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- Erscheinungsdatum
- 1925-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192504173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19250417
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19250417
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-04
- Tag 1925-04-17
-
Monat
1925-04
-
Jahr
1925
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wird. Es wurde dem Mulisierprasibenten eine Liste der für die Amnestierung in Betracht kommenden Personen überreicht. * übereinstimmend haben alle Verträge, dis im Sommer 1919 die Entente ihren ehemaligen Gegnern auferlegt hat, immer nur die Folge gehabt, daß die von diesen Ver trägen getroffenen Länder innenpolitisch nicht zur Ruhe kommen, unter Spannungen leben, die immer und immer wieder zu einer mehr oder weniger heftigen Explosion führen. Der Grund liegt weniger in der bei den Mittel mächten durchgeführten Entwaffnung, bei ihrer militäri schen Ohnmacht, als vielmehr in den untragbar schweren wirtschaftlichen Lasten, die diesen Ländern im Rausch des Sieges auferlegt wurde», überall führte das politisch zu eiuer Stärkung der Linken bis zum Kommunismus her über, und Sowjetrußland hat alle Hebel in Bewegung ge setzt, um diese für den Bolschewismus so günstige Ent wicklung anszunutzen. Alle diese Erscheinungen treffen auch auf Bulga rien zu, dem der Vertrag von Nenilly nicht nnr militä rische Ohnmacht, schwere wirtschaftliche Lasten auferlegte, sondern wie uns nnd den Ungarn weite Gebiete vom Mutterlande abritz. Bei den zugespitztcn nationalen Empfindungen, die gerade der Nationalitätenkamps im Südosten Europas besonders erzeugt hat, trafen diese Be- stimmurrgen besonders schmerzlich. Der Verlust Maze doniens, außerdem die sofort einsetzende Verfolgung der Siegerstaaten Serbien und Rumänien gegen die Bul garen haben die Spannungen noch vermehrt. Es nutzte gar nichts, daß Zar Ferdinand am 3. Ok tober 1918 abdankte. Nichts nutzte alle Willfährigkeit der Kabinette Maliuow und Thodorow der Eutente gegen über: Bulgarien blieb bestimmungsgemäß ohne weiteres jedem Einrückcn rumänischer oder jugoslawischer Truppe» preisgegeben in dem Augenblick, in den, irgendeine der Bestimmungen des Friedens von Neuilly wirklich oder an geblich verletzt war. Nichts nutzte es, daß dieses zerstückelte oder geknebelte Bulgarien nun auch noch dem Völkerbunde bsitrat. Schnellstes Anwachsen bolschewistischer Idee» nament lich in der vielfach noch im völligen Zustand des An alphabetentums befindlichen bäuerlichen Bevölkerung war die notwendige Folge, und die zweite die, daß skrupel lose und vor allem in ihre eigene Tasche wirtschastende Lauernsührer allmählich immer höher stiegen, bis schließ lich diese agrarisch-kommunistisch-revolutionärc Bewegung u-tter Alexander Stambulinski zu einer fast diktatorischen Herrschaft kam. Die Fäden, die nach Moskau hinüber- führte», wurden immer fester gesponnen, das Netz der Agitation namentlich im Osten Bulgariens immer dichter, dis es gelang, Stambulinski gewaltsam zu stürzen nnd — wie das in südosteuropäischen Staaten bei derartigen Ge legenheiten in der Regel zu geschehen pflegt — auch noch zu ertuorden. Aber damit kam über das unglückliche Land noch längst nicht die notwendige Ruhe. Das neue Ministerium Zankow stellte sich nuu in schärfste Kampf front gegen die sowjetrussische, gauz offen betriebene Agi tation ein und Raubüberfälle mit politischem Hintergrund sind an der Tagesordnung. Dancbenher ging nun ander seits wieder die bulgarische Agitation in dem verlorenen Mazedonien, wobei im Kampf gegen die Jugo slawen Mord und Totschlag gleichfalls an der Tages ordnung sind. Allerdings ist festzustellen, daß sich unter der Regierung Zankow die entgegenstehenden Parteien wieder gesammelt und auch große Teile der Bauern sich von den Demagogen kommunistischer Einstellung be sonders auch deswegen abgewendet haben, weil weder Stambulinski irgendwelche Erleichterungen des Vertrages von Neuilly erreichte noch auch irgendeine der zahlreichen Versprechungen, mit denen Moskau nicht sparte, irgendwie verwirklicht wurde. Die Kampfstellung gegen den Kommunismus hat nun auch dazu geführt, daß eine gewisse Annäherung zwischen Rumänien und Bulgarien eingetreten ist, die Abwehr des Bolschewismus zum Zweck hatte. Einen besonderen Aus druck sollte übrigens diese Annäherung auch dadurch er halten, daß Heiratspläne zwischen dem Zaren Boris und einer Tochter des rumänischen Königspaares erörtert wurden und sogar in die Öffentlichkeit drangen. Die Schwenkung nach rechts hinüber gab übrigens auch den Gerüchten Nahrung, daß der früher? bulgarische Zar Dich nimm vor, gib dir selber Regeln; Yandle selber, statt bloß andern nachzumachen! Die Bauerngräfin. Roman von Fr. Lehne. 4. (Nachdruck verboten.) Hans Busso goß sich von neuem ein, während er gehässig sagte: „Eckardt ist sehr interessiert." Mit großem Blick maß ihn der Bruder. „Das ist Wohl selbstverständlich, da es sich um meinen Besitz handelt, ich muß davon leben." „Aha, du gönnst mir anscheinend nicht, daß mir als dem Aelteren Laubenberg und Kleinschmichow zufällt." „Alles gönne ich dir und noch mehr. Ich habe dir nie mals Grund zu einer so wenig freundlichen Bemerkung ge geben!" versetzte Eckardt gelassen. „Darum aber kannst du mir ruhig gestatten, mich selbst um das Meine zu kümmern, besonders da es mir auch Vergnügen macht." Der Graf wollte dieses Thema abbrechen, er reichte dem Sohne ein gefülltes Glas. „Hier, trinke, du wirst Durst haben." „Das allerdings, Vater. Doch verzeihe, wenn ich danke. Jeb werde ein Glas Zitronenwasser trinken, das ist mir jetzt bekömmlicher, da ich sehr erhitzt bin." „Aba, Abstinent." witzelte Busso. „Nicht ganz, aber dock so, daß ich zur Unzeit nicht schlemme und prasse. Sonst bin ich auch kein Kostverächter." „Aha, du hältst dich ja immer für gescheiter als unser eins." „Wenigstens für so gescheit, daß ich nicht so als „Fatzke" herumlaufe wie du, Busso." Hans Eckardts Blick haftete ausdrucksvoll spöttisch auf dem übereleganten Seidenanzug des Bruders, auf dem leise klirrenden Kettenarmband um dessen linkes Handaelenk und auf den Ringen, die die sorg fältig gepflegten Finger mit den allzu langen, glänzend Polierten Nägeln schmückten. Busso wurde sehr rot. Aer- > gerlich warf er die Zigarrette fort und klemmte das Monocle fester ein. „Immer noch besser als dein.Räuberzivil, das aussieht .wie in der .aoldenen Hunderteins" aekauft —meroi, danke!" s Aus unsepep keimst 1790 Benjamin Franklin gestorben. Sonnenaufgang Sonnenuntergang B 12> N 5^ j! Mondausgang gks Monduntcrgang Ferdinand, der vekanmuch et» Kodurger ist und durch per sönliche Geschicklichkeit Bulgarien überhaupt erst geschafft» hat, nach Sofia zurückkehren wolle; es muß daran erinnert werden, daß er nicht etwa wie damals Kaiser Karl von Österreich aus seinem Lande verbannt worden ist, sondern auf die Krone verzichtete und außer Landes ging, um die Verhandlungen Bulgariens mit der Entente dadurch zu erleichtern. Wie weit entfernt Bulgarien aber noch von eiuer wirklichen Beruhigung ist, das zeigen nicht bloß die zahl reichen Attentate im ganzen Lande, zeigt nicht nur der An- griffsversuch auf den Zaren Boris, sondern nicht minder deutlich ein weiteres Atteutat, den: in Sofia auf offener Straße ein Abgeordneter der demokratischen Partei soeben zum Opfer fiel. Der ermordete General Costa Georgieff war einer der Führer bei der Beseitigung des Kabinetts Stambulinski und ist nun als ein Opfer der Bauernpartei gefallen. Heißer stürmt das Blut, wilder toben die politischer Leidenschaften dort unten im Südosten Europas. Irgend welche selbstverständlichen moralischen Hemmungen kennt man nicht in dem Kampf um die Macht. Und wenn der Unverstand des Westens dem unglücklichen Bulgarien keine Erleichterung verschafft, so wird es nicht zur Ruhe kommen, die es so sehr notwendig braucht. Der Personalabbau im besetzten Gebiet. Berlin, 15. April. Der Personalabbau im besetzten Gebiet ist mit dem Ablauf des Monats Marz 1925 im wesentlichen als durch geführt zu betrachten. Von dem Abbau wurden etwa 7000 Beamte betrofsen. An Ausgewiesenen sind bis Ende März 1925 in das besetzte Gebiet 15 739 Beamte mit 41529 Angehörigen und 8783 Arbeiter mit 17 703 Angehörigen zurück- gekehrt. Forschungsreise des deutschen Kriegsschiffes „Meteor". Berlin, 15. April. Am Donnerstag verläßt das Vermes- sungs- und Forschungsschiss „Meteor" unter dem Komman danten, Fregattenkapitän Spieß, die Heimat, um eine zwei jährige Forschungsreise in den südlichen Atlantischen Ozean anzutreten. Damit beschreitet die Reichsmarine nach langen Jahren wieder die Bahnen wissenschaftlicher Forschungstätig keit. Schon seit einigen Jahren hat die Marineleitung in enger Zusammenarbeit mit der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft und einer Reihe wissenschaftlicher Institute die Expedition vorbereitet, deren Plan und Aufgabenkreis von dem Direktor des Berliner Instituts für Meereskunde, Pro fessor Dr. Merz, gleichzeitig dem wissenschaftlichen Leiter der Expedition, entworfen wurde. „Meteor" hat die Ausgabe, den in seinen ozeanographischen Grundzügen schon bekannten süd- atlantischen Ozean in svstematischer Arbeit intensiv zu er- sorschen. Entsprechend der umsangreichen Aufgabenstellung nnd der Notwendigkeit der sofortigen wissenschaftlichen Aus wertung ist aus „Meteor" ein großer Stab von Gelehrten cin- geschisft, das Schiff ist mit den modernsten wissenschaftlichen Forschungsinstrumenten ausgerüstet. Sinowjew gestürzt. Paris, 15. April. „Paris Midi" meldet aus Moskau, daß Sinowjew vom Rat der Kommissare aufgefordert wurde, vom Vorsitz der 3. Internationale zurückzu- trelen wegen des Scheiterns der englisch-russischen Verhand lungen. Sinowjew hat sich entschieden geweigert, dieser Auf forderung Folge zu leisten. RuMMsch-itMttische Spannung. Rom, 15. April. Die Spannung zwischen Rumänien und Italien, die auf die Weigerung Italiens zurückzuführen ist, die beßarabischen Besitzverhältmfse Rumäniens anzuerkcnnen, hat sich wieder verschärft. Seit zirka einem Jahr ist in Rom eine rumänische Kommission mit der Regelung der schwebenden Schulden beschäftigt, ohne zu einem Einvernehmen zu gelangen. Nun hat Italien im Namen der Gläubiger a l le V o r s ch l ü g c Rumäniens abgelchnt, so daß mit einem vollständigen Abbruch dieser endlosen Verhandlungen zu rechnen ist. Oesterreich für den Anschluß Wien, 16. April. Der Wiener Vertreter der „Chicago Tribune" hatte gestern eine Unterredung mit den Führern der Großdeutschen, der Sozialdemokratischeen und der Christlich-so zialen Partei über die Anschlußfrage. Dr. Frank und Dr. Leuth- ner sprachen sich rückhaltlos für den Anschluß an Deutschland aus und die anderen stimmten ihnen zu. Wilsdruff, am 16. AprÄ 1S25. Merkblatt für den 17. April. Der erste Schulgang für unsere jungen ABC-Schützen sand heute nachmittag statt. 16 Mädel und 22 Buben zogen meist mit der Mutter in unser schönes, freundliches Schulhaus. Frisch und keck schauten die Buben drein, während den Mädels etwas wie Schüchternheit anzusehen war. Auch in manchem Mutterherzen klopfte es bedenklich, denn mit diesem ersten Schritt ins künftige Leben hinein wird das Nesthäkchen dem alleinigen Verfügungs- und Entziehungsrecht der Mutter entzogen. Ein dem Kinde bis her noch ganz unbekannter „Herr Lehrer" übernimmt die schwere, j aber dankenswerte Aufgabe, das erste von der Mutter gepflanzte > Korn weiter zu hegen und zu pflegen, damit es grüne, blühe und Früchte trage. Halte jede Mutter sich das vor Augen! Sei sie stets der Tatsache eingä>enk, daß der Lehrer, in dessen Hände sie nunmehr die Erziehung ihres Kindes legt, seine Lebensaufgabe lediglich darin sieht, den Eltern einen Teil der schwierigen Er ziehungsarbeit an ihren Kindern abzunehmen. Die pädagogische Durchbildung unserer Lehrkräfte ist heutzutage eine derartige, daß j sie ohne alle Ausnahme ihren Beruf auch innerlich als eine vrr- - antwortungsvolle Ausgabe empfinden. Schon in der ersten Schul- , stunde verstehen es die Lehrer, die Herzen der Meinen zu ge- j winnen. Die Bekanntschaft mit einem Viertelhundert Jungen ! und Mädchen tut das übrige dazu, daß sich der kleine Hosen- - matz oder die angehende junge Dame in dem neuen Kreise wohl fühlen. Meistens sind die Mütter viel besorgter als die Kinder, s Und wenn das schließlich auch nicht gerade ein schlechtes Zeichen i für das Mutterherz ist, so ist es doch zumindest in diesem Falle s überflüssig. Zutrauen zu den Lehrkräften soll nicht nur das Kind, i sondern auch die Mutter haben. Nur dann steht zu erwarten, daß die Erziehung des Kindes alleffeits in den richtigsten nnd i besten Händen liegt. Silbernes Ehejubiläum. Herm Korbwarenfabrikant Rich, i Täubert war es am heutigen Tage vergönnt, mit feiner Gattin ! in voller Lebensfrische die silberne Hochzeit zu begehen. Schon ! in früher Morgenstunde brachten ihm seine Sangesbrüder einen s harmonischen Gruß. Der Schar der Gratulanten schließen auch i wir uns mit herzlichen Glück- nnd Segenswünschen an. Hundejperre. Es ist beobachtet worden, daß Hunde an der j Leine geführt werden, ohne daß sie einen Maulkorb tragen. Das genügt nicht nnd der Huwdebesitzer macht sich nach dem Reichsviehseuchengeseh strafbar. Aus diesem Grunde wessen wir im allgemeinen Interesse nochmals darauf hin, daß sämtliche Hunde festz-ulegen und so einzusperren sind, daß fremde Hunde mit ihnen nicht in Berührung kommen. Der Festlegung gleichzuachten ist das Führen der mit einem sicheren Maulkorb versehenen Hunde an der Leine. Waffenscheine betreffend. Im Publikum scheinen noch Un klarheiten über den Besitz von Waffenscheinen zu herrschen. Wir teilen deshalb mit, daß Waffenscheine nach einer Verordnung nur zuverlässigen Personen ausgestellt werden dürfen. Diese Waffenscheine sind nicht übertragbar, d. h. daß der, der laut Waffenschein zur Tragung von Waffen berechtigt ist, diese nickt anderen Personen überlassen darf. Tut er es trotzdem, so kann ihm wegen Unzuverlässigkeit der Waffenschein entzogen werden, so daß er dann keine Waffe mehr führen idarf. Personen, dte eine Waffe benutzen, die ein anderer zu tragen laut Waffenschein berechtigt ist, würden sich natürlich ebenso strafbar machen und dürften damit zu rechnen Haden, daß ihnen die Waffe entzogen wird. Grenzübertritt mit Fahrrad nach der Tschechoslowakei. Der besonders von den sächsischen Radfahrern langersehnte zollerlags freie Grenzübertritt mit dem Fahrrad nach der Tscheckoslewaksi ist durch den Bund deutscher Radfahrer nunmehr mit Hilfe des C. U. I. V., dem der ll. C. I. ebenfalls angehörenden tschecho slowakischen Radfahrerverband, grundlegend geregelt. Jedes Mit glied des Bundes deutscher Radfahrer hat das Recht, sich für die Dauer Mes Jahres ein Triptyk ausstellen zu lassen, womit ! der zvllerlagsfreien Grenzüberschreitung mit Fahrrad nichts mehr im Wege steht. Ein besonderer Vorteil ist es, daß dieses TryLtik „Mußt tyr euch tmmer streiten, wenn tyr zusammen seid? rief der Graf. „Müßt ihr euch die paar Urlauüstage damit verderben? Ich begreife nicht, Hans Eckardt, wie du immer so ausfallend gegen Busso sein kannst. Deine Ge reiztheit —" » „Entschuldige Vater, ich werde gehen und mich umklei den." Hans Eckardt verneigte sich leicht, faßte die Dogge am Halsband und entfernte sich. „Unleidlicher Patron!" murrte Busso; „seit der Grün schnabel die Epauletten trägt, ist mit seinem Dünkel und Eigennutz kaum noch ein Auskommen. Ich fühle es genau, er will mir nicht Wohl, weil ich der Aelteste bin, und das läßt ihn ungerecht gegen mich sein. Ich kann, weiß Gott, doch nichts dafür." „Ja Hans Eckardt ist schwierig, er War in einer Hinsicht von der Mama zu sehr verwöhnt, und in der anderen hat er ihren beinahe bürgerlichen Sinn geerbt. Mama war nie für große Repräsentation. Wie eine bescheidene Bürgerssrau zu leben, war ihr das liebste." „Die Frau, die ich einst wähle, muß unsere Familie wür dig vertreten. Nein, alter Herr, schau mich nicht so erwar tungsvoll an, ich denke noch an keine. Roch will ich meine Freiheit, mein Leben genießen!" und er lachte leichtsinnig. Hans Busso war ein bildschöner Mensch, nicht groß, aber schlank und geschmeidig, mit zartem, fast mädchenhaftem Ge sicht, aus dem dunkle Augen schmachtend blickten mit einem Ausdruck, der Mädchen und Frauen gar Wohl gefährlich werden konnte. Aber für den aufmerksamen Beobachter wurde dieses schöne Gesicht beinahe unsympatisch, ja direkt abstoßend durch einen Zug von Rohheit und Brutalität, der sich darauf ausprägte. Hans Busso war der Liebling des Vaters, dem er in allem glich, in der Leichtlebigkeit und Ge nußsucht, im Herrengesühl und Hochmut, ganz im Gegensatz zu dem jüngeren Bruder, der es nicht verschmähte, auch mit dem Geringsten im Dorfe freundlich zu sprechen, so daß sich alle vertrauensvoll an ihn wandten und ihre Anliegen ,.n die Herrschaft aussparten, bis er auf Urlaub kam. Beide Söhne des Grafen Laubenberg waren Offiziere. Hans Busso stand im Husarenregiment. Den Rock des Königs zu tragen, betrachtete er mehr als Spielerei, als an genehmen Zeitvertreib. Manchmal allerdings wurde ihm der Vwana des Dienstes iüon lästia. dak er am liebsten schon quittiert hätte, aber letzten Endes hielten ihn doch die Vorzüge seiner Stellung — in der Uniform fühlte er sich unwiderstehlich. Sein Verhältnis zum Bruder war nicht das beste. Hans Eckardt war das gerade Gegenteil von ihm in seiner Ehr lichkeit, Zuverlässigkeit und Ordnungsliebe und in der Ein fachheit seiner Lebensführung. Der Jüngere sorgte sich oft um die gänzliche Jnteressen- loflgkeit Hans Bussos an der Verwaltung von dessen zu künftigen großen Besitz, und für ihn war es beinahe Le bensbedingung. Mit allen Fasern hing er an der Heimat, suchte einen Stolz darin, daß Laubenberg mit der größte Grundbesitz des Kreises war, obwohl er als Zweitge borener kaum einen Vorteil davon hatte. E. mußte sich mit dem Ertrag aus dem verhältnismäßig kleinen Vorwerk Eckardtsruhe begnügen, und gerade das Gut wurde beson ders vernachlässigt. Es war anscheinend kein Geld dafür übrig, die arg baufälligen Gebäude zu erneuern oder wenigstens instand zu halten. Seine Bitten darum sielen in taube Ohren, begegneten leeren Ausflüchten, unangeneh men Abweisungen. Darum sah er während seiner Urlaubs tage dort fleißig nach dem Rechten, kontrollierte den Inspek tor und gab selbständig Anordnungen, was ihm vom Vater übel vermerkt wurde, und was schon öfter zu unerquicklichen Auseinandersetzungen Anlaß gegeben hatte. Als Hans Eckardt sich umgekleidet, ging er wieder nach der Terrasse, gefolgt von seinem Hunde, der sich zu seinen Füßen niederlegte. Er hatte die Hundepeitsche in der Hand und legte sie quer über den Tisch, „zu deiner Be ruhigung, Buqo," lächelte er. In mürrischem Schweigen verharrte Busso, doch der Jüngere beobachtete das nicht. Er wollte Verftchnlichkeit und Frieden und kümmerte sich nicht um Launen und Stim mungen, die er eines Mannes unwürdig sanv. Der Diener kam und meldete: „Herr Krause möchte den Herrn Grafen sprechen." „Wer?" Graf Laubenberg richtete sich haw in seinem Stuhl auf und fragte nochmals, als habe er nicht recht ver standen. „Der Bauer Krause aus dem Dorfe. Fortsetzung folgt.)
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