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Die Älteren unter uns erinnern sich noch des Bildes, das in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts verbreitet wurde, das zwar etwas kitschig war, aber den Nagel aus den Kopf traf: Völker Europas, wahret eure heiligsten Güter! Auf dem Bilde erscheint im Hintergrund die Gestalt des Buddhas auf blitzgezackten Wolken. Es war eine Mahnung, war eine Warnung vor der gelben Gefahr. Wenige Jahre später, im Boxeraufstand, zuckten die ersten Blitze; mit vereinter Kraft konnte Europa die gelbe Gefahr eindämmen. Damals hieß es: Mw Oormaus to tilg kstcmt! ^„Deutsche an die Front!") Die Entente ist's gewesen, die auch China in den Weltkrieg mit einschloß gegen Deutschland, Die Gelben bemächtigten sich der internierten deutschen Schiffe. In Schanghai stürzten die Engländer und Franzosen das Denkmal um, das dort zum Andenken an den Untergang des deutschen „Iltis" errichtet worden war. Europa kämpfte nicht mehr geschlossen gegen die gelbe Gefahr, son dern zerfleischte sich gegenseitig. Und was Wilson vorn Selbstbestimmungsrecht der Völker gepredigt hatte, das sickerte allmählich hinein in das 40v-Millionen-Volk der Chinesen. Sie hatten den Mut, die Folgerungen daraus zu ziehen. Sie haben den Vertrag von Versailles nicht unterschrieben, weil er diese Folgerung nicht zog. Jahre lang haben England und Amerika, daneben I a'p a n von China nichts zu befürchten brauchen, da der innere Zwist das Land zerfleischte und es ohnmächtig machte. Jetzt aber brennt das Feuer schon monatelang und es gibt tobende Kämpfe wie einst vor 25 Jahren. Genau wie damals sieht eine Macht scheelsüchtig und neidisch auf die andere. China antwortete mit den Waffen, die ihm noch zu Gebote stehen. Wie einst vor dem Opium krieg und wie bei anderen Gelegenheiten mit dem W a - renboykott. Nicht nur werden englische und japanische Schiffe, gegen die sich der Boykott in der Hauptsache richtet, nicht entladen, sondern man schreitet zu einem direkten Boykott der aus jenen Ländern stammenden Waren. Einer Reihe von japanischen Reedern ist es allerdings in letzter Zeit gelungen, mit dem chinesischen Schiffsarbeiterverband zu einer Einigung zu kommen, aber der Kampf gegen England wird fortgesetzt. Im Innern des Landes geht man gegen die Europäer mit den üblichen Mitteln vor, nämlich, sie entweder totzuschlagen oder zwecks Er pressung eines Lösegeldes zu entführen. Mehrere englische Missionare sind mit ihren Frauen gesangengenommen und entführt worden. Die Zentralregierung in Peking ist dagegen machtlos. Die Sonderregierung inKanton, die englischen und japanischen Handelsschiffen verbot, chinesische Häfen anzufahren, arbeitet offensichtlich mit den Russen zusammen, ohne daß man nun damit auch kommu nistische Absichten zu verknüpfen braucht. England, dessen auswärtiger Minister Chamberlain soeben wegen c,er Zuspitzung der chinesischen Wirren von seinem Urlaub zurückgekehrt ist, scheint auch nur noch mit der Kantoner Regierung verhandeln zu wollen, da allein diese praktisch me Macht zu haben scheint. Freilich kriselt's auch dort, und nach einer neuen Meldung ist der Finanzminister der Kantoner Regierung, Liaotschunghoi soeben ermordet worden. Nicht ganz unwahrscheinlich ist, daß die Urlauüsunter- .ftechuug Chamberlains die Einleitung zu einem energi- ichen Vorgehen Englands bedeutet. Man hat freilich den Eindruck, als ob England ziemlich isoliert dasteht. Amerika zeht ja schon lange mit dem Plane herum, die ganze hinesische Angelegenheit vor eine gemeinsame Mächte- ionferenz zu bringen. Dieser Vorschlag ist damals, als !r offiziell vorgebracht wurde, von England und Japan rbgelehnt worden und darum gescheitert. Da Japan jetzt aber nicht unbedingt neben England steht, nimmt Amerika feinen Vorschlag vielleicht wieder auf. Zunächst soll eine Zollkonferenz stattfinden, die China selbst, und zwar sie Pekinger Regierung, angeregt hat. Bezeichnens ist, »aß Japan diese Einladung sofort angenommen hat und sich von der Konferenz eine Stützung im chinesisch japanischen Handel verspricht. Allerdings scheint man ruch dort nicht daran zu denken, hier etwa Zoll- aut o n o m i e zu gewähren — das aber ist es ja gerade, was die Kantoner Negierung will, die einzige politisch selbständige Negierung in China. Über das Vorgehen Japans, das zweifellos eine Beilegung des früheren offenen Konflikts bedeutet, ist man natürlich in Lonoon sehr verstimmt, weil dadurch die englische Jsolierui^g der chinesischen Öffentlichkeit bekanntgeworden ist. So zieht England die gesamte Wucht des chinesischen Widerstandes aus sich allein und steuert damit einem Machtkampf zu, der für die fernere Entwicklung der politischen Verhält nisse im Fernen Osten von vielleicht entscheidender Be deutung ist, in seinen Auswirkungen aber auch nach Westen Hinüberschlagen kann. China ist erwacht und will leben. England will gemeinsames Vorgehen. London, 21. August. Die englische Regierung ist mit den anderen Mächten wegen einer gemeinsamen Aktion gegen die Kantoner Ne gicrung in Verbindung getreten. Chamberlain steht auf dem Standvunkt. daß die Haltuna der Kantoner Re- Deutsches Opfer für Zeppelin. Dr. Eckeners Aufruf. Friedrichshafen, 21. August. Dr. Eckener hielt bei dem Festessen der Stadt Friedrichshafen seine mit Spannung erwartete Rede, die mit einem Appell an das deutsche Volk zu der Sammlung für den Nordpol-Zeppelin schloß, den Dr. Eckener in sichtlicher Bewegung aussprach. „Es liegt in der Hand des deutschen Volkes, ob es ein Opfer bringen will und sich ein nationales Werk, das internationalen Rics besitzt, erhalten oder ob cs tatenlos sein Hinsterbcn hinnehmen will. Wir sind arm an Geld und Gut geworden, aber wahrhaft beklagenswert arm ist ein Volk erst dann, wenn es keinen Pfennig mehr für ideale Zwecke übrig hat nnd seine geistigen und moralischen Energien sich nicht mehr erhalten kann oder mag. Ich gebe mich der zuversichtlichen Hoffnung hin, daß unser Appell an das deutsche Volk nicht ungestört verhallen möge." In seiner Rede sagte Dr. Eckener noch: Wenn die Nord- pclfahrt mehr als ein ehrgeiziger Sport, wenn sie eine Unternehmung im wissenschaftlichen Interesse ist, dann muß das sahrbcreit daliegende Luftschiss mit herangezogen wurden, um diesen Interessen nutzbar gemacht zu werde«. Sollen alle diese Ausgaben und Möglichkeiten unerfüllt bleiben, weil man übercingekommen ist, die Zeppelin- Luftschisfe wider besseres Wissen sür Kriegswaffen zu er- kläreu und weil man ferner übereingekommen ist, das deutsche Volk als ein Verbrechervolk zu erkläre«, scm «ran Waffe« «icht in die Hand geben dürfe? Soll zum mindesten die Erfüllung um viele Jahre zurückgcschoben werden, indem mau Dentschlaud i« der Entwicklung ausschaltet, das allein große Erfahrungen auf dem Gebiete des Starrluftschiffbaus besitzt und das vor allen Dingen den Willen und Ehrgeiz hat, die Knust dieses Luftschiffbaues in nationaler Tradition zu voll enden? Ich glaube nicht, daß es die Absicht der Entente sein kann, diese Politik zu verfolge«, wenn sie nicht ledig lich die Interessen der Kulturmenschheit schädigen will, ohne sich selbst einen direkten Nutzen dadurch zu bringen. Der Wortlaut des Aufrufes an das deutsche Volk wurde im Geburtshaus des Grafen Zeppelin feierlich ver lese«. ' * "X Eine Ehrenpflicht. Am 2. Juli dieses Jahres waren 25 Jahre verflossen, seitdem das erste lenkbare Luftschiff des Grafe» Zeppe lin sich von Manzell am Bodensee wirklich in die Lüfte erhob. Deutschland erinnerte sich am 2. Juli des großen Tages und des tapferen Grafen, der trotz aller Hindernisse seinen Weg bis zum Erfolg gegangen war, wenn auch die offizielle Feier aus verschiedenen Gründen auf einen späteren Termin verlegt wurde. Diese Feier geht augen blicklich in Friedrichshafen vor sich, und wieder wird das Andenken Zeppelins wach, wach aber auch die Erinnerung an den schwarzen Tag von Echterdingen, wenige Jahre später, als Gras Zeppelins Schiff bei der 24stündigen Probefghrt, die das Reich gefordert hatte, in ein Gewitter geriet nnd verbrannte. Die Arbeit vieler Sastre war vernichtet. Aber ans de« Flammen stieg der Vbönir empor, das deutsche Volk duldete nicht die Nieder- schmctterung eines seiner genialsten Söhne durch ei« blindes Schicksal, es raffte sich mit seltener Einmütigkeit auf und stellte dem Grafen durch eine Sammlung aus allen Kreisen neue und reichere Mitte! zur Verfügung, uni fein Werk fortzufetzen. Sollte fetzt zu seiner beste« Ehrung am Gedenktage nichts Ähnliches möglich sein? Deutsch land ist niedergedrückt durch feindliche Gewalt, es hat keine öffentlichen Mittel, um das neue Luftschiff nach Zeppelins Art zu bauen, das notwendig ist, um in fort geschrittener Ausgestaltung d i e Ziele zu erreichen, die heute gestellt sind. Ter Nordpol sott durch ei« Zepve- linluftschift bezwungen werden, andere Möglichkeiten gierung in der Schiffahrtsfräge erste schwere Verletzung des Völkerrechts sei, von der auch die Handelsflotten dec anderen Länder betroffen werden. In Newyork hat Senator Borah, Präsident der Senatskommission für Auswärtige Angelegenheiten, eim r Brief veröffentlicht, in dem er die Abschaffung der Aus- nahmerechte der Mächte in China befürwortet. Er weist aber darauf hin, daß es sich selbstverständlich nicht darum handele, diese Rechte unverzüglich ohne jeden Übergang aufzuhebcn. Sache der Großmächte sei es, China so viel Vertrauen entgcgenzubringen, daß eine neue Lage entstehe, die die Abschaffung der Kouzefsionen ermögliche. Die Politik, die die Mächte zurzeit China gegenüber befolgen, laste darauf schließen, daß sie dieses Ziel nicht im Auge hätten. winken. Gleich nach dem 2. Jutt wurde die Idee einer V o l k s s a m m l n n g für den Ban ausgesprochen, jetzt wurde sie bei der Feier in Friedrichshafen lebendig. Wird der Ruf ungehört verhallen? Trotz allen Mißgeschicks der Zeiten lebt noch soviel Begeisterungsfähigkeit im deutschen Volke, daß es begeistert die Anregung aufnehmen wird, seinen Zeppelin nochmals zu ehren wie damals vor 25 Jahren. Und mag die Welt voll Teufel seiu, dieses Werk muh dennoch gelingen! Zeppckn-Zeier in Friedrichshafen. Appell für die Z e p p c l i n - S p e u d e. Friedrichshafen, 2l. August. Die Wirkungsstätte des Grafen Zeppelin prangt im Flag gen schmuck. 25 Jahre sind verstossen, seit Gras Zeppelin sein erstes Luftschiss am Bodensee aufsteigen ließ. Aus diesem Anlaß veranstaltet der Luftschiffbau Zeppelin eine Gedenkfeier, die durch einen Begrüßungsabeud im Saalbau der Zeppelin-Wohlfahrt eingeleitct wurde. Dr. Eckeue r begrüßte aus das herzlichste die Anwesenden, vor allem die Ehrengäste, darunter die Tochter des Grafen Zeppelin, Gräfin F r a n ck e n st c i n - Z e p p e l i n , sodann Oberingemcur Kober, der den ersten Luftschiffbau entwurf fertigsiellte. Alsdann sprach der Generaldirektor' des Zeppelin- Konzerns, Kommerzienrat C o l s m a n n. Der Redner warf einen Rückblick guf die letzten 25 Jahre und begrüßte besonders diejenigen, die feit dieser Zeit am Werke des Grasen Zeppelin mitgearbeitet Habei.. Der Redner sprach dann über die Entwicklung des Konzerns und fuhr fort: Der erste Ba« des Zeppeiill-Konzerns war die Delag, :« der Dr. Eckener die Kunst des Fahrens entwickelte, der zweite war der Maybach-Motorenbau, ei« anderer die Zahuradfabrik, die Dornier-Metallbauten, die Ballon- hülleugesellschaft u. a. Wir sind froh, daß Männer« wie Eckener und Dürr und Genies wie Maybach, Dornier und anderen im Garten des Konzerns der Boden bereitet werden konnte, um ihre Pläne zu entfalten. Jetzt ist Dürre über die Gärten der Industrie des deutschen Landes ge kommen. In den Stammbaum unseres Gartens ist der Wetterstrahl der Friedensverträge gefahren. Aber wir, die wir aus der Schüle Zeppelins stammen, haben die Hoffnung ausrechterhalten, die Gewißheit, daß es gelingen werde, auch über diese schwere Zeit hinweg die Werke zu erhalten. Der Redner schloß seine mit größtem Beifall ausgenommene Rede mit einem Hoch an? das Vaterland, 'vorauf das Deutschlandlied gesungen wurde. Regierung und Preissenkung. B c r! i n, 22. August. Wie in unterrichteten Kreisen vrr- laulet, wird der Reichskanzler am Sonnabend mit den beteilig ten Ressorts die Maßnahmen zur Preissenkung besprechen. Außerdem wird Dr. Luther mit der Vereinigung der Arbeit- aehm^rverbände und mit dem Reichsverband der deutschen In dustrie Besprechungen abhalten. Noch keine Einigung im Baugewerbe. Berlin, 22. August. Die Schlichtungsverhandlungen zwischen den Spitzenorgamsationen des deutschen Baugewerbes wurden am Freitagnachmittag 2 Uhr im Neichsarbeitsmmistertum wieder ausgenommen und haben bis in die späten Abendstunden kein greifbares Ergebnis gezeitigt. WiedermrsnatzMe der deutsch-französischen WirLschastsverhandwngen. -Paris, 22. August. Das französische Handelsministerium teilt mit, daß die deutsch-französischen Haiwüsvcrtcagsvrrhcmd- lungen vereinbarungsgemäß am 15. September wieder ausge nommen werden. Zunächst werden die Delegationen nur zur Fühlungnahme zusammentreten. Die eigentlichen Verhandlun gen beginnen erst Anfang Oktober. AMreichs Rote noch nicht überreicht. Aus Montag verschoben. Berlin, 21. August. Die für heute augekündigte Überreichung der Ant wortnote Frankreichs auf die deutschen Sicherheitsvor schläge hat nicht stattgefnnden. Die Übermittlung ist an kommenden Montag verschoben worden, wie cS hcisic, im Einvernehmen mit der deutschen Negierung. Es soll dabei der Wunsch ansschlaggebcnd gewesen sein, die gleich zeitige Veröffentlichung sowohl in Berlin, Paris und London zu sichern. In Paris hat man die Ansicht, daß die deutsche Regierung nicht vor Ende September auf die französich.c Rote antworten werde. Enaliicbe Meldunocn svrcc ? -