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MsdmfferTageblaü Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Postscheckkonto Leipzig 28614 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Korstrentamts Tharandt Verleger und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für de» Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Nr. 230. Dienstag den 5. Oktober 1920. 79. Jahrgang. Amtlicher Teil. M GeWtM der MerzeWetes Behörde '.ft vom 4. Oktober d. I. ab für Montag bis Freitag auf 8 bis !, ^3 bis 6 Ahr und für die Sonnabende durchgehend von 8 dis V"2 Ahr festgesetzt worden. Kafsenschluß täglich V-1 Uhr Mittags. -« Finanzamt Meitze«, Schloßberg 9. iIII!IIIllll'!Ii>!i!!''»IIIII!IillIIIIUliIIIIIII!!IIIIIIIlIIIIIIIII«IIIIIIIIII»IIIIll»IIIII!!IIIIiII!»IIII!»iIIIIIII!»IIIIIIIIIII»IIIIllIIIIIIIIiII»IIIIII»ll!IIttII>II»II ? IIII!IIII!II '!!i!!!!!i'I!IIIIIItt!IIIIIUlIIIII!«I!IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII!IIIII !III!IIIII»IIIIIlIIIIIIIIIIIIII»I!»IIIIIIII!bIIIII»»«IIIIIIIIIIII!!!!III!IIIIII!IIII!II»»IIIIIIIII!IIIIIIII!IIIlIUIIIIIIIIIII»IIIIIIlIIIIttIIIII!IIIII!!III>II!IIIIII!IIIIII haben im „Wilsdruffer Tage blatt", das einen weitver zweigten u. kaufkräftigen Leser kreis besitzt, große Wirkung. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Die Übernahme der Wasserstraßen auf das Reich, die für i den 1. Oktober geplant war, ist verschoben worden, weil die Ausgleichsverhandlungen mit den in Betracht kommenden 14 Einzelstaaten noch nicht beendet sind. * Aus dem Reichswirtschaftsministsrium wird erklärt, daß an die Einführung eines wirtschaftlichen Dienstiadres ernstlich S niemals gedacht worden ist. * Der Prozeß gegen die Marburger Studenten der a : s 18. Oktober in Kassel stattfinden sollte, ist am Mute November verschoben worden. ' * Die österreichische Nationalversammlung beschloss ein stimmig innerhalb von sechs Monaten eine Volksabstimmung über den Anschluß an Deutschland vorzunehmen. * Der neue deutsche Botschafter für Italien, v. Berenberg- Gobler, ist in Rom eingctroffen und hat die Dienstgeschäste übernommen. Spaltung in Ser Entente! Frankreichs Trenn ung von England. Der Sonderberichterstatter der »Daily Chronicle" aus der Brüsseler Finanzkonferenz knüpft an die Rede des ameri. kanischen Delegierten auf der Konferenz, Boyden, das.entant tsrrible, nach dem die Franzosen und andere mit der Peitsche knallen", Betrachtungen an, die Beachtung verdienen, da das Blatt Lloyd George nahesteht. Der Berichterstatter schreibt, alle Anstrengungen seien gemacht worden, um die Finanzkonferenz in Abstand von de« tiefsten Ursachen der Krankheit Europas zu halten und sie zn einem höflichen und diskreten Zusammentreffen wirt schaftlicher Arzte zu machen, die alles täten, nur nicht dem Patienten die reine Wahrheit sagten, und die Operation nicht bezeichnen wollten, die sofort notwendig sei. England könne es sich nicht leisten, sich die wesentlichen Tatsachen der schwierigen Lage Europas noch länger zu verhehlen. Frankreich habe sich von England getrennt. Es bestehe nicht nur eine Spaltung in der Entente, für wichtigere Zwecke bestehe die Entente selbst kaum noch. Ferner wird in dem Aussehen erregenden Artikel dar gelegt, daß man ursprünglich auf der Konferenz die Frage habe erörtern wollen, wie die deutsche Entschädigung greifbar gemacht werden könne, und daß in Spa Lloyd George „einen heldenhaften Versuch" gemacht habe, die Grundlage zu finden, auf der die Gesamtentfchädigungs- summe in kurzer Zeit festgesetzt werden könnte, und, nach dem ihm dies nicht gelungen war, zu diesem Zwecke ein neues Zusammentreffen mit den Deutschen in Genf vor geschlagen habe. Millerands Weigerung, schreibt der Berichterstatter, sei an sich schon ein übler Schlag gewesen, der jedoch durch das, was sie einschloß, noch schlimmer wurde. Als zutage Kat, daß Frankreich auf seiner Weigerung, nach Genf zu gehen, bestehe, sei die Frage entstanden, ob die Finanzkonferenz nicht lieber aufgegeben werden sollte. Jetzt seien keinerlei Anzeichen dafür vorhanden, daß Frankreich nachgeben werde. Die Darlegung Boydens, daß die Sieger den Besiegten entgegen kommen und ein fester Friede und eine wirkliche Einigung Zustandekommen müßten, ehe Amerika Hilfe leisten könnte, sei ein Kommentar zu den bestehenden Tatsachen gewesen. Der Berichterstatter schließt: .Die Versammlung des Völker bundes findet Mitte November statt. Man darf fragen, ob die britischen Delegierten, wenn unsere Freunde in Paris dann noch immer unversöhnlich sind, nicht ähnlich wie Boyden sprechen sollten." Togo und Kamerun. Rechtswidrige Pläne Frankreichs. Die Zeitungsnachrichten, daß Frankeich die ehemaligen putschen Schutzgebiete ^.ogo und Kamerun zu annektieren oeachichttge, sind von den deutschnationalen Mitgliedern des N-ichgtags. Lav-rrenz und Berndt, zum Gegenstand einer infrage an die Reichsreglerung gemacht worden. Hierzu wird jetzt halbamtlich erklärt: „Die ReichSrcgierung kennt di- fraglichen Zeitungs- mrchrichten und verfolgt sie auf das genaueste. Sie wird selbstverständlich kein Mittel unversncht lassen, auf die Ein haltung der Bestimmungen im Artikel 22 des Friedens- Vertrages hinznwirken. Die deutsche Regierung kann jedoch eicht annehurcn, daß die französische Regierung angesichts »es klaren Wortlautes des Vertrages mit der Absicht um gehen oder damit durchdringen könnte, die früheren deutschen Kolonie» Togo und Kamerun zu annektieren. Eine solche mit dem Versailler Vertrag nicht im Einklang stehende Maßnahme, der die Rcichsrcgicrnng ihre Anerkennung vcr. sagen müßte, würde der von der französischen Regiernna mit so großem Nachdruck vertretenen Politik der strikten Erfüllung des Friedensvertrages widersprechen." Nach Artikel 22 des Friedensvertrages sollen Gebiete, wie Togo und Kamerun, unter die .Vormundschaft von fortgeschrittenen Nationen gestellt werden, die . . . am besten imstande und bereit sind, die Verantwortung für das Wohl ergehen und die Entwicklung dieser Völker auf sich zu nehmen". Die Vormundschaft hätten diese Nationen .als Beauftragte des Völkerbundes und in dessen Namen zr führen". Eine Annexion Togos und Kameruns würde alle eine schwere und ausdrückliche Verletzung des Versailler Vertrages bedeuten. Die Versorgung -sr Krisgerwiiwen. Starke Meinungsverschiedenheiten. In Berlin verbandeln in diesen Tagen die Vertreter der Kriegsbeschädigten-Organisationen m Ncichs-Arbeftsmml- sterium über die Ausführungsbestimmungen zum neuen Ver- sorgungsgefetz. Bei Beratung des 8 37 des Gesetzes kam rs zu erregten Auseinandersetzungen zwischen den Beaus- tragten der Regierung und den Vertretern der Organi sationen. Der 8 37 des Gesetzes bestimmt, daß die erwerbsfähige Kriegerwitwe 30 °/°, die erwerbsunfähige so °/o der Vollrente bekommen soll. Von dem Grundsatz ausgehend, daß die Mutter ihren Kindern im Hause erhalten werden soll, wird dann weiter bestimmt, daß jede Mutter, die ihr Kind selbst erzieht und versorgt, als erwerbsunfähig angesehen werden und somit die höhere Rente von 50 "/o erhalten soll. Nun find aber die Rentensätze sür die Kriegshinter bliebenen zu niedrig, um davon ausschließlich den Lebens unterhalt bestreiten zu können. Es erhält z. B. die Witwe eines Fabrikarbeiters für sich und zwei Kinder 4461 Mark jährlich, die Witwe eines Fabrikbesitzers ebenfalls mit zwei Kindern 6687 Mark jährlich. In den größeren Städten ge nügen diese Sätze nicht, um die Kosten des Lebensunter. Haftes zu bestreiten. Die Kriegerwitwe bedarf also eines Zuschusses entweder aus vorhandenem Vermögen oder aus einer Erwerbstätigkeit. Auf eine Anfrage des Vertreters des Internationalen Bundes der Kriegsbeschädigten erklärte der Beauftragte der Regierung, daß diejenigen Krieger witwen, welche gezwungen sind, einen, Zuschuß aus dem Erwerb zu bestreiten, nicht die höhere Rente erhalten können, da man von einer Frau, die regelmäßig einem Erwerb nachgehe, nicht sagen könne, daß sie ihre Kinder selbst erzieht und versorgt. Gegen diese Auslegung des Gesetzes erhoben die Ver treter der Organisationen schärfstsn Protest, und da dieser erfolglos blieb, verließen die Delegierten des Internationalen Lundes den Saal. politische Rundschau. Deutsche- Mi-d. * Finanzielle Notlage der Reichseisenbahn. Aus der Reichsverkehrskonferenz in Würzburg wurde die sehr bedenkliche finanzielle Lage der Reichseisenbahnen erörtert. Minister Gröner ersuchte die Präsidenten, alles einzusetzen und aufzubieien, um eine Besserung der Finanzlage herbei- zuführen. Es herrschte Übereinstimmung darüber, daß Lie Hebung der Leistungen der Eisenbahnen von der glücklichen Lösung der Personalsrage abhängig sei. Die Ausführungsbestimmungen zum Tumutt- schädengesetz werden vom Reichsrat demnächst verabschiedet werden. Die Einsetzung der Entscheidungsausschüsse erfolgt unmittelbar hierauf, die Ausschüsse werden ihre Arbeiten demnächst beginnen können, sodaß schon im November die ersten Entschädigungen gezahlt werden können. 48 Die Entwaffnung der Zivilbevölkerung auf Grund des Entwaffnungsgesetzes ist bisher zur Zufriedenheit des Reichskommissars ausgefallen. Augenblicklich ist in der Waffenabgabe eine Pause eingetreten. Man schätzt die Auf wendungen des Reiches für die Waffenabgabe bisher auf 20 Millionen Mark. Die Entwaffnung wird noch parla mentarische Nachspiele haben, da Teile der Bevölkerung ver ärgert sind, daß rechtmäßig erworbene Waffen nicht zum Kaufpreise erworben wurden, sondern ebenso wie die ge stohlenen Reichswaffen nur mit Prämienpreisen zurückgekauft worden sind. Für Einwohnerwehrwaffen wird nach Ent scheidung des Reichskommissars keinerlei Entschädigung bei der Ablieferung bezahlt. -K Schulstreik in Elberfeld. Etwa 4000 Schulkinder sind nach vorangegangenem Umzuge mit den Eltern durch die Stadt in den Schulstreik getreten. Es wird die sofortige Einführung der weltlichen Schule verlangt, während die Schulüeputaiion die Schaffung dieser Schule erst zum 1. April beschlossen bat. Eine Abordnuna unterbreitete im Raihause oem Schuldezernenten fünf Forderungen, in denen neben der freien Schule auch die Mitarbeit von Vertretern der freien Schulgesellschaft bei Errichtung der weltlichen Schule ver langt wird. Der Schuldezernent sicherte zu, die SchulSepu- iation sofort einzuberufen und ihr die Forderungen zu unter breiten. -I- Gegen den Schmuggel im Westen. Wie halbamtlich erklärt wird, hat zwischen Verketern der Landes- und Staatsregierung in Münster eine Besprechung über den Schmuggelhandel an der holländischen Grenze stattgefunden, übereinstimmend war man der Meinung, daß sich die Zu stände an der Grenze dank dem energischen Durchgreifen Ler Sicherheitspolizei wesentlich gebessert hätten. Weitere Verbesserungen sollen durch Auffangmaßregeln im Hinter lande und eine scharfe Kontrolle der großen Eisenbahn knotenpunkte geschaffen werden. * Lieber Noskau als Moskau! Recht charakteristisch für die völlig zerfahrenen Verhältnisse innerhalb der Unab hängigen ist auch der Kampf um die Parteikasse. Der Geschäftsführende Ausschuß der Partei von Groß-Berlin hat sich bereits zu einem Aufruf veranlaßt gesehen, in dem es unter anderm heißt: .Besonders warnen wir vor jeder un rechtmäßigen Aneignung und Zurückhaltung von Kassen oder Materialien, die der Gesamtmitgliedschaft gehören." Der .Vorwärts" berichtet im Anschluß daran über einen solchen Kampf um die Varteikasse im sechsten Berliner Distrikt. Dabei habe man sich mit Fäusten und Spazierstöcken traktiert, und die Anhänger des rechten Flügels wären mit dem Schlachtruf: .Lieber N skau als Moskau!" gegen die kommunistisch gelichteten Parteimitglieder losgezogen. Schließlich drangen die Kommunisten in die Wohnung des Kassierers ein und .befreiten" die Kasse. Großvmanmen. X Der Handelsvertrag mit Sowjctrustland ist jetzt endlich zustandegekommen. Danach dürfen Waren jeder Art, ausgenommen Kriegsmaterial, zwischen beiden Ländern frei ein- und ausgeführt werden. Handelsagenten mit kon sularischen Befugnissen werden beiderseits zugelaffen. Die Frage der Schulden der zaristischen Negierung wird bis zu einer Friedenskonferenz vertagt. Die russischen Delegierten haben schon große Ankäufe von Textilwaren und Maschinen getätigt. Die erste Zahlungsrate wird in Gold geleistet, das bereits bei einer Bank in Reval deponiert worden ist. polen. X Weitere Erfolge über die Bolschewisten meldet der polnische Heeresbericht und besagt im einzelnen: Im Nord- osteu von Groüno erreichten unsere Abteilungen ohne Fühlung mit dem Feinde zu haben, die Linie des Flusses Ula. Die Verfolgung der in den Kämpfen bei Lida aufgeriebenen dolfchewistifchen Divisionen entwickelt sich weiterhin sehr günstig. Die Beute der 2. Armee beträgt vom 20. bis 30. September 2S000 Gefangene und 100 Geschütze. Bei Baranowitjchi machten Posener Abteilungen 1000 Gefangene und erbeuteten 36 Maschinengewehre. Ungarn. X Friedlicher Royalismus. An Stelle ver inzwischen emgegangenen Partei sür ein ungarisches nationales König tum hat sich eine neue Partei unter dem Namen Nationale Rvyalistenpartei konstituiert, an deren Spitze Staatssekretär Julius Pekahr steht, und die bei Ausschaltung der Personen frage die Wiedererrichtung des Königstum in Ungarn zu ihrem Programm gemacht hat. Putschartige Lösung wird von der Partei bekämpft. Rußland. X Trotzki verwundet? über Helsingfors kommen aller dings noch unbestätigte Alarmnachrichten des Inhaltes, daß sich in Rußland eine Streikbewegung ausbreitet. An vielen Slellen sei es zu Unruhen gekommen. In Petersburg sollen mehrere Kommissare erschossen worden sein. An der West front herrsche große Unruhe. Die Bevölkerung fordere so fortigen Frieden. Trotzki soll verwundet und Budjenny vor ein Kriegsgericht gestellt worden sein. Aus In« und Ausland. Berlin. Die Zwangsbewirtschaftung des inlän dischen Tabaks wird für das neue Erntejahr aufgehoben werden. Die entsprechenden Bestimmungen werden erlassen werden, sobald die Verteilung der 1919er Jnlandernte abge schlossen ist. London.. In Irland sind seit dem 1. Januar 110 Poli zisten getötet worden. 13 MUglieder der irländischen Polizei haben unter dem Vorwand, die Arbeit, die sie ver richten müßten, ekle sie an, den Abschied verlangt. Paris. Auf dem Gewerkschaftskongreß in Orleans sprachen sich die meisten Redner gegen den Anschluß an die Dritte »Internationale aus, namentlich Rioelli, der vührer der französischen Seeleute.