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Oie Erkrankung -es englischen Königs. Neue ärztliche Untersuchung. Die König Georg behandelnden Ärzte wurden an, Sonntag aufs neue ins Schloß gerufen, wo sie längere Zeit beim König weilten. In einem von ihnen ausgegebenen Krankheitsbericht wird mitgeteilt, das; die Influenza des Königs zu Beginn ziemlich schwer war, und daß sich Bron chitis auf die untersten Teile der Lunge ausdehnte, eine Form der Krankheit, die langwierig und hartnäckig sein könne. Zur Wiederherstellung seiner Gesundheit wird sich der König auf Anraten seiner Ärzte auf eine mehrwöchige See reise nach dem Süden Europas begeben. Obwohl oie englische Presse zu dem amtlich ausgcgebenen Krankheits bericht beruhigende Artikel bringt, ist die Öffentlichkeit über den Gesundheitszustand des Königs nervös, und seine Erkrankung bildet das Hauptgesprächsthema in Stadt und Land. Auch Lloyd George ist an einer fiebrigen Erkäl tung und Halsschmerzen erkrankt. Kleine Nachrichten vilmlschtt L , a v e n a ch r t L «k a au» oller Well. Ludendorff als Sachverständiger geladen. Berlin, 23. Februar. Vor dem Amtsgericht Berlin- Mitte begann ein Veleidigungsprozetz gegen Oskar Krüger, den verantwortlichen Redakteur des nationalen Arbeiterwochenblatts „Der deutsche Vorwärts", den der Schwiegersohn Eisners, Unterleitner, verklagt hat. Krüger hatte behauptet, durch geschickt angelegte Streiks sei im Kriege der deutsche Munitionstransport gestört worden. Im Lause der ersten Verhandlung wurde vom Angeklagten beantragt, als Sachverständige für die Wirkung des Streiks auf die Kampffront den Journalisten- Adolf Stein, Oberst Thomsen vom Kommando der Luftstreitkräste und General Ludendorff zu laden. Ter Nechtsbeistand des Klägers, Rechtsanwalt Landsberg, protestierte gegen vie Sachverständigen, da sie besangen seien. Tas Gericht beschloß, die drei Genannten zum nächsten Termin als Sachverständige zu laden und vertagte sich darauf. Vorberatung des Lippegesetzes. Berlin, 23. Februar. Der Ausschuß des Preußischen Landtages zur Vorberatung des Lippegesetzes tritt am nächsten Donnerstag im Stadthaus zu Dortmund zusam men. Der Ausschuß will dann am Donnerstag und Frei tag eine Bereisung des Lippe- und Emschergebietes vor nehmen. Dankschreiben des Reichskanzlers. Karlsruhe, 23. Februar. Dem badischen Slaatspräsi oenten ist ein Dankschreiben des Reichskanzlers Dr. Luther zugegangen, worin cs u. a. heißt: „Es ist mir ein Be dürfnis, Ihnen den Ausdruck, meines Dankes für die freundliche Aufnahme, die ich in Karlsruhe gefunden habe, auch schriftlich zu übermitteln. Solche Aussprachen, wie sie in Karlsruhe gepflogen wurden, führen beiden Teilen die Schwierigkeiten und Sorgen des andern Teiles klar vor Augen und sind daher meines Erachtens besonders ge eignet, zu dem notwendigen Ausgleich etwa widerstrei- tender Anschauungen zu kommen und so das Wohl des ge- kamten deutschen Volkes zu fördern." Unrichtige rumänische Berichte über den Konflikt. Basel, 23. Februar. Das rumänische Presseburean ieröfsenfticht in der Schweizer Presse zu dem rumänisch- hcutschen Konflikt die irreführende Meldung, daß die schon bnter Dernburg nach Bukarest entsandte deutsche Kom- nissiou die Forderungen Rumäniens anerkannt und zu- tückzucrstatten versprochen habe. Die rumänische Ne uerung habe zwar noch keine Sanktionen gegen Deutsch- !and ergrissen, würde dies aber tun, wenn Deutschland zur zemer msyerlgen Hauung verharre. Bon emer Ber- kechnung auf die Dawes-Zahlungen erwähnt die rnmä- Aschs Negierung kein Wort. Fochs Gutachten über den Kontrollberrcht. Paris, 23. Februar. Die Votschafterkonferenz mußte vertagt werden, da Marschall Foch sein Gutachten über den Veneralbericht noch nicht abgeben konnte. Es ist fraglich, eb der Votschafterrat am Mittwoch zusammcntreten wird. Nie Votschafterkonferenz wird wahrscheinlich am Freitag Zur Prüfung des Gutachtens zufammenkommen, weil man m gutunterrichteien Kreisen annimmt, daß Foch daun die Vorarbeit beendet haben wird. Bandcnkämpfe in Kleinasien. Paris, 23. Februar. Ans Kleinasien kommen alar mierende Nachrichten über Angriffe von Räuberbanden r uf verschiedene Ortschaften. Die Regierung von Angora beabsichtigt, den Belagerungszustand zu proklamieren. 200 Leprakrauke sind aus dem Krankenhaus in Skutari ent wichen und verursachen eine Panik in der Bevölkerung. Kalif Abd el Krim? Paris, 23. Februar. Nach einer Meldung des „Jour aal" aus Kairo haben einflußreiche ägyptische Moham medancr beschlossen, einen allgemeinen Mohammedaner kongreß einzuberufen und Abd el Krim das Kalifat anzu bieten. Das italienische Wahlgesetz vom König unterzeichnet. Nom, 23. Februar. Der italienische König hat das neue Wahlgesetz unterzeichnet, das nun in den nächsten Lagen im Amtsblatt veröffentlicht werden soll. Polnisch tschechisches Übereinkommen. Warschau, 23. Februar. Bei den polnisch-tschechischen Handelsvertragsverhandlungen ist ein Übereinkommen über den polnischen Durchgangsverkehr durch die Tschecho slowakei und den deutsch-polnischen Durchgangsverkehr durch Polen erzielt worden. i Kus unserer keimst Wilsdruff, am 24. Februar 1925. Merkblatt für den 25. Februar. Sonnenamgana 6^ ij Monvaumana 8" V. Sonmnimteraana js Mondunteroana N. 1634 Wallenstein ermordet. — 1713 Friedrich l-, König von tzreußen, gest. — 1816 General Bülow von Denncwitz gest. Schneeglöckchen. Tas Schneeglöckchen steckt als erstes Llümlein das Köpfchen aus der kalten Erde hervor. Es mutet mit seinen weißen Glöckchen den Frühling ein. Wenn das erste Schneeglöckchen sich hervorwagt, dann ist !s mit des Winters Macht nicht mehr viel, wenn auch der nsige Wind noch sein Köpfchen zerzaust. Das Cchnee- ftöckchen ist ein Fremdling bei uns, wie viele Blumen, die unseren Blick erfreuen und die einst ein wärmeres Land ihre Heimat genannt haben. Das bescheidene weiße Blüm chen ist aus dem südlichen Europa zu uns gekommen. In oer Schweiz nennt man - Amselblümli, weil bald nach seinem Erscheinen auch d Amsel wieder ihre Lieder er tönen läßt. In Franke. > und England weiß man es gleichfalls zu schätzen. Ni in Devonshire fürchtet man es, man glaubt dort, man bri -e mit seiner bleichen Schönheit den Tod ins Haus, und r. >4 es nicht an. Wir aber sind dem weißen Blümchen danl^r, daß es die rauhe Luft des Vorfrühlings nicht scheut un sich kühn hervorwagt aus dem dunklen Schoße der Erde. Das Schneeglöckchen liebt die frische Luft, den kühlen Wind, darum darf man es nicht in die warme Stube verpflanzen wollen, um seinen An blick immer zu genießen, dort würde es gar bald traurig das Köpfchen hängen lassen. Die Osterferien bei den Volks- und höheren Schulen be ginnen am 1. April und enden am 15. April. Reform der Reichsgewerbeordnung. Aus eine Anregung wegen Einschränkung des Hausierhandels hat der Reichswirt- schastsminister jetzt geantwortet, daß die angeregte Aenderung der Bestimmungen der ReichsgeWerbeordnung zurzeit noch nicht i» Aussicht gestellt werden könne. Eine allgemeine Kcberprüsung der Reichsgewerbeordnung sei für einen späteren Zeitpunkt für den Fall des -Inkrafttretens der in Vorbereitung befindlichen Reichshandwerksordnung geplant. Bis dahin glaubt der Mi nister, auch die Prüfung jener Anträge zurückstellen zu sollen. Gewisse Auswüchse, wie sie sich bei einem Gewerbebetrieb im Umherzichen bemerkbar machten, würden polizeilich bekämpft werden müssen. Hierzu erklärte noch der ReichssinanMmister, daß er an der bisherigen steuerlichen Erfassung des Hausiechan dels trotz entgegenstehenden Anträgen feschalten werde. Im übrigen erklärte der Reichswirtscha'stsminister noch, daß er auch eine Aenderung der Bestimmungen der Reichsgewerbeordnung für den Straßenhandel zurzeit noch nicht in Aussicht stellen könne, l Auswüchse im Straßenhandel müßten polizeilich bekämpft wer ! den. Natur- und Heimatlundeverein. Die Mitgliederversamm lung am 21. Februar im „Adler" war gut besucht. Zur Er haltung der alten Linde am Eingänge zum Hose des Rittergutes hatte der Vorsitzende ein Gutachten des Landesverems Säch sischer Heimatschuß beigezogen. Das umfangreiche Gutachten gibt eine Beschreibung der Linde, wünscht eine Erhaltung des schönen 400 bis 500 Jahre alten Baumes und gibt Vorschläge zur Erhaltung der Linde an die Hand. Es wird empfohlen-, eine Ausmauerung der Linde mit leichtem Baustoff auszu führen. Für die Heimat- und Naturkundliche Tagung in Leip zig wurde der Vorsitzende gegen Erstattung der Kosten als Ver treter des Vereins abaeordnet. Im Oktober wird Anton Gün ther hier sprechen. Für die Jahresfeier hat Kurt Melzer zu gesagt. Für 2. März werden zwei Vorträge geboten-, Mit Dank wurde hiervon Kenntnis genommen. Die Anziehungskraft des Tages übte der Vortrag des Herrn Archivrats Dr. Brabant (Dresden) über Archive und Archivare aus. Vor Beginn des Vortrages machte der Redner auf die am 4. April stattfindende Tagung der Vereinigung Sächsischer Geschichtsvereine in Frei berg (Kaufhaus) aufmerksam. Er betonte die Notwendigkeit, die Sächsische Geschichte mehr in der Oeffentlichkeit zu vertreten. Kleinen Vereinen werden gern Redner zugeführt. Sodann ging er zum Vortrag über. Was Archive sind und was Archi vare tun, wissen sogar vielfach gebildete Kreise nicht. Sie den ken sich trockene Aktenbündel, Staub und Meder und den Ar chivar als „Aktenwurm". Ein Urteil aus dem Lexikon Zedtler über Archivare: ,-Archivare faule Leute!" Der Archivar wird stets falsch beurteilt; seins Tätigkeit liegt außerhalb des Betrie- bes des Alltags und fern von Politik. Das Archiv ist für große urö ernste Aufgaben, zur Wahrung von Akten und Urkunden bestimmt. Die ersten- Spuren von Archiven s nd bei den Grie chen zu finden. Erst vom 14. Jahrhundert (1308) ab sind plan mäßig geleitete Archive festzustellen. Es entstanden dann die Klosterarchive und damit aber auch die Fälschungsfabriken. In Klöstern wurden -Kopialbücher geführt. Welche Schreibarbeit diese Kvx-ialbüchrr erforderten, läßt ein am Schlüsse eines solchen dicken Buches angebrachtes Berschen ermessen: Gelobt sei Gott! nun ist's genung, der Schreiber macht ein Freudensprung. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts tauchten die Urkunden- verzeichnisse (Repertoren) auf. 1473 wurden die Arckivbestim- mungen gesetzlich festgelest. Die mustergültige Gestaltung der Archive ist in Sachsen Vater August zu -verdanken. Im 17. Jahrhundert, das mit Scklack-tenlärm anorfüllt war, kamen die Archive in Verfall. Erst 1702 unter August dem Starken wurde wieder Wert auf die Archive gelegt. Er machte die Archive selb ständig und stellte den ersten Archivar (Reinhardt) an. 1831 Einführung der Sächstschen Verfassung. 1834 wurde das neue Sächsische Hauptstaatsarchiv gegründet. Die zurzeit im Haupt staatsarchiv in Dresden vorhandenen Aktenreale würden wsam- mengestM eine Länge von 290, Kilometer, also e'ne Entfer nung von Wilsdruff bis Radeberg ergeben. Das HauMaats- archiv führt die Aufsicht über die Archive der Städte, Gerichte und Kirchen. In Deutschland sind heute 800 selbständige Ar chive (ohne die Privatarchive) vorhanden. In den Privat- archiven dürste noch ungeheurer Stoff für die Geschichte ruhen. WWWWMM MftE I »m i r ?astnack,t - rrkckermiltwock. Seit dem Beginn des Jahres hat in den karncvals- frendigcn Teilen des Reiches das ulkige Treiben begonnen, das am Fastnachtsdienslag seinen Höhepunkt erreicht und am folgenden Aschermittwoch dann plötzlich in die umge kehrte melancholische Stimmung der Buße, der Enihalt- fumleit umschlägt. Noch sind die Nachwehen der schreck lichen Jahre, die wir durchlebten, nicht überwunden, noch ist es nicht Zeit, sich hemmungslos der Herrschaft des Schelleuspringens zu unterwerfen, aber doch regt sich in Süd- dculschland, am Rhein wieder langsam der Lebensmut, der für eine kurze Frist alles Elend hinter dem Schleier aus gelassenen Mummenschanzes vrebergcn möchte. Fastnacht, der Gipfelpunkt der ausgelassenen Karne valsfröhlichkeit, der Tag, der nur der Torheit, dem unge bundensten Lustigsein gewidmet ist, dürfte eigentlich für ernste Gedanken oder ernste Gebräuche keine Zeit übrig haben. Dennoch ist der Tag voller Geheimnisse, er ist wich tig für das häusliche Leben und Gedeihen, denn er war bei unsern Altvordern der Tag der Frigg, Wotans Gattin, der Beschützerin des Hauswesens. Warum ißt man Pfannkuchen, Fastenbrezel und sonstiges für den Tag gebackenes Kuchenwerk? Die we nigsten wissen, daß es eine Erinnerung an die alten Speise- opser ist. Diese Opfer hatten besondere Weihe, besondere Formen. Der Zweck war durchwegs der, für das kom mende Jahr Fruchtbarkeit zu erlangen. Tie Sorge um Essen und Trinken und — früher we nigstens — um reichen Kindersegen war es, die das ganze Leben der Menschen ausfüüte und schließlich auch heute zum Teil noch ausfüllt. Es ist daher Sitte, daß die Hausfrau zu Fastnacht recht vielerlei kochen muß: mindestens siebenerlei oder noch besser neunerlei Speisen — sieben und neun sind ja bekanntlich „heilige" Zahlen. Und alles Hausgesinde muß von diesen nenn Speisen möglichst viel essen, damit das Jahr fruchtbar werde und reichen Segen bringe. Doch auch die Haustiere werden nicht vergessen, besonders das Geflügel wird be dacht. Jeder Hausgenosse legt von den Speisen etwas für vie Hühner zurück, die am nächsten Tage damit ge füttert werden; dann sind sie vor Krankheiten sicher und legen viele Eier. Die Fütterung geschieht in einem Kreis, der aus einem Reifen oder einer Kette gebildet ist. Dadurch wird den Hühnern Sinn für Ordnung und Häuslichkeit beigebrach! und sie verlaufen sich nicht. Die neunerlei Speisen, beziehungsweise die Neste da . von haben noch manchen andern Wert. Am Fastnachtsabens wickelt man sie in eine Tischtuchdecke, nimmt sie unter den Arm und klopft an einem Nachbarhaus an den Fenster laden, indem man dabei auf die gesprochenen Worte horcht. Was man da hört, wird wahr. Zuweilen mag das nicht angenehm sein, und mancher Beleidigungsprozeß hat da wohl seinen Ursprung. Fastnacht ist der Kriegstag gegen Ungeziefer. Bringt das gründliche Reinigen des Hauses an diesem Tagt an sich schon Glück ins Haus, so hat die Sauberkeit auch noch andere Vorteile: sie vertreibt das Ungeziefer. Das heißt: ganz einfach ist die Sache nicht. Tie Frau oder die Magd müssen den Kehricht vor Sonnenaufgang aus allen vier Ecken Ler Stube nach der Mitte fegen. Der Kehricht darf nicht nach dem Düngerhaufen getragen werden, sondern muß in den Garten eines Nachbars geworfen werden, dann be- 'ommt eben der Nachbar die Flöhe. Wie aber, wenn alle Dorfbewohner so konservativ sind und den gleichen Brauch befolgen? Tann wechseln ja die Flöhe bloß ihren Aufent- daltsorh bleiben aber schließlich im Lande und nähren sich redlich. Das Verfahren ist also nicht sehr praktisch oder wertvoll. Taß Fastnacht auch als ein günstiger Tag für Liebes orakel angesehen wird, ist begreiflich. Die Mädchen legen Leinsamen unter die Kopfkissen, und im Traum erscheint dann das Bild des Zukünftigen — oder ein betrübtes, graues Männchen, das den Tod verkündet, ein Glaube, der eben beweist, wie der Gedanke der Vernichtung immer wieder rege wird. Und dieser Hinweis auf das Ende aller Freuden be ginnt mit dem Schlage der Mitternachtsstunde, da Fast nacht vorüber ist, in besonders krasser Weise. Wie ein rauher Frost kommt der Aschermittwoch daher und tötet den Duft Ler Frcudenblüten. Nicht überall: aber dort, wo noch der Glaube an die FastnacPsgebräuche lebendig ist, da tritt der Aschermittwoch seine unbestrittene Herr schaft au. Die Lichter in Tanzsaal erlöschen, der Mummenschanz ist aus, an Stelle Les fröhlichen Lachens und übermütigen Springens tritt scheues Gemurmel oder ernstes Schweigen. Fröstelnd, gebückt schlecht die eben noch so tolle Menge in den katholischen Gegenden zur Kirche, wo der Geistliche sie im Schimmer Ler bleichen Kerzen, im Nebel der Weihrauch wollen erwartet. In der Schale liegt die geweihte Aschs aus Palmen. Demütig und bußfertig knien Lie Gläubigen nieder. Mit den erschütternden Worten: „Gedenke, daß on Siaub bist und zu Staub wieder zurüükehren wirst" strem der Priester den Knienden Asche aufs Haupt, malt ihnen s auk Lie Stirn eia graues Aschenlreuz. Die Freudenzeit ist s vorüber, die Zeit der Sorge und Mühseligkeit ist wieder da. Sie ist stärker und grimmer da als vorher, darum: Tut Buße und beweint eure Sünden. Deshalb gilt Ler Aschermittwoch im Volksglauben als ein Unglückstag. Nichts Ernstes soll man unternehmen, besonders aber kein Vieh am Aschermittwoch neu anbinven seins kaufen und keins verkaufen. Merkwürdig ist, daß man am Aschermittwoch den Stall nicht mis-cn, aber auch Lie Stube nicht aufwafchen soll, sonst wird sie grau. Bei der gründlichen Reinigung, die man an Fastnacht vorge nommen hat, wird auch Las Süuberungsbcdürfnis nicht so groß sein. Tas Leben ist heutzutage eine einzige Fastnacht, ein einziger Aschermittwoch, für manche bunt und fröhlich, ein Fasching schier ohne Ende, für die meisten ein immer grauer Aschermittwoch. Doch es liegt an uns, daß es anders sei. Wer klug genug ist, aus sich leinen Narren des Lebens zu machen, der wird sich auch vor dem Aschermittwoch oer Neue und der Butze bewahren. Auch im Leben geht es so: nur der Verlarvte hat die Demaskierung zu scheuen . . , Wie Jonas im Walfisch wohnte. Ein Amerikaner (natürlich ein Amerikaner!) namens Sawell vertreibt sich und uns die Zeit mit der Nachprüfung des biblischen Jonas-Prvvlems. Konnte der Prophet Jonas im Wal fisch wohnen oder nicht? — Das ist hier die Frage! „Er konnte," sagt Sawell. Zwar nicht im Bauche des Wal fisches, wie man bisher angenommen hat, aber ganz sicher im Schlunde des Wales, der, nebenbei bemerkt, kein Fisch, sondern ein reguläres Säugetier ist. Im Walfischbauch wäre der Prophet, wenn nicht im letzten Augenblick ein Zweites Wunder geschehen wäre, rettungslos ersoffen, da ibn dis Magensäfte allmählich in seine Bestandteile aufgelöst hätten. Wogegen er im Schlund ein urgemütliches Leben führen durfte. Der Walfischschlund ist eine ziemlich geräu mige Wohnung — etwa 7 Meter lang, 3 Meter bieit uns 3 Meter hoch —, und cs gibt da, La der Wal, um nicht gegen die Naturwissenschaft zu vergoßen, mit Len Lungen atmet, angenehmen Luftwechsel. Da der Walfisch Warm blüter ist, ist auch die Tempera ur im Walfischschlund durch aus erträglich. Im übrigen ist, wie Sawell mitteilt, Lie Jonas-Gesch'chte vor einigen Jahren von einem amerika nischen (natürlich einem amerikanischen!) Walfischwgcr noch einmal erlebt worden: auch er wurde in einen Walfisch hin- eingespült und blieb acht Tage im Schlunde des Tieres lie gen. Als er herausgesischt wurde, verlor er Zunäch't ein mal vor Aufregung den Verstand; als er ihn dann wieder- kand. erzählte er diele Geschichte.