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MMuffer Tageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, krscheint täglich nachm. S Uhr für den folgende» Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in »er weichäsisfteUe und den Ausgabestellen 2Md. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,so Md., bei Postdestellung r Md. zuzüglich Abtrag- .. ' „dühr. Einzelnummern Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend P°stb->enundun,ncAu.- ^g-r und Geschäftsstellen — ! U nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. .'M Falle höherer Gewalt, Krieg oder jonjtiger Betriebsstörungen besteht Kei« Anspruch aus Lieferung »er Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung cingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die8gespa!reneRaumzeile20 Goldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der pmtlichenBekanntmachungen 40Gold» Pfennig, die 3 gespaltene Beklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Acchweisungsgedühr 20 Goldpfenmg. Dor- geschriebene Erscheinungs- tage und Platzvorschristr, werden nach Möglichkeit »vevNsvreÄer: Amt WllSdrUss Nr. v berück'sichtigt. Anzeigen annahme bis vorm. 10 Uhr —- - —— - Für die Nichtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Na batranfpruch erlischt, wenn der Betrag durch« Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeberin Konkurs gerat. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Da« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und St-idtrats zu Wilsdruff, Forstrentamls Tharandt, Finanzamts Noffeu. Nr. 195. — 84. JkhrgaAß. T°!egr.-Adr.: .Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2840 Sottrsaoeud 22. August 1925 ver briMch-edinelilche Konflikt „Gemeinsame" Briand-Note. Berlin, 20. August. Wie man erfährt, hat der Botschafter der Französischen Republik, de Margerie, sich für morgen angemeldet, um dem Reichskanzler und dem Reichsautzenministcr die französische Antwortnote zum Sicherheitspakt zu übermitteln. Wie die erste Rote Briands, trägt auch die zweite Antwort lediglich die Unterschrift der französischen Regierung, wird aber im Ein vernehmen mit den alliierten Mächten übcregbcn werden. Nach einer Meldung des frazösischcn Blattes „Petit Parisien" soll die Note am Dienstag, den 25. August, veröffentlicht werden. Chamberlain hat dem zugestimmt, was Briand uns antworten will auf unsere Note vom 20. Juli. Auch Italien und Belgien haben ihre Zustimmung ge geben und wir stehen unmittelbar vor Überreichung dieser zweiten französischen Antwortnote. Französische Zeitungen wollen wissen, daß die Gesandten dieser vier Mächte zemeinsam die Überreichung vollziehen werden. Ist diese Mitteilung richtig, so wäre damit eine Geste zetan, die völlig unmißverständlich ist. Die erste fran zösische Antwortnote hatte nämlich nach außen hin so zetan, als ob sic wirklich nur eine französische Stellungnahme sei, obwohl man ab und zn ausgerntscht war und von der Ansicht der „Alliierten" gesprochen hatte. Line gemeinsame Überreichung der neuen Rote wäre der Wunsch, ganz besonders scharf zum Ausdruck zu bringen, daß alle vier Mächte geschlossen hinter der Note stehen. Diese Geste könnte man fast als eine Drohung an- iehen, besonders deshalb, weil man nicht bloß in Deutsch land, sondern auch in den Ländern der Alliierten von tarken Gegensätzen namentlich-zwischen London und Paris gesprochen hatte. Aber noch ein anderer Wink wäre durch ste gemeinsame Überreichung getan: die Teilnahme des talienischen Botschafters würde zwei Problems berühren, sie dentsch - österreichische A n s ch l u ß s r a g e und die Garantie der B r e n n e r g r c n z e. In den früheren Verhandlungsstadien wegen des Sicherheits paktes sind diese beiden Fragen weniger berührt worden. Vielleicht ist das die Folge jener Nede Mussolinis, n der den deutsch-österreichischen Anschlußfreunden zuge- cwen worden war: Hände weg von der Brcnnergrenzc! ' Die gemeinsame Überreichung — gleichgültig, ob sie wirklich erfolgt oder ob die Gemeinsamkeit der Anschauung »er Alliierten in irgendeiner Form besonders zum Aus- sruck gebracht wird — verschlechtert zweifellos die Position Deutschlands bei den künftigen Verhandlungen. Eine der artige gemeinsame Note ist zwar kein Ultimatum, sieht aber danach ans oder kann sich sehr bald zu einem solchen ruswachscn. Vor allem kann dann Deutschland allzu leicht viplomatisch auch insofern ins Hintertreffen geraten, als »ei einem Scheitern der Verhandlungen Deutschland die Schuld dafür in die Schuhe geschoben wird, obwohl wir jedoch nichts anderes tun, als selbstverständliche Rechte zu -ocrteidigcn. Erfreulicherweise ist wenigstens die deutsche öffentliche Meinung fast ohne Ausnahme einmütig in der Ablehnung jeder Vergewaltigung durch die Alliierten. Lrfreulichcrweise sind die deutschen Einwände gegen die ranzösischen Vorschläge und ferner die deutschen Vor schläge so eindantig, daß die französische Antwortnote ihnen rur ein klares N e i n oder I a entgegenstellen kann. WaS wir verlangen, ist ja nichts weiter als eine nicht bei der Theorie stehenbleibende Gleichberechti- g u n g, sondern eine solche, die nach jeder Richtung hin in die Praxis umgesetzt wird. Wenn der Sicherheits pakt eine Ersetzung des bisherigen rein auf Machtpolitik eingestellten Verhältnisses zwischen den Völkern durch ein System bedeutet, das auf dem Boden des Friedenswillens mw der Rcchtsverträge beruht, so muß von uns verlangt : daß abgebaut wird, was aus dem machtpoli ¬ tischen System heraus geschaffen wurde. Und zwar ab gebaut wird bei allen Völkern gleichmäßig. Man kann - uns nicht zur Abrüstung zwingen, ohne daß auch die an deren abrüsten. Man kann nicht die alten Formen der f militärischen Besetzung als Garantie beibehalten, wenn man die Gesamtgarantie auf einen wesentlich anderen Boden stellt. Man kann nicht nns gegenüber ddn Ar tikel 19 der Völkerbundakte, der eine Revision der Grenz ziehungen ermöglichen soll, außer Kraft setzen wollen. Und man muß uns gegenüber den Artikel 16 der Akte sinn gemäß anwenden, alfo unter Berücksichtigung der wirk liehen Verhältnisse, der Tatsache, daß wir wehrlos sind, dem Zugriff jedes Nachbarn ausgesetzt. Man kann nicht über uns allein eine Militärkonirolle derart verhängen, wie sie in den Beschlüssen des Völkerbundes festgelegt ist. Man kann uns gegenüber nicht auf dem sogenannten Recht der Sanktionen beharren, weil das dem Wesen des vor- gefehenen Garantiepaktes ins Gesicht schlägt. Was haben wir Deutschen, und zwar nicht bloß wir in Deutschland, von dem Sicherheitspakt? Was erhalten wir dafür, daß wir neue Verzichte aussprechen, daß wir auf E l s a ß - L o t h r i n g e n verzichten, freiwillig ver zichten wollen, was Frankreich niemals getan hat? Mo ralische Belastung und unerträgliche Verzichte können wir aber nur auf uns nehmen, wenn wir dafür eine erhöhte Sicherheit, eine Besserung unserer Lage, eine Erleichterung der Leiden der besetzten Gebiete erzielen können. Eingreifen Londons gefordert Durch das bekannte Verbot der chinesischen Negierung in Kanton, nach dem britischen und japanischen Schiffen das Anlaufen chinesischer Häfen verboten ist, erwachsen dem englischen Handel schwere Verluste. In folgedessen ist in politischen und wirtschaftlichen Kreisen Englands große Beunruhigung hervorgerufen worden. Der Export von Nahrungsmitteln und Rohmaterialien ans dem Innern Chinas ist ebenfalls verboten. Ter bi: tische Geuerallöusr.l in Peking hat bei der chinesischen Ne gierung ungefragt, ob diese Vorschriften offiziell seien. . Er gab die Erklärung ab, daß er diese Bestimmungen als eine Verletzung der Rechte der fremden M ächte betrachte, ebenso wie die zu diesen Bcstimmun gen erlassenen Erklärungen. Vizeadmiral Sir Alexander Sinclair, der Ober kommandierende der britischen Chinaflotte, ist au Bor? des Kriegsschiffes „Petersfield" von Hongkong naü Kanton abgereist. Die britische Regierung prüft die ge genwärtige Situation mit größter Sorgfalt. Das Verbot wird als ein schwerer chinesischer Vertragsbruch bezeichnet Wie aus Hongkong berichtet wird, sind für die Beendi gung des antibritischen Boykotts keine Anzeichen vor Händen. Er koste täglich rund 240 000 Pfund an Handels verlusten. Die in China, besonders in Kanton, Vorhan denen Engländer fordern ein Eingreifen der heimische- Regierung und beklagen sich über deren Untätigkeit. Internationales Vorgehen gegen die Kantonregierung Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 21. August. Die Londoner Regierung ist mit den anderen Mächten wegen einer gemeinsamen Aktion gegen die Kantonregierung in Verbindung getreten. Chamberlain steht ! auf dem Standpunkt, daß die Haltung der Kantonregierung in der Schissahrtssrage eine schwere Verletzung gegen den Völker bund sei, von der auch die Handelsslotten der anderen Länder betroffen werden. Der Finanzminister der Kantonregieruug ermordet. London, 21. August. Schanger meldet-aus Hongkong, daß, der Finanzmm-stcr in Kanton Smchungvi gestern morgen er mordet wurde. Die neuen Zölle. Inkrafttreten am 1. September, 1. Oktober und 16. Oktober. Das am 12. August vom Reichstag genehmigte Gesetz aber Zolländeruugeu tritt für G e t r c i d e, Mül l e r e i - :r zeug Nisse, Malz, Vieh, frisches Fleisch und Zuckeram 1. September, sür Wein aus handels politischen Gründen erst am 16. Oktober, sür alle übrigen Waren mit Ausnahme der Ferrolegierungen am l. Oktober d. I. iu Kraft. Die erforderlichen umfang reichen Ausführungsvorschriften werden baldigst er- cheinen; ' insbesondere werden die Neudrucke des Ge- irauchszolltarifs, des Warenverzeichnisses und der An- - ieitung für die ZollabscKigung spätestens Ende September rerausgcacbeu werden. Stockholmer Kirchenkonferenz. Stoüholm, 20. Angnst Tie eigentlichen Verhandlungen der Stockholmer Weltkonferenz für praktisches Christentum «ahmen heute unter dem Vorsitz des Erzbischofs von Schweden v. S oe derb l om ihren Anfang. Der Generalsekretär Atkin- s o n erstattete zunächst Bericht über die während der Vor bereitungen zu der Konferenz geleistete Arbeit und teilte u. a. mit, daß etwa 500 Konferenzteilnehmer bereits ein- getroffeu sind, während im Laufe des morgigen Tages weitere 100 Delegierte'erwartet werden. Die Mitglieder der Konferenz vertreten 37 Nationen und 31 verschiedene christliche Kirchen. Atkinson sprach sodann dem schwedischen Komitee, vor allem dem Erzbischof Soederblom, sowie dem schwedischen Volke wärmsten Dank aus. Erzbischof Soederblom verlas eine Anzahl Begrüßrmgstelegramme und Briefe an die Konferenz. Er erklärte, die Zahl dieser Kundgebungen fei so außerordentlich groß, daß er sich oarans beschränken müsse, einen Teil derselben zur Ver lesung zu bringen. Zuerst verlas der Erzbischof das Be- grüßungstelegramm des Präsidnten Coolidge, dann bie Telegramme des Reichspräsidenten v. Hinden burg, des Königs Georg von England, des Ökumenischen Patriarchen in Konstantinopel usw. Auch von einer großen Anzahl kirchlicher Organisationen in oer ganzen Welt sind Bcgrntzungstelegramme cin- gcgangen. Chamberlain unterbricht seinen Urlaub. London, 21. August. Außenminister Chamberlain ist gestern von seinem Landausenthalt Sussex, wo er seine Ferien zu verbringen gedacht, wegen der drohenden Nachrichten aus China nach London zurückgekehrt. Neue BerhkMuWn im BoWMbe. Berlin, 21. August, Wie die „Voss. Zeitung" meldet, hat der Reichsarbeitsminister sür heute nachmittag die baugewerb lichen Arbeitnehmer- und Arbeitgeberverbände zu erneuten Eini gungsverhandlungen eingeladen. Die Arbeitgeber hatten den Schiedsspruch angenommen, während er von den Bauarbeitern abgelehnt worden ist. Kein französisch-spanisches Militär- Abkommen Paris, 21. August. Primo de Riviera hat einem Ver treter des „Secolo" mitgcteilt, daß zwischen Frankreich und Spanien kein Militärabkommen getroffen worden sei. Ausweisung einer amerikanischen Kommission aus Ruhland. Moskau, 21. August. Die Sowjetregierung hat eine amerikanische wissenschaftliche Kommission wegen Spionage aus gewiesen. Hochverratsanklage gegen PUsudki. Warscha u, 21. August. Es verlautet, daß die Regie rung den Obersten Rzymowski beauftragt hat, gegen Marschall Pilsudki Anklage wegen Hochverrats zu erheben. Als Hochver rat wird der Angriff Pilfudkis auf den Kriegsminister aufgefaszt. Belagerungszustand in Rumänien. Bukarest, 20. August. Im „Monitorul Ossicial" wurde das Dekret des Ministcrrates veröffentlicht, durch das der Be lagerungszustand über Focsani und den Bezirk Putna aus Gründe der letzten schweren antisemitischen Ausschreitungen, verhängt wurde. ! Lustrüstungen auf dem Balkan. „Im Zeichen der Abrüstung" gehen die Balkanstaaten mit großen Mitteln daran, ihre Luftrüstungen auszubamn. Die stärksten Anstrengungen scheint Jugoslawien zu machen, das sich bereits im Frühjahr 1925 von Frankreich etwa 150 Flugzeuge kaufte und neuerdings weitere 100 Flug zeuge aus Frankreich bezogen hat. Auch für Rumänien ist Frankreich Lieferant der Luftwaffe. So meldet die „Prager Presse" am 4. August, daß 29 Kampfflugzeuge des „Potez"- Typs nach Rumänien abgeschickt worden sind und daß ein weiterer Transport von 50 Fokker-Jagd-Flugzeugen mit Motoren von je 400 8?. aus Amsterdam erwartet wird. In der Türkei werden starke Anstrengungen gemacht, um durch öffentliche Sammlungen die Geldmittel zu einer star- kca Luftflotte aufzubringen. Die türkische Regierung beab sichtigt, innerhalb von 3 Jahren eine Luftflotte zu schaffen, die stärker ist als die stärkste der übrigen Valkanstaaten. 150 Flugzeugführer und 300 Mechaniker sollen vorerst aus- « gebildet werden. Bevorzugt werden an Flugzeugen F-Kker- > M-Zchinen. Der Leiter des Lustfahrtausschusscs hat sich aus ! eine mehrwöchige Rundreise durch Europa begeben, nm ! überall den Stand des Flugzeugbaus und den Umfang der Luftrüstungen in den einzelnen Ländern zu studieren. Hinter dem größten Teil der Luftrüstungen auf dem Balkaü ist also deutlich der Einfluß Frankreichs zu ver spüren. Bekanntlich wurde dem Deutschen Reiche durch den Ver sailler Vertrag das Halten von militärischen Luftstreit kräften verboten, die vollständige Abrüstung Deutschlands zur Luft sollte der Auftakt zur allgemeinen Weltabrüstung sein. Trotz allem wird also fröhlich weiter drauf los ge rüstet! — Sur Lage des deutschen ArdritSmartteS. Berlin, 20. Angnst. ' Die Zahl der Erwerbslosennnterstützungsempfänger war am 1. Angnst 197 000. Die Zahl der wirklich Erwerbs losen liegt jedoch wesentlich höher. Auf die objektiv richtige Zahl führen besser die Ziffern der Arbeitsnachweise. Im Juni standen 1,1 Millionen Arbeitsgesuchen 645 000 offene Stellen gegenüber, das heißt, es blieb ein Überschuß an Arbeitslosen von 455 000. Diese Ziffer dürfte ungefähr ein richtiges Bild der Lage geben. Tie sogenannte An- oranasriffer. das beißt die Kaül der Arbcitsgesuche auf