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durch die Spende etw« 4 Millionen aufgebracht werden sollen. Zu gleicher Zeit ist mit Unterstützung namhafter aus- indischer wissenschaftlicher Korporationen geplant, an die kolschafterkonferenz mit dem Ersuchen heranzutreten, den öan eines 105 000 Kubikmeter große« Zeppelins zur Er- orschung der Nordpolgebiete und anderen wissenschaft- ichen Zwecken zu gestatten. Sollte — was man nicht bofft - die Baucrlaubnis verweigert werden, so ist zunächst »er Ban eines kleinen Zeppelins mit einem Rauminhalt »on 32 000 Kubikmetern in Friedrichshafen vorgesehen Ran hofft, durch diese Volksspende, an der sich auch die ürbeiterschast beteiligen wird, die erforderlichen Mittel infzubringen. UrlneNa» j Großer BraudsHadenZ - Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes' . Städte, 29. Juli. Gestern mittag kurz nach 12 Uhr brach in Neukloster ein Feuer aus, das in rasender Schnelligkeit den ganzen oberen Teil des Dorfes ergriff und in Asche legte. Soweit bis jetzt festgestellt werden konnte, entstand das Feuer in der Futterküche des Gastwirts Dammann und wurde dann durch j den Luftzug auf die Diele getragen, wo gerade Korn abgsladen wurde. Durch den Wind und die Trockenheit begünstigt, wurden die Feuergarben auf die anderen Häuser getragen. Dieser ganze Vorgang spielte sich in etwa zehn Minuten ab. Es wurden zwölf Wohnhäuser und etwa zehn Nebengebäude ein Raub der Flam men. Der Schaden ist sehr groß. Manche Besitzer haben die ganze Roggenernte und die erste Heuernte verloren. Die Beratung der Amncsticvorlage. Berlin, 28. Juli. Im Rcchtsausschuß wurde 8 1 der Amnestievorlage in der veränderten Fassung vorgenommen und bei einer Stimmenthaltung angenommen. Nachdem ebenfalls § 2 angenommen ist, wonach Verfahren gegen Zu widerhandlung gegen K 8 des Nepublikschutzgesetzes einge stellt werden, wenn die Tat nicht nach dem 15. Juli 1925 be gangen ist, wurde unter Ablehnung sämtlicher Änderungs anträge der K 3 nach der Vorlage in der Gesamtabstimmung einstimmig mit einer Stimmenthaltung angenommen. In folge des beim 8 2 angenommenen Antrags Kahl erhöht sich auch im 8 3 die Höchstdauer der für die Amnestie in Frage kommenden Freiheitsstrafen von einem auf zwei Jahre. Vertreter des Ruhrbergbaues beim Arbeitsminister. Berlin, 28. Juli. Heute ist auf Einladung des Neichs- arbeitsministers im Arbeitsministerium die Arbeitsgemein- schastsgruppe Nuhrbergbau versammelt, um die wirtschaft lichen und sozialen Nöte, die sich aus der schweren Krise des Steinkohlenbergbaus insbesondere an der Ruhr ergebe» haben und noch ergeben können, eingehend zu be sprechen und nach Maßnahmen zur Linderung der Krisis und Not zu suchen. Es handelt sich um einen großen Kreis von Fragen, die außerordentlich schwierig gelagert sind. Der schwedische König als Fluggast. Berlin, 28. Juli. Der schwedische Generalpostmeister Juhlin begab sich mit dem Postslugzeug von Berlin nach Danzig, um von hier nach Schweden weitcrzufliegen. Auf Gotland wurde eine Zwischenlandung vorgenommen und der König von Schweden ging an Bord. Das Flugboot landete plan mäßig in der schwedischen Hauptstadt. Der benutzte Typ ist der auch bei Amundsens Nordpolexpedition verwerteteDornier-Typ. Freigabe des Düffeldorser Regierungsgebäudes. Düsseldorf, 28. Juli. Das von den BcsatzungStruppcn zur Hülste beschlagnahmte und in Anspruch genommene Düsseldorfer Regierungsgebäude ist nunmehr wieder völlig freigcgeben, so daß die seinerzeit zum Teil verlegten Re gierungsabteilungen dort wieder untergebracht werden können. Vie Weltlonserenz der christlichen Kirchen. Berlin, 28. Juli. Die Weltkonferenz der christlichen Kirchen, die vom 19. bis 30. August in Stockholm tage» wird, hatte den» Evangelischen Presseverband für Deutschland e. V. und dem Deutsche» Evangelischen Kirchenausschuß Anlaß gegeben, füh rende Vertreter der Berliner Presse zu einem Zusammenseilt mit den Führern der deutschen Delegation einzuladen. Der Vorsitzende des Presseverbandes, Exzellenz Conze, begrüßte die Erschienenen und führte aus, daß es sich darum handele, das Interesse und Verständnis der Presse für die bedeutsame rrreraugatl»»« aer Aseltronserenj zu wecke». Sodann gav Oberkonsistorialrat Dr. Scholz in einem Vortrage ein Bild der Entstehung und des Gedankens der Konferenz. Im Unter schied von de» übrigen internationalen Vereinigungen auf kirchlichem Gebiet ist die Weltkonferenz eine Sache der organi sierten Kirchen und damit eine Art K i r ch e n k o n z i l, an dem alle christlichen Kirchen der ganzen Welt, auch die griechisch- orthodoxe und die Freikirchen teilnehmen werden, außer der römisch-katholischen Kirche, die aus prinzipielle» Gründen die Beteiligung abgelehnt hat 95A Wohnungsmiete in Bayern. München, 28. Juli. Die Wohnungsmiete wird in Bayern 9525 betragen. Die Erhöhung wird mit dem drohenden Finanzausgleich begründet. Bayern will versuchen, sich Ein nahmen aus dem Ertrage der Mietzinsstcuer zu verschaffen. Damit dürfte Bayern an der Spitze der Länder in bezug auf Mietshöhe marschieren. Zusammenstoß zwischen Reichswehr und tschechischen Kommunisten. Hirschberg i. Schles., 27. Juli. Wie der Bote aus dem Riesengebirge meldet, ist es am Sonntag früh auf dem Kamm des Riesengebirges am Fuße der Schncekoppe hart an der Grenze zu einem Zusammenstoß zwischen einer auf einem Aus flug begriffenen Kompagnie des Jnfanterieregimetes 6 aus Schwerin und einem größeren Trupp tschechischer Kom- i ulunisten gekommen. Die unbewaffnete Kompagnie war schon § am Abend vorher auf unzweifelhaft reichsdeutschem Boden von de» tschechischen Kommunisten belästigt i und provoziert worden. Als die Kompagnie am Sonn- ! tag früh auf einem parallel mit der Grenze 20 Meter dies seits der Grenze verlaufenden Wege marschierte, wurde sie von den Tschechen mit schweren Steinen beworfen. Zur Abwehr des Angriffes stürzte sich eine Anzahl Soldaten mit ihren Spazierstöcken auf den tschechischen Trupp und trieb ihn über die Grenze zurück. Dadurch sind auch, was unver meidlich war, einige der Soldaten aus einen Augenblick wenige Schritte über die Grenze gekommen. Einige bei dem Zusammenstoß leichtverletzte Tschechen konnten, nachdem sie verbunden waren, die Wanderung fortsetzen. Denkmal für gefallene Saarländer. Arnsberg, 28. Juli. Der saarländische Gebirgsverein hat jetzt aus eigener Kraft durch freiwillige Spenden es möglich gemacht, auf dem Kohlberge bei Neueurade (in der Nähe von Altena und Werdohl) in einer Höhe von über 500 Meter ein großes Wanderheim zu errichten, das der Erinnerung der Ge fallenen des Vereins im Kriege gewidmet ist. Der Zugang zu denr Heim führt durch eine Ehrenhalle, in der auf kupferne» Tafeln der Gefallenen gedacht ist, so daß jedem Wanderer die Erinnerung an diese Zeit und die mit ihr verbundenen Opfer bei dem Betreten des Heims nahegerückt wird. Die Ein- weibuna des Heims findet am 2. August d. I. statt. Rus unserem keimst Wilsdruff, am 29. Just 1925. Merkblatt für den 30. Juli. Sonnenaufgang 4" i! Mondausgang 2" N Sonnenuntergang Mondunlergang — — 1898 Fürst Otto v. Bismarck in Friedrichsr'äh gest. — 191S Generalfeldmarschall Herm. v. Eichhorn gest. Erhöhung der Miete für August auf 80 Prozent. Durch Verordnung des Arbeits- und Wohlfahrtsministeriums vom 28. Juli ist die Miete für August auf 80 Prozent der Friedensmiete, emschüchiich 27 Prozent Mietzmssteuer, festgesetzt worden. In einer amtlichen Bekanntmachung in der ,-Sächsischen Staatszei- tung" begründet das Arbeits- und Wohlfahrtsministerium LieEr- höhung -der Friedensmiete auf 80 Prozent mit der durch das f Aufwertungsgcsetz bestimmten Erhöhung der Hypothekenzinsen. - Nach einer Meldung der sozialdemokratischen Presse fand die i Besprechung über die -Festsetzung -der Miete am Montag im Ar- s i beitsministerium statt. Es nahmen -daran teil Vertreter der Haus- : ! hesitzer, des Bundes Deutscher Mietervereine sowie -der einzel- r nen Ministerien. In der Sitzung sei durch die Regierung zum ! Ausruck gebracht worden, Latz sie wenig Neigung zur Mietpreis- f erhöhung verspüre, jedoch dem Beschlusse der Reschsregierung, f bis zum 1. April 1926 -die Friedensmiete emzuführen, nachkom- s men wolle. Warnung vor Felddiebstählen — Aehrenlessn. Die Amts- i ! hauptmannschast Meisten ordnet für ihren Bezirk unter Straf- i ! androhung bei Zuwiderhandlung folgendes an: Das Achronlesen ' von Vrotgeteide und Gerste und da» Lesen von KartoWet« ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Besitzer der abgoernto ten Felder und nur in der Zeit von früh 7 Uhr bis mittags 11 Uhr und nachmittags von 1 bis 6 Uhr gestattet. Aehrenleser dürfen die Felder nicht vor der Aberntung betreten. Als ab geerntet ist ein Feld erst dann anzusehen, wenn beim Getreide die Rechbucht abgefahren und bei Kartoffeln die Nachlese hinter der letzten Egge beendet ist. Soweit einzelne Gemeinden im Einvernehmen mit den Landwirten -andere Zeiten oder schrift liche Genehmigungsausweise ortsüblich -angeordnet haben, gelten diese örtlichen Bestimmungen. (Vgl. Amtliches.) Flaschenmistbrauch. Wie häufig findet man zertrümmerte Bierflaschen und andere Flaschenscherben auf der Straße, ros sie oft so lange liegen bleiben, bis -sich eine Anzahl barfaßgohen- ber Kinder die -Füße zerschnitten haben! Jeder Hauswirt sollte dafür Sorge tragen, daß Glasscherben, die vor seinem Grund stück liegen, sofort entfernt werden. Jeder, der auf der Straße Glas zerbricht, sollte verpflichtet sein, die gefährlichen Scherben selber wegzuräumen. Eine Unsitte ist es auch, Flaschen in -die Gräben der Landstraße m werfen oder Sitzgelegenheiten im Park oder Wald durch Waschen und Scherben zu einer Ablagermngs- stätte von 'allerhand Abfall zu stempeln. Doch auch in manchem Hause gibt cs Flaschenmistbrauch. Neuerdings find wieder meh rere schwere Bergiftungsfälle, von denen einige zu qualvollem Tode führten, dadurch hervorgerufen worden, -indem man in leere Flaschen mit harmlosen Etiketten Säure goß und diese Flaschen irgendwohin stellte, ohne die Flaschen neu zu bozelcy- nen. Ueberdies macht sich jeder Verkäufer strafbar, Ler in Dier- und andere zu Genußmitteln bestimmte Flaschen gesundheits schädliche Flüffigleite» füllt, auch wenn, dies auf Verlangen Le« Käufers geschieht. 17. Esperanto-Weltkongreß. Der 17. Esperanto-Weltkon greß in -Genf wird am Sonntag den 2. August in Ler Viktoria- Halle feierlich eröffnet. Diofe Feier wird Lurch den neuen starke» Sender Genf auf Welle 1100 ausgesanLt und zwar abends 8,30 Uhr. Damit wird es allen Nichtteilnehmern ermöglicht, auf radio-telephonischem Wege die Ansprachen der verschiedene» nationalen Vertreter zu hören. Gleichzeitig mit -dem Kongreß werden auch die Vorlesungen Ler internationalen Universität Genf gehalten, die bereits am 31. Iüli beginnen. . Aus Eiscnbnhnzügen nichts hinauswerfcn! Es kommt häufig vor, daß aus fahrende« Zügen von Reisen den schwere Gegenstände hinausgeworfen werden, die auf der strecke beschäftigte Eisenbahnbedienstete treffen und verleben. Mehrfach sind infolgedessen schon Todesfälle zn beklagen gewesen. Die Reisenden werden daher dringend darauf hingewiesen, daß nach § 81 » der Eisenbahnba«- uud Betriebsordnung das Hinauswerfen derartiger Ge genstände aus den Zügen verboten ist. Wer das Verbot nicht beachtet, gefährdet Leben und Gesundheit seiner Mit menschen und fetzt sich strafrechtlicher Verfolgung aus. Die Reisende» werden daher dringend gebeten, das Verbot streng zu befolge» u»d gegebenenfalls Mitreisende unter entsprechender Belehrung zu seiner Befolgung anzuhaltcn. Wascht das Obst und kocht die Milch! Da erfahrungs gemäß in den heißen Sommermonaten nach dem Genuß nicht genügend gesäuberten rohen Obstes und ungekochter Milch häufig Darmtraukheiten auftrete», wird die Bevöl kerung darauf aufmerksam gemacht, daß es in gesundheit lichem Interesse liegt, tingekochtes Obst unbekannter Her kunft nur «ach sorgfältigem Abspüle» unter fließendem Wasser und Milch nur in gut abgekochtcm Zustande zu gcirießeu , Sozialrentenzahlurrg durch die Post. Vom 1. August ab werden die Invaliden-, Alters- und Krankenrenten um 4 Mark, die Witwenrenten um 2 Mark 40 Pfennig, die Waisenrenten für jedes Kind um 2 Mark erhöht. Die Augustquittungen sind aus die erhöhten Beträge auszu- stellen. Teilrenten werden nicht erhöht. ' Grasflecke in Kleidern. Wenn man sich im Sommer auf Wanderungen begibt und dann irgendwo im Walde oder auf einem schönen Wiesenslecken Rast macht, dann wird man bei der Rückkehr nach Hause leicht die unan genehme Entdeckung machen, daß man im Kleide einen Grasfleck hat. Auf gewöhnlichem Wege mit Wasser und Seife gelingt es im allgemeinen nicht, sie zu entfernen. Es bleibt dann meist ein häßlicher dunkler Fleck zurück. Bessere Hilfe leistet schon die Anwendung von heißem Wasser. Das Mittel, das die gründlichste Wirkung tut, ist aber Spiritus. Mit seiner Hilse wird man die Flecken .leicht Wieder los. Sommer hier geweilt hatte und mehrere der Anwesenden ! kannte. Es hatte Lore gleich unangenehm berührt, als sie eines Mittags zivei bekannte Gesichter an der Tasel ent deckte — Bekannte aus ihrer V-tterstaot; zum ersten Male feit Jahren. Herr 5tzrembser, der Vetter ihrer Tante Antoinette, derselbe jnnge Mann, den sie bei dem Fest im Stadtpark so gleichgültig hatte stehen lassen, als sie Albert I Martinger wiedersah — war mittlerweile Ehemann ge- I worden und seine zierliche, kleine Frau mit den wasser- blauen Augen und dem spitzen Näschen hatte an dem „Kränzchen junger Mädchen" teilgenommen, das ehedem Lores Schrecken gewesen. Gerade diese kleine, naseweise ! Lilly, die sich so lächerlich viel auf den Reichtum ihres Vaters zugute tat, hatte sie am allerwenigsten leiden ! mögen. Sie grüßte die junge Frau, als sie ihren Platz ein- nahm: aber ihre kühle Verbeugung wurde mit einem so herausfordernden, kurzen Nicken erwidert, daß sie jede wejtere Höflichkeit unterließ und einfach über die beiden Menschen hinwegsah. „Lore." Roman von Emma Haushofer-Merk. 32. (Nachdruck verboten.) Die beiden hübschen, jungen Mädchen, die ohne Be gleitung ankamen, erregten Aufsehen an der abendlichen Aadl« ä'dots. Aber die „Münchener Neuesten Nach richten" wurden ja auch hier oben gelesen und da man im Fremdenbuch« den Namen Leonore Burg entdeckte, zeigte man sich der gefeierten Künstlerin gegenüber zu freundlichem Entgegenkommen geneigt. Eine ausfallend schöne, bleiche Frau, die neben ihrem bejahrten Gatten schweigsam und gelangweilt zu Häuptcn des Tisches saß, verhielt sich abwartend und beobachtend. Sie spielte trotz ihrer Unnahbarkeit eine gewisse Rolle in der klei nen Gesellschaft, die sich in dem schönen, hochgelegenen Kurhause zusammengefunden. „An Frau von Skaffenhagen kann man wirklich Toilet ten studieren!" flüsterte eine Tischnachbarin Lore zu. „Beobachten Sie nur, mein Fräulein! Jeden Tag hat sie ein anderes Kleid! Und diesen Schmuck!" „Es sind unsinnig reiche Leute!" bemerkte ein kränk lich aussehender Herr mit neidvoller Ehrfurcht. Am Nachmittage war ein Ausflug nach Scharitzbuhl verabredet worden, Aber niemand holte die beiden jungen I Mädchen ab, niemand rief ihnen eine Aufforderung zu, als der kleine Zug der Gehlustigen sich in Bewegung setzte. Und am Abend war die Tischordnung so verändert, daß Gerda und Lore ganz allein saßen und zwischen ihnen und den Plätzen ihrer früheren Nachbarinnen breite Lücken klafften. Wie eine gefinnungstreue Gemeinde hatten sich die korrekten Leute um das Ehepaar Krembser zusammen- gcschlosfcn uud die beiden jungen Mädchen aus ihrer Mitte ausgestoßen. Frau Krembser drückte immer wieder die Lorgnette an die Augen, um sich zu überzeugen, ob es Lore auf ihrem Jsolierfchemel auch genügend zum Bewußt sein komme, daß die Gesellschaft fich von ihr abgewendet, l und fie streckte die spitze Nase mit einer wichtigen Miene in die Höhe, als wollte sie sagen: Es war Zeit, daß ich hierher kam und Ken Bekannten die Augen öffnete! t Lk hätte ja nicht so wetaeheu dürfen! ' Man hatte Lore und ihre Freundin während der ersten Tage ihrer Anwesenheit zu Spaziergängen aufgefordert, sie zu dem Lawn-Tennis-Spiel beigezogeu, bei dem aller dings die weibliche Majorität vorherrschte. Es wurde auch abends, als die Söhne des Regierungsrates von Bürkhcim, der mit seiner Familie in der Pension wohnte, zu Besuch kamen, bis nach Mitternacht getanzt. Gerda spiclte ein paar reizende Walzer und mau verzieh ihr nach dieser Liebenswürdigkeit auch gern ihren arg be scheidenen Anzug, während Lore durch ihre elegante, eigen artige Erscheinung sofort die Herzen gewönnen hatte. Aber mit einem Male änderte sich das Verhalten dcS kleinen, eng abgeschlossenen Kreises. Neue Gäste waren angekommen,- ein junges Ehepaar, das schon im letzten Lore, fühlte, daß sie förmlich auf dem Pranger siand, daß ihr nichts anderes übrig blieb, als am nächsten Tage abzureiscn, daß sie diese Stunde, die das Llbendessen wohl noch dauern mußte, kaum zn überstehen vermochte; daß cs klüger wäre, sofort aufzuspringen und die Mahl zeit im Stich zu lassen, als länger diese Blicke zu er-, tragen, gegen die sie machtlos und wehrlos Ivar. Liber es empörte sie auf das Heftigste, daß, sie einfach vom Platze, weichen, daß sie wie eine Gedemütigte sich von Frau Krembser die Tür weisen lassen sollte. Während sie noch überlegte, mit kühlen Augen diese, Menschen streifend, die gestern noch freundlich und zuvor- ' kommend gewesen, von denen kein einziger sie mehr; kennen schien, und die kleine Gerda tapfer gegen ihre Verlegenheit und ihre Tränen kämpfte, erhob fich plötz lich Frau von Staffenhagen von der Tafel, sagte ihrem Mann ein paar Worte und schritt an den verbülsften Gesichter vorüber auf die beiden Mädchen zu. „Wir wollen Sie nicht so ganz allein hier lassen, meine - Damen!" sagte sie laut und freundlich. „Wenn Sie erlauben, setzen wir uns zu Ihnen!" Frau Krembser zitterte so vor zornigem Schrecken, daß sie aus ihrem Rotweinglas große Tropfen auf ihr Helles Kleid schüttete. - ! Die Damen und Herren schauten sich' an in stummem 1 Aerger, in ratloser Verwunderung, in die sich bei man- ! chem eine leise Beschämung mischte. i Die stolze Frau hatte ihuen allen ja eine sehr dcut-! I liche Rüge über ihr Benehmen erteilt. Und sie war nun einmal durch ihre Erscheinung, durch ihr Auftreten eine Persönlichkeit, die ihnen allen imponierte; hauptsächlich I Krembsers. ! Diese hatten sich im letzten Jahre alle erdenkliche Mühe > gegeben, nm mit Stafseuhagcns in einen näheren srcund- ! schaftlichen Verkehr zu treten, aber sie waren von der I schönen Frau mit einer gelangweilten, müden Höflichkeit I kaltgcstellt worden. , ' PP (Kortsetzung folgt.) r-