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- Erscheinungsdatum
- 1921-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192108201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19210820
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19210820
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
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Jahr
1921
-
Monat
1921-08
- Tag 1921-08-20
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Monat
1921-08
-
Jahr
1921
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sämtliche Ersatzstoffe als minderwertige Notstofse. Nur die heimischen Arzneipflanzen machen eine rühmliche Aus nahme; sie hatten sich keineswegs als minderwertig er wiesen, so daß sich die Wissenschaft im Hinblick auf die Zukunft mit großer Energie der Untersuchung unserer Heilpflanzen annahm. Die Folge davon war, daß sogar Pflanzen, die bisher noch nicht zum Arzneischatz gehörten, ausgefunden wurden, an deren Bedeutung bisher kein Mensch gedacht hatte, wie z. B. das Hirtentäschelkraut. Wir dürfen also mit Sicherheit erwarten, daß auch weiter hin Arzneipflanzen bei uns in großen Mengen gesammelt werden, wodurch unserem Vaterlande ganz erhebliche Summen erhalten bleiben, die sonst das Ausland fchlucköu würde. Einsichtsvolle Behörden sahen sich in richtiger Würdi gung dieser Tatsache veranlaßt, die Bevölkerung zum emsigen Sammeln von Heilpflanzen aufzufordern, was sich unsere Großsirmen dadurch zunutze machen, daß sie über ganz Deutschland ein Netz von Sammelstellen aus spannen und nun wie die Fischer auf die Beute warten, um den Fang zu bergen. In Thüringen und Franken, wo von altersher Hunderte von Familien ihr Brot durch Kräutersammeln finden, hielt es nicht schwer, eine Ausdeh nung dieses gesunden und interessanten Berufes zu er wirken, aber dort, wo das „Unkraut" bisher unnütz ver blüht und vertrocknet, wo die Leitte zu schwerfällig sind, um sich neuen Verhältnissen anzuordnen, stößt man natur gemäß auf allerlei Widerstände, die nur allmählich zu überwinden sind. Hier muß der Idealismus unserer bo tanisch gebildeten Lehrer, Apotheker, Förster, Ärzte helfen; die Lehrer müssen die Schüler anweisen, Apotheker müssen versuchen, Sammler zu werben, Förster müssen die Beerensammler belehren und Ärzte ihre Patienten. Jeder muß durchdrungen sein von der volkswirtschaftlichen Not wendigkeit des Arzneipflanzensammelns, dann wird es ihm auch gelingen, selbst in unserer Zeit der Erwerbs- losenunierstützung Sammler zu finden; Invaliden, Kriegs beschädigte, ältere Frauen und Männer und vielleicht auch durch die Geldentwertung verarmte kleine Rentner. In der Provinz Sachsen, in einer Gegend, wo früher kein Mensch daran dachte, Heilkräuter zu sammeln, verdienen setzt Leute durch das Sammeln 50 bis 100 Mark täglich, wenn sie geschickt und fleißig sind. Da ist Wohl zu er warten, daß in anderen Gegenden mit reicherem Floren bestand noch größere Einnahmen zu erzielen sind. Wenn über zu geringe Entlohnung geklagt wird, so liegt das meistens am Sammler selbst; er sammelt an verkehrten Stellen und die unrichtigen Pflanzen. Lohnend ist das Sammeln nur da, wo die Pflanzen wirklich in großen Mengen vorkommen, und dann darf nicht jeder das leicht zu erreichende vor der Tür wachsende Unkraut sammeln, sondern er muß darauf bedacht sein, wertvolles Material nach Hause zu bringen. Wenn jemand nur hier und da wie ein Botaniker ein vereinzeltes Exemplar einheimst, so darf er sich natürlich nicht wundern, wenn er abends enttäuscht nach Hause kommt; er wird das neue Gewerbe verwünschen und selbst dann keinen Verdienst erzielen, wenn ihm der Händler seine paar Pfund Kräuter zu Phantasiepreisen abkauft. Und das ist gut so, besonders im Interesse des Heimatschutzes, des Schutzes unserer seltenen Pflanzen, für die unsere Botaniker zittern und weswegen sie dem Sammeln von Arzneipflanzen nicht immer wohlwollend gesinnt sind. Weiß der Sammler eist einmal, daß nur das Sammeln größerer leicht erreich barer Mengen lohnend ist, so schont er ganz von selbst die Seltenheiten. Bei der starken Nachfrage nach Arzneipflanzen kann nun der Fall eintreten, daß im Laufe der Jahre trotz guter Sammelorganisationen das nötige Material nicht mehr aufgebracht werden kann. Bei der immer intensiver ar beitenden Landwirtschaft, durch die Kultur der Verbände, durch die Ausnutzung der Moore und ihrer Umarbeitung zu Wiesen und Ackerland wird der Bestand an wildwach senden Pflanzen langsam geringer. Der Handel wird in folgedessen wieder an den Import aus Rußland, Jugo slawien usw. denken, wenn nicht bet Zeiten ein Weg ge sunden wird, um die aussterbenden wilden Arznei pflanzen zu ersetzen. Das kann nur durch den Anbau auf Garten- oder Ackerland geschehen. Heute schon werden über 5000 M. für den Morgen an Reingewinn erzielt, und da wir in Deutschland neuerdings zwei staatliche In stitute besitzen, die sich mit der Erfassung der Kultürbe- diugungen für Arzneipflanzen beschäftigen, so wird sich sicher der Verdienst noch erheblich steigern lassen. Wir haben es also auf dem Gebiet der Arznei pflanzenbeschaffung völlig in der Hand, unsern Hauptbe darf bei guter Verdienstmöglichkeit im eigenen Lande zu decken, wenn rationell gearbeitet wird, und wenn die Schwerfälligkeit und die Furcht vor dem Neuen, die die meisten Menschen erfüllt, überwunden werden können. Dr. W. Welt- und Volkswirtschaft. Der Stand der Mark. Die nachstehende Tabelle besagt, wieviel Mark für WO Gulden, 160 dänische, schwedische, norwegische, österreichische, ungarische oder tschechische Kronen, 160 schweizerische, belgische und französische Frank, 100 italienische Lire, sowie für I Dollar und 1 Pfund Sterling gezahlt wurden. („Brief" --- angeboten; „Geld" ---- gesucht.) Börsenplätze 18. 8. Geld Brief 17. 8. Geld Brief Stand 1.8. 14 Holland . .. Dänemark . . Schweden . . Norwegen .. Schweiz .. . Amerika .. . England . . . Frankreich . . Belgien. . . . Italien . . . . Dt.-Osterreich Ungarn . .. . Tschechien.. . Gulden Kronen Kronen Kronen Frank Dollar Pfund Frank Frank Lire Kronen Kronen Kronen 2592,4 2597,60 1368,60 1371,40 1775,70 1779,30 1088.90 1091,00 1416.05 1418.95 83,41 304,15 647,35 634,35 359,60 9,88 22,07 101,45 83,59 304,85 648,65 625,65 360,40 9,92 22,13 101,75 2882,10 2887,00 1543,45 1546,55 1998,00 2002,00 1208,75 1211,25 1498,50 1501,50 90,90 348,15 695,30 691,30! 393,6(1 10,58! 22,77! 103,85 91,10 348,85 696,70 692.70 394,40 10,62 22,83 104,15 170 Mk. 112 . 112 „ 112 „ 72 „ 4,40. 20,20. 80 . 80 . 80 . 85 . 85 . 85 „ Nah und Fern. O Die Sammlungen für Oberschlesien haben in Bor kum fast 46 000 Mark, in Norderney 36 000 Mark, in Bad Bildungen 51 000 Mark, in Rügenwalde 10 500 Mark und M Kolberg fast 16 000 Mark gebracht. Niese Ergebnisse stehen in einem erfreulichen Gegensatz zu den geringen Er- Aägen in den von zahlreichen Kriegsgewinnlern und ^roßschiebern besuchten Seebädern Swinemünde und Heringsdorf. O Todessturz eines Neffen des Ministers Rosen. Der 17jährige Berliner Hochschüler Erich Rosen, ein Nesse des deutschen Ministers des Äußern, ist, einer Meldung aus Innsbruck zufolge, auf dem Brenner tödlich verun glückt. Die Leiche wird nach Berlin gebracht. O Bankrotterklärung im großen. Fünfzig Landgemeln- den des thüringische» Kreises Sonneberg beschlossen dis Zahlungseinstellung. Sie wollen die Anleihewirtschaft nicht mehr fortsetzen. O Die schwarzen Sulturbringer im Rheinland. In Diez a. Lahn wurde am Abend des 17. August eine Poli zeipatrouille auf die Hilferufe einer weiblichen Prrson aufmerksam und konnte feststellen, daß ein farbiger franzö sischer Soldat ein Mädchen überfallen und zu Boden ge worfen hatte, um es zu vergewaltigen. Bei dem Er scheinen der Polizeibeamten ergriff der Soldat die Flucht, konnte jedoch festgenommen werden und griff darauf mit blanker Waffe die Beamten au. Er wurde niederge schlagen und dann der französischen Behörde übergeben. Es ist dies bereits der fünft« unsittliche Angriff, der durch farbige französische Soldaten in Diez verübt wurde. O Entdeckung eines Marmorfeldes. Bei Erdbach km Dillkreis hat ein Steinbruchpächter im Kalkvorkommen ein großes geschlossenes Marmorseld entdeckt. Nach Ansicht der Sachverständigen ist es ein ausgesuchtes Material und ein guter Ersatz für ausländischen Marmor. O Thunfische in nördlichen Gewässern. Als fetten« Gäste in nördlichen Gewässern traf dieser Tage ein Geste- münder Fischdampfer in der Nähe der Shetlandinseln große Scharen von Thunfischen an. Die Besatzung des Fischdampfers machte mit Harpunen auf die Thunfische Jagd. Da die Tiere zu Hunderten und im dichtesten Ge dränge das Schiff umschwärmten, war es nicht schwer, sie zu harpunieren. Im ganzen erlangte der Fischdampfer 18 Thunfische, für die ein Erlös von nahezu 8000 Mark erzielt wurde. O Vier Pestfälle in Paris. Wie aus Paris gemeldet wird, sind dort im Juli drei Pestfälle festgestellt worden. Die Erkrankten sind aber sämtlich wieder hergestellt wor den. Anfangs August wurde ein neuer Pestkranker in ein Krankenhaus eingeliefert, dessen Zustand sich aber gleich falls wesentlich gebessert hat. Wie der Direktor der öffent lichen Gesundheitspflege bekanntgibt, ist für die Bevölke rung kein Grund zur Beunruhigung vorhanden, da alle Vorsichtsmaßregeln gegen eine Verbreitung der Seuche getroffen wurden. Ö Ein neuer Stern? Eine aus Cambridge (Amerika) an die Zentralstelle für astronomischen Nachrichtendienst in Brüssel gerichtete Depesche meldet, daß am 7. August bei Sonnenuntergang mit bloßem Auge ein Stern beob achtet werden konnte, der in seinem Glanze der Venus gleich war und südöstlich der Sonne stand; es handelt sich wahrscheinlich um einen Kometen oder einen neuen Ster Nocy em Werllonzern zufammengebrochen. Der Zu sammenbruch der Wettkonzernc fordert weitere Opfer. Der Konzern Arthur Müller u. Co. in Karlshorst—Berlin sieht sich gleichfalls außerstande, seinen Verpflichtungen nachzukommcn und hat seine Liquidation angemeldet. Der znsammengebroechene Herr Köhn hatte behauptet, daß er zur Stützung des Müller-Konzerns 6 Millionen Mark hcrgegeben habe. Trotzdem betragen die Passiven des Müller-Konzerns etwa 8 Millionen, den kaum -4 Millionen an Aktiven gegenüberstehen sollen. O Dr. Karl Lanz gestorben. Kommerzienrat Dr. Lanz, einer der bekanntesten Großindustriellen Deutschlands, ist in Mannheim nach langer Krankheit gestorben. Er hat ein Alter von 48 Jahren erreicht. Bunte Tages-Chronik. Freiburg i. Br. Die Gattin des früheren Reichskanzlers Fehrenbach ist hier nach längerem Leidest gestorben. London. Es wird gemeldet, daß in Aserbeidschan (Persien) die Cholera wütet. Die Anzahl der Toten beträgt täglich 600 bis 1000. Neapel. Seit einigen Tagen bemerkt man eine gesteigerte Tätigkeit des Vesuvs. Vermischtes. 1 Vermahlung der Kartoffel mit der Tomate. In Weiterführung des von Tschudi entdeckten Verfahrens des Aufpsropfens von Tomatenreisern auf Kartoffelpflanzen ist der Professor der Botanik an der naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rennes, Daniel, neuerdings dazu übergegangen, den umgekehrten Weg einzuschlagen und Kartoffeln aus Tomatenpflanzen aufzupfropfen. Er hat dadurch neben den in der Erde ruhenden Kartoffeln in der Luft hängende Früchte erzielt und durch diese Oku lierungsmethode eine Kartoffelsorte gezüchtet, deren ver borgene Knollen ihren Wohlgeschmack vollständig erhalten, während die sichtbaren Knollen allerdings als wohl schmeckendes Nahrungsmittel nicht in Frage kommen. Wenn diese letztgenannten aber auch einen schlechten Ge schmack haben, so bilden sie dafür ein um fo wertvolleres Saatgut; denn die aus ihnen gezüchteten Kartoffeln sind immun gegen den von den Landwirten so sehr gefürchteten Kartoffelpilz, der die Ursache der als Zellen- oder Kraut säule bekannten Kartoffelkrankheit ist. Professor Daniel gab der Meinung Ausdruck, daß mit der neuesten Oku lierung die Reihe der „Zwillingsgemüse" durchaus nicht erschöpft ist, daß sich nach dieser Richtung vielmehr auf dem Gebiete der Landwirtschaft und des Gemüsebaues noch unbegrenzte Ausblicke eröffnen. Ein Kampf um die Weltmeisterschaft im — Fressen. In den Vereinigten Staaten wird demnächst eine Wette zum Nustrag gebracht tnerden, die über den Titel des Welt meisters im Essen entscheiden soll. Die beiden Wettenden sind die Herren Consumo aus Chicago und Bongo aus West Hammond. Der letztgenannte weist darauf hin, daß er mühelos 5 Pfund Rindfleisch, 3 Hühner, 9 Meter Knack würste und 4 gebratene Heringe vertilgen könne, während der erstgenannte sich rühmt, daß es ihm ein leichtes sei. 54 Honigwaben, 32 Dutzend Austern, 2 kleine Lämmer nebst zwei Büchsen Corned Bees zu verspeisen. Um sich bei Appetit zu halten, trinkt Bongo bei der Trainerarbeit 4 Liter Bier, während der attoholfeindliche Consumo sich mit 5 Liter Milchkaffee zu stärken pflegt. Die Wettbedin gungen lauten dahin, daß beide so lange essen, bis einer fein Unvermögen erklärt, weitere Lebensmittel zu sich zu nehmen. Wer die Wette verliert, hat, was bei den heuti gen Preisen schwer ins Gewicht fällt, auch noch die Kosten des Essens des glücklichen Konkurrenten zu bezahlen. Neueste Meldungen. Ein deutsch-italienisches Handelabkomme«. Berlin. Wie verlautet, haben Verhandlungen zwischen deutschen und italienischen Regierungsvertretern zur Abfassung eines Handelsabkommenentwurfs geführt. Der Entwurf, der noch keine endgültige Formulierung erhalten hat, liegt zurzeit dem italienischen Ministerium der auswärtigen Angelegen heiten zur Begutachtung und Beschlußfassung vor. Banderlip für Ermäßigung der NeparationSlaflrm Berlin. Vanderlip, der von Berlin nach Prag abgcreist ist, erklärte hier einem amerikanischen Pressevertreter, er glaube nicht, daß Deutschland, obwohl es schwer arbeite, in die Laue i rsmme, seine» Staatshaushalt ins Weichgewicht zu bringe». Das weitere Sinken der Mark erschwere die Stellung der Re gierung außerordentlich. Er hat in Besprechungen mit dem Kanzler und einigen Ministern die Überzeugung gewonnen, daß diese sich auf das ernsthafteste bemühen, aber die Aufgabe sei wohl zu groß, als daß ein Erfolg erwartet werden könnte. Früher oder später werde man eine Änderung oder einen Aufschub der Reparatiousforderungcn eintrete» lasse» müssen. Französisches Kriegsmaterial für Polen. Danzig. Ein polnisches Schulschiff hat kürzlich auf der Reede vor Gedingen 1094 Tonnen Munition und Kriegsmate rial in Kähnen geschleppt. Das übrige Kriegsmaterial wurde auf dem Eisenbahnwege nach Thorn gebracht. Das Kriegs material war französischen Ursprungs. DaS wertlose russische Papiergeld. Lasel. Der schweizerische Bundesrat hat das Ein- und Ausfuhrverbot gegen russisches Papiergeld und. russische Wert papiere aufgehoben in Anbetracht der praktischen Wertlosigkeit dicker Papiere. Die irische Krisis. London. Chamberlain antwortete im Unterhause aus die Frage, ob die Regierung über Irland etwas sagen wolle, daß ihm augenblicklich jede Diskussion über diese Frage uner wünscht sei. Von Regierungsseite wird dementiert, daß in ganz England die Truppen mobil gehalten würden, um nach Irland beordert zu werden. Die Armee in Irland sei noch vorhanden und in der Lage. Unruhen entgegenzutreten. Völkerbundssitzung am 29. August. Pari». Baron Ishii hat den VölkcrbundSrat für de« 29. August nach Genf einberufe«, um über die Oberschlefische Grenzfrage zu berate». Hungernde Plünderer in der Ukraine. Lemberg. SO 000 Hungrige sind in die Ukraine eingedrun-^ gen, haben die Bevölkerung überfallen und ziehen raubend und plündernd von Dorf zu Dorf. Die Bauern der einzelnen Ortschaften setzten sich zur Wehr und es kam zu blutigen Kämpfen. Lom Orientkrieg. Konstantinopel. Die Nationalversammlung in Angora hat die von Frankreich gemachten Vorschläge zur Regelung der Grenzfragen von Lilicien und Syrien angenommen, unter der Bedingung, daß Frankreich einige kleine Änderungen vor nehme. Infolge der griechischen Erfolge werden die Türke« ihre Forderungen gegen Frankreich zweifellos herabsetze» müssen. Die türkischen Verluste sollen an Toten und Verwundeten 18 000 Mann betragen. Aus Stadt und Land. «»>»«»,<« Mr »kt« «»»Ml »tr »mUNlar Wilsdruff, am 19. August. — Die Schwalben verlassen uns! Mancher, der den ent eilenden Freunden des Hauses nachsah, hat sich wohl schon die Frage vorgelegt: Welche Zeit hat eine Schwalbe nötig, um ihre Reis/ nach dem Süden — sagen wir, nach der Nordgrenze Afrikas — zurückzulegen? Eine Brieftaube soll in der Sekunde 40 Meter zurücklegen; eine Schwalbe dagegen bringt es auf 60 Meter. Das macht für erstere in der Stunde 144, für letztere 216 Kilometer. Nehmen wir nun an, daß eine Schwalbe ^m Morgen eines Tages in Deutschland abfliegt, so kann sie, selbst bei Hinzufügung von Ruhepausen, am nächsten Tage bequem überm Mittelmeer in ihrer neuen Heimat anlangen. Die enorme Geschwindigkeit des Schwalbenfluges wurde früher sehr unterschätzt. Man nahm an, der blaue Segler der Lüfte brauche mehrere Tage, um die Reise nach dem Süden zurück zulegen, was wohl aber nur bei ganz wenigen dieser Tiere der Fall ist. — Feuer. Heute srüh ft-4 Uhr hallten Feuersignale in den Straßen unserer Stadt wider. Es brannte der Ringofen der Beeseschen Dampfziegelei, und zwar hatte das Feuer den nördlichen Teil desselben zuerst ergriffen. Bei der Trockenheit des Balkenwerks und des frisch geteerten Daches sand das Feuer willkommene Nahrung. Der Brand wurde schon °/«3 Uhr bemerkt, aber alle Versuche, auf telephonischem Wege Hilfe zu verlangen, waren vergebens, und so mußte der Besitzer die Feuermeldestelle erst durch Boten verständigen lassen. Die Feuerwehr erschien alsbald und nahm die gefährdeten Nach bargebäude kräftig durch zwei Schlauchleitungen so unter Wasser, daß diese erhalten blieben. Als Entstehungsursache wird Selbst entzündung des Kohlenstaubes vermutet. Der Besitzer ist nur zum kleinen Teil durch die Landesbrandkasse gedeckt. Von aus wärtigen Spritzen war die gemeinschaftliche Spritze von Klipp- Hausen-Sachsdorf erschienen; sie brauchte aber nicht in Tätig keit zu treten. — Drei verwegene Einbrecher sind durch den Feueralarm in den Morgenstunden um die erhoffte Diebesbeute gekommen. Sie waren durch die hinter den Häusern der Dresdner Straße befindlichen Gärten durch ein Fenster in die Behausung und den Laden des Schneidermeisters Knappe eingedrungen, hatten Anzugstoffe von den Ballen gewickelt und in einen Korb ver staut, als durch die Alarmzeichen die schlafende Stadt zu neuem Leben erwachte. Die Diebe sahen sich bedroht und ergriffen unter Mitnahme zweier Anzüge die Flucht auf dem Wege, den sie gekommen. Die Sache scheint ihnen aber doch zu gefährlich geworden zu sein, denn bereits im Garten des Cafe Heyne ent ledigten sie sich des einen und in dem des Straßenwärters Lindner des anderen Anzuges, so daß sie nichts erbeutet haben, da sie auch den gefüllten Korb hatten stehen lassen müssen. Stoff und Anzüge haben einen Wert von 10 000 Die polizeilichen Erörterungen sind im Gange. — Ferkelmarkt Wilsdruff Freitag den 19. August: Auf trieb 19 Stück, Verkaufspreis 120—190 — Keine ungünstigen Aussichten für die Kartoffelernte. Aus Görlitz wird gemeldet: Die Kartoffelfelder haben sich in folge der ausgiebigen Niederschläge wieder gut erholt. Da nach fachmännischem Urteil der Monat August der eigentliche Ent wicklungsmonat der Kartoffelknollen ist, wird hoffentlich die be fürchtete Mißernte nicht eintreten. Man wirb jedenfalls gut tun, Alarmnachrichten von einer ausgesprochenen Kartvffelmiß- ernte in allen Gegenden, die zumeist auf nichts anderes hin- zielen, als die Kartoffelpresse in die Höhe zu treiben, einstweilen mit großem Mißtrauen zu begegnen. — Der Landesausschuß Sachsen des Oberschlesier-Hilss werkes läßt „Wolffs Sächs. Landesdienst" einen längeren Auf ruf zugehen, in dem er bittet, dem Unternehmen weitere Unter stützung angedeihen zu lassen, denn die Zahl der aus Ober schlesien Geflüchteten sei riesengroß, und ihre Not ungel euer schwer. Kleidungsstücke und Wäsche werden vor allem gewünscht. — Der Friede zwischen Kirche und Schule in Sicht? Das „Neue Sächs. Kirchenblatt" veröffentlicht folgenden Vorschlag: „1. Die Lehrerschaft verzichtet auf die weltliche Schule; die Kirche verzichtet auf die Bekenntnisschule. Beide einest sich auf die Gemeinschaftsschule. 2. Die Lehrerschaft übernimmt, so weit der Einzelne nicht seine Erteilung ablehnt, den Religions unterricht; die Kirche verzichtet auf jede Beeinflussung. 3. Nur Mitglieder der Landeskirche dürfen Religionsunterricht erteilen. Ueber den Lehrplan entscheidet nicht die Kirche, nicht das Mini sterium, nicht die Lehrerschaft, sondern die Gesamtheit der Re-
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