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MH und Kern. O Wintcrnihe im Flugpostverkehr. Der zurzeit noch zehn Linien umfassende Flugpostverkehr wird mit Ablauf des Oktobers für den Winter aufgehoben. Der Verkehr hatte sich im letzten Sommer recht günstig entwickelt. Die technischen Schwierigkeiten, mit Lenen die deutsche Luft fahrt infolge des geringen Flugzeugbestandes und des Bauverbots zu kämpfen hat, nötigen aber dazu, von Ler Weiterführung des Betriebs in den Wintermonaten abzu- sehen. Die Wiederaufnahme des Verkehrs wird wahr scheinlich im März 1922 stattfinden. O Volkszählung in: Mai 1932. Vor etwa zwei Jahren ist das Statistische Reichsamt vom Reichswirtschasts- ministerium beauftragt worden, eine Nachkriegs-, Berufs- und Betriebszählung, wie sie in Friedenszeiten üblich war, vorzubsreiten. Diese Vorbereitungen, die auf eine all gemeine Volkszählung ausgedehnt worden sind, sind so weit gefördert worden, daß die Berufs-, Betriebs- und Volkszählung im Mai 1922 vor sich gehen kann. Als Stichtag hat man vorläufig den 18. Mai in Aussicht ge nommen. () Aufkauf der deutschen Weinernte. Infolge der nie drigen deutschen Valuta ist die Pfalz von französischen, belgischen und holländischen Kaufleuten, insbesondere Wein- und Obsthändlern, überschwemmt. Der 1921er Wein wird von diesen Weinhändlern massenhaft aufge kauft. Der deutsche Weinhandel kann bei der deutschen Geldentwertung nicht mit und muß Zusehen, wie der Pfalzwein zu Spottpreisen über die Grenze aebt. O Marmorfunde im Frankenwald. Im Franksnwald sind in der Gegend von Naila große Funde schwarzen Marmors gemacht worden. Fachleute erklären die Funde für so bedeutend, daß damit das bisherige belgische Mono pol in schwarzem Marmor durchbrochen werden könnte. O Der Haremsinspektor des Völkerbundes. Der vom Völkerbund ernannte Inspektor der Harems ist in Kon- ftantinopel eingetroffen und wird dem Völkerbunde über die Behandlung der Frauen in den Harems Bericht er statten. Die türkische Presse veröffentlicht diese Nachricht mit ironischen Kommentaren. O Bestrafung eines deutschen Fischdampfers. Das dä nische Marineministerium teilt mit, daß der deutsche Fisch dampfer „Vorwärts" aus Bremerhaven am 21. Oktober an der Küste von Jütland von dem dänischen Jnspektions- 'chiff aufgebracht und zu 3000 Kronen Geldstrafe verurteilt wurde, weil er die Fischgerätschaften in den dortigen jüt- ländischen Gewässern in Unordnung gebracht Haben soll. Neueste Meldungen. Verhafteter internationaler Verbrecher. Frankfurt. Der Kriminalpolizei ist es gelungen, in der Person des 29jährigen Steuermanns Hermann Kohl, der vor einigen Tagen Wegen eines in Heidelberg verübten Einbruches verhaftet wurde, einen internationalen Verbrecher festzunehmen, der nach eigenen Angaben 13 Einbrüche in den verschiedensten Gegenden Deutschlands verübt hat. Ferner wurde festgestellt, daß Kohl vor zwei Wochen in Gronau einen Polizeiwachtmcister erschossen hat und an einem werteren großen Raubüberfall beteiligt ist. Unter dem Namen Färber machte er Einbruchsrcisen, er hat auch unter diesem Namen im Zuchthaus gesessen. Das bayerische Defizit. München. Der bayerische Staatshaushalt für das Jahr 1921 schließt mit einem Defizit von etwa 253 Millionen Mark ab. Päpstliche Spende für Rußland. Genf. Der Papst ließ dem internationalen Hilfswerk für Rußland eine halbe Million Lire überweisen. Letzte Drahtberichte des „Wilsdruffer Tageblattes". Die Lage in Lissabon. Lissabon, 26. Okt. (tu.) Die Attentäter, die den An schlag auf den früheren Ministerpräsidenten Granjo ausführten, sind verhaftet und zur Verfügung der Militärgerichte gestellt worden. Lissabon, 26. Okt. (tu.) In der Stadt ist es im all gemeinen ruhig. Gestern abend hat ein Zusammenstoß statt gefunden, bei dem 15 Personen verwundet wurden. Während der Beerdigung des ermordeten Ministerpräsidenten Granjo waren die Geschäfte geschloffen. Die Oesterreicher im Burgenland. London, 26. Okt. (tu.) Ein Telegramm aus Budapest meldet, daß die Oesterreicher jetzt die Kontrolle über die west lichen Komitate im Burgenlande übernommen haben. Vom Internationalen Arbeiterkongreß. Genf, 26. Okt. (tu.) Auf dem internationalen Arbeiter kongreß sind die Vereinigten Staaten nicht vertreten, wohl aber Deutschland. Es wurde betont, daß die Zusammenarbeit zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer mehr denn je not wendig sei. Aus Stadt und Land. Mitteilungen für diese Rubrik nehmen wir immer dankbar entgegen. Wilsdruff, am 26. Oktober. — Der Witterungsumschlag. Das anhaltend schöne Herbst wetter hat einen jähen Abschluß gefunden durch eine in das Festland eingreifende tiefe Depression, auf deren Rückseite ein empfindlicher Temperatursturz einfetzte, der höher gelegenen Ge bieten bereits Schneefall brachte. Auf dem Fichtelberg gab es bereits am Sonntagmorgen Schneefall, der sich am Montag- mvrgen bei 5 Grad Kälte fortsetzte und sich über das ganze Erzgebirge und dessen Ausläufer ausdehnte. Auch im Gebiet von Gottleuba gab es gestern den ersten Schnee, ebenso im Ge biet des Lausitzer Gebirges. Noch ärger ist der Wettersturz im Norden aufgetreten. Auf der Nordsee gab es Sturmfluten, die vor der Elbemündung zu Hochwassergefahr führten. In Mittel und Nordschweden sind nach einer Meldung aus Malmö infolge starken Schneesturms die Drahtverbindungen zumeist unter brochen. — Das Auftreten winterlichen Wetters gegen Ende des Monats Oktober kommt nicht überraschend. Man wird sich noch erinnern, daß vor zwei Jahren der erste Schneefall in den letzten Oktobertagen im ganzen Lande mit einer für diese Zeit ungewöhnlichen Stärke einsehte, so daß am Reformationstage ganz Sachfen eine zusammenhängende Schneedecke hatte. Kli matisch ist der Eintritt des ersten Schneefalls von untergeord neter Bedeutung. Es kann einem zeitigen Schneefall noch an haltendes mildes Wetter folgen. Auch diesmal scheint der winterliche Charakter des Winters noch keinen Bestand zu haben. Das von Irland herübergekommene Minimum zieht bereits nach Osten ab, so daß eine Aufheiterung des Wetters bald zu erwarten ist. — Unser beliebter Taschenfahrplan für das Winterhalb jahr 1921/22 gelangt morgen zur Ausgabe und wird für die Abonnenten unserer Zeitung der Sonntagsnummer als Eratis- beigabe eingefügt. Das alleinige Reklamerecht für diese Aus gabe hat sich die Firma Maschinenfabrik Arno Pietzsch, Wils druff, erworben und empfehlen wir deren Ankündigungen ge neigtester Beachtung. — Sachsen beantragt Erhöhung der Erwerbslosenunter stützung um 5V Prozent. Wie gemeldet wird, hat die sächsische Regierung angesichts der Verteuerung der Lebenshaltung bei der Reichsregierung die Erhöhung der Erwerbslosenunterstützung um 50 Prozent beantragt. Die beiden sozialistischen Parteien Sach sens haben gemeinsame Anträge in gleicher Richtung im säch sischen Landtag eingebracht. — Gesetzentwurf gegen den Alkoholmißbrauch. Ein von den sächsischen Handelskammern gemeinsam begutachteter vor läufiger Entwurf eines Gesetzes gegen den Alkohvlmißbrauch enthält schärfere Bestimmungen über die Schankerlaubnis und deren Rücknahme, die Stellvertretererlaubnis, die Untersagung der Tätigkeit als Stellvertreter oder Angestellter des Unter nehmens, die bevorzugte Berücksichtigung von Gemeinden oder gemeinnützigen Vereinen als Unternehmer bei Erteilung der Schankerlaubnis sowie eine Reihe sonstiger behördlicher Er mächtigungen und Verbote, u. a. das Verbot der Branntwein- und Spiritusabgabe an Kinder, an Personen unter 18 Jahren sowie an Betrunkene. Da manche der geplanten Bestimmungen außerordentlich weit gehen und zu einseitig auf die Einschnürung des Gastwirtsberufs gerichtet sind, fo forderten die Kammern entsprechende Verbesserungen und Milderungen des Entwurfs. — Der landwirtschaftliche Bezirksverband Meißen hielt am Sonnabend nachmittag im Alberthof eine stark besuchte Ver sammlung ab, in der Iustizrat Dr. Beutler-Chemnitz über „Das neue Grund- und Gewerbesteuer-Gesetz" referierte. In der an schließenden Aussprache wurde zu Tariffragen in der Land wirtschaft Stellung genommen und die grundsätzliche Bereit schaft für die Gewährung einer Teuerungszulage an die Land arbeiter erklärt. In einer Aussprache zur Kartoffelnot, ermahnte der Vorsitzende erneut zum Einhalten der von der Preisnotie rungskommission angegebenen Preise und zur Angabe derjenigen Landwirte, die sich höhere Preise bieten lasten und diese an nehmen, aber auch zur Namhaftmachung der Händler und Industriewerke, die die höheren Preise bieten. Daraufhin wurden als preistreibende Händler öffentlich vor der Versammlung ge nannt der Großhändler O. Wagenbreth in Starbach und ein Lebensmittelgeschäft Otto Stohn in Meißen. Durch die offen liche Bekanntgabe der einzelnen Fälle hofft man den Preis treibern das Handwerk ehestens mit zu legen. — Landessynode. In ihrer Mittwochsitzung nahm die Sy node nach längerer Aussprache einen Antrag an, indem sie ihr Einverständnis mit der Anordnung einer 400jährigen Erinne- rungsfeeer an die Entstehung der deutschen Lutherbibel am 3. Sonntag im September 1922 erklärt. In einem weiteren Anträge erklärt die Synode, daß sie es für eine Ehrenpflicht der Landeskirche ansieht, dafür zu sorgen, daß die Gesellschaft für sächsische Kirchengeschichte weiterbesteht. Die Kirchengemeinden sollen zum Beitritt aufgefordert werden. Nach Annahme einer Reihe von kleineren Anträgen wird noch der Entwurf eines Kirchengesetzes über die Verwendung des Kirchengesetzes über Kirche und Gemeinde vom 10. Juli 1913 in veränderter Fas sung angenommen: Darin heißt es u. a., daß Einrichtungen zur Schlichtung von Meinungsverschiedenheiten zwischen Verband und einzelnen Gemeinden vorgesehen sind und das Recht der Beschwerde an die Kircheninspektion und an das Landeskonsi storium zulässig ist. Ll Steuerpflicht des ÜSerstundeuverdienstes. Aus der Steuerabzugsfreiheit des Überstundenverdienstes, der bis zum Ergehen Ler neuen Lohnsteuerbestimmungen bestand, aber nunmehr aufgehoben ist, hat eine größere Anzahl von Steuerpflichtigen die Folgerung gezogen, daß der Über stundenverdienst überhaupt steuerfrei ist. Diese Annahme ist unzutreffend; die Freilassung bezog sich nur auf den Steuerabzug vom Lohn, nicht auf die Steuer pflicht überhaupt; der überstundenverdienft ist daher für Las Jahr 1920 voll steuerpflichtig. H) Gebührenerhöhung für Auslandspakete. Infolge der Verschlechterung des deutschen Markkurses und der dadurch vevlngten bedeutenden Erhöhung der an das Ausland zu vergütenden Beförderungsgebühren sieht sich die Postver waltung gezwungen, vom 1. November d. I. an die Ge wicht- und Versicherungsgebühren im Auslandspaketver kehr wieder zu erhöhen und nach dem Verhältnis von 1 Goldfrank — 20 Mark (bisher 16 Mark) zu erheben. Dieses Umrechnungsverhältnis ist auch für die Wertan gabe auf Briefen und Kästchen mit Wertangabe und auf Paketen nach dem Ausland maßgebend, über die Einzel heiten erteilen die Vostanstalten Auskunft. — Die Arznei wird teurer. Nach einer Verordnung des Ministeriums des Innern wird der Teuerungszuschlag, den die Apotheker bisher für jede auf ärztliche Verordnung abgegebene Arznei in Höhe von 80 zu erheben berechtigt waren, mit Wirkung von 25. Oktober d. I. auf 1,20 erhöht. Ausge nommen von diesem Zuschlag bleiben Arzneimittel, die in Ab gabe fertiger Packungen aus dem Handel bezogen werden. — Erhöhung der Margarinepreise. Der Margarineverband (E. V.), Berlin, teilt mit: Infolge der fortdauernden starken Entwertung der Reichsmark ist die Margarineindustrie in die Zwangslage versetzt, die gegenwärtig bestehenden Preisefür Margarine weiter zu erhöhen. Die Erhöhung be läuft sich auf 5,50 bis 7 für das Pfund, je nach Qualität. — Welches sind die teuersten Gegenden Sachsens? Das Sächsische Statistische Landesamt hat die Teuerungszahlen und Preise wichtiger Lebensmittel in Sachsen nach monatlichen Er hebungen vom Februar 1920 bis Juli 1921 ermittelt und die Hand zurück, der Brief befand sich ja bereits in Sartorius Händen! Und dann schreckte er wie unter einem Peitschenhieb zu sammen, wie, wenn Helmut in dem Täschchen, das er der Toten abgenommen hatte, seine Briefe an Herta fand? — In seinem letzten Schreiben hatte er sie gebeten, ihm als Beweis ihrer Freundschaft die Briefschaften aus früheren Tagen zurück zuerstatten, und zu seiner Ueberraschung enthielt ihre Antwort eine Zusage, — nur wollte sie ihm die Sache beim Abschied per sönlich übergeben. Diese Briese, harmlos an sich, aber doch eben in der Ver liebtheit geschrieben, sie würden in den Augen seiner Braut, seiner Schwiegermutter gegen ihn zeugen. Und wie erst, wenn es zu einer öffentlichen Verhandlung kam? Das mußte dann das Ende sein! Gewaltsam riß sich Ramminger zusammen: jetzt half alles nichts, und mechanisch begann er sich anzukleiden. Noch hatte er seine Toilette nicht ganz vollendet, als er schon ein Klopfen an seiner Tür vernahm. „Ramminger!" Das war Sartorius, schon bereit. „Was willst Du?" „Bitte öffnen!" „Komm' nur herein, die Tür ist unverschlossen." Sartorius erschien im Rahmen der Tür, trat aber nicht näher. „Ich habe noch etwas anzuordnen; nicht wahr, im Be dientenzimmer finde ich jemand?" „Ja." „Gut, dann will ich die Angelegenheit gleich erledigen und erwarte Dich in der Vorhalle." „Bitte, ich bin in ein paar Minuten fertig." Sartorius entfernte sich schnell und wenige Minuten später trat auch Ramminger aus seinem Zimmer, gerade als Ruth bleich und verstört die breite Freitreppe herabkam. „Gott sei Dank, Werner, nun endlich wird man doch etwas Genaueres erfahren! — Sag' bloß, ist es wahr, daß ein junges Mädchen erschossen worden ist? Wie furchtbar, wie entsetzlich!" In diesem Augenblick trat Sartorius ein. „Beruhigen Sie sich, gnädiges Fräulein, Werner wird Ihnen ja erzählen, um was es sich handelt. Inzwischen will ich nur erst mal rasch Ihrer Frau Mutter berichten, ich hatte nur noch ein paar eilige Anweisungen zu geben." Während der Staatsanwalt die Tür zum Salon öffnete, zog Ramminger seine Braut in das anstoßende Bibliothekzimmer und nötigte sie mit sanfter Gewalt in einem Sessel Platz zu nehmen. Jetzt, wo alles darauf ankam, klar und logisch zu handeln, hatte er seine Ruhe und Kaltblütigkeit vollkommen wiedrr- gefunden. „Also, Herzchen, die Sache beruht insofern auf Wahrheit, als wir eine Tote aufgefunden haben, die vermutlich erschossen worden ist oder sich selbst erschossen hat. — Wohlverstanden — vermutlich! Die genaue Todesursache kann natürlich erst der Arzt feststellen." „Aber wie kam denn das alles, Werner? Wo fandet ihr die Aermste? Wer ist sie? Ein junges Mädchen, nicht wahr?" „Ja, Helmut und ich, das heißt eigentlich „Kora" fand sie bei der Nachsuche nach einem von mir krankgeschoffenen Bock." „find ihren Namen wißt ihr nicht?" Einen Augenblick zögerte Ramminger. Sollte er rückhalt los Farbe bekennen? Die nächsten Minuten konnten über seine Zukunft entscheiden? Aber dann überlegte er, daß ein Ver schweigen doch zwecklos sein und ihn nur verdächtig machen würde, denn einmal mußte Ruth ja doch die Wahrheit erfahren. „Ich kannte sie persönlich, Kind; es ist dieselbe junge Dame, die wir nachmittags auf der „Friedenshöhe" sahen." Ruth war bei diesen ruhig, fast gleichgültig gesprochenen Worten zusammengefahren, dann aber drängte sie: „Du mutzt mir alles sagen, Werner, Du weitzt, ich habe ein Recht darauf, was es auch immer sein mag. Hörst Du?!" „Gut, Du sollst alles wissen, was Du dann tun willst, tun mutzt, das mag Dein Herz bestimmen —" „find die Ehre," ergänzte sie leise. „Du wirst durch mich zu keinem Entschluß gedrängt werden, Liebste, sonst wäre ich Deiner nie wert gewesen!" find dann berichtete Ramminger alles, was ihn und Herta Wendt betraf, nichts, auch nicht die geringste Kleinigkeit ver schwieg er, in dieser Stunde sollte Klarheit und Wahrheit herrschen, nur so ließ sich vielleicht ein Ausweg aus all den Wirrnissen finden. — Nun war er zu Ende, und in den Minuten des Schweigens schien es ihm, als sähe er seinem Urteilsspruch entgegen. „Du hast mir nie von diesem — diesem Mädchen ge sprochen!" „Warum sollte ich das tun, Ruth? — Das lag hinter mir, wie so manche Iugendeselei?!" „Aber Du hast sie — geliebt?!" Ramminger zuckte die Achseln: „Wenn Du die Schwär merei eines kaum dem Knabenalter entwachsenen Menschen Liebe nennen willst?" „Und sie liebte Dich!" „Mag sein, mit der Laune einer Künstlerin." „Woher willst Du das wissen, Werner?!" „Aus ihren Briefen, und weil ich sie von Kindheit auf kannte! Das, was sie hierher führte, war Laune, Neugier, An wandlung von —" „Und sie fand den Tod, als sie Dich suchte!" unterbrach ihn Ruth, dann strich sie mechanisch mit der Hand über Haar und Schläfen. „Vor allem aber, Werner, Du meinst, daß Deine Schuld, soweit es sich um einen unglücklichen Zufall handelt, nicht außer allem Zweifel steht?" „In den Augen des Gerichts so lange nicht, bis ich den Nachweis geführt habe, daß jede Schuld, jede Fahrlässigkeit meinerseits ausgeschlossen ist!" „Und wie, wenn Du diesen Beweis nicht führen kannst?!" „Ja, dann weiß ich auch nicht, was der Untersuchungs richter und der Staatsanwalt beschließen werden. Mein Ge wissen ist rein, Ruth, aber wenn ich daran denke, welch namen los schwere Zeit Dir bevorsteht — es ist zum Wahnsinnig werden!" Ramminger war aufgesprungen und hatte die Hand seiner Braut ergriffen: „Nur das eine, einzige sage mir: Habe ich Deine Liebe, Dein Vertrauen verloren?!" Da sah sie ernst, aber voll unendlicher Hingebung zu ihm empor: „Werner, mein lieber, armer, guter Junge, kennst Du mich so wenig?! Jetzt, wo Deine Ehre bedroht ist, da sollte ich Dich feige im Stich lassen? Schäme Dich, daß Du auch nur eine Sekunde so an mir zweifeln konntest! — Mein Platz ist jetzt an Deiner Seite, ich glaube, ich vertraue Dir!" Da ritz er sie mit einem unterdrückten Iubelruf an sich und küßte ihr Haar, ihre Augen, die roten, knospenden Lippen. Sanft machte sie sich von ihm los. „Und nun komm', Liebster, laß uns zur Mutter gehen und zu Deinem Freund. Nicht wahr, er als Jurist ist doch auch überzeugt, daß Du —" „Seine persönliche Meinung ist allerdings die, daß ich an dem Unglück unbeteiligt sei — wissentlich unbeteiligt." „Aber diese private Ansicht schützt Dich nicht vor gericht, sicher Untersuchung?" „Es fehlt eben der objektive Nachweis, den voraussichtlich erst der morgige Tag bringen kann."