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- Erscheinungsdatum
- 1927-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192701206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19270120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19270120
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-01
- Tag 1927-01-20
-
Monat
1927-01
-
Jahr
1927
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nahe gebracht. Wie die Pressestelle -er Lan-wirkschaftskammer mitteilt, ist die Anordnung so getroffen, daß in den Vormittags stunden Veranstaltungen der Landwirtschaftskammer vorgesehen stich, währen- die Nachmittagsstunden 'den Hauptversammlungen -er Landesverbände und -den Meckverwan-ten Vereinen Vorbehal ten bleiben. Gerade in der fetzigen Zeit des xvirtschastlichen Tief standes, -er sich in seinem anderen Beruf so deutlich zeigt wie in der Landwirtschaft, dürfte diese Einrichtung einer landwirt schaftlichen Woche als dringendes Bedürfnis anzuerkennen sein, an- es sollte fein Landwirt versäumen, dieser wichtigen, einmal im Jahre stattfindenden Veranstaltung beizuwohnen. Das um-, fangreiche Programm sowie Eintrittskarten zum Preise von i Reichsmark (Dauerkarten) und 4 Reichsmark (Tageskarten) find bereits jetzt von der Landwirtschaftskammer, Dresden-A., Si-o- menstratze 14, und später an der Tageskasse zu haben. Keine Erhöhung -er standesamtlichen Gebühren. Der Reichsminister der Justiz hat eine Eingabe -es Deutschen Stä-te- tages um eine Erhöhung der standesamtlichen Gebührensätze ab schlägig beschieden. Die Lage der Wirtschaft, so heißt es in dem Bescheide, erscheint zu einer Erhöhung öffentlich-rechtlicher Ge bühren wenig geeignet; auch -ft vor kurzem gefaßten Beschlüsse des Reichstages über die Gerichts- und Anwaltsgebühren gehen sämtlich auf eine Ermäßigung der Gebührensätze aus. In dem Schreiben des Reichsjustizministers wird darauf hingewiesen, daß eine Anzahl heute gebührenpflichtiger Handlungen -er Gemeinden, z. B. die Entgegennahme des Aufgebotsantrages und Vornahme der Eheschließung — 2 bis 12 Reichsmark — vor dem Kriege nicht mit Gebühren belegt war. Der Arbeitsmarkt in Sachsen. Das Landesamt für Arbeits vermittlung berichtet über die Arbeitsmarktlage im Freistaat Sachsen: Nach den Berichten der öffentlichen- Arbeitsnachweise hat die erhebliche Steigerung des Angebotes an Arbeitskräften, die Mitte Dezember begonnen hat, und die sich -in der ersten Hälfte -es Januar in verstärktem Maße fortgesetzt hatte, wiederum nach gelassen, so daß man von einer leichten Entspannung auf dem Ar beitsmarkte sprechen kann. Im ganzen betrachtet scheint -auf dem Arbeitsmarkt bis zum Eintritt -es saisongemäß zu erwartenden größeren Bedarfes in den Außenderufen eine Periode wechselnder Schwankungen, geringer sich gegenseitig aufhebender Zunahmen und Abnahmen des Bedarfes und des Angebotes, bevorftehen, im ganzen allerdings auf der Basis eines allgemeinen höhen Standes des Gesamtangebotes an Arbeitskräften. Tätigkeitsbericht -er Berussberalungsstelle des öffentlichen Arbeitsnachweises Kötitz und Umgegend für Monat Dezember 1026. Im Berichtsmonat waren 92 Beratungsfälle und zwar 36 erstmalige und 56 mehrmalige Beratungen zu verzeichnen. Bon den Ratsuchenden waren 75 männlichen und 17 weiblichen Ge schlechts. Außerdem wurden nach 23 allgemeine Auskünfte er teilt. Die starke Nachfrage nach Lehrstellen in den verschiedensten HandweNks-berufen- hielt weiter an, leider konnte diese infolge Mangel an solchen Lehrstellen nur in Einzelfällen befriedigt wer den. Dagegen waren Lehrstellen in Gabrikbetrieben fast -gar nicht begehrt. Zur Verfügung stehen noch Lehrstellen für nachstehende Berufe: Bauschlosser, Maschinenschlosser, Eisendreher, Kessel schmied, -Eisenformer, Metallformer, Goldschmied, Galvaniseur (für Silber) Gärtner, Bäcker, Fleischer, Kellner, Müller, Hand lungsgehilfe, Maschinenzeichner und Drogist. Ferner stehen auch Anfangsstellen für Knaben und Mädchen in der Landwirtschaft Mr Verfügung. Gesucht werden noch Lehrstellen für nachstehende Berufe: Elektroinstallateur, Elektrotechniker, Baukl-empner,Kupfer schmied, Dau- und Möbeltischler, Stellmacher, Böttcher, -Zimme rer, Friseur, Maurer, Schuhmacher, Sattler -und Tapezierer, De korationsmaler, Kellner, Friseuse und Verkäuferin. Beratungs stunden werden vom Berufsberater jede Woche Donnerstags un- Freitags von 3 bis 7 Uhr in der Gewerbe-, Handels- und -Gärt nerschule in Coswig «-gehalten. Die Raterteilung erstreckt sich auf alle Berufe und auf alle Personen, die vor einer Berufswahl oder einem -Berufswechsel stehen. Nach Möglichkeit werden auch Lehr stellen vermittelt Beratung und Vermittlung erfolgen unpar teiisch und vollständig kostenlos. Alle Personen, die vor einer Berufswahl oder einem Berufswechsel stehen oder sonst irgend welche Auskünfte in Berufsfragen benötigen, werden zum Besuch -er Beratungsstunden eingeladen. Die Gliederung der Erwerbslosen. Nach den von der R-eichsarheitsverwaltung soeben veröffentlichten -weiteren Teil ergebnissen -er Erhebung in der Erwerbslosenfürsorge vom 2. Juli 1926 gehören von der Gesamtzahl der Erwerbslosen (1 594 300) 1276 319 oder 80,06 Prozent dem männlichen, 317 981 oder 19,94 Prozent dem weiblichen -Geschlecht an, davon stehen 1 450110 Arbeiter 144 190 Angestellten- gegenüber. Den weit aus größten Anteil an der Erwerbslosenzahl stellt die Gruppe „Lohnarbeit wechselnder Art", mit anderen Worten die ungelernt Arbeiterschaft mit 29,45 Prgozent -er Gesamtzahl. Es folgen an zweiter Stelle -die Metallindustrie mit 22,65 Prozent, die Ange stelltenberufe mit 9,04 Prozent, das Bekleidungsgewerbe mit 7,17 Prozent, das Verkshrsgowev-e mit 6,23 Prozent, das Holz- und Schnitzstvffgewerbe mit 5,95 Prozent, das Baugewerbe mit 5,09 Prozent, -ie Textilindustrie mit 4,95 Prozent und -er Bergbau mit 4,20 Prozent. Bei diesen Zahlen darf nicht vergessen werden, -daß die Berufsgliederung der Erwerbslosen -entsprechend dem Wandel der Jahreszeit und der Wirtschaftslage stetem Wechsel - unterworfen ist. - ... ^^Eigkeit^ter Frachtbriefe Nachdem die Aufbrauchsfrist für alte Frachtbriefe 3>L Jahre nach -er am 1. Juni 1923 erfölg- ^ÄKrung-es (Dinformat 420 X 297 Millimeter) am 31 Dezember 1926 ^gelaufen ist, dürfen nach der Verordnung -es Herrn Rerchsverkehrsminikters vom 16. Dezember 1926 (Reichsg-esetzblatt 2 Nr. M vom Z zember 1926 S. 91). Die nach dem 31. Dezember 19M noch vorhandenen -Frachtbriefe im -Ausmaß von 380 x Zog Millimeter i dürfen bis auf weiteres nur noch als Frachtbriefduplikate ver- i wendet werden, wenn hinter -er Aufschrift „Frachtbrief" das Wort ,/Duplikat" handschriftlich oder in anderer Weste hinzuge- - fügt wird. Das gleiche gilt für etwa noch vorhandene ver kleinerte, doppelseitig -bedruckte Frachtbriefe 190 X 300 Milli meter). Es dürfen hiernach die alten Frachtbriefe ab 1. Januar 1927 als Ori-ginalfrachtdriefe nicht mehr verwendet werden. We gen Einführung eines neuen Frachtbriefmusters bei dem in Bälde zu ermattenden Inkrafttreten einer neuen „Eisen-ahnverkchrs- vrdnung" wird empfohlen, bei Neudruck gültiger Frachtbriefe sich nur für kürzere Zeit einzudecken. * Mohorn. (I ubiläu m.) -Klempnermeister Oswald -Jäpel wurde am Montag von seinem Gesangverein anläßlich seines 40. Jubiläums durch ein Ständchen wie -durch Ueberreichung einer Ehrenurkunde geehrt. Gemeinsame frohe Stunden einten Länger und Jubilar -zusammen. — (Autoverbindung.) «rertag Mr findet im Freiberger Rathause -ie erste Be- > ^ung mst -den Vertretern der staatlichen -Krastwagen-gesellschast ! interessierten Gemeinden und Vertretern der Gemeinde Mo- s Horn Eröffnung -er Autolinie Freiberg—Mohorn statt. NurnochLLage habe« Sie Zeit, den Postbezug auf das AilsüruNer Tageblatt für de« Monat Februar gebührenfrei zu erneuern. Bei spätere« Bestellungen erhebt die Post Sondergebühre« Dereinskalender. „Anaireon." Freitag den 21. Januar im „Adler" Jahres hauptversammlung. Turnverein D. T. 22. Januar in der „Tonhalle" Jahres hauptversammlung. Milftärvevein. Sonnabend den 22. Januar im Bahnhofs restaurant dritter Leseabend. Ortskartell Wilsdruff des Deutschen Beamlenbundes. 25. -Januar abends X8 Mr im ,-Löwen" Hauptversammlung. Gewerbeverein. Dienstag, 25. Januar, im „Löwen" Jah reshauptversammlung. Verein für Natur- und Heimatkunde. Donnerstag den 27. Januar im ,Löwen" Hauptversammlung. Grund- und Hausbesitzerverein. Sonnabend, 29. Januar, in der „Tonhalle" Jahreshauptversammlung. Ortsausschuß des Handwerks. Montag den 31. Januar Hauptsprechtag. Priv. Schützengesellschast Wilsdruff. Montag den 31. Ian. im Schützenhaus Hauptversammlung. Gewerbeverein. 1. Februar Stiftungsfest. Wetterbericht. Wechselnd stark bewölkt, örtlich zeitweilig Niederschläge, teils als Sprühregen, teils als Schnee. Temperaturen unter Null. Schwache Luftbewegung. Gebirge verbreitet Nebel, zeitweise Schneefall, schwacher Frost. - Sachsen unä Nachbarschaft s Kleinbvbritzsch. (93. Geburtsta g.) Frau verw. Preuß, früher in Seyde bei Hermsdorf wohnhaft, feierte ihren 93. Ge burtstag im Kreise ihrer v-ier Kinder. Dresden. iE i n Verbrechen?) Vorgestern vormittag wurde von einem Spaziergänger in -er Nähe -des Schl-achthof- geländes eine Leiche in der Elbe treibend -bemerkt und an -das Ufer gezogen. Der Tobe war an beiden Händen gefesselt und hatte -die Iack-ettaschen mit Steinen beschwert. Da ein Verbrechen nicht ausgeschlossen war, erschien nach kurzer Zeit -ie Mordkommission -er Polizei, -die photographische Aufnahmen machte und weitere Erörterungen anstellte. Bischofswerda. (E igenartige Bundesgenossen.) Ein -Linksblock, bestehend aus Demokraten, Sozialisten und Kom munisten, hat sich im hiesigen Stadtparlament gebildet. Bei den letzten Wahlen hatte sich eine neue bürgerliche Vereinigung ge bildet aus den Freuftden -des früheren Bürgermeisters Dr. Kühn, die zwei -Sitze errang. Die beiden Vertreter dieser kleinen- Frak tion, Kaufmann Friedrich -Zimmermann und Fabrikbesitzer Paul Klepsch, schloffen nun bei -en Präsi-diumwahlen am Montag ein Bündnis mit -den Ra-dikaffoM-liften und Kommunisten, die zusam men -über acht Sitze verfügen. Das Kollegium besteht aus 19 Mitgliedern, es standen somit 10 gegen 9 Stimmen. Mit diesem Stimmverhäitnis wurde als erster Vorsitzender Klepsch gewählt, als erster Stellvertreter der Sozialdemv-krat Schmachte!, als zweiter Stellvertreter der Kommunist Barthel, als Schriftführer der Sozialdemokrat Frommhold. Wir haben -also ein reines Links präsidium mit -einem demokratischen Vorsitzenden. Zum stellver tretenden Bürgermeister wurde von -der gleichen Linkskoalition Kaufmann Friedrich Zimmermann gewählt. Ebersbach. <Sä nger-eh r ung.) Der Ehrenbrief des -deutschen Sängerbundes wurde den drei Mitgliedern des hiesigen Männergesangvereins Hermann Dreßler, Louis Wünsche und Hugo Heinze, die fünfzig Jahre dem deutschen Liede -die Treue gehalten haben, überreicht. Bautzen. <D ieWende n.) Auf -er Kreishauptmannschaft in Bautzen haben zwischen der Staatsbehörde und dem wen dischen Volksrat Besprechungen über -ie Wen-enpvl-itik stattge- funden. Es -handelt sich darum, der bisherigen Wendenpolitik -eine neue Richtung zu geben. Dazu ist eine andere Einstellung des -in Bautzen erscheinenden Blattes Serbske Nowiny erforder lich, das das Organ der radikalen wendischen Kreise ist und mit wendischem Kapital unterhalten wird. Die deutschfeindliche -Hal tung -des Blattes hat selbst -in wendischen Kreisen Widerspruch hervorgerufen. Die Verhandlungen wurden -mit dem wendischen Volksrate geführt, der als Vertretung der wendischen Volks kreise in der Lausitz staatlich anerkannt ist. Döbeln. (5 0 Jahre Bezir-ks-Obstbauverein.) Am Sonnabend konnte der Bezirksobstbauverein Döbeln sein 50. Stiftungsfest begehen. Amtshauptmann Dr. Drechsel wurde als höchste Auszeichnung die Ehren-münze in Silber durch Land wirtschaftsrat Schomerus vom Landesverband der Obstbauvereine überreicht. Zum Ehrenmitglied des Bezi-rks-Obstb-auvereins Dö beln wurde Landwirtschastsrat Wolanke ernannt. Lichtenau. (Reicher Kindersege n.) Dem -hier woh nenden Fabrikarbeiter Paul Weidauer -wurden am 14. und 15. d. M. drei stramme Knaben beschert. Mutter und Kinder find ge sund. Penig. (Alles um Liebe.) Ein wegen Vergehens be reits mehrfach vorbestrafter junger -Mann wurde am Montag vormittag nach verbüßter -Strafe wieder aus -er Haft entlassen. Da er bereits längere -Zeit auf Pfaden der Liebe wandelte, ließ er sich sogleich im Standesamt aufbieten. Doch bereits am Nach mittag wurde er -in Langenleuba-Oberhain wieder festgenommen. Dott war er bei einem Gutsbesitzer -eingestiegen und hatte aus der Mädchenkammer eine Damenuhr und ein Geldtäschchen ge stohlen. Vielleicht wollte er damit fein Brautgeschenk machen. Durch Kriminalbeamte wurde er ins hiesige Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert. Trebsen. (Streik -er bürgerlichen Stadtver ordneten.) Nachdem bereits in der Metten Sitzung die bür gerlichen Stadtverordneten erklärt hatten, an einer Besprechung über Paragraph 3 der Stadtverfass-ung (betr. Sta-dträte) nicht teilzunehmen und die Sitzung verlassen hatten, war für -den 18. d. M. eine neue Sitzung angesetzt worden- mit dem einzigen Punkt der Tagesordnung: Aussprache und Beschlußfassung über Ab änderung -der Stadtverfassung vom 22. Januar 1924. Da die bürgerliche Fraktion zu der Sitzung nicht erschienen, somit die zur Beschlußfassung nötige -Zweidrittelmehrheit nicht vorhanden war, -mußte die Sitzung vertagt werden. Leipzig. (Verkehrsunfall.) Am 13. Januar nach mittags ereignete sich vor -einem Straßenbahn-Hofe ein Zusammen stoß Meier Straßenba-Hnzüge. Dabei wurde ein 31-jähriger Hilfs arbeiter, der auf der Hinteren Plattform -es Triebwagens stand, so schwer verletzt, -aß er nach dem Krankenhause gebracht wer den mußte. Eine Gättnerswitwe trug Kopf- und Gesichtsver- -letzungen -davon. Der Zusammenstoß war dadurch entstanden-, -aß eine Weiche nicht wieder richtig gestellt worden war, so -ah der aus -er Stadt kommende Straßenbahnzug in voller Fahrt m das Straßenbahndepot einbog und dem im selben Augenblick vor überfahrenden Straßenbahnzuge mit großer Wucht in -die Flanke stieß. - * vermischtes » - Das mißverstandene Telegramm. Aus Wiesloch bei Heidelberg wird von der Licht- und Kraftversorgung folgendes nettes Geschichtchen erzählt, das, wenn es nicht wahr sein sollte, jedenfalls gut erfunden ist: Als vor einiger Zeit ein Ott der Nachbarschaft den großen Tag der Einführung -der elektrischen Beleuchtung begehen wollte, machte man gerade in dem Augenblicke, als die Festlichkeiten ein geleitet werden sollten, die Entdeckung, daß infolge einer Störung das Licht versagte. Sofort wurde die Licht und Kraft A. E. G. davon in Kenntnis gesetzt und -gebeten, unverzüglich die Leitung zu untersuchen. Aber beim Eintreffen der Nachricht war auf dem Büro niemand als ein junger Angestellter zugegen, -er dar über -begreiflicherweise sehr in Aufregung geriet, -da er sonst immer angeordnet wurde und diesmal anordnen sollte. Er setzte, nachdem er sich mit der Montage ins Benehmen gesetzt hatte, folgendes Telegramm auf: A. E. -G. L. 60 u. 5, das folgender weise heißen sollte: Licht und Kraft A. -E. G. schickt den Monteur p. 60 (-die Montagearbeiter haben alle Nummern) um 5 Ahr. Voll Stolz auf die Kürze dieses doch so vielsagenden Telegramms trug er es zum Postschalter, wo man das U für ein V las, so daß das Telegramm jetzt hieß: A. E. G. tt. 60, V. 5. Es ist selbst redend, daß die Festversammlung des Dorfes nichts mit die sem rätselhaften Telegramm anzufangen wußte. So trug es der Bürgermeister in seiner Verzweiflung zum Lehrer; aber auch dieser wußte -sich trotz seines vielen Wissens keinen Rat. Die letzte Hoffnung blieb noch, der Pfarrer. Nach kurzer, ge nauer Prüfung gab er dis Deutung des Telegramms dahin, daß es nichts anderes als wie so heißen könne: Allgemeines Evange lisches Gesangbuch, Lied 60, Vers 5, welcherorts man wahrschein lich die genauere Lösung des Telegramms finden -könne. Als man nachschlug, fand man dort geschrieben: Er wird nun -bald erscheinen in seiner Herrlichkeit, der euer Leid und Weinen verwandeln wind in Freud. Er ists, der helfen kann; macht eure Lampen fertig, seid seiner stets gewärtig, er ist schon auf der Bahn. Da wußte man, von wem -das Telegramm kam, und wußte auch, daß der Monteur kommen sollte, wie man sich auch über die Frömmigkeit, -ie auf dem Büro der A. E. G. herrschte, wunderte; aber nur so lange, bis der Monteur tt. 60 erschien und lachend die vom Absender gemeinte Deutung bei einem Mas Festwein zum Besten gab. * Heebie jeebies, der Marterpsahltanz. Bisher hatten nur unsere Tänze von den Negern, Affen und Bären be zogen, jetzt aber sollen wir etwas ganz Neues kriegen: einen Marterpsahltanz, wie ihn die indianischen Medi zinmänner und Zauberer um ihr an den Marterpfahl gebundenes Menschenopfer tanzten. „Heebie jeebies" heißt dieser reizende Tanz und er kommt natürlich aus Ame rika, wo er bereits in sechs verschiedenen Tanzfiguren durchgearbeitet wird. Wer den Rothäuten diesen kanni balischen Martertanz abgeguckt hat, wird nicht mitgeteilt; es ist außerdem noch zu bedenken, daß bei den Indianern von heute Menschenopfer nicht mehr üblich sind und daß die Medizinmänner ihren „Heebie jeebies" längst ein gestellt haben dürften. Aber immerhin: wir werden ihn genießen dürfen und wahrscheinlich noch im laufenden Winter. 262 500 französische Kriegerwitwen wiedcrvcrheiratct. Nach dem Pensionsgesetz vom 30. März 1919 zählte Frank reich insgesamt 630 000 Witwen von gefallenen oder wäh rend des Krieges verstorbenen Soldaten. Es war dabei nicht ausdrücklich bestimmt worden, daß im Falle der Wiederverheiratung jeglicher Anspruch erlöschen sollte. Der Staat räumte den Kriegerwitwen nur das Recht ein, bei der zweiten Ehe eine einmalige Abfindungssumme in der Höhe von drei Jahrespensionen fordern zu dürfen; bei der fortschreitenden Geldentwertung hielten es nun die meisten dieser Frauen für angebracht, dieses Recht in An spruch zu nehmen. Rach einer kürzlich veröffentlichten Statistik des Pensionsministeriums haben sich bis jetzt im ganzen nicht weniger als 262 500 Kriegerwitwen wieder- verüeiratet und dabei die Abfindungssumme erhalten. Die tschechische Post „tötet" einen deutschen Minister. Als vor einigen Monaten in der Tschechoslowakei zwei Deutsche als Minister in die Regierung eintraten, war die Freude darüber durchaus nicht in allen Lagern gleich groß: nicht nur Untschechen hatten an dieser Regicrungswandlung etwas auszusetzen, sondern auch deutsche Kreise. Am meisten aber scheint sich die tschechische Postverwaltung „gegiftet" zu haben, und sie machte ihrem großen Ärger dadurch Luft, daß sie den einen der beiden Minister einfach für tot erklärte. Dieser Minister ist der auch schon vor seiner Ministerschaft in den allerweitesten Kreisen bekannt gewesene Universitätsprofessor Dr. Spina. Kurz nachdem Dr. Spina Minister geworden war, traf, wie jetzt die Prager „Bohemia" erzählt, aus Karlsbad ein Brief mit der sehr vollständigen Adresse „Herrn Universitätsprofessor und Senator Dr. Spina in Prag, Philosophische Fakultät, deutsche Universität" für ihn ein. Die Prager Post aber schickte den Brief als unbestellbar zurück mit dem Vermerk: „Adressat gestorben!" Wenn die Tschechen schon von einem deutschen Minister nichts wissen wollen — gleich totzu- schlagcn brauchen sie ihn darum wirklich nicht.
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