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Wilsdruffer Tageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, W» La,.dl«u- UI,!cq »«ch«. » Utz, M »<: «, r« ««^H-Hell. «Id d« 1«». t» ««--«, »u s-»»»,—x» »». »E.H Ix« Wochenblatt für Wilsdruff «. Umg«s«e» »>««4«» «U,«,«. Im K«lU dS»««, FKK, »Srr«» ^ketzl »U» »«-»mch «U Mrkri»« b« AM»»« »ixr d« — «L<Ss«»»»», atzkUtÜK», MM«« MN, M«, V«» S«iU«»t. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. »KF,<s,«lkvert«iM«^U,»»»I»»kMU,, »k 4^U»»U«i,AM>« »n »»tüchoBrSMottM-ch»»,«« «»M-M »k 2 rtedI»»«^U« U» LMU IVO »,Id^ni»>,. «,ch»Ns„,,,,dLtz> » Dm» «-U-HU-doxItUchet»»»,». ,,, . — »» »M« Ä»,!t<tz»«u Ferasprecher: Amt Wilsdruff Rr. s daMii»-^ «»»ahxc dl» vn^. IL Uhr V ' . , .. .—. 2 > FS» St, SM eMNtzArrmnifLdnM«u«U«,A»4n,«»Ldn»«hMni »IrÄl»i«»lk. J«d«SL»datt«mprM<h«lUM^ »MM M K MM»«I such»»« »M ,,tz»« «II« 4>«Mk«I»»,»tz»N^ «MMS »M, Wilsdruffer Tagedl«« euthSU die amtliche, Beka«^»ach«»qe, »er «mt«l»a>^tm<nn,schast Weitze«, de« Amt«aerich1« „d St-drrai« 4» Wilsdruff, F»rftre«ta»t« Thaeamdt. FMauzamt« «aGa» Mittwoch, V. Dezember 1825 Rr 285. — 84. Jahrgang. relegl..Adr.: .Amtsblatt« W ilsdrusf-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Bei der Regierungsbildung. Aufgaben für Genf. Durch die jüngste Wendung in der europäischen Ge samtpolitik gewinnt natürlich für uns Deutsche der Völkerbund ein ganz besonderes Interesse, Es ist ja kaum damit zu rechnen, daß wir vor dem Frühjahr t926 unsere Ausnahme in den Völkerbund vollziehen lassen, wohl aber werden wir gut daran tun, gerade jetzt ne Arbeiten des Völkerbunvratss etwas genauer anzu sehen. Dieser Völkerbundrat ist Montag in Gens zu- sammengetceten und hat eine ganze Reihe wichtiger Aus- zaben in Angriff zu nehmen. Da ist zunächst einmal eine Entscheidung in der Mossulfrage herbeizuführen. da wird «an sich aber auch über den griechisch-bulgari schen Konflikt unterhalten. Weiter ist aber noch eine ranze Reihe anderer „Fragen" auf der Tagesordnung, die weit mehr interessieren. Vor allem ist der Streit Danzigs mit Polen um das Munitionsdepot auf der Halbinsel Westerplatte noch längst nicht erledigt, da Polen dort eine besondere militärische Station in Danzig einrichten will, was sich der Freistaat natürlich nicht ge fallen zu lassen entschlossen ist. Freilich hat der Völker bund gegen Danzig „A" gesagt —, da wird er in gleichem Sinne weiterbuchstabieren. Dann ist weiter der Wider stand Österreichs gegen die Fortführung der Finanz kontrolle über dieses Land, die ja im Herbst dieses Jahres nicht aufgehoben wurde, sondern trotz heftiger österreichi scher Proteste beibehalten ist. Zahllos sind auch die Klagen der nationalen Minderheiten, wobei natürlich ganz besonders häufig deutsche Minderheiten in Polen, in der Tschechoslowakei, in Rumänien usw. dringendste Klagen vorbringen, überhaupt ist das ganze Minder heitenrecht so reformbedürftig wie nur irgend möglich; beispielsweise würde Mussolini jede Klage der deutschen Minderheit in Südtirol als Hochverrat behan deln. über die Behandlung der Verkehrssragen hinweg kommt man so zur Beratung der großen, namentlich euro päischen Wirtschaftsprobleme. Loucheur, der Later des Gedankens der Weltw»rtschaftskonferenz, ist jetzt französischer Finanzminister und beabsichtigt, seinen Gedanken in Genf zur Sprache briugen zu lassen. Bisher unbestätigt gebliebene Gerüchte wollen wissen, daß eine besondere Konferenz bereits im Februar nächsten Jahres stattfinden soll. Da wird man nun wohl doch nicht so ganz an einem weiteren Problem vorbeikommen können, sas wenigstens amerikanischerseits als eines der schwer sten Hindernisse auf dem Wege friedlicher weltwirtschaft licher Betätigung betrachtet wird, nämlich die Ab- rüstungsfrage. Auch in Locarno hat man sich darüber unterhalten; in Deutschland ist man sich klar dar über, daß sich an eine wirkliche Gleichberechtigung unser mit den anderen solange nicht zu denken ist, als man rings um uns herum immer stärker rüstet, uns gegenüber aber nicht an den Entwaffnungsbestimmungen des Versailler Vertrages festhält. Die Propaganda für die allgemeine Abrüstung ist eben deutscherseits nicht etwa eine Marotte, nicht nur der Wunsch, dem Angriff einer nur kleinen Macht genau wie Bulgarien nicht wehrlos preisgegeben zu sein, sondern an der Lösung der Ab rüstungsfrage hängt für uns viel mehr, weil dann nämlich die militärischen Bestimmungen über Nheinlandbe- setzung und Nheinlandneutralität jeden Sinn verlieren, s Vor allem wird man sich natürlich in Genf unter halten — allerdings mehr hinter den Kulissen als davor — über die Frage des Beitritts Deutschlands zum Völkerbund. Nur um eines zu erwähnen: da handelt es sich einmal um die Frage der Militärkontrolle, ob nämlich der Völkerbund wirklich an den Bestimmungen über die zukünftige Militärkontrolle festhält. Wird Deutschland als vollberechtigtes Mitglied in den Völkerbund ausgenom men werden, so tut sich auch andererseits die Frage auf, wie man sich in Genf grundsätzlich Deutschland gegenüber «Ls K o l o n i a l m a n d a t a r verhalten will. Und schließ lich muß ia der Völkerbund nun auch Stellung nehmen zu der Kollekliunote Briands und Chamberlains über das Durchmarschrecht, wie es in Locarno festgelcgt worden ist, und dessen genaue Auslegung eine Voraussetzung für unsere» Eintritt in den Völkerbund bedeutet. * Oie Vorbereitungen für die Abrüstungskonferenz. Das Rmskomitce, das das ArbeitLprogramm für den Vorbereitenden Ausschuß zur 'Einberufung der .Ab rüstungskonferenz ausarbeiten soll, hat unter Vorsitz des französischen NatsmitgliedcS Paul Voncvur seine Arbeiten abgeschlossen. Paul Bonrour ist damit beauftragt wor den, dem Völkerbundrat einen Bericht über die Fragen zu unterbreiten, die das Arbeitsprogramm des Vorbe reitenden Ausschusses für die Abrüstungskonferenz dar stellen, sowie über die Lösung, die durch das Natslomitec für die Zusammensetzung und das Funktionieren des Vor bereitenden Ausschusses gemacht worden ist. Das Finanzkomitee des Völkerbundes hat beschlossen; dem Völkerbundrat vorzuschlagen, daß die 218 Millionen Goldkronen, die den Restbestand der Völkerbundanleihe für Österreich darstellcn, der österreichischen Negierung für produktive Zwecke zur t< n i e r st ü y u n g von Landwirtschaft und Industrie zur Verfügung gestellt werden soll. Das Ratskomitce für Österreich wird nacbmittaa mit diesem Voriwlaa befassen. Empfänge bei Hindenburg. Die angekündigten Beratungen des Reichspräsidenten mit den Führern der Reichstagsfraktionen begannen Mon tag schon im Verlaus des Vormittags. Bis zur Mittags stunde waren beim Reichspräsidenten die Vorsitzenden der sozialdemokratischen Fraktion, die Abgeordneten Müller- Franken und Dittmann, der dentschnatio- nale Fraktionsvorsitzende Graf Westarp und für das Zentrum die Abgeordneten F e h renbach und Marx, für die Deutsche Volkspartei die Abgeordneten Dr. Scholz und Dr. Curtius erschienen. Die übrigen Vorsitzenden kamen später, so Reichsminister a. D. Koch und Abg. Erkelenz für die Demokraten, zuletzt die Vertreter der Wirtschaftlichen Vereinigung und der Bayerischen Volkspartei. Kommunisten und Völkische waren nicht anwesend. Beim Empfang des Reichstagspräsidenten Löbe am Sonntag durch den Reichspräsidenten hat dieser den Wunsch ausgedrückt, möglichst rasch eine Regierung auf möglichst breiter Basis zustande zu bringen, und den Reichstagspräsidenten gebeten, den Parteien von diesem seinem Wunsche Mitteilung zu machen. Wie die Vossische Zeitung meldet, habe Reichspräsident von Hindenburg an die Vertreter der Sozialdemokratie den dringenden Appell gerichtet, in die Regierung einzutreten und aktiv mitzu- arbeiten. Die sozialdemokratischen Führer hätten dem Reichspräsidenten erklärt, daß auf ihrer Seite Einwände - prinzipieller Natur gegen eine Kabinettsbildung auf der Basis der Großen Koalition nicht bestehen, aber darauf aufmerksam aemaM. daß die Stellunanaüme der Deut - Hanhelsmimster v. MötLer 1». Der frühere preußische Handelsminister Theodor von Möller ist aus seinem Gute Brakwede bei Bielefeld im Alter von 86 Jahren gestorben. Theodor v. Möller gehörte von 1890 bis 1895 und daun wieder von 1898 ab den; Reichstage als eines der führenden Mitglieder der Nationalliberalen Partei an. 1893 wurde er auch in das Preußische Abgeordnetenhaus gewählt. Zum preußischen Minister für Handel und Ge werbe wurde er 1901 ernannt. 1905 trat er zurück, weil es ihm nicht gelang, die Verstaatlichung der „Hibernia", die inzwischen bereits auf den Preußischen Staat über gegangen ist, durchzuführen. Nach seinem Rücktritt, bei dem ihm der preußische Adel verliehen wurde, ist er weder wirtschaftlich noch politisch in die Öffentlichkeit getreten. Llngetlarie Lage in China. Die Haltung Japans. Die Nachrichten aus China sind neuerdings außer ordentlich spärlich. Die „Times" berichten aus Peking, daß eine große Anzahl von Truppen Fengyusiangs in der Richtung auf Tientsin marschieren. Es verlautet, daß ein Teil der Honanarmee zur Unterstützung Fengyusiangs herbeieile. Der Gouverneur von Tientsin hat Fengyu- fiang in sehr heftigen Ausdrücken beschimpft. Er ist offen- bar bereit, den Kampf mit ihm aufzunehmen. Der Eisenbahnverkehr Peking—Tientsin ist eingestellt worden, da die Gleise aufgerissen worden sind. Atte ver fügbaren Eisenbahnwaggons in der Nähe von Peking sind von den Militärbehörden beschlagnahmt worden. Tschangtsolin hat die Räumung der Stadt Mukden be schlossen, da die Stadt nicht gehalten werden konnte. Wie weiter ans Tokio berichtet wird, herrscht dort erhebliche Empörung über die angeblich unbegründe ten chinesischen Vorwürfe, wonach Japan Tschangtsolin unterstütze. Man befürchtet, daß derartige Behauptungen das chinesisch-japanische Verhältnis trüben könnten. Im Japanischen Kabinett wurde festgestellt, daß die bisherige Politik der Nichteinmischung in die chinesischen Angelegen heiten unverändert bestehen bleiben solle, doch könne man keine Feindseligkeiten in der südmandschurischen Eisen bahnzone dulden. Die japanische Regierung hat sich ent schlossen, auf dieser Eisenbahn chinesischen Soldaten die Reise zu gestatten, sofern sie im Besitz von Fahrscheinen sind, ohne jedoch Rücksicht auf die Partei, der sie ange hören, zu nehmen. Die japanische Negierung hat nicht die Absicht, auf die Anfrage Fengyusiangs wegen der japanischen Neutralität eine Antwort zu erteilen. Erledigung der „Liisü<Mia"-AiM«He. Fast 214 Millionen Dollar Entschädigung. Die deutsch amerikanische Entschädigun^skommission hat die beiden letzten der >94 Schadensersatz orderungen wegen der Versenlung der „Lusitania" abge iesen. Im ganzen wurden wegen des „Lusitania"faües Entschädi gungen von zusammen 2 409 413 Dollar zugesprochen. Wie die Kommission aumrdem mitteilt, wurden in - 400 anderen Fällen insgesamt 13 146 059 Dollar an Ent- 1 cyen nolrsparret zu der Frage der Großen Koali tion noch nicht geklärt sei, und sie hätten schließlich darauf hingewiesen, daß die letzte Entscheidung bei der Fraktion liege, die am Mittwoch zusammentrete und die pro grammatischen Voraussetzungen für ein Regierungspro gramm festlegen wolle. Der Reichspräsident habe darum ersucht, daß ihm der Beschluß der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion am Mittwoch ehestens schriftlich mit geteilt werde. Deutsche VoS-partei verhandlunObereii. Die Deutsche Vollspartei hat dem Reichspräsidenten gegenüber die prinzipielle Bereitwilligkeit zu einer Aus sprache mit den anderen Parteien über die Große Koalition erklärt. Es verlautet darüber: Auf den Hinweis des Reichspräsidenten, daß die Bildung einer Negierung auf breiter Basis angesichts der schwierigen Lage erwünscht sei, wofür nur eine Zusammenarbeit der Parteien von der Sozialdemokratie bis zur Deutschen Volkspartei in Frage käme, erklärten die Vertreter der Deutschen Volkspartci ihre Bereitwilligkeit zu Verhandlungen in dieser Richtung. Die Neichstagssraltion der Volkspartei ist für Donners tag vormttag einberuscn worden. Nach der auf den Parteibcratungen in den nächste» Tagen zu erwartenden Klärung werden die Parteiführer erneut vom Reichspräsidenten empfangen werden. Auch Verhandlungen zwischen den Fraktionen sind zu erwarten, sobald das Reichsparlament sich wieder versammelt hat. Die Mehrzahl der Fraktionen hat Sitzungen erst zum Mitt woch anberaumt, wo der Reichstag seine Arbeiten wieder ausnimmt. schädlgungen bewilligt. Von den bis letzt bewilligten zu sammen über 167 Millionen betragenden Entschädigungen entfielen 4 750 000 Dollar aus die Standard Oit Company of New Jersey, 950 000 auf Vie Ocean Steamship Com- pany, 950 000 auf die Amerikanisch Hawaiische Dampf schiffahrtsgesellschaft und 510 978 auf die Firma PaiK M. Warbnrg. KöLns unsichGare Räumung (Von einem gelegentlichen Mitarbeiter.) Köln, 5. Dezember. Seit einigen Ziagen ist die Räumung Kölns durch die Engländer im Gange, aber - man sieht davon nicht das zeringste. Genau wie bisher in allen den langen Jahren der Be- fatzungszeit flattert die englische Fahne über den zahl reichen, von der Okkupationsmacht beschlagnahmten Ge bäuden. Zur gewohnten Zeit zieht mit ihrer nun gewohnt gewordenen Dudelsaümusik die Wache auf. Zu allen Stun- ven des Tages und der Nacht streifen auf den Haupt straßen, mit spazicrstöckchen und Reitgerten versehen, die Ihakibraunen dienstfreien Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten. Mitten auf dem Jülich splatze steht immer noch zur Seite jedes deutschen Schupobeamten ein uni formierter englischer Militärpolizist. Englische Inschriften in Niesenlettern verkünden den Sitz des „Großen Haupt quartiers", breite Leinwandstreifen mit entsprechende» Aufschriften ziehen sich über die Straße als Wegweiser zu den Tank- und Provianlstellen. Und doch hat die Räumung tatsächlich begonnen. I» ganz kleinen Trupps werden die Verbände in der Nacht, unauffällig und tatsächlich unsichtbar, nach ihren neue» Standorten abtransportiert. Das geht sehr langsam, aber da die englische Flagge erst am 31. Januar eingezoge» werden soll, kann man sich Zeit lassen. Die Kölner, auch in den trüben Zeiten Leute vo» gutem Humor, haben auch sür diese Zeit ein paar Scherz wörter gefunden, zum Teil derbe, zum Teil harmlose, wie den verbreiteten Trost: „Jetzt kommen die Tage der Ro sen". Aber ein richtiger, lauter Jubel, wie man ihn immer erwartet hatte, kommt bei vcr tropfenweisen Räumung nicht auf. Die Engländer selber wundern sich darüber, über als man ihnen in einer Konferenz, welche der eng lische Pressechef zum Abschied veranstaltete, durch de» Muud der Vertreter der verschiedensten Parteien diese Tatsache erklärte, hatten sie wohl Verständnis dafür. Die Wahrheit gebietet überhaupt zu sagen, daß gegen seitiges Verständnis während der langen Dauer der Be setzung zuletzt manches erträglicher gemacht hat, als eS ursprünglich schien. Es gab ja Zeiten, die sehr schwer waren. In den Monaten, als unsere Papiermilliarden in !in Nichts zerfielen, war jeder englische Gemeine mit seinen« Pfund Wochenlöhnung ein Krösus, der frage» konnte: W a s k o st e t K ö l u? Das ist vielen zu Kops ge stiegen und die merkwürdige Einrichtung, die in der Nähe »es Domes, im Zentrum der Ltadt. jetzt noch unter der» Aamen: „^musomentK Oktiee" besteht, hatte damals so gol- oene Zeiten, daß der darbende und verschüchterte Alt- Kölner sich manchmal sragte, ob nicht die Tommies mit »er Zeit das ganze heilige Köln in einen einzigen Rnm- melplatz verwandeln würden. Aus jener Zeit stammen