Volltext Seite (XML)
Hvrjing aus die Justizverhältnisse zu sprechen und griff einzelne Urteile der Justiz heftig an^ Wie Bundespräsident Hörsing weiter ansführte, trete die Überparteilichkeit des Reichsbanners nach dem Eintritt des Reichskanzlers a. D. Marx auch nach außen hin dadurch in Erscheinung, daß die Vorsitzenden der drei Parteien Mitglieder des Reichs banners seien. Der Redner schloß seine Ausführungen mit dem Hinweis darauf, daß das Reichsbanner jeder Negierung, die für Erhaltung Deutschlands und der Re publik und für die Befreiung aus dem Deutschland auf- gezwungenen Friedensvertrag arbeitet, seine Unterstützung leihen wird. Frankreich. Neue Minister in Frankreich. Unter dem Vorsitz des Präsidenten der Republik hat ein Kabinettsrat stattge funden, in dessen Verlaufe dem Präsidenten der Republii folgende Ernennungen zur Unterzeichnung vorgelegt worden sind: Der bisherige Justizminister Steeg zum Generalresidenten in Marokko, Her bisherige Unterrichts minister de Monzie zum Jnstizminister, der bisherige Untcrstaatssekretär im Unterrichtsministerium Delbos zum Unterrichtsminisier, der bisherige Generalkommissar im Kriegsministerium, der radikale Abgeordnete Benazet, zum Unterstaatssekretär im Unterrichtsministerium. Aus In- und Ausland. Berlin. Reichspräsident von Hindenburg hat an den früheren Staatssekretär Um Neichspostamt, Dr. Kractke, zu seinem 80 Geburtstag ein herzliches Glückwunschtelegramm gerichtet. Danzig. Bei Besprechungen zwischen Vertretern der Dan ziger und der polnischen Negierung über die Durchführung der polnischen Einsuhrverboie wurde eine Einigung über die Ein- fuhrkonlingente für das nichtdeutschc Ausland sowie über die Einfuhrkoniingente der am 17. Juni 1925 in Kraft gesetzten VerborSliste erzielt. Paris. Die französische Schuldendelcgation ist aus Amerika wieder hier eingctrosfen. Der amerikanische Vorschlag der Schuldentilgung wird vom französischen Ministerrat ge prüft werden. Paris. Durch ein Telegramm des Kriegsministers an den Bürgermeister von Chalons sur Saone wird bekannt, daß Major Drouot, der Befehlshaber der französischen Garnison von Sueida, im Lazarett von Damaskus an der Ruhr ge storben ist. Washington. Das Staatsdepartement gibt bekannt, daß am kommenden Mittwoch die Ratifikationsurkunden zum deutsch-amerikanischen Handelsvertrag mit dem deutschen Bot schafter ausgetauscht werden. Ergebnisse der darmat-Äntersuchnng. Feststellungen und Anträge im Untersuchungsausschuß. Im Barmat-Ausschuß des Preußischen Landtages wurden die Feststellungen und Anträge vorgelegt, die der Unterausschuß in mehrtägigen Beratungen angenommen hat. In diesen Fest stellungen und Anträgen heißt es n. a.: Der Kredit der Staats bank an die Firma Michael u. Co., Berlin, ebenso die Ge- schäftsverbindung der Staatsbank mit Kutisker bzw. der Stein- Bank, deren Generaldirektor er war, ist ordnungsmäßig erledigt worden. Die Ausstellung eines Dauersichtvermerks für Barmat l erfolgte im wesentlichen mit Rücksicht auf angebliche, jedoch nicht erwiesene Beziehungen Barmats zum Reichspräsidenten Ebert. Zwecks Erlangung der Einreiseerlaubrns für Angehörige der Familie Barmat haben sich der Abgeordnete Heilmann und Polizeipräsident Richler verwandt. Der verstorbene Abge ordnete Krüger, der Leiter der Verwaltungsabteilung des Reichspräsidenten, hat zur Erlangung von Paßvisen für die Barmats und ihre Angestellten den Stempel des Bureaus des Reichspräsidenten und den des Reichspräsidenten selbst ohne Genehmigung des Reichspräsidenten benutzt. Die von Krüger zugelassene Benutzung des dienstlichen Fernsprechanschlusses zu Privalgesprächeu Barmais nach Amsterdam ist vom Reichs präsidenten scharf ge mißbilligt worden. Das von den Leitern des Wohnungsamts Charlottenburg und des Zen- tralwohiinngZamts entgcgengebrachte Entgegenkommen dürfte vornehmlich auf die Empfehlungsschreiben dcS Ministers Dr. Höfle, des Abgeordneten Lange-Hegcrmann und der Staatsbank zu rüclzusühren sein. Eine Verbindung zwischen den Geschäften Barmats und KutiSkers bei der Staatsbank bestand nicht. Die Schuld an den zu erwartenden schweren Verlusten auf den Konten der Stein-Bank und der Amexima ist neben Mängeln in der Organisation und persönlichen Fehlgriffen der Sach bearbeiter aus das System der Staatsbank zurüüzusühren, das den durch die Inflation herbeigcführten gänzlich veränderten Verhältnissen des Geschäftsverkehrs nicht mehr standhielt. Die Art der Erledigung der Großhandelserlaubnis für die Amerima durch den Präsidenten des Landespolizeiamts ist Vas GMcksarmbanä. Noinan von Renttob. 78j (Nachdruck verboten.) Die alte Frau hielt ihn wie mit Klammern, doch schon eilte Christa, durch den Schrei munter geworden, herbei. „Was ist?" — fragte sie, verstört um sich blickend. — „Um Gottes willen, was habt ihr?" Die Hände der alten Frau lösten sich, und Edmund vernahm wieder ein ganz leises Zukiappen einer Tür; regungslos, mit vorgeneigtem Kopf, richtete er seine Augen auf die Wand in Christas Zimmer, doch der seltsame Schatten dort war verschwunden, und alles schien ruhig zu sein. Der Maler stürzte vorwärts und riß die Tür auf, fand jedoch niemanden. Der Elasschrank schien geschlossen, ober auch der Deckel des Etuis, in dem die „blaue Schlange" früher gelegen, war zugellappt, und als Herton mit zitternden, unsicheren Händen erst den Schrank und dann das Etui öffnete, sah er, daß letzteres leer war: Die „blaue Schlange" war fort, war wieder einmal aus dem Leben dieser Menschen, das sie seit langem so stark be einflußt hatte, hinauegeglitten und wand sich nun auch zwischen den Schicksalen anderer Menschen dahin in ewiger Unrast. Christa war ihrem Oheim gefolgt und starrte nun auf das leere Gehäuse. „Wo?" fragte sie atemlos. Das blasse Gesicht des Gefragten hob sich scharf aus dem Mondlicht heraus. „Ich weiß es nicht" — sagte er mit zitt-rnder Stimme —, „aber eines weiß ich nun vollends: Doktor Norbert ist unschuldig, muß es sein! Wir können es bezeugen, du und ich", daß diese ,blaue Schlange' erst heute weggenommen wurde." Sein Fuß trat auf ein zerknüllt am Boden liegender Stückchen Papier, nach dem er sich, während Christa sich ratlos zu der allen Frau umwandte, bückte, u n es auf zuheben ; dann g Uten seine Augen über em paar halb- MM zu veanftanven. Die Beweiserhebung hat nicht ergeben, daß bei der Gewährung der StaatsbanNredite an die genannten Konzerne im politischen Leben stehende Per sonen sich direkte oder indirekte Vorteile verschafft haben. Der Ausschuß ist der Ansicht, daß der Polizeipräsident Richter in der Art seines privaten freundschaftlichen Verkehrs mit Julius Barmat nicht die nötige Zurückhaltung bewahrt hat, und daß Reichskanzler a. D. Bauer bei der Erteilung des Empfehlungs schreibens an die Staatsbank nicht die notwendige Vorsicht an gewandt hat. In dem Ermittlungsverfahren Barmat-Kutisker hat eine Beeinflussung des Justizministeriums oder Nachgeordneter Stellen durch politische Persönlichkeiten zugunsten der Angeschuldigten nicht stattgefunden. Auch ist ein solcher Versuch nicht festgestellt. Das Justizministerium seiner seits hat in die schwebenden Verfahren keine von politischen oder unsachlichen Erwägungen diktierten Eingriffe vorge nommen. Es Folgten dann die Plädoyers. s Neues aus aller Welt Schluß der Münchener Verkchrsausstellung. Die Deutsche Verkehrsausstellung 1L25 wurde mit einem offi ziellen Festakt, zu dem sich Vertreter ver Reichsbehörden, der bayerischen Staatsregierung, der Stadt München und prominente Persönlichkeiten auf dem Gebiete des Ver kehrs, der Wissenschaft und von Handel und Industrie ein gefunden hatten, geschlossen. Der Bedeutung der Aus stellung gedachten Staatssekretär Dr. Schätzel für die Reichspoftverwaltung, Bürgermeister Scharnag! als Vertreter der Stadt München und Handelsminister Dr. von Meinel für die bayerische Regierung, dessen Rede i in den gemeinsamen Gesang des Deutschlandliedes über- ! leitete. ; Aufklärung des polnischen Viehraubes. Zu den i Meldungen über einen widerrechtlichen Forttrieb deutschen i Viehes über die polnische Grenze im Kreise Marienwerder i verlautet, daß es sich anscheinend um eine Pfändung l handelt, weil das deutsche Vieh auf einer Fläche geweidet : hat, die nach Ansicht der polnischen Regierung polnisches ? Eigentum ist. Dem Vernehmen nach ist das deutsche Vieh nach Verhandlungen mit dem Starosten gegen Hinter, j legung von 390 Danziger Gulden Schadenersatz freige- j geben worven. Feier des 500 jährigen Bestehens der Stadt Lyck. Die Stadt Lyck beging sie Feier des 500 jährigen Bestehens, - verbunden mit der Einweihung des neuen Rathauses. i Unter den Ehrengästen nahm General der Infanterie von j Falk aus Berlin, der Befreier Lycks von der Ruffenherr- - schäft, an der Feier teil. In der Festsitzung der städtischen : Körperschaften überbrachte Ministerialdirektor Dr. Loehrs j vom preußischen Innenministerium die Grüße und Glück- I wünsche des preußischen Staatsministeriums. _ Denkmalsweihe bei den Auguftanern. InVerlin j fand im Beisein von Hindenburg, Prinz Oscar i von Preußen, Exz. Sixt v. Arnim, General von i Wrisberg und a. m. die Enthüllung des Gefallenen- s denkmals des Königin-Bugusta-Garde-Grenadier-Regi-- s ments Nr. 4 und der beiden Tochterregimenter N.J.R. 55 f und 202 statt. Der ehemalige Kaiser, die Königin von Schweden und der Großherzog von Baden ließen durch - Beauftragte Kränze nicderlegen. Selbstmord eines Schwarzfahrers. Das Auto eines Berliner Rechtsanwalts stieß mit einer Kraftdroschke zu sammen. Diese geriet, vermutlich durch Explosion des s Benzinbehälters, in Brand, doch konnte das Feuer schnell gelöscht werden. Glücklicherweise waren in beiden Wagen keine Fahrgäste. Der Führer des Privatwagens flüchtete in die Anlagen eines großen Gartens ganz in der Nähe der Unfallstelle. Dort wurde er später mit einer Ichuß- verletz ungam Kopfe tot aufgefunden. Er hatte eine Schwarzfahrt unternommen. Selbstmord eines Regierungsrats. Im Schnellzug Breslau—Dresden hat sich der in der Mitte der fünfziger Jahre stehende Negiernngsrat Rudolf Meyer aus Bres lau erschossen. Der Lebensmüde hatte das betreffende Ab teil zuvor mit starkem Bindfaden gegen plötzliches Ein dringen gesichert. Nach hinterlassenen Briefen ist dieser Schritt in einem Anfalle von Schwermut begangen worden. Massenmord einer Mutter. In dem Frankfurter Vor ort Bornheim hat in Abwesenheit ihres Mannes die Ehefrau Ella Werley ihre Mutter, die Frau Marie Schmidt, erdrosselt und dann sich selbst und ihre drei Kinder, zwei Knaben und ein Mädchen im Atter von 12, 10 und 9 Jahren, durch Offnen der Gashähne nms Leben gebracht. Den Anlaß hierzu hat die herrschende Wohnungsnot gegeben. Ein Auto vom Zuge durchschnitten. Kurz vor Bahn hof Dorotheenhütte bei Primkenau fuhr ein Zug in ein der Henriettenhütte gehörendes Lastauto hinein. Der Zug durchschnitt das Lastauto und schleppte es noch un gefähr 100 Meter mit sich fort. Der Chauffeur und sein Mitfahrer wurden getötet. Bisher 14 Fememorde entdeckt. Die eingehenden Er mittlungen, die zurzeit in Spandau und an anderen Orten angestellt werden, dürften Klarheit darüber schaffen, wie viel weitere Fememorde in Spandau und Döberitz verübt worden sind. Die Zahl der in Mecklenburg, in der Küstriner Gegend und bei Spandau-Döberitz in der frag lichen Zeit verübten Fememorde wird von gutunter richteter Seite auf 14 geschätzt. In Schwerin steht übrigens ein zweiter Fememordprozeß bevor, und zwar wegen Er mordung eines gewissen Boldt. Das Taucherexperiment der „Norag" bei Helgoland. Das interessante Experiment der Norddeutschen Rundfunk A.-G., den Taucher Harmstorf auf den Meeresgrund zwischen Helgoland und der Düne zu schicken und seine Worte von hier aus durch die Sender von Hamburg, Hannover und Bremen den Rundfunkhörern zu über mitteln, darf als völlig geglückt bezeichnet werden. Der Taucher stieg, wie vorgesehen, von seinem Dampfer mit einer 2000-Kerzen-Lampe etwa 15 Meter tief auf den Grund der Nordsee. Seine Worte waren auch den Passa gieren und Pressevertretern des Hapagdampfers, dessen Antenne die Wellen des Hamburgers Senders empfing, klar verständlich. Der Taucher erzählte sehr bemerkens werte Einzelheiten von den Strömungen und der Tempe ratur auf dem Meeresgrund, von Seetieren, die sich um seine Lampe drängten, und plauderte humoristisch von dem mißglückten Versuch, einen Hummer zu fangen. Er erzählte auch von der Entdeckung eines halbversandeten Wracks. Fragen, die Journalisten vom Dampfer aus an ihn richteten, ergaben mancherlei humoristische Episoden und scherzhafte Wechselreden. - Verhängnisvoller Gewölbeeinsturz. Wie aus Burg heim berichtet wird, stürzte dort beim Bau einer Ziegelei plötzlich ein Gewölbe zusammen und begrub den Besitzer der Ziegelei Joses Gebhart und zwei Mann unter sich. Während der eine namens Kranz schwer verletzt wurde, war der andere namens Karl Kertzlmeier sofort tot. Josef Gebhart konnte erst nach zweistündiger Arbeit ausgegraben werden. Er verschied nach wenigen Minuten. Im Streit erstochen. In der mechanischen Hanf spinnerei Wölkenrade in Stade (Hannover) gerieten zwei Arbeiterinnen in Streit. Die eine ergriff ein Brot messer und stieß es der anderen ins Herz, so daß sie tot zusammenbrach. — Tot aufgefunden. Die Geschwister Mirschih aus München, die eine Hochgebirgstour gemacht hatten und seitdem vermißt wurden, sind jetzt an der Nordostwand der Alphütte bei Garmisch tot aufgefunden worden. Die Tante im Backofen verbrannt. Auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft ist im schlesischen Kreise Ohlau der 23 jährige Wirtschafter Martin Winkler verhaftet und ins Gerichtsgefängnis eingeliefert worden. Ihm wird zur Last gelegt, seine 73 jährige Tante, eine Stcllenbesitzers- witwe, getötet und im Backofen ihres Grund stück es verbrannt zu haben. Nach langem Verhör gestand Winkler schließlich die Tat ein. über die Beweg gründe herrscht noch Unklarheit. „ Schlechte Ernte in England. Im Gegensatz zu dr« meisten europäischen Ländern, die gute Ernten aufzn- weisen haben, ist die englische Ernte in diesem Jahre noch schlechter ausgefallen als im vorigen, das bereits als ein Krisenjahr für die englische Landwirtschaft bezeichnet wurde. Aufdeckung einer holländischen Falschmünzerei. Der Polizei in Rotterdam ist es gelungen, einer großen Falschmünzerei ans die Spur zu kommen und die An fertigung falscher holländischer Silberbonds Gulden) aufzüdecken. In Verbindung mit dieser Angelegenheit sind nicht weniger als neun Personen verhaftet worden. Der Haupttäter soll ein gewisser Andro de Bruyn sein. Einer Höllenmaschine zum Opfer gefallen. Auf dem Hauptbahnhof von Goerz empfingen der Siaiionschef und dellen kin Noket. das beim Okknen er- verwischte Bleistiftzüge, Worte, die scheinbar keinen Sinn hatten. „Ab Wien 6 K 15 m. N. B." stand da geschrieben, und darunter einige Ziffern: „28 3 14." Er überlegte; das Blatt war aus einem Notizbuch Herausgensseu und, wie es schien, in Eile beschrieben. Da sah er am untern Rand noch etwas: „Krakau 11, 17 . . ." Ein Aufatmen hob die Brust des Mannes, der hier auf das Blättchen in hundert Teilchen zerpflückte und diese in seiner Tasche verschwinden ließ. „Ab Wien 6 Uhr 15 Minuten morgens, Nordbahn, am L8. März 1914." In seinem Gehirn arbeiteten fieberhaft die Gedanken. Nur so tonnte er sich dies deuten. Und Ankunft in Krakau 11 b 17 m. Doch das war ja gleichgültig! Wenn nur dieser Frübzug pünktlich aus dem Weichbilde Wiens war. Er selbst kannte sich gut aus in Galizien, da er früher öfters dort gereist war, auch mehrmals mit seinem Sohn; die weiten Ebenen, die uralten Straßen, die winkligen Höfs — all dies hatte ibn stark gelockt. Und er wußte es genau: dort, in diesem Lande weiter Einsamkeiten, konnte nian noch leicht untertauchen, verschwinden. Wenn man da gute Freunde besaß im flachen Land oder in den Dörfern der Erenzwälder, so fand einen so bald niemand. Und er kannte einen, der dort sehr heimisch war, der labrelang dort gelebt hatte. — Er atmete auf. Die alte Frau saß auirccht in ihrem Lette, und wie hellseherisch blickten ilue Augn in die Ferne. „Ist die .blaue Schlange' fort?" — fragte sie. Christa getraute sich kaum, zu antworten, aber die Greisin brauchte gar keine Antwort. „Ich seye sie nicht mehr" — sagte sie leise, traurig. — „Aber ick sehe etwas andres: Ich weiß, daß sie wieder kommt! Laß sie fortgleiten, Kind! Sie muß doch zurück kehren! Einstweilen bist du befreit von Hans Norberts Ge- j walt! Gottlob, Christa, gottlob!" Eie sank zurück mit einem verklärten Ausdruck auf dem tiefblasssn Gesicht; seltjam schien in ihrem Kopfe der wirre Traum vergangener Zeiten zu streiten gegen die Wirklichkeit. „Befreit?" — dachte Christa. — „Ich will aber ewiges Eebundensein Und daß die ,blaue Schlange' heute noch einmal fortgleitet, das entlastet den Geliebten mehr als alles, bindet ihn fester an mich als alles andre! Möge sie wieder» kehren oder sür ewig verschwunden sein, Hans Norbert — wie zwei sind eins!" Und ein uralter Vers siel ihr sm: „Wir zweie sind verbunden Für alle Ewigkeit! Wie zweie hallen zusammen Im Glück und auch im Leid? Wir zweie lassen uns nimmer/ Sei noch so dunkel die Zeit" i Wir zwei sind eins dem anü rn Leben und Seligkeit l" Ja! Das war Liebe! Jene echte, einzige, selb zwei Menschen vereint zu innerster, houster Hu:, zu einer Uebereinstimmung alles Denkens und Fu die eben erst den wahren Menschen schafft. Demu neigte das schöne Mädchen den Kopf: Mochte bas Schicij spielen, wie es wollte! Durch Nacht und Dunkel mu der Weg zur Höhe führen, zur Sonne! Christa atmete aut, wie erlöst aus einem Bann, und sah, daß der Kopf der Greisin auf das Kissen zurückgeinllen war, daß sie nun wirklich schliss. Edmund Herton aber stand neben dem Fenster und schaute mit großen, ernsiu Augen hinaus in die Herrlichkeit der Bollmandnachl. Betete er? Zitterten nicht leise, leise Worte durch de« Naum? „Ich will kein Unrecht an anderen, aber dich will ich schützen! Heist mir, ihr guten Geister dieses Hauses, helft mir!" Ach, wie war ihr doch alles so ganz unverständlich Sie begriff nichts, aber mußte doch eines: tue Geister dieses Hauses waren die Liede und der Haß, die leit laugen Jahren gegeneinander stritten. Wer wurde siegen x (Forijegung folgt.)