russischer Bolsche wisten zu Gefängnisstrafen und neue Hinrichtungen werden erwartet. Herabsetzung des Portos in Holland. Amsterdam. Nach Meldungen der Amsterdamer Blätter steht eine Herabsetzung des holländischen Posttarifs für den Briefverkehr im Jnlande und mit den Kolonien bevor. Die Vorbereitungsarbeiten der Hostverwaltung seien bereits soweit fortgeschritten, daß die ermäßigten Sätze wahrscheinlich schon am 1. Juli d. Js. in Kraft treten können. Kongresse unv Versammlungen. Die Berliner Beratungen der Generalsynode. Die Preu ßische Generalsynode nahm einen Gesetzentwurf an, durch den die Dauer des theologischen Studiums von sechs auf acht Semester verlängert wird. In der Debatte erklärte v. Fischer als Sprecher der Liberalen, es sei eine Großtat der Kirche, daß sie in einem Augenblick, wo die äußere Not wächst, es wage, zunächst der inneren Not mit dem Opfer der Verlängerung des theologischen Studiums zu begegnen und auf diesem Wege die Qualität des theologischen Nachwuchses und das Ansehen des Pfarrerstandes zu heben. In ähnlichem Sinne sprachen sich verschiedene andere Mitglieder der Generalsynode aus. Rus unserer krimal 1 Wilsdruff, am 4. Mai 1927, Merkblatt für den 5. Mai. Sonnenaufgang 4'* !! Mondaufgang 7^B- Sonnenuntergang 7°° » Monduntergang — 1818 Karl Marx geb. — 1821 Napoleon 1. gcst. * Ein Jugendheim der christlichen Pfad finder auf dem Ktrfchberge. Wer bei dem schönen Maiwetter mal einen Spaziergang zur Baumblut auf den Kirfchberg macht, der ist erstaunt über die Veränderung, die da oben vor sich geht: es wird gebaut! Die Tatgemeinschaft Sachsen, Gruppe Wilsdruff (Eh. chriftl. Pfad finder) baut sich ein eigenes Heim auf dem Grunde des Wils druffer Rittergutes. Herr Baron von Schönberg-RothschöNberg hat auch hier wieder bereitwilligft Land zur Verfügung gestellt. Die jüngen Leute wollen den -ganzen Bau des immerhin )< 414 Meter großen Häuschens allein durchführen, wie sie auch bis jetzt von der Zeichnung an bis zur Gründung alles selbst ge tan haben. Nach Feierabend fahren sie oft mit einem handfesten Karren die nötigen Steine zusammen. Acht- und zchnjpännig ziehen sie den schweren Wagen den steilen Berg hinan. Oben angelangt werden dann die Steine abgeladen. Man kann fast von Tag zu Tag den Steinhaufen wachsen sehen. Geldmittel stehen ihnen natürlich nicht zur Verfügung. Nur das Bauholz ko nnten sie aus eigenen Mitteln aufbringen. Llmsomehr muß man sich freuen, wenn wirklich hochherzige Bewohner unserer Stadt und der Umgebung den jungen Menschen ihr Ziel verwirklichen helfen, indem sie Ziegelsteine, Zement, Kalk, Nägel usw. stifteten. Das allein genügt natürlich nicht, denn die Steine wollen -auch anM- fahren sein und manches andere. Deshalb ergeht an alle, sie es möglich machen können, der warme Appell, die hilfreiche Hand zu bieten! Es zeugt doch von einer gewissen Tatkraft, wenn rasiere j Jugend -einen solchen Plan faßt und, wie wir bis -jetzt fehen konn- Der Brand. Skizze von Hermann Schnellbach-Mannheim. Die beiden Freunde saßen nach jahrzehntelanger Trennung das erste Mal zusammen. Der eine hatte sein halbes Leben in Süd- Amerika verbracht und besuchte nun während eines Urlaubs in Deutschland auch seinen Freund. Dieser war, statt in fremden Weltteilen unter heißer Sonne ein abenteuerliches Dasein zu führen, in dem Kühlen Klima seiner Heimat zurückgeblieben und war dennoch eines einmaligen Erlebens ungeheuerlichster Art teilhaftig geworden, das der Fülle jenes Schicksals in den Tropen nicht nächstand. Der Ueberseer hatte von einem Erdbeben gesprochen, dem er mit knapper Not entkommen sei — er befand sich gerade auf der Durchreise durch das klassische Land des Erdi bebens — und nun erzähl er Einzelheiten jener chilenischen Erschütterung, die zu den , sten ihrer Art der jüngsten Ver gangenheit gehörte. „Höre," sagte der Freund mit beherrschter Stimme, „man muß nicht nach Amerika gegangen sein, um solch schreckliche Er eignisse zu erleben; es ist mir bei Deiner Schilderung das Er lebnis eines Bekannten eingefallen. Du wirst zugeben, wenn Du die Geschichte kennst, daß sich die Feuersbrunst,' die nur ein einziges Odenwälder Haus einäscherte und nur ein einziges Menschenleben forderte, wohl mit Deiner amerikanischen Kata strophe, die Hunderte von Häusern und Dutzende von Menschen leben vernichtete, messen kann. Die Geschichte trug sich vor etwa zwanzig Jahren zu. Ein Mann lebte mit seiner Frau in einem weltverlorenen Dorf des Oöenwaldes. Die Frau erwartete ihr erstes Kind. Es war ein kalter frostiger Ianuarabend, der bei Vollmond einen scharfen Nordwind brachte. Der Sturm sauste um das allein stehende alte Haus, das vom Dorf entfernt am Waldrand lag. Der Mann saß schweigend vor der Ruhenden. Sie schien Schmerzen zu haben, aber sie zeigte mit keinem Zucken der Augenwimper, daß sie litt. Wie sehr sie neben körperlichen Schmerzen auch seelische Qualen trug, hatte sie, um den Gatten nicht zu beun ruhigen, noch mit keinem Wort verraten. Jetzt aber, aus einem kurzen Halbschlummer aufgeschreckt, faßte sie die Hand des Mannes und flüsterte: „Geliebter, erschrick nicht. Ich werde sterben müssen! Aber das Kind wird leben!" Der Mann erschrak bis ins Mark. Er sprang auf wie einer, der zu allem bereit ist. Nachdem er einige Male das Zimmer durchmessen hatte, war er zu einem Entschluß gekom men. „Ich werde", sagte er. „sofort den Arzt im Städtchen holen. In einer Stunde bin ich unten. In einer halben Stunde sind wir wieder zurück, er ha! ja ein Fuhrwerk. So muß ich Dich allein lassen. Ich bin der Meinung, es dauert schon noch einige Zeit bis es so weit ist. Hast Du starke Schmerzen?" Die'Ruhende schüttelte den Kopf. Er beugte sich über sie. „Na tiirlich warte ich, bis die Hebamme da ist. Sie könnte schon längst hier sein." — Da sub< vlötzlich die Tür aus, und die Er wartete ltano auf ver «chwelle, einen kalten Luststrom yerein- tragend, der ihr auch die Tür aus der Hand gerissen hatte. „Es ist ein furchtbarer Sturm draußen," sagte sie, „er wirft einen fast um, ich habe so etwas noch nicht erlebt!" — „So, so.., Gut, daß Sie da sind," entgegnete der Mann, „machen Sie gleich Feuer in der Küche. Es geht meiner Frau nicht gut, ich will den Arzt holen." Schnell war er, während jene in der Küche war zum Ausgehen gerüstet, und schnell hatte er sich von seinen, Weibe verabschiedet. Er wußte nicht, daß es ein Abschied sü- immer war. Ein grimmiger Nordost empfing den Wanderer, der dcs Orkans nicht achtend durch die sternklare Winternacht dahin eilte. Als er das Städtchen und die Wohnung des Arztes e, reichte, war er in Schweiß gebadet. Aber der Arzt war zu einer Schwerkranken gerufen worden, und erst nach einer fürchte- iichen Stunde des Harrens kehrte er zurück. Ohne Worte zr machen, spannte er sein Pferd vor die Kutsche und fuhr mü dem an allen Gliedern Zitternden in die Nacht hinaus. Wie sic das Städtchen hinter sich ließen, tönte ihnen der Ruf des Nacht Wächters ans Ohr: Bewahrt das Feuer und das Licht! Da zuckte es wie ein Blitz durch das Hirn des Mannes Wenn es heute in unserm alten Hause brennt!... Das Fiebe schüttelte ihn. Seine Zähne schlugen hörbar aufeinander. Sein Augen starrten weit aufgerissen in die Nacht. „Was ist Ihnen?' rief der Arzt neben ihm... „Unser Haus brennt! Und mein Frau!"... „Sie fiebern! Sie sind krank!" Der Arzt faßt, nach seiner Hand, um ihn zu beruhigen, aber es grauste ihn selber. Der andere saß neben ihm und hatte die furchtbarst: Vision, die nur ein Mensch haben kann. Er stöhnte: „Schneller Doktor, um aller Heiligen willen!" Der Arzt hieb auf den Gau, ein. Saß er neben einem Wahnsinnigen? Hatte der Mann recht? Der Wagen rüttelte durch die Nacht. Schwer kämpft c das Pferd gegen den Sturm. Der Mann schrie: „Sehen Sie, Doktor, dort?"... Das Dors kam in Sicht. Was war das? dachte der Arzt. Fieberte auch er? War es Wirklichkeit? Stiegen dort nicht Rauch und eine Feuersäule auf? Der Wagen rasselte durch das Dorf. Er hielt endlich vor dem Hauss. Es stand in Flammen! „Wo p! metne Frau?" keuchte der Mann verzerrten Gs sichtes. Von den schreckensbleichen Mienen der Bauern las er sein Schicksal. Er wäre in das Feuer gesprungen, hätten nich Männerfäuste ihn gehalten. „Ich muß! Laßt mich doch los! Ick muß hinein!" Dem Landarzt liefen die Tränen über die Wan gen; er hielt den Unglücklichen fest, der mit übermenschliche: Kraft versuchte, sich aus den Händen der Männer zu minder und in den Brand zu stürzen. Man wollte ihn beruhigen, ihn den Hergang erzählen. Er hörte nicht daraus. - Er jammerte nu nach seiner Frau. Der Arzt ließ sich berichten... Die Hebamm: war eingeschlafen. Irgendwie muhte durch herausfallende Koh len das Holz und die am Herd hängende Wäsche in Brand ge raten sein. Als die Hebamme durch den Rauch geweckt wurde. sei Vie Treppe schon verqualmt gewesen: sie habe vsrsucyr, ou Frau zu retten, aber sie konnte die Halbohnmächtige nicht fort schaffen, Da sei sie davongelaufen, Hilfe zu holen. Bis die kam, sei es zu spät gewesen. Niemand habe sich mehr in das bren- ' nende Haus gewagt... „Laßt mich doch mit ihr sterben!" del-Ule der Mann. War das Mitleid, daß sie ihn hielten? War des nicht Grausamkeit? / War der Tod in den Flammen nich! Erlösung für ihn?...; Das ganze Dach war ein Glutmeer, aus den Fenstern quollen» Flammen und Rauch. Alles Löschen war vergeblich. Aber immer« noch flogen die Eimer und warf die Spritze ihren Strahlen. Die'' Flamme leckte nur gieriger. Man fürchtete um den Verstand des Mannes. Er tobte nicht mehr, er war zusammengebrochen. Die bärtigen Männer weiulen, während sie löschten. Irgendwo griff setzt endlich der Wasserstrahl in die Flammen ein, daß sie sich duckten. Der Sturm ließ nach. Waren Minuten vergangen oder Stunden?... Plötzlich hatte sich der Mann losgerissen und war in-das Feuer gestürzt. Und dann ivar das Wunderbare geschehen. Als ob ihn Got tes Engel behüteten, kam er wieder aus dem brennenden Hause heraus'und trug aus dem Arm ein lebendes nacktes Kindlein! Man starrte mit ausgerissenen Augen nach dem Manne, der da rus dem Feuer wiederkehrte mit versengten Haaren und glim- nenden Kieidern und der unter der toten Frau ein neugebore- ws Menschlein fand, das von den Flammen vollkommen unver ehrt geblieben war: Die Mutter hatte — mit dem Flammentod ingend — ihm das Leben gegeben und es mit ihrem Leibe ge- chutzt..." Der Erzähler hielt erschöpft inne. Das Grauen stand in der -tube. Das Grauen und das Wunder. In diesem Augenblick öffnete sich die Tür. Ein zwanzig- ahriges Mädchen trat, eine liebliche Erscheinung, den Gast grü- jend, herein. In wortlosem Schluchzen hielt der Vater die kochter. Auch dem Freund stieg es heiß in die Kehle. Er wußte alles. Benzin-elektrische Triebwagen aus amerik. Bahnen. In Amerika gelangen in immer größerem Umfang benzin elektrische Wagen auf den Eisenbahnlinien zur Verwendung. Bu den neuesten Wagen besitzt der Motor eine Leistungsfähigkeit die zur Fortbewegung nicht allzu langer Züge ausreich!. Dü Lehigh Valley Railroad stellte kürzlich auf ihren Hauptstrecken solche Triebwagen ein, die sogar Pullmann-Wagen mitführen Ihr Gewicht beträgt sechzig Tonnen, ihre Länge 23 Meter. Doc- Höchstgewicht der Züge soll 316 Tonnen betragen, was etwa dem Gewicht eines europäischen Schnellzuges von neun Wagen ent spricht. Die Antriebskraft liefern zwei Sechs-Zylinder-Motoren von je 250 ?8, welche zwei Generatoren von 160 K1V in Betrieb bringen.
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