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avgeorvneie »atz ist von der Polizei der Staatsanwaltschaft übergeben worden. Ocgca Falschmeldung sestgenommen wurde auch die Reichslagsabgeordnete Ruth Fischer. Paris. Wie der „Temps" meldet, wird die Konferenz der verbündeten Finanzmini st er erst am 7. Januar eröffnet worden. Newyork. Rach einer Meldung aus Washington wird im Weißen Hause mitgeteilt, daß Präsident Coolidge in einigen Tagen mit Senator Borah über eine neue Konferenz zur Be schränkung der Rüstungen verhandeln wird. Neues aus aller Welt j Die Wohnungsnot in Mainz. Die Unterbringung der zurückgekehrten Ausgewiesenen verursacht in Mainz die größten Schwierigkeiten. Es fehlen rund 700 Woh nungen, da die Zahl der requirierten Wohnungen heute weitaus größer ist als vor Beginn des Ruhrkampfes. Ein grasrlicher Kindermord in Lübeck. Auf dem Kirchplatz in Lübeck spielten Kinder, als plötzlich ein Mann zu ihnen trat, der die Kinder ausschalt und sich ein zehn jähriges Mädchen herausgrisf, um angeblich seinen Namen festzustellen. Die übrigen Kinder liefen davon. Der Mann schleppte das Kind in den Keller einer hiesigen Druckerei, wo er das Kind tötete und die Leiche in der Zentral heizung verbrannte. Der Täter ist ermittelt und festge- nommm. Verzweiflungstat einer Familie infolge Arbeitslosig keit. Der 28 Jahre alte in Augsburg geborene Maschinen meister Anton Christa und seine 26 Jahre alte Frau mit ihrem drei Jahre alten Kind sprangen in Sieben brunn in den Mühlkanal. Zwanzig Minuten später wurden die drei bei der Krämer-Kunstmühle als Leichen geborgen. Der Mann scheint nach vorgefundenen Papieren keine Arbeit gefunden haben. Riesenschwindel mit einem angeblichen Kohlenfcld. Gewaltige, bisher unbekannte Kohlenlager waren im niederbayerischcn Nottal bei Tettenweis diesen Sommer entdeckt worden. Das Mutungsrecht wurde von einer eigens gegründeten Gesellschaft erworben, man plante den Bau einer Eisenbahn und einer Arbeiterkolonie. Nach den ersten überraschenden Funden war aber plötzlich keine Kohle mehr da, und jetzt wird bekannt, wo sie hingekom men ist. Die Entdecker der „Gruben" haben nämlich durch ein Nohr Kohle in den Schacht zn schaffen verstanden, die dann von dem Bohrer immer wieder als Tettenweiser Kohle herausgeholt wurde. Der Hauptmacher der Ge sellschaft, ein Baron, und sein Bohrmeister haben das Weite gesucht. Verhaftete Mädchenhändlcr. An der deutsch-pol nischen Grenze wurden in der Nähe von Kattowitz ein ge wisser Josef Rabinski und dessen Frau wegen Menschen- nnd Mädchenhandels verhaftet. Sie sind beschuldigt, seit langer Zeit in großem Umfange ostjüdische Auswanderer mit falschen Pässen durch Deutschland und Frankreich ge bracht zu haben, um ihnen angeblich nach Amerika weiter zuhelfen. Die Auswanderer wurden aber unterwegs von den beiden völlig ausgeplündert und größtenteils in Paris sitzengelassen. Rabinski, der nordamerikanisch^r Staatsangehöriger ist, befindet sich zurzeit in Warschau in Untersuchungshaft. Frühling in Dänemark. Die außergewöhnlich milde Temperatur hat in Dänemark zahlreiche Naturwunder hervorgebracht. Das Vieh ist in mehreren Ortschaften ans die Grasfelder getrieben worden, die Veilchen blühen und viele Bäume stehen in fast entwickelter Knospe. Flugverbindung England—Südafrika. Das eng lische Luftministerium plant eine Flugverbindung von England nach Südafrika. Ein Marineflugzeug soll im nächsten Sommer ans einem Probeflug von Harwich nach Kapstadt geeignete Stützpunkte für die Linie ausfindig machen, die über Toulon, Malta, Konstantinopel, Athen. Karthum, Johannesburg und Pretoria führen soll. Schwierige Festnahme eines Schmugglcrpaares. An der niederländisch-belgischen Grenze wurde ein Schmug glerpaar gefaßt, das mehrere hunderttausend belgische Franken in Gold und Silber über die Grenze zu bringen versuchte. Sie kamen in einem Auto vor dem belgischen Grenzposten vorgefahren, der Verdacht schöpfte. Der Chauffeur gab Vollgas und wollte über die Grenzlinie. Der Zollbeamte sprang auf den Führersitz und kämpfte mit dem Chauffeur um das Steuer. Als der Chauffeur das Auto in voller Fahrt in den neben der Straße befind lichen Kanal jagen wollte, sprang der Zöllner ab. Erst am holländischen Grenzposten konnte die Festnahme er folgen. Einer, der sich weigert, das Gefängnis zu verlassen. Ein sizilianischer Bandit, Silvio Vinsconti, war vor vier zig Jahren verurteilt worden. Seit dieser Zeit sitzt er im Gefängnis. Nun er achtundneunzig Jahre alt geworden ist, hat man ihn begnadigt. Der Alte ist aber so an seine Zelle gewöhnt, daß er sich mit allen Kräften sträubt, in die Freiheit zurückzukehren. Man war erst in Verlegen heit, was man mit ihm ansangen solle, bis jemand auf die Idee kam, ihn als Gärtner zu behalten. So bleibt er wenigstens bei seinem aeliebten Gefänanis. Bon der Hochzettsseter kn den Tod. Unter eigen artigen Umständen ist der Superindentend Cremer in Gommern zu Tode gekommen. Er hatte in Dessau an einer Hochzeitsfeier einer befreundeten Familie teilgenommen und im Nacht-Eilzug die Heimfahrt angetreten, als er kurz hinter Gommern bemerkte, daß er das Aussteigen ver schlafen habe. Kurz entschlossen ösfnete er die Coupötür, warf die Reisetasche hinaus und sprang hinterher. Er stürzte die steile Bahnböschung hinunter und blieb mit gebrochenem Genick in einem Wassergraben liegen. Eine Viertclmillion unterschlagen. Nach Unterschla gung von 250 000 Mark Amtsgeldern ist der 42 jährige Oberpostsekretär Berthold Fischer, der auf dem Postamt BerlinW. 9 beschäftigt war, geflohen. Es war eine Re vision durch die Oberpostdirektion im Gange, die in der vergangenen Nacht abgeschlossen wurde. Die eingehenden ' Prüfungen deckten Veruntreuungen Fischers auf, die er schon seit geraumer Zeit beging, aber jedesmal durch Bücherfälschungen zu verheimlichen verstand. Er ist ein Opfer seiner Sviel- und Wettleidensckaft. Bunte Tageschronik Hamburg. Unter den Trümmern ihres niedergedranniev - Hauses sand man den Gemüsebauer Roesch und seine Frau « ! in Neuengramme bei Hamburg tot aus. Wahrscheinlich lieg' Raubmord vor. Brüssel. Der König der Belgier Hai aus die geplante Durch- auerung der Sabara im Automobil verzichtet. i Spiel- uncl KStfelecke l .» Vexierbild: schon hier! Auslösung in nächster SomNagsnummer. Auflösung des Vexierbildes aus Nr. 302: Man betrachte bas Bild von 'links. Kopf an einem Bein des Toilettetischchens. Bilderrätsel. Auflösung in nächster Sonmagsnummer. Auslösung des Bilderrätsels aus Nr. 302: Nach der Arbeit ist gut ruh'n. Technisches Allerlei. Untergrundgaragen. In Amerika bereitet die Unterbringung der täglich an Zahl zunehmenden Automobile immer größere Schwierigkeiten, da nicht genügend Platz für den Bau von Garagen vorhanden ist. Man hat sich daher in Chicago entschlossen, eine unter irdische Garage zu errichten, die in zehn Abschnitten gebaut wird und 3000 Wagen ausnehmen soll. Der Plan wird von den Be hörden sehr unterstützt, da man aus diese Weise zu erreichen hofft, daß das lästige Ausstellen der Kraftwagen auf der Straße vermieden wird. Stähle mit nur einem Legierungsmetall. In Amerika beginnen die Stähle mit nur einem Legie rungsmetall mehr und mehr an Bedeutung zu gewinnen. Während des Krieges faßte der Manganstahl mit etwa 1!4 92 Mangan für einzelne Verwendungszwecke Fuß, und jetzt wird er schon für wichtige Lokomotivteile wie auch in einer Auio- mobilsabrik für fast alle zu schmiedenden Stücke verwandt. Ebenso führen sich mehr und mehr die Vanadium-, Molybdän- usw. Stähle ein. Besonders werden sie auch da in Berücksichti gung gezogen, wo bet großen Mengen der Preis noch weiterer Legierungsbestandteile eine große Rolle spielt. Darüber hinaus wird schon, und nicht mit Unrecht, prophezeit, daß die moderne Wärmebehandlung bei einigen Verbesserungen des Schmelz prozesses selbst dem gewöhnlichen Stahl physikalische Eigen schaften verleihen wird, wie man sie in dieser Güte derzeit nm bei Legierungsstählen kennt. Verwendung von Staubkohle. In Amerika arbeitet bereits eine Anzahl großer Kraftwerke mit Kohlenstaubfeuerung, und die im Betriebe befindlichen Anlagen arbeiten nach „Electrica! World" zufriedenstellend und rechtfertigen die Erwartungen, die man an sie geknüpft hatte. Bei den bisher bestehenden Anlagen hat sich gezeigt, daß die Vorteile der Staubkohle gegenüber den anderen Feuerungs arien derart erheblich sind, daß die Versuche als gelungen be? zeichnet werden können. Sprengung mit flüssigem Sauerstoff. Eine Verringerung der Kosten verschiedener Bergwerke laßt sich bei Verwendung von Sprengungen mittels flüssigen Sauerstoffes erreichen. Dieser kann im Bergwerke selbst von der selben Kraftanlage hergestellt werden, die auch zu anderen Zwecken dient, so daß die bei anderen Explosivstoffen nötigen hohen Transportkosten Wegfällen. Ohne Gefahr kann flüssiger Sauerstoff benutzt werden in Eisen-, Salz- und anderen Erz- bergwerken, er kann aber wahrscheinlich keine Verwendnug finden bei staubiger oder gasreicher Kohle. Ein neuer Schnellentladrr. Ingenieur Conrad Möller Hai einen Schnellentlader für Schüttgüter (Kohlen, Kies, Sand, Kartoffeln usw.) konstruiert, der in mancherlei Hinsicht von den bisher gezeigten Selbst entladern abweicht. Die Konstruktion besteht in der Hauptsache ans dem Boden, der in der Längsrichtung in drei Teile zer fällt; nur der mittlere Teil ist wie bisher mit dem Fahrzeug fest verbunden, während die beiden äußeren Teile nach innen hoch zuklappen sind. Die nun entstehenden Bodenlöcher werden durch einen zweiten Boden aus Riffelblech ausgesüllt. Diese Bleche werden nach dem Wagenäußern zu durch Riegelhaken gehalten. Löst man diese, so fällt die Platte nach unten, das Gut entladet sich restlos seitlich der Räder. Man ist, wie von beteiligter Seite versichert wird, so in der Lage, vom Wagen aus Kähne sowie Ozeandampfer zu beladen oder zu bekohlen, ohne Zuhilfenahme von Arbeitern und Kränen. Die Bekohlung von Schiffen, Fa briken usw. geschieht in der Weise, daß man einen ganzen Kohleniransportzug über ein erhöht angelegtes Gleis führt; nur ein einziger Mann bringt aus dem langsam weitersahren- den Zug. nacheinander die Wagen durch Ziehen eines Niegels zum Entladen. Durch Rüctlegcn der Bodenteile können nun sofort Stückgüter in gewohnter Weise ausgenommen werden. Ein Maienglück. Oriainalroman von C. Wilkenburg.' 18. (Nachd uck verbotm.) Da, als die Not am höchsten gestiegen, hielt ihr Grete, die der Patientin meist in der Früh vor ihrem Fortgang Wdicu sagte, einen Brief hin; sie schwenkte ihn wie eine weiße Triumphfahne in der Hand und mit nie versiegen dem Humor rief sie: „Fräulein Wilma, da steht wat Jutet drin; ick habe manchmal soonc Ahnimusse und die jehn immer in Erfüllung." rief sie lachend der Nekon- valcscentin entgegen Wilma mußte nun doch lachen über das Berliner Deutsch des gemütlichen Mädckens und lab mit Span- inung auf den Brief' — — Ach das war ja die Handschrift von ihrer Luise! Mit bebenden Fingern riß sie den Umschlag weg, sie war .noch so schwach, daß selbst geringfügige Kleinigkeiten sie «ufrcgten. Die Ahnimusse von Grete Baum würden Loch wohl getragen haben, denn was sollte von der armen falten Person Wichtiges für sie kommen? — — Jedenfalls dachte sie, Wilma wäre in der Metro- Pole schon zu Geld gekommen, und sie wollte sie nun mm ein Darlehen angehcn. Und Wilma hätte er in ihrem micdergebrochenen Zustand doch besonders weh getan, der alten Frau eine abschlägige Antwort geben zu müssen, und sich dabei selbst mit noch mehr Sorgen zu belasten, hatte sie doch immer noch große Zuneigung für die treue Pflegerin ihrer Kindheit. „Na, Fräulein Wilma, nu sehe ick, nu machen Se man den Brief uff, un Nachmittag erzählen Se mir, wat jutet driustcht." Mit einem vergnügten Juchzer war sie zur Tür hinaus. Morgen war es'ja Sonntag, und da lam ihr Liebster, um sie in die blühende Früh lingspracht nach Werder zu führen. Wilma hatte eben ihr Frühstück eingenommen. Das Fenster war geöffnet und von unten drang das Schreien der spielenden Kinder und die Ausdünstungen des Hotels herauf, wenn man sich aufreckte, konnte man sogar ein winziges Stückchen blauen Himmel sehen, mit der nö- s tigen Phantasie mußte man sich dann eben die schöne ! Gotteswelt hinzu denken! Mit bebenden Fingern und tiefen Sorgenfalten in dem iunaen Gesicht entfaltete Wilma den Brief. Beim Lesen aber verklärten sich ihre Züge immer mehr. — Ein Leuchten stieg in ihren Augen auf; nun brauchte sie sich ja nicht mehr in die lästige und unan genehme Abhängigkeit von Fremden begehen. Herr, du mein Gott, das war wirklich Hilse aus tief ster entsetzlichster Not gewesen! Wilma ließ den Bries sinken und sandte einen dank baren gegen den Himmel hinauf. Luise schrieb an ihre frühere Herrin, daß sie von einer verstorbenen Tante ein kleines Bauerngütchen geerbt habe und bereits dort wohne. Sie schilderte Wilma in herz lichen Worten die kleinen Schönheiten ihres Besitzes und bat sie, falls sie noch nichts Besseres gefunden habe, ein Weilchen zu ihr zu kommen. Wenn sie aber vielleicht schon zu Geld gekommen sei, so möge sie ihre Tage in Ruhe genießen und sie selbst würde ihres geliebten gnädigen Fräuleins in unwandel barer Treue gedenken und sich mit ihr freuen. Sie sollte sich nur ja nichts entgehen lassen so schrieb das gute We sen in selbstloser Liebe und unnötiger Aengstlichkeit. Ja, die alte Getreue, die Hüterin ihrer Kindheit war sie gleich geblieben! Also gab cs doch noch Menschenhcrzen in der Welt, die sich der Velassencnr annahmpn? — Wilma batte be reits daran gezweifelt. Luise hatte ihr außer der körperlichen Wohltat anch noch eine andere seelische erwiesen, — sie hatte ihr den Glauben an die Menschheit wiederaegeben, den sie schon ganz verloren hat e. Nun war aller Kummer auf einmal weg. Jetzt hatte sie einen Zufluchtsort, an den sie sich im mer wieder retten konnte, wenn sie des Getriebes und Gebrauses müde war, wenn ihre Nerven gebrochen wa- - ren, dann konnte sie sich dort . ... ging es aus dem sicheren Ruhehafen von neuem frisch und fröhlich in die Arbeit hinein. Nun würde sie mit tödlicher Sicherheit das Ziel er reichen, das sie sich gesteckt. Sie wußte es ganz gewiA denn nun hatte sie die nötige Spannkraft gefunden, war ihr doch zumute, als sei "ihr ein köstliches Himmets- geschenk zuteil geworden. Eine namenlose Seligkeit durchflutete das arme, bis her so zermürbte Herz und sie spann sich in selige Zu- kunststräume: Wer konnte wissen, ob nicht gar die alte treue Pflegerin ihr das nötige Geld zur Einrichtung eines Ladens geben würde. Auch konnte Luise dann im Winter ihr Häuschen zuscüließen und Wilma in Ber lin die Wirtschaft führen. Langsam rann u zwei große befreiende Tränen über Wilmas Wangen, ihre mageren Finger krampften sich zum Gebet über dem Briechlatt zusammen. Nun war sie erhört! Sie griff selig den Gedanken der Reise auf und be richtete auch Frau Puhlicke davon. Schon am Nach mittag ging die Antwort und zugleich Zusage nach Breit hof, so hieß der Herrschaftsfitz' Luisens, ab. Frau Puhlicke tat es nun mit einem Male leid, die solide Mieterin zu verlieren. So wandelbar find nun mal die Menschen; aber sie beruhigte sich wieder, als Wilma ihr sagte, daß sie ihr Zimmer vorläufig nur für den Sommer aufzugeben gedenke und dann ficher wieder zurücklehre. Den Schli'eßkorb ließ sie auch da, denn sie. wollte nur den Handko.fer mimehmen. „Er is jutt bei mich uffgehoben, Fräulcinchen," sagte Frau Puhlicke stolz, „denn sehen Se, Mäuse und Motten un so wat jiebt et bei de P.ihlicken nich!" Der Frieden im Hause Puhlicke war wieder herae- stcllt und auch Grete Baum freute sich des Glückes der Freundin, die, nach einigen Dankesworten an den Arzt, am Tage daraus nach Breithof fuhr. ^Fortsetzung folgt.)