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KeEr-ch-r WW-ruff Nr. 6 DoäMÄüEt WWdsUff UNd UMMgLNd Postscheckkonto Leipzig 28644 dtefts Blatt enthalt die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannfchast Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, des Gtadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt iv«rleser «nd Drucker: Arthur Aschunke tu Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Herman« Lässig, für den Inseratenteil: Arthnr Zschunke, beide in Wilsdruff. Ar. 288. Sonntag de» 12. Dezember 1929. 79. Jahrgang. Amtlicher Teil. Fettverteilung. Auf den Abschnitt 0 dsr Landesfettkarle und auf Vie Krankenbutterkarien werden auf di? Zeit vom 13. bis 19. Dezember 1920 50 x Butter auSzegeben. Meißen, am 10. Dezember 1920. Nr. 1298110. r» Kommunalverband Meißen-Land. Kriegsdeschä-igte—Kriegshinterbliebene. Auf Anweisung des Landesamres für Kriegerfürsorge sollen, soweit möglich, nur vor dem Feste Vorschüsse auf Vie neu festznsetzcnden Versorgungsgebührnisss gezahlt «erben. Die Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen des Bezirks einschließ lich der beiden revidierten Städte Lommatzsch und Wilsdruff (für die Stadt Nossen findet die Auszahlung Lurch das dortige Ortsamt statt), die ans einen solchen Vorschuß Anspruch erheben, wollen persönlich bei dem unterzeichneten Bezirksamt; erscheinen. ! Rcntenbescheide, Reutenguittungsbuch, Militärpaß und Stammlartennummern find dabei unbedingt vorzulegeu, andernfalls kann eine Auszahlung nicht erfolgen. Im Jmeresse einer geordneten Abwickelung der Auszahlungen haben zu erscheinen die Empfangsberechtigten der Anfangsbuchstabe» 8, 0 und I) Dienstag den 14. Dezember L, und O Mittwoch ,, 15. N und ) Freitag „ 17. L und O Sonnabend » 18. V lVI, N, 0 und Montag . 20. V 0, I<, 8 und 8t Dienstag . 21. U 8ab, b, v und V Mittwoch , 22. * Vik und 7. Donnerstag , 23. * Meißen, am 10. Dezember 1920. Nr. 798 k. Xrs. Bmtshaupimaunschaft Meißen Bezirksamt für Kriegerfürsorge. Kleine Zeitung für eilige Leser, * Zn Sachen der Einwohnerwehren und SelbUchuborgani- kationen hat die Reichsregicrung eine neue Note an die Entente gerichtet. * Der Reicksrat ist einverstanden mit der Bewilligung eines Ehrengeschenks von 150 Mark an hilfebedürftige Teilnehmer der Feldzüge von 1864, 1866 und 1870/71. * In Beamtenkreisen ist durch die Donnerstagbeschlüsse des Reich-tags keine Zufriedenheit hervorgerufen worden. Es sollen sich scharfe Widerstände vorbereiteu. * Zum österreichischen Bundespräsidenten wrirde der P olks- Wirt Dr. Hainisch gewählt. * In Prag fand ein regelrechter Barrikadenkampf zwischen Kommunisten und Rechtssozialisten statt. * Auf den rumänischen Senat wurde ein folgenschweres Bombenattentat verübt. * Die argentinische Regierung hat die Ausfuhr von Weizen «'d Weizenmehl freigsgeben. Die überwundene Krists. Zu der Abstimmung in der Donnerstags- jitzung des Reichstages, wobei durch die Annahme der Negierungsvorschläge und die Annahme der weitergehenden Anträge in der Beamtenfrage die drohende Krise ver mieden wurde, wird von parlamentarischer Seite geschrieben: Düs Kesseltreiben in der Frage der Beamtengehälter. Has nachgerade bis hart an den Rand einer Finanzminister- ader «ar einer Kabinettskrise gediehen war. hat sich im «verletzten Augenblick doch noch sozusagen in Wohlgefallen «ufgelost. Die feste Haltung der Regierung hat ihre Früchte getragen, insofern wenigstens, als schließlich alle über die von ihr gebilligten Ausschußbeschlüffe hinausgehenden Partei anträge abgelehnt und die Neuregelung der Teuerungs- sulagen zum Gesetz erhoben ivurde, die nach Überzeugung der Finanzverwaltung mit der Leistungsfähigkeit des Reiches gerade noch vereinbar waren. Es bleibt also dabei, daß im wesentlichen nur die Kinderzulagen erhöht werden. Die Deutschnationalen blieben mit ihrer Forderung «ach einer allgemeinen Erhöhung dieser Bezüge bei der Ab stimmung ebenso allein, wie die Mehrheitssoziäldemokraten mit der ihrigen. Nur wenn diese beiden Parteien sich zu einer irgendwie gearteten Gemeinschaftlichkeit der parla mentarischen Attion zusammengefunden Hütten, wäre es zu der schon in grellen Farben an die Waud gemalten Krisis wirklich gekommen. Aber das Bewußtsein der Unmöglichkeit eines solchen Zusammenarbeitens dämpfte von voinheretn die AngriMraft der Parteiführer und verstärkte natürlich auf der andern Seite die Entschlossenheit der Regierung sowohl wie der Mehrheit-Parteien zum Widerstand gegen die nach ihrer Überzeugung unerfüllbare Forderung, und so ergab sich ZUM Schluffe eine überwältigende Mehrheit für die AuSschußantrage, da natürlich auch Sozialdemokraten und DeutsÄnationale nicht gegen sie stimmen konnten. Nur die äußerste Linke hielt sich abseits. Die Beamtenschaft aber lieht sich nunmehr einer endgültigen Beschlußfassung des Reichstags gegenüber, gegen die es keine höhere, geordnete Instanz mehr gibt. Aber vielleicht eine ungeordnete? Diese Frage steht jetzt in ihrer ganzen Schwere zur Entscheidung. Das Wort »Beamtenstreik" löst sich heute schon unglaublich leicht von den Lippen auch solcher Staatsbediensteten, die noch vor ,ar nicht langer Zeit den bloßen Gedanken an diese Art von Selbsthilfe mit Entrüstung von sich wieien. Die Not ist inzwischen mehr und mehr gestiegen, und die Beamten haben gesehen und sehen noch alle Tage, wie rings um sie herum die Gehalts- und Lohnoerhältnisse fast ohne Unterlaß Liesen sich ständig verschiebenden Zuständen nachzuiommen suche«. Bald im Wege der Verständigung, bald im Wege des Zwanges. Sie mußten warten, bis man sich zuletzt auch ihrer erinnerte. Bei der Arbeit, bei der Pflichterfüllung, bet den Entbehrungen, standen sie immer m den vordersten Reihen, bei dsr Regelung ihrer Ledsns- lage mußten sie Geduld zeigen und immer wieder Geduld. Während sonst die verzweifelte Lage der Reichs und Staatsfinanzen einer fragwürdigen Geldwirtschaft öurcy- aus nicht im Wege stand, versteifte sich gerade ihnen gegen über der Widerstand der Maßgebenden bis zum starren Nein und war auch durch noch so dringliche Einwirkung auf Parteien und öffentliche Meinung nicht zu brechen. Gewiß, ste geben zu, Laß die Reihen des Beamtenheeres in den letzten Jahren übermäßig angeschwollen sind, daß ins besondere die Zahl der Hilfskräfte in allen Verwaltungen Len Bedarf weit übersteigt. Aber sie können nicht ein- fehen, warum sie darum die Leidtragenden sein sollen, während doch sonst auf diesem Gebiete auch nicht zwischen gerecht und ungerecht entschieden zu werden pflegt. Der richtige Zeitpunkt, hier den Besen in die Hand zu nehmen, ist eben leider ^»erfäumt und eine Unterlassungssünde ist immer wieder die Ursache weiterer Verschuldungen. So bleibt ein Nest zu tragen peinlich. Vorläufig kann man nicht absehen, wie die Beamten sich nun ihrerseits entschließen werden. Daß ste den radi kalen Rufern in ihrer Mitte nicht unbesonnen Gefolgschaft leisten werden, ist sicher: aber wenn selbst die christlichen, unter der Leitung des Wohlfahrtsministers Steger wald stehenden Organisationen Mindestforderungen aufgestellt haben, hinter denen die Reichstagsbeschlüfle doch recht erheblich zurückgeblieben find, so wird ohne weiteres klar, daß wir uns in einer sehr bedenklichen Lage befinden. Ganz gut, daß die Ministerstürzerei als solche ausgegangen ist wie das Hornberger Schießen, damit ist aber der ganze Fragekomplex, um den es sich diesmal handelt, noch lange nicht erledigt. Ls wäre mit Freuden zu begrüßen, wenn sich die Beaniten. angesichts der großen Mehrheit, mit der die Regierungsvorlage schließlich zustande gekommen ist, bei der damit immerhin erreichten Verbesserung ihrer Lage zufiieden geben wollten. In jedem Fall Haden sie eine schwere Ver antwortung zu tragen. Österreichs BunSssprästdsn-. Dr. Michael Hainisch. Wie aus Wien gemeldet wird, ist es endlich im sechsten Wahlgang gelungen, die Mehrheit auf eirien Kandidaten zu vereinigen. Die Bundesversammlung wählte mit ISS von 2L4 Stimme» Dr. Michael Hainisch zum Bundespräsi denten. Nus Sery entfielen 85 sozialdemokratische Stimme». Der gewählte Bundespräsident gehört keiner Partei au. Er hat sich schriftstellerisch und praktisch ans nationalökonomi schem und sozialpolitischem Gebiete betätigt. Er ist der Sohn der bekannten Wiener Frauenrechtlerin Marianne Hainisch. Der Präsident ist 60 Jahre alt. Die Wahl des neuen Bundespräsidenten wird von den Organen aller Parteien sehr gut ausgenommen und all seitig die überragende geistige Bedeutung des neuen Bundes präsidenten anerkannt. Der neue Bundespräsident hat selbst Musterwirtschaften auf seinen eigenen Gütern eingeführt und ist in der letzten Zeit stets für die Hebung der öster reichischen Produktion eingetreten. Er verlangte, daß die österreichischen Alpenländer mit tüchtigen Schweizer Land wirten durchsetzt weihen sollen, welche geeignet seien, den österreichischen Bauern praktischen Unterricht in der Land wirtschaft zu erteilen. Dr. Hainisch ist vollkommener Ab stinent und wandte sich in einem in den letzten Tagen erschienenen Artikel gegen die Bauern, welche ihrer Ab lieferungspflicht nicht Genüge leisten. Er bezeichnete es als einen Skandal, daß in einem »Staate, in dem sich eine Million Milchkühe befinden, nicht einmal die Säuglinge genügend Milch haben. Der neue Bundespräsident wird in dem ehemaligen Belvedere wohnen. zBarrikaSenkampfe in Prag. Kommunisten gegen Rechtssozialisten. Das Arbeitcrheim in Prag ist gegenwärtig der Schau platz blutiger Kämpfe, deren Ende noch gar nicht abzuiehen ist. Das Bolkshelm, Las von Len Kommunisten unter Dr. Schmeral gewaltsam besetzt worden war, ist durch rechtskräftiges Urteil den Unabhängigen und Mehrheits- soziattsten zugesprochen worden. Trotzdem weigern sich die Kommunisten, es zu räumen. Deshalb rückte ohne vorherige Ankündigung Gendarmerie und Polizei gegen das Volkshaus vor, um es zu besetzen und auf diese Weife dem Urteil Geltung zu verschaffen. Die im Volksheim zufällig anwesenden 50 Kommunisten, die von dem Anrücken der Polizei und Gendarmerie Kenntnis erhalten hatten, verbarrikadierten sich tu aller Eile und empfingen die mit gefälltem Bajonett heranrückenden Mannschaften mit einem Steinhagel. Es kam zu wüste» Kämpfen, in dessen Verlauf zwei Gendarmen schwer ver letzt wurden. Wieviele Opfer der Kampf auf feiten der Kommunisten forderte, ist noch nicht festzustellen gewesen. Einem Sturmangriff der Polizei und Gendarmerie gelang es, das Volkshaus zu nehmen und zu besetzen. Auf Mitteilung von den Vorfällen rücken gegenwärtig aus allen Teilen Prags, besonders aus Zizkow kommu nistische Arbeiter heran, um ihren -bedrohten Freunden zu Hilfe zu eilen. Im Augenblick hält der ziemlich dichte Kordon der Gendarmerie und Polizei im Volksheim noch dem Ansturm stand. Wie lange dies währen wird, ist nickt vorauszusehen, um so mehr, als die Nachricht eintrifft, daß aus dem zwei Stunden von Prag entfernten Kommunisten nest Kladno ein Extrazug mit Hunderten von Kommunisten abgeiasftn wurde. . NeLchswirischafSsrai. Berlin, 10. Dezember. Nach einer längeren Pause ist heute derReichswirtfchafts- rat wieder zu einer Vollsitzung zusammengetreten, Die große Pause ist dadurch entstanden, daß für den Reichswirtschastsrat keine Unterkunft vorhanden gewesen ist. Auf der Tages ordnung steht dos Gesetz über die Betriebsbilanz. Für die Mehrheit des Ausschusses berichtet Abg. Dr. Frank: In den Sitzungen des Sozialpolitischen Ausschusses wurde mit einer Änderung der Gesetzentwurf über die Betriebsdilanz mit 14 gegen 11 Stimmen angenommen. Gellern hat nach Zeitungsberichten der Reichsrat.zu dem Entwurf Stellung ge nommen und ihm nach den Regierungsvorschlägen zugestimmt. Aus unsere Stellungnahme hat man nicht gewartet. Wir können über das Vorgehen des Reichsrates nur unser tiefes Bedauern aussprechen. (Zustimmung.) Abg. Aufhäuser (Arbeitnehmer) berichtet für die Minder heit: Die Regierung hatte reichlich Zeit, die Vorlage recht zeitig einzubringen. Sie kam aber so spät, daß Reichstag und Reichswirtschaft- rat nicht vorher befragt werden konnten. Die Arbeitnehmer wollen hier nicht nur auf bestehende Para graphen des Handelsgesetzbuches verweisen, der Betriebsrat soll die Zusammenhänge der Geschäftsvorgänge kennen lernen- Dazu genügt die Handelsbilanz nicht. Nach dem Bctriebs- rätegesetz 8 72 soll erst eine besondere Vorlage festlegen, welche Anforderungen an die Betriebsbilanz zu stellen und. Darauf verzichtet die Regierungsvorlage. Die Handelsbilanz soll die allgemeine Lebensfähigkeit des Unternehmens zeigen, die Betriebsbilanz dagegen soll den Betriebsräten Einblick gewähren in die inneren Betriebsverhältnisse, in die eigent liche Bedeutung der Abschreibungen, wenn sie Produktions reserven sind. Sie wollen aber keine Abschreibungen als Geheimreservcn zur Bilanzverschleierung. Die Bilanzen müssen durchsichtiger gemacht werden, als es jetzt der Fall ist. Das Betriebsrätegesetz hat gerade darum so große Mißstimmung bei den Arbeitnehmern erregt, weil es so unklar und kautsämk- artlg ist. Ich bitte auch die Unternehmer, sich bei der Be urteilung der Vorlage von dem Gedanken freizumachen, daß die Produktion ausschließlich Privatfache des Unternehmers sei. Wir müssen endlich zur gemeinwirtschaftlichen Produktion kommen. Reichsjustizminister Heinze: Das Betriebsrätegesetz nimmt klar und eindeutig Bezug auf die Handelsbilanz mit der Ein schränkung, daß sie sich nicht bezieht auf das Privatoermögev des Unternehmers. Allerdings können nicht Unterlagen zur Bilanz geimdert werden. (Hört, hört!) Dieser Sinn Les Betriebsrütegetetzes ist bei den Beratungen unzweideutig fest- gUegt worben. Die Arbeitnehmerschaft erhält durch dieses GeioL weitgebende Neckte ruaebilliat. (Beifall.)