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Die Zähl der an Typhus Gestorbenen beträgt dort 10, In Niedermarsberg sind ebenfalls drei Personen an Typhus erkrankt. Auch aus Plettenberg werden zwei, aus Werl eine Typhuserkrankung gemeldet. Großfeuer in Reiste. In Neiße brach in einem Haus in der Wilhelmstraße Feuer aus, das sich außer ordentlich schnell ausbreitete. Da die Treppe sehr bald unpassierbar war, sprang ein im zweiten Stock unterge- brachter Lehrling der Stellmacherei Hauke auf die Straße herab, wobei er sich einen Beinbruch und mehrere Rippen brüche zuzog. Ein zweiter Lehrling, der 18 jährige Sohn des Polizeiwachtmeisters Brodkorb, der wahrscheinlich durch den Rauch erstickte, konnte von der Feuerwehr nn: als verkohlte Leiche geborgen werden Ein D-Zug in eine Arbeiterkolonne hineingefahren. Ein von Weißenfels kommender D-Zug fuhr auf einer der Eisenbahnbrücken über die Saale bei starkem Nebel in eine Kolonne von Streckenarbeitern hinein. Zwei Arbeiter wurden überfahren und auf der Stelle getötet, die übrigen konnten rechtzeitig ausweichen. Knud Rasmusten zurückgekehrt. Der dänische For scher Knud Rasmussen ist aus Thule auf Grönland nach Kopenhagen zurückgekehrt. Er hat den sechstgrößten Meteorstein der Welt mitgebracht, der im Jahre 1913 in der Melville-Bai gefunden wurde. Er wiegt sieben Ton nen und soll im Museum von Kopenhagen ausgestellt werden. über 200 Kilometer in der Stunde. Der französische Militärflieger Lasnes stellte einen neuen Weltrekord über 1000 Kilometer auf. Er legte die ersten 500 Kilometer in 2 Stunden 16 Minuten zurück, fuhr also in der Stunde etwas über 216 Kilometer. Die 1000 Kilometer erledigte er in 4 Stunden 35 Minuten, das bedeutet eine Stunden geschwindigkeit von 219 Kilometer. Die bisherige Höchst geschwindigkeit für Flugzeuge war 184 Kilometer in der Stunde. Eine sonderbare Rettung eines Menschenlebens trug sich in Mailand zu. Dort hatte sich eine junge Frau in den Navigliokanal gestürzt. Die Unglückliche wurde von der Strömung in die unterirdischen Abzugskanäle getrieben, wo sie sich an einer Mauer festklammerte. Sie kletterte die Mauer hinauf und wurde schließlich von nachforschenden Schutzleuten ent deckt und ans Tageslicht befördert. Die Frau, die über drei Tage im Kanal zugebracht hatte, liegt jetzt in schwerem Fieber im Krankenhaus. Vater und Sohn lebendig verbrannt. Auf dem Kirch turm des Ortes Capriano bei Brescia spielte sich eine furchtbare Tragödie ab. Ein Uhrmacher hatte sich mit seinem Sohn auf den Kirchturm begeben, um die Turmuhr zu reinigen. Durch einen unglücklichen Zufall ließ der Knabe die Kerze in einen Benzinkübel fallen, und sofort standen Vater und Sohn in Flammen. Beide stürzten die Kirchturmtreppe wie lebende Fackeln hinab und sanken unten halbverkohlt nieder. Jede Rettung der Unglücklichen war unmöglich. 100 Millionen Kronen an Kunstschätzen in den schwe dischen Kirchen. In den letzten Jahren wurde in ganz Schweden eine Kircheninventur durchgeführt. Bis jetzt sind die Kunst- und kulturhistorischen Schätze von 1900 Kirchen ausgezeichnet und abgeschätzt worden, deren Wert insgesamt 100 Millionen Kronen beträgt. Ein Eanzmetall-Luftschiff von Henry Ford. Die leiten den Ingenieure der Ford Motor Co. legten dem Marine- amt Pläne für ein kleines starres Ganzmetall-Luftschiss vor, woran sie vier Jahre arbeiteten. Die Ausmaße be tragen 150 Fuß in der Länge und 50 Fuß in der Breite, die Füllung 250 000 Kubikmeter Wasserstoff. Die Kosten belaufen sich auf 300 000 Dollar. Die Pläne wurden dem Luftfahrbureau zugeleitel. Bunte Tageschronik. Greifenhagen. Oberhalb der Greifenhagener Oderbrückc schlug ein Motorboot um, wobei der Kattosselhändler Koch aus Marwitz ertrank. Hannover. Der Reichsverband des deutschen Hand werks mit Sitz in Hannover wird im November d. I. in Berlin einen Empfang der Presse veranstalten, wobei die Preispolitik sowie Zoll- und Kreditsragen besprochen werden sollen. München. Aus dem Stuiben-Gipfel im Allgäu wurde der 65jährige ehemalige Studienprofessor David Weiß ans Worms toi ausgefunden. Völklingen. Rach dem Genuß selbstgesuchter Pilze sind hier vier Personen, eine Mutter mit ihrem Sohne und ihren zwei Töchtern. erkrankt. Die Mädchen sind im Krankenbamc SeffM. MePMwm KM «. ÜW. mmtlelt WMs-Personal. gestorben; an dem AUsiommen oes L-oynes wiro gezwenelr; j vie Mutter konnte gerettet werden. Straßburg. Aus de§n Bahnhof Hagenau und infolge ? eines Versehens zwei Lokomotiven zusammen- l gestoßen. Die beiden Lokomotivführer sind schwer verletzt l worden. , Paris. Der ägyptische Schwimmer Helmit hat seinen ! Versuch, den Kanal zu durchschwimmen, ausgegeben. Er war j noch eine halbe Meile von Dover cntsernt. Aus dem Gerichtssaal. Wenn ein 14jähriger mit seiner Braut ins Kino geht. i Angeklagt ist der Besitzer eines Berliner Lichtspieltheaters. Er soll geduldet haben, daß ein Jugendlicher eine Abendvor stellung in seinem Theater besucht hat. Besagter Jugendlicher, l4 Jahre alt, tritt als Zeuge auf, und es entspinnt sich fol gender Dialog. Vorsitzender: Sie haben also an der Kasse eine Eintrittskarte gekauft? — Zeuge: Rein, ich nicht — meine Braut. Die sieht älter aus. — Vorsitzender: Sol Aber Sie wurden wenigstens eingelassen. Was wurde denn gespielt? — Zeuge: „Das Geheimnis der Liebe." — Vorsitzender: Warum wollten Sie gerade diesen Film sehen? — Zeuge: Der inter- ' essierte mich! Der Richter Weitz genug, läßt den Jugendlichen, der noch nicht vereidigt werden kann, abtreten, und verkündet - nach einigen Minuten das Urteil: 100 Mar! Geldstrafe für den Theaterbesitzer. Arbeiter und Angestellte. Berlin. (Die R e i ch s a r b e t t e r stimmen dem Schiedsspruch zu.) Die am Tarifvertrag für die Rcichs- arbeiter beteiligten Gewerkschaften und Organisationen haben sehr eingehend zu dem vom Reichsarbeitsmintsterium gefällten Schiedsspruch Stellung genommen. Obwohl mancherlei Be denken gegen die neuen Lohnsätze geltend gemacht wurden, kam man doch zu der Ansicht, daß im Interesse der allgemeinen Wirtschaftslage und der Staatsfinanzen die jetzt geltenden Löhne anerkannt werden müßten. Es wurde deshalb der Beschluß gefaßt, dem Schiedsspruch zuzustimmen. Bochum. (KeineLohnerhöhung im Ruhrberg- öau.) Bet Gelegenheit der letzten Anwesenheit der Vertreter , der Bergarbeiterverbände in Berlin hat der Reichsarbeits- > Minister erklärt, daß es nicht in der Absicht des Reichsarbeits- ! Ministeriums liege, den letzten im Ruhrbergbau ergangenen l Lohnschiedsspruch für verbindlich zu erklären. Aber auch dem - Verlangen der Bergarbeiterverbände nach einem sofort einzu- > leitenden neuen Schiedsgerichtsverfahren könne vorerst nicht , entsprochen werden. ! Moskau. (Allrussischer Metallarbeiterkon- gretz.) Das Zentralkomitee der Berufsverbände der Metall arbeiter hat an 25 Vertreter der ausländischen Berufsverbände eine Einladung zum allrussischen Kongreß der Metallarbeiter gesandt, der am 28. Oktober seinen Anfang nimmt. Ein ladungen erhielten u. a. die Berner Internationale der Metall arbeiter, die französische revolutionäre Föderation der Metall arbeiter, der deutsche Metallarbeiterverband und die japanische Föderation. i Spiel und Sport. Der Flugwettbewerb in München. Am dritten Tage im Internationalen Flugwettbewerb Münchens auf dem Flugplatz Schleißheim wurde die Veranstaltung geschlossen. Vormittags starteten die noch nicht zu Ende geführten Kon kurrenzen. Sechs Paare traten noch zum Stafettenflug an. Gleich darauf starteten zum Orientieruugsflug neun Flugzeuge, die zum Teil nach Holzkirchen und Augsburg flogen. Ferner traten noch je ein Flugzeug zum Höhen flugwettbewerb und zum Geschicklichkeitswettbewerb zur Konkurrenz an. In der Zwischenpause vollführte Udet seine wohlgeluugenen Kunstflüge. Die Resultate des Wettbewerbes werden von der Flugleitung errechnet und dann zur Veröffentlichung gebracht Vas Glücksarmbanä. Roman von Nenttoh. Mf (Nachdruck verboten.) Lrr Maler führte ihn direkt in das große, doch sehr einfach ausgestattete Atelier, in dem keine türkischen Diwans und orientalischen Teppiche, keine Waffen, Palmen und geschnitzte Möbel, sondern nur einige -Staffeleien mit Bil dern und an den Wänden Skizzen und Aquarelle zu sehen waren: zumeist traute .Waldminkel, alte Häuser, enge Gäßchen, weite Aussichten, ein stummes Loblied auf die Wienerstadt, ihre tausendfältige Schönheit, festgehalten in unzähligen Einzelheiten. Als dann beide Männer einander gegenübersaßen, fand Norbert, dem überhaupt jede Verstellung widerstrebte, und dem das ofiene, aufrichtige Wesen des Künstlers dies doppelt fühlbar machte, zunächst nicht die rechten Worte. „Herr Doktor" — ermunterte ihn Herton mit einem leisen, seinen Lächeln, „was wünschen Sie also von mir? Denn daß Sie etwas wünschen, das Ihnen nicht recht über die Lippen will, darüber bin ich mir im klaren." Noch einen Augenblick zögerte Norbert, dann beschloß er, das Bersteckenspiel aufzugeben. „Ich möchte Sie fragen, Herr Herton" — antwortete er —, „ob Sie die Schlüge! zu Ihrem Absteigequartier in der Nikolsdorferstraße bei sich haben?" Der Maler machte ein verblüfftes Gesicht. „Dürfte ich vielleicht um eine nähere Erklärung bitten ?" fragte er etwas zurückhaltend. Norbert winkte ab. „Alle Erklärungen nachher! Jetzt bitte ich Sie bloß um eine Antwort auf meine Frage." Edmund Herton erhob sich und schritt zu einem Schlüssel brett, das in einer Ecke hing. „Hier sind die Schlüssel" — sagte er. — „Ich habe sie seit längerer Zeit nicht benützt, da ich verreist war. Aber dies ist ihr lslatz, hier hängen sie immer, wenn ich sie nicht in der Tasche habe." „Verzeihen Siel" — dabei verbeugte sich Norbert leicht — „aber ich muß noch eine Frage stellen: Wann be nutzten Sie also diese Schlüssel zum letztenmal?" „Wie gesagt, vor längerer Zeit. Ich war seit unge fähr vier Wochen nicht im Hause meiner Mutter." „Dann muß ein zweitesPaar solcher Schlüssel existieren", rief Norbert erregt. Der Maler schüttelte den Kopf. „Solange ich denken kann, gibt es bloß dieses eine Paar. Es ist eine feine, schöne Schlosserarbeit, und diese Schlüssel passen bestimmt nur zu den Türen im Hause meiner Mutter. Es gehört noch ein dritter Schlüssel dazu, der vom eigentlichen Haustor, der auch hier, aber gröber gearbeitet ist, und von dem wir drei Exemplare besitzen: Einen hat stets meine Mutter in ihrem Zimmer, einen hat meine Nichte Christa, die bei der Mutter wohnt, und einen habe ich. Von diesen beiden anderen Schlüsseln sperrt einer mein Zimmer, da» links vom Haustor liegt, der andere gehört —" „Das werde ich Ihnen sagen" — unterbrach Norbert den ihn ganz verblüfft Anschauenden —, „diesen andern Schlüssel benutzte vorgestern ein mir ganz fremder, jün gerer Mann, um den herrlichen Altwiener Schrank, der querüber an der schmalen Wand Ihres Zimmers steht, anfzusperren. Die rückwärtige Wand dieses Kastens muß sich in irgendeiner Weise öffnen lassen, und man gelangt dann in einen schmalen Gang, der nack dem Hinterhause führt und irgendwo im Zimmer Ihrer Nichte Fraulein Chrffta Herton enden muß." Der Maler sah seinen Besucher schweigend an. „Bist du vielleicht nicht ganz klar im Kopf, mein Lieber?" schienen seine Augen zu fragen. Doktor Norbert verstand, was der andere dachte. „Nein," sagte er, „ich bin nicht verrückt — keines wegs! Aber man könnte es werden bei dem Versuch, alle diese noch jo ganz unklaren Geschehnisse zu sichten und zu ordnen." Damit begann er zu berichten, natürlich mit der nötigen Reserve und vor allem Christa völlig aus dem Spiel lassend. Das alte Haus in der Nitolsdorter Straße Gesunde Mannerkleidung. Von Sanitätsrat Dr. Graetzer, Friedenau. Der Sommer ist nun vorüber. Bei seiner hohen Tem peratur konute man wieder beobachten, wie die Männer sich mit ihrer Kleidung abquälten, wie sie schwitzten, ob der Hitze stöhnten und die Frauen mit ihren luftigen Klei dern, ihrem freien Halse, ihren nackten Armen beneideten. Ja, warum richten die Männer sich nicht nach diesen Vor bildern? Warum gehen sie noch immer mit enganliegen den Kragen, hoch zugeknöpften Westen, mit langen Ärmeln und Hosen, mit dicken Stiefeln herum und Wersen diese ungesunde Bekleidung nicht endlich über Bord? Denn diese Bekleidung ist nicht nur unbequem, son dern sie ist in hohem Grade gesundheitsschädlich! Sie be hindert die Funktion der Haut, deren Aufgabe es ist, die für das Wohlbefinden notwendige Entwärmung des Kör pers herbeizuführen, sie macht die Regulierungsvorrich- tungen des Organismus für die Wärmeabgabe zunichte und steht der A b h ä r t u n g des Körpers entgegen, welche durch die Lüftung begünstigt wird. Die gestärkte Hemd brust, die langen Stiefel, der hohe steife Kragen sind zwar großenteils verschwunden, aber es ist noch so viel Un hygienisches vorhanden, daß wir von einer „ungesunden" Bekleidung reden können. Auch der niedrige weiche Kragen ist zu verwerfen; er sitzt dem Halse zu eng an, und wenn er durchschwitzt ist, schmiegt er sich ihm noch mehr an als der gestärkte. Hals l frei! Und auch Kopf frei! Gerade die Stirn ist an Schweiß- ' drüsen reich, die Erschwerung der Wasserabgabe ist gerade ! hier vom übel. — Gewisse Teile des Körpers bedeckt man s mit Hemd und Unterbeinkleid; die bei den Frauen be liebte „Kombination" ist besser. — Und warum soll nicht auch der Mann die Arme nackt tragen, ebenso die Beine bis zum Knie, wie es z. B. in Tirol üblich ist? Warum gefütterte Röcke und Westen? Wählt man schon einen leichten Stofs, so legt der Schneider ein dichtes Futter darunter, und mit der Wärmeabgabe und dem Zu tritt frischer Luft ist es vorbei. Warum überhaupt eine Weste mitschleppen, und dazu noch, wenn es die Mode will, eine bis hoch oben geschlossene? — Endlich die Fuß bekleidung: Man trage durchbrochene, möglichst leichte Schuhe, die eine große Fläche des Fußes freilassen, etwa nach Art der Sandalen. Sonne und Luft soll man vom Scheitel bis zur Sohle den Zutritt zum Körper nicht ver wehren! Schon erfüllt ein nicht unbeträchtlicher Teil der männ lichen Jugend — die Sportsleute — diese hygienische» Forderungen einigermaßen. Aber allgemeine Verbreitung ist notwendig. Dann wird man sehen, wie gewisse Er krankungen, vor allem die „Erkältungen", an Zahl ab nehmen werden und wie die Abhärtung sich dermaßen gel tend machen wird, daß die Sommerbekleidung bis tief in den Herbst hinein als Wohltat empfunden wird. Der Sommer ist vorüber. Aber ein neuer wird kom men. Mögen dann diese Ratschläge aus fruchtbaren Bo den fallen! Vermischtes. Wieviel Durchschnittsmenschen gibt es? Ein St«, tistiker hat sestgestellt, daß der Durchschnittsmensch ein viel selteneres Geschöpf ist, als es je ein Sterblicher ge ahnt hätte. Man muß das allerdings richtig verstehen. Der Durchschnittsmensch ist, rein wissenschaftlich betrachtet, nicht identisch mit dem Dutzendmenschen. ES handelt sich vielmehr um den Normalmenschen, um ein Geschöpf, dem alle körperlichen und geistigen Eigenschaften genau in jenem Maßsiab zukommen, der für die Gattung „Mensch" charakteristisch ist. Gehirn, Leber, Magen dieses Menschen müssen genau so funktionieren, wie es in den medizini schen Lehrbüchern zu lesen ist. Sein Körpergewicht darf nicht um ein Gramm mehr oder weniger betragen, als es die Höhe seiner Statur erfordert. Ist es ein Germane, so müssen seine Haare hellblond sein; als Franzose dar! er dagegen nur schwarze Haare'haben. Kurz, er darf nicht um eine Bagatelle vom Normalen, Regelrechten ab- weichen, sonst ist er eben kein Durchschnittsmensch mehr, Im Staate Newyork hat nun eine Kommission vo» Ärzien, Psychologen und Erziehern unter 200 000 Schul kindern nur — sechs solcher Normalindividuen gefunden. Es gäbe, wenn man das als Norm annimmt, unter einer Million Menschen also nur 30 Normalmenschen, demnach unter den 1500 Millionen Menschen, die unsere Erde be völkern, nur 45 000 solcher Perlen. Sie würden gerade ausreichen, um eine deutsche Mittelstadt zu füllen, und oas wäre dann die „Normalstadt". — erklärte er — habe ihn interessiert als letzter Rest einer längst vergangenen Zeit, und als er es sich angesehen, habe er den Mann bemerkt, der im Haus verschwunden war. „Wie sah der Mann aus?" fragte der Maler inter essiert. „Wie? Hm, es war dämmerig, und so habe ich ihn nicht so genau gesehen. Mir machte er den Eindruck eines noch jüngeren Mannes — ein bartloses, scharf- geschnittenes Gesicht, glaube ich; darüber ein breiter Hut, schlanle Gestatt." Herton stand plötzlich auf, als könne er da» Still sitzen nicht mehr vertragen. „Sie würden ihn nicht wiedcrertennen?" fragte er" mit sonderbar heiserer Stimme. „Nein ! Aber dieser Mann öffnete Ihr Zimmer, machte Licht, ich sah es durch den Vorhang, dann verschwand er merkwürdigerweise vollständig, nachdem er noch eine Se kunde srüher knapp vor dem Altwiener Kasten gestanden." „Ich weiß nichts von einem Gang dahinter", murmelte der Maler. „Aber ich! Und Sie sollen auch hören, woher. Aber später. Sonst bringen wir alles durcheinander." Dann berichtete er weiter von seinem ersten Zusammen treffen mit Christa in der Kärntner Straße, von dem selt samen Mann, der das Armband erwähnte, den blauen Reif, eine Schlange mit einem Opalkrönchen." „Der Reis meiner Mutter'" rief Herton. „Alle Erktärungen und Fragen später", vertröstete Norbert aufs neue und berichtete weiter: von dem ihm aus dem Nachlaß feines Oheims zugefallenen Bilde jener „Christa", die am Arm den gleichen Reif trug; von den alten Liebesbriefen jenes Wiener Bürgerkindes und von der heißen Leidenschaft, die aus ihnen sprach; und end lich berichtete er ausführlich und sachlich von der eigenartig komplizierten Art des Bilorahmens und von dem vergilbten Hausplan, aus dem man deutlich den Gang ersah, der Vorder- und Hmtertrakt des alten Hauses verband. lFortfetznnq folgt.)