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linke Rheinufer und das Saarbecken, die von Wilson ab gelehnt wurden. Deutsch-Österreich. X Heraufziehende Kabinettskrise. In Wiener parla mentarischen Kreisen spricht man von einer bevorstehenden Kabinettskrise. Angesichts der Streikbewegung, hinter welcher man einen politischen Sabotageplan der radikalen Elemente der Sozialdemokratie vermutet und angesichts des bisherigen Ausbleibens der angekündigten Finanzhilfe der Entente scheinen die Regierungsparteien sich mit dem Ge danken zu tragen, eine weitere Verantwortung abzulehnen. Großvmannlen. X Amerikanisch-kanadische Marincentente. Die Lon doner Blätter berichten, daß die letzten Kabelmeldungen aus Washington in englischen politischen Kreisen großes Aufsehen erregt haben. Man bestätigt, daß die Union und Kanada eine Vereinbarung zur gemeinsamen Bekämpfung der gelben Gefahr getroffen haben. Offizielle Meldungen sprechen tat sächlich von einer amerikanisch-kanadischen Marineentente. Das kanadische Geschwader geht durch den Panamakanal an die amerikanische Westküste. Italien. x Aitti gegen Zahlung emer deutschen Entschädi gung. In der römischen Presse veröffentlicht der ehemalige italienische Ministerpräsipent Nitti einen neuen Artikel über die europäische Wtrtschafts- und Finanzlage. Nitti hält die allgemeine Situation für sehr ernst und führt auss neue aus, daß Deutschland unmöglich die wahnsinnigen Summen, auf die man rechne, zahlen könne. Am Schluffe spricht Nitti die Hoffnung aus, daß, nur wenn die Vereinigten Staaten, England und Frankreich auf ihre Ansprüche ver zichten würden, Europa vor einer Katastrophe bewahrt werden könnte. Griechenland. X Mordtaten der Benizelisten. Das Mitglied der Militär-Kommission des Königs Konstantin in der Türket, Kommandant Dragumis, ist in Konstantinopel durch einen von einem Venizelisten auf ihn abgefeuerten Reoolverschutz verwundet worden. Der Bruder Dragumis' wurde vor einiger Zeit in Athen anläßlich einer venizettstischen Kund» gebung getötet. Oie Flensburger Vorgänge. Erklärungen des Ministers Severing. Bei Gelegenheit Ler Beratung zweier Nachtragsetats wurde im Hauptausschuß der Preußischen Landesoersamm lung über die wesentlichen Forderungen für die Umbildung der Sicherheitspolizei verhandelt. Der Abg. Polizeipräsident Runge-Neukölln (Soz.) be sprach dabei eingehend Lie Stellung der Alliierten und machte Vorschläge zur größeren Beionung des rein zivilen Charakters der Sicherheitspolizei. Dann verlangte er vom Minister Severing Auskunft über die Flensburger Vor gänge. Minister Severing schob die Schuld an den traurigen Vorgängen auf einen Denunzianten, der von der Polizei nicht angeslellt, sondern sich freiwillig zur Verfügung stellte, wahrscheinlich um Geld zu verdienen. Die Angaben dieses ehemaligen Polizeibeamten seien so unwahrscheinlich ge wesen, daß die Flensburger Polizei weitere Nachforschungen abgelehnt hätte. Der Sipo-Kommandeur, Major von Plüskow, habe aber ohne Fühlungnahme mit der Polizei Haussuchungen vorgenommen, die ergebnislos waren. Trotz dem sei einer der angeblichen Hauptführer an der Ver schwörung verhaftet und gefesselt worden. Dieser sei bei einem angeblichen Fluchtversuch erschossen. Oberpräsident und Regierungspräsident hätten sofort eine Untersuchung ein geleitet und Herrn v. Plüskow und die beiden anderen Polizeibeamten des Dienstes enthoben. Die spätere Ver teidigung der Kaserne durch die Sicherheitspolizei billigt der Minister ausdrücklich, sowohl was das lange Zögern, als auch den endlichen Waffengebrauch anbetrifft. Der Minister erklärte dann nochmals, daß eine angeb liche Nachtsitzung im Ministerium des Innern mit sozial demokratischen Vertrauensleuten und der Polizei weder nachts noch Tag, sondern überhaupt nicht stattgesunden hat. — Gegenüber Ler Ententenote vom 24. -12. habe er ein sehr gutes Gewissen. Alle Anordnungen für die Reorgani sation der Polizei seien mit ausdrücklicher Zustimmung des bevollmächtigten Vertreters des Generals Nollet getroffen. An der gegenwärtigen Stärke und Bewaffnung der Polizei sowie einer gewissen Beweglichkeit muß festgehalten werden. Andernfalls könne kein Minister die Verantwortung für die öffentliche Sicherheit tragen. In Flensburg tagte eine von 400 Delegierten besuchte Sitzung der Vorstände der Gewerkschaften sowie der Vor stände der S. P. D., der U. S. P. D. und der Vertreter der Betriebsräte. Mit sämtlichen gegen 9 Stimmen wurde eine Entschließung angenommen, in welcher jegliches fernere Zu sammenarbeiten mit den Kommunisten abgelehnt und zum Ausdruck gebracht wird, daß das Verhalten Ler bis aufs Blut gereizten Sicherheitspolizei verständlich und gerecht fertigt erscheint. Außerdem wurde noch folgender Antrag angenommen: »Wir fordern die Auflösung des revolutionären Arbeitslosenrates und die Wahrnehmung der Interessen vertretung der Erwerbslosen durch Vertreter der freien Gewerkschaften." Der Bezirtsoerband der Sozialdemokratischen Partei Schleswig-Holsteins erläßt einen Aufruf im gleichen Sinne wie die Flensburger Partei- und Gewerkschaftsfunktionäre. Die einzig Schuldigen an dem Flensburger Blutbad seien die unverantwortlichen kommunistischen Drahtzieher, von denen die Partei abzurücken habe. Die Parteigenossen von ganz Schleswig-Holstein werden aufgefordert, nur den Weisungen der Parteileitung zu folgen. We!L- und Volkswirtschaft. Der Stand der Mark. Die nachstehende Tabelle besagt, wieviel Mark für !OO Gulden, 100 dänische, schwedische, norwegische, öster reichische, ungarische oder tschechische Kronen, 100 schweizerische, belgische und französische Frank 100 italienische Lire, sowie für 1 Dollar und 1 Pfund Sterling gezahlt wurden. («Brief" ----- angeboten: .Geld" --- gesucht.) Börsenplätze Holland . . Gulden Dänemark . . Kronen Schweden . . Kronen Norwegen . . Kronen Schweiz . . Frank Amerika . . Dollar England . . Pfund Frankreich . . Frank Belgien . . Frank Italien . . . Lire Dt.-Osterreich. Kronen Ungarn . . . Kronen Tschechien . .Kronen 6. 1. Geld f Brief 5. 1. Geld Brief Stand 1. 8. 14 2315,1^2319,85 2362,60 2367,40 170 Mk. 1151,30 1153,70 1171,30!l 173,40 112 . 1483,50 1486,50 1508,45 1511,55 112 . 1158,80 1161,20 1178,80)181,20 112 . — — 1139,851142,15 72 . 71,54'/- 71,70V- 74,67 74,85 4,40. 262,20 262,80 266,20 268,80 20,20. — — 438,55 439,45 80 . 455,50 456,50 460,50 461,50 80 . —— — 257,20 257,90 80 . 15,60 V- 15,04 V- 16,35 V- 16,39 V- 85 . 12,18 12,22 12,10V- 12,14V- 85 . 81,60 8l,80 81,65 81,85 85 . H Zur Verhütung des Viehschmuggels nach dem Auslande hat die Retchsregierung eine Reihe neuer Ab wehrmaßnahmen in Aussicht genommen, so eine Verstärkung der Zollwachen, eine Transportkontrolle, eine Hinterlands kontrolle. Einführung von Transportscheinen, Verbot des Weidens an der Grenze und des Viehtreibens in der Nacht, Wegesperrung für Wiederkäuer an der Grenze mit Aus nahme bestimmter Straßen. Zemut steigeren! Sichern Sie sich sofort eine HM8i-Dachziegel-MWne für Handbetrieb (D. N. P. und Weltpatente) Herstellung von Zement-Dachziegeln aus vor handenen Rohstoffen (Kies, Sand usw.) auch un- mittelbar a.d. Baustelle im leichtesten Handbetrieb. Große Ersparnisse. Beste Kapitalsanlage, da Bedarf an Dachziegeln unbegrenzt. Verlangen Sie Druckschriften v äWI-Werke Abt. II j 049. Berlin-Johannisthal. Gräfin Pia Roman von H. Tourths-Mahler. 28. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Trotzdem er nach und nach auf allen Nachbargütern (Besuch gemacht hatte und oft zu allerlei Festen geladen war, (gefiel es ihm immer wieder in Buchenau am besten. In der l-Rachbarschast forschte man ihn eifrig aus über den Einsiedler foon Buchenau und seine junge Tochter. Und zugleich hörte « mancherlei Einzelheiten aus jener Zeit, da eine zweite Müfin in Buchenau gelebt hatte. Die widersprechendsten -Ansichten bekam er zu hören. Nur in einem Punkte waren ^alle einig — daß die zweite Frau des Grafen ein wunder- bor schönes, junges Weib gewesen sei. Man bedauerte den Grafen allgemein — aber allgemein machte man ihm den Borwurf, daß er sein« junge Tochter Mn seiner Weltabgeschiedenheit teilnehmen ließ. Für sich -selbst hätte er dies Einsiedlerleben aufrecht erhalten dürfen, so lange er wollte, aber die Komtesse durfte er nicht dazu verdammen. Am energischsten verfocht diese Ansicht die Waronin Soltau. Sie bestürmte auch Hans von Ried, so fvft sie ihn sah, er möge sich der armen kleinen Komtesse er barmen und dem Grafen oorstellen, daß diese unbedingt (hinaus müsse in die Welt. Hans von Ried hatte darauf -erwidert: „Sie müssen nicht glauben, Frau Baronin, daß sich Komtesse Pia unglücklich fühlt in dieser Weltabgeschiedenheit. Ich habe noch selten eine fröhlichere, zufriedenere junge Dame gesehen als sie. Und Graf Buchenau hat sich von den edelsten Gefühlen und Motiven bestimmen lassen, seine Tochter von der Welt fernzuhalten." Die Baronin, eine hübsche, stattliche Dame in den besten fahren, hatte energisch den Kopf geschüttelt. „Seme Motive mögen noch so edel sein — ich zweifle nicht daran — aber trotzdem begeht er ein Unrecht an seiner Tochter. Was soll denn aus ihr werden, wenn der Vater einmal plötzlich stirbt? Sie weiß ja vom Hellen lichten Tage nichts und würde sich nicht zurechtfinden. Sie hat ein Recht darauf, ins Leben hinaus zu treten, wie andere junge Menschen, sich mit jungen Mädchen in heiterer Geselligkeit zu erfreuen. Sie wird ja in Buchenau der reine weibliche Sonderling, das Gegenstück zu ihrem Vater. Das alles habe ich ihm ins Gesicht gesagt, als ich vor länger denn Jahres frist einmal gewaltsam bei ihm eingedrungen bin. Aber glauben Sie, es hätte den geringsten Eindruck gemacht? Gott bewahre! Ganz überlegen hat er mich abgetan und mich höflich, aber kalt wieder hmauskomplimentiert. Und das Komteßchen hat mich mit großen, erstaunten Blicken angesehen, als wäre ich ein Wundertier. Das Kind weiß nicht einmal, was es entbehren muß. Sie tun ein gutes Werk, mein lieber Herr von Ried, wenn Sie da Wandlung schaffen können. Die Komtesse muß vor allen Dingen unter den weiblichen Einfluß einer gebildeten Dame. Sie gebärdet sich ja wie ein wilder Bub. Dabei ist sie jetzt achtzehn Jahre alt geworden. Man kann Las kaum noch ruhig mit an sehen. Mit dem Grafen Buchenau kann man ja nicht rechten. Seit der bösen Affäre mit seiner zweiten Frau ist er ent schieden ein wenig unzurechnungsfähig geworden. Also Sie müssen tun, was Sie können, um dem armen Kinde zu helfen." Nach dieser langen Rede hatte die Baronin erschöpft stillgeschwiegen. Hans von Ried hatte versprochen, gelegentlich mit dem Grafen Buchenau darüber zu sprechen. Bisher hatte er aber dies Versprechen noch nicht halten können, da er es in Pias Gegenwart nicht tun wollte. Es war auch eine sehr delikate Angelegenheit, dis ihn im Grunde nichts anging. Auch wußte er nur zu gut, daß Pia gar nicht so bedauerns wert war, als die Baronin glaubte. Als er nun so dahinschritt durch den heißen Sommer morgen, mußte er wieder an die Worte der Baronin denken, l Und er wußte nicht, ob er Pia wünschen sollte, daß sie die Zn fmNzSsischsr Sklaverei. Deutsche in die Fremdenlegion verschleppt! Zu einer halbamtlichen französischen Meldung über ein angebliches bolschewistisches Komplott in der Fremdenlegion veröffentlicht „Humanite" folgenden Bericht ihres Korre spondenten in Sidi Bel-Abbes vom 30. Dezember, worin es heißt, vor einigen Tagen sei es tatsächlich in der Kaserne Les 1. Regiments der Fremdenlegion zu starken Disziplin widrigkeiten gekommen. Über die Ursachen, die ziemlich verwickelt seien, habe ein junger Rheinländer Folgendes gesagt, was von mehreren seiner Kameraden bestätigt wurde: Eine Anzahl von Westdeutschen habe sich nach Unterdrückung der Unruhen im Ruhrgebiet ins be setzte Gebiet geflüchtet. Die französischen Militärbehörden hätten sie entwaffnet und gefragt, ob sie Lust hätten, gegen Bezahlung am Wiederaufbau zerstörter Gebiete mitzuwirken. Viele der jungen Leute hätten sich einverstanden erklärt und ein Schriftstück unterzeichnet, das sie für ihren Kontrakt hielten. Sie seien aber nach Sidi- Bel-Abbes geschickt und in die Fremdenlegion gesteckt worden. Einige hätten sich dort geweigert, ihre Löhnung anzunehmen und hätten heftigen Protest gegen die Täuschung erhoben. Mian habe darauf die Widerspenstigen nach Marokko verschickt. Diese Umstände hätten große Unzu friedenheit verursacht und so sei es zu einigen Kund- gedungen, die gegen Ordnung und Disziplin verstießen, ge- kommen. Die Vorgesetzten hätten darauf ungefähr ein Dutzend Leute in Haft nehmen und die Verschlußstücke der Gewehre entfernen lasten. Zu einem Zusammenstoß zwischen Legionären und Zivilbevölkerung sei es nie gekommen. Oas große Viehsterben. Neues Heilverfahren — Forschungen in England. Geradezu katastrophenhaft sind die Verluste, welche in diesem Jahre die Maul- und Klauenseuche dem deutschen Nationalvermögen zugefügt hat. Die Zahl der verseuchten Gehöfte in Deutschland belief sich in der ersten Hälfte des Jahres auf 30 000, im Juni stieg sie auf 87 000, im August auf 140 000, dann auf 185 000 und noch höher. Stellen weise, besonders in Süddeutschland, sind die Verluste so stark, daß 80—100 °/» der Tiere verendeten. Der Ansteckungsstoff, der die Krankheit heroorruft, war natürlich derselbe wie sonst, aber er zeigte sich ganz be sonders bösartig. Die Krankheit trat viel schärfer auf als früher, nahm einen energischen Fortgang und führte in viel häufigeren Fällen zu einem schnellen Tode. Die Bakterien waren offenbar kräftiger, wenn man so sagen darf (von ihrem Standpunk aus) .gesunder", wirkungsfähiger. Die Gelehrten bezeichnen das als .Virulenz" — man kann es lurz mit .Kraft" verdeutschen. Woher kam diese erhöhte Kr« > des feindlichen Angriffes in diesem Jahre? Man kann es nicht mit Gewißheit sagen, aber es gibt eine recht wahrscheinliche Vermutung. Es ist eine alte Erfahrung, daß ansteckende Krankheiten sehr oft an Kraft gewinnen, wenn sie den .Wirt" wechseln. Die Maul« und Klauenseuche tritt z. B. immer besonders kräftig auf, wenn sie nicht von Rind auf Rind, sondern von Schwein auf Rind oder umgekehrt übertragen worden ist. In diesem Jahre nun hat man als neuere Erscheinung be obachten könne«, daß viele Ziegen erkrankten und verendeten. Die Ziegenhaitung hat nun in Liesem Jahre bekanntlich sehr zugenommen (wir haben jetzt drei Millionen Ziegen), so daß für eine neue Krafisteigerung der Bakterien alle Bedingungen gegeben waren. Wir hätten es also auch hier schließlich mit einer traurigen Folge des Krieges zu tun. Als ein Herd der Seuchenverbreitung haben sich schließ lich leider die Sammelmolkereien herausgestellt, die infolge der Kohlenknappheit — auch eine Kriegsfolge — nicht im stande waren, ihre Milchrttckstände ordnungsgemäß zu er hitzen, wodurch eine Keimabtötung eingetreten wäre. Daß durch diese nicht sterilisierten Sammelrückstände vielfach die Seuche verbreitet worden ist, konnte festgestellt werden. Die Maul- und Klauenseuche ist vor allem deshalb so gefährlich, weil wir für sie noch kein prompt und sicher wirkendes Heilmittel besitzen. Einspritzungen mit einer Lymphe nützen, stellen aber das Vieh nur für kurze Zeit sicher, so daß sie häufig wiederholt werden muffen. Das ist sehr kostspielig. Neuerdings ist man allerdings in der Be- leitung der Lymphe vorwärts gekommen, so daß der Tierarzt sie zur Not selbst gewinnen kann. Das Blut von erkrankt gewesenen und genesenen Tieren gibt den Grundstoff ab, aus dem die Lymphe sich abscheiden läßt. Die große Verbreitung der Maul- und Klauenseuche ist nicht aus Deutschland beschränkt. Osterreich-Ungarn, Belgien, die Schweiz, sogar England leiden darunter. In England dut man den Plan, einige au?ia«gierte Kriegsschiffe als große Welt und ihre Leiden und Freuden kennen lerne» sollte. Jetzt war sie glücklich und zufrieden, aber wer konnte wissen, ob sie sich im geselligen Treiben auch ko wohl fühlen würde? Und doch hatte die Baronin Soltau recht. Man ent- hielt ihr etwas vor, worauf sie ein Recht hatte. Stille und Zurückgezogenheit kann sich ein Mensch aus freiem Wille» wählen, wenn er das Leben mit Freuden und Schmerze« durchkostet hat. Aber willkürlich vorenthalten darf matt niemand das Recht an das Leben und seine Forderungen. Das ist, als wenn man einen Menschen ewig in Gefangen schaft halten wollte, aus Sorge, daß ihm in der Freiheit etwas zustoßen könne. Das wollte er Graf Buchenau gelegentlich zu be denken geben. Die Baronin hatte auch zu ihm gesagt: „Die Komtesse kommt doch nun in das heiratsfähige Alter. Wie soll sie aber «inen Mann bekommen, wenn sie nie mit einem zu- sammentrifst?" Das fiel ihm auch wieder ein. Und er sagte sich, daß auch Graf Buchenau daran gedacht hatte, sein« Tochter eines Tages zu verheiraten, denn er hatte ihm gesagt: „Ich will meine Tochter rein und unverdorben in di« Hande eines wackeren Mannes geben, der ihren Wert erkennt." „Sie kommt aber doch eben mit keinem jungen Mann« zusammen — außer mit mir," dachte er. „Außer mit mir!" Dieser Gedanke ließ ihn plötzlich stutzen. „Wie denn, wenn du dieser Mann wärest — warum nicht du so gut wie ein anderer?" dachte er weiter. Sinnend blickte er vor sich hin. Wollte er nicht eines Tages eine ruhige, vernünftige Ehe eingshen? Konnte er da klüger und besser wählen, als wenn er dies wahrhafte, ehrliche Geschöpf an seine Seite stellte? (Fortsetzung folgt.)