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tung der Truppen ist einwandfrei. In Regierungskreisen hofft man, die Situation bis zum Eintreffen von Verstärkungen aus der Provinz, die für Nachmittag erwartet werden, halten zu können. Erfolge der Regierungstruppen. Wien, 24. Okt. (tu.) Bei den gestrigen Kämpfen vor Budapest wurden die Truppen Kaiser Karls zurückgeworfen. Die Regierungstruppen erbeuteten große Mengen an Waffen und Munition und machten 120 Gefangene. Sie hatten 8 Tote und 12 Verwundete. Die Regierungstruppen hoffen im Laufe des heutigen Tages Herr der Situation zu werden. Das Ministerium des Exkaisers. Budapest, 23. Okt. Der frühere König Kar! hat fol gendes Ministerium ernannt: Rakowszki: Präsidium und Justiz; Andrassy: Aeußeres; Beneczky: Inneres; General Schnitzler: Krieg; Dr. Gratz: Finanzen. General Hegedüs wurde zum Ober kommandierenden ernannt. Schritte der Großen und Kleinen Entente. Budapest. Die Vertreter der alliierten Hauptmächte überreichten der ungarischen Regierung eine Note, in der unter Berufung auf den Schritt am 3. April 1921 der Beschluß des Botschafterrates vom 4. Februar 1920 in Erinnerung gebracht wird, demzufolge die Restauration eines Habsburgers den Frieden gefährde. Die ungarische Regierung wird daher neuer dings aufgefordert, unverzüglich Maßnahmen zur Entfernung des Königs zu unternehmen. Der Minister des Aeutzern Gras Bansfy teilte den Vertretern der alliierten Hauptmächte mit, daß die ungariscbe Regierung in dem heute vormittag abgehaltenen Ministerrat beschlossen habe, daran festzuhalten, daß König Karl die Herrscherrechte in Ungarn derzeit nicht übernehmen könne und daher das Land unverzüglich verlassen müsse. Die ungarische Regierung habe zu diesem Zwecke alle Maßnahmen getroffen. Den sodann versprechenden Vertretern Rumäniens. Südslawiens und der Tschecho-Slowakei wiederholte Graf Banssy diese Er klärungen. Das Ergebnis des tschechischen Ministerrates. Prag, 23. Okt. Ueber die heutige Ministerratssitzung wurde eine amtliche Mitteilung ausgegcben, in der es u. a. heißt: Das Einvernehmen zwischen den Mitgliedern der Kleinen Entente sei vollkommen und die notwendigen Maßnahmen wurden gemeinsam getroffen. Ebenso ist für die weitere Aktion ein völlig einheitliches Vorgehen vorgesehen. Nach den diplo matischen Schritten am Sonnabend werden weitere, insbesondere militärische Maßnahmen getroffen werden. Der Ministerrat hat beschlossen, daß alle notwendigen Maßnahmen zu einer Teil mobilisierung zu treffen seien. Ein tschechisches Ultimatum an Ungarn. Wien, 24. Okt. (tu.) Nach Nachrichten aus Budapest bestätigt es sich nicht, daß der Exkaiser Karl bereits in Budapest eingetrosfen ist. Die tschechische Regierung hat der ungarischen Regierung ein 48stündiges Ultimatum gestellt, innerhalb welcher Zeit sie Exkaiser Karl außer Landes bringen muß. Nach dem Termin ist die tschechische Regierung nicht mehr an ihre Ver pflichtungen gegenüber Ungarn gebunden. Frankreichs Hilfe. . Wien, 22. Okt. In politischen Kreisen verlautet mit Be stimmtheit, Frankreich habe dem Exkönig Karl Unterstützung ver sprochen. Seitens Italiens wird ein militärisches Eingreifen nicht erwartet. Eine französische Pressestimme. Paris, 24. Okt. (tu.) Ueber den neuen Putsch des Ex kaisers Karl schreibt das Journal. Es ist für den Exkaiser zu bemerken, daß der Schluß dieses Mal nicht so leicht sein wird wie im März, wo man seiner Unterschrift so leicht vertraut hatte. Man wird sich nicht mit Verpflichtungen und Verzichten be gnügen. Die Flugtour Karls von Habsburg könnte noch in St. Helena ihr Ende finden. Nie kritische Wendung in Irland. .Die Iren schulden dem britischen König keine Treue." Englands innere Politik ist abermals in eine kritische Lage versetzt worden. Der ungekrönte König von Irland, dr Valera, bat ein Telegramm an Pavft Benedikt XIV. Der dritte Schuß. Kriminalroman, einer wirklichen Begebenheit nacherzählt von H. A. von Byern. „Wenn es eine Kugel war, die das Mädchen tötete, dann ist der Schuh zu derselben Zeit gefallen, als wir schossen!" Ramminger schwieg. Plötzlich fuhr er empor. „Aber, Hell mut, wenn ich Dir nun versichere, daß der Bock meine Kugel haben muh! Er ging ja mit krummem Rücken ab, schwerkrank!" „Glaube ich gern aber ein Geschoß kann auch dann, wenn es ein Stück Mild glatt durchschlagen hat, noch genug Unheil anrichten! Im übrigen wird ja die Nachsuche morgen alles aus klären!" Unterdessen hatte Sartorius einen Bleistift vorgezogen und gespitzt. „Ich möchte wenigstens, ehe der Amtsrichter kommt, die Lage der Toten und ihre Umgebung skizzieren; hast Du nicht vielleicht irgend ein Stück Papier bei Dir?" Ramminger griff in die Tasche: „Nein!" „Aber Du erhieltest doch vorhin einen Brief; sieh' doch mal nach, ob da nicht ein halber Bogeü übrig ist." „Einen Brief! — Ach, richtig, den hatte ich ganz vergessen." Das ruhige Auge des Staatsanwalts verfolgte aufmerksam jede Bewegung des Sprechers. Schließlich zog Ramminger das nur wenige Zeilen aufweisende Schreiben hervor, riß die Hälfte des Papiers ab und reichte sie Sartorius. Eine Weile war es still zwischen den beiden Männern, nur der Nachtwind raunte und rauschte in den Wipfeln, dann sah Sartorius nachdenklich auf: „Weißt Du eigentlich, Werner, daß wir die Tote da heute schon einmal gesehen haben?" „Was?" „Ja, es ist dieselbe Fremde, welche wir auf der „Friedens höhe" beobachteten." „Na, erlaube mal, das läßt sich denn doch wohl nicht mit Bestimmtheit feststellen!" „Du könntest es, wenn Du wolltest, Werner!" „Ich?! Aber wieso denn?" „Weil Du der Einzige bist, der das Mädchen durch das Fernglas gesehen hat!" „Erlaube mal " „Es hat wirklich keinen Zweck, lieber Werner, baß Du diese Tatsache mir gegenüber in Abrede stellen willst, da ich mit eigenen Augen beobachtete, wie Du die Fremde vom Earten- zimmer aus durchs Fernglas betrachtetest." gesandt, das m der britischen Presse als eine politische Sensation von außerordentlicher Bedeutung erklärt wird. In dem Telegramm heißt es unter Bezugnahme auf den kürzlich den Papst und den König von England gepfloge nen Briefwechsel, das irische Volk sei sicher, daß die im Namen des Königs Georg gesandten Zweideutigkeiten ihm nicht gerecht würden. Das irische Volkglaube nicht, daß es dem britischen König Treue schulde. Die Unabhängigkeit Irlands sei formell von den gewählten Vertretern Irlands verkündet und durch die nachfolgende Volksabstimmung anerkannt worden. Irland sehne sich danach, in Frieden und Freundschaft mit dem britischen Volke wie mit allen andern Völkern zu leben. In London ist man bestürzt, was in den Blätterstim men seinen deutlichen Ausdruck findet. „Pall Mall and Globe" schreibt, de Valcras Telegramm habe eine Krise in der irischen Frage herbeigeführt. Die Lage sei äußerst ernst. Lloyd George mache die größten Anstrengungen, um einen Bruch zu vermeiden, der angesichts einer solchen Herausforderung fast unvermeidlich scheine. „Daily Chronicle" sieht eine allgemeine politische Krise voraus. Lloyd George hält die Fortsetzung der irischen Konferenz für unmöglich, „wenn de Valeras An sicht von der irischen Regierung geteilt werden sollte. Es wird von einer Auflösung des Parlaments und von Neu wahlen gesprochen, die unter der Losung „Soll Irland im Reiche verbleiben?" stattsinden würden. Inzwischen wird, so beißt es, Lloyd Georges Teilnahme an der W a sh ing - toner Konferenz in Frage gestellt. Wett- und VottswirischE. Der Stand der Mark. Die nachstehende Tabelle besagt, wieviel Mark für 160 Gulden, 166 dänische, schwedische, norwegische, österreichische, ungarische oder tschechische Kronen, 100 schweizerische, belgische und französische Frank, 100 italienische Lire, sowie für 1 Dollar und 1 Pfund Sterling gezahlt wurden. („Brief" --- angeboten; „Geld" --- gesucht.! Börsenplätze Lolland . .. Gulden Dänemark ,. Kronen Schweden .. Kronen Norwegen .. Kronen Schweiz . . . Frank Amerika .. . Dollar England .. . Pfund Frankreich . . Frank Belgien. . . . Frank Italien .... Lire Dt.-Osterreich Kronen Ungarn.... Kronen Tschechien.. . Kronen SL. 1». Geld § Brief 6614,3ö!s6SS.6S 3183,80 3193,20 3876,1(13883,90 2147,86 2132,15 3961.99 3058,10 167,33 137,67 659.30! 860,70 1199,7511202.25 1196,30! 1198,70 659,30! 660,70 8,73! 8,79 20,47! 20,53 174,80! 175,20 LL. IV. Stand Geld 1 Brief 1.8. 14 5204,75 5215,25 2947,05!2S5?,95 3593,40,3603,60 1978,00!l 982,00 2857,10 2832,90 155,34! 155,66 612.35, 614,15 1137,85,1140,15 1119.55 1121,65 615,35! 616Z5 9,18j 9,22 21,47i 21,53 162M 162,70 170 Mk. 112 „ 112 „ 112 . 72 „ 4,40„ 20Z', 80 „ 80. 8", 85. 85. * Die Herabsetzung der Frachttarife zwischen Amerika und Europa. Aus Newyork wird gemeldet, daß die Herabsetzung aer Frachttarife, die das Shipping Board mit den Vertretern aer Schiffsgesellschasten für Europa vereinbart hat, bei der ! Beförderung von Metallen 15 bis 20 Prozent, bei Beförderung oon Fleisch und anderen Konserven 30 bis 35 Prozent beträgt -Getreide gehört nicht zu den Artikeln, für Lie Ler Frachtsatz -erabgesetzt wurde. 4- Aufhebung der Wirtschaftsstellen für Kaffee und Tee. Nachdem vor einiger Zeit die Ein- und Ausfuhr von Roh kaffee und von Tee freigegeben worden ist, sind jetzt die Wirt- schastsstcllen für Kaffee und Tee vom Reichsminister für Er nährung und Landwirtschaft aufgehoben worden. Um Miß verständnissen Vorzug engen, wird jedoch darauf aufmerksam gemacht, Laß dadurch keine völlige Freiheit in der Ein- und Ausfuhr von Kaffee geschaffen worden ist. Die Einfuhr von Kafseeschalen, gebranntem oder geröstetem Kaffee und von Kafferpulver, Kaffee-Essenz und die Ausfuhr der beiden letzt genannten Waren ist nach wie vor gesperrt. S^ueske Meldungen. Lis öchmiWr MMr Amrdel. So; ra. Während einer Fahrt von Sofia nach Küstendil wurde der bulgarische Minister Dimitrow ermordet. Die Hilfsmaßnahmen für die Beamten. Berlin. Im Beamtenausschuß des Preußischen Landtage? erklärte ein Vertreter Les Finanzministeriums, daß die in Aussicht genommene Aktion zugunsten der Beamten noch nicht stattfinden könne, weil die Verhandlungen mit dem Reiche noch nicht zu Ende geführt seien. Die Besetzung durch Reichswehr. Berlin. Die an Deutschland fallenden Teile Deutsche Oberschlesiens sollen Lem Wehrkreiskommando 3 unterstellt und infolgedessen durch Truppen der in Brandenburg und Schlesien liegenden 3. Division besetzt werden. Zur Verlegung nach Oberschlesien kommen in Frage: Kompanien des mit seinen Bataillonen in Schweidnitz, Hirschberg, Glatz, Brieg, Neiße und Breslau liegenden 7. Infanterieregiments, zwei Batterien der in Schweidnitz liegenden 1. Abteilung des Artillerieregiments Nr. 3 und eventuell Teile der Reiterregimenter Nr. 7 und 8, die zur 2. Kavalloriedivision Breslau gehören. Polnische Rachedrohungen. Beuthen. In mehreren Ortschaften der an Polen fallenden Gebiete macht sich bereits ein zunehmender polnischer Ter ror bemerkbar. Deutsche Bewohner erhalten in Massen Drohbriefe, in denen ihnen Rache angekündigt wird für den Augenblick, in dem Lie polnische Armee einrücken würde. Rücktritt Graf Praschmas. Oppeln. Wie gemeldet wird, hat der deutsche Bevollmäch tigte des Mstimmungsbezirks Oberschlesien, Graf Praschina, unmittelbar nach der Veröffentlichung der Entscheiduna des Völkerbunbsratcs sein Amt nicdergelegt. Zwei „Sieger". Oppeln. Wie verlautet, soll mit der Übernahme der ober- schlesischen Kreise durch Polen Korfanty zum Generalgon- vernenr für Oberschlesien ernannt werden, während General Haller den Posten des militärischen Oberbefehlshabers be kleiden wird. Beide werden sich beim Einzug Pilkudskis in Oberschlesien in dessen Begleitung befinden. Bistum Kattowitz. Knttowik. Der polnisch werdende Teil Oberschlesiens wird ein besonderes polnisches Bistum bilden, Sitz des Bischofs Wird Kattowitz sein. Das Bistum wird dem Erzbistum Krakau oder Posen zugeteilt werden. Ein vorgeschichtlicher Urnenfricdhof aufgcdeckt. Köslin. In Rosznow bei Köslin ist bei einer Wasserwerk anlage ein großes Urnenfeld aufgedeckt worden, das etwa 40 Quadratmeter groß ist und flach unter der Erde liegt. Leider and die ersten Urnen zerstört, die übrigen bisher aufgedeckten -her ziemlich gut erhalten geborgen worden. Außer den Urnen fand man auch Teile von Eisen- und Bronzewaffen. Aus Stadt und Land. Mitteilungen für diese Rubrik nehmen wir immer dankbar entgegen. Wilsdruff, am 24. Oktober. LH Des Geldes Wert und Unwer- Jemand hat ein Stück Seife. Sein Besitz erscheint ihm zu klein. Er nimmt daher eine Schüssel mit Wasser und verwandelt seine Seife in I Schaum. Dieser Schatz an Seifenschaum ist nun zwar ziem- I lich umfangreich, wird aber bald zu einer trüben Flüssigkeit, ' die zudem schnell verdirbt. Genau so geht es uns mit unserer Valuta. Der Lohn- oder Gehaltsempfänger kann sich den Vorgang auch folgendermaßen veranschaulichen: Früher ver diente er hundert Mark, jetzt sind es tausend Groschen, und bald werden es zehntausend Pfennige fein. Vielleicht müssen wir noch die Dezimalrechnung zu Hilfe nehmen. Am 2. Ja nuar 1920 kostete eine deutsche Mark in Newyork 8,1 Pfennig Friedenspreis, seitdem ist sie, mit einigen Rückschlägen, dau ernd gefallen, gegenwärtig kostet sie weniger als 3 Pfennig. An diesem Weltwert unserer Mark, also an der Valuta, ge messen, sind unsere Lebensbedürfnisse, aber auch unsere Ein künfte, zurzeit so „billig" wie in der guten alten Zeit. Sieht man die Sache von dieser Seite an, so ist selbst der nieder drückende Zustand der dauernden Marrentw erlang nicht ganz ohne Licht und Segen, denn er versetzt uns in die Lage, immer mehr Arbeiter und Angestellte zu beschäftigen, so daß bei uns die Zahl der Arbeitslosen sinkt, während sie in andern Ländern fortgesetzt steigt. Freilich müssen wir uns an ein schlichtes Leben gewöhnen und müssen auf jede Auslandszufuhr, außer von Rohstoffen, Verzicht leisten, und zwar bewußt und frei willig. Dann werden Wir auch die Prüfungen dieser Zeit überstehen, und bessere Zustände werden eintreten. Aber man halte seine Lände rein und betrüae lick nicht selbst. Man hatte „Und darin findest Du etwas Auffälliges?!" „Nein — darin nicht — aber in Deinem Versuch, die Tat sache zu verheimlichen!" „Hellmut!" Sartorius schob gelassen die Zeichnung in seine Tasche und sah Ramminger prüfend an: „Lieber Junge, es ist das beste, wenn wir mal ganz offen miteinander reden, und ich bitte Dich, bei dem, was ich Dir jetzt sage, sagen muß, ganz ruhig zu bleiben und mich nicht mißzuverstehen. Also: Du hast die Tote nicht nur gesehen, Du kennst sie auch, aber Du sträubst Dich mit Händen und Füßen, in diese Angelegenheit verwickelt zu werden, weniger mit Rücksicht auf Dich selbst als um Deiner Braut willen!" Ramminger war aschfahl geworden, aber er schwieg. „Und wenn ich Dir nun verspreche," nahm der Staats anwalt wieder das Wort, „soweit es mir meine Pflicht zuläßt, kein Wort von dem weiterzuerzählen, was Du mir sagst, willst Du mir auch dann noch jede Auskunft verweigern? — Be denke, daß Du in Deinem eigensten Interesse sprechen mußt!" Er hielt inne, noch immer den forschenden Blick fest auf den Freund gerichtet: „Bedenke doch, Werner, Dein Schweigen ist das Törichste, was es geben kann!" Da trat Ramminger einige Schritte zurück, aber im nächsten Augenblick hatte er sich wieder in der Gewalt: „Sag' mir mal ganz offen, lieber Hellmut, glaubst Du, daß ich ein Mörder, ein gemeiner Totschläger bin?!" Sartorius legte begütigend die Hand auf den Arm des Freundes: „Nein, das glaube ich nicht, dazu kenne ich Dich zu genau, aber man kann sich in einem Augenblick höchster seelischer Erregung zu einer verhängnisvollen Tat hinreißen lassen, in plötzlicher Aufwallung handeln, — das wäre dann» nach juristi schen Begriffen „Körperverletzung mit tödlichem Ausgang!" „Also das ist es, was Du vermutest!" sagte Ramminger tonlos, und er holte tief Atem. „Schließlich käme auch noch sahrlässige Tötung in Be tracht," begann Sartorius wieder, „aber vorläufig sind das alles nur Vermutungen, erst müssen wir den ärztlichen Befund ab warten. — And nun sage mir offen und ehrlich, als Freund zum Freund, was Du von der Toten weißt!" „Sie ist eine Schauspielerin aus der Residenz, aus D." „Und der Name?" „Herta Wendt!" „Was? Dock nicht etwa die bekannte Hoffchauspielerin?" „Dieselbe!" — „So; und nun, Werner — welche Beziehungen hattest Du zu ihr?!" „Sie stammt aus meinem Heimatsdorfe, war die Tochter des»dortigen Lehrers, wir waren seit unserer Kindheit befreundet, und ich ging noch als Student im Hause ihres Vaters ein und aus." „Eure Bekanntschaft war eine intime?" „Was verstehst Du darunter?" „Na, herrje eben „intim". „Aha, ich verstehe! — Aber ich versichere Dir auf mein Wort, daß Du im Irrtum bist; wir brauchen uns in keiner Hin sicht etwas vorzuwerfen und waren uns schon damals klar, daß an eine Heirat nicht zu denken sei." „Aber ihr standet miteinander im Briefwechsel, — auch jetzt noch?" „Ist die Beantwortung dieser Frage wirklich so wichtig?" „Sonst würde ich sie nicht gestellt haben. — Uebrigens, wie kam denn das Mädel so plötzlich nach Dobra? Ich nehme an, daß Du als Bräutigam den Briefwechsel aus begreiflichen Gründen eingestellt hast!" „Gewiß, aber vor einigen Tagen schrieb mir Herta, Fräu lein Wendt, sie wünsche mich noch einmal zu sehen und, na, Du weißt ja, Künstlerinnen haben so manchmal ihre Launen." „Und Du hast den Brief beantwortet?" „Es blieb mir ja nichts anderes übrig; ich bat sie natürlich, von ihrer Absicht Abstand zu nehmen, aber wie Du siehst, blieb meine Bitte ohne Erfolg." „Nun sage mal, aber ganz ehrlich, mein alter Junge: der Eilbrief den Du heute Nachmittag bekamst, war der nicht auch von Fräulein Wendt geschrieben?!" Ramminger zögerte einen Augenblick: „Ja!" „Was enthält er? Darf ich ihn einmal lesen?" „Bitte!" Sartorius nahm den halben, etwas zerknüllten Bogen, trat dicht an die Laterne heran und las: „So ohne weiteres wirst Du mich nicht los! Ich komme heute und werde Gelegenheit finden, Dich allein, ohne Zeugen zu sprechen! — Aus Wiedersehen! H." Langsam wandte sich der Staatsanwalt um: „Darf ick den Brief behalten?" „Aha, er soll wohl zu den Men gelegt werden?" (Fortsetzung folgt.)