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MlsdnifferÄlgeblatt Da» W-!«dn?ffer Togedlart enthält Lie arnitichs« BedanrrlMachssge» Ler AWlshauptmannichak Weitze«, Les Äsntk-gerichts ««d Stadtrat» z« Wilsdrusi, Forfirentaints Tharandt, Finanzamts Nahr». WiisdrNff-Dresden Nr 241 - 84. Javr«Ä«A. Donnerstag 15 Oktober 1825 Kaftschectt Dresden 264V Settwrerigkeiten bei üen Vttkragen abgeschlossen werden. Daß diese Aeuszerung vollkommen im Sinne der alliierten Staaten, der Tschechoslowakei und Polen liegt, unterliegt keinem Zweifel. Sollte man sich von deutscher Seite hierzu bereit finden, so dürfte allerdings noch mit einer längeren Dauer der Konferenz zu rechnen sein. Die heutigen Besprechungen. Berlin, 13. Oktober. Der Sonderberichterstatter der Telegraphenunion meldet aus Locarno: Wie von unterrichteter Seite versichert wird, ist durch die Berliner Reise des Staats sekretärs Kempner keinerlei Verzögerung in den Arbeiten der Außenminister eingetreten. Bereits der heutige Tag hat den Be weis dafür erbracht, fo dafz die Verhandlungen in allen wich tigen Fragen, teils in persönlichen Aussprachen, teils in der Voll konferenz fortgesetzt werden. Ueber den äußeren Rahmen der heutigen Besprechungen läßt sich ergänzend noch folgendes mit teilen: Staatssekretär v. Schubert war heute mittag Gast des tschechischen Außenministers Dr. Benesch. Senator Scialofa, Briand und Berthelot unternahmen heute nachmittag eine mehr stündige Fahrt ans dem Lago Maggiore. Für morgen vormit tag ist eine Vollsitzung der Juristen vorgesehen. Auch darf man annehmrn, daß neue freie perfönliche Aussprachen zwischen den Außenministern stattfinden werden. Ueber die. Dauer der Kon ferenz, über d'e in den letzten Tagen recht optimistische Äuße rungen der alliierten Staatsmänner verbreitet wurden, steht beute noch nichts fest. Naturgemäß hängt sie allein von den Fortschrit ten der Verhandlungen ab. Von dem belgischen Sachverständi gen wurde gestern der bestimmten Erwartung Ausdruck gegeben, daß mch-t nur der Pakt, sondern auch die Ostverträge in Locarno SMWtt is dkl GmutikstM Der Gmd der Reise KeiMers. Berlin, 14. Oktober. Der Sonderberichterstatter der Telegraphenunion meldet aus Locarno: Hinter den Kampf um die deutschen Forderungen tritt die Frage des Artikels 16 und der Garantie für den Osten ziemlich stark in den Hintergrund. Wenn das heutige Abendkommunigue mitteilt, daß über den größeren Teil des erörterten Gebietes eins Einigung erzielt wor den sei, so bezieht sich das auf die Garantiefragr, in der heute in der Tat eine Entwicklung eingetreten ist, die von unbeteiligter Seite als wesentlicher Fortschritt bezeichnet wird. Man betrach tet diese Frage als gelöst, nachdem es Nr. Gaus gelungen ist, eine Formulierung zu finden, die Sonderrechte Frankreichs durch dis Einschaltung einer englischen Garantie ausschließt. Dis Er klärung, die di- deutsche Entschlichm^sfreiheit im Falle des Ar tikels 16 sestlegt, wird in den nächsten Tagen von den Juristen ausgeardeitet werden, um dann die Delegationsführer zu beschäf tigen. Mit dieser Fraae hängt in erster Linie die Entsendung des Staatssekretärs Kempner zur Berichterstattung nach Berlin zusammen. Es war in der deutschen Delegation gestern bekannt geworden, daß eine Havas-M'Lteilung über diesen Dünkt zu erwarten sei, und man hielt es sachl'ch für richtig, Kempner nach Berlin zu schicken, damit die deutschen politischen Kreise nicht durch die französische Darstellung einseitig unterrichtet würden. EGWr MmiMvs. Eigener FernIprecyMenlt des „Wüsdrusjer Tageblattes". Locarno, 14. Oktober. Von englischer maßgebender Seite ist heute eine außerordentlich günstige Beurteilung zu dem gemeinsamen amtlichen Kommunique abgegeben worörn, wobei insbesondere daraus Gewicht gelegt wurde, daß man bereits an eine endgültige Redaktion des Wostpaktes hcrangetretcn ist, aber noch einige Punkte einer späteren Erörterung Vorbehalten wer den. Obgleich auch yon deutscher Seite der Fortschritt in den Arbeiten nicht geleugnet wird, hält man es immer noch für ver früht, einen Optimismus zur Schau zu tragen, da in sehr wesent lichen Fragen heute noch immer keine Einigung erzielt werden konnte. Insbesondere in der Frage der Garantie für die Ost verträge stehen sich der deutsche und der alliierte Standpunkt nach wie vor gegenüber, ohne daß anscheinend eine Ueberbrückung der Gegensätze bisher gelungen ist. Auch die Frage der Schieds gerichtsbarkeit in den Ostvcrträgen ist immer noch nicht geklärt worden. Man geht nicht fehl, wenn man in diesem Zusammen hang von einer Vermittlerrolle Englands spricht, das an dem Abschluß der Ostverträge ni Jt unmittelb interessiert ist. Telegr.-Ndr.: „Amtsblatt Nationale Tageszeitung für die Tandwirtfchast, .WUidnist-! TL§-rl-n-' -rjchri«! tkeiich nach«, s Uhr !Lr dt« r-,. Abholung iS »rr und d>n «nijjOblZ-cllk» -Mt. i» Mozol, dr« »-uq »k »«tr- r,» Wd., dci PoftdrftrU»», ArÄA.^N» Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgeaevb Ut!d tAeichrijlsftrüerl — —z» jr-ver Heil Sc- nit^en. -m KüKr höherer Gewalt, Krieg »der ,onftis-» BetileL.stürvvs«» tet» LxjpruH ans öref^r»L »er Zrrruutz oder Kürzung Les Bezrrssorei^s. —Äückjeuüurrg eingesaudtN bchrtfiHHcL» ersvtq! ««r, wen» Ports beiliegt. Ministerrat in Berlin. Berlin, 13. Oktober. AuS Locarno ist Staatssekretär Kempner nach hier entsandt worden, um in einem zu 8 Uhr abends angesetzten Ministerrat über den Stand der Verhandlungen auf der Locarnoer Konferenz zu berichten. Reichspräsident von Hindenburg kann an der wichtigen Sitzung nicht teilnehmen, da er nach Bad Kosen gereist ist, um an der Beerdigung seiner Schwägerin, Frau von Mattstem, tsft- Mnehmen. Er kehrt erst morgen nach Bertin zuriu". In Locarno drängt alles zu Entscheidungen, aber wenn auch in der Frage des Westpakts die größten Hindernisse hin- wcggeränmt scheinen, so ist man bei dem Ostproblem und den sogen. „Nebensragen", die aber Pir Deutschland ungemein wichtig find (Räumung KölnK usw.), bisher leinen Schritt weiter gekommen. Frankreich besteht dem Vernehmen nach auf der Garantie seiner militärischen Bündnisverträge mit Polen und der Tschechoslowakei. Es will sich die Enischeidnng in einem vorkommenden Fall selbst Vorbehalten, während man auf deutscher Seite der Ansicht ist, diese Garantie sei gefährlich, auch wenn sie in den Nahmen des Völlcr- Vnndvertrages emgesügt würde. Sie stelle immer ein Durchmarschrecht für französische Truppen über deutschen Boden dar. Das bleibe aber unannehmbar. Das Abkommen mitRußland."! Am Tage, ehe die Konferenz von Locarno begann, f wurde von deutscher Seite die kurze Nachricht veröffent- ! licht, daß wir unmittelbar vor Abschluß eines Handels- s Vertrages mit Rußland stehen. Nicht etwa, daß i der Besuch des russischen Volkskommissars für das Aus- wärttge. Tschitscherin, nun erst den ganzen gewaltigen, damit verknüpften Fragenkomplex ins Rollen gebracht § hätte; vielmehr laufen die Verhandlungen jetzt schon länger s «Is zwei Jahre, bis ste nun j-tzt durch Unterz eich- uung des Vertrages in Moskau beendet wurden. Damit ist endlich eine hoffentlich feste rechtliche Grund- läge für die deutsch-russischen Handelsbeziehungen — «llerdings nur für zwei Jahre — geschaffen worden. Bus mehrfachen Gründen ist dieser Vertrag nicht un interessant. Abgesehen vavon, daß er der erste ist, ver unter dem neuen deutschen Zolltarif abgeschlossen wurde, stießen die Verhandlungen nicht so sehr aus wirtschaftlich- handelspolitische als auf staatsrechtliche Schwierigkeiten. Das gilt ebenso für das eigentliche Wirtschaftsabkommen wie aber besonders für die angeschlossenen Nieder- für ÄürgertuM/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Z AnLeitzenpreir: d»r«getpartencSLauvrzeiie2vwoldpfenrng, die i gcjpa!re:»e Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40G-oätv» ps-rrrnig, die Lgefpoitene 2 eklamezeile tr« textlichen Teile 10O Goldpfennig. Rcchwrisungsget-ühr 2Ü Goldpfevnig. S«»- Lcschriedene Erscheinung»- __ _ tage und Platzvo^chrt-ÄSi werden noch Möglichkeit Fernsprecher: Vmt Wusdruss Nr. 6 berücksichtigt, «»teig«- r-nuahme dir vorm.lVUHr - !-U- —- Für die «ichttgkuk »»» durch Fernruf übermittelten Anzeigen tibernchmen wir kerne Garantie. Jeder Aadatranipruch erlisch;, weari der Berrag Klage eingezogev werde?! rnug oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen eurg-^L. lassungs- und S e e s ch i f s a h r t s a b k o m m e n. Dort war die Schwierigkeit des gesetzlich bestehenden russi schen Außenhandelsmonopols, hier die zahllosen, ganz anders als im sonstigen Europa gearteten zivil- und handelsrechtlichen Bestimmungen Sowfstrußlands vor handen. Gewiß, theoretisch ist uns grundsätzlich — und gegen seitig natürlich — das M e i st b e g ü n st i g u n g s r e ch r eingcräumt und wir treten damit automatisch in den Genuß jeder Bevorzugung, die Rußland irgendeinem anderen Staate zucrkennt. Dadurch ist dem handelspoli tischen Vorrecht — wobei der Ton aber auf „politisch" liegt — gewisser Staaicn ein Niegel vorgeschoben worden; für sie öffnet sich die Tür genau so weit wie für uns. Aber das Anßenhaudelsittonopol ist praktisch eine sehr starke und jetzt gut funktionierende Waffe in der Hand Sowjet rußlands. Die Handelsvertretungen im Ausland sind gleichfalls gut ausgebaut, so vaß eine aus irgendwelchen politischen Gründen erwünschte handelspolitische Bevor zugung dech mit Hilfe dieses Apparates durchgeführt werden kann. Rußland ist ein reines Agrarland geworden; die mühsam durch Witte, einst Rußlands bester Finanz- Minister, ins Leben gerufene Industrie ist betriebsiechnnch ebenso ungenügend, wie sie es ihrer Ausdehnung nach ist. Bei dem ständigen Sinken der Weltgetreidepreise ist die Absatzmöglichkeit etwa der deutschen Jndustrieprodukle sehr eingeschränkt; die russischen selbst — also in der Haupt- sache Textilien und Lcdcrwaren — sind unverhältnismäßig teuer. Wir müssen daher bckannilich unsere Ausfuhr nach Rußland durch einen 100-Millionen-Kredit selbst finanzieren; den Gegenwert stellen die russischen Rohprodukte. Getreide brauchen wir wenig, höchstens Weizen. Wohl aber könnte b^i einem Wiederansblühen Ler früheren russischen Baumwollproduftion unsere un bedingt von Amerika abhängige Textilindustrie Luft be kommen. übrigens ist die frühere starke russische Kon kurrenz in Zucker nicht mehr da, weil die Zuckerrübenpro- duktion in der Hanpftache durch den Großbetrieb geführt wird und der Großgrundbesitz in Rußland zerschlagen ist. Man braucht sich also keinen übertriebenen handels politischen Vorstellungen und Hoffnungen hinzugeben; längst nicht mehr, wie vor dem Kriege, ist Rußland der dritte in der Reihe unserer Abnehmer. Gewiß ist Ruß land ein an Bodenschätzen reiches Land, gewiß ist ein großer Teil der politischen Experimente — nicht aller — überwunden; aber Rußland braucht Kredit, Kredit und nochmals Kredit. Wer ihm diesen geben kann, wird die besten Handelsbeziehungen anknüpfcn können. Immerhin: wir sind wenigstens da. Nur in langsamem Aufbauen kann es vorwärtsgehcn, nnd oie weitgespannten Pläne eines Stinnes, eines Krupp und des deutschen Holz handels in Rußland sind nie Wirklichkeit geworden. Im Niedcrlassungsabkommen sind eine ganze Reihe russischer Gesetze und Verordnungen zugunsten ocuischer Staatsangehöriger gemildert oder für unanwendbar er- ' klärt, nämlich solche, die gegen das moderne Recht des Westens gar zu sehr verstoßen, die aber aus Entstehung und Wesen dieses Sowjetstaates erwachsen sind. Grund sätzlich ist hinsichtlich der Rechte der deutsche Staats angehörige dem Russen gleichgestellt, und zwar dem russischen Arbeiter. Das ist nämlich sehr wichtig, weil sich Sowjetrußland theoretisch und praktisch als Arbeiter kind Baucrnrepublil betrachtet. Dadurch hat sich Rußland wieder ein Stück dem Westen genähert, und wenn ver neue Vertrag das Muster wird für die anderen, die etwa noch folgen werden, so wird Rußland bald noch eine ganze Reihe ebensolcher Schritte tun müssen. So wird allmählich die Handels- und wirtschafts- polftische Isolierung auch dieses Staates überwunden werden und damit anch eine der stärksten Ursachen für dis Weltwirtschaftskrise, weil diese Krise von der Einschrump fung des Bedarfs ihren Anfang nahm. Allmählich schein sich der weltwirtschaftliche leere Naum im Osten Europa wieder süllen zu sollen. ' ZZI Lscmno. Locarno, 13. Oktober. Bei der gestrigen Zusammenkunft der Hauptdelcgiertcn sand ein erneuter ausführlicher Gedankenaustausch über r Zwischen Völkerbund und Sichcr- heitspakt sichenden Fragen auf Grund deutscherseits ge stellter Ersuchen um ergänzende Klarstellungen statt. Der heutige Vormittag war von einer Reihe von Besprechun gen ausgcsüllt, die fast ausschließlich der Frage der öst lichen SchiedsgcrichtSveriräge galten. So hat der pol nische Außenminister Graf Skrzynski dem deutschen Reichskanzler Dr. Luther und RcichSaußenministcr Dr. Stresemann, bei denen später auch der tschecho slowakische Gesandte in Berlin, Krofta, vorsprach, seinen Besuch gemacht. Skrzynski besprach mit Dr. Stresemann die Frage des deutsch-polnischen Schiedsvertrages, über den Inhalt dieser Aussprache ist einstweilen nichts be kannt, doch erklärt man auf polnischer Seite, das; Außen minister Skrzynski von seiner Besprechung einen sehr günstigen Eindruck hatte und der Meinung Ausdruck gegeben hat, daß die Möglichkeit einer baldigen Ver ständigung ihm durchaus gegeben erscheine. Außerdem fanden Besprechungen zwischen Ministerialdirektor Dr. Gaus und den tschechischen Vertretern über die tschechi schen Vorschläqe statt, die noch fortgesetzt werden Die Nachricht, daß sich M u s s o t i n i entschlösse'! habe, nach Loearno zu gehen, um den letzten Stadien der Konferenz persönlich beizuwohncn, wird vom italicm.chen Ministerium des Äußern nicht bestätigt. Was BrianH sagis. Der französische Außenminister Briand unterhielt sich heute mit einer Anzahl französischer Journalisten und äußerte sich dabei: „Wir haben hier uns von Anfang an bemüht, die Schaffung einer europäischen Atmosphäre vor- ?'!bercitcn durch Herbeiführung eines endgültigen Frie-denszustandes in Eurova. Wenn dieser Friede einmal durch den Abschluß des Sich-rheitspaktcs und der mit ihm zusammenhängenden jetzigen Sch:sdsgerichteverträge ge- sich-rt sein wird, so werden auch die übrigen deutschen Wünsche und Beschwerden sich nn Gci-'e wirk licher Vcrständiaung regeln lassen. Wenn man dies in dessen als Vorbedingung für ein europäisches Reinemach-'n aussaßt, so gefährdet man danut, indem man die no'ioua- listischen Instinkte auf beiden Seiten ausstachLlt, nur die wirtliche Befriedung Europas." Mgen MWng der KMeüMuiT Berlin, 14. Oktober. Unter dem Vorsitz des Rrichs- ; arbeitsministers Dr. Brauns traten gestern abend die in Berlin t anwesenden Reichsminister zu einer Sitzung zusammen, in der j Staatssekretär Dr. Kempner über den bisherigen Verlauf der l Konferenz Bericht erstattete. Staatssekretär Dr. Kempner, der s im Laufe des heutigen Tages wieder die Rückreise nach Locarno i antritt, wird nach Erledigung seines Vortrages beim Reichspräsi denten feine Berichterstattung vor dem Rcichskadinett, die heute nacht nicht zu Ende geführt wurde, heute fortsetzen. OpjmWWx HLMtzkrW. iügcner Fernsprechdienst des „Wilsdrusser Tageblattes". Paris, 14. Oktober. Wir Havas aus Locarno berichtet, hat d-e Konferenz gestern einige Fortschritte gemacht. Die Prü- sang des Sicherhcilspaktes soll so gut wie beendet fein. Er stelle bas ausdrückliche Recht Frankreichs zur Garantierung derSchiebs- gerichtsverträge im Osten fest. Der ergänzende Schiedsgerichls- VeArag zwischen Frankreich und Deutschland werde wahrscheinlich heute fertiggestellt werden. Man brauche jetzt nur noch den de finitiven Text der Schiedsgeri'chtsverträge Deutschlands mit Polen und der Tschechoslowakei abfassen.