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WiMMerAgeW Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft- Sonntag, 27. September 1825 Wit »druff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 m Das find Dinge, die allenfalls als Anzeichen dafür ge- deutel werden können, daß man beginnt, wieder mit Deutschland als Macht zu rechnen. Von weit höherem Wert aber wäre, wenn eine Meldung eines belgischen Blattes zuträfe, in dem sich früher der jetzige Außen minister Vandervelde des öfteren hat vernehmen lassen. Es handelt sich um die Meldung aus Genf, daß England uns in der Kolonialfrage entgegenkommen wolle. An amtlicher deutscher Stelle liegt allerdings eine Bestätigung nicht vor; allein, wenn wir recht unterrichtet sind, hält man es dort nicht für ausgeschlossen, daß an der Sache etwas Wahres sei. Danach würde England die Hand dazu bieten, daß die zurzeit unter seinem Mandal stehenden Teile von Kamerun und Togo unter deutsches Mandat gestellt werden. Das ist herzlich wenig im Ver hältnis zu dem, was uns genommen worden ist, und der Verdacht mag berechtigt sein, daß England das Zuge ständnis nur mache, um Deutschland für den Eintritt in den Völkerbund zu ködern. Der Vorgang wäre trotzdem von grundsätzlicher moralischer Bedeutung; denn er würde . die Unwahrheit der von den Gegnern Deutschlands ausge stellte« Behauptung beweisen, daß Deutschland die Kolo nien entzogen worden seien, weil es ««fähig sei, sie zu verwalten. Das wäre wirklich einmal «in Silberstreifen am sonst noch allzu trüben Horizont. Mru». Schlechte Lage der Michspost. Keine Tarifermäßigungen in Sicht. Im Verwaltungsrat der Deutschen Rcichspost, der in München tagte, teilte Rcichspostminister Dr. Stingl mit, daß die Finanzlage der Reichspost zurzeit als sehr ge spannt bezeichnet werden müsse, da die Einnahmen weit hinter den Voranschlägen zurückgeblieben seien. An eine Herabsetzung von irgendwelchen Tarifsätzen könne zurzeit nicht gedacht werden, wenn nicht das ganze Finanz- und Wirtschaftsgebäude der Reichspost ins Wanken komme» solle Die allgemeine Perkehrslage der Deutschen Reichspost Hai sich, wie der Minister weiter mitteilte, in den letzten Monaten im großen und ganzen normal entwickelt Namentlich was den Brief- und Paketverkehr anlangt. Im Fernsprechwesen hält der Zugang von neuen An schlüssen an. Im Fernverkehr machte sich hier und da die schlechte Lage der Wirtschaft bemerkbar. Die Entwicklung der Telegraphie läßt zu wünschen übrig. Der Verwaltungsrat billigte die neue Wirtschafts politik der Deutschen Reichspost, aus der kaufmännischer Geist spricht und die einen Wendepunkt von hoher Be deutung in der Geschichte der Deutschen Reichspost bildet Der Minister sagte zu, daß die Balancierung des Etats so erfolgen soll, daß die Dienstfreudigkeit des Personals, die volle Anerkennung verdiene, nicht leiden soll. Der Geist des Entgegenkommens gegen das Publikum soll allen Beamten eingcimpft werden. Caillaux in Amerika. Unannehmbare Vorschläge Frankreichs. Newyork, 25. September. Auf der gestern in Washington begonnenen amerika aisch-französischen Schuldenkonserenz, in der über die Ab zahlung der französischen Schulden an Amerika beraten werden soll, legte Finanzminister Eaillaux der amerika nischen SchuldenfundierungSkommifsion einen umfang reichen Zahlungsplan dar. Wie mitgeteilt wird, lautet das erste Caillauxsche Zahluugsangebot wie folgt: Jahres zatsiungen beginnend mit 2ö Millionen Dollar im ersten, LS im zweiten Jahre, dann ansteigend Bis SV Millionen nn zwölften Jahr. Darauf die »eiteren fünfzig J«br Vie mimMehe Antwort veutleblanas. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. LV»i« dn »n>Nich«»«e»««nt»»ch»»,«»4»««»» ps«»»i,, »» I,tzp.lt«»« w KMche» T«M Ivo «»ldpfkxnig. Rach»«isu»g«,cbühr «> »«l»p!«»>^.^ h»» Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 »«»ÄqW lum»h»r »i. v»r». IS Uhr —-———4——————————————— Mr Hk h« h>«<j, Mrs ruf Id«r»tltrlte» Anjrt,e» » h^»«h>ne« »ir »ei.« B«r»»N«. I«d«r A«ball.»spr»ch erlischt,»nr» drr Bttr», Kl«,«N»^,^«» »cide»m«» »h«h«r *»st».g,eb«r>»N.ntur, »«NU. «»,«!,c» »eh»«» all« ^er»i»u»»^st«»r» rat,»»» rrlly »e emfaw sauen ragen Werve, aber sie mögen sich sagen, daß es doch an ihrem Gedeihen, an ihrer Stärke nicht mehr das gleiche Interesse haben dürfte, wenn es mit Deutschland in wahrem Frieden lebt. So wollen sie, um für alle Fälle Vorsorge zu treffen, auf eigene Faust Vorgehen. Der kluge tschechoslowakische Außenminister Benesch hat bereits durch den Berliner Gesandten « rofta Dr. Stresemann „unter Bezugnahme auf die in letzter Zeit zwischen Deutschland und den Alliierten aus- «tauschten Noten" mitteilen lasten, daß seine Regierung bereit sei, in Verhandlungen über den Abschluß eines deutsch-tschechoslowakischen Schiedsvertrages einzutreten. Der großspurige polnische Außenminister Graf Skrzyn - fki hat einen anderen Weg, nicht einen besseren, emge- schlagen: er hat seiner Presse mitgeteilt, daß in seinem Ministerium der Entwurf eines Vertrages vorbereitet werde, den die polnische der deutschen Regierung Vor schlägen wolle. Nr. 226. 84. Jahrgang. Tklegr.-Adr.: .Amtsblatt' Konferenzort Luzern. Berlin, 25. September. Die Verhandlungen des ReichskabinettS mit den hier ringetroffenen Ministerpräsidenten der Länder über die Sicherheitskonferenz haben heute begonnen und wurden in den Nachmittagspunden noch fortgesetzt. An den Be sprechungen nehmen auch die Mitglieder de« Reichsrats teil. Die Besprechung begann mit der Berichterstattung über die gesamte politische Lage und über die Verhand lungen zum West Pakt. ES handelt sich dabei weniger um den Pakt selbst, als um die Rückwirkungen, die sich aus dem Abschluß des SicherhcitspaNe« für das Verhältnis zwischen Deutschland und den Westmächten ergeben müssen wo die Minister der Länder ihre Ansichten vortragen. Di Übermittlung der deutschen Annahme der Einladung wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht durch eine Note erfolgen, sondern die deutschen Botschafter in den alliierten Länder» werden mündlich über die Annahme Mitteilung machen Sie werden nur noch ein Schriftstück überreichen, in dem als Tagungsort Luzern und al« Beginn der Konferenz der 5. Oktober vorgrschlagen wird. Die deutsch« Delegatton wird aus dem Reichskanzler Dr. Luther, dem Reichsaußenminister Dr. Strese mann, dem Staatssekretär von Schubert, Ministerial direktor Dr. Gaus und Reichspressechef Ministerialdirektor Dr. Kiep bestehen. Morgen findet die Sitzung des Aus wärtigen Ausschusses des Reichstages statt, vci in der gleichen Angelegenheit noch gehört werden soll. Zustimmung -er Lander. Die Beratung der Ministerpräsidenten der Länder ergab, nachdem Reichsminister Dr. Stresemann ausführlich referiert und auch Reichskanzler Dr. Luther mehrfach Wort genommen hatte, die einhellige Zustimmung der Mi msterpräsidcnten der Länder zur Beschickung der internativ nalrn Sicherheitskonferenz. Mussolini bleibt fern. In einem Leitartikel des römischen „Messaggero", der sich mit dem Beschluß der deutschen Regierung, die Ein ladung der Alliierten zu Verhandlungen über di« Sicher heiisfrage anzunehmen, beschäftigt, wird mitgeteitt, daß Mussolini an der Ministerkonferenz nicht teilnehmen werde, da zu dem für die Konferenz vorgesehenen Termin Eilberstreisen am Horizont? (Um- und Ausblick«.) Mt Entscheidung ist gefallen. Da« Reichskabinett hat nach mehreren Besprechungen, an denen nur seine Mit glieder beteiligt waren, unter Vorsitz des Reichspräsiden ten einstimmig beschlossen, die Einladung zu einer Ministerkonferenz, die über den Sicherheits pakt beraten soll, anzunehmen, und mit der Führung d«r Verhandlungen den Reichskanzler Dr. Luther und den Reichsaußenminister Dr. Stresemann betraut. Daran ist nu« nicht mehr zu rütteln. Zwar werden sich die Ministerpräsidenten der Länder und der Auswärtige Aus schuß de« Reichstags noch mit der Sache befassen, aber sie könnten, sebst wenn sie wollten, den Beschluß nicht nm- stoßen, sie können höchstens den beiden Delegier!.» Wünsche »der Ratschläge hinsichtlich ihres Verhaltens bei der Kon- serenz mit auf den Weg geben. Luther und Stresemann gehen, ausgerüstet mit der denkbar größten Autorität, «ns Werk. Sie haben nicht nur die Regierung, sondern «uch da« Volk hinter sich. Die Deutschnationalk Partei, aus der zuerst schwere Bedenken laut wurden, wollte die Annahme der Einladung von der Erfüllung »ewisser Bedingungen abhängig gemacht wissen, hat aber schließlich eine mehr nachgiebige Stellung eingenommen. Trotzdem werden die Verhandlungsführer kein leichtes «Piel haben; denn Frankreich wird zweifellos, mag die Gleichberechtigung der Partner auch stark betont und in der Form gewahrt werden, darauf ausgehen, für sich mög lichst viel herauszuschlagen «nd für «ns möglichst wenig übrigzulassen. * Immerhin zeigt sich, daß Deutschland mit seinem Sicherheitspaktvorschlag wirklich einen Schritt zur Be fried«» g der Welt getan hat, während der Völker bund, der inzwischen in Genf vom Reden zur Arbeit über- -egangeu ist, in dieser Richtung noch nichts erreicht hat. Auch seine neuesten Beschlüsse zeigen nur seine Neigung, den Schwachen im Stich zu lassen, und seine Ohnmacht Gegenüber dem Starken. Nicht anders ist es zu erklären, wenn er sich in den Streitigkeiten zwischen Danzig und Pole« (Postdienst in Danzig und Munitionslager in Westerplatte) fast restlos auf die Seite der Polen stellt, wenn er in der englisch-türkischen Mossulfrage einer Ent scheidung zunächst ausgewichen ist und die Sache an den Haager Internationalen Gerichtshof abgeschoben hat. Der Völkerbund hat durch seine Tätigkeit seinem Ansehen nicht Genützt, sondern geschadet. Man hört nicht etwa nur in Deutschland abfällige Stimmen über ihn, sogar in Frank »eich und England, seinen stärksten Stützen. Ein englischer Blatt hat offen ausgesprochen, daß der Völkerbundrat sich nicht einigen könne, wenn das Spiel zwischen starken Mächte« wie Frankreich und England gehe, während er sich noch stets geeinigt habe, wenn es sich um eine schwache Macht wie Deutschland handelte. Und in einer der französischen Regierung nahestehenden Pariser Zeitung sieht der Satz: »Indem diese große Schiedsgerichtsorgani sation auf das Urteil (in der Mossulfrage) verzichtet, ver zichtet sie auch in weitem Maße auf ihre Lebensberechti- S«ng »nb arbeitet eher für den Krieg als für den Frieden." * Natürlich läßt das Schicksal Danzigs di< Entente nwb«rührt, weiß fi< doch nur zu gut, daß dieser Staai km K«rn« durch und durch deutsch ist. Polen plant den« auch, in der Hoffnung, daß man ihm wieder freie Hand lassen werde, einen neuen Vorßoß; es will in Wester platte eine ständig« Militärwache unterhalten, um die Munittonstransporte zu schützen. Kein Geringerer als der Danziger Völkerbundkommissar MacDonnel macht von der polnischen Absicht dem Völkerbundrat Mitteilung mit dem Hinweis, daß gerade auf Veranlassung dieses Völker bundrates in di« Danziger Verfassung di« Bestimmung ausgenommen wurde, nach der ohne seine Bewilligung Kin Flotten, oder Militärstützpunkt in der Freien Stadt Danzig eingerichtet werden darf. MacDonnel fügt hinzu, daß Polen ohnedies schon 15 Kriegsschiffe mit 600 Mann Besatzung dort unterhalt«. Man sollte es eigentlich für «»möglich halten, daß der Völkerbundrat einem anderen Staate gestatten würde, was Danzig selbst verboten ist. Aber nach allen Erfahrungen muß man befürchten, daß der Rat auch diesmal Polen unbehelligt lassen wird, wenn es witder einmal, was es schon so oft mit Glück versucht hat, «ine »vollzogene Tatsache" schasst. Er erblickt in Polen eben ix« Schützling des starken Frankreich. Ein« Änderung hierin ist vorläufig nicht abzusehen, si« könnt« jedoch wohl «intreten, wenn der Sich«rhettsvertrag zustande kommt «nd »icht »ur nach Form und Ton, sondern tatsächlich »essere Beziehungen zwischen Frankeich und Deutschland ««bahnt«. * «»» ähnliche« Erwägung«, lassen sich vielleicht auch die «efthAchen der Familie Völkerbund leiten. Alle die Zahre, feit sie selbständig« Staaten geworden, immer ver- GLtscheft, möge« P»le«u»ddiersch«chaslowakei x-wä-M hab««, ff« würden ihre« »uusche gemäß zu »«« P»ktv«rh«udlu«gen zuaelaffen »erde» und an der Sette «raßen Schwester Frankeich verhandeln können. Daß ^«n sie nur «»»zimmer »erwiesen hat, ist für sie «ine Dhwe» EerttLuschu», urw »ehagt ihnen ganz urH gar nicht. Goetz»« si, s, »,nig wie »ir glauben, d«ß Fremd «« ,Wi!.»«ii>rr Tss-dl-n' «rschÄ»t ti-Uch »«tz«. S Uhr fir »« s«l,«»»«» : Bei ULK«!»», k MZiÄWL W»chmbl.« WIl.»r»ff ». »«»»««» I» Fall« h»h«rn ürwal,, «rk, »»«r s»»fti,rr »rtrIrkSst»«»»,« k«t» «nsp-mch «»1 «rftr«, Vf I I »« »d« U»qu», »« Vrp««»prrisc». — R»(tsr»d»»« ei,,rsEdUr «chrWa-hr Mir, -x« P»kt« »«iNrgt. s« «U-druffer Tageblatt euch«« dl« amtlich«, Bek.uutm.chm.fle, der «mtshauptmauuschast Meitze«, des Amt-geeicht- and St^trat, zu Wil.druff, Forstreutamt-Tharaudt, Fiuauzamt« N*ge«. »er McyMicye Grove mal m Rom tage. Auch andere Blätter berichten, daß Mussolini sich aus der Konferenz ourch den Staatssekretär des Äußern vertreten lassen werde. Keine Kolanienrückgabe an Deutschland. - Der diplomatische Mitarbeiter des Londoner „Daily Telegraph will erfahren haben, die Gerüchte seien falsch, denen zufolge England an Deutschland bei dessen Eintritt in den Völkerbund Togo, Kamerun und die Karo linen zurückgeben würde. England wünsche natürlich, daß Deutschland möglichst bald dem Völkerbund beitrcte. Diese Gerüchte entbehrten aber jeder Grundlage. Weder Großbritannien noch im besonderen die Südafrikanische Union hätten auch nur einen solchen Schritt in Erwäguna gezogen. * Die MiuisterprSsi-entenkonfereuz über den Preisabbau. Berlin, 26. September. Ueber die gestrige Nachmittags sitzung der Ministerpräsidenten der Länder wird solgender Bericht ausgegeben: In der heutigen Nachmittagssitzung der Minister- und Staatspräsidenten der Länder mit der Reichsregierung wur den die Maßnahmen zur Preissenkung beraten. Der Reichskanz ler wies auf die zwingende Notwendigkeit einer weiteren Sen kung der Preise hin. Die Maßnahmen, die von der Reichsregie rung in nächster Zeit noch durchgeführt werden sollen, wurden mitgeteilt und sanden die einmütige Zustimmung der Staats- und Ministerpräsidenten, die der Rttchsregierung ihre umfassende Unterstützung zusagten. Die Regierungen werden alle Mittel an- wenden, um bestehende Mißstände zu beseitigen und die Wirt schaft von dem Druck einer ungesunden und unorganischen Preis bildung zu besreien. Der Kampf^um den Preisabbau. Berlin, 26. September. Am Freitag fanden im Reichs- wirtschastsministerium Verhandlungen mit den Vertretern des Großhandels und der Markenartikelerzeuger statt, um eine Preis senkung für diese Waren zu erzielen. Bei dieser Besprechung waren vor allen Dingen Vertreter derjenigen Industrie beteiligt, die lebenswichtige Markenartikel, wie Gerstenslocken, Margarine, Malzkaffe« usw. Herstellen. Wie wir ersahren, gaben die Ver treter des Handels und der Industrie die Zusicherung, die Er mäßigung der Umsatzsteuer zum Anlaß zu nehmen, um eine Re vision der Preise bezw. der Preisspannen herbeizusühren. Des weiteren werden in den nächsten Tagen erneute Verhandlungen mit den Banken stattsinden, um eine Herabsetzung der Provi sionen und der Vercitstellungsprovisionen zu erreichen.